Revision des Haushaltstyps in der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC)

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Transkript:

Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Statistik BFS Abteilung Bevölkerung und Bildung März 2017 20 Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung Revision des Haushaltstyps in der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) Auskünfte: Informationsdienst SILC, BFS, Sektion Einkommen, Konsum und Lebensbedingungen Tel.: +41 58 46 368 04 E-Mail: info.silc@bfs.admin.ch www.silc.bfs.admin.ch N be-d-20.03-silc-06

Inhaltsverzeichnis 1 Ziele... 3 2 Definitionen... 3 3 Detaillierte Ergebnisse... 4 3.1 Vergleich zwischen der neuen und der alten Haushaltstypologie der Erhebung SILC... 4 3.2 Auswirkungen auf den Lebensstandard und die Armutsgefährdung... 5 2

1 Ziele Nachdem das Bundesamt für Statistik die Definitionen der Familientypen harmonisiert hat, wird nun für die Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) eine neue Haushaltstypologie verwendet. Diese Harmonisierung ermöglicht eine wesentliche Verbesserung der Vergleichbarkeit der Familientypen in den Haushaltserhebungen. Das vorliegende Dokument stellt die neue Definition vor und liefert detaillierte Informationen über die Auswirkungen von deren Anwendung auf die Ergebnisse. Die neue Typologie wird im April 2017 im Rahmen der Veröffentlichung der SILC-Ergebnisse 2015 eingeführt. In den Standardtabellen der Erhebung SILC 2014 werden beide Typologien parallel verwendet. 2 Definitionen Neue Haushaltstypologie in der Erhebung SILC Haushaltstyp Einpersonenhaushalte oder Paare ohne Kinder Einpersonenhaushalte Einpersonenhausalte unter 65 Jahren Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren Paare ohne Kinder im Haushalt Paare unter 65 Jahren Paare ab 65 Jahren Familien mit Kind(ern) Einelternfamilien Paare mit Kind(ern) Einelternfamilien oder Paare mit Kind(ern) ab 25 Jahren Übrige Haushaltstypen Die wichtigste Änderung betrifft die Definition der Kinder. In der neuen Typologie wird ein Kind definiert als Person zwischen 0 und 24 Jahren, die mit einem Elternteil im gleichen Haushalt lebt. Wenn Haushalte ein Kind unter 25 Jahren und weitere Töchter/Söhne über 24 Jahren umfassen, gelten sie als «Familien mit Kind(ern)», wobei die Töchter/Söhne ab 25 Jahren in diesem Fall ebenfalls als Kinder zählen. Erwachsene in einem Haushalt gelten als Paare, wenn sie eine partnerschaftliche Beziehung führen oder verheiratet sind. Haushalte mit zwei Erwachsenen, die keine partnerschaftliche Beziehung führen und nicht verheiratet sind, werden als «Übrige Haushaltstypen» klassiert. Das Alter des Paares wird anhand des Alters der älteren Person bestimmt. Paare mit Kindern und Einelternfamilien werden neu nach der Anzahl und dem Alter der Kinder differenziert. Haushalte, die neben dem Paar/der Einzelperson und ihren Kindern weitere Personen umfassen, werden als «Übrige Haushaltstypen» klassiert. 3

Unterschiede zur alten Haushaltstypologie der Erhebung SILC Haushaltstyp Haushalte ohne Kinder Einzelperson unter 65 Jahren Einzelperson ab 65 Jahren 2 Erwachsene unter 65 Jahren 2 Erwachsene, wovon mindestens 1 ab 65 Jahren Übrige Haushalte ohne Kinder Haushalte mit Kindern Einelternhaushalte mit Kind(ern) 2 Erwachsene mit 1 Kind 2 Erwachsene mit 2 Kindern 2 Erwachsene mit 3 und mehr Kindern Übrige Haushalte mit Kindern Im Folgenden werden die wichtigsten Unterschiede zur alten Typologie aufgeführt: Als Kinder galten bisher sämtliche Personen unter 18 Jahren (mit oder ohne Verwandtschaftsbeziehung «Kind») sowie alle nichterwerbstätigen Personen im Alter von 18 24 Jahren, die mit ihrem Vater und/oder ihrer Mutter leben. Neu werden Haushalte mit erwerbstätigen Kindern zwischen 18 und 24 Jahren als «Familien mit Kind(ern)» klassiert (d.h. nicht mehr als übrige Haushalte). Der Begriff 2 Erwachsene (in einer Paarbeziehung oder nicht) verschwindet und wird mit dem Begriff Paare ersetzt. 3 Detaillierte Ergebnisse 3.1 Vergleich zwischen der neuen und der alten Haushaltstypologie der Erhebung SILC Ergebnisse SILC 2014 Die grössten Auswirkungen hat die neue Typologie auf den Anteil der Haushaltstypen «Einelternfamilien» (vorher: 3%; neu: 4,7%) und «Paare mit Kind(ern)» (vorher: 19,5%; neu: 24,3%). Dieser steigt aufgrund der Aufhebung des Kriteriums «erwerbstätig» in der Definition der Kinder. Der Anteil der Kategorie «Übrige Haushaltstypen» sinkt dagegen von 10% auf 6,9%. 4

An der Klassifikation der alleinlebenden Personen ändert sich mit der neuen Definition nichts. Die Mehrheit der Haushalte mit zwei Erwachsenen gilt neu als «Paare ohne Kinder». Da zwei Erwachsene in einer Partnerschaft oder Ehe leben müssen, um in der neuen Typologie als Paar zu gelten, werden einige Haushalte zu den «Einelternfamilien» (ein Elternteil mit einem Kind zwischen 18 und 24 Jahren) oder zur Kategorie «Übrige Haushaltstypen» (zwei Erwachsene, die keine partnerschaftliche Beziehung führen und nicht verheiratet sind, z.b. Mitbewohner/innen) gezählt. Bei den 180 Haushalten (613 Personen), die vorher als «Übrige Haushalte ohne Kinder» galten und neu zur Kategorie «Paare mit Kind(ern)» zählen, handelt es sich um Haushalte mit mindestens einem Kind zwischen 18 und 24 Jahren, das in der alten Typologie unter den Erwerbstätigen klassiert wurde. Bei den 202 Haushalten (935 Personen), die vorher als «Übrige Haushalte mit Kind(ern)» galten und neu zur Kategorie «Paare mit Kind(ern)» zählen, handelt es sich um Haushalte mit mindestens einem Kind zwischen 18 und 24 Jahren und mindestens einem Kind unter 18 Jahren (dasselbe gilt für die vier Haushalte, die zur Kategorie «Übrige Haushalte mit Kind(ern)» zählten und jetzt als «Einelternfamilien» gelten). Bei den 41 Haushalten (139 Personen), die vorher als «2 Erwachsene mit Kind(ern)» galten und neu zu den «Einelternfamilien» zählen, handelt es sich um Einelternhaushalte mit zwei Kindern, von denen eines über 25 Jahre alt ist. Merkmale der Gruppen mit geändertem Status Die Haushalte, die neu als «Übrige Haushaltstypen» klassiert sind, zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: Sie enthalten keine Paare. Sie enthalten eine Person, die kein Familienmitglied ist. Sie umfassen mehrere Generationen. Die Kinder (Sohn/Tochter) sind alle über 25 Jahre alt. Die Haushalte, die vorher als «Übrige Haushalte ohne Kinder» galten und neu zu «Familien mit Kind(ern)» zählen, sind Haushalte mit erwerbstätigen Kindern zwischen 18 und 25 Jahren. Schliesslich verringert die neue Typologie den Anteil der Haushalte, die als «Übrige Haushaltstypen» gelten. In den veröffentlichten Tabellen wurden Haushalte mit ausschliesslich Kindern über 25 Jahren von der Kategorie «Übrige Haushaltstypen» abgegrenzt. Sie gelten als «Einelternfamilien oder Paare mit Kind(ern) ab 25 Jahren». 3.2 Auswirkungen auf den Lebensstandard und die Armutsgefährdung Die neue Typologie macht sich in der Erhebung SILC 2014 vor allem beim leichten Anstieg des Medianeinkommens der Einelternfamilien und der Paare mit Kindern bemerkbar. Die Armutsgefährdungsquote der Paare mit Kindern sinkt um rund einen Prozentpunkt. Bei den Einelternfamilien ist dieser Rückgang markanter (vorher: 26,2%, neu: 21,8%). Keine der Auswirkungen der neuen Haushaltstypologie überschreitet jedoch das Vertrauensintervall. Der Hauptgrund für diese Änderungen besteht darin, dass zu den Paaren mit Kindern und den Einelternfamilien neu Haushalte mit mindestens einem erwerbstätigen Kind unter 25 Jahren gezählt werden. Bei den Haushalten ohne Kinder ist keine nennenswerte Änderung festzustellen. 5

Auswirkungen der neuen Haushaltstypologie auf den Median des verfügbaren Äquivalenzeinkommens (Lebensstandard), Haushalte mit Kind(ern), SILC 2014 Auswirkungen der neuen Haushaltstypologie auf die Armutsgefährdung (Schwelle bei 60%), Haushalte mit Kind(ern), SILC 2014 6