Bericht vom Besuch des Tierasyls in Sarajevo

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Transkript:

Bericht vom Besuch des Tierasyls in Sarajevo 24. September 2014 Bericht: Thomas David, Helfer ohne Grenzen e.v. Fotos: Markus Renc, Thomas David Am Mittwoch, den 24. September 2014 trafen wir uns mit Aida, unserer Dolmetscherin und treuen Begleiterin für diesen Tag, an der Kathedrale in Sarajevo um dann gemeinsam zum Tierasyl in Sarajevo zu fahren. Das Tierasyl liegt nordöstlich von Sarajevo in einer etwas abgelegenen Berggegend. Dort trafen wir uns mit Goga Ristic, der Leiterin des Tierheims. Goga, Thomas und Aida Wir wurden sehr herzlich empfangen und durften auch gleich die Besichtigungsrunde starten. Dabei konnte ich eine Sonderspende von HoG sowie einen Tierkalender an Goga und ihr Team überreichen. Wassermassen machen das Leben schwer Schon zu Beginn zeigten sich die ersten Schwierigkeiten. Das Tor zum Tierheim, ein zusammengenageltes Brettergestell, ließ sich schwer öffnen. Was aber noch schlimmer war, war der

Schlamm, der uns den Weg bergauf und später bergab sehr erschwerte. Das Wasser, das den Berg herabfließt, auch noch Tage nach einem Regenschauer, ist ein sehr großes Problem für das Tierheim. Als wir dort waren war zwar strahlender Sonnenschein, aber das Wasser floss immer noch vom Berg in das Tierasyl, sodass wir bei jedem Schritt zentimetertief im Schlamm versanken. Es ist nur mit Gummistiefeln möglich hier zu laufen. Hier muss wirklich etwas getan werden. Die Tiere sind in gutem Allgemeinzustand Schlammpfad durch das Tierheim Begleitet von ohrenbetäubendem Hundegebell der inzwischen ca. 300 Hunde, die hier untergebracht sind, haben wir eine Runde über das Grundstück gedreht. Dabei wurde uns sehr deutlich, mit welcher Aufopferung sich Goga mit ihren Tierschützern jeden Tag um die vielen Tiere kümmert. Goga kennt jeden der 300 Hunde mit Namen und dessen Schicksal. Das ist sehr beeindruckend! Daran kann man erkennen, wie sehr Goga die Hunde am Herzen liegen. Es sind keine Nummern sondern wirklich Einzelschicksale, teilweise seit der Kindheit von Misshandlungen geprägt. Die Opferbereitschaft von Goga wird auch dadurch deutlich dass sie seit 15 Jahren keinen Urlaub hatte und sich jeden Tag um die Tiere kümmert. Besonderes Engagement forderte die Überschwemmung im Frühjahr, bei der Goga in die Überschwemmungsgebiete gefahren ist und Hunde, die nicht evakuiert werden durften, vor dem Ertrinken gerettet hat. Die Belohnung dieser Aufopferung ist ein guter allgemeiner Gesundheitszustand der Hunde. Obwohl teilweise mehrere Hunde in einem Zwinger untergebracht sind gibt es sehr selten Verletzungen durch Raufereien.

Die Bevölkerung hat leider wenig Interesse an den Tieren Das Traurige bei dieser ganzen Aufopferung für die Hunde ist, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung dieser Tierheimhunde leider nicht besonders groß ist. Bei uns in Deutschland gibt es ab und zu mal einen Tierfreund, der sich im Tierheim nach einem neuen Freund umschaut und ihn vielleicht mitnimmt und vom Tierheimdasein erlöst. Aber das ist in Sarajevo kaum der Fall. Manche Hunde sind ihr Leben lang diesem Schicksal ausgesetzt. Das liegt aber nicht daran, dass es in Sarajevo keine Tierfreunde gibt. Nein, es gibt durchaus viele Leute mit Hunden an der Leine. Aber diese Hunde kommen selten aus dem Tierheim sondern werden direkt von der Straße mitgenommen. Trotzdem kann Goga durch Privatinitiative einige erfolgreiche Tiervermittlungen verbuchen. Leider mussten wir auch feststellen, dass nach der schweren Flutkatastrophe im Frühjahr in der ganzen Gegend Erosionen stattgefunden haben, die auch das Tierheim nicht verschonten. Deshalb kommen leider noch einige Hunde direkt mit dem Wasser in Kontakt. Das Wasser auf ihrem Laufplatz kann nach starkem Regen aufgrund der natürlichen Bodenbeschaffenheit nicht abfließen, ihr Laufplatz steht unter Wasser. Abhilfe können nur umfangreiche Baumaßnahmen schaffen. Und diese kosten Geld!

Goga und ihr Team kümmern sich nicht nur um die 300 Hunde, sondern sie versorgen auch Katzen. Die Katzen werden aber nicht in Zwingern gehalten sondern sind entweder Freigänger oder in einem schönen Katzenhaus untergebracht. HoG kann zwar Dank der Spenden unserer Tierfreunde einen kleinen Teil des monatlichen Aufwandes übernehmen, aber trotzdem ist das Tierheim auf Spenden aus der Bevölkerung und anderer Hilfsorganisationen angewiesen. Man kann sich vorstellen dass es sehr schwer ist in der Bevölkerung von Sarajevo Spenden für das Tierasyl zu sammeln. Noch viele Spenden sind nötig um z.b die Drainage zu bauen oder weitere Zwinger zu bauen und zu überdachen. Massenkastration der Straßenhunde erfordert viel Engagement Nach dem beeindruckenden Besuch im Tierheim konnten wir der Massenkastration von der englischen Organisation Dog Trust beiwohnen. Diese Aktion findet in unregelmäßigen Abständen statt und hat den Sinn, nicht sterilisierte Straßenhunde einzufangen und in der Tierklinik zu sterilisieren damit sie sich nicht unkontrolliert weiter fortpflanzen. Die Kosten für die Sterilisation übernimmt die Organisation Dog Trust. Zunächst fuhren wir ein paar Straßenhunde, die am Vortag bereits eingefangen wurden, in die Tierklinik zur Sterilisation. Dabei konnten wir einen Einblick in das Wartezimmer und den Aufwachraum nehmen. Die Hunde machten natürlich einen verstörten und ängstlichen aber keinesfalls aggressiven Eindruck. Als ob sie wüssten, dass wir nur ihr Gutes wollen. Ein paar Tage nach der Operation, wenn sie sich erholt haben und wieder einigermaßen gestärkt sind, werden die Hunde wieder an dem Ort frei gelassen an dem sie eingefangen wurden. Das Problem für Goga und das Tierheim ist, dass die kostenlose Sterilisation durch DogTrust nur bei Straßenhunden und nicht bei Gogas Tieren im Tierheim durchgeführt wird.

Highlight: die kastrierten Hunde wurden frei gelassen Nachdem wir ein paar Hunde zur Sterilisation abgeliefert hatten haben wir zwei Hunde von der Tierklinik wieder mitgenommen um sie an ihrem gewohnten Ort wieder frei zu lassen. Das war einer der schönsten Momente. Als wir am Zielort ankamen wartete bereits ein anderer Straßenhund auf uns, der aber schon eine Marke am Ohr trug und somit schon kastriert war. Wir hatten seinen Freund dabei, frisch aus der Klinik. Woher wusste dieser Hund nun dass wir heute jetzt und hier seinen Freund zurück bringen würden? Als wir die Tür aufmachten war die Freude groß. Beide Hunde begrüßten sich, schleckten sich ab und rannten vor Freude springend davon. Fangaktion blieb leider erfolglos Nachdem nun die zwei Käfige im Auto leer waren fuhren wir noch zu einem Ort, an dem sich bekanntermaßen einige Straßenhunde aufhielten um den einen oder anderen einzufangen und zur Kastration zu geben. Das erwies sich aber schwieriger als gedacht. Die Hunde lagen zwar am erwarteten Platz, aber sie wiesen eindeutiges Rudelverhalten auf, d.h. ein Hund schlug Alarm und die anderen bellten mit um ein Rudelmitglied zu beschützen. Unsere erfahrenen Hundefänger wollten die Sache ohne Stress für die Hunde und ohne Fangnetz beenden. Langsames Annähern mit Leckerlis an einen recht zutraulichen Hund des Rudels hatte zwar Erfolg, aber ein Zugriff wäre im Beisein der anderen Hunde zu gefährlich gewesen. Das Rudel hätte vermutlich sein Mitglied verteidigt. So zogen wir unverrichteter Dinge ohne Fangerfolg von dannen.

Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende Wir schlossen den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen in einem schönen Restaurant im Biergarten ab. Mein Eindruck von Sarajevo ist, dass die Straßenhunde keineswegs aggressiv sind und eher ängstlich dem Menschen gegenüber treten. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber als wir am Abend durch die Straßen von Sarajevo spazierten hatten wir den Eindruck, dass Hund und Mensch friedlich zusammen leben können. Die Hunde haben sich meistens in eine Ecke verzogen um ungestört schlafen zu können oder haben einen Bogen um die Menschen gemacht. Und einige Menschen haben sogar die Hunde gestreichelt. Von daher ist es wirklich sehr schwer zu verstehen dass die Regierung nun das Töten von aggressiven Straßenhunden offiziell genehmigt hat. Es bleibt nur zu hoffen, dass die kastrierten Tiere, die durch eine Marke im Ohr gekennzeichnet sind, von der Tötung ausgenommen werden. Link zum Video über den Tierheimbesuch: https://www.youtube.com/watch?v=uibn95pgajo Sie möchten spenden? Hier unser Tierschutzkonto: BIC: SOLADES1HDB IBAN: DE19 6725 0020 0004 0100 35 Wir sind für jeden Euro sehr dankbar und stellen auch Spendenquittungen aus (ab 50.-). Weitere Infos: http://www.helfer-ohne-grenzen.de/inhalt.php?id=3014&menu_level=1&id_mnu=3014&id_kunden=398 Thomas David, Helfer ohne Grenzen e.v.