FTTH/Glasfaser in Flawil Technischer Bericht



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Transkript:

FTTH/Glasfaser in Flawil Technischer Bericht Kunde: Technische Betriebe Flawil, Flawil Verfasser: Broadband Networks AG, Urdorf Datum: 5. Januar 2012 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2 2. Generelle Entwicklung der Telekommunikation 2 3. Aktuelle Situation und erwartete Entwicklung der Kabelnetzinfrastruktur 5 4. Spezifische Situation in Flawil 6 5. Gemeinde als Infrastrukturanbieter 7 6. Kauf der Kabelnetzinfrastruktur in Flawil und kurzfristige Modernisierung 9 7. Nutzen für die Bevölkerung 10 Broadband Networks AG, Urdorf 1 / 11

1. Einführung Der stärkste Antreiber der gegenwärtigen Veränderungen in der Telekommunikation manche sprechen gar von einem Paradigmenwechsel heisst Internet. Im Jahr 2010 verfügten in der Schweiz über 85 Prozent der Haushalte über einen Internetanschluss (Quelle: Bundesamt für Statistik, BFS). Mit diesem Internetanschluss können in stetig zunehmendem Masse Dienste bezogen werden: Information und Unterhaltung in Sprache oder Bild. Diese Entwicklung hat langfristig Konsequenzen für die Akteure in diesem Bereich, das heisst die Telekommunikationsunternehmen, Internetservice-Provider oder Kabelnetzunternehmen. Auf der einen Seite ist der Internetanschluss heute so selbstverständlich wie der Wasser- oder Stromanschluss, also eine Infrastrukturleistung, deren Verfügbarkeit und Qualität vom Kunden selbstverständlich erwartet wird. Auf der anderen Seite kann der Konsument vermehrt wählen, von welchem Unternehmen er Dienste über seinen Anschluss beziehen möchte. Ein Vorteil, der sich in der Telekommunikation insbesondere auch beim Internet etabliert hat. Das vorliegende Dokument erläutert diese Entwicklung der Telekommunikation und deren Auswirkungen auch spezifisch in Flawil im Zusammenhang mit dem angestrebten Kauf der Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen. 2. Generelle Entwicklung der Telekommunikation Der Paradigmenwechsel in der Telekommunikation wird, wie in der Einleitung erwähnt, massgeblich durch die Entwicklung des Internets geprägt. So werden heute Information und Unterhaltung vom klassischen Telefongespräch, über die Bildtelefonie bis hin zum Fernsehen und Videodienst zunehmend via Internet konsumiert und gekauft und alle diese Dienste werden über ein und denselben Internetanschluss transportiert. Internet Ein Anschluss für alle Telekommunikationsdienste Diese Entwicklung wird heute vielleicht noch vorwiegend bei der jüngeren, vermehrt aber auch bei älteren Generation beobachtet. Gerade diese Konsumenten legen Wert auf einen guten Internetanschluss, der denn auch rege für die persönliche Kommunikation genutzt wird: Telefonieren mit oder ohne Bild, zum Beispiel über Skype, kommunizieren via Social-Media- Plattformen wie Facebook, Blogs etc. Der eigentliche Festnetztelefonanschluss verliert an Bedeutung und wird zunehmend ersetzt durch einen mobilen Telefonanschluss. Dieser mobile Telefonanschluss wiederum erweitert seine Funktionalität mit Internetdiensten und wird damit Broadband Networks AG, Urdorf 2 / 11

im Grunde zu einem weiteren Internetanschluss. Fakt ist: Zwischen 2005 und 2009 hat sich die Anzahl der Festnetztelefonanschlüsse in der Schweiz um 9 Prozent reduziert (Quelle: BFS). Der Festnetzanschluss selber (ohne Telefonie) wird aber weiterhin genutzt, als Internetanschluss. Eine analoge Entwicklung erfährt das Fernsehen. Nicht nur, dass die Fernsehanstalten selber (auch das Schweizer Fernsehen SF) diesen Weg eingeschlagen haben und zum Beispiel mit Podcasts direkt ab Website ihre Sendungen in guter Qualität auf dem Internet verfügbar machen. Broadcast-Radio und -Fernsehen sind heute generell in guter Qualität über das Internet verfügbar, man denke beispielsweise an «Wilmaa» oder «Zattoo». Weiter entstehen neue Möglichkeiten der Videounterhaltung, die Unternehmen wie Google mit YouTube, Apple mit Apple TV, Netflix und viele weitere bereitstellen. Schliesslich belegt die Entwicklung der TV-Endgeräte diese Entwicklung, neu haben diese Geräte einen Internetanschluss. Das klassische Fernsehen wird auf absehbare Zeit bestehen bleiben, die eigentliche Weiterentwicklung dieser Form von Unterhaltung geht aber den Weg über das Internet. Erst damit wird das Fernsehen oder die Videounterhaltung interaktiv und mobil. Fernseh- und Videodienste als Treiber für die wachsenden Datenmengen (Quelle: Broadband Networks AG) Die Anforderungen wachsen Vom Kupferkabel zur Glasfaser Entscheidend unterstützt wird der «Triumphzug» des Internets durch die rasante technologische Entwicklung der Telekommunikation. Zwar liegen seit mehreren Generationen die gleichen Kabel im Boden Kupferkabel für den Telefonanschluss und Koaxialkabel für den Fernsehanschluss die Leistungen dieser Kabel konnten allerdings bedeutend erweitert werden. Und der neueste Trend, der sich unaufhaltsam zum Standard entwickelt, ist die Weiterentwicklung der Broadband Networks AG, Urdorf 3 / 11

dienstspezifischen Infrastrukturen (Telefonnetz, Kabelnetz) zu einer universellen Infrastruktur für alle Dienste (Internet). Die Kapazität und die Qualität von Kupferkabeln stossen durch den immer intensiveren Datenverkehr, insbesondere getrieben durch die Fernseh- und Videodienste an Grenzen. Demgegenüber erlaubt es die Glasfasertechnologie, auf absehbare Zeit den stetig wachsenden Bedürfnissen an die Telekommunikationsinfrastruktur zu genügen und alle Dienste uneingeschränkt und gleichzeitig zu transportieren. Glasfasern werden bereits seit vielen Jahren eingesetzt; neu ist lediglich, dass sie heute bis in die Wohnung gezogen werden und die Kupferkabel auch auf diesen letzten Metern ersetzen. Mittelfristig wird die durchschnittliche Wohnung anstelle von zwei nur noch einen einzigen Telekommunikationsanschluss haben: einen Glasfaseranschluss. Entwicklung der Telekominfrastruktur fürs Festnetz (Quelle: Broadband Networks AG) Mit der drahtlosen oder mobilen Telekommunikation bietet sich den Privatkonsumenten und Unternehmen eine weitere Möglichkeit, Telekommunikationsdienste zu beziehen. Die Entwicklung dieser Technologien ist aber häufig stark politisch beeinflusst, etwa durch die komplexen Bewilligungsprozesse zusätzlicher Antennenstandorte. Dabei entstehen häufig Unsicherheiten und ungeplante Kosten oder gar Einschränkungen. Im Privathaushalt oder im Betrieb wird dieser Netzzugang über drahtlose und mobile Telekommunikation als zweiter und alternativer Netzzugang eingesetzt und ergänzt damit die kabelbasierte Infrastruktur. Folgerungen für die Telekommunikationsinfrastruktur Drei Schlussfolgerungen dürften sich aus den geschilderten Entwicklungen ergeben: Erstens wird der Konsument mittel- und langfristig seine Dienste wohl über das Internet direkt und unabhängig vom Anbieter des Anschlusses beziehen. Damit erfolgt eine Trennung der Dienstan- Broadband Networks AG, Urdorf 4 / 11

bieter von Anbietern der Infrastruktur. Während sich in der Schweiz erst ein Trend hin zu dieser Trennung abzeichnet (Stichwort «Open Access»), wird sie in anderen Ländern bereits regulatorisch gefordert. In Flawil ist diese Trennung heute ansatzweise Realität, indem die Kabelgesellschaften neben dem eigenen TV-Dienst mit den Technischen Betrieben Wil noch einen weiteren Dienstanbieter auf der Infrastruktur verfügbar haben. Zweitens muss dieser eine Internetanschluss in seiner Leistungsfähigkeit bedeutend ausgebaut werden, um alle aktuellen und künftigen Dienste transportieren und dem Konsumenten die gewünschte Wahlfreiheit zum Bezug der Dienste geben zu können. Die heutigen Kupferkabel können die mittelfristig geforderten Mehrdienste nicht transportieren. Ein Ausbau in der erforderlichen Dimension dürfte aller Voraussicht nach zum Glasfaseranschluss für jeden Haushalt führen, wobei dieser sowohl den Kupferanschluss der Swisscom als auch den Kupferanschluss der Kabelnetzunternehmen ersetzen wird. Drittens wird dieser einzige Internetanschluss zum einfachen Anschluss an eine Infrastruktur werden, analog zu einem Strom- oder Wasseranschluss. Er muss verfügbar und leistungsfähig sein, hat aber weiter keinen direkten Bezug zu den Diensten. Damit entsteht für einen Infrastrukturbetreiber eine Geschäftsmöglichkeit, ohne aber selber Telefonie, Video on Demand und andere Dienste anbieten zu müssen. 3. Aktuelle Situation und erwartete Entwicklung der Kabelnetzinfrastruktur Die Schweizer Kabelnetzunternehmen verfügen über eine Infrastruktur mit ausgewiesen Stärken, sowohl in Bezug auf qualitative als auch auf quantitative Leistungsmerkmale. Dies ist insbesondere der Art und Weise zu verdanken, wie die Infrastruktur konzipiert und gebaut wurde. Dazu ein kurzer Rückblick: Ursprünglich hat man die Kabel für die Verteilung von Fernsehsignalen gebaut. Die Infrastruktur wurde aber kontinuierlich modernisiert, und während noch vor dreissig Jahren nur ein paar wenige Fernsehsender zu empfangen waren, besteht heute ein Angebot von mehreren Hundert Fernsehstationen. Seit den späten Neunzigerjahren wurde diese Infrastruktur zudem so erweitert, dass damit heute auch Internet und Telefonie in bester Qualität transportiert werden. Kabelnetzunternehmen verfügen heute also über eine sehr leistungsfähige Telekommunikationsinfrastruktur. Der Erhalt einer marktgerechten Leistungsfähigkeit wird aber mittelfristig weitere, bedeutende Investitionen erfordern. Es ist daher absehbar, dass die kupferbasierte Techno- Broadband Networks AG, Urdorf 5 / 11

logie durch eine ausschliesslich auf Glasfaser basierende Technologie ersetzt werden muss. Diese Modernisierung dürfte im Zeitraum der kommenden rund zehn Jahre erfolgen. 4. Spezifische Situation in Flawil Im Dorf Flawil sind heute zwei Kabelnetzunternehmen tätig: die Genossenschaft GGA Flawil West und die Aktiengesellschaft Stocken TV. Die beiden Unternehmen teilen sich das Dorf geographisch und liefern über ihre Infrastruktur analoge Signale für den Empfang von Fernsehen, Digital-TV, Radio, Internet und Telefonie an die Einwohner ihres Anschlussgebietes. Beide Unternehmen verfügen über eine adäquate und konkurrenzfähige Infrastruktur. Für Mehrwertdienste besteht eine Zusammenarbeit mit den Technischen Betrieben Wil (TBW), die über die Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen ihre Dienste als Signallieferant und Dienstanbieter für Internet und Telefonie direkt den Konsumenten anbietet. Die Gebühren für einen Kabelnetzanschluss inklusive eines analogen Fernsehsignals sind in Flawil im nationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Diese betragen CHF 10.10 respektive CHF 12.74 (exkl. Steuern und Urheberrechte); der schweizweite Mittelwert beträgt CHF 17.44 (Quelle: Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement, 2010). Mittelfristig stehen diese beiden Unternehmen aber vor bedeutenden Investitionen. Zwar verfügt die aktuelle Infrastruktur auf mittlere Frist rund fünf bis zehn Jahre über die Fähigkeit, die erwarteten Dienste transportieren zu können. Sie muss aber, im Hinblick auf den Einzug der Glasfaser in jeder Wohnung, im gleichen Zeitraum weiter modernisiert werden. Es ergibt sich daher die Frage nach der finanziellen Stärke der Unternehmen: Können sie diese Modernisierung allein stemmen, oder ist es ratsam, sich einen Partner zu suchen mit der Aussicht, dass eine solche Partnerschaft auch eine Handänderung zur Folge haben kann? Swisscom, Sunrise und andere Telekommunikationsunternehmen investieren weiter in ihre Kupferinfrastruktur. Eigene Impulse mit Investitionen in eine neue Infrastrukturgeneration für ländliche Gemeinden sind kaum zu erwarten, die Prioritäten dieser Unternehmen liegen mittelfristig in den städtischen Gebieten, wie die aktuellen Projekte zeigen. Flawil dürfte daher mittelfristig, bzw. die nächsten 5 bis10 Jahre nicht mit einem Glasfaserausbau durch Drittunternehmen erschlossen werden. Schliesslich ist heute auch die Wahlfreiheit bezüglich Dienstanbieter limitiert, insbesondere was Fernsehdienste angeht. Dieser Dienst wird ausschliesslich von den lokalen Kabelnetzunternehmen angeboten, zusammen mit den Technischen Betriebe Wil. Auf der Infrastruktur der Broadband Networks AG, Urdorf 6 / 11

Swisscom offeriert heute die Swisscom ein Fernsehangebot, diesen und weitere Dienste werden auch von diversen Internetservice-Providern angeboten. 5. Gemeinde als Infrastrukturanbieter Es stellt sich die Grundsatzfrage, ob die öffentliche Hand als Infrastrukturanbieter im Bereich Telekommunikation tätig sein soll oder ob dies privatwirtschaftlichen Unternehmen überlassen werden soll. Dabei muss festgehalten werden, dass in der Schweiz seit vielen Jahren sehr viele Gemeinden die Telekommunikationsinfrastruktur als Aufgabe der öffentlichen Hand betrachten. Im Hinblick auf die nächste, glasfaserbasierte Infrastrukturgeneration haben auch manche Städte sich neuerdings (oder wieder) dieser Aufgabe angenommen. Trennung von Dienst und Infrastruktur in der Telekommunikation An dieser Stelle soll der Unterschied zwischen Infrastruktur und Dienst erläutert werden: Mit Infrastruktur ist in erster Linie die physikalische Infrastruktur für den Internetanschlusses gemeint. Dazu gehören vor allem Trassees, Kabelanlagen und Hausanschlüsse, also langfristige Investitionen. Auf dieser Infrastruktur wird ein Breitbandnetz betrieben, welches selber wieder für den Transport der Dienste zuständig ist. Unter Dienst wird die Telefonie, das Fernsehen, Video on Demand und weitere ähnliche Angebote verstanden. Für diese Dienste gibt es einen sehr vielfältigen und dynamischen Markt, der sich laufend weiterentwickelt und daher Investitionen mit einem eher kurzfristigen Horizont erfordern. Broadband Networks AG, Urdorf 7 / 11

Trennung von Infrastruktur und Dienst in der Telekommunikation (Quelle: Broadband Networks AG) Zugunsten der Tätigkeit als Infrastrukturanbieter spricht neben den Synergien im Bereich Infrastruktur auch die Bedeutung des Internetanschlusses für den Einwohner. Dieser darf heute wie eingangs erwähnt durchaus mit dem Wasser- und Stromanschluss verglichen werden. Auch bezüglich Preis ist der Internetzugang inklusive Netzanschluss im Haushalt durchaus mit Wasser und Strom vergleichbar: rund CHF 600 bis CHF 800 pro Jahr. Synergien in Bau und Betrieb der Infrastruktur Die zu erwartenden Investitionen können ebenfalls mit einem Wasser- oder Stromanschluss verglichen werden. Gerade in diesem Bereich ergeben sich aber bedeutende Synergien mit der Infrastruktur der öffentlichen Hand, etwa in der Nutzung von Trassees für den Kabelbau sowie durch Synergien in Betrieb und Unterhalt dieser Kabelanlagen Synergien, die teilweise bereits heute von den Kabelgesellschaften in Flawil genutzt werden. Weiter scheint es wenig sinnvoll, dass private Unternehmen parallel ihre Netzinfrastrukturen bauen; insbesondere aufgrund der Erwartung, dass jeder Haushalt langfristig nur einen Internetanschluss nutzen wird, auch wenn mehrere Kabel in diesen Haushalt führen würden. Zusätzliche Synergien sind im Bereich Energie absehbar. Der Telekommunikation kommt bei Elektrizitätsversorgungsunternehmen im Hinblick auf eine stärkere Kontrolle der Energieverbraucher und -erzeuger Stichwort Intelligente Stromnetze langfristig eine wachsende Bedeutung zu. Ein Werk mit einer eigenen Telekommunikationsinfrastruktur hat für Synergien eine gute Ausgangslage. Weiter schafft die Telekommunikationsinfrastruktur als Aufgabe der öffentlichen Hand eine gute Voraussetzung für einen offenen Zugang für alle Dienstanbieter und damit für die Wahlfreiheit des Konsumenten. Befindet sich die Infrastruktur in der Hand eines privaten Dienstanbieters, schränkt dies die Wahlfreiheit eher ein, es sei denn, der Regulator schreite ein. Dies belegt die aktuelle Situation im Markt. Allerdings investieren auch die privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen in ihre Telekommunikationsinfrastruktur, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dabei setzen diese Unternehmen aber durchaus nachvollziehbar und legitim Prioritäten bei den Investitionen zugunsten einer raschen Rentabilität. Wie aktuelle Projekte zeigen, werden daher die Investitionen eher in städtischen Gebieten getätigt. Broadband Networks AG, Urdorf 8 / 11

Die Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen schafft Ausgangslage Entscheidet sich die Gemeinde, als Infrastrukturanbieter tätig zu werden, stellt sich die Frage, weshalb eine bestehende und langfristig zu ersetzende Infrastruktur erworben werden soll, ob nicht besser von Grund auf eine neue gebaut werden müsste also eine dritte Infrastruktur zu den beiden bestehenden der Swisscom und der Kabelnetzunternehmen. Diese dritte Infrastruktur würde jedoch mittelfristig in Konkurrenz zu den beiden anderen stehen, was aus wirtschaftlicher Sicht schwer vertretbar ist. Speziell in Flawil ist zudem absehbar, dass die Kabelnetzunternehmen Partnerschaften eingehen würden. Eine mögliche Übernahme dieser Gesellschaften durch Dritte würde dann wieder eine neue, heute nicht bekannte Ausgangslage schaffen. Mit der Übernahme der Infrastruktur der lokalen Kabelnetzunternehmen wird das Infrastrukturprojekt zu einem Modernisierungsprojekt einer bestehenden Infrastruktur. Dies erfolgt mit einem weiteren Vorteil: Die Gemeinde hat ab Tag eins zahlende Kunden auf Ihrer Infrastruktur, was eine gute Wirtschaftlichkeit des Projekts ermöglicht. 6. Kauf der Kabelnetzinfrastruktur in Flawil und kurzfristige Modernisierung Die Gemeinde Flawil hat die Absicht, die Telekommunikationsinfrastrukturen der lokalen Kabelnetzunternehmen zu akquirieren und zu modernisieren. Diese Absicht ist in einem Vorvertrag geregelt. Netzkauf Die vertragliche Vereinbarung sieht vor, dass die GGA West die Stocken TV vollständig übernimmt und sie auf dem gesamten Gemeindegebiet weiterhin als Kabelgesellschaft ihre Dienste offeriert. Die Gemeinde übernimmt die Infrastruktur der Kabelnetzunternehmung, vermietet diese zurück an die Kabelgesellschaft GGA West und an die Technischen Betrieb Wil, später an weitere Telekommunikationsunternehmen. Gleichzeitig verpflichtet sich die Gemeinde, die Infrastruktur zu modernisieren und mittelfristig eine flächendeckende FTTH Infrastruktur in Flawil verfügbar zu haben. Dies erfolgt in der Absicht ein neutrales Infrastrukturangebot allen interessierten Telekommunikationsunternehmen unterbreiten zu können. Aus kommerzieller Sicht erhält die Gemeinde eine Infrastruktur mit aktiven Kunden. Dabei kann der heutige Service so weit beibehalten werden, als die Wirtschaftlichkeit bei Aufrechterhaltung der Kupfernetztechnologie gewährleistet ist. Bei der Modernisierung geht die Gemeinde auf die Broadband Networks AG, Urdorf 9 / 11

individuellen Bedürfnisse der Kunden ein, indem ganze Liegenschaften an das modernisierte Netz angeschlossen werden, einzelne Wohnungen aber nur auf Wunsch des Kunden. Mit diesem Vorgehen wird zur Rentabilität der Investition ein massgeblicher Beitrag geleistet. Zum Vergleich: Andere Gemeinden in der Schweiz erstellen eine entsprechende Infrastruktur ohne Kundenbasis und müssen auch diese komplett aufbauen. Aus kommerzieller Sicht eine sehr schwierige Ausgangslage. Die Akquisition der Netzwerke der Kabelnetzunternehmen wird mit CHF 1,14 Mio. budgetiert. Dieser Betrag entspricht einem Wert von rund CHF 300 je Wohneinheit (bei rund 3 800 Wohneinheiten). Dieser Betrag entsteht aus einer Ertragswertrechnung auf der Basis der aktuellen Kosten und Erträge. Es wird weiter davon ausgegangen, dass die Infrastruktur selbst keinen nennenswerten Substanzwert hat und einer Modernisierung bedarf. Ein Vergleich mit anderen veräusserten Kabelnetzunternehmen in der Schweiz ist nicht einfach, da die Situation von Fall zu Fall sehr verschieden ist. Generell darf aber festgehalten werden, dass der in Flawil budgetierte Preis im Vergleich niedrig ist. Er lässt sich vor allem durch die vergleichsweise tiefen monatlichen Gebühren von CHF 10.10 respektive CHF 12.74 begründen. Aus Sicht der Einwohner und Steuerzahler ermöglicht der Kauf der Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen ein eigenständiges Handeln im Hinblick auf eine moderne Telekommunikationslösung für die Gemeinde. Sie schafft damit die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufbau einer FTTH-Infrastruktur. Überdies kann die Gemeinde so die heute bereits attraktiven Konditionen für einen Fernsehanschluss und den Netzanschluss für weitere Dienste sichern. Netzmodernisierung Die eigentliche Netzmodernisierung wird im Bericht FTTH/Glasfaser in Flawil Geschäftsmodell thematisiert. Die Gemeinde geht zudem davon aus, dass die bestehende Kupfer- Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen keine weiteren bedeutenden Investitionen erfordert, sehr wohl aber funktionserhaltende Auslagen hat. Über den Zeithorizont von zehn Jahren betragen diese rund 30 Prozent des Netzwertes. 7. Nutzen für die Bevölkerung Die Gemeinde Flawil sorgt heute eigenständig für ihre Infrastruktur, unter anderem mit dem eigenen Werk: den Technischen Betrieben Flawil. Der Anschluss an die Netze der Telekommunikation darf als Infrastrukturleistung betrachtet werden. Aus Sicht der Einwohner ist dieser Broadband Networks AG, Urdorf 10 / 11

Anschluss der Selbstverständlichkeit eines Wasser- oder Stromanschlusses gleichzusetzen. Es ist daher im Interesse der Gemeinde, dass ihre Einwohner einen leistungsfähigen Zugang zur Telekommunikation haben. Gleichzeitig ist es im Interesse der Einwohner, dass mögliche Synergien in Bau und Unterhalt dieser neuen, leistungsfähigeren Infrastruktur genutzt werden. Nachdem in Flawil Trassee und Rohranlagen im Besitz der Gemeinde sind, sind Synergien naheliegend sie sollen im Bau und später auch im Betrieb der Anlagen genutzt werden. Mit dem Kauf der Infrastruktur der Kabelnetzunternehmen erwirbt die Gemeinde Flawil zusätzlich deren Rohranlagen. Diese sind für eine Telekommunikationsinfrastruktur ausgelegt und werden für diesen Zweck genutzt werden. Zudem sind die Einwohner an der Wahlfreiheit hinsichtlich Bezug von Telekommunikationsdiensten interessiert. Diese Wahlfreiheit ist heute eingeschränkt respektive muss über regulative Vorgaben gefordert werden. Sie kann den Einwohnern erst uneingeschränkt und im Rahmen des freien Marktes ermöglicht werden, wenn eine von Diensten unabhängige Gesellschaft, z.b. die öffentliche Hand die Infrastruktur betreibt, und zwar mit den entsprechenden Vorgaben zur Öffnung (Stichwort «Open Access»). Die öffentliche Hand demonstriert immer wieder den effizienten Umgang mit Infrastruktur, bei hoher Verfügbarkeit derselben. Dies führt zu tiefen Anschlussgebühren und hoher Zufriedenheit seitens der Konsumenten. Es spricht nichts dagegen, dass dies auch bei der Telekommunikationsinfrastruktur der Fall sein wird. Nachdem bereits heute die Kunden der Kabelnetzunternehmen in Flawil im schweizweiten Vergleich von attraktiven Anschlussgebühren profitieren, darf erwartet werden, dass die öffentliche Hand daran nichts ändern wird. * * * * * Broadband Networks AG, Urdorf 11 / 11