Die Auferweckung Jesu Kapitel 8 WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 1
Flucht der Jünger nach Jesu Gefangennahme; einige Jüngerinnen blieben in Nähe des Kreuzes Mit Jesu Tod seine Botschaft in Frage gestellt Nach "Ostererfahrung": JüngerInnen sammeln sich neu in Jerusalem und verkünden Auferweckung Jesu Anfang des Christentums: Aus Verkünder wird Verkündeter WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 2
Biblische Formen der Bezeugung des Osterglaubens (S. 160-162) Formelhafte Osterbekenntnisse: Eingliedrige Bekenntnisformeln = ältester Kern der Auferstehungsüberlieferung Älteste Formeln: Gott hat Jesus erweckt von den Toten (z.b. Röm 4,24; 10,9; 1Kor 6,14) Vermutlich vor 50 n.chr. entstanden; Formeln lagen Paulus bereits vor WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 3
Biblische Formen der Bezeugung des Osterglaubens (S. 160-162) Pistisformeln (Glaubensformeln): bekennen auch den Tod Jesu (1 Thess 4,14) Ausgestaltet zu katechetischen Formeln: Tod und Auferweckung als Heilsgeschehen (1 Kor 15,3-5): Für unsere Sünden gestorben und auferstanden Christus: Erstling der Entschlafenen (1Kor 15,20) Gott als Urheber der Auferweckung Jesu (vgl. jüdischer Glaube) Bestätigung der Sendung Jesu: mit Auferweckung der Toten bricht Heilszeit an (vgl. Apokalyptik) WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 4
Biblische Formen der Bezeugung des Osterglaubens (S. 160-162) Spätere Ostererzählungen: Geschichten vom leeren Grab und Erscheinungserzählungen Voneinander unabhängig entstanden Abweichungen und Widersprüche in den Ostererzählungen (vgl. Evangelien) Keine historischen Tatsachenberichte erzählerische Entfaltung des Osterbekenntnisses und Verkündigung WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 5
Historische Elemente der Ostererzählungen (S. 175-185) Jedes Evangelium setzt eigene theologische Akzente Dennoch 3 vergleichbare Einheiten: 1) Grabeserzählungen (Mt 28,1-8; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12; Joh 20,1-10) 2) Erste Erscheinung vor Maria Magdalena (Mt 28,9f.; Joh 20,11-18) oder vor Petrus (1 Kor 15,5) 3) Gruppenerscheinung vor den Elf bzw. den Jüngern (Mt 18,16-20; Lk 24,36-49; Joh 20,19-23) WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 6
Historische Elemente der Ostererzählungen (S. 175-185) Das leere Grab In allen vier Evangelien überliefert Aber: Paulus kennt diese Tradition nicht Viele Forscher: leeres Grab = nicht historisch theologische Ausfaltung der Ostererfahrung bzw. deren Bestätigung: Gott hat Jesus auferweckt, der tot und begraben war Grabesgeschichten = Veranschaulichung des Glaubens an die neue Lebens- und Gegenwartsweise Jesu bei Gott WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 7
Feministische Anmerkungen zum leeren Grab (S. 184f.) Tradition des leeren Grabes Frauen zugeschrieben Botschaft an Frauen: Jesus nicht hier (im Grab); er geht euch voraus nach Galiläa Theologie vom leeren Grab: Der Auferstandene begegnet in Galiläa, wo alles begann; ist in den "kleinen Leuten" gegenwärtig Gegenwart des Lebendigen in seiner Nachfolgegemeinschaft, die in seiner Spur weitergeht und sein Werk fortsetzt WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 8
Historische Elemente der Ostererzählungen (S. 175-185) Erscheinungen Jesu Erscheinung vor den "Elf", vor Petrus, Maria Magdalena, zwei weiteren Frauen, den Emmaus- Jüngern u.a. = Beglaubigung der Auferweckung: Jesus lebt! Wörtl.: "Er (Jesus) liess sich sehen", "Er erschien" Umstritten: Ersterscheinung vor Petrus oder vor Maria Magdalena Konflikt zwischen einer Maria-von-Magdala-Tradition und einer Petrus- Tradition WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 9
Historische Elemente der Ostererzählungen (S. 175-185) Maria Magdalena in allen Evangelien erste Auferstehungszeugin Liste von Auferstehungszeugen (1 Kor 15,3ff): reine Männerliste; keine einzige Frau erwähnt Zwei verschiedene Traditionen: a) Petrus-/Jünger-Erscheinungstradition (Paulus): mit Männerliste verbunden kaum historisch; legitimiert männl. Autoritätskette und Ausschluss der Frauen vom Apostelamt b) Maria-/Frauen-Erscheinungstradition (Evg): mit Frauennamen verbunden histor. Authentizität WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 10
Himmelfahrtserzählung als Beispiel einer Ostererzählung (S. 162-172) Hermeneutische Einsichten bezüglich Ostererfahrung: Keine unmittelbaren Zeugen des Ostervorgangs Im NT nirgends Vorgang der Auferweckung geschildert Nur indirekt: Erscheinungen Jesu und leeres Grab Zentrale Aussage nicht Mirakel, sondern: Der Gekreuzigte hat sich den Seinen als lebendig gezeigt WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 11
Himmelfahrtserzählung als Beispiel einer Ostererzählung (S. 162-172) Beispiel Himmelfahrt und Höllenabstieg Jesu Nicht historische Faktizität oder Augenzeugenbericht Himmelfahrt wie Auferstehung = unsichtbares Geschehen, keine Augenzeugen (Mt; Joh; Paulus) Lukas: Himmelfahrt = "Entrückungsgeschichte" (Lk 24,50-53): keine historische, sd theologische Aussage Abwehr eines falschen Parusieverständnisses WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 12
Himmelfahrtserzählung als Beispiel einer Ostererzählung (S. 162-172) Beispiel Himmelfahrt und Höllenabstieg Jesu Ausdrucksform dafür: Mythologisches Modell der Entrückung bzw. Himmelfahrt (vgl. Antike und Judentum) Höllenabstieg: theologische Botschaft Jesus dringt bis in die untersten Tiefen der gottfernen Welt vor und befreit die Toten aus der Macht Satans WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 13
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Auferweckung nicht Wiederbelebung eines Leichnams zu einer irdischen Daseinsweise Keine historisch beweisbare Tatsache, sondern "eine nur im Glauben erfahrbare und erfassbare Wirklichkeit " (Hans Kessler) Glaubensaussage: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen; Jesus lebt in der Gegenwart Gottes WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 14
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Ein Gott des Lebens Rahmen biblischer Auferstehungshoffnung = jüdische Apokalyptik: Jahwe ist der Herr über die Lebenden und die Toten Ostererfahrung: Dieser Gott des Lebens hat an Jesus gehandelt; blieb auch im Tod bei Jesus Auferstehungsglaube: Gott vergisst die Toten nicht, ist ein Gott der Gerechtigkeit WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 15
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Das bleibende Gerettetsein Jesu von Nazaret Ansatz der Ostererfahrungen = Ansatz im Leben von Jesus selbst Ostern = rückwirkende Bestätigung des irdischen Jesus "Die Sache Jesu geht weiter" (Willi Marxsen) WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 16
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Glaubensnachfolge als inneres Moment der Auferweckung Jesu Auferstehungserfahrung führt zu einer Wende, zur Umkehr im Leben seiner JüngerInnen Auferweckung Jesu bleibende Wirklichkeit in seinen NachfolgerInnen bis heute Nachfolge des Auferstandenen = Aufstehen gegen Mächte des Todes (Befreiungstheologien, feministische Theologien u.a.) WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 17
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Auferstehung in feminist.-theologischer Sicht Kirchliche Verkündigung lange einseitig Auferstehung nach dem Tod gelehrt Leben und Wirken Jesu nur als Anlaufzeit für das Eigentliche Tod und Auferstehung gewertet feministische Theologinnen: auch Auferstehung vor dem Tod zentral WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 18
Dimensionen der Auferstehungswirklichkeit (S. 185-196) Anknüpfungspunkte im NT: griech. egeirein / anisthemi = aufwecken, aufrichten, aufstehen Begriffe auch in markinischen Heilungsgeschichten verwendet (z.b. Mk 1,31; Mk 5,41): Auferstehungsgeschichten Auferstehung im Mk-Evangelium bereits mitten im Leben, nicht erst nach dem Tod Auferstehung mitten im Leben: ein Wunder, das sich auch in unserem Leben vollzieht WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 9 / 19
Grabeserzählungen WS 2012/13 STh Dogmatik 2 / Doris Strahm Vorlesung 1 / 20
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