Darstellung der Wurzelverläufe und bodenkundliche Feldansprache nahe der Ufermauer des Berliner Landwehrkanals

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Transkript:

Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen der Technischen Universität Berlin, Zentraleinrichtung Kooperation kubus Darstellung der Wurzelverläufe und bodenkundliche Feldansprache nahe der Ufermauer des Berliner Landwehrkanals Dr. rer.nat. Michael Barsig Dipl.-Biol. Michael Hirschmann (Messzelle Berlin e.v.) Dipl.-Ing. Björn Kluge (TU Berlin, Institut für Ökologie, FG Standortkunde u. Bodenschutz) Dipl.-Ing. Steffen Trinks (TU Berlin, Inst. f. Ökologie, FG Standortkunde u. Bodenschutz)

Untersuchungsstandorte kubus Kanalabschnitt km 0,25-0,90 Berlin - Charlottenburg, Einsteinufer 4 gefällte Bäume: Ahorn, Erle, Weide, Pappel Ahorn, Erle, Weide, Pappel

Untersuchungsmethoden Aufgrabung nach: kubus

Untersuchungsmethoden Wurzeln kubus Wurzelaufgrabung vom Stamm (Stark( Stark- wurzelanläufe) ) aus: April-Mai 2008 - Sondierungsstäbe, Vermessung - Vitalitätserfassung - Grobwurzeln (0,5-2,0 cm Durchmesser) - Derbwurzeln (>2,0-5,0 cm) - Starkwurzeln (>5 cm) - Wurzelverlauf (Ufermauer / Böschung) - Dokumentation

Untersuchungsmethoden Bodenkunde kubus Pürckhauerbohrer bis in eine Tiefe von 1,00m Bohrstockproben mit Ansprache der: Substrate und Horizonte (Bodenkundliche( Kartieranleitung KA5) Bodenprofile an der Uferbefestigung parallel zum Baum Parameter der Feldansprache: - Horizonte - Bodenart - Lagerungsdichte - Steingehalt - Carbonatgehalt - ph-wert (Profile) - Beimengungen

Standort 1 Spitz-Ahorn

Bodenkundliche Ergebnisse Baum Nr. 1 Spitz-Ahorn Abstand zur Ufermauer: 84cm Bohrpunkt 1 1,2m v. Baum Bodentyp KA5: Kolluvisol- Gley Tiefe Bodenart Bezeichnung Kies und Steine Lagerungsdichte Carbonatgehalt Horizontsymbol Bemerkungen [cm] KA5 KA5 [Vol.%] KA5 0-12 msfs feinsandiger Mittelsand < 5 mäßig mittel j Ah (M) stark humos 12-67 msfs feinsandiger Mittelsand < 5 mäßig mittel j M Ziegelreste, humos 67-81 ms Mittelsand < 5 frei mittel j M-Go Rostflecken; Kapillarsaum 81 cm 81->100 ms Mittelsand < 5 frei mittel j M-Gr graue Farbe

Bodenkundliche Ergebnisse Baum Nr. 1 Spitz-Ahorn Abstand zur Mauer: 25cm Bodenprofil Tiefe Bezeichnung Carbonat-gehalt Bemerkungen [cm] KA5 0-12 feinsandiger Mittelsand mäßig durchmischt 12-67 feinsandiger Mittelsand mäßig durchmischt 67-81 Mittelsand frei Schieferplatten 81->100 Mittelsand frei Kapillarsaum 81cm

Ergebnisse - Wurzelaufgrabung Baum Nr.1 Acer platanoides Stammumfang (cm) Abstand zur Ufermauer (cm) Überblick zur Durchwurzelung Bemerkungen 132 84 Dichtes Wurzelnetz stammnah (Fein- u. Grobwurzeln), Haltewurzelverlauf überwiegend parallel zur Ufermauer oder böschungsaufwärts Kraft-Umlenkerwurzel (Starkwurzel), in Nähe der Kanalmauer ab 70 cm Bodentiefe keine Durchwurzelung (Schutt, Steine) keine Grabung nach NW/W wegen einer intakten Nachbarweide; hier Wurzelkonkurrenz bzw. Wurzelkontakte keine Defekte im Mauerwerk sichtbar; Wurzeln sind noch intakt

Ergebnisse - Wurzelaufgrabung An die Mauer heranwachsende, dann umlenkende Starkwurzel

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Ahorn) Nach O wachsendes Derb- und Stark-Wurzelsystem in verschiedenen Ebenen mit vielen Verzweigungen Abstand vom Stamm: >3,5m Nach S wachsende Starkwurzeln, eine Verwachsung mit einer Weiden-Starkwurzel (Pfeil) Abstand vom Stamm: 5-7m

Bodenkundliche Ergebnisse Baum Abstand zur Ufermauer Grundwasserbeeinflussung Bemerkungen Nr.1-4 cm Rostflecken Ahorn 84 Kapillarsaum ab 81 cm Ah stark humos Schieferplatten ab 50cm Erle 85 Kapillarsaum ab 80 cm Ah humos Ziegelschutt ab 67cm Weide 76 Kapillarsaum ab 87 cm Ah schwach humos ab 30-50cm Ziegelreste Steinpackung (Kalk) Pappel 45 Kapillarsaum ab 80 cm Ah humusreich ab 50-75cm Ziegelreste / Aufschüttung

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Erle) Wurzelverlauf (Haltewurzeln) parallel zur Ufermauer (>4m lang)

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Erle) Glockenförmiges Herzwurzelsystem, aber die Senkerwurzeln sind an der Ufermauer nicht tiefer als 45cm

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Erle) Intensives, aber nicht sehr tief gewachsenes Druckwurzelsystem vor der Mauerkante Wurzelüberkreuzungen als statisches Element Einige der wenigen unter die Abdeckplatte gewachsenen Starkwurzeln, die aber unter der Steinplatte in 30 cm Tiefe verflacht

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Erle) Intensive Zugwurzeln in Richtung S/SW (>5m lang) Wurzelüberkreuzungen als statisches Element Zugwurzeln in Richtung S/SW (>5,5m lang) in 25-65cm Tiefe

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Weide) Druckwurzeln lenken an der Mauerplatte um Wurzelkopf an/auf der Mauerplatten, abgehende Senkerwurzeln verlaufen parallel / distal zur Mauer

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Pappel) Druckwurzelkopf bis zur Mauerplatte (35cm Tiefe), daraus nur Fein- u. Schwachwurzeln Umlenkerwurzel an der Mauerplatte

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Pappel) Oberflächennahes Wurzelsystem Lange Haltewurzeln nach SO

Ergebnisse Wurzelaufgrabung (Pappel) Oberflächennahes Zugwurzelsystem mit Wurzelüberkreuzungen Lange Zugwurzeln nach S mit >5m Abstand zum Stamm

Schlussfolgerungen Wurzelaufgrabungen aus Mattheck 2007 Theorie und Praxis

Schlussfolgerungen Wurzelaufgrabungen verändert nach: Sinn 2003

Diskussion und Zusammenfassung kubus Starkwurzelverläufe sind nicht sehr tief reichend: Anpassung an die grundwasserbeeinflussten Böden und die schwere Durchwurzelbarkeit in der Tiefe; aber große Reichweiten der Wurzelsysteme! Bodensondierungen: keine Störungen, Kavernen, Bodenrisse nur über einzelne gebogene Wurzeln werden (sehr) geringe Kraftmomente in die obere Ufermauer gelenkt Wurzelsystem und Ufermauer bilden keine mechanische Einheit; die Wurzel- Bodenmatrix benachbarter Bäume erhöht die Standsicherheit; die Baumfällungen waren unnötig Sanierungsbedingte Starkwurzelschnitte in Mauernähe sind problematisch (potenzielle Infektion des Wurzelsystems mit holzzersetzenden Pilzen) relevanter kapillarer Aufstieg: während der Sanierung der Ufermauer dürfen keine wasserlöslichen toxischen Substanzen freigesetzt werden.

Ausblick kubus Es bedarf weiterer Untersuchungen: andere Windverhältnisse am nördlichen Ufer des LWK, höhere Ufermauern in Kreuzberg Wurzelreichweiten können auch mit Schalltomographie ermittelt werden (Rinn 2008); fachkundige Aufgrabungen sollten biostatische Fragestellungen ergänzen, auch wenn Georadar / Elektr. Widerstandstomographie zum Einsatz kommen auch bei Bodensondierungen: Interdisziplinarität bringt bessere und vergleichbare Resultate (z.b. Zusammenarbeit TU Berlin/Bodenkunde + Geophysik).

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit