Die Amphibien und Reptilien auf einer ehemaligen Militärfläche südlich von Ludwigslust

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Transkript:

Die Amphibien und Reptilien auf einer ehemaligen Militärfläche südlich von Ludwigslust Uwe Jueg Zusammenfassung Während einer Kartierung der Flora und Fauna auf einer ehemaligen Militärfläche südlich von Ludwigslust wurden 2005 sieben Amphibienarten und drei Reptilienarten nachgewiesen. Die Arten werden bezüglich ihres ermittelten Bestandes und ihrer Biotoppräferenz vorgestellt. 1. Einleitung Die Naturforschende Gesellschaft West-Mecklenburg e.v. kartierte 2005 ein Gelände nördlich der Thermischen Abfallverwertungsanlage (TAV) bezüglich der vorkommenden Flora und Fauna. Begrenzt wird dieses Gebiet im Norden durch den Ortsteil Techentin, im Osten durch den Weg von Techentin zur B 191, im Süden durch die B 191 (mit alten Flugzeughallen) und im Westen durch die Kiesgrube östlich von Karstädt. Der südliche Teil liegt im MTB 2735-1, der nördliche im MTB 2635-3. Insgesamt wurden bei zehn Begehungen zwischen März und September alle potenziellen Biotope untersucht. Abb. 1: Gelände nördlich der TAV Abb. 2: kleines künstliches Gewässer als Laichplatz für mindestens drei Amphibienarten 2. Biotopausstattung Das Untersuchungsgebiet ist durch zwei wesentliche Faktoren charakterisiert. Es befindet sich auf ausgewaschenem Sandboden und wurde in der Vergangenheit stark anthropogen durch die militärische Nutzung beeinflusst. Letztere ist aber für die Entstehung vieler Klein- und Mikrohabite verantwortlich. Der überwiegende Teil des Gebietes entspricht den Magerrasen im weiteren Sinne. Mosaik- oder inselartig sind auch vergraste Trockenrasen, Gehölzaufwuchs, Kiefernheide, Hochstaudenfluren, Vorwaldstadien, Ruderalflächen, Schuttflächen (Gebäude-, Beton- und Straßendeckenreste), Wege, Pfade und Säume vorhanden. Den südlichen Rand bildet die Straßenböschung zur B 191 mit unterschiedlichem, z.t. ruderalem, Gehölzaufwuchs. Kleingewässer sind nur sporadisch in den Randbereichen vorhanden, z.t. anthropogen entstanden. 3. Amphibien Laichgewässer für Amphibien befinden sich nur wenige im Untersuchungsgebiet. Dies sind ein gemauerter Teich am nordwestlichen Rand (25 m ² große ehemalige Sickergrube oder Fundamentreste? mit ca. 2m Tiefe), eine Senke am Nordostrand des Gebietes (östlich am Wegknick), die kleinen Gräben und Tümpel östlich des Hauptweges in Nord-Süd-Richtung und Tümpel in der alten Kiesgrube, die nur periodisch Wasser führen. Evtl. zählt der Feuerlöschteich auf dem Gelände der TAV auch zu den Laichgewässern. Er wurde nicht beprobt. Das Untersuchungsgebiet hat für Amphibien einen hohen Stellenwert bezüglich der Sommer-, Überwinterungsund Wanderreviere. Hauptsächlich wurden die wenigen potenziellen Laichgewässer aufgesucht und alle Kleinstrukturen (Verstecke) nach einzelnen Tieren abgesucht. Viele Exemplare mehrerer Arten wurden leider in zahlreichen Löchern gefunden, die der Untersuchung von Altlasten dienten. Alte Gullis der ehemaligen Militäranlage stellen ebenfalls Fallen für zahlreiche Individuen dar. Triturus cristatus (Kammmolch) Kammmolche zeigen eine geringere Bindung an das Laichgewässer als die Teichmolche. Somit haben ihre Sommerquartiere eine größere Ausdehnung, bis mehrere hundert Meter (maximal 1km) vom Laichgewässer entfernt (GÜNTHER 1996). Dort halten sie sich tagsüber meist unter Holz, Steinen oder ähnlichen Strukturen auf. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Kammmolch weit verbreitet. Im Untersuchungsgebiet wurde der Kammmolch nur im östlichen Bereich des Gebietes nachgewiesen. An der Böschung der Senke an der Nordostspitze des Gebietes (evtl. Laichgewässer) konnten vier Tiere gefunden werden, zwei weitere Tiere unmittelbar links und rechts 3

des Hauptweges in ausgehobenen Löchern. Es ist davon auszugehen, dass der Kammmolch in den östlich angrenzenden bewaldeten Gebieten verbreitet ist und dort laicht. 1996). Tagsüber versteckt sich die Erdkröte gern unter Steinen, Holz, in Erdhöhlen oder unter Laub. Im Untersuchungsgebiet ist die Erdkröte die häufigste Amphibienart. In einem gemauerten Becken am Nordwestrand des Gebietes wurden am 28. März ca. 150 laichende Erdkröten beobachtet (siehe Abb. 5). Weitere Laichgewässer konnten nicht ermittelt werden. Ein adultes Tier wurde unter liegendem Holz in einer Kiefernheide entdeckt. Fünf weitere Exemplare wurden in frisch ausgehobenen Löchern gefunden. Abb. 3: Kammmolch Abb. 5: laichende Erdkröten Abb. 4: Teichmolch Triturus vulgaris (Teichmolch) Der Teichmolch zeigt eine engere Bindung an die Laichgewässer, oft verlässt er sie gar nicht. In der Regel liegen die Sommerquartiere nur wenige hundert Meter vom Laichplatz entfernt (GÜNTHER 1996). In Mecklenburg-Vorpommern ist der Teichmolch weit verbreitet und häufiger als der Kammmolch. Im Untersuchungsgebiet scheint der Teichmolch weiter verbreitet zu sein. Er wurde hauptsächlich im östlichen Teil gefunden, wo sich im Wald kleinere Tümpel und Gräben befinden und deren Laichgebiet darstellen. In einem wurden zwei Tiere gefunden, ein weiteres am Nordostrand in einem morschen Baumstamm, in der Nähe der kleinen Senke. In einem Gulli und an der B 191 wurden weitere Tiere entdeckt. In der Kiesgrube konnten drei subadulte Exemplare zwischen Wasserpflanzen gefunden werden. Auch diese Tümpel sind Laichgewässer Bufo bufo (Erdkröte) Die Erdkröte, wohl die häufigste Amphibienart in Mecklenburg-Vorpommern, gehört zu den Arten mit dem größten Aktionsradius. Meist leben sie nur wenige hundert Meter vom Laichplatz entfernt, aber nicht selten kommen Wanderstrecken von bis zu 3 km vor (GÜNTHER Abb. 6: Kreuzkröte Bufo calamita (Kreuzkröte) Die Kreuzkröte lebt in Mecklenburg-Vorpommern in sandreichen Gebieten, besonders in Heideflächen. Sie ist wesentlich schwieriger nachzuweisen als andere Arten, weil sie sich tief in den Sand vergraben kann. Das Auffinden in den Tagesverstecken bzw. Sommerquartieren ist daher in einem nicht unerheblichen Maße vom Zufall abhängig. Nur einmal gelang der Nachweis von sechs adulten Tieren unter einem großen Blech in einer ruderalen Kiefernheide. Es ist davon auszugehen, dass die Kreuzkröte das gesamte Gebiet besiedelt, sofern lückige oder offene Trockenrasen bzw. Heiden entwickelt sind. Als Laichgewässer konnte bisher nur die alte Kiesgrube am westlichen Rand des Gebietes ermittelt werden, wo im Juni 2005 Larven beobachtet wurden. Da Kreuzkröten auch temporäre Kleinstgewässer annehmen, kommen alle feuchten Senken im Gebiet als Laichplatz in Frage. 4

Rana arvalis (Moorfrosch) Moorfrösche bevorzugen sumpfige Biotope mit Staunässe, die durchaus dystrophen Charakter tragen können. Ihre Laichplätze liegen in der Regel mehrere hundert Meter (bis 1 km) von den Sommerbiotopen entfernt. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Moorfrosch weit verbreitet und regional sogar häufiger als der Grasfrosch (GÜNTHER 1996). Im Untersuchungsgebiet wurden nur zwei Tiere festgestellt, ein Tier in einem Gulli direkt am Wall nördlich der TAV und eines im gemauerten Wasserbecken am Nordwestrand des Gebietes. Letzteres war ein Männchen, das in typisch bläulicher Paarungsfärbung beobachtet wurde. Wahrscheinlich hält sich die kleine Population in den sich an das Gebiet östlich anschließenden Waldgebieten auf, wo mehrere kleine Tümpel und Gräben vorhanden sind, die sicher auch als Laichgewässer dienen. Abb. 7: Moorfrosch (am Barniner See) Rana temporaria (Grasfrosch) In Mecklenburg-Vorpommern ist der Grasfrosch die häufigste Braunfroschart. Ebenso verhält es sich im Gebiet um Ludwigslust herum, wo er vor allem Laubwälder und Wiesen besiedelt. Auch seine Sommerbiotope liegen oft weit entfernt von den Laichgewässern (GÜNTHER 1996). Als Verstecke dienen dem Grasfrosch alle Strukturen, die vor Sonneneinstrahlung und Wind schützen. In der Senke am Wegknick am Nordostrand des Untersuchungsgebietes wurden sechs Tiere gefunden. Ob sie auch dort laichen, ist unklar. Ein weiteres Tier wurde in einem Keller einer Ruine an den Flugzeughallen entdeckt. Auch in der Kiesgrube wurden ein adultes Tier und Larven nachgewiesen. Es ist von einer eher kleinen Population im Gebiet auszugehen, die aber in Richtung der Waldgebiete größer wird. Abb. 8: Teichfrosch Rana kl. esculenta (Teichfrosch) Der Teichfrosch zeigt während des Sommers eine enge bis sehr enge Bindung an das Laichgewässer. In der Regel hält er sich nur im Wasser oder an den Böschungen auf. Die Winterquartiere liegen aber oft bis zu 2 km vom Laichgewässer entfernt (GÜNTHER 1996). In Mecklenburg-Vorpommern ist der Teichfrosch weit verbreitet und häufig. Im Gebiet wurde der Teichfrosch im gemauerten Teich am Nordwestrand festgestellt. Mindestens vier Tiere laichten hier. Ein Tier wurde in einem Gulli am Damm direkt nördlich der TAV gefunden. Es war wahrscheinlich auf dem Weg vom Winterquartier zum Laichgewässer. In der Kiesgrube konnten zur Laichzeit im verschilften Tümpel 30 adulte und subadulte Exemplare gezählt werden. Es handelt sich damit um eine eher kleine Population im Untersuchungsgebiet, bedingt durch den Mangel an permanenten Gewässern. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in den dystrophen Waldtümpeln östlich des Gebietes der Kleine Wasserfrosch (Rana lessonae) lebt, ein sehr seltener Grünfrosch in MV. 4. Reptilien Für das Auftreten von Reptilien sind die zumeist strukturreichen offenen Flächen bedeutsam. Im gesamten Gebiet befinden sich Gebäuderuinen der Roten Armee sowie Schutt- und Betonreste, die ein wichtiges Strukturelement für Eidechsen darstellen. Auch die bewaldeten Bereiche am östlichen Rand des Gebietes sind wertvolle Habitate. Es wurden alle Kleinstrukturen (Verstecke) nach Individuen abgesucht. Einige Exemplare beider Eidechsenarten wurden in Löchern gefunden, die der Untersuchung von Altlasten dienten. Alte Gullis der ehemaligen Militäranlage stellen ebenfalls Fallen für zahlreiche Individuen dar. In der Kiesgrube ist das Vorkommen der Ringelnatter zu erwarten, die im Gebiet um Ludwigslust häufig ist. 5

Mitteilungen der NGM - 6. Jahrgang Heft 1 Oktober 2006 Die Amphibien und Reptilien auf einer ehemaligen Militärfläche südlich von Ludwigslust wissenschaftlicher Name deutscher Name Anzahl (adult) RL MV RL D BArtSch FFH Amphibien Triturus cristatus Kammmolch 6 2 3 X X Triturus vulgaris Teichmolch 8 3 - X - Bufo bufo Erdkröte > 160 3 - X - Bufo calamita Kreuzkröte 6 2 3 X - Rana arvalis Moorfrosch 2 3 2 X - Rana temporaria Grasfrosch 8 3 V X - Rana kl. esculenta Teichfrosch 35 3 - X - Reptilien Anguis fragilis Blindschleiche 1 3 - X - Lacerta vivipara Waldeidechse > 30 3 - X - Lacerta agilis Zauneidechse 9 2 3 X - Tab.: Checkliste der nachgewiesenen Arten Anguis fragilis (Blindschleiche) In Mecklenburg-Vorpommern ist die Blindschleiche weit verbreitet. Die Art kommt in vielfältigen Lebensräumen vor, die meist halboffenen Biotopen entsprechen. Dazu zählen Wald- und Wegränder, Hochstaudenfluren, lichte Wälder, Hecken und Gebüsche (GÜNTHER 1996). Ein Strukturreichtum ist notwendig für ausreichende Versteckmöglichkeiten. Dazu dienen Steine, Holz und kräftige Moospolster bzw. analoge Laubschichten. Optimal sind eine geschlossene, deckungsreiche Vegetation und ein gewisses Maß an Bodenfeuchtigkeit. Im Gebiet konnte nur ein Tier festgestellt werden. Es befand sich in einem morschen Baumstamm am Hauptweg im nördlichen Teil des Gebietes. Man muss aber davon ausgehen, dass die Blindschleiche in einer größeren Population die Gebiete mit Vorwaldstadien und Gebüschen besiedelt. Abb. 10: Waldeidechse Abb. 9: Blindschleiche Lacerta vivipara (Waldeidechse) Die Waldeidechse ist in ganz Deutschland die häufigste Eidechse. Auch im Ludwigsluster Raum ist sie häufig zu finden. Im Gegensatz zur Zauneidechse besiedelt sie auch feuchtere und mehr geschlossene Biotope, z.b. lichte Wälder, Waldränder, Weg-, Straßen- und Grabenböschungen. Im Gebiet scheint eine große Population der Waldeidechse im südlichen und östlichen Bereich zu existieren, wo zahlreiche Tiere in halboffenen Biotopen gesichtet wurden. Diese Abschnitte sind z.t. stark strukturiert. Lacerta agilis (Zauneidechse) Die Zauneidechse ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht so häufig wie die Waldeidechse zu finden. Sie lebt in spärlich bewachsenen Biotopen, häufig in Hanglage (GÜNTHER 1996). Eine Gefährdung geht vor allem auf Verbuschung zurück. Von den beiden Eidechsenarten scheint die Zauneidechse im Gebiet die seltenere zu sein, obwohl sie mehrfach in offenen Bereichen gefunden wurde. Zwei Tiere wurden unter einem Stein zwischen dem Damm auf der Westseite des Gebietes und dem Hauptweg gefunden. Weitere sieben Tiere wurden in ausgehobenen Erdlöchern gefunden. 6

Mitteilungen der NGM - 6. Jahrgang Heft 1 Oktober 2006 Die Amphibien und Reptilien auf einer ehemaligen Militärfläche südlich von Ludwigslust Dank Ich danke den Mitgliedern der Jugendgruppe der NGM Michael Weinberg, Marcel Berlin, Lukas Bollow, Patrick Hatt und Richard Wieselmann (alle Ludwigslust) für ihre Unterstützung bei den Exkursionen. Literatur BAST, H.-D., BREDOW, D., LABES, R., NEHRING, R., NÖLLERT, A., WINKLER, H. M. (1992): Rote Liste der gefährdeten Amphibien und Reptilien Mecklenburg - Vorpommerns, 1. Fassung. - Hrsg.: Der Umweltminister des Landes Mecklenburg - Vorpommern, Schwerin, 28 pp. BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1998): Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55. Bonn - Bad Godesberg, 434 pp. GÜNTHER, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav-Fischer-Verlag, 825 pp. Anschrift des Verfassers: Uwe Jueg, Schweriner Allee 16, 19288 Ludwigslust, E-Post: uwejueg@t-online.de 7