Kinderschutzbund Stormarn: Fehlt der Wille, Kinderarmut zu bekämpfen? Ahrensburg (ve). Die Frage ist jedes Jahr gleich und doch jedes Jahr neu: Lässt die deutsche Gesellschaft von Armut betroffene Kinder im Stich? mit der Fähnchen-Aktion vor dem eindrückliches Bild. 130 Schülerinnen der Stormarnschule, der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule und der Beruflichen Schule Ahrensburg haben die Fähnchen auf der Schlosswiese verteilt. Mit einem eindrücklichen Bild wird jedes Jahr zum Weltkindertag bei einer Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes Stormarn auf die Armut von Kindern hingewiesen: mit der Fähnchen-Aktion. Dabei wird für jedes Kind, das in Stormarn lebt und von Armut betroffen ist, ein Fähnchen in die Wiese vor dem
Ahrensburger Schloss gesteckt. Vor 13 Jahren waren es unter 2.000 Fähnchen, heute sind es über 7.000. Kinderarmut in Stormarn: Wann gilt ein Kind als arm? Als arm gilt ein Kind oder Jugendlicher, der Leistungen aus dem Arbeitslosengesetz II, also Hartz IV, bezieht oder Leistungen der Sozialhilfe, des Asylbewerberleistungsgesetzes, des Wohngeldes oder des Kinderzuschlages. Auf dieser Grundlage ist jedes sechste Kind in Stormarn von Armut betroffen, in Hamburg ist es jedes vierte Kind, bundesweit jedes fünfte Kind. Die Zahlen der Hartz IV-Empfänger in Stormarn: In 2016 waren es 3.188 Kinder und Jugendliche, in 2017 sind es 3.765. Der Anstieg sei vorrangig auf die wachsende Zahl von Asylbewerbern und Alleinerziehenden zurück zu führen, so der Kinderschutzbund. Der Platz auf der Schlosswiese reicht auch gar nicht mehr aus, sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Stormarn, fast scherzhaft. Denn die 130 Kinder und Jugendlichen von drei Ahrensburger Schulen, die den Vormittag über die Fähnchen in die Wiese gesteckt haben, waren kreativ und ließen auch Verkehrsinseln, Bushaltestellen und Fußgängerwege nicht außen vor. Rund um die Kreuzung Lübecker Straße/Am Weinberg blieb kein Plätzchen von den Fähnchen frei.
mit der Fähnchen-Aktion vor dem eindrückliches Bild. Schülerinnen der Stormarnschule helfen dabei, die Fähnchen zu stecken auch auf der Verkehrsinsel vor der Wiese. Vor dem Ahrensburger Schloss, dass für mich Macht und Reichtum darstellt, ist dieses Bild immer wieder besonders eindrücklich, beschreibt es Birgitt Zabel, die Vorsitzende des Stormarner Kinderschutzbundes. Und das Bild ist für sie alles andere als friedfertig: Warum fehlt in der deutschen Gesellschaft der Wille, etwas für diese Kinder zu tun? fragt sie, das Ausmaß der Kinderarmut ist ein immer größer werdendes Problem in der deutschen Gesellschaft. Kritik des Kinderschutzbundes: Es fehlt der politische Wille, etwas zu ändern Die Kritik des Kinderschutzbundes richtet sich in erster Linie gegen die Politik Kommune, Bund und Land. Zabel: Die Fakten sind allen bekannt, Informationen zur Kinderarmut sind reichlich vorhanden. Wir erwarten von der Politik ein überzeugendes Konzept für ein kinderfreundliches und kindergerechtes Land. Derzeit zeige die Entwicklung nur in eine Richtung: Die Kluft zwischen arm und
reich werde stetig größer. Ingo Loeding: In den Programmen der politischen Parteien gibt es kein schlüssiges Konzept zur Bekämpfung der Kinderarmut. Beschlussvorschläge zu dem Thema werden im Bundestag abgelehnt. Er nennt Beispiele: So würden Kindern für den Schulbesuch seit vielen Jahren jährlich 100 Euro zur Verfügung gestellt, obwohl es aktuelle Untersuchung gebe, dass der Wert mindestens bei 400 Euro liegen müsse. Erhöhungen von Kindergeld oder Hartz IV-Sätzen würden grundsätzlich gegengerechnet, so dass diese Leistungen bei den Kindern gar nicht ankommen würden. Loeding auch mit Blick auf die Bundestagswahl am Sonntag: Es gibt keinen politischen Willen, etwas für diese Kinder zu tun. mit der Fähnchen-Aktion vor dem eindrückliches Bild. Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, Kinderschutzbund-Vorsitzende Birgitt Zabel und Kinderschutzbund-Geschäftsführer Ingo Loediung (von rechts) wünschen sich eigentlich, dass weniger Fähnchen in die Wiese gesteckt werden müssten. Kreispräsident Hans-Werner Harmuth begleitet diese Aktion des
Kinderschutzbundes gerne und hört auch die Kritik. Der Kreis Stormarn und seine Kommunen würden allerdings einiges tun, um zu helfen, als Beispiel bei nannte er die Ermäßigung der Kindertagesstättengebühr. Harmuth: Häufig ist es auch eine Anspruchshaltung der Schulen und der Eltern etwa, die den Schulbesuch teuer machen. Als Beispiel nannte Harmuth die oft sehr teuren Klassenfahrten in ferne Länder, der Kreispräsident: Warum fahren sie nicht mal in das Jugendgästehaus nach Lütjensee? Gerade mit Blick auf die Armut in der Welt ginge es den Stormarner Kindern noch vergleichsweise gut, so Harmuth. Was können die Städte und Gemeinden tun? Mit welchen einfachen Mitteln außerdem schon etwas bewirkt werden könnte, benennt der Kinderschutzbund. So würden kommunale Hilfsfonds Hilfe für Familien ermöglichen, kostenlose Betreuung in Kindertageseinrichtung oder in offenen Ganztagsschulen die Bildung und Teilhabe der Kinder fördern. Kostenfreie Nutzung von kulturellen Einrichtungen wäre zudem förderlich für die Entwicklung der Kinder und damit auch späterer Armut vorbeugen. Loeding: Ahrensburg hat das umgesetzt und bietet im Rahmen des Ferien- Trubels inzwischen zahlreiche kostenfreie Angebote an. Aber nicht alle Städte in Stormarn setzen dies so um.
mit der Fähnchen-Aktion vor dem eindrückliches Bild. Selbst die Bushaltestelle mitsamt Mülleimer wurde von den Kindern genutzt, um die Botschaft zu transportieren. eindrückliches Bild. Schülerinnen der Stormarnschule helfen dabei, die Fähnchen zu stecken auch auf der Verkehrsinsel vor der Wiese. eindrückliches Bild. 130 Schülerinnen der Stormarnschule, der Selma-Lagerlöf- Gemeinschaftsschule und der Beruflichen Schule Ahrensburg haben die Fähnchen auf der Schlosswiese verteilt.
eindrückliches Bild. Und am Rande des Fußweges und rund um die Kreuzung an der Lübecker Straße steckten Fähnchen. eindrückliches Bild. eindrückliches Bild. Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, Kinderschutzbund-Vorsitzende Birgitt Zabel und Kinderschutzbund-Geschäftsführer Ingo Loediung (von rechts) wünschen sich eigentlich, dass weniger Fähnchen in die Wiese gesteckt werden müssten. eindrückliches Bild. Selbst die Bushaltestelle mitsamt Mülleimer wurde von den Kindern genutzt, um die Botschaft zu transportieren.
eindrückliches Bild. Selbst die Bushaltestelle mitsamt Mülleimer wurde von den Kindern genutzt, um die Botschaft zu transportieren. eindrückliches Bild. Für jedes Kind in Stormarn, das von Armut betroffen ist, steckt ein blaues Fähnchen in der Schlosswiese.