Hans-Josef Vogel Bürgermeister Eine Bereicherung für die Bildung in Stadt und Region Eröffnung des Peter Prinz Bildungshauses am 23. August 2012 I. Ich freue mich sehr, mit Ihnen zusammen heute Morgen das neue Peter Prinz Bildungshaus mitten in der Alt-Arnsberger Neustadt einzuweihen und damit der Öffentlichkeit zu übergeben. Dieses neu gestaltete und von Grund aus und auf modernisierte denkmalgeschützte Schulgebäude aus dem Jahre 1927 ist als neues Peter Prinz Bildungshaus - mit dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung des Landes NRW, - mit dem Studienzentrum der FernUniversität Hagen, - mit unserer Volkshochschule Arnsberg/Sundern, der Seniorenakademie und - mit dem neuen Forum eine Bereicherung für die Bildung in unserer Stadt und Region. Das Gebäude selbst ist mehr als eine dienende Hülle. Es ist ein Zeugnis für Bildung und es ist ein Lernort für die Zukunft - von Lehrerinnen und Lehrern, - von Studierenden der FernUni, - von Lernenden der VHS, - von Lernenden der SENEKA und - von Schülerinnen und Schülern, von Eltern und Lehrern der benachbarten Schulen und von Initiativen und Vereinen der Bürgerschaft des ganzen Stadtteils insbesondere durch die Möglichkeiten des neuen Forums. Hier ist also ein Bildungszentrum als Community-Center entstanden: für eine lernende Gesellschaft, für eine lernende Stadt und Region. Die neu geschaffene Infrastruktur wird schon jetzt multifunktional genutzt. Die Einbeziehung des Gebäudes in den Kunstsommer Arnsberg ist ein Beispiel dafür.
- 2 - II. Die baulichen Aufgaben rund um das quasi neu geschaffene Peter Prinz Haus waren vielfältig: - Grundlegende Sanierung eines denkmalgeschützten, weit über 80 Jahre alten Schulbaus, - bauliche und funktionale Eingliederung eines rund 40 Jahre alten Roland- Baus, - kompletter Neuausbau der EDV und des Brandschutzes nach aktuellsten Anforderungen, - Umbau des Untergeschosses des Roland-Baus zu einem öffentlichen Forum, - Heizungserneuerung und vor allem energetische Sanierung des Gebäudekomplexes. Wir vermeiden dadurch jährlich rund 9,2 Tonnen gefährliches CO 2. Wir müssten ansonsten rund 730 Bäume pflanzen für 80 Jahre, um jährlich diese Menge CO 2 zu kompensieren. - Neugestaltung der Außenanlagen, insbesondere des Innenhofes und der Stellplätze zur Ehmsenstraße, - Aufwertung dieses Bereichs der Neustadt von Alt-Arnsberg als Stadtteilzentrum für Bildung, Kindertagesbetreuung, Kultur, Sport, bürgerschaftliches Engagement. Die Gesamtkosten liegen bei rund 1,5 Mio. Euro aus den entsprechenden Konjunkturpaketen des Bundes. Das entspricht rund 1/3 der Neubaukosten eines Gebäudes vergleichbarer Größenordnung (Gesamtnutzfläche nach Umbau von rund 2.780 qm). Also: Kompliment und großer Dank an alle, die dieses Bauprojekt geplant, möglich gemacht und vor allem durchgeführt haben an: - die beiden Architektinnen Mechthild Clemens und Barbara Maas, - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der am Bau beteiligten Firmen, - die Mitarbeiter unseres Immobilien-Service und unseres Grünflächendienstes der Stadt Arnsberg und insbesondere an den städtischen Projektleiter Herrn Jürgensmeier und den Leiter des Immobilienservice Herrn Dolert, - diejenigen, die im Rat unserer Stadt dieses Projekt politisch unterstützt haben, und - die, die es durch die Mittel des Konjunkturpaketes finanziell ermöglicht haben. Mein besonderer Dank gilt Ihnen, lieber Herr Heemeyer, der Sie die Idee eines gemeinsamen Hauses für öffentliche Bildung mit ins Rathaus gebracht und immer auch in Zeiten schwieriger Bauplanungen und -phasen unterstützt haben. Ich freue mich, dass unsere Stadt Standort des neuen Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung des Landes NRW ist, auch weil unsere Stadt ein alter Standort für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern ist.
- 3 - Dieser Tradition fühlen wir uns als Stadt natürlich in besonderer Weise verpflichtet. Denn wenn wir in die Vergangenheit blicken, erfassen wir besser die Gegenwart und machen Zukunft möglich. Der Philosoph Odo Marquard sagt: Zukunft braucht Herkunft. So ist es! Mein Dank gilt darüber hinaus - dem gesamten Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung, - der FernUniversität, - unserer Volkshochschule und der SENAKA, - aber auch den benachbarten Grundschulen und der Theodor-Heuss- Schule. Insbesondere nenne ich die Adolf-Sauer-Grundschule, denn die zog in das benachbarte Gebäude des historischen Lehrerseminars um, da dieses Gebäude hier, das Gebäude des neuen Peter Prinz Bildungshauses aufgrund der demografischen Entwicklungen zu groß geworden war. Ich danke aber auch der Johannes-Grundschule, die dafür sorgt, dass im Lehrerseminar unserer Zeit auch wieder Schülerinnen und Schüler sind. Wir erleben das gerade über uns und auf dem gemeinsamen Innenhof. So ist hier ein spannender Gesamtkomplex entstanden für das Lernen im Lebenslauf vieler Menschen. Ich freue mich über die künstlerische Arbeit von Andreas Karl Schulze, diese auf Gebäude und gesamten Raum bezogene Installation des Ensembles farbiger Quadrate an der Außenwand des Fahrstuhlschachtes mit dem Fragezeichen auch auf den Kopf gestellt und gespiegelt in einem Schwebezustand. Lernen durch Fragen. Herzlichen Dank an Andreas Karl Schulze und den Kunstverein Arnsberg. Ganz herzlichen Dank Ihnen allen, die Sie direkt oder indirekt an diesem Bauprojekt mitgewirkt haben. III. Idee des Bildungshauses sowie Sanierung und Erweiterung des Gebäudes gehören natürlich zusammen. Sie sind nicht zu trennen. Das gilt auch für den Namen dieses Bildungshauses. All das, was wir unter Lebensbegleitendem Lernen unter Zivilcourage und bürgerschaftlichem Engagement verstehen, das hat Dr. Peter Prinz verkörpert, der von 1852 1921 gelebt und ab 1904 in Arnsberg und der Region für das Lernen in seinen vielfältigen Möglichkeiten gewirkt hat. Idee und Inhalt dieses neuen Bildungshauses sind quasi ein Spiegelbild seines beruflichen und bürgerschaftlichen Lebens. Nach ausgezeichneter universitärer Ausbildung in Innsbruck und Göttingen hatte er als Redakteur beim Westfälischen Merkur und der Kölnischen Volkszeitung gearbeitet und war dann in den Lehrerdienst eingetreten.
- 4 - Er war Leiter des Lehrerseminars in Berent/Kościerzyna in Pommern und wurde von dort im September 1904 nach Arnsberg berufen, um die Errichtung und Einrichtung des zu diesem Zeitpunkt begründeten Lehrerseminars zu übernehmen. Das Central-Volksblatt Arnsberg vom 06. Oktober 1921 schrieb in seinem Nachruf über Dr. Peter Prinz: Seine reiche Erfahrung und sein Organisationstalent ließen ihn leicht all die Schwierigkeiten überwinden, die sich aus der vorläufigen Unterbringung der Seminarklassen und der Errichtung des Neubaus ergaben. Man muss wissen, dass das damalige Lehrerseminar quasi eine Art Modellschule war oder ein Lehrerseminar mit eigener Modellschule. Schauen wir noch einmal in das Central-Volksblatt, dann heißt es dort über Prinz: Als Lehrer zeichnete er sich durch gediegenes und umfangreiches Wissen und praktisches Können aus, mit rastlosem Fleiß bildete er sich weiter, insbesondere auf dem Gebiet der Philosophie, Pädagogik und deutschen Literatur. Als Leiter vertrat er die Interessen der Anstalt mit Geschick und Tatkraft; seinem Lehrerkollegium war er ein leuchtendes Vorbild der Pflichttreue und des Strebens nach wissenschaftlicher Vervollkommnung, sich ergebende Meinungsverschiedenheiten behandelte er durchaus sachlich und verstand es, ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten im Lehrkörper zu sichern. Seinen Schülern war er ein tüchtiger Lehrer und wohlwollender Direktor, der stets bereit war zu helfen und auch half, wo wirtschaftliche Bedrängnis Einzelnen die Fortsetzung des Studiums erschwerte. Dr. Prinz gab Lesebücher und pädagogische Fachbücher heraus, publizierte aber auch zu historischen Themen so zur brandenburgisch-preußischen Geschichte und zur Geschichte seiner Heimat. Dr. Peter Prinz gründete in Arnsberg die Volkshochschule und war ihr erster bürgerschaftlicher Leiter. Schauen wir wieder in das Central-Volksblatt. Dann heißt es dort: Auch außerhalb des Berufes und das nennen wir heute bürgerschaftliches Engagement stellte er sein reiches Wissen und Organisationstalent zur Verfügung. Er war Gründer und Leiter der Volkshochschule, hielt wiederholt populärwissenschaftliche Vorträge, die noch in weiten Kreisen der Stadt in guter Erinnerung sind. Als sich nach dem Kriege in Kreisen der Lehrerschaft ein lebhaftes Streben nach Weiterbildung zeigte, war er in manchen Orten des Sauerlands als Dozent an pädagogischen Fortbildungsgemeinschaften tätig. Seine hohe Berufs- und Lebensauffassung war begründet in tiefer Religiösität, die er durch praktische Teilnahme am kirchlichen Leben offen betätigte. Breite universitäre Ausbildung, publizistisches Engagement, Leiter des Lehrerseminars, Gründer und Leiter der Volkshochschule und ein Lehrer, der sich für Schüler eingesetzt hatte, die aus wirtschaftlichen Gründen sonst keine Chance gehabt hätten. Alles Themen unserer Zeit und dieses Bildungshauses.
- 5 - Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass der Enkel von Dr. Peter Prinz, Herr Ministerialrat Peter Schoppa aus Wiesbaden heute bei der Einweihung des Peter Prinz Bildungshauses in Arnsberg mit dabei ist. Aber Peter Prinz hatte noch ein Thema, das jetzt in der Gesellschaft des langen Lebens eine ganz neue Bedeutung gewinnt. Insofern war er hochaktuell. Er wurde nämlich auf der Grundlage einer neuen Gesetzgebung am 01. April 1921 wie es in Archivmaterialien heißt in voller geistiger und körperlicher Frische zwangspensioniert, wogegen er sich heftig wehrte bis zu seinem Tod am 03. Oktober 1921. Zwangspensioniert? Im Jahr 1921 war Dr. Peter Christoph Ludwig Prinz 69 Jahre alt. In der Seniorenakademie Arnsberg, der SENAKA, die von unserer Volkshochschule unterstützt und begleitet wird, gibt es viele, die auch nach den berühmten 65 Jahren als ältere Bürgerinnen und Bürger öffentliche Verantwortung in und für die Bildung übernehmen. Es geht darum, das Leben zu lernen und damit die Zukunft zu lernen. Lernen in der offenen freien Gesellschaft bedeutet dabei immer, die Kreativität und Bereitschaft zu fördern, das Leben als Tätigkeit zu begreifen. Denn so entstehen Werte und Verantwortungsbewusstsein, Demokratieverständnis, Selbstreflektion, Umweltorientiertheit, Kritik und Dialogfähigkeit. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.