Richtig Stiften in Berlin

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Transkript:

Richtig Stiften in Berlin

2 Stiftungen sind traditionsreich: Die ältesten deutschen Stiftungen sind mehr als 1.000 Jahre alt. In Berlin existiert die älteste Stiftung schon seit fast 775 Jahren. Stiftungen sind trotzdem modern: Die Hälfte aller Berliner Stiftungen wurde in den letzten 15 Jahren errichtet. Vor allem sind Stiftungen aber Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements: Ca. 95 % der Stiftungen verfolgen ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Dr. Dirk Behrendt Aus diesem Grund sind Stiftungen von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung. Sie fördern alleine in Berlin die Allgemeinheit jährlich mit mehreren 100 Millionen Euro und sind dabei auf den unterschiedlichsten Gebieten aktiv. Das Spektrum umfasst den sozialen Bereich ebenso wie die Bildung, das Gesundheitswesen, die Unterstützung Verfolgter, den Umweltschutz, Wissenschaft und Forschung oder kulturelle Ziele, um nur einige zu nennen. Das besondere Ansehen, das Stiftungen genießen, liegt nicht allein darin begründet, dass sie gemeinnützig tätig sind. Hinzu kommt vielmehr, dass Stiftungen auch die Gewähr für eine dauernde und nachhaltige Tätigkeit bieten. Denn Stiftungen sind die einzige Rechtsform, die einer staatlichen Aufsicht unterliegt. Diese wacht darüber, dass der vorgegebene Zweck auf Dauer erfüllt wird und dass das Stiftungsvermögen erhalten bleibt und so die Stiftung in der Lage ist, den Zweck auch in Zukunft zu verfolgen. Die Aufsicht wird von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung geführt. Die positive Entwicklung, die das Stiftungswesen gerade in letzter Zeit genommen hat, ist ein Zeichen dafür, dass sich die für die Stiftungen geltenden Rahmenbedingungen bewährt haben. Zu einigen Details wird derzeit an Reformen gearbeitet. Für Stiftungsorgane sollen z.t. noch klarere Verhältnisse geschaffen und den Stifterinnen und Stiftern sollen nach der Errichtung ihrer Stiftung größere Einflussmöglichkeiten eingeräumt werden. Die in dieser Broschüre enthaltenen Informationen werden aber auch dann noch aktuell sein. Sie richten sich an alle am Stiftungswesen Interessierten. Besonders nützlich sind sie für diejenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, selbst eine Stiftung zu errichten. Gerade potentielle Stifterinnen und Stifter können sich aber gerne auch persönlich an die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung wenden. Mit freundlichen Grüßen Dr. Dirk Behrendt Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung

3 Was ist eine Stiftung? Der Begriff der Stiftung wird vielfältig gebraucht. Manche Organisationen verwenden in ihrem Namen das Wort Stiftung, obwohl sie tatsächlich eine andere Rechtsform, z. B. einen Verein oder eine GmbH, gewählt haben. Es gibt auch öffentlich-rechtliche Stiftungen, die aber nur von staatlichen Stellen errichtet werden können. Die vorliegende Broschüre informiert nur über rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts. Die nicht rechtsfähigen unselbstständigen Stiftungen werden als Alternative kurz angesprochen. Eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts ist eine Einrichtung, die vom Stifter mit einem Vermögen ausgestattet wird, um mit den Erträgen dieses Vermögens dauerhaft einen vom Stifter vorgegebenen Zweck zu erfüllen. Als Stifter kommen einzelne oder mehrere Personen in Betracht; das können sowohl natürliche als auch juristische Personen sein. Typisch für eine Stiftung ist, dass das übertragene Vermögen dauerhaft und für den Stifter grundsätzlich unwiederbringlich auf die Stiftung übergeht. Die Stiftung - und damit auch das Vermögen - wird nach den Regeln verwaltet, die der Stifter vorher bestimmt hat. Das Besondere an einer Stiftung besteht darin, dass sie grundsätzlich auf ewig errichtet wird, ihr Vermögen erhalten bleibt, d.h. nur die Erträge (Zinsen, Dividenden etc.) ausgegeben werden dürfen, und eine staatliche Stelle darauf achtet, dass die Stiftung den vom Stifter bei der Stiftungserrichtung vorgegebenen Zweck erfüllt. Daher hat jeder Stifter die Gewissheit, dass der von ihm festgesetzte Zweck auf Dauer verwirklicht wird. Dies gibt ihm neben seinem gemeinnützigen Engagement zugleich die Möglichkeit, sich oder auch anderen

4 Personen, deren Namen die Stiftung tragen kann, in gewisser Weise ein Denkmal zu setzen. Wie wird eine Stiftung errichtet? Wie eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts errichtet wird, regeln die 80 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches. Danach sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen: Das Stiftungsgeschäft mit einer Satzung sowie die behördliche Anerkennung. Der Stifter muss in dem so genannten Stiftungsgeschäft schriftlich verbindlich erklären, dass er ein bestimmtes Vermögen für einen von ihm vorgegebenen Zweck zur Verfügung stellt. Wie man einen solchen Zweck genau bestimmen kann und welche Regelungen hierzu getroffen werden können, wird später erklärt. Im Zusammenhang mit dem Stiftungsgeschäft muss der Stifter seiner Stiftung ferner eine Satzung geben. Hierin muss er mindestens Regelungen über den Namen, den Sitz, den Zweck, das Vermögen und die Bildung des Vorstands der Stiftung treffen. Zusätzlich kann er auch die Einrichtung weiterer Stiftungsorgane wie z.b. eines Kuratoriums oder eines Beirates vorsehen. Es besteht sogar die Möglichkeit, die betreffenden Personen für die Stiftungsorgane namentlich zu benennen. Das Stiftungsgeschäft kann auch in einem Testament oder einem Erbvertrag enthalten sein. Hinzu treten muss die Anerkennung der Stiftung als rechtsfähig. Diese Anerkennung erfolgt durch die zuständige Behörde des Landes, in dem die Stiftung ihren Sitz haben soll. Für Stiftungen mit Sitz in Berlin ist das die

5 Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Stiftungsaufsicht Salzburger Straße 21-25 10825 Berlin. Die Anerkennung wird erteilt, wenn die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen. Dazu gehört insbesondere, dass das zugesagte Vermögen vorhanden und ausreichend sein muss, um den Stiftungszweck dauernd erfüllen zu können. Für welche Zwecke kann eine Stiftung errichtet werden? Eine Stiftung kann grundsätzlich für jeden Zweck errichtet werden, solange er nicht dem Gemeinwohl entgegensteht. In aller Regel wird die Rechtsform der Stiftung aber gewählt, um gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke zu verfolgen. Solche Stiftungen nehmen damit gesellschaftspolitische Aufgaben wahr und leisten wertvolle Dienste für unser Gemeinwesen. Ein solches gemeinwohlorientiertes Engagement bietet zudem die Möglichkeit, steuerliche Vorteile zu erlangen. Das Spektrum steuerbegünstigter Zwecke ist außerordentlich weit und kann in dieser Broschüre nicht umfassend dargestellt werden. Beispielhaft können aber die folgenden Förderungen genannt werden: - im sozialen Bereich (zugunsten von Kindern, Jugendlichen, Familien, älteren Personen, sozial Benachteiligten oder wirtschaftlich Bedürftigen), - im Gesundheitswesen (zugunsten Kranker, Behinderter, Süchtiger oder von Unfallopfern),

6 - im Bildungsbereich (zugunsten von Schulen, Universitäten, Schülern, Auszubildenden, Studenten oder für Zwecke der Völkerverständigung oder des demokratischen Staatswesens), - auf den Gebieten von Wissenschaft und Forschung (zugunsten wissenschaftlicher Einrichtungen, zur Erforschung z. B. schwerer Krankheiten oder zur Entwicklung neuer Technologien), - im Bereich von Kunst und Kultur (zugunsten von Künstlern, Museen, Ausstellungen, künstlerischen oder kulturellen Projekten oder für Zwecke des Denkmalschutzes), - im Bereich der Religion (zugunsten kirchlicher Einrichtungen oder kirchlicher Veranstaltungen), - im Bereich von Natur- und Umweltschutz und des Tierschutzes. Ob der konkrete Stiftungszweck die Voraussetzung für eine Steuerbegünstigung erfüllt, prüft das Finanzamt für Körperschaften I, Bredtschneiderstraße 5, 14057 Berlin. Die Stiftung kann ihren Zweck entweder selbst verwirklichen, z.b. durch Betreiben eigener Einrichtungen, wie Altenheime oder Museen. Möglich ist auch die Durchführung eigener Projekte (Jugendaustausch, Fortbildungsmaßnahmen, Ausstellungen und Ähnliches). Sie kann ihren Zweck aber auch dadurch erfüllen, dass sie ihre Mittel anderen Personen oder anderen Einrichtungen zuwendet, z. B. durch Zahlung von Stipendien, Verleihung von Preisen, finanzielle Unterstützung eines Vereins usw. In jedem Falle muss der Zweck aber so gewählt sein, dass er grundsätzlich dauerhaft erfüllt werden kann.

7 Der Stiftungszweck kann nach der Errichtung der Stiftung nur noch unter äußerst engen Voraussetzungen geändert werden. Der Stifter sollte bei der Bestimmung des Zwecks seiner Stiftung daher zweierlei beachten: Einerseits sollte er möglichst konkrete Vorgaben machen, damit die Stiftung später genau so tätig wird, wie es seinen Vorstellungen entspricht. Andererseits sollte er aber auch darauf achten, die Zweckbestimmung nicht zu eng zu fassen, da er sonst der Stiftung die Möglichkeit nehmen könnte, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren oder neu erkannte Problemfelder zu bearbeiten. Wie viel Geld braucht eine Stiftung? Die Höhe des erforderlichen Stiftungsvermögens hängt wesentlich vom Stiftungszweck ab. Da die Stiftung das Stiftungsvermögen grundsätzlich nicht ausgeben darf, muss dieses Vermögen so groß sein, dass mit den hieraus erzielten Erträgen oder sonstigen gesicherten Einnahmen (also z.b. Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen) der Stiftungszweck dauernd und nachhaltig erfüllt werden kann und die übrigen Ausgaben der Stiftung abgedeckt werden. Für eine Stiftung, die etwa eine Einrichtung (z. B. ein Krankenhaus) betreiben soll, ist daher ein deutlich größeres Vermögen notwendig als beispielsweise für eine Stiftung, die ihre Mittel an andere weitergeben soll (z. B. jährlich einen Preis an einen Forscher verleiht). Ein Vermögen von weniger als 100.000 wird allerdings in aller Regel zu gering sein, um mit den hieraus erzielten Erträgen sinnvoll und auf Dauer einen Stiftungszweck zu verfolgen, zumal die Tätigkeit jeder Stiftung mit laufenden Verwaltungskosten verbunden ist. Abweichungen bestehen hier bei sog. Verbrauchsstiftungen, bei denen auch das Stiftungsvermögen für die Zweckerfüllung verbraucht werden darf. Bei

8 dieser Art von Stiftungen, die steuerlich jedoch teilweise anders behandelt werden als die anderen Stiftungen, muss bereits im Stiftungsgeschäft festgelegt werden, wie lange die Stiftung bestehen soll, und dieser Zeitraum muss mindestens zehn Jahre umfassen. Welche Steuervorteile bestehen bei Stiftungen? Sofern eine Stiftung nach ihrer Satzung und tatsächlichen Geschäftsführung in selbstloser Weise ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigte - gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche - Zwecke verfolgt, ist sie im Regelfall von der Besteuerung befreit. Das bedeutet insbesondere auch, dass die Übertragung von Vermögenswerten auf die Stiftung weder der Erbschaftssteuer noch der Schenkungssteuer und in der Regel auch nicht der Grunderwerbsteuer unterliegt. Ferner kann eine Stiftung steuerbegünstigte Spenden - auch vom Stifter selbst - empfangen. Steuerliche Vorteile bestehen aber auch für jeden, der eine steuerbegünstigte Stiftung errichtet oder nach ihrer Errichtung finanziell unterstützt. Bei der Errichtung von Stiftungen, die steuerbegünstigt sein sollen, muss das jeweilige Finanzamt beteiligt werden. Für Stiftungen in Berlin ist das das Finanzamt für Körperschaften I Bredtschneiderstraße 5 14057 Berlin

9 Das Finanzamt hat einen ausführlichen Ratgeber erstellt, in dem die Einzelheiten über die Errichtung sowie über die steuerliche Behandlung steuerbegünstigter Vereine und Stiftungen erläutert sind. Diesen Ratgeber erhalten Sie bei dem Finanzamt. Sie finden ihn aber auch im Internet unter http://www.berlin.de/sen/finanzen/dokumentendownload/steuern/informatio nen-fuer-steuerzahler-/vereine/ratgeber_vereine_2014.pdf Die folgenden Punkte sollen aber bereits einen kleinen Überblick geben, wie das gemeinnützige Engagement steuerlich geltend gemacht werden kann. 1. Zuwendungen zum Stiftungsvermögen Wer eine steuerbegünstigte Stiftung mit Vermögen ausstattet, d.h. Beiträge zu dem von der Stiftung auf Dauer zu erhaltenden Vermögensstock leistet, kann seine Vermögenszuwendung bis zu einem Betrag von 1 Million Euro über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen. Ohne Bedeutung ist es dabei, ob es sich um Mittel handelt, die der Stiftung direkt bei ihrer Errichtung vom Stifter zugewendet werden, ob der Stifter das Stiftungsvermögen später aufstockt oder ob jemand eine Spende in den Vermögensstock einer bereits bestehenden von einem anderen errichteten Stiftung leistet. Diese Abzugsmöglichkeit besteht jedoch nicht bei Verbrauchsstiftungen. 2. Zuwendungen für die unmittelbare Zweckerfüllung Zuwendungen, die der Stifter oder ein Dritter zur unmittelbaren Erfüllung der steuerbegünstigten Zwecke einer steuerbefreiten Stiftung leistet, können bis zu einer Höhe von 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte des

10 Spenders als Sonderausgaben vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden. Wer kontrolliert die Stiftungen? Die rechtsfähigen Stiftungen des bürgerlichen Rechts unterstehen einer staatlichen Aufsicht. Stiftungen mit Sitz in Berlin werden von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung nach den Vorschriften des Berliner Stiftungsgesetzes beaufsichtigt. Die Aufsicht wacht über die Einhaltung des Stifterwillens. Sie soll gewährleisten, dass die Stiftung, also deren handelnde Organe, den vom Stifter im Stiftungsgeschäft und der Satzung festgelegten Zweck tatsächlich verfolgt und diesen Zweck auch so verwirklicht, wie der Stifter es bestimmt hat. Weil Stiftungen grundsätzlich für die Ewigkeit angelegt sind, wird so der Zweck auch noch sichergestellt, wenn der Stifter - zum Beispiel als Vorstand der Stiftung - selbst gar keinen Einfluss mehr auf die Stiftung nehmen kann, also auch noch lange nach seinem Tod. Die staatliche Aufsicht ist eine Rechtsaufsicht, das heißt, die Aufsichtsbehörde wacht darüber, dass die Stiftungsorgane die stiftungsrechtlichen Gesetze und die für diese spezielle Stiftung geltende Satzung beachten, dass das Vermögen der Stiftung wie vorgeschrieben erhalten bleibt und dass die Mittel der Stiftung auch wirklich dem festgelegten Stiftungszweck zugutekommen. Die Stiftungsorgane müssen der Aufsichtsbehörde daher jedes Jahr einen Tätigkeitsbericht und zusätzlich entweder eine Jahresabrechnung mit Vermö-

11 gensübersicht oder den Prüfungsbericht eines externen Abschlussprüfers (in der Regel eines Wirtschaftsprüfers) vorlegen. Darüber hinaus muss der Aufsichtsbehörde jede Änderung in der Zusammensetzung der Stiftungsorgane angezeigt und belegt werden. Will das hierfür zuständige Stiftungsorgan (also zum Beispiel der Vorstand) die vom Stifter bestimmte Satzung ändern - was im Übrigen nur in engen Grenzen möglich ist -, geht auch dies nur unter Einschaltung der Aufsichtsbehörde, die diese Änderung der Satzung genehmigen muss. Welche Alternativen gibt es, um gemeinnützige Zwecke zu verfolgen? Für potentielle Stifter, bei denen das zur Verfügung stehende Vermögen zur Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung nicht ausreicht, kommt die Gründung einer unselbstständigen Stiftung in Betracht. Bei dieser Rechtsform wird das Stiftungsvermögen einem Treuhänder übertragen. Dieser wird dann zwar der Eigentümer des Vermögens, ist aber verpflichtet, das Vermögen zu erhalten und mit dessen Erträgen die Stiftungszwecke zu verwirklichen. Eine solche unselbstständige Stiftung bedarf weder der staatlichen Anerkennung noch steht sie unter staatlicher oder sonstiger externer Aufsicht. Diese Rechtsform kommt daher für diejenigen Stifter in Betracht, die auf eine staatliche Kontrolle keinen Wert legen. Allerdings besteht bei dieser Form der Stiftung weniger Gewähr für die dauerhafte Erfüllung des Stifterwillens. Steuerlich werden die unselbstständige und die rechtsfähige Stiftung gleich behandelt. Zur Verfolgung gemeinnütziger Zwecke kann auch ein eingetragener Verein gegründet werden. Dazu wird ein spezifisches Anfangsvermögen nicht benötigt, weil Vereine auch nicht von Beginn an für die Ewigkeit gegründet werden, sondern von den einzelnen Mitgliedern getragen und mit Leben erfüllt

12 werden. Der Vereinszweck wird nicht wie der Zweck einer Stiftung bei der Gründung weitgehend unabänderlich festgelegt. Vielmehr kann das Vereinsziel jeweils von der Mehrheit der Mitglieder bestimmt werden. Ein Verein erlangt seine Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das Vereinsregister beim zuständigen Amtsgericht. In Berlin ist zuständig das Amtsgericht Charlottenburg, Amtsgerichtsplatz 1, 14057 Berlin. Zuwendungen an gemeinnützige Vereine können in gleichem Umfang wie Zuwendungen für die unmittelbare Zweckerfüllung einer Stiftung steuermindernd geltend gemacht werden. Wo gibt es weitere Informationen? Ausführliche Informationen über rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, insbesondere - die gesetzlichen Grundlagen, - allgemeine Hinweise über rechtsfähige Stiftungen, - eine Darstellung des Anerkennungsverfahrens und - Muster für Stiftungsgeschäfte und Satzungen von Stiftungen jeweils mit Erläuterungen finden Sie im Internet auf der Homepage der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung www.berlin.de/sen/justiz/ (Menüpunkt Service, Untermenüpunkt Stiftungsaufsicht ). Selbstverständlich gibt es all diese Unterlagen auch in Papierform. Sie können angefordert werden bei der

13 Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Stiftungsaufsicht Salzburger Straße 21-25, 10825 Berlin Telefon: 90 13-32 30, -33 82 oder -33 48 Telefax: 90 13-20 08 E-Mail: poststelle@senjustva.berlin.de Dort werden potentielle Stifter auch individuell beraten, indem insbesondere erste Entwürfe des Stiftungsgeschäfts und der Satzung durchgesehen und Verbesserungsvorschläge zur Absicherung des gewählten Zwecks oder zur Optimierung der für die Stiftung passenden Verwaltung unterbreitet werden. Ferner wird der erste Kontakt mit dem Finanzamt für Körperschaften hergestellt. Sie finden auch Rat und Hilfe bei den Mitgliedern beratender Berufe, insbesondere bei Rechtsanwälten und Steuerberatern, bei Banken und bei Verbänden. Die größten Verbände sind der und der Bundesverband Deutscher Stiftungen e.v. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93, 10117Berlin Telefon: 030/89 79 47 0 Telefax: 030/89 79 47 81 E-Mail: post@stiftungen.org Internet: www.stiftungen.org Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.v. Barkhovenallee 1, 45239 Essen Telefon: 0201/84 01 0 Telefax: 0201/84 01 301 E-Mail: mail@stifterverband.de Internet: www.stifterverband.org

14 Viele Berliner Stiftungen haben sich im Stiftungsnetzwerk Berlin zusammengefunden. Das Netzwerk bietet Erfahrungsaustausch, dient zur Anbahnung von Kooperationen und ermöglicht die Beratung von Neustiftern durch in der Praxis bereits erfahrene Stiftungen. Die Kontaktdaten lauten Stiftungsnetzwerk Berlin c/o Johanniterorden Finckensteinallee 111 12205 Berlin Telefon: 030/2309970-245 E-Mail: info@stiftungsnetzwerk-berlin.de Internet: www.stiftungsnetzwerk-berlin.de

Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Landes Berlin. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Werbung für politische Parteien verwendet werden. Salzburger Straße 21 25 10825 Berlin Tel (030) 90 13 36 22 www.berlin.de/sen/justva pressestelle@senjustva.berlin.de Fotos: Nordsternhaus Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Dr. Dirk Behrendt 10/2017 Herstellung: Justizvollzugsanstalt Tegel