ARBEIT UND GESUNDHEIT

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Transkript:

12512 ARBEIT UND GESUNDHEIT 7 2009 Das Fachmagazin für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Kanalarbeiten Brandschutz Psychische Belastungen Arbeiten in der Unterwelt Mit Sonderteil für junge Leute Computersucht

Inhalt Meldungen ARBEIT UND GESUNDHEIT 7 2009 Das Fachmagazin Ihrer Berufsgenossenschaften und Unfallkassen Meldungen 3 Markt 5 Kanalarbeiter: Arbeiten in der Unterwelt 6 Bis zu zehn Stunden am Tag sind Kanalarbeiter unter Frankfurts Straßen im Einsatz. Brandschutz: Ein großes und wichtiges Thema 9 Ergonomie: Mit Leichtigkeit 11 Medikamentenmissbrauch: Doping im Job 12 Psychische Belastungen: Schwer zu greifen 14 Akteure im Arbeitsschutz: Steiger Verantwortung unter Tage 16 Fit in Erster Hilfe? 19 Das Allerletzte 20 Diese Ausgabe enthält den Sonderteil next für junge Leute mit dem Thema: Computersucht Prävention zahlt sich nachweislich aus Investitionen in den Arbeitsschutz tragen zum betriebswirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung von Professor Dietmar Bräunig von der Universität Gießen. Sie ist Teil des Projektes Qualität in der Prävention unter der Leitung des Instituts Arbeit und Gesundheit (BGAG) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die Studie stellt erstmals Kosten und Nutzen der betrieblichen Prävention in einer Bilanz gegenüber und bewertet sie mit einer Kennziffer, dem Return on Prevention. Dieser Wert ist eine theoretische Größe. Sie beschreibt, welchen Nutzen ein Unternehmen aus Investitionen in den Arbeitsschutz ziehen kann, so Bräunig. Für die in die Untersuchung einbezogenen 39 Unternehmen liegt der Wert bei 1,6. Als wichtigste positive Effekte des Arbeitsschutzes stellten sie heraus: Wertzuwachs durch gestiegene Zufriedenheit der Beschäftigten Kosteneinsparung durch vermiedene Betriebsstörungen Wertzuwachs durch ein höheres Image und verbesserte Produktqualität. Ein ausführlicher Bericht über die Studie ist in der April-Ausgabe der Zeitschrift DGUV Forum nachzulesen (www.dguv-forum.de). Quelle: DGUV ARBEIT UND GESUNDHEIT Online Weitere Meldungen finden Sie unter www.arbeit-und-gesundheit.de. Dort können Sie auch den kostenlosen ARBEIT UND GESUNDHEIT Newsletter abonnieren. Juli 2009 ARBEIT UND GESUNDHEIT 3

www.nextline.de ARBEIT UND GESUNDHEIT 07 2009 Die Infoseiten für junge Leute Computersucht Lost in space SICHERHEITFÜR MICH

next Die Infoseiten für junge Leute IMMER LÄNGER, IMMER ÖFTER Es gibt Menschen, die einer neuen Abhängigkeit verfallen und dabei ihr reales Leben völlig aus dem Blick verlieren: Computersüchtige. Etwa fünf Prozent der 40 Millionen deutschen Internetnutzer sollen schon jetzt betroffen sein, so eine Studie der Humboldt-Universität in Berlin. [ ] meine Eltern sehe ich eigentlich nur noch flüchtig, wenn ich mein Zimmer verlasse, um schnell in den Spielpausen auf Toilette zu rennen. Die wenige Bewegung hat sich auch bemerkbar gemacht [ ] ich hab einen ganz schön dicken Bauch bekommen und wieg jetzt 95 kg. Ich trag meine Haare jetzt länger, weil ich eh nie Zeit finde, zum Friseur zu gehen. Warum auch!? Eine Freundin hab ich schon lang nicht mehr und ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal auf einer Party war. Dafür bin ich ein Organisationstalent geworden, was den Alltag angeht, denn alles wird anhand der Spielzeiten meiner Gilde angepasst, auch wenn ich nun mein reales Leben nach dem virtuellen richte und nicht mehr umgekehrt. Ich bin abends sieben Stunden, sechs Tage die Woche mit einer 40-köpfigen Armee unterwegs und bereite mich darauf vormittags in der Uni acht Stunden vor. So beschreibt ein 24-Jähriger 1 seine Erfahrungen mit dem Computerspiel World of Warcraft. Das Beispiel zeigt, dass der Übergang vom harmlosen Internetspielen zum übermäßigen Dauerkonsum fließend ist und durchaus in der Sucht enden kann. Auch Chatten, Online-Einkaufen oder Internetpornografie können süchtig machen. Von der Internet- und Spielsucht sind hauptsächlich Jungs, männliche Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, erklären die beiden Diplom-Psychologen Klaus Wölfling und Kai W. Müller von der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz. Eines muss aber klar sein: Nicht jeder, der lange vorm Computer sitzt, ist abhängig. Doch woran erkennt man, wer auf dem Weg ist, sich in der virtuellen Welt zu verlieren? Charakteristische Merkmale sind eine zunehmende soziale Isolation, die völlige Ausrichtung des realen Lebens auf das virtuelle Spiel und damit verbundene gesundheitliche Probleme. Fotos: Fotolia/majo ARBEIT UND GESUNDHEIT Juli 2009

COMPUTERSUCHT Rückzug aus der Realität Computersüchtige ziehen sich Schritt für Schritt aus ihrem sozialen Umfeld zurück: Freundschaften und Hobbys werden zum Teil oder ganz aufgegeben. Die Person isoliert sich und vermisst den sozialen Kontakt auch nicht, erläutert Klaus Wölfling. Die Kommunikation verlagere sich von der realen in die virtuelle Welt. So vereinen sich Spieler über ihre Spielfiguren und bilden ein virtuelles soziales Netzwerk. Dabei haben Einzelkämpfer kaum eine Chance, weil sich die Spieler untereinander absprechen müssen. Wie der Diplom-Sozialpädagoge Jannis Wlachojiannis in einem Interview mit der Welt-online beschreibt, stellen sich einige Powerspieler nachts sogar den Wecker, um den Anschluss nicht zu verpassen, oder verlassen den Computer nicht einmal, um auf die Toilette zu gehen. Stattdessen benutzen sie Flaschen, um nur ja keine Sekunde des Spiels zu verpassen. Das Vorankommen im Spiel bedeutet Anerkennung und Lob von den Mitspielern. Dabei entsteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das einer Freundschaft zu einer wirklichen Person ähnelt. Der Unterschied: Die soziale Nähe fehlt. In den Gesprächen dreht sich alles nur um das Spiel. Der Bezug zur realen Welt geht für den Spieler nach und nach verloren, und er vernachlässigt seine Pflichten. Familie, Schule oder Arbeit rücken aus dem Blickfeld, und er nimmt die dort gestellten Aufgaben und Anforderungen kaum noch wahr. Die ganze Konzentration richtet sich auf das Schlagen von Schlachten und das Erreichen des nächsten Levels. Um immer besser zu werden, muss er immer mehr Zeit investieren. Das Ende dieser Spirale? Schule schwänzen, nicht mehr zur Arbeit gehen, schlechte Noten, Jobverlust und Geldprobleme. Risiko Gesundheit Wer stundenlang vor dem Computer sitzt, lebt ungesund. Manche Spieler vergessen zu essen und nehmen drastisch ab. Andere greifen zu Fastfood und Süßigkeiten und werden dick. Langes Sitzen und wenig Bewegung fördern zusätzlich die Gewichtszunahme. Blasse Haut, Rückenschmerzen, Seh- oder Schlafstörungen können weitere körperliche Anzeichen von Computerabhängigkeit sein. Einige der Langzeitspieler sind häufiger gereizt, nervös und fangen sich aufgrund ihres schlechten Immunsystems jeden Erkältungs- oder Magen-Darm-Virus ein, gibt der Kindertherapeut und Autor Wolfgang Bergmann in einem Gespräch mit der ARD zu bedenken. 2 Was passiert im Körper? Beim Computerspielen schüttet das Belohnungszentrum im Gehirn das Glückshormon Dopamin aus. Das lässt die Spieler Freude und Befriedigung empfinden. Umso mehr Dopamin im Hirn zirkuliert, desto erstrebenswerter erscheint ein Ziel, zum Beispiel das Erreichen des nächsten Levels. Außerdem bewirkt das Hormon, dass bestimmte Verbindungen von Nervenzellen im Gehirn immer stärker werden: Das Gehirn wird auf eine bestimmte Sache konditioniert, ähnlich wie beim Glücksspiel. Wenn es also ein starkes Glücksgefühl beim Spielen gibt, baut das Gehirn so etwas wie Autobahnen für diese Reize, erläutert Gerald Hüther, Hirnforscher an der Universität Göttingen in einem Gespräch mit dem Stern. Die Wirkung des Dopamins ist dafür verantwortlich, dass allein ein Blick auf den Computer das Verlangen nach einem weiteren Spiel auslösen kann. Wo findet man Hilfe? www.onlinesucht.de wurde 2004 vom eingetragenen Verein gegen Mediensucht mit dem Schwerpunkt Onlinesucht gegründet. Diese Website bietet ein Forum, in dem interessierte Menschen praktische Tipps für den richtigen Umgang mit Computern finden. Zudem vermittelt sie bundesweit Therapeuten sowie Beratungsstellen. www.rollenspielsucht.de ist eine Elterninitiative von und für Eltern, betroffene Angehörige beziehungsweise Freunde. Neigen Sie oder eine andere Person zur Computersucht? Hier können Sie sich testen: www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2 007/1204/007_bildschirm_noflash.jsp www.dicvberlin.caritas.de Außerdem bietet die Beratungsstelle Lost in Space in Berlin Aufklärung an. Sie gehört zum Café Beispiellos, einer Anlaufstelle für Glücksspielkranke. Träger ist die Caritas. 1 http://sw-guide.de/2007-01/world-of-warcraft-der-soziale-verfall-eines-menschen/ (Stand 24.02.2009) 2 Bergmann, Wolfgang und Hüther, Gerald: Computersüchtig. Kinder im Sog der modernen Medien, Walter Verlag 2006. Juli 2009 ARBEIT UND GESUNDHEIT

next Die Infoseiten für junge Leute INTERVIEW Der Computer wird zum Lebensinhalt Im März 2008 eröffnete in Mainz die erste Ambulanz für Spielsucht. next sprach mit dem psychologischen Leiter Klaus Wölfling. Foto: Privat Dipl.-Psychologe Klaus Wölfling leitet die Ambulanz für Spielsucht Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg- Universität, Mainz. Herr Wölfling, wie helfen Sie den Betroffenen? Wir therapieren in der Gruppe. Dort können sich die Betroffenen austauschen und Rückhalt finden. Zusätzlich analysieren wir genau das individuelle Spielverhalten und den körperlichen Zustand. In Einzelgesprächen erfahren wir mehr über das soziale Umfeld Freunde und Familie. Dabei hinterfragen wir, welche Emotionen und Motivationen eine Rolle spielen. Mannschaftssportarten wie Fußball oder alltägliche Tätigkeiten wie Kochen sollen den Patienten in die Realität zurückholen. Gemeinsame Unternehmungen wie Wandern geben Anreize, die Zeit sinnvoller zu nutzen. Vernachlässigte Hobbys oder soziale Kontakte sollen wiederentdeckt werden. Hauptziel ist, die Spielzeit stark zu reduzieren. stoffgebundenen Süchten, zum Beispiel Alkohol, Medikamenten oder illegalen Stoffen wie Kokain. Aber auch stoffungebundene Phänomene wie Computerspiele, Einkaufen und Glücksspiel können süchtig machen und das Gehirn und die Persönlichkeit eines Menschen verändern. Es handelt sich um eine Krankheit, die aber immer noch nicht definiert und anerkannt ist. Doch Fakt ist, dass die Jugendlichen zwanghaft spielen und bei Verbot Entzugserscheinungen haben: Ihr Herz fängt an zu rasen und Schweiß bildet sich auf der Stirn. Wie viele Stunden spielen die Betroffenen durchschnittlich? Einer Befragung von 540 Nutzern des Rollenspiels Everquest zufolge kommen die Spieler auf durchschnittlich 25 Stunden in der Woche. Everquest ist eines der meist frequentierten MMORPGs (Massive Multiplayer Online Role Play Games) weltweit. Vier Prozent der Befragten gaben sogar an, über 50 Stunden zu spielen. Das ist mehr Zeit, als viele Berufstätige für ihre Arbeit aufwenden. Anwendung entscheiden kann und ein unwiderstehliches Verlangen spürt, dem er nachkommen muss. Die Betroffenen spielen immer häufiger. Der Computer und das Spiel werden zum Lebensinhalt. Wie sollten Angehörige und Freunde reagieren, wenn sie merken, dass ein Freund oder ein Familienmitglied in die Sucht abdriftet? Angehörige sollten das Thema ganz offen ansprechen vor allem ohne Vorwürfe. Viele der Betroffenen trauen sich nämlich nicht, über ihre Probleme zu reden und leiden darunter. Sie fangen an zu lügen und es bauen sich Spannungen auf. Angehörige und Freunde sollten dem Betroffenen sagen, was sie beobachten und was sie selbst empfinden. Beispielsweise dass sie es sehr bedauern, dass dieser keine Zeit mehr für sie hat. Der konkrete Wille, etwas zu ändern und professionelle Hilfe anzunehmen, muss allerdings von dem Betroffenen selbst kommen. Wir hier in der Ambulanz können nur helfen, wenn es der Abhängige selbst will und freiwillig zu uns kommt. Kann Computerspielen wirklich süchtig machen? Eindeutig ja. Abhängigkeit verbinden die meisten Leute mit so genannten Ab wann wird Computerkonsum zum Problem? Wenn der Nutzer nicht mehr über Beginn, Beendigung und Dauer der www..de Impressum ARBEIT UND GESUNDHEIT N EXT. Juli 2009 Die Infoseiten für junge Leute Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.v. (DGUV), Mittelstraße 51, 10117 Berlin, www.dguv.de. Redaktion: Dr. DagmarSchittly (verantwortlich), Berlin; Dr.-Ing. Marco Einhaus, Landesverband Süd-Ost, München; Gabriele Albert, Wiesbaden. Text: Diane Zachen. Grafisches Konzept: a priori werbeagentur, Wiesbaden. Titelfoto: Fotolia/Vladimir Jovanovic, Verlag: Universum Verlag GmbH, 65175 Wiesbaden, Tel.: 06 11/90 30-0, Fax: -281, www.nextline.de ARBEIT UND GESUNDHEIT Juli 2009

Preisrätsel Die Buchstaben in den nummerierten Feldern ergeben das Lösungswort. Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Teilnahmebedingungen: Bitte schicken Sie die richtige Lösung bis zum 04. September 2009 auf einer Postkarte unter dem Betreff Preisrätsel 07/ 2009 an den Universum Verlag, Redaktion ARBEIT UND GESUNDHEIT, Postfach 200, 65175 Wiesbaden. Oder verwenden Sie ganz bequem das Rätselformular auf der Internetseite www.arbeit-und-gesundheit.de im Bereich Interaktiv. Als Absender geben Sie bitte Ihre Privatanschrift an (auch bei Sammeleinsendungen von Betrieben). Unter mehreren richtigen Lösungen entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendungen ohne Betreff und Mehrfachnennungen werden nicht berücksichtigt. Auflösung und Gewinner veröffentlichen wir in der Oktober-Ausgabe 2009 von ARBEIT UND GESUNDHEIT. ARBEIT UND GESUNDHEIT Gewinner Auflösung 4/2009: Notdusche 1. Preis: Ursula Lupper, Buchenberg (500 Euro) 2. Preis: Alexander Repasky, Diedorf (250 Euro) 3. Preis: Heidi Panter, Mainz (Lexikon Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, Kombipaket Buch + CD-ROM im Wert von 110 Euro) Weitere Gewinner eines Booklets ARBEIT UND GESUNDHEIT das Allerletzte werden benachrichtigt. Die Auflösung des gesamten Kreuzworträtsels finden Sie nach dem Einsendeschluss für das Gewinnspiel unter www.arbeit-und-gesundheit.de. Impressum ARBEIT UND GESUNDHEIT 61. Jahrgang, erscheint monatlich, ISSN 1438-5651. Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.v. (DGUV), Mittelstraße 51, 10117 Berlin. Herausgeberbeirat: Dr. Wolfgang Damberg, Dr. Uwe von Diecken, Gregor Doepke, Helmut Ehnes (Vorsitzender), Dr. Manfred Fischer, Dr. Jens Jühling, Harald Claus Kiene, Dr. Torsten Kunz, Wolfgang Kurz, Albrecht Liese, Tankred Meixner, Karl-Heinz Noetel. Chefredaktion: Dr. Dagmar Schittly (verantwortlich), DGUV, E-Mail: dagmar.schittly@dguv.de, Internet: www.dguv.de. Redaktion: Gabriele Albert (Al/stv. Chefredakteurin next), Miriam Becker (mir/stv. Chefredakteurin), Angela Krüger (ak/cvd), Stefanie Richter (SR), Franz Roiderer (FR), Diane Zachen. Verlag und Vertrieb: Universum Verlag GmbH, Taunusstraße 54, 65183 Wiesbaden; vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Siegfried Pabst und Frank-Ivo Lube, Telefon: 0611/9030-0, Fax: - 281, E-Mail: vertrieb@universum.de, Internet: www.universum.de; die Verlagsanschrift ist zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten. Anzeigen: Katharina Kratz, Telefon: 0611/90 30-244, Fax: - 247; es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 7. Werbung und Verkauf: Gerhard Binz. Herstellung: Harald Koch. Druck: Echter Druck GmbH, Delpstraße 15, 97084 Würzburg. Grafisches Konzept: a priori werbeagentur, Wiesbaden. Jahresabonnement: 8,76 Euro (mit den Beiheftern spezial bzw. next jeweils 10,80 Euro) inkl. MwSt. zzgl. Versand. Titelbild dieser Ausgabe: Christoph Busse. Für unverlangte Einsendungen keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. 18 ARBEIT UND GESUNDHEIT Juli 2009