Kurzkonzeption. Substitutionsgestützte Rehabilitation für Frauen und insbesondere Schwangere in der Rehaklinik Lindenhof Schallstadt

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Transkript:

Kurzkonzeption Substitutionsgestützte Rehabilitation für Frauen und insbesondere Schwangere in der Rehaklinik Lindenhof Schallstadt Stand: Mai 2015 REHAKLINIK LINDENHOF FACHKLINIK FÜR SUCHTKRANKE FRAUEN VOGESENSTR. 17 79227 SCHALLSTADT TEL. 07664/9711-0, FAX 07664/60292 LINDENHOF@AGJ-FREIBURG.DE WWW.REHAKLINIK-LINDENHOF.DE IK-NR. 260832426 ZERTIFIZIERT NACH DIN EN ISO 9001:2008/ BAR/CASU AGJ-VORSTAND 79102 FREIBURG I. BR. OBERAU 21 TELEFON 0761/21807-0 TELEFAX 0761/218 07 68 WWW.AGJ-FREIBURG.DE LIGA-BANK KONTO 7100833 BLZ 750 903 00 EIN FACHVERBAND DER CARITAS

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 3 2. Ausgangspunkte für die substitutionsgestützte Rehabilitation... 3 3. Behandlung substituierter Frauen und Schwangerer... 3 3.1. Aufnahmekriterien und vorstationäre Phase... 4 3.2. Rehabilitationsziele für Substituierte... 4 3.3. Durchführung der Substitution... 4 3.4. Geburtsvorbereitung... 5 3.5. Integrierte Behandlung von abstinenten und substituierten Patientinnen 5 3.6. Abdosierungsprozess... 5 3.7. Rückfallbearbeitung und Auffangstruktur bei irregulärer Beendigung... 6 4. Anschlussperspektiven bei regulärer Entlassung... 6 Rehaklinik Lindenhof Seite 2 von 6

1. Einleitung Seit Inkrafttreten der Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen vom 04.05.2001 zwischen den Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung und der gesetzlichen Krankenversicherung sind Maßnahmen zur medizinischen Rehabilitation Drogenabhängiger auch für Patienten möglich, die sich zu Beginn der medizinischen Rehabilitation noch in Substitutionsbehandlung befinden. Darüber hinaus gilt insbesondere für schwangere Substituierte eine medizinische Indikation zum Schutz des ungeborenen Lebens. Zum Zeitpunkt der Antragstellung müssen die Patientinnen auf Grundlage der Richtlinien über die Bewertung ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungsmethoden - BUB-Richtlinien - mit einem zugelassenen Substitutionsmittel behandelt werden. 2. Ausgangspunkte für die substitutionsgestützte Rehabilitation Opiatabhängige substituierte Menschen haben erfahrungsgemäß Schwierigkeiten, die hohe Hürde einer Rehabilitationsmaßnahme zu überwinden. Oftmals zeigt sich, dass ein Entzug des Substitutionsmittels vor Beginn der stationären Rehabilitation aus medizinischen Gründen nicht angezeigt ist bzw. die Fortsetzung der Substitution zur Stabilisierung der Behandlungsmotivation und der Behandlungsfähigkeit erforderlich ist. Im Rahmen der stationären Rehabilitation wird die Substitution übergangsweise weitergeführt. Auf diese Weise wird diesen Patientinnen und Patienten die Chance eröffnet, sich im Schutz eines rehabilitativen Milieus zu stabilisieren und das Abdosieren des Substitutionsmittels mit psychotherapeutischer Unterstützung durchzuführen. Zentrales Ziel der substitutionsgestützten Rehabilitation ist, die Patienteninnen zur beruflichen und sozialen Integration zu befähigen. Drogenabhängige Schwangere müssen frühzeitig vom Suchthilfesystem erreicht werden, um eine Schädigung des ungeborenen Kindes und seiner weiteren Entwicklung zu verhindern. Die psychische und soziale Entwicklung von Kindern Drogen konsumierender Eltern ist durch die ungünstigen Lebensbedingungen im Umfeld der Drogen, die negativen Verhaltensweisen der Eltern und die soziale Marginalisierung von Kindern und ihren Eltern bzw. ihrer alleinerziehenden Mütter oft erheblich gefährdet. Die Einstellung der Frau zur Schwangerschaft und späteren Versorgung des Kindes müssen besprochen und soziale Grundfragen geklärt werden. Die Schwangere muss zur Inanspruchnahme der regelmäßigen Vorsorge gemäß Mutterschafts- Richtlinien motiviert werden. Vorrangig ist grundsätzlich die auf Drogenfreiheit gerichtete medizinische Rehabilitation ( Drogentherapie ). Wenn diese nicht möglich ist, sollte die Einbindung der Schwangeren in eine beigebrauchfreie Substitutionstherapie mit situationsangemessenen stabilisierenden Begleitmaßnahmen angestrebt werden. 3. Behandlung substituierter Frauen und Schwangerer Die vorliegende Konzeption bezieht sich auf substituierte Frauen, insbesondere Schwangere, ab 18 Jahre. Grundsätzlich gilt für diese Zielgruppe das therapeutische Konzept der Rehaklinik Lindenhof. Im Folgenden sind konzeptionelle Aspekte aufgeführt, in denen sich die Behandlung vom allgemeinen Klinikkonzept unterscheidet. Rehaklinik Lindenhof Seite 3 von 6

3.1. Aufnahmekriterien und vorstationäre Phase Allgemeine Aufnahmekriterien: Behandlungsbereitschaft und fähigkeit Formulierung erreichbarer Rehabilitationsziele Vorliegen formaler Kriterien, wie z.b. Kostenzusage Zusätzlich müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: die vorstationäre Substitution erfolgt durch niedergelassene Ärzte und Ärztinnen, die eng mit den Drogenberatungsstellen zusammenarbeiten oder durch Substitutionsambulanzen. Die Einstellung der Dosis des Substitutionsmittels ist bei der vorstationären Substitutionsbehandlung durchgeführt und abgeschlossen. Die Dosis ist so bemessen, dass keine Beeinträchtigung der Teilnahme am Therapieprogramm vorliegt. Es besteht eine nachgewiesene Beigebrauchfreiheit während der vorstationären Substitutionsbehandlung; bei Fehlen dieses Kriteriums muss vorab eine selektive Entgiftung erfolgen. Am Tag der Aufnahme wird ein Drogen- und Alkoholscreening durchgeführt, welches eine eindeutige Beigebrauchfreiheit belegen muss.. Neben den üblichen Vorbereitungen auf eine stationäre Rehabilitation muss ein Vorgespräch in der Klinik stattfinden. Teilnehmer/innen sind Patientin ärztliche und therapeutische Klinikleitung Suchtberatung und/oder andere professionelle Helfer 3.2. Rehabilitationsziele für Substituierte Neben den üblichen Zielen einer Suchtrehabilitation gelten: Abdosieren des Substitutionsmittels während der Behandlung bzw. nach Geburt Sicherung einer langfristigen Abstinenz Lösung aus einem pathogenen Umfeld, wie z.b. drogenkonsumierendes und/oder kriminelles Milieu Abbau irrationaler und angstbesetzter Einstellungen und Erwartungen hinsichtlich einer zukünftigen abstinenten Lebensweise Stärkung psychischer Ressourcen, wie z.b. Stressbewältigung Ggf. Stärkung der Mutterrolle und der Erziehungskompetenzen Vorbereitung einer beruflichen und sozialen Wiedereingliederung Motivation zur Inanspruchnahme nachfolgender Hilfssysteme, wie Adaption und/oder Betreutes Wohnen 3.3. Durchführung der Substitution Die Substitutionsbehandlung in der Rehaklinik Lindenhof erfolgt auf der Grundlage der Regelung der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) und den Richtlinien zur substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger (BUBRichtlinien) in der jeweiligen Fassung. Als Substitutionsmittel werden Methadon/Polamidon und Buprenorphin eingesetzt. Rehaklinik Lindenhof Seite 4 von 6

Die verantwortliche Ärztin ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, besitzt die Fachkunde Suchtmedizin und ist gleichzeitig ärztliche Leiterin der Klinik. Die Vergabe erfolgt durch eingewiesenes Fachpersonal unserer Einrichtung. Die Beigebrauchfreiheit wird in gleicher Weise durch Drogen- und Alkoholscreenings kontrolliert wie bei allen Patientinnen der Klinik. 3.4. Geburtsvorbereitung Im Rahmen der Geburtsvorbereitung wird die Patientin in der Frauenklinik der Uniklinik Freiburg vorgestellt. Die Entgiftung des Neugeborenen muss vorbesprochen und geplant werden. Es wird neben der Betreuung durch eine Nachsorgehebamme regelhaft der Einsatz einer Familienhebamme angeregt. Es besteht hierzu eine Kooperation mit dem Netzwerk Frühe Hilfen des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Die Finanzierung wird beim jeweilig örtlich zuständigen Jugendamt beantragt. 3.5. Integrierte Behandlung von abstinenten und substituierten Patientinnen Auch bei einer substitutionsmittelgestützten medizinischen Rehabilitation ist das Ziel, eine vollständige Abstinenz jeglicher Art von Drogen zu erreichen und zu erhalten. Dies gilt hier insbesondere auch in Bezug auf das Substitutionsmittel; dessen Einsatz ist in diesem Sinne als übergangsweise" zu betrachten. Die Behandlung erfolgt auf der Grundlage des Rehabilitationskonzeptes der Rehaklinik Lindenhof. Bei der gemeinsamen stationären Rehabilitation dieser unterschiedlichen Patientinnengruppen wird das therapeutische Milieu als Rahmen und Lernfeld für die neue Zielgruppe genutzt. Die substituierten Patientinnen nehmen in gleicher Weise wie die abstinenten Patientinnen am Behandlungsprozess teil. Diagnostik, Erstellung und Durchführung des individuellen Behandlungsplans unterscheiden sich nicht. Die Teilnahme an Einzel-, Gruppen- und Arbeitstherapie sowie an indikativen Angeboten und Freizeitmaßnahmen wird in gleicher Weise geregelt wie für abstinente Patientinnen. Bei Tätigkeiten an Maschinen und Geräten im Rahmen der Arbeitstherapie werden jeweils die persönlichen Voraussetzungen der Patientinnen und die Wirkung des Substitutionsmittels durch die leitende Ärztin beurteilt. Nach abgeschlossener Dosisfindung und stabiler Einstellung der Behandlungsdosis bildet die Substitution, insbesondere unter den kontrollierten Rahmenbedingungen einer stationären Behandlung, kein grundsätzliches Hindernis für die Arbeit an Maschinen und Geräten. Die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Beschäftigung von Schwangeren finden selbstverständlich Beachtung. 3.6. Abdosierungsprozess Im Rahmen einer substitutionsgestützten medizinischen Rehabilitation ist die Reduktion bzw. das Ausschleichen des Substitutionsmittels während der Maßnahme Ziel und Zweck. Zeitpunkt, Zeitrahmen und Schritte der Dosisreduktion werden gemeinsam mit der Patientin in einem individuellen Behandlungsplan abgestimmt. Die Entzugsphase wird in besonderer Weise durch ärztliche Untersuchungen und Arztgespräche, Einzeltherapie, Gruppentherapie und Rückfallprophylaxe begleitet. Dabei wird sowohl der Informationsvermittlung über die körperlichen und psychischen Abläufe im Entzugsprozess als auch der Bearbeitung begleitender Krisensymptomatiken besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Bei schwangeren Patientinnen muss berücksichtigt werden, dass die Abdosierung vor der Geburt aus medizinischer Sicht nicht empfohlen wird. Perspektivisch kommt demnach der Zeitraum nach der Geburt des Kindes als Abdosierungsphase in Frage. Eingehend zu prüfen ist, ob die verbleibende Rehabilitationszeit sowie die psychosoziale Situation der Patientin diesen Prozess zulassen bzw. ob die Rechtfertigung ei- Rehaklinik Lindenhof Seite 5 von 6

ner fortgesetzten Substitutionsbehandlung nach Beendigung der Rehabilitation vorliegt. 3.7. Rückfallbearbeitung und Auffangstruktur bei irregulärer Beendigung Der Gebrauch von nicht verordneten Medikamenten mit psychotroper Wirkung, Alkohol und illegalen Rauschmitteln wird bei substituierten und abstinenten Patientinnen in gleicher Weise als Rückfall bewertet und bearbeitet. Für eine Weiterbehandlung gelten die Voraussetzungen des übergeordneten Klinikkonzepts. Bei irregulärer Beendigung der stationären Rehabilitation durch die Patientin oder bei vorzeitiger Beendigung der Behandlung durch die Klinik wird eine Überleitung in eine stationäre oder ambulante Auffangstruktur angeboten, in der eine qualifizierte Fortführung der Substitutionsbehandlung sowie die erforderliche psychosoziale Unterstützung erfolgt. Im Falle einer irregulären Beendigung einer schwangeren substituierten Patientin ist die Absicherung der fortführenden Substitutionsbehandlung zum Schutz des Ungeborenen unerlässlich. Schwangere Patientinnen müssen am Aufnahmetag zusätzlich eine Vereinbarung unterschreiben aus der hervorgeht, mit welchem Substitutionsarzt oder -praxis eine Absprache zur weiteren Vergabe des Substituts nach einer möglichen irregulären Entlassung möglich ist. Darüber hinaus wird dieser Personenkreis schriftlich in Kenntnis gesetzt, dass bei einer irregulären Entlassung nach der Geburt das zuständige Jugendamt informiert wird, um ggf. eine Inobhutnahme vorzubereiten. 4. Anschlussperspektiven bei regulärer Entlassung Die Anschlussbehandlung und Integrationshilfe wird in gleicher Weise vorbereitet und eingeleitet wie dies für abstinente Patientinnen vorgesehen ist. Sofern aufgrund besonderer individueller Voraussetzungen keine Abdosierung des Substitutionsmittels erreicht werden konnte, wird eine substitutionsgestützte Anschlussperspektive vorbereitet, mit dem Ziel den Abdosierungsprozess abzuschließen Mai 2015 Dr. med. Anneliese Schwind Fachärztin f. Psych. und Psychotherapie Ärztliche Klinikleiterin Annette Erhart Suchttherapeutin DRV-anerkannt Therapeutische Klinikleiterin Rehaklinik Lindenhof Seite 6 von 6