PAUL LAZARUS STIFTUNG

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Transkript:

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 01.01.2014 31.12.2014 Herausgeber: Paul Lazarus Stiftung Spiegelgasse 9 65183 Wiesbaden V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Karlheinz Schneider Treuhänder der Paul Lazarus Stiftung Auflage: 150 Stück Gestaltung: Steffen Meyer www.steffen-meyer-design.net

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 INHALT 03 JAHRESÜBERSICHT 04 EDITORIAL 06 GENEALOGISCHE DATENBANK / JÜDISCHE FAMILIENBÜCHER 08 NACHLÄSSE UND SAMMLUNGEN / ARCHIV-DATENBANK 10 EDITION ZEUGEN EINER ZEIT / HÖRBUCHPORTRÄTS 12 PUBLIKATIONEN 14 WEITERBILDUNGSSEMINAR ERINNERN UND VERGESSEN 16 PROJEKTE IN PLANUNG 17 STIFTUNGSORGANE 18 HAUSHALT UND FINANZEN

JAHRESÜBERSICHT DER AKTIVITÄTEN FEBRUAR Publikation des 10. Hörbuchporträts: Rabbiner Leo Trepp Abschluss der Hörbuchreihe: Zeugen einer Zeit MÄRZ APRIL Im dritten Anlauf und mit neuen Kooperationspartnern wurde bei der VolkswagenStiftung die Förderung des Projektes Jüdische Filmschaffende und die Jüdische Figur im deutschen Nachkriegsfilm 1945 2010 beantragt Sitzung des wissenschaftlichen Beirates: Publikationsplanung 2014/15 4. Workshop in der Weiterbildungsreihe Erinnern und Vergessen: Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein: Stiefgeschwister? Vortrag vor dem Rotary-Club Wiesbaden-Nassau im Wiesbadener Kurhaus MAI JUNI JULI Abschluss der Erfassung des Paul-Lazarus-Nachlasses (CAHJP Jerusalem) Abschluss der Konzeptionsentwicklung eines neuen Hörbuchprojektes: Die zweite Generation von Holocaustüberlebenden erzählt und Beginn der Akquise für dessen Realisierung Abschluss der Recherchen zum jüdischen Kur- und Badewesen in Wiesbaden AUGUST Veröffentlichung des Aufsatzes Ich stehe als Feldrabbiner zur Verfügung der Essener Rabbiner Paul Lazarus, den Sabine Hank, Diplomarchivarin am Centrum Judaicum Berlin, im Auftrag der PLS geschrieben hat und der auf der PLS-Website publiziert wurde NOVEMBER 5. Workshop in der Weiterbildungsreihe Erinnern und Vergessen: Begegnungen mit der Geschichte; Phasen der Erinnerung nach 1945 DEZEMBER Drucklegung des 4. Bandes der Schriftenreihe: 300 Jahre jüdisches Kur- und Badewesen in Wiesbaden. Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte Wiesbadens Erfassung des Nachlasses Jüdische Gemeinde Wiesbaden (1832 1912) und der Forschung zu Paul Lazarus als Feldrabbiner im Centrum Judaicum Berlin 3

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 EDITORIAL Mit Jahresbeginn 2014 wurde der Treuhändervertrag von der Mitgliederversammlung des AMS um weitere drei Jahre fortgeschrieben. Neben mir als Treuhänder wurden in den Vorstand der Stiftung gewählt: Prof. Dr. Clemens Klockner als stellv. Vorsitzender, Frau Mechthild Korte in der Zuständigkeit für Haushalt und Finanzen, sowie als Beisitzer Herr Georg Habs und Prof. Dr. Gerhard Schmitt-Rink. Kraft Amtes gehört auch die erste Vorsitzende des AMS dem Vorstand der PLS an. Einvernehmlich wurde von den Vorständen des AMS und der PLS die Satzung der Stiftung dahingehend präzisiert, dass die Stiftung in keiner Weise vom AMS mitfinanziert wird. In Zukunft werden deshalb alle Verwaltungsgeschäfte vom Verwaltungsleiter der Stiftung getätigt und aus deren Etat finanziert. Im Geschäftsjahr 2014 galten unsere Kraft und unser Engagement in ganz besonderem Maße der Sicherung unserer Projekte und des dafür erforderlichen Haushaltes. Vorrangig ging es zunächst darum, das schon seit knapp zwei Jahren avisierte Filmprojekt (Jüdische Filmschaffende und die Jüdische Figur im deutschen Nachkriegsfilm 1945 2010) zu realisieren. Mit neuen Kooperationpartnern (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Wiesbaden und Filmwissenschaftliches Institut der Frankfurter Universität) haben wir den dritten Antrag an die Volkswagen- Stiftung gestellt. Auch dieser Antrag war nicht erfolgreich, und zwar vornehmlich aus zwei Gründen: (a) Er war im Finanzrahmen überproportioniert und (b) er wies zu wenig Eigenmittel der Kooperationspartner aus. Die Stiftung ermunterte uns zwar, das Projekt in kleinerem Rahmen weiterzubetreiben. Derzeit ist allerdings ungewiss, ob wir dieser Ermunterung nachkommen können und wollen. Auch unser Projekt Jüdische Familienbücher Wiesbadens kam nicht aus den Startlöchern. Zwar gelang es uns, zusätzliche Kooperationspartner zu gewinnen. Die Datenbasis wuchs dank zunehmender internationaler Vernetzung unserer Genealogischen Datenbank beachtlich. Doch die erforderlichen Fördermittel konnten bisher nicht in hinreichendem Umfang akquiriert werden. Trotzdem sind wir weiterhin entschlossen, einen ersten Band der Familienbücher (die östlichen Vororte Wiesbadens betreffend) in 2015 zu realisieren, sobald erste Fördermittel geflossen sind, die zwei Sponsoren signalisiert haben. Verglichen mit den ersten drei Jahren gestalteten sich die Mittelakquise und damit die Haushaltssicherung der Stiftung in 2014 kräftezehrender; die Einnahmen waren deutlich geringer als in den Vorjahren. Lag die Akquise im Zeitraum 2011 2013 im Durchschnitt noch bei ca. 45 Tsd. Euro, konnten wir in 2014 nur Mittel in Höhe von 31 Tsd. Euro einwerben. Einsparungen einerseits und ein beeindruckendes Spendenaufkommen im letzten Jahresviertel andererseits trugen letztlich dazu bei, dass wir den Haushalt ohne Defizit mit einem leichten Überschluss abschließen konnten. 4

Umso erfreulicher ist unser Erfolg, für das Hörbuchnachfolgeprojekt Die zweite Generation von Holocaustüberlebenden erzählt eine sichere finanzielle Basis geschaffen zu haben. Mit der Förderung durch drei Stiftungen und deren Anerkennung für den innovativen Ansatz unseres Projektentwurfes ist die Produktion neuer Hörbuchporträts für die Jahre 2015/16 gesichert. Bleibt mir abschließend all den ehrenamtlich Tätigen, den Mitgliedern der Stiftungsorgane und den vielen Sympathisanten wie Förderern unserer Stiftung dafür zu danken, dass sie durch ihren Einsatz und ihr beachtliches Engagement zum Gedeihen der PLS beigetragen haben. Prof. Dr. Karlheinz Schneider Treuhänder der Paul Lazarus Stiftung 5

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 GENEALOGISCHE DATENBANK JÜDISCHE FAMILIENBÜCHER Die Genealogische Datenbank der Stiftung ist dank ihrer Vernetzung mit anderen nationalen und internationalen Datenbanken und Genealogieforschern sowie der zunehmend enger werdenden Arbeits- und Austauschkontakte erheblich gewachsen: Sie verzeichnet am Ende des Geschäftsjahres 2014 ca. 14.500 Einträge. Diesen Erfolg verdankt die Stiftung dem großen ehrenamtlichen Engagement vieler Mitarbeiter/-innen insbesondere Frank Bartelt, Georg Schneider und Klaus Pietsch. Die Gewinnung zusätzlicher Kooperationspartner trägt dazu bei, dass die Datenbasis weitgehend gesichert ist, um das Projekt Jüdische Familienbücher Wiesbadens in Angriff zu nehmen. Noch fehlen uns allerdings ausreichende Fördermittel, aus denen die Projektleitung, wissenschaftliche Hilfskräfte und die beachtlichen Druckkosten finanziert werden können. Kleinere Beträge konnten zwar akquiriert werden, doch der erforderliche warme Regen blieb bisher aus. Inzwischen konnten allerdings die thematische Struktur und das methodische Procedere für die Erstellung der Familienbücher festgelegt werden. Wir planen vier Familienbücher, deren regionale Struktur sich an der herzoglich-nassauischen Verordnung von 1842/43 bezüglich der Amtsordnung jüdischer Gemeinden orientiert, die auf Betreiben von Rabbiner Benjamin Hochstädter und im Sinne seines Vorgängers, Rabbiner Abraham Geiger, erfolgte. Danach wurde das Bezirksrabbinat Wiesbaden mit vier Synagogenbezirken eingerichtet: (1) Wiesbaden nebst Sonnenberg und Dotzheim, (2) Bierstadt, Kloppenheim und Erbenheim, (3) Biebrich, (4) Schierstein nebst Frauenstein. Auf der Grundlage dieser Ämterordnung werden die Jüdischen Familienbücher den vier Synagogenbezirken auch jene landjüdischen Gemeinden zuordnen, die erst im Verlauf ihrer Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden ihre kommunale Selbstständigkeit verloren: Nordenstadt, Igstadt, Breckenheim, Delkenheim. Demgemäß erfassen die Familienbücher in konzentrischen Kreisen das heutige Gebiet der Landeshauptstadt: Wir beginnen mit den östlichen Vororten und werden den Zyklus abschließen mit dem großherzoglichen Wiesbaden in seinem Umfang von 1842/43. 6 Mit freundlicher Genehmigung des Stadtmuseums Wiesbaden

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PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 NACHLÄSSE UND SAMMLUNGEN ARCHIV-DATENBANK Auch in 2014 konnte die Inventarisierung der Nachlässe und Sammlungen fortgesetzt werden; zu weiteren Deposita in das Wiesbadener Stadtarchiv kam es dabei allerdings nicht, weil diese erst erfolgen, wenn ein Nachlass transkribiert und kontextualisiert ist. Die digitale Erfassung der umfangreichen Fotosammlung von Ricardo Rosenthal mit über 1.000 Fotos und umfangreichen Dokumenten wurde fortgesetzt und wird wohl erst in 2015 abgeschlossen werden. Bis auf den heutigen Tag hat das Aktive Museum Spiegelgasse eine umfangreiche Korrespondenz mit ehemaligen Wiesbadener Jüdinnen und Juden sowie deren Nachkommen gepflegt. Auch auf der Basis dieser Korrespondenz basieren viele Aktivitäten und Projekte des AMS und der PLS. Über Eingang und Umfang dieser Korrespondenz wurden in all den Jahren nie Inventar- und Eingangsbücher geführt, so dass heute nicht mehr mit Bestimmtheit gesagt werden kann, ob sich die Korrespondenz in Gänze in der Geschäftsstelle Spiegelgasse 9 befindet. Was aber derzeit vorhanden ist, wurde in 2014 vollständig digitalisiert (PDF-Dateien). Damit können für die weitere Arbeit die Originale, die oft in einem prekären Zustand überlebt haben, bewahrt werden. Sie zu erschließen und in eine handliche wie leicht abrufbare Übersicht zu bringen, ist Aufgabe der kommenden Jahre. 8 Aufnahmen von Richard Rosenthal / Sammlung Rosenthal

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PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 HÖRBUCHPORTRÄTS EDITION ZEUGEN EINER ZEIT & EIN NEUES HÖRBUCHPROJEKT Mit dem Hörbuch von Rabbiner Leo Trepp, das im Frühjahr 2014 erschienen ist, wurden die Porträts von Holocaustüberlebenden abgeschlossen. Insgesamt wurden zehn Hörbücher mit 16 CDs publiziert, die auf der Website der Stiftung (Menü Publikationen) detailliert beschrieben sind. Sie können auch weiter über die Stiftung erworben werden. Schon in der Endphase dieser Hörbuchreihe haben wir ein Nachfolgeprojekt in Angriff genommen: In den Jahren 2015/16 wollen wir ein Gesamtporträt zum Thema Die zweite Generation von Holocaustüberlebenden erzählt produzieren. Auf der Basis einer umfangreichen Biographie-Forschung zu ca. 40 Kindern von Holocaustüberlebenden werden acht bis zehn Autorinnen und Autoren ausgewählt. Dabei werden Personen zu Wort kommen, von denen (a) einige in der BRD, andere in der DDR aufgewachsen sind und deren Eltern (b) entweder in Deutschland (und den 1939 1945 besetzten Gebieten) überlebt haben oder nach Kriegsende aus dem Exil wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind. Die mit ihnen geplanten Interviews werden nach fünf Leitfragen geführt. Eine solche Vorgehensweise erlaubt es, die Biographien der Interviewten später vergleichend darzustellen. Jedes der fünf Hörbücher wird somit einer Leitfrage gewidmet sein, wobei Zwischentexte als Hintergrundinformationen einen Gesamtzusammenhang ermöglichen sollen. Wie die erste Hörbuchreihe kann auch das Nachfolgeprojekt nur mit Unterstützung von Sponsoren realisiert werden. Unsere diesbezüglichen Bemühungen waren aufwendig, aber auch erfolgreich. Bis Ende 2014 konnte das Nachfolgeprojekt durch finanzielle Förderung seitens dreier Stiftungen gesichert werden: der Weichmann-Stiftung (Hamburg), der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (Berlin) und der Leibinger Stiftung (Ditzingen). Damit verfügen wir für die Jahre 2015/16 über eine Gesamtförderung in Höhe von 46 Tsd. Euro. Außerdem werden wir 2015 als Kooperationspartner einer Tagung zum Thema Die zweite Generation von Holocaustüberlebenden mitwirken, die die Körber-Stiftung (Hamburg) im Spätsommer in Hamburg durchführen wird. 10

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PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 PUBLIKATIONEN UND SCHRIFTENREIHE Mit Band 4 der PLS-Schriftenreihe 300 Jahre jüdisches Kur- und Badewesen in Wiesbaden. Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte Wiesbadens legt die Stiftung ihre bisher aufwendigste Forschung vor. Dr. Wolfgang Fritzsche, Autor des Bandes, ist es gelungen, diese dreihundertjährige Geschichte (1635 1940) im Kontext der Wiesbadener Gesellschafts- wie Unternehmensentwicklung darzustellen. Damit konnte er zeigen, dass das jüdische Kur- und Badewesen jenes Erbe Wiesbadens mitgestaltete, das sich bis heute im historischen Fünfeck dieser Stadt manifestiert. Es trug zur Inszenierung gesellschaftlichen Lebens bei, das bis heute den Ruf Wiesbadens als Weltkurstadt ausmacht. Diese spezielle Facette der Weltkurstadt Wiesbaden zeigt sich auch im Vergleich Wiesbadens mit seinen regionalen Konkurrenten Bad Ems, Bad Schwalbach und Schlangenbad, mit dem Fritzsche den ersten Teil seiner Untersuchungen abschließt. Im zweiten Teil des Bandes legt der Autor einen reichhaltig illustrierten Katalog jüdisch geführter Häuser von der frühen Neuzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vor. Das Bildmaterial wurde uns von Dr. Andreas Schmitt von Rhein (Köln) zur Verfügung gestellt, wofür wir ihm herzlich danken. Beigetragen zum Katalog haben auch die Recherchen, die Frau Corinna Linsner zu einem Großteil der jüdisch geführten Häuser durchgeführt hat. Auch ihr gilt unser ausdrücklicher Dank. Fritzsche folgt in seiner Arbeit einem dominanten Paradigma, das jedoch durchgängig noch nicht in der Historiographie der jüdischen Geschichte angenommen ist nämlich: die jüdische Geschichte im Kontext der allgemeinen Gesellschaftsgeschichte darzustellen. Insofern wird das jüdische Kur- und Badewesen in die Emanzipations- und Assimilationsgeschichte ebenso wie in die Gesamtentwicklung des Wiesbadener Bade- und Kurwesens eingebettet. Letztere ist immer auch eine Unternehmensgeschichte mit wechselnden Allianzen, die nicht stereotyp nach einem Gegensatz zwischen Juden und Deutschen verlaufen. Zusätzlich wird auch die innerjüdische Konkurrenz dargestellt, wobei deutlich wird, dass auch deren Fronten nicht eindimensional verlaufen. Ohne großzügige Förderung hätten wir Band 4 unserer Schriftenreihe nicht in Auftrag geben und veröffentlichen können. Namentlich seien als Sponsoren die Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller und Sven Gerich erwähnt, die Mittel aus dem Fonds Weltkulturerbe beigetragen haben, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen unter seinem Präsidenten Prof. Dr. Gerd Weiß, sowie der Ortsbeirat Mitte. Für deren Unterstützung entrichten wir unseren Dank. 12

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PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 WEITERBILDUNGSSEMINAR ERINNERN UND VERGESSEN Die 2012 in Kooperation mit der Hochschule RheinMain und der Jugendinitiative Spiegelbild gestartete Weiterbildungsreihe Erinnern und Vergessen hat im Berichtsjahr zwei Workshops durchgeführt. April 2014 Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein: Stiefgeschwister? Seit den 1980ern hat sich eine politisch gewollte, geförderte und gelegentlich gelenkte Erinnerungskultur entwickelt, die zum Königsweg der Demokratie- und Menschenrechtserziehung avancierte. Kritiker wie Volkhard Knigge (Buchenwald) sehen die Erinnerungsarbeit mit dieser Aufgabe überfordert und fragen, ob sie ihr vorgebliches Ziel nicht zunehmend verfehlt. Die grundsätzliche Frage lautet mithin: Was vermag ein Erinnern zu leisten, das vorangegangene Generationen zur Pflicht der Nachfolgegeneration gemacht haben? Ausgehend von dieser Frage stellte der vierte Workshop das (Spannungs-)Verhältnis zwischen Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein thematisch in den Mittelpunkt. Leitgedanke war dabei die Überlegung, ob ein methodisch erarbeitetes Geschichtswissen es ermöglichen könnte, dass Erinnerungskultur (a) mehr ist als das Nacherzählen der Erzählungen von Zeitzeugen, sondern (b) dazu beiträgt, dass die nachfolgenden Generationen sich aktiv ihre je eigene Erinnerungskultur erarbeiten. Selbst wenn die Aneignung eines methodisch fundierten Geschichtswissens ein Weg zu einer innovativen Erinnerungskultur wäre, sind vorschnelle Schlüsse fehl am Platze. Auch ein fundiertes, aktiv erarbeitetes Geschichtswissen stellt keine objektive Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Auch aus methodisch fundiertem Geschichtswissen lassen sich keine unmittelbaren Lösungen für aktuelle Probleme ableiten (Ulrich Wehler). November 2014 Begegnungen mit der Geschichte; Phasen der Erinnerung nach 1945 Sich der Geschichte zu entziehen, ist eine bekannte Lebenspraxis. Dennoch wirkt Geschichte nach. Wie wir ihr rückblickend begegnen, gibt Auskunft über die Zeit und Generation der jeweils sich Erinnernden. Vergangene wie aktualisierte Geschichte liefert Geschichtsbilder, die mehr über das jeweilige Interesse an der Geschichte als über die abgebildete Geschichte selbst aussagen. Es gibt ganz unterschiedliche Phasen der Erinnerung nach 1945 an die Zeit, für die das fragwürdige Kürzel Nazizeit verwendet wird. Im fünften Workshop ging es darum, zurückzuschauen und in einem Gang durch diese Phasen der Erinnerung zu 14

begreifen, welche gesellschaftlichen und kulturellen Kräfte Geschichtsbilder hervorgebracht haben. Dabei kamen nicht zuletzt die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden mit Blick auf solche Phasen der Erinnerung zum Tragen. Drei exemplarische, wenn auch disparate Wiesbadener Geschichtsbilder wurden erörtert: die Wiederwahl von Erich Mix zum Wiesbadener Oberbürgermeister (1954 1960), der als SS-Standartenführer dieses Amt 1937 1945 innegehabt hatte; der Bau einer Hochbrücke (1970 1972), die gleichsam durch den Thoraschrein der 1939 zerstörten Synagoge am Michelsberg führte und 2001 wieder abgerissen wurde; welche Bedürfnisse und Interessen zu einem Boom personalisierter Opfererinnerung geführt haben (Stolpersteine und Erinnerungsblätter, der Gedenkort Schlachthoframpe im neuen Kulturpark am Bahnhof, die Gedenkstätte für die ermordeten Jüdinnen und Juden am Ort der Michelsberg-Synagoge). 15

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 PROJEKTE IN PLANUNG Nachstehend werden in Kurzform alle Projekte angeführt, welche die Stiftung für dieses und das kommende Jahr plant: 2015 Neue Hörbuchreihe: Die zweite Generation von Holocaustüberlebenden erzählt Tagung in Kooperation mit der Körber Stiftung (Hamburg) zum Thema der neuen Hörbuchreihe 1. Band der Jüdischen Familienbücher Wiesbaden (die östlichen Vororte) Beginn der Reihe Monographien zum osteuropäisch-jüdischen Leben in Wiesbaden als Band V der PLS-Schriftenreihe 2016 Aufführung der Jeremiaden mit der Bergkirchen-Kantorei Tagung zum Thema Jüdische Filmschaffende und die Jüdische Figur im deutschen Film nach 1945 16

STIFTUNGSORGANE Die Stiftungsorgane haben im Jahr 2014 viermal getagt, dreimal in Form gemeinsamer Sitzungen des Vorstandes und des Kuratoriums. Dem Vorstand gehören an: der Treuhänder als 1. Vorsitzender, Prof. Dr. Clemens Klockner als stellv. Vorsitzender, Mechthild Korte (Haushalt und Finanzen) sowie als Beisitzer: Georg Habs, Christa Haase (Vorsitzende des AMS), Prof. Dr. Gerhard Schmitt-Rink sowie Arno Stockenhofen als Verwaltungsleiter der PLS mit beratender Stimme. Auf der Agenda der Vorstandsarbeit standen: Haushaltskonsolidierung; Akquise von Drittmitteln; Planung und Beratung laufender sowie neuer Projekte; Präzisierung der Stiftungssatzung. Dem Kuratorium gehören an: Dr. Vera Bendt als Sprecherin (Berlin), ihr Stellvertreter Dr. Hans Christian Bremme (Wiesbaden), Dr. Helga Krohn (Frankfurt), Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Mainz), Prof. Dr. Klaus Nohlen (Straßburg), Angela Wagner-Bona (Wiesbaden), Prof. Dr. Gerd Weiß (Wiesbaden). Auf der Agenda des Kuratoriums standen: Haushaltsüberwachung und Drittmittelakquise, Begleitung der Stiftungsarbeit, Kontakte zum politischen und kulturellen Umfeld, Begutachtung der Stiftungsprojekte. Dem wissenschaftlichen Beirat gehören neben dem Treuhänder und dem Geschäftsführer an: Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Mainz) als Sprecher, Dr. Rolf Faber (Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden), Dr. Brigitte Streich (Stadtarchiv Wiesbaden) und (nach dem Ausscheiden von Dr. Hans Jörg Czech) Renate Knigge-Tesche (vormals Referatsleiterin in der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung). Auf der Agenda des Beirates standen: Betreuung der Publikationstätigkeit der Stiftung; Planung der Publikationen für die Jahre 2014/15; Expertise zur mehrjährigen Forschung Jüdische Familienbücher Wiesbadens. 17

PAUL LAZARUS STIFTUNG JAHRESBERICHT 2014 HAUSHALT UND FINANZEN DER STIFTUNG Im Haushaltsjahr 2014 hat die Stiftung Einnahmen in Höhe von 31.000 verzeichnet. Ausgaben wurden insbesondere für folgende Posten getätigt: Ausgaben: (1) Personalkosten 9.570,00 (2) Projektkosten 19.665,00 Mittelgeber Betrag Zeitraum Ortsbeirat Nord 5.000,00 2014 Fond Weltkulturerbe 4.000,00 2014 Leibinger Stiftung 2.000,00 2015 Ortbeirat Mitte 1.730,00 2014 Überführung aus dem PLS-Finanzvermögen (20%) 1.500,00 2014 Hessisches Landesamt für Denkmalspflege 4.250,00 2014 Förderkreis der PLS 1.960,00 2014 Sonstige Spenden 8.165,00 2014 Wiesbadener Volksbank 500,00 2014 Verkauf: Hörbüchern und Schriftenbänden 1.895,00 2014 Weichmann Stiftung 20.000,00 2015/16 Stiftung Erinnerung, Verantwortung Zukunft 26.435,00 2015/16 Hessische Staatskanzlei (Lottogelder) 1.500,00 2015 für das Haushaltsjahr 2014 31.000,00 Gesamtakquise für 2014 2016 78.935,00 18