Arbeitnehmereinkommen 2002 im Städtevergleich - Gründe für die Spitzenstellung Stuttgarts

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Transkript:

Hauptbeiträge Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 12/2004 Werner Münzenmaier 1 Arbeitnehmereinkommen 2002 im Städtevergleich - Gründe für die Spitzenstellung Stuttgarts Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer im Großstädtevergleich In Stuttgart wird das höchste Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer aller deutschen Großstädte - Städte mit rund 500 000 Einwohnern oder mehr - erzielt. Dies war das herausragende Ergebnis einer Untersuchung anhand von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das Jahr 2001, die in Heft 10/2004 dieser Schriftenreihe wiedergegeben wurde 2. Zwischenzeitlich liegen entsprechende Zahlen des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder auch für das Jahr 2002 vor, wenngleich nur in elektronischer Form, und zwar für die Summe aller Wirtschaftsbereiche und für das Produzierende Gewerbe 3. Dadurch ist eine differenziertere Analyse der Bedeutung dieses Wirtschaftsbereichs für das gesamtwirtschaftliche Arbeitnehmerentgelt möglich. Auch 2002 erreichte Stuttgart das höchste Arbeitnehmereinkommen... 343 Wie schon 2001 erreicht Stuttgart auch 2002 ersten Platz beim Arbeitnehmerentgelt unter den Großstädten Die aktuellen Ergebnisse bestätigen weitgehend die für 2001 getroffenen Aussagen: Auch im Jahre 2002 ist den Arbeitnehmern in Stuttgart unter allen Großstädten das höchste Arbeitnehmerentgelt zugeflossen; es betrug 41 500 i je Arbeitnehmer, die Marke von 40 000 wurde außerdem nur noch von Frankfurt am Main und München mit 40 800 bzw. 40 140 i je Arbeitnehmer überschritten (vgl. Abbildung 1 und Tabelle 1). Der bundesdeutsche Durchschnitt mit 32 710 i je Arbeitnehmer wurde damit in Stuttgart um 26,9 Prozent übertroffen, in Frankfurt um 24,8 Prozent und in München um 22,7 Prozent. Auch in den anderen westdeutschen Großstädten lag das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer über dem Bundesdurchschnitt, in den ostdeutschen Großstädten jedoch darunter, und zwar in Berlin nur knapp, nämlich um 0,4 Prozent, in Dresden und in Leipzig schon deutlicher, nämlich um 12,5 Prozent bzw. 15,9 Prozent. Im Vergleich zum durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelt aller Großstädte (36 070 i je Arbeitnehmer) wurde in Stuttgart ein um immerhin 15,1 Prozent höheres Einkommen erzielt.... und den größten Zuwachs seit 1996 Stuttgart mit höchstem absoluten Zuwachs aller Großstädte von 1996 bis 2002 Darüber hinaus konnte Stuttgart im mittelfristigen Vergleich (2002 gegenüber 1996) unter allen Großstädten die höchsten Zuwächse verzeichnen und damit seine schon früher erreichte Spitzenstellung beim Arbeitnehmereinkommen weiter ausbauen. Im Einzelnen ist das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer zwischen 1996 und 2002 in Stuttgart um 4840 i je Arbeitnehmer angestiegen, dies ist der größte absolute Zuwachs aller Großstädte. Lediglich in München haben die Pro-Kopf-Arbeitnehmereinkommen mit 4110 i je Arbeitnehmer ebenfalls um mehr als 4000 i je Arbeitnehmer zugenommen, um über 3000 i je Arbeitnehmer außerdem in Dresden und in Nürnberg. Die besondere Dynamik ost- und süddeutscher Städte wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass nur noch in Frankfurt am Main und in Leipzig das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer stärker angewachsen ist als im Bundesdurchschnitt

(+ 2610 i je Arbeitnehmer). Im Vergleich mit Frankfurt am Main ist außerdem interessant, dass die baden-württembergische Landeshauptstadt erstmals im Jahre 1999 die bis dahin führende Main-Metropole beim Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelt übertroffen hat. Abbildung 1: Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in den 14 größten Städten Deutschlands 2002 Tsd. /Arbeitnehmer 45 40 41,501 40,804 40,141 37,482 37,471 36,410 36,336 35,408 35,165 34,511 34,190 35 30 32,586 28,634 27,500 25 20 15 10 5 0 Köln Essen Stuttgart Frankfurt München Düsseldorf Hamburg Nürnberg Duisburg Dortmund Bremen Berlin Dresden Leipzig Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder; eigene Berechnungen 344 Tabelle 1: Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in den 14 größten Städten Deutschlands 2002 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer Gebietseinheit 1 Deutschland Veränderung zu 1996 je AN = 100 je AN % Berlin 32 586 99,6 + 2 250 + 7,4 Hamburg 36 410 111,3 + 2 585 + 7,6 München 40 141 122,7 + 4 111 + 11,1 Köln 37 471 114,6 + 1 976 + 5,6 Frankfurt am Main 40 804 124,8 + 2 945 + 7,8 Dortmund 34 511 105,5 + 1 532 + 4,7 Stuttgart 41 501 126,9 + 4 837 + 13,2 Essen 35 165 107,5 + 1 416 + 4,2 Düsseldorf 37 482 114,6 + 2 431 + 6,9 Bremen 34 190 104,5 + 1 501 + 4,6 Duisburg 35 408 108,3 + 2 267 + 6,8 Leipzig 27 500 84,1 + 2 689 + 10,8 Nürnberg 36 336 111,1 + 3 303 + 10,0 Dresden 28 634 87,5 + 3 526 + 14,0 Alle Großstädte 36 073 110,3 + 2 857 + 8,6 Deutschland 32 706 100,0 + 2 609 + 8,7 1 Reihenfolge der Städte entsprechend ihrer Einwohnerzahl 2002 Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, eigene Berechnungen

Stuttgart mit +13,2 % beim relativen Zuwachs der Arbeitnehmerentgelte von 1996 bis 2002 nach Dresden an zweiter Stelle In Anbetracht des schon 1996 hohen Niveaus fast noch bemerkenswerter ist, dass Stuttgart auch beim relativen Zuwachs zwischen 1996 und 2002 an der Spitze der Großstädte lag, nämlich mit + 13,2 Prozent nur knapp hinter Dresden mit + 14,0 Prozent. Daneben konnten nur noch München (+ 11,1 %), Leipzig (+ 10,8 %) und Nürnberg (+ 10,0 %) zweistellige Zuwachsraten verzeichnen, in allen anderen, überwiegend nord- und westdeutschen Großstädten (einschließlich Berlin und Frankfurt am Main) lagen die Steigerungsraten unter dem durchschnittlichen Zuwachs in Deutschland (+ 8,7 %) bzw. der Summe aller Großstädte (+ 8,6 %). Sektoraler Einfluss durch Ausrichtung auf das Produzierende Gewerbe... Die Spitzenstellung Stuttgarts beim Niveau und bei der Entwicklung ist unter anderem auf die starke Verankerung der baden-württembergischen Landeshauptstadt im Verarbeitenden Gewerbe bzw. im Produzierenden Gewerbe zurückzuführen. Dieser sektorale Einfluss wird durch die Daten in Tabelle 2 belegt. Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelte im Produzierenden Gewerbe am höchsten Danach übertraf im Jahre 2002 das Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelt im Produzierenden Gewerbe mit 39 400 i je Arbeitnehmer den Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche (32 700 i je Arbeitnehmer) um 20,6 Prozent. Wenn man hierbei das Baugewerbe ausklammert, in dem mit 28 700 i je Arbeitnehmer ein deutlich unterdurchschnittliches Arbeitnehmerentgelt gezahlt wird, dann erreichen die sonstigen Bereiche des Produzierenden Gewerbes mit 42 100 i je Arbeitnehmer sogar ein um 28,8 Prozent über dem Durchschnitt liegendes Pro-Kopf-Entgelt. Beim Verarbeitenden Gewerbe sind es mit 41 600 i je Arbeitnehmer 27,3 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Bereiche. Die im Vergleich zu den Dienstleistungen - und damit den gerade in Großstädten überproportional stark vertretenen Wirtschaftsbereichen - deutlich höheren Entgelte im Produzierenden Gewerbe sind zum Teil darauf zurückzuführen, dass die dort beschäftigten Arbeitnehmer mehr Arbeitsstunden im Jahr leisten (vgl. Tabelle 2), was auch mit der dort relativ geringen Bedeutung von Teilzeitarbeit zusammenhängt. Vor allem aber ist die Bezahlung der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe offenbar höher als bei den meisten Dienstleistungen. 345 Tabelle 2: Arbeitnehmerentgelt und geleistete Arbeitsstunden je Arbeitnehmer nach Wirtschaftsbereichen in Deutschland 2002 Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer Geleistete Arbeitsstunden je Arbeitnehmer Wirtschaftsbereich Tsd. je AN Veränderung zu 1996 % Insgesamt = 100 Stunden je AN Insgesamt = 100 % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 20,6 + 6,2 63,0 1 510 111,0 Produzierendes Gewerbe 39,4 + 14,5 120,6 1 440 105,8 Darunter: Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 42,1 + 14,6 128,8 1 420 104,6 darunter: Verarbeitendes Gewerbe 41,6 + 14,9 127,3.. Darunter: Baugewerbe 28,7 + 5,5 87,6 1 500 110,1 Handel, Gastgewerbe und Verkehr 26,4 + 4,3 80,6 1 310 96,0 Darunter: Handel, Reparatur von Kfz u. Gebrauchsgütern 26,9 + 8,0 82,4.. Verkehr und Nachrichtenübermittlung 32,2 + 1,9 98,4.. Finanzierung, Vermietung u. Unternehmensdienstleister 34,7 + 7,1 106,1 1 350 99,1 Öffentliche und private Dienstleister 31,0 + 8,0 94,8 1 330 97,8 Insgesamt 32,7 + 8,6 100,0 1 360 100,0 Quelle: Statistisches Bundesamt (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen), eigene Berechnungen

... aber auch relativ hohe Entgelte in den einzelnen Wirtschaftszweigen Nur in München wird im Produzierenden Gewerbe mehr bezahlt als in Stuttgart Neben der strukturellen Komponente, also der starken Verankerung im Verarbeitenden bzw. im Produzierenden Gewerbe, wirkt sich auf das gesamte Arbeitnehmereinkommen Stuttgarts auch positiv aus, dass in der baden-württembergischen Landeshauptstadt in den einzelnen Wirtschaftsbereichen wohl höhere Löhne und Gehälter gezahlt werden als in vielen anderen Großstädten bzw. in Deutschland insgesamt; dies gilt nicht zuletzt für das Verarbeitende und das Produzierende Gewerbe selbst. Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, wurden im Jahr 2002 im Produzierenden Gewerbe Stuttgarts 60 060 i je Arbeitnehmer verdient, das ist über die Hälfte (52,3 %) mehr als im nationalen Durchschnitt (39 440 i je Arbeitnehmer). Lediglich die im Produzierenden Gewerbe Münchens beschäftigten Arbeitnehmer haben mit 61 930 i je Arbeitnehmer ein noch höheres Arbeitsentgelt erhalten. Bereits deutlich hinter dem Betrag für Stuttgart lagen die individuellen Arbeitnehmerentgelte beim Produzierenden Gewerbe in Frankfurt am Main (55 840 i je Arbeitnehmer), in Essen (50 050 i je Arbeitnehmer), in Köln (49 730 i je Arbeitnehmer) und in Hamburg (49 230 i je Arbeitnehmer). In allen anderen Großstädten wurde im Produzierenden Gewerbe weniger verdient als im Durchschnitt aller Großstädte (48 980 i je Arbeitnehmer), in den beiden sächsischen Metropolen sogar weniger als im Durchschnitt des Produzierenden Gewerbes in Deutschland insgesamt. Tabelle 3: Arbeitnehmerentgelt und Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe in den 14 größten Städten Deutschlands 2002 Gebietseinheit 1 Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe 1000 Anteil an allen Wirtschaftsbereichen Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe % je AN D = 100 346 Berlin 226,4 16,7 41 419 105,0 Hamburg 163,2 17,4 49 226 124,8 München 173,8 20,6 61 933 157,0 Köln 99,0 17,1 49 731 126,1 Frankfurt am Main 74,8 13,4 55 838 141,6 Dortmund 45,0 17,7 44 147 111,9 Stuttgart 113,6 26,6 60 059 152,3 Essen 54,7 19,8 50 048 126,9 Düsseldorf 70,0 16,7 47 798 121,2 Bremen 74,6 24,3 43 131 109,4 Duisburg 58,1 29,6 45 153 114,5 Leipzig 42,3 17,2 31 569 80,0 Nürnberg 75,9 23,8 47 370 120,1 Dresden 52,4 19,8 36 317 92,1 Alle Großstädte 1 323,8 19,7 48 982 124,2 Deutschland 10 027,0 29,0 39 440 100,0 1 Reihenfolge der Städte entsprechend ihrer Einwohnerzahl 2002 Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, eigene Berechnungen Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass diese hoch aggregierten Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das Produzierende Gewerbe in Großstädten ebenfalls strukturellen Einflussfaktoren unterliegen. So werden innerhalb des Produzierenden Gewerbes in der Energie- und Wasserversorgung bzw. innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes vor allem in den Wirtschaftszweigen Fahrzeugbau, Luftund Raumfahrzeugbau und Chemie überdurchschnittlich hohe Bruttoverdienste bezahlt. 4

Modellrechnung zur Analyse der Einflussfaktoren Nachfolgend soll dem strukturellen Einfluss weiter nachgegangen werden, was aus Datengründen jedoch nur anhand von - hoch aggregierten - Zahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen möglich ist. Stuttgart hat nach Duisburg höchsten Anteil an Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe In Tabelle 3 sind Kennziffern aufgelistet, aus denen die Bedeutung des Produzierenden Gewerbes für die Großstädte hervorgeht. Beispielsweise nimmt Stuttgart, obwohl bezüglich der Zahl der Einwohner nur an 7. Stelle unter den Großstädten, bei der Zahl der Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe den 4. Rang ein, und zwar hinter Berlin, München und Hamburg, aber immer noch vor den bevölkerungsmäßig ebenfalls größeren Städten Köln, Frankfurt am Main und Dortmund. Hierzu hat zum einen die allgemein hohe Zahl der Berufseinpendler nach Stuttgart beigetragen, zum anderen aber auch die besondere Ausrichtung der Wirtschaft auf das Produzierende Gewerbe. So lag im Jahre 2002 der Anteil der in diesem Wirtschaftsbereich Beschäftigen an der Gesamtzahl der Arbeitnehmer in Stuttgart mit 26,6 Prozent deutlich über dem Durchschnitt aller Großstädte (19,7 %), lediglich in Duisburg (29,6 %) war diese Quote noch höher. Über dem Großstädtedurchschnitt liegende Anteilswerte wurden außerdem noch in Bremen, Nürnberg, München, Essen und Dresden gemessen. Betrachtet man dagegen nur das Verarbeitende Gewerbe, so ergibt sich für Stuttgart sogar wieder die höchste Quote aller Großstädte: Der Anteil der im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigten Arbeitnehmer an der Gesamtzahl aller Arbeitnehmer betrug 2002 in Stuttgart 21,8 Prozent, das sind nur unwesentlich weniger als im gesamtdeutschen Durchschnitt (22,1 %). Lediglich in Duisburg (21,3 %), in Nürnberg (19,9 %) und in Bremen (19,5 %) erreichte diese sektorale Beschäftigungsquote noch wenigstens knapp ein Fünftel oder mehr. 347 Standorteffekte bedeutsamer für das hohe Entgelt Stuttgarts als Struktureffekte Stuttgarts hohe Arbeitnehmereinkommen nur zu geringem Teil Folge des hohen Anteils des Verarbeitenden Gewerbes mit dessen Spitzenverdiensten,... Mithilfe der sektoralen Anteilswerte lässt sich abschätzen, inwieweit der relativ hohe Pro-Kopf-Wert für das Arbeitnehmerentgelt Stuttgarts auf strukturellen Effekten basiert, also vor allem der markanten Ausrichtung auf das Verarbeitende Gewerbe, oder aber auf - interregional verglichen - höhere Arbeitnehmereinkommen Stuttgarts in den einzelnen Branchen und damit gewissermaßen auf Standorteffekte zurückzuführen ist. Hierzu wurden zunächst die bundesdeutschen Werte für das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer in sechs Wirtschaftsbereichen mit der jeweiligen Zahl der Arbeitnehmer Stuttgarts multipliziert und anschließend das so errechnete, fiktive sektorale Arbeitnehmerentgelt über alle Bereiche aufsummiert und durch die Gesamtzahl der Arbeitnehmer Stuttgarts dividiert. Nach dieser Berechnung würde sich für Stuttgart ein strukturbedingtes Arbeitnehmerentgelt von 33 400 i je Arbeitnehmer ergeben; dies bedeutet, dass die beträchtlichen Unterschiede im Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer zwischen Stuttgart (41 500 i je Arbeitnehmer) und dem Bundesdurchschnitt (32 700 i je Arbeitnehmer) nur zum geringeren Teil auf strukturelle Besonderheiten und damit in stärkerem Maße auf höhere Einkommen Stuttgarts in den einzelnen, hier sechs Wirtschaftsbereichen, zurückzuführen ist. Allerdings dürfte - wie angedeutet - ein nicht unerheblicher Teil der zuletzt genannten standortbezogenen Effekte insoweit auch struktureller Natur sein, als gerade innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in Stuttgart solche Wirtschaftszweige besonders stark vertreten sind, in denen überproportional hohe Löhne und Gehälter gezahlt werden, vor allem im Fahrzeugbau. Das relativ hohe Gehaltsniveau Stuttgarts in den einzelnen Wirtschaftsbereichen als Erklärung für das hohe Arbeitnehmereinkommen insgesamt wird noch deutlicher, wenn man in einer solchen Vergleichsrechnung analog das individuelle Arbeitneh-

... sondern vor allem durch örtlich hohes Lohn- und Gehaltsniveau bedingt merentgelt der Landeshauptstadt mit demjenigen in Baden-Württemberg insgesamt vergleicht. Danach lag im Jahre 2002 der mit den sektoralen Arbeitnehmeranteilen Stuttgarts und den sektoralen Pro-Kopf-Arbeitnehmerentgelten Baden-Württembergs - auf der Basis von sechs Wirtschaftsbereichen - fiktiv errechnete Wert mit 34 700 i je Arbeitnehmer sogar unter dem tatsächlichen Betrag für Baden-Württemberg in Höhe von 35 300 i je Arbeitnehmer. Dies bedeutet: Die strukturelle Zusammensetzung auf der Basis von sechs Wirtschaftsbereichen war, mit Blick auf das gesamtwirtschaftliche Arbeitnehmerentgelt, in Stuttgart sogar etwas ungünstiger als in Baden-Württemberg; die in Stuttgart mit 41 500 i je Arbeitnehmer im Vergleich zum Landesdurchschnitt um 17,5 Prozent höheren Arbeitnehmerentgelte sind demnach ausschließlich auf höhere Löhne und Gehälter in den einzelnen Wirtschaftsbereichen Stuttgarts zurückzuführen. 348 1 Dr. Werner Münzenmaier war Referent im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und dort unter anderem für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen zuständig. 2 Vgl. W. Münzenmaier: In Stuttgart werden die höchsten Arbeitnehmereinkommen aller Großstädte erzielt - Gesamtwirtschaftliches Arbeitnehmerentgelt 2001 im Städtevergleich, in: Statistik und Informationsmanagement, 63. Jahrgang (2004), Monatsheft 10, S. 273 bis 279. 3 Vgl. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder - Reihe 2 Kreisergebnisse, Band 2: Arbeitnehmerentgelt in den kreisfreien Städten und Landkreisen Deutschlands 1996 bis 2002, herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg im Auftrag des aus den Statistischen Landesämtern der 16 Bundesländer, dem Statistischen Bundesamt und dem Bürgeramt, Statistik und Wahlen, Frankfurt a. M. bestehenden Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Stuttgart 2004; Erwerbstätigenrechnung - Reihe 2 Kreisergebnisse: Erwerbstätige in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2002, herausgegeben vom Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder im Auftrag der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Wiesbaden 2004. 4 Vgl. Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2003 für die Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 2003, S. 586 bis 589.