Zielmarktanalyse Energieeffizienz in der Industrie und in Gebäuden Kenia & Tansania. Mit Profilen der Marktakteure. www.efficiency-from-germany.



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Transkript:

Zielmarktanalyse Energieeffizienz in der Industrie und in Gebäuden Kenia & Tansania Mit Profilen der Marktakteure www.efficiency-from-germany.info

Impressum Herausgeber AHK Kenia Stand 01.09.2014 Druck September 2014 Gestaltung und Produktion AHK Kenia Redaktion Dr. Georgia Badelt

Inhalt Zusammenfassung 3 1. Einführung: Allgemeine Landesinformationen 1.1. Kenia 1.2. Tansania 12 2. Überblick über den Energiesektor 13 2.1. Energiemix 13 2.1.1. Kenia 13 2.1.2. Tansania 14 2.2. Entwicklung des Stromangebots und der Stromnachfrage 14 2.2.1. Kenia 14 2.2.2. Tansania 17 2.3. Relevante Akteurslandschaft 18 2.3.1. Kenia 18 2.3.2. Tansania 19 3. Regulativer Rahmen für Energieeffizienz 23 3.1. Stromtarife und andere Energiekosten 23 3.1.1. Kenia 23 3.1.2. Tansania 24 3.2. Richtlinien 25 3.2.1. Energiemanagement-Richtlinien 2012 (Kenia) 25 3.2.2. Solarkollektoren-Richtlinien 2012 (Kenia) 26 3.3. Anreizprogramme (Kenia) 27 4. Energieeinspar-Potential in Kenia und Tansania 29 4.1. Industriestruktur in Kenia und Tansania 29 4.2. Energieeinsparpotenziale in ausgewählten Sub-Sektoren 30 1

4.2.1. Milchindustrie 30 4.2.2. Zuckerindustrie 35 4.2.3. Weitere Lebensmittelindustrie: Speiseölindustrie 42 4.2.4. Teeindustrie 45 4.2.5. Hortikultur-Sektor 51 4.2.6. Zementindustrie 58 4.2.7. Stahlindustrie 62 4.2.8. Baugewerbe (Gebäudesektor) 66 5. Engagement und Positionierung der deutschen Unternehmen 72 6. Profile der Marktakteure 78 7. Quellenverzeichnis 99 2

Zusammenfassung Kenia Kenias Strompreise schwanken zwischen 15,78 KSH und 19,96 KSH/ kwh (13,7-17,3 cent) für kommerzielle und industrielle Stromverbraucher. Sie sind damit die höchsten der Region. Sie basieren auf langfristigen Grenzkosten. Kostenschwankungen aufgrund von Rohstoffpreis- und Wechselkursschwankungen werden direkt an den Endverbraucher weitergereicht. Bereits Anfang des Jahres wurden die Stromtarife - abhängig von der jeweiligen Verbraucherkategorie - um bis zu 12% angehoben wurden und eine weitere Erhöhung steht bereits an. Aufgrund der unzuverlässigen Versorgung aus dem öffentlichen Stromnetz (gepaart mit einer allzu geringen Qualität des Stroms) greifen Stromverbraucher oft auf Dieselgeneratoren zurück. Angesichts der signifikanten Volatilität des Rohstroffes sowie eines Dieselpreises von derzeit 104 KES/ Liter Diesel (90 cent) hat dies jedoch steigende Energiekosten sowie weiter wachsende Unsicherheiten zur Folge. Abgesehen von den hohen Stromtarifen müssen Stromverbraucher, die jährlich mehr als 180.000 kwh verbrauchen, laut den in 2012 in Kraft getretenen Energie-Richtlinien, alle 3 Jahre ein Energie-Audit nachweisen, das von zertifizierten Energie-Auditoren durchzuführen ist (erste Periode 2012-2015). Ab 2015 müssen innerhalb von 3 Jahren 50% der Energieeinsparungen mit den empfohlenen Energieeffizienz-Maßnahmen erzielt worden sein. Demzufolge lassen sich recht günstige Rahmenbedingungen zur Förderung von Energieeffizienz in Kenia ausmachen. Energieintensive Sektoren in Kenia sind z.b. die Zementindustrie, Walzwerke, Raffinerien, Zuckerindustrie, Brauereien und der Bergbau: Die Zuckerindustrie steht unter äußerst starkem Kostendruck: Die meisten Zuckerfabriken leiden nicht zuletzt aufgrund einer Zuckerrohr-Knappheit unter einer Unter-Auslastung ihrer Kapazitäten der größte Zuckerhersteller Mumias weist derzeit eine Auslastungsrate von lediglich 64% auf. Zusammen mit einer relativ geringen Produktionseffizienz, die sich teils aus alten Maschinenparks, insbesondere im Hinblick auf die vielen staatseigenen Betriebe ergeben, führt die geringe Auslastung zu hohen Produktionskosten. In der Folge ist kenianischer Zucker kaum mehr wettbewerbsfähig und das Land wird von (teils illegalen) Billigimporten überschwemmt. Durch Modernisierung der Fabriken sowie die Diversifizierung des Geschäftsportfolios (z.b. Brikettierung überschüssiger Bagasse, Produktion von Ethanol und Stromerzeugung aus Molasses, Trinkwasserherstellung (Mumias)) soll die Bilanz der Zuckerunternehmen verbessert werden. Investitionen können aus dem Sugar Development Fund, der vom Kenya Sugar Directorate verwaltet wird, bezuschusst werden. Energieeffizienz-Maßnahmen fügen sich hier ein und helfen, die Gesamtkosten zu reduzieren: Mit 30-43 kwh/ Tonne Zuckerrohr sind die kenianischen Zuckerfabriken im Vergleich zu internationalen Benchmarks (25-32 kwh/ Tonne) wesentlich energieintensiver. Zum einen können Energieeinsparungen realisiert werden, indem z.b. Antriebssysteme mit variabler Frequenz und Dampf-Turbo-Generatoren im Zentrifugen-Bereich eingesetzt werden; ferner bestehen weitere Einsoparpotentiale durch neuere Prozesstechnologie (z.b. Fallstromverdampfer, Diffuser, Automatisierung der Verdampfungskristallisatoren etc.). Zunehmendem Wettbewerbsdruck ist auch die kenianische Zementindustrie ausgesetzt: So sind die Gewinnmargen im Zeitraum 2007-2011 für die großen Player wie East African Portland Cement (EAPC, Anteil von Lafarge 42%) und Bamburi (Anteil von Lafarge 58%) um rund zehn Prozentpunkte gefallen. Für deutsche Unternehmen sind darum auch neue Player in der lokalen Zementindustrie wie Mombasa Cement und National Cement, interessant. Zu beachten ist, dass es in Kenia nicht so viele integrierte Zementwerke gibt. Stattdessen werden Mahlwerke und Klinker größtenteils importiert. 3

Die Erhöhung der Energieeffizienz spielt im Zusammenhang mit der Senkung der Gesamtproduktionskosten eine große Rolle. Abgesehen davon, dass mit einer verbesserten Prozesssteuerung und Antrieben mit variabler Frequenz nennenswerte Einsparungen realisiert werden können, lässt sich der Energieverbrauch vor allem durch prozessspezifische Investitionen reduzieren: Noch sind in kenianischen Zement-Mahlwerken Kugelmühlen im Einsatz; werden diese durch Hochdruck-Walzenpressen/ Vertikalmühlen ersetzt, können 50% der Energie in diesem Bereich eingespart werden. Die Stahlindustrie in Kenia beschränkt sich hauptsächlich auf die Herstellung von Sekundärprodukten (z.b. Schmelzen von Schrott und Verarbeitung zu Halbprodukten oder Walzen von Halbfertigprodukten zu Blechen, Stangen und Profilen). Viele der internationalen Wettbewerber können Stahl und Stahlprodukte zu niedrigeren Preisen anbieten, nicht zuletzt auch da sie von ihren jeweiligen Regierungen unterstützt werden (z.b. durch steuerfreien Strombezug). Etliche kenianische Unternehmen waren dem massiven internationalen Wettberwerbsdruck nicht mehr gewachsen und mussten mittlerweile ihre Tore schliessen. Viele der noch bestehenden Stahlfirmen leiden unter Überkapazitäten, was natürlich die Kosten und Preise für Stahlprodukte weiter in die Höhe treibt: So beläuft sich die Kapazitätsauslastung in Kenia auf durchschnittlich 46%, während der weltweite Durchschnitt mit 72% erheblich höher liegt. Außerdem setzen viele kenianische Stahlfirmen veraltete Technologien ein. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass die meisten Stahl- Schmelzbetriebe noch immer die Blockguss-Technologie anwenden. Deren Produktivität liegt mit 40-50% jedoch weit niedriger als bei modernen Methoden wie dem Strangguss-Verfahren (90% Produktivität). Ferner lassen sich laut durchgeführter Energie-Audits in Stahlwerken erhebliche Einsparungen durch Verbesserungen am Induktionsofen sowie durch den Einsatz drehzahlveränderbarer Antriebe erzielen. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Stahl sowie Stahlprodukten und ungeachtet der Unter-Auslastung bestehender Kapazitäten fördert die Regierung den Ausbau dieser Industrie, die als tragende Säule für das verarbeitende Gewerbe und als Schlüssel für die Realisierung aller Infrastrukturprojekte im Rahmen der Vision 2030 gesehen wird: So soll das Staatsunternehmen Numerical Machining Complex (NMC) ein integriertes Stahlwerk auf seinem Land in Athi River errichten; Anfang Juli 2014 wurde ein EOI für die Durchführbarkeitsstudie veröffentlicht. Nicht zu unterschätzen ist auch die kenianische Agro-Industrie, mit Blick auf die Energieeffizienz vor allem die Milch-, Teeindustrie und evtl. auch die Blumenfarmen. Die Milchindustrie leidet unter dem Problem von Überkapazitäten, die mit dem Flaschenhals der Milchsammlung zusammenhängen. Es gibt rund 30 milchverarbeitende Betriebe, darunter große Firmen wie die staatliche NewKCC sowie privaten Firmen Brookside, Gitunguri, Kinangop und Sameer. Eine der größeren Unternehmen hat eine Gesamtlast von ca. 500 kw mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 267.000 kwh pro Monat, die für die Produktion von 3,7 Mio. Liter Milch eingesetzt werden. Laut Energie-Audit können 24% der Energie eingespart werden: 76% aller Einsparungen können durch die Umstellung auf einen Biomasse-Kessel realisiert werden. Ein Einsparpotential von 12% besteht weiterhin, wenn man den Betrieb von Kältekompressoren automatisiert. Letztere Maßnahme zahlt sich bereits nach 2 Monaten aus. Über die in den Energie-Audits empfohlenen Maßnahmen hinaus, welche die Querschnittstechnologien betreffen (z.b. Kessel, Motoren, Beleuchtung etc.), lassen sich durch prozessspezifische Maßnahmen Energieeinsparungen erzielen, besonders wenn man berücksichtigt, dass mindestens 40% der Energie in der Produktion selbst verbraucht wird. Prozessspezifische Maßnahmen umfassen zum Beispiel den Einsatz des indirekten UHT-Verfahrens zur Sterilisation. Dabei erfolgt die Wärmeübertragung mit Platten- oder Röhrenwärmeüberträgern. Auch durch den Einsatz der Membranfiltration sowie die Anwendung von mehreren aufeinanderfolgenden Verdampfern (multiple effect evaporators) kann Energie eingespart werden. Bedeutende Potenziale bietet auch der Gebäudesektor. Als Folge einer stetig steigenden Zahl mittlerer sowie hoher Einkommen entwickelt sich der Einzelhandel sehr dynamisch; etliche neue Shopping-Malls sind geplant und im Entstehen, u.a. Two Rivers das zukünftig größte Einkaufszentrum des Landes. Ähnlich entwickelt sich auch der Markt für Bürogebäude. Die Erschließung dieses Marktes wird für deutsche Unternehmen jedoch nicht einfach sein, da der Sektor bereits zu großen Teilen von chinesischen Kontraktoren besetzt ist. 4

Tansania Verglichen mit Kenia hinkt Tansania ganz generell sowie insbesondere auch im Hinblick auf Energieeffizienz hinterher. Dort wurden bis Anfang diesen Jahres Stromtarife stark subventioniert. Sie lagen für Haushalte bei 9,8 cent/ kwh (5,3 cent für größere kommerzielle und industrielle Verbraucher). Zudem gibt es keine Zuschüsse für Energie-Audits und keine Ausbildung sowie Zertifizierung von Energie-Auditoren. Folglich bleiben die damit verbundenen Potentiale weitgehend ungenützt, was auch zur Folge hat, dass das diesbezügliche Problembewußtsein bei weitem noch nicht dem Kenianischen Niveau entspricht. Allerdings wurden die Stromtarife Anfang 2014 um teils 40-55% für die Industrie erhöht, so dass Optionen zur Senkung des Energieverbrauchs attraktiver werden. Schließlich ist die Stromversorgung aus dem öffentlichen Netz weitaus unzuverlässiger sowie qualitativ schlechter als in Kenia. In letzter Konsequenz führt dies zu einer größeren Abhängigkeit von Dieselgeneratoren für den Endverbraucher. In Bezug auf die Energieeffizienz sind zum Beispiel der Bergbau, die Plastikindustrie, die Zementindustrie und die lebensmittelverarbeitende Industrie von Interesse: Ein wichtiger Zielsektor für deutsche Unternehmen in Tansania stellt der Bergbau (Gold, Nickel etc.) dar. Das Land ist heute nach Südafrika und Ghana Afrikas drittgrößter Goldproduzent. Bislang ist allerdings noch unklar wie umfangreich das Vorkommen tatsächlich ist. Tiefergehende Erkundungen könnten weitere Kapazitäten zu Tage fördern. Der Sektor ist ein großer Energiekonsument. Er trägt mit ca. 30% zum landesweiten Energieverbrauch bei. Etliche Bergwerke sind an das Stromnetz angebunden, dennoch gibt es einen große ungedeckte Nachfrage (ca. 100MW), die Lücke wird letztlich von Dieselgeneratoren gefüllt. Mehrere Bergwerke sind netzunabhängig, wie beispielsweise Shanta Gold/ New Luika (5,2 MW) und Geita (40 MW); die Netzanbindung soll jeweils erst in einigen Jahren erfolgen. Im speziellen Fall der Goldproduktion zwingt der niedrige Goldpreis (1400USD/Unze) Unternehmen ihre Kosten drastisch zu senken, was einerseits mit Blick auf Energieeffizienz eine Chancen bieten kann; dies zieht jedoch auch die Verzögerung von nicht prioritären Investmententscheidungen nach sich. Einige Unternehmen prüfen Möglichkeiten zur Nutzung Erneuerbarer Energien (z.b. Solar PV). Ein attraktiver Sektor mir einer signifikanten Zahl potenzieller Kunden für deutsche Unternehmen ist die gesamte Lebensmittelindustrie: Zu nennen ist z.b. die Zuckerindustrie, die Speiseölhersteller und Getränkehersteller. Die Zuckerindustrie in Tansania ist kleiner und konzentrierter als in Kenia. So gibt es lediglich 4 Unternehmen, 2 davon komplett privat und 2 größere, privat-staatliche Firmen (Kilombero mit 130.000 Tonnen/ Jahr und TPC mit 100.000 Tonnen/ Jahr). TPC erweitert derzeit seine Kapazitäten um 25% auf 125.000 Tonnen/ Jahr. Es gilt als vergleichsweise effizient und erreicht zeitweise eine Verarbeitungsrate von 8 Tonnen Zuckerrohr/ Tonne. TPC hat eine Gesamtlast von 12,5 MW, davon 4,5 MW für die Zuckerfabrik. Kilombera, Kagera und Mtiobwa arbeiten weit weniger effizient und haben teils veraltete Anlagen. Eine weitere Zuckerfabrik entsteht: Agro EcoEnergy (Tanzania) Limited, eine Tochtergesellschaft eines schwedischen Unternehmens, hat $550 Millionen in den Anbau von Zuckerrohr investiert, um 130.000 Zucker zu produzieren. Zusatzprodukte sollen Strom und Ethanol sein. Dynamisch entwickelt sich vor allem die Speiseölindustrie, die angesichts der stark gestiegenen Strompreise in 2014 zudem klares Interesse an Energieeffizienz zeigt: Führende Unternehmen sind u.a. Murzah Oil, Mount Meru Millers und METL East Cost Oil. Murzah Oil hat Energieberater aus Südafrika unter Vertrag genommen, um Energieversorgung und - verbrauch zu optimieren. Die Branche wirkt recht gesund und stabil. METL, das Palmöl zu Speiseöl verarbeitet, verdoppelt derzeit seine Kapazitäten von 400 Tonnen auf 800 Tonnen/ Tag; Anlagenbauer ist DESMET BELLESTRE aus Italien. Zudem wurden bereits einige Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz umgesetzt. Zum Beispiel wird ein Niedrigdruck-Kessel eingesetzt, der mit Holz befeuert wird. Auch sind drehzahlvariable Antriebe sowie eine Absorptionskälteanlage in Betrieb. Letztere läuft anstatt strombetriebener Kälteanlagen und Kondensat-Nutzung. Mt. Meru Millers, die Öl aus Sonnenblumen herstellen, wird noch in diesem Jahr eine neue Raffinerie (200 Tonnen/ Tag) in Betrieb nehmen; in der bereits bestehenden Raffinerie lassen sich erhebliche Energie-Einsparpotenziale durch das Ersetzen der alten Kessel erzielen. 5

Abgesehen von diesen beiden Schwerpunktsektoren zeichnen sich Chancen für deutsche Unternehmen auch in anderen Bereichen ab: Das Telekommunikationsunternehmen Tigo zum Beispiel ist bestrebt, seine Energiekosten um 30% durch green building -Konzepte (in Kundenzentren und Bürogebäude) zu reduzieren. Marktchancen für deutsche Unternehmen Marktchancen gibt es zum einen für Anbieter von Querschnittstechnologien (z.b. Kälteanlagen, Kompressoren, elektrische Antriebe, Steuer- und Regeltechnik/ Automatisierung, Wärmerückgewinnung, Industriekessel etc.). Zum anderen gibt es aber auch für Anlagen-Planungsbüros und Anlagenbauer sowie Anbieter von Prozesstechnologie etliche Geschäftsmöglichkeiten, z.b. in der Lebensmittelindustrie (vor allem Zucker-, Speiseöl- und Getränkeindustrie), Zementindustrie und Bergbauindustrie. Vorteilhaft ist, dass es in Kenia und Tansania immer mehr Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen in Energieeffizienz zugänglich sind. So gibt es eine Kreditlinie der African Development Bank (AFD). Via deren Partnerbank Coop werden Kredite in der Folge weitergegeben, um Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu finanzieren. Anfang 2014 hat die deutsche KfW zudem eine Kreditlinie mit der lokalen PTA Bank vereinbart, ebenfalls mit dem Ziel der Finanzierung von Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Last but not least wurden bereits erste Erfahrungen mit dem ESCO-Ansatz gesammelt: Die lokale Firma Lean Energy Solutions investiert in das Ersetzen von fossilbefeuerten Industriekessel durch solche, die mit Briquettes aus Bagasse befeuert werden. Das Unternehmen refinanziert sich auf Basis von performance contracts aus den Einsparungen von Energiekosten, welche die Kunden verzeichnen. Für deutsche Anbieter ist Kenia kein neuer Markt: Firmen wie GEA, Bitzer und Bosch Kesseltechnik sind hier bereits tätig. Bei Solar PV und Biogasanlagen sind deutsche Unternehmen Pioniere. Sie konstruierten die ersten Anlagen im Land. Auch in Kenia hat deutsche Technologie den Ruf, sehr zuverlässig, gleichsam aber auch kostspielig zu sein. In vielen Fällen wird von Endkunden in Kenia und Tansania beklagt, dass deutsche Unternehmen zu stark angebotsgetrieben agierten. Um sich in diesen Märkten erfolgreich und nachhaltig zu positionieren, müssen deutsche Unternehmen sowohl ausdauernd als auch flexibel sein: Deutsche Anbieter sollten keine abgeschlossenen, starren und veränderungsresistente Pläne mitbringen. Vielmehr sollten sie offen die Nachfrage und Bedürfnisse der Endkunden vor Ort erfassen und annehmen. Wichtig ist Flexibilität. Nur so können Lösungen an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Zudem können deutsche Unternehmen natürlich erfolgreich sein, wenn sie bereit sind, einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten. Beispielsweise kann der Weg zur Vermarktung von Lösungen über Trainingsangebote führen. Die AHK hat damit begonnen, mit strategischen Partnern aus der deutschen Industrie Trainings in ausgewählten industriellen Sub-Sektoren durchzuführen. Nachdem der Kontakt zu potenziellen Kunden aufgebaut ist, sollte ausreichend Zeit und Personalressourcen für ein Follow-up eingeplant werden. Dabei ist in dieser Region Afrikas mit Verzögerungen zu rechnen. Der Energy Desk der AHK unterstützt deutsche Unternehmen in vielen Fällen. Schliesslich ist ein geeignetes Geschäftsmodell zu entwickeln: Es ist zum Beispiel möglich, Anlagen zu einem niedrigeren Preis zu verkaufen und sich dann in einem weiteren Schritt die Differenz zum Marktpreis über eine vereinbarte Beteiligung an den realisierten Energieeinsparungen zu holen. In diesem Zusammenhang kann auch eine Zusammenarbeit mit Entwicklungspartnern (z.b. GIZ, DEG, etc.) erwogen werden, bei der zum Beispiel der ESCO-Ansatz erprobt wird. 6

Abkürzungsverzeichnis AD AFD AHK ARM BIP BMBF BMWI CBD CEEC CIC CIRR COMESA COP17 CTI CTC DEG EABC EAC EAG EIA EOI EPC EPPs ERC ESCO ETP EWURA FPEAK GDC GEF GIZ HFO ICT IFC IMA IPPs IRR ISO KAM KCB KCC KenGen KEREA KETRACO KFC KHE KMC Anaerobic Digestion Agence Francaise de Developpement Auslandshandelskammer Athi River Mining Bruttoinlandsprodukt Bundesministerium für Bildung und Forschung Bundesministerium für Wirtschaft Central Business District Centre of Energy Efficiency and Conservation Climate Investment Center Commercial Interest Reference Rate Common Market for Eastern and Southern Africa The 17th Conference of the Parties Confederation of Tanzanian Industries Crush-tear-curl / zerbrechen-zerreissen-rollen Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft East Africa Business Council East African Community East Africa Growers Environmental Impact Assessment Expression of Interest Engineering Procurement Construction (Generalunternehmen) Emergency Power Producers Energy Regulatory Commision Energieregulierungskommision Energy Service Company Ethical Tea Partnership Energy and Water Utilities Regulatory Authority Fresh Produce Exporters Association of Kenya Geothermal Development Company Gloval Environment Facility Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Heavy Fuel Oil (Schweröl) Information and Communication Technology International Finance Corporation Interministerieller Ausschuss Independent Power Producers Internal Rate of Return International Standards Organization Kenya Association of Manufacturers Kenya Commercial Bank Kenya Co-operative Creameries Kenya Electricity Generation Company Kenya Renewable Energy Association Kenya Electricity Transmission Company Kenya Flower Council Kenya Horticulture Exporters Kenya Meat Commission 7

KMU KPLC KSB KSL KTDA LBNL LCPDP LEED MAFAP MEM METL MOE MoU MRL MSE MT MTP NGO NIC NMC PV REA REA REP SAGCOT SDF SHS SPP SPV TANESCO TCCIA TDCU TEL TPAWU TPCC TRFK UHT UNEP WB ZIM Klein- und Mittelständische Unternehmen Kenya Power and Lighting Company Kenya Sugar Board Kagera Sugar Ltd Kenya Tea Development Agency Lawrence Berkeley National Lab Least Cost Power Developmen Plan Leadership in Energy & Environmental Design Monitoring African Food and Agricultural Policies Ministry of Energie and Minerals Energieministerium Mohammed Enterprises Tanzania Ltd. Ministry of Energy Energieministerium Memorandum of Understanding Maximum Residue Level Mtibwa Sugar Estates Metric Tons `Mid-Term Plan` Non-Governmental Organization (Nicht-Regierungs-Organisation) Newly-Industrialized Countries Numerical Machining Complex Photovoltaik Rural Electrification Authority Rural Energy Agency Rural Electrification Programme Southern Agricultural Growth Corridor Sugar Development Fund Solar Home System Small Power Producers Special Purpose Vehicle Tanzania Electric Supply Company Tanzanian Chamber of Commerce, Industry & Argriculture Tanzania Diary Cooperative Union Teita Estate Ltd. Tanzania Plantation and Agricultural Worker Union Tanzania Portland Cement Company Tea Research Foundation of Kenya Ultra-heat treated United Nations Environmental programme Weltbank Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand Währung Kenya Shilling Exchange Rates September 2014 1 Kshs = 1,1 USCent 1 Kshs = 0,9 Cent 8

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die am stärksten zum wachstum Kenias beitragenden Sektoren Tabelle 2: Strommix, Kenia Tabelle 3: Strommix, Tansania Tabelle 4: Ausbau der Kapazitäten, 2013-2016 (5000+) Tabelle 5: Stromgestehungskosten (nach Technologien) Tabelle 6: Geplante Stromerzeugungskapazität bis 2025 Tabelle 7: Unabhängige Stromerzeuger Tabelle 8: Stromtarife (Basistarife) Tabelle 9: Auswirkungen der jüngsten Tarifanpassung auf die Endtarife Tabelle 10: Stromtarife (Basistarife bis Dezember 2013) Tabelle 11: Stromtarifänderungen (Januar 2014) Tabelle 12: Energy Management Awards 2013 & 2014 Tabelle 13: Viehbestand, 2012 Tabelle 14: Tierprodukte, 2012 Tabelle 14b: Entwicklung der Milchproduktion und Milchverarbeitung Tabelle 15: Milchverarbeitungs-Firmen Tansania (Auswahl) Tabelle 16: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Milchverarbeitungs-Betrieb Tabelle 17: Staatliche und private Zuckerunternehmen, Kenia Tabelle 18: Geplante Investitionen in der tansanischen Zuckerindustrie Tabelle 19: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem staatlichen Zuckerunternehmen (Auswahl) Tabelle 20: Führende Speiseölhersteller, Kenia Tabelle 21: Führende Speiseölhersteller, Tansania Tabelle 22: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Speiseölunternehmen (Auswahl) Tabelle 23: Private große Teeunternehmen, Kenia Tabelle 24: Tee Produktion in Tansania von Juli 2012 bis Juni 2013 Tabelle 25: Energiebedarf Teefabrik Tabelle 26: Energieeffizienz-Maßnahmen (Auswahl) Tabelle 27: Gemüse-Produktion in Kenia, nach Gemüsearten (in `000 MT) Tabelle 28: Obst-Produktion in Kenia, nach Obstarten Tabelle 29: Führende Blumenproduzenten, Tansania (Auswahl) Tabelle 30: Energieverbrauch auf ostafrikanischen Blumenfarmen Tabelle 31: Empfohlene Energieeffizienz-Maßnahmen auf einer Blumenfarm (Farm 2, s.o.) Tabelle 32: Marktanteile von Zementunternehmen Tabelle 33: Marktanteile führender Zementfirmen Tabelle 34: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Zementmahlwerk (Auswahl) Tabelle 35: Führende Stahlfirmen, Kenia (Auswahl) Tabelle 36: Profile ausgewählter Stahlunternehmen, Kenia Tabelle 37: Stahlunternehmen, Tansania Tabelle 38: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Stahlwerk (Auswahl) Tabelle 39: Geplante Büro-Gebäude Tabelle 40: Kürzlich abgeschlossene und laufende Bauprojekte im kommerziellen Sektor (Auswahl) Tabelle 41: Führende Bauunternehmen in Tansania Tabelle 42: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Hotel (Auswahl) Tabelle 43: Deutsche Unternehmen und ihr Engagement in Kenia Tabelle 44: Quellen zur Finanzierung von Bioenergieprojekten Tabelle 45: Empfohlene Vorgehensweise (Exportkredit-Finanzierung) Tabelle 46: Deutsche Deckungspolitik für Kenia 9

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Landkarte Kenia Abbildung 2: Wachstumsraten des BIP (landesweit und im produzierenden Gewerbe) Abbildung 3: Primärenergieverbrauch, 2010 Abbildung 4: Installierte Stromerzeugungskapazitäten, 2013 Abbildung 5: Primärer Energieverbrauch, 2009 Abbildung 6: Mix elektrischer Energie (% der installierten Kapazität), 2012 Abbildung 7: Akteurslandschaft im Stromsektor Abbildung 8: Anteil (in %) am landesweiten BIP Abbildung 9: Struktur der industriellen Produktion Abbildung 10: Thermischer Energieverbrauch, Milchverarbeitung Abbildung 11: Stromverbrauch, Milchverarbeitung Abbildung 12: Zuckerproduktion und verbrauch, Kenia Abbildung 13: Struktur der kenianischen Zuckerindustrie Abbildung 14: Zuckerproduktion, Tansania Abbildung 15: Struktur der tansanischen Zuckerindustrie Abbildung 16: Stromverbrauch Zuckermühle Abbildung 17: Flussdiagramm Zuckerproduktion Abbildung 18: Jährliche Teeproduktion in Kenia (in Mio. Kg.) Abbildung 19: Verteilung der weltweiten Tee Exporte, 2010 Abbildung 20: Kenias Exportpartner für Tee (in %), 2005-2010 Abbildung 21: Stromverbrauch KTDA-Teefabrik Abbildung 22: Hortikultur-Produktion 2012 (Anteile an der wermäßigen Produktion) Abbildung 23: Kenias Blumenexporte Abbildung 24: Gemüse- und Obstproduktion (in Mio. MT) Abbildung 25: Exporte Gemüse und Obst (in kg.) Abbildung 26: Hortikultur-Produktion, Tansania Abbildung 27: Anteil an Hortikultur-Produktion, 2012 Abbildung 28: Stromlast einer Blumenfarm Abbildung 29: Entwicklung Zementmarkt Kenia (in `000 MT) Abbildung 30: Zementproduktion, Kenia Abbildung 31: Entwicklung Zementmarkt Tansania (in `000 MT) Abbildung 32: Importe/ Exporte von Eisen und Stahl in Kenia Abbildung 33: Stahlproduktion in Tansania (in Tonnen) Verzeichnis der Textkästen Box 1: Ethical Tea Partnership (ETP) 10

1. Einführung: Allgemeine Landesinformationen 1.1. Kenia Die Republik Kenia befindet sich in Ostafrika, an der Küste des Indischen Ozeans. Mit einer Gesamtfläche von 582,646 km 2 liegt Kenia am Äquator und befindet sich zwischen dem 34 E und 42 E Längengrad und dem 5,5 N und 5 S Breitengrad. Die Nachbarstaaten Kenias sind Somalia im Osten, Äthiopien im Norden, Süd Sudan im Nordwesten, Uganda im Westen und Tansania im Süden. Abbildung 1: Landkarte Kenia Die Hauptstadt Nairobi ist das politische und wirtschaftliche Zentrum und fungiert als Drehkreuz für Finanzdienstleistungen, internationale Unternehmen und Geberorganisationen, die in Ostafrika ansässig sind. Die Gesamteinwohnerzahl umfasst über 41 Millionen Menschen, wobei 32,7% der Bevölkerung in urbanen und 67,3% in ländlichen Gebieten zu finden sind. Mit einem BIP von 41,18 Milliarden USD im Jahr 2012 (dies entspricht einem Wachstum von 4,6% im Jahr 2012) und einem erwarteten Wachstum von 6% im Jahr 2013 ist Kenia die stärkste Volkswirtschaft Ostafrikas. Das BNE pro Kopf betrug 820 USD im Jahr 2011. Dazu trugen u. a. eine stabile makroökonomische Umgebung, ein Anstieg der Inlandsnachfrage, ein maßvoller Kreditanstieg sowie ein liberaler Markt mit wenig Einfluss seitens der Regierung bei. Den größten Wirtschaftsbeitrag leisten die Sektoren Landwirtschaft, Tourismus, Industrie und Produktion. Hauptsektoren Beitrag zum BIP 2012 (%) Wachstum 2012 (%) Tabelle 1: Die am stärksten zum Wachstum Kenias beitragenden Sektoren Land- und 25,9 3,8 Forstwirtschaft Groß- und Einzelhandel 10,2 6,4 Transport und 9,3 4,0 Kommunikation Produzierendes 9,2 3,1 Gewerbe Finanzdienstleitungen 5,2 6,5 Baugewerbe 4,1 4,8 Die Land- und Forstwirtschaft ist mit 25% Anteil am kenianischen Bruttoinlandsprodukt der wichtigste Sektor für das Land, wenngleich der Anteil seit 2007 um 3 Prozentpunkte gesunken ist. Bemerkenswert ist, dass die Landwirtschaft über die weiterverarbeitende Industrie und Dienstleistungen wie Transportwesen letztlich weitere 27% zum BIP beiträgt. Die Bedeutung des Sektors zeigt sich auch darin, dass er mit 65% zu den Exporterlösen beiträgt. Quelle: Kenya National Bureau of Statistics, 2014 Das produzierende Gewerbe trägt lediglich 10% zum BIP bei, wobei dieser Anteil sich in den letzten 5 Jahren nicht merklich verändert hat. Für die Zeit von 2008 bis 2012 wurde allerdings auf eine Steigerung des Anteils um jährlich 10% 11

abgezielt. Die noch relativ geringe Bedeutung des industriellen Produktionssektors spiegelt sich auch in der kenianischen Exportstruktur wieder: 62% aller Exportgüter sind sog. Primär-Verbrauchsgüter wie Tee (22,4%), Hortikultur-Produkte (18%) und Kaffee (4%). Nur 35% der Exporte stammen aus dem produzierenden Gewerbe. Dieser Anteil beläuft sich in den neuen Industriestaaten wie Südafrika und Malaysia auf 47% bzw. 67%. Kenia ist bemüht, seine Industriebasis zu stärken: So arbeitet man an der Einrichtung von 3 Sonderwirtschaftszonen und 5 Industrieparks für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU). 1.2. Tansania Die Vereinigte Republik Tansania ist ein ostafrikanischer Staat, der als Zusammenschluss von Sansibar und Tanganjika in den späten 1960er Jahren gegründet wurde. Tansania ist ein Mitglied der South Africa Development Community und der East African Community (EAC) mit Sitz in Arusha. Bis 2025 strebt das Land den Status eines Schwellen- und Middle-Income-Landes mit einer global wettbewerbsfähigen und florierenden Ökonomie sowie einem hohen Lebensstandard in einer sauberen und sicheren Umgebung an. Abbildung 2: Wachstumsraten des BIP (landesweit und im produzierenden Gewerbe) Tansania hat einen signifikanten 12 Fortschritt in den letzten zwei Dekaden in der Erreichung und 10 Aufrechterhaltung der makroökonomischen Stabilität zu verzeichnen. Heute hat 8 das Land eine der leistungsstärksten Ökonomien 6 Sub-Sahara Afrikas. Laut der Bank of Tanzania betrug das 4 durchschnittliche Wirtschaftswachstum 7% seit dem Reales BIP 2 Jahr 2000 und das jährliche BIP Produzierendes pro Kopf rund 560 US$ in 2011. Gewerbe Eine solide makroökonomische 0 Politik, marktorientierte 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2015 2017 Reformen und eine Quelle: Tanzania National Bureau of Statistics and Bank of Tanzania computations, 2014 Schuldenbefreiung haben zu einem positiven Umfeld für Tansanias beständiges Wirtschaftswachstum beigetragen. Und auch für die nächsten Jahre wird mit einem Wachstum von weiterhin 7-8% pro Jahr gerechnet. Im Vergleich zum Nachbarland Kenia hat es Tansania geschafft, den Anteil des produzierenden Gewerbes am BIP ein wenig auszubauen, nämlich von 8,4% (2001-03) auf knapp 10% (2012); zeitgleich ist der Anteil des landwirtschaftlichen Sektors am BIP von 30% auf 23,8% gesunken. Die Bedeutung des Industriesektors äußert sich auch in der Exportstruktur des Landes. Im Unterschied zu Kenia haben Produkte mit höherer Wertschöpfung (z.b. Maschinen, Transport-Ausrüstung, Chemieprodukte etc.) mit einem Anteil von 74% an den Ausfuhren eine wesentlich größere Bedeutung. 12

2. Überblick über den Energiesektor 2.1. Energiemix 2.1.1. Kenia Die gesamte Energieversorgung basiert hauptsächlich auf der Nutzung von Biomasse, die einen Anteil von 76% am Primärenergieverbrauch ausmacht. Die aktuelle Stromerzeugungskapazität beläuft sich auf 1.664 MW (September 2013). Die mit Wasserkraft erzeugte Energie hat hieran einen Anteil von 46%. Thermische Kraftwerke spielen die zweitwichtigste Rolle (37%) und umfassen auch Notstromanlagen, die mit Schweröl/Diesel befeuert werden. Diese temporären Erzeugungsanlagen haben eine Kapazität von rund 120 MW. Abbildung 3: Primärenergieverbrauch, 2010 Abbildung 4: Installierte Stromerzeugungskapazitäten, 2013 Biomass e, Abfall 76% Kohle 0,3% Öl 16,5% Hydro 1% Geother mie, Solar, Wind 6,5% Geother mie 12% Bagasse 1,61% Hydro 46,28% Wind 0,30% Thermal 37,22% Tabelle 2: Strommix, Kenia Technologie Installierte Kapazität (in MW) Wasserkraft 810 Geothermie 209 Thermische Erzeugung Davon Notstromaggregate 643 (120) Wind 5,1 Kraft-Wärme-Kopplung 26 GESAMT 1693 Quelle: Kenya Ministry of Energy, 5000 + MW 2016, Investment prospectus 2013-2016, Juni 2013 Die Spitzenlast beläuft sich auf rund 1354 MW (Juni 2013). 13

2.1.2. Tansania Das gesamte Energieangebot basiert hauptsächlich auf der Nutzung von Biomasse, die einen Anteil von 76% im primären Energieverbrauch ausmacht. Kohle; 0,10% Abbildung 5: Primärer Energieverbrauch, 2009 Öl; 9,20% Natural Gas; 0,40% Strom; 1,80% Abbildung 6: Mix elektrischer Energie (% der installierten Kapazität), Biomas 2012 se Import 2% 1% Hydro 36% Öl 29% Biomass e, waste; 88,60% Gas 32% Die aktuelle Stromerzeugungskapazität beläuft sich auf 1564 MW (03/2013), von denen 61% thermische Kraftwerke sind. Diese umfassen Notstrom-Anlagen von 205 MW, die mit Hilfe von Diesel befeuert werden. Wasserkraft spielt mit einem Anteil von 36% die zweitwichtigste Rolle. Tabelle 3: Strommix, Tansania Technologie Installierte Kapazität (in MW), Total TANESCO IPP EPP SPP Wasserkraft 553,0 553,0 Kleinwasserkraftwerke <10 MW 12,8 8,8 4,0 Öl (Jet A-1, Diesel) 456,3 88,3 163,0 205,0 Gas 501,0 252,0 249,0 Biomasse 27,0 Import 14,0 14,0 GESAMT 1564,1 916 412 205 31 Quelle: Power System Master plan, 2012 update Die Spitzenlast beläuft sich auf rund 828 MW (2011). Die typische Lastkurve weist während des Tages eine weitgehend konstante Last auf, mit einer Lastspitze am Abend. 2.2. Entwicklung des Stromangebots und der -nachfrage 2.2.1. Kenia Die Kenya Vision 2030 -zielt darauf ab, Kenia auf das Niveaus eines Middle-Income -Staates bis 2030 zu heben. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein jährliches Wachstum des BIP von 10% angestrebt. Verschiedene Großprojekte wurden 14

in Verbindung mit diesem Ziel entwickelt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ein signifikantes Wachstums der Energienachfrage nach sich ziehen. Im Zeitraum 2004/05 2012/2013 ist die Nachfrage bzw. Stromproduktion von 5347 GWh auf 8087 GWh gestiegen, was einer durchschnittlichen Zunahme von 18,9% pro Jahr entspricht. In der gleichen Zeit ist die Spitzenlast von 899 auf 1354 MW angewachsen. Im Zusammenhang mit dem Least Cost Power Development Plan von 2011 wurde eine detaillierte Prognose der Energienachfrage erstellt. Dieser Plan sieht eine Steigerung der Elektrizitätsnachfrage um 11,9% (im Falle eines niedrigen Wirtschaftswachstums) bis zu 15,3% (im Falle eines hohen Wirtschaftswachstums) pro Jahr bis 2030 voraus. Dies bedeutet, dass die aktuelle Stromproduktion um 7.670 GWh auf 77.307 GWh (im Falle eines niedrigen Wirtschaftswachstums) gesteigert werden muss 1. Im Falle eines mittleren Wirtschaftswachstums muss die Stromproduktion sogar auf 103.518 GWh erhöht werden 2. Laut Hochrechnungen wird die Spitzenlast im Jahr 2015 bei 3.400 MW, im Jahr 2017 bereits bei 5.359 MW und bei 15.000 MW im Jahr 2030 liegen. Um diese steigende Nachfrage bedienen zu können, muss die installierte Kapazität bis 2030 schrittweise auf 19.200 MW ausgebaut werden. Neben der Erweiterung der eigenen Kapazitäten plant Kenia die gestiegene Energienachfrage durch die Verbindung mit den Stromnetzen der Nachbarstaaten bzw. durch entsprechenden Stromimport zu decken. So wird zum Bsp. die Verbindung mit Äthiopien (Äthiopien entwickelt aktuell seine Ressourcen im Bereich der Wasserkraft) die Energieverfügbarkeit in Kenia steigern. Die wesentlichen Treiber der steigenden Energienachfrage sind wie folgt: Wirtschaftswachstum: im Schnitt 9% nach 2015 (im Falle eines mittleren Wachstums) Voranschreitende ländliche Elektrifizierung: Gesamtelektrifizierungsrate von 88% bis 2030 (im Falle eines mittleren Wachstums), aktuell wird diese Rate auf 28,9% geschätzt Prestigeprojekte des Kenya Vision 2030 -Plans, dazu gehört z.b. der ICT Park mit einem geschätzten Energiebedarf von rund 3000 GWh pro Jahr, die Eisen- und Stahlindustrie in Meru mit einem Bedarf von 2000 GWh, der zweite Container-Terminal und der zollfreie Hafen in Mombasa (750 GWh) Nach Reduzierung der technischen und nicht-technischen Verluste um 4% in der Periode 2002-2010, betragen diese immer noch 16% (3,5% im Übertragungsnetz und 12,5% im Verteilungsnetz). Die unterdrückte Nachfrage, die sich in Stromausfällen und Lastabschaltungen äußert, wurde im Jahr 2012 auf rund 80 MW oder 25 GWh geschätzt; bis 2015 soll diese Lücke jedoch geschlossen werden. Tabelle 4: Ausbau der Kapazitäten, 2013-2016 (5000+) Installierte Kapazität Geplanter Zubau Gesamtkapazität, Technologie (September 2013) (2013-2016) 2016 Wasserkraft 770 24 794 Thermisch 622 250 432 Geothermie 241 1646 1887 Wind 5 630 635 Kohle 0 1920 1920 Erdgas 0 1050 1050 KWK 26 18 44 Quelle: Ministry of Energy and Petroleum, 5000+ MW 2016, Investment Prospectus 2013-2016 1 Nach der Meinung vieler Analysten sind diese Zahlen zu hoch. 2 Unter Berücksichtigung einer unterdrückten Nachfrage und von technischen/nicht-technischen Verlusten. 15

Angesichts der steigenden Nachfrage plant die Regierung, im Zeitraum 2013-2016 5000 zusätzliche MW zu installieren und damit die Gesamtkapazität zur Stromerzeugung von 1.664 MW auf leicht über 6.700 MW zu erweitern. Im Zentrum der Ausbaupläne stehen 2 Kohlekraftwerke mit jeweils 960 MW (Kilifi und Kitui) und Geothermiekraftwerke (zusätzliche 1600 MW). Weitere Projekte umfassen Windparks mit insgesamt 650 MW und ein LNG-Kraftwerk in Mombasa mit 700 MW. Damit wird die Bedeutung der Geothermie, die laut der kenianischen Regierung die least cost -Option darstellt, systematisch ausgebaut werden, nämlich von 12% Anteil an der Stromerzeugung auf 27% in 2016. Mit diese Mix sollen letztlich die Stromgestehungskosten um 35% gesenkt werden (von derzeit 11,3 auf 7,41 USCent gesenkt werden). Tabelle 5: Stromgestehungskosten (nach Technologien) Technologie Lastfaktor (%) Gestehungskosten (UScent/kWh), 8% Diskontsatz Gestehungskosten (UScent/kWh), 12% Diskontsatz Geothermie 93 6,9 9,2 Wind 40 9,2 12,26 Nuklear 85 10,2 14,5 Wasserkraft (Niedrige 60 10,9 15,1 Fallhöhe) GT-Erdgas 55 11,3 12,0 Kohle 73 12,7 14,9 Wasserkraft (hohe 60 13,1 18,1 Fallhöhe, z.b. Mutonga) Quelle: Least Cost Power Development Plan, March 2011 Das Geothermie-Potential wird auf 10 GW geschätzt; bis 2030 sollen die Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von 5,5 GW installiert sein (aktuell: 241 MW). Windenergie wird als zweitgünstigste Option betrachtet und soll ebenfalls enorm ausgebaut werden, von momentan 5,1 MW auf 3 GW bis 2030 (auf 2 GW bis 2022). Solar PV wurde bislang hauptsächlich als angemessene und kosteneffektive Option zur Elektrifizierung netzferner Gegenden betrachtet. Aktuell haben rund 30% der gesamten Bevölkerung Zugang zum Stromnetz, wobei diese Rate für die ländliche Bevölkerung weit niedriger liegt. In der Vergangenheit wurden stand-alone -Systeme für Häuser (Solar Home Systems -SHS) und für öffentliche Einrichtungen (Schulen, Gesundheitszentren, Verwaltungsgebäude, etc.) gefördert. Entsprechend dem Least Cost Development -Plan (LCPDP, 2011), wurde, basierend auf den Kennzahlen der US EIA, angenommen, dass die Gestehungskosten von Solar PV-Strom zwischen 12,3 USCent/kWh und 22,2 USCent/kWh liegen, abhängig vom Auslastungsfaktor (15-25%). Solar PV spielt zwar im 5000+MW-Plan keine Rolle und wird nicht erwähnt, aber dessen ungeachtet wird Sonnenenergie zunehmend Bedeutung beigemessen, u.a. auch im Zusammenhang mit kleinen Inselnetzen und sogar in Bezug auf die Anbindung an das öffentliche Stromnetz. So wird ein von China finanzierter 50 MW Solar Park in Garissa errichtet kürzlich hat die REA per Ausschreibung um Interessenbekundungen für die Bauüberwachung gebeten. Darüber hinaus zeigen industrielle, netzgebundene Stromverbraucher (z.b. Blumenfarmen) immer mehr Interesse an Solar PV, aber hauptsächlich um Netzstrom zu substituieren und weniger um in das Netz einzuspeisen, da die Einspeisetarife nicht unbedingt attraktiv sind. 16

Das Ziel besteht darin, 500 MW Erzeugungskapazitäten auf Basis von Solar PV bis 2030 zu errichten und mindestens 300.000 SHS zu installieren. Bis 2022 sollen sich die Kapazitäten von Solar PV auf 200 MW belaufen und es sollen mindestens 200.000 SHS installiert werden. Mit Blick auf Bioenergie ist anzumerken, dass Biomasse einen Anteil von 68% am Primärenergieverbrauch hat. Allerdings wird Feuerholz und Holzkohle sowie weitere Biomasse i.d.r. nur einfach verbrannt, was oft mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit einhergeht. Zudem sind die Wälder durch die intensive Nutzung von Feuerholz bedroht. So sollen laut National Energy Policy Draft 2014 kurz- und mittelfristig kleine und mittlere Biogas-Anlagen gefördert werden: Im Rahmen der Biogas for better Life -Initiative für Afrika sollen in Kenia bis 2017 5000 Bio-Digester installiert werden, bis 2022 6500 und bis 2030 schliesslich 10.000. Zudem soll die Versorgung von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Gefängnisse, Hospitäler mit Biogas-Anlagen fortgesetzt werden. Um die Möglichkeiten einer Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit abgefülltem Biogas zu prüfen, soll zeitnah eine umfassende Studie erstellt werden. Kurzfristig sollen zudem Trainings zu Biogas-Technologie durchgeführt und Guidelines für Biogas Kontraktoren und Techniker erarbeitet werden. Langfristig ist auch die Förderung von größeren Biogasanlagen vorgesehen. 2.2.2. Tansania Eine Prognose der Energienachfrage wurde vor dem Hintergrund des Power Supply Master Plans (Update 2012) durchgeführt. Gemäß diesem Plan wird die Elektrizitätsnachfrage bis 2030 um mindestens 11,9% pro Jahr (im Falle eines niedrigen Wirtschaftswachstums) bzw. um bis zu 15,3% pro Jahr (im Falle eines hohen Wirtschaftswachstums) steigen. Dies bedeutet, dass die aktuelle Stromproduktion von 5.653 GWh auf bis zu 47.724 GWh bis 2035 zunehmen muss (im Referenzszenario, d.h. 6,6% Wirtschaftswachstum pro Jahr über 14 Jahre). Im Falle eines hohen Wirtschaftswachstums (7,8% pro Jahr innerhalb von 14 Jahren) muss die Energieproduktion sogar auf rund 53.000 GWh gesteigert werden. Um eine derartige Nachfrage zu bedienen, muss die Stromerzeugungskapazität auf mehr als 6.700 MW bis 2035 ( 2780 MW bis 2015/2016) ausgeweitet werden. Die treibenden Faktoren für die steigende Energienachfrage sind wie folgt: Wirtschaftswachstum: rund 6,6% pro Jahr (innerhalb einer Periode von 14 Jahren) Zusätzliche Lasten, die zwischen 2013 und 2019 entstehen werden, z.b. Nickelminen mit einer Gesamtlast von 72 MW, neue Goldminen mit einer Last von 90 MW, ein Eisenhüttenwerk mit einer Last von 100 MW, eine Textilfabrik in Shinyanga (39 MW), eine Düngemittelfabrik in Mtwara (30 MW) und die Ausweitung von Hong Yu Stahl (34 MW). Weitere ländliche Elektrifizierung: Steigerung der gesamten Elektrifizierungsrate auf 24% bis 2015 und sogar 78% bis 2035 (aktuell: 15%); zwischen 2013-2017 sollen 250.000 neue Kunden pro Jahr an das Netz angeschlossen werden. Die Regionen (Ruvuma Kigoma, Kagera, Rukwa, Lindi und Mtwara) werden voraussichtlich bis 2019 an das Hauptstromnetz angeschlossen. Die Verluste innerhalb des Systems betragen aktuell 25%, davon 5,3% im Übertragungsnetz und 19,7% im Verteilungsnetz. Bis 2035 soll eine Reduzierung der Verluste auf 15,8% erreicht werden. Die unterdrückte Nachfrage, die sich u.a. in Stromausfällen und Lastabwürfen wiederspiegelt, wird auf rund 2,1%, das heißt fast 100 GWh geschätzt. Bis 2035 sollen zusätzlich 8990 MW Erzeugungskapazitäten an das Hauptstromnetz angeschlossen werden, um die steigende Nachfrage zu bedienen und alte Stromerzeugungseinheiten zu ersetzen. Die Roadmap vom Juni 2014 3 ist sogar 3 Vgl. The United Republic of Tanzania/ Ministry of Energy and Minerals, Electricity Supply Industry Reform Strategy and Roadmap 2014 2025, 30. Juni 2014. 17

noch ehrgeiziger: Demnach sollen bis schon 2025 9.297 MW Erzeugungskapazitäten installiert werden. Zweidrittel bzw. 74% der zusätzlichen Kapazitäten sollen auf Gas- und Kohlekraftwerke entfallen: Tabelle 6: Geplante Stromerzeugungskapazität bis 2025 Technologie Installierte Kapazität (in MW) in % Wasserkraft 2090,84 19,4 Gaskraftwerke 4469,00 41,4 Kohle 2900,00 26,9 Schweröl/ Diesel 438,40 4,1 Wind 200,00 1,9 Solar 100,00 1 Geothermie 200,00 1,9 Interconnector 400,00 3,7 GESAMT 10798,24 100 Quelle: Ministry of Energy and Minerals, Electricity Supply Industry Roadmap 2014-2025, Juni 2014 2.3. Relevante Akteurslandschaft 2.3.1. Kenia Akteure im Energie-/Stromsektor Entsprechend der Energieverordnung Nr. 12 aus dem Jahr 2006 wurde der Energiesektor umstrukturiert, um mehr Akteure einzubeziehen. Das bedeutet z.b., dass die Erzeugung von der Übertragung und der Verteilung getrennt wurde. Die folgende Abbildung zeigt die aktuelle Akteurslandschaft. Abbildung 7: Akteurslandschaft im Stromsektor 18

Ministry of Energy (MOE) - Energieministerium: Verantwortlich für Energiepolitik und allgemeine Strategieentwicklung Energy Regulatory Commission (ERC)- Energieregulierungskommission: Regulative Funktion, inkl. der Koordination der indikativen Energieplanung, der Tarifbestimmung und dem Monitoring sowie der Durchsetzung von Sektorregularien. Geothermal Development Company (GDC): Dieses Unternehmen ist ein sog. Government Special Purpose Vehicle (SPV), verantwortlich für die Erforschung geothermaler Felder, für die Durchführung von Bohrungen zur Erkundung und Produktion, Entwicklung und Management von Dampffeldern und Abschließen von Verträgen für die Abnahme von Dampf durch Investoren von Kraftwerken. Rural Electrification Authority (REA): Mandat für die Implementierung des Programms für die ländliche Elektrifizierung. REA wurde im Juli 2007 in gegründet. Kenya Electricity Generating Company (KenGen): Hauptakteur in der Generierung von Strom mit einer Kapazität von 1,180.7 MW (rund 72% des gesamten Marktes). Eine Ausweitung der Kapazität auf 1541.5 MW ist bis 2014 geplant. Kenya Power and Lighting Company (KPLC): Hauptabnehmer im Stromsektor. Das Unternehmen kauft Strom von allen Stromerzeugern auf Basis von Stronmabmahmverträgen, um diese weiterzuleiten, zu verteilen und die Endverbraucher zu beliefern. Independent Power Producers (IPPs): Private Investoren im Stromsektor, die auf Basis von Stromabnahmeverträgen in das Netz einspeisen. Dazu gehören IberAfrica, Tsavo, Or-Power, Rabai, Imenti und Mumias. Zusammen haben sie einen Anteil von rund 28% an der gesamten installierten Kapazität des Landes. Kenya Electricity Transmission Company (KETRACO): Staatsunternehmen mit den Aufgaben der Planung, dem Design, dem Bau, dem Besitz, der Betreibung und Instandhaltung neuer Hochspannungsleitungen (132 kv und mehr). Das Unternehmen soll das Rückgrat des nationalen Übertragungsnetzes und des regionalen Verbundnetzes sein. Im Zuge der neuen Verfassung wurde Kenia in 47 Counties aufgeteilt, sodass nun zwei Regierungsebenen vorhanden sind. Jede Ebene hat eine eigene Legislative und Exekutive. Im Energiesektor wird nachwievor die nationale Regierung für die Energiepolitik zuständig sein, während die County Regierungen für die Planung und Entwicklung innerhalb ihrer jeweiligen Körperschaft verantwortlich sind. Für die Counties bedeutet dies, dass sie die Aufgabe haben, regelmäßig den Energiestatus zu erfassen, Potenziale zur Stromerzeugung zu bewerten und Strategien zu entwickeln, um diese Potenziale zu erschließen. Während die Vergabe der Hauptlizenzen bei der nationalen Regierung liegt, übernehmen die Counties ebenfalls einige Lizenzvergaben, wie z.b. Kleine Stromerzeugungsanlagen auf Basis von Solar PV und Windkraft Lieferanten von solaren Warmwasser-Aufbereitern und Solar-PV-Systemen Techniker im Bereich der Solarsystem-Installationen Kleinere Kohle- und Biomasseproduzenten Es wird eine mehrjährige Übergangsperiode geben, um auf County-Ebene die notwendigen Kapazitäten aufbauen und Verteilung von Funktionen du Aufgaben zu klären. Weitere Akteure Mit Blick auf die Steigerung der Energieeffizienz in Industrie und Gebäuden sind folgende Akteure noch relevant: 19

Kenya Association of Manufacturers (KAM): Führender Industrieverband in Kenia. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit GEF wurde das Center for Energy Efficiency and Conservation (CEEC) bei KAM eingerichtet, das seitdem recht erfolgreich das Energie-Audit-Programm der Regierung und etliche Trainings zur industriellen Energieeffizienz durchführt. KAM/ CEEC ist lokaler Implementierungs-Partner des Regional Technical Assistance Programmes zur Förderung Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Ministry of Land, Housing and Urban Development: Heute vereint das Ministerium früher getrennte Ministerialbereiche. Nun verantwortet und setzt es die gesamte politische Agenda für die Politikfelder Stadt- und Landentwicklung sowie Wohnungsbau. 2.3.2. Tansania Akteure im Energie-/Stromsektor Der Energiesektor in Tansania umfasst diverse Akteure, u.a. nationale Institutionen, den Privatsektor und Nichtregierungsorganisationen. Eine der wichtigsten Eigenschaften besteht darin, dass der Hauptteil der Energiegewinnung und Übertragung sowie die Distribution nicht getrennt voneinander sind, d.h. der Stromanbieter TANESCO vertikal integriert ist. Energieministerium/ Ministry of Energy and Minerals (MEM): Das Ministerium verfügt über das Mandat, Energie- und Mineralressourcen zu entwickeln und den Sektor zu führen. Es ist verantwortlich für die Politik und für die Gestaltung eines attraktiven Umfeldes, in denen die Akteure erfolgreich operieren können. Die Förderung erneuerbarer Energien gehört ebenfalls zum Mandat des MEM. Energy and Water Utilities Regulatory Authority (EWURA): EWURA ist eine autonome multi-sektorale Regulierungsbehörde, deren Verantwortung in der technischen und wirtschaftlichen Steuerung der Sektoren Strom, Petroleum, Erdgas und des Wasser liegt. Die Aufgaben von EWURA umfassen die Regulierung der Stromtarife, die Vergabe von vorläufigen und permanenten Lizenzen sowie Überwachungs- und Umsetzungsaufgaben. Tanzania Electric Supply Company (TANESCO): TANESCO ist der Hauptakteur in der Erzeugung, Übertragung und Distribution von Elektrizität und trägt mit fast 60% zu der installierten Erzeugungskapazität im nationalen Stromnetz bei. TANESCO ist ein öffentliches Unternehmen. Rural Energy Agency (REA): REA ist ein autonomer Akteur unterhalbhalb des MEM und ist dafür verantwortlich, den Zugang zu modernen Energiedienstleistungen in ländlichen Regionen des Festlandes Tansanias zu fördern und zu verbessern. Mit Hilfe des Rural Energy Fund (REF), der seine finanziellen Ressourcen aus einem Zuschlag auf den Stromverkauf im Netz als auch von Entwicklungspartnern erhält, finanziert REA Elektrifizierungsprojekte in ländlichen Gegenden und erneuerbare Energien-Systeme. Umgesetzt werden diese Projekte von TANESCO oder dem Privatsektor. REA bereitet auch den Investitionsplan für die Ländliche Elektrifizierung ( Rural Electrification Investment Prospectus ) vor, der erstmals einen Minimalkostenansatz für die Elektrifizierung nutzt. Dieser entspricht einer integrierten Planung unter Berücksichtigung von netzgekoppelten, netzunabhängigen Optionen ebenso wie die Nutzung erneuerbarer Energien. Independent Power Producers (IPPs) und Emergency Power Producers (EPPs): Private, unabhängige Stromerzeuger tragen mit 40% zu den landesweiten Stromerzeugungskapazitäten in Tansania bei. Dazu gehören u.a. Symbion-Ubongo, IPTL, Symbion Arusha, Songas, Aggreko und Symbion Dadoma: Small Power Producers (SPP): Einige private Unternehmen entwickeln kleine Projekte auf Basis Erneuerbarer Energien im Rahmen des sog. SSPA und verkaufen dann den Strom an TANESCO und/oder direkt an Endverbraucher. Viele dieser Firmen operieren bereits in ländlichen Gegenden, jedoch in anderen Geschäftsbetrieben, wie im Bereich Zucker, Tee, Sisal, Tannin etc. Zwei Betriebe, TPC und TANWAT, arbeiten auf der Basis von Biomasse und verkaufen den Strom an das Hauptnetz (insgesamt 19,7 MW). Das 4 MW-Wasserkraftwerk Mwanga bietet den nahegelegenen ländlichen Dörfern Energie an und liefert den Überschuss an TANESCO. 20

Tabelle 7: Unabhängige Stromerzeuger Kraftwerk Installierte Kapazität (in MW) Kraftstoff IPP EPP Songas 1 42 Gas x Songas 2 120 Gas x Songas 3 40 Gas x Tegeta IPTL 103 HFO x Symbion Ubongo 120 Gas/ Jet X A1 Aggreko Ubongo 50 Diesel X Aggreko Tegeta 50 Diesel X Symbion Dodoma 55 HFO X Symbion Arusha 50 HFO X Quelle: Power System Master plan, 2012 update Im Laufe diesen Jahres wird ein Gutachter beauftragt werden, um die Struktur des Stromsektor zu prüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Laut EWURA sollen private Investoren eine bedeutende Rolle spielen. Jedoch wird es wahrscheinlich eine Verlagerung von einzelnen IPPs zu mehr PPPs (z.b. Konzessionsverträgen) geben. Das bedeutet, dass private Investoren verstärkt durch Ausschreibungen mobilisiert werden sollen, wobei der Einspeisetarif bei dieser Art des Projektes auf Basis eines wettbewerblichen Bieterverfahrens festgelegt wird. EWURA verspricht sich davon, Benchmarks für die Stromgestehungskosten zu bekommen und realistische Einspeisetarife für die verschiedenen Stromerzeugungs-Technologien finden zu können. Trotz dieser Verlagerung wird es aber weiterhin auch Platz für IPPs geben. Weitere Akteure Mit Blick auf die Steigerung der Energieeffizienz in Industrie und Gebäuden sind noch folgende Akteure relevant: Confederation of Tanzanian Industries (CTI): CTI fungiert als unabhängiger Spitzenverband der organisierten Industrieunternehmen in Tansania. Der Verband vertritt die unternehmerischen Interessen seiner Mitglieder in der politischen Willensbildung. Dabei macht CTI seinen Einfluss für eine unternehmensfreundliche Regulations-, Finanzund Wirtschaftspolitik zur Verbesserung des lokalen Geschäftsklimas geltend. Die Verbandsmitgleider sind tendenziell Großunternehmen (ähnlich dem deutschen BDI) und gehören zur produzierenden und verarbeitenden Industrie, Zuliefererbetrieben sowie zu Firmen aus der Medien-, ICT-, Finanz-, Logistik-, Bau-, Beratungs- und Hotelbranche. Die CTI ist für die AFD der lokale Partner für die Kreditlinie erneuerbare energien und Energieeffizienz. East Africa Business Council (EABC): EABC ist ein ostafrikanischer Dachverband der sich aus verschiedenen privatwirtschaftlichen Verbänden in Kenia, Burundi, Ruanda, Uganda und Tansania zusammensetzt. Die Organisation besteht aus 54 Einzelverbänden sowie 102 Einzelunternehmen. EABCs Mandat umfasst die Verbesserung des allgemeinen Geschäftsklimas innerhalb der Region sowie die Steigerung der regionalen und globalen Wettbewerbsfähigkeit Ostafrikanischer Unternehmen. Zu diesem Zweck fungiert EABC als Plattform und Sprachrohr der Privatwirtschaft auf politischer (insb. EAC-) Ebene, indem es seine politische Agenda, u.a. durch seinen Status als EAC- Beobachter, aktiv in den politischen Willensbildungs- und Gesetzgebungsprozess versucht miteinzubringen. Tanzanian Chamber of Commerce, Industry & Agriculture (TCCIA): TCCIA unterstützt die Entwicklung des Tansanischen Privatsektors. Die TCCIA ist durch Regionalbüros in allen Regionen des Landes vertreten. Sie bietet Beratung, eine Plattform zum Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie politische Unterstützung für mehr als 1600 Mitgliedsunternehmen. Dadurch und via den engen Kontakt zur Politik kann sich die Kammer effektiv für bessere politische Rahmenbedingungen für die lokale und letzten Endes eine positive Entwicklung der gesamten ansanischen Wirtschaft einbringen. Anküpfungspunkt für deutsche Unternehmen ist der sog. German Desk, der von einer integrierten Fachkraft finanziert vom deutschen BMZ aufgebaut wird. 21

3. Regulativer Rahmen für Energieeffizienz 3.1 Stromtarife und andere Energiekosten 3.1.1. Kenia Grundsätzlich spiegeln die Strompreise Kenias die Kosten wider. Sie werden in Abhängigkeit von den Treibstoffpreisen, von den Wechselkursberichtigungen 4 und der Inflation gesetzt. Zusätzlich zu dem Basistarif und diesen Anpassungen müssen die Endverbraucher Steuern, Abgaben oder Gebühren zahlen, die im Endpreis enthalten sind: - MwSt von 12% auf die feste Gebühr, auf den Verbrauch, auf die Devisenanpassung und auf die Kosten für den Brennstoff - Rural Electrification Programme - Gebühr (REP) von 5% auf den Tarif für den Stromverbrauch - Energy Regulatory Commission -Gebühr (ERC) von 3 KEScents/kWh. Die Regelung zur Kalkulation der Tarife kann von der Webseite der Energieregulierungs-Kommission (ERC) heruntergeladen werden: http://www.erc.go.ke/ctariff.pdf. Nachdem eine Überarbeitung der Tarife mehrere Jahre verschleppt worden war, wurden die Basis-Tarife im Januar 2014 für fast alle Verbraucher (mit Ausnahme der Haushalte mit einem Verbrauch bis zu 50 kwh und andere Kleinverbraucher) um 8 bis fast 13% erhöht. Tabelle 8: Stromtarife (Basistarife) Verbraucherkategorie Definition Fixed charge Energy charge Demand charge DC SC CI 1 CI 2 Haushalte, 240/ 415 V Smaller 15 kwh Keine Haushalte, 240/ 415 V Smaller 15 kwh Kommerzielle, industrielle Kunden 415 V Mehr als 15.000 kwh Kommerzielle, industrielle Kunden 11 kv 120 KSH 2,50 KSH/ kwh (0 50 kwh) 11,62 KSH/ kwh (51 1500 kwh) 19,57 KSH (mehr als 1500 KWh) 150 KSH 12 KSH/ kwh 2000 KSH 8,70 KSH/ kwh 800 KSH/ kva 4500 KSH 7,50 KSH/ kwh 520 KSH/ kva CI 3 Kommerzielle, 5500 KSH 7,00 KSH/ kwh 270 KSH/ kva 4 Eine Vielzahl von Faktoren, die auf die Kosten der Stromerzeugung einwirken, werden von der Fluktuation der Wechselkurse beeinflusst, wie z.b. von Kreditrückzahlungen für einige Projekte im Strombereich, die in ausländischer Währung bezahlt werden müssen. 22

industrielle Kunden 33 kv CI 4 Kommerzielle, industrielle Kunden 6500 KSH 6,80 KSH/ kwh 220 KSH/ kva 66 kv CI 5 Kommerzielle, industrielle Kunden 17.000 KSH 6,60 KSH/kWh 220 KSH/ kva 132 kv Quelle: ERC, Gazzette Notice 281, 17.Januar 2014 Berücksichtigt man zusätzlich die Gebühren und Steuer, so ergeben sich im Rahmen einer Simulation, die die Energieregulierungskommission vorgenommen und Ende November 2013 präsentiert hat, folgende Endtarife: Tabelle 9: Auswirkungen der jüngsten Tarifanpassung auf die Endtarife Verbraucherkategorie Simulierter Endtarif (KES) Simulierter Endtarif (USCent) DC, 0 50 kwh 15,06-7,9 DC, 51 1500 kwh 15,77 6,8 DC, > 1500 kwh 24,57 3,0 SC 21,91-2,5 CI 1 19,96 12,8 CI 2 17,02 10,6 CI 3 015,78 8,2 CI 4 015,25 8,1 CI 5 15,14 7,9 Durchschnitt 17,99 5,2% Quelle: ERC, November 2013 Tarif Veränderung (in %) Demnach sind die Endtarife um durchschnittlich 5% gestiegen. Besonders betroffen sind die kommerziellen und industriellen Verbraucher (CI 1 + CI 2), die Strom auf der Spannungsebene 415 und 11 kv entnehmen und einen um 12,8% bzw. 10,6% höheren Strompreis zahlen müssen. Mittel- und langfristig sollen zwar die Strompreise wieder gesenkt werden zuletzt kündigte der Permanent Secretary des kenianischen Energieministeriums eine Senkung von 47% in den nächsten 3 Jahren an -, da im Zuge des Ausbaus der Erzeugungskapazitäten die Gestehungskosten drastisch reduziert werden sollen, aber die Realität sieht anders aus: Obwohl eine erste Senkung um 10% für Juli 2014 angekündigt war, wurde im Juni 2014 eine Erhöhung der Stromtarife um 10% für Juli 2014 geplant. Demnach sollten zum Beispiel kommerzielle Verbraucher der Kategorie CI2 8,25 KSH/ kwh statt bislang 7,50 KSH zahlen, was einer Erhöhung des Basistarifs, konkret der verbraucherabhängigen Gebühr, um 10% entspricht. KPLC hat zwar diese Erhöhung zunächst verschoben, allerdings ist die monatliche Inflationsanpassung im August von 30 Cents auf 48 Cents/ kwh angehoben worden. Grund dafür ist die gestiegene monatliche Inflationsrate, auf 7,65% im Juli 2014. 3.1.2. Tansania Im Januar 2014 sind die Stromtarife um rd. 40% gestiegen. Diese Erhöhung soll dem stark defizitären, monopolitischen Stromversorger TANESCO helfen, seine Betriebskosten zumindest zu decken. Mehrfach hatte die Regulierungskommission EWURA eine von TANESCO beantragte Erhöhung der Stromtarife abgelehnt. 23

Tabelle 10: Stromtarife (Basistarife bis Dezember 2013) Verbraucherkategorie Service Fixed charge/ Definition charge DC Domestic Low Usage (D1) General Usage (T1) Low Voltage Max (T2) High Voltage Max (T3) Endverbraucher/ Haushalte, Niederspannung, einphasig (230V) Haushalte, Kleinhandel, Leichtindustrie mit einem Verbrauch > 283 kwh; Niederspannung, 230 V und 400 V 3841 TSH 221 TSH Energy charge/ kwh 60 TSH (0 50 kwh) 273 TSH (mehr als 50 283 kwh) Demand charge/ kva 7500 kwh; 400 V; < 500 kva 14233 TSH 132 TSH 16944 TSH Stromverbrauch auf 11 kv-ebene oder höher 14233 TSH 118 TSH 14520 TSH Zanzibar 14233 TSH 106 TSH 12079 TSH Quelle: http://www.tanesco.co.tz Tabelle 11: Stromtarifänderungen (Januar 2014) Verbraucherkategorie Energy charge/ kwh Energy Charge/ Steigerungsrate (bis 12/2013) kwh (seit 01/2014) (in %) 60 TSH 100 TSH + 67% (0 50 kwh) D1 273 TSH 350 TSH + 28% (mehr als 50 283 kwh) Sehr stark betroffen sind vor allem kommerzielle/ industrielle Verbraucher, die auf Niederspannungsebene mehr als 7500 kwh/ Monat verbrauchen und seit Januar 2014 55% mehr pro kwh zahlen müssen. T1 221 TSH 306 TSH + 38% Die neuen Tarife sollen bis T2 132 TSH 205 TSH + 55% Dezember 2016 gültig sein. Bis dahin solle eine Studie zur T3 118 TSH 163 TSH + 38% Erfassung der dann aktuellen Quelle: http://www.ewura.go.tz/newsite/attachments/article/124/tanesco%20multi- Year%20Tariff%20Order%20December%202013.pdf Strombereitstellungskosten neue Tarife empfehlen. Zeitgleich mit der Erhöhung der Tarife wurde auch beschlossen, dass der Strompreis an die Treibstoffkosten, Inflation und Wechselkursschwankungen angepasst wird 5. 3.2. Richtlinien 3.2.1. Energiemanagement-Richtlinien 2012 (Kenia) Die Energiemanagement-Richtlinie wurde Ende September 2012 veröffentlich und ist entsprechend in Kraft getreten 6. Mit dieser Vorschrift wird das Ziel verfolgt, die Energieeffizienz in industriellen und kommerziellen Sektoren sowie in 5 Vgl. Tanzania Electric Suuply Company Multi-Year Tariff Adjustment Order, 2013, http://www.ewura.go.tz/newsite/attachments/article/124/tanesco%20multi- Year%20Tariff%20Order%20December%202013.pdf 6 Vgl. http://www.erc.go.ke/index.php?option=com_docman&view=docman&itemid=646&limitstart=5 24

institutionellen Einrichtungen zu steigern. Schwerpunkt liegt auf Energieeinsparung; aber Erneuerbare Energien werden als eine Option zur Steigerung der Energieeffizienz betrachtet. Wesentliche Merkmale der Vorschrift sind wie folgt: Für alle Einrichtungen sind Energieaudits alle 3 Jahre verpflichtend; Energieaudits sind entsprechend den Guidelines for the energy audit report durchzuführen Audits sind von lizensierten Energieauditoren durchzuführen Um als Energieauditor lizensiert zu werden, muss der Bewerber Mindestqualifikationen akademischer Art und in Bezug auf Erfahrungen nachweisen (wie in der Vorschrift definiert) Innerhalb von 6 Monaten nach dem Audit muss der Regulierungskommission ein Energy Investment Plan vorgelegt werden, d.h. ein Plan mit definierten Investitionsmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz für die nächsten 3 Jahre Die Einrichtung muss mindestens 50% der empfohlenen Energie-Einsparmaßnahmen durchführen; ein jährlicher Bericht muss den Fortschritt bei der Umsetzung der Maßnahmen dokumentieren (entsprechend den Guidelines for implementation report ) Die Regulierungskommission oder ein von ihr bestellter Agent darf ein Audit zur Überprüfung durchführen. Laut Gazette Notice No. 12925 7 ( Designation of Industrial, Commercial and Institutional Energy users in Kenya, 13. September 2013)) fallen alle industriellen und kommerziellen sowie institutionellen Energieverbraucher mit einem jährlichen Energieverbrauch von mindestens 180.001 kwh (648.004 MJ) unter die Regelung. Dabei umfasst der Energieverbrauch sowohl die elektrische als auch thermische Energie. Bis Juli 2014 waren von der Energie-Regulierungs-Kommission 14 Energie-Audit-Firmen lizensiert 8, darunter z.b. Sustainable Energy Initiative Ltd, EMS Consultants, RECON Associates, Lean Energy Solutions Ltd., Libros Engineering Services Ltd. Darüber hinaus haben inzwischen 30 einzelne Energie-Auditoren die ERC-Lizenz. 3.2.2. Solarkollektoren-Richtlinien 2012 (Kenia) Die Richtlinie für solare Warmwasseraufbereiter ist seit April 2012 in Kraft. Wesentliche Merkmale der Vorschrift sind wie folgt 9 : Alle öffentlichen Gebäude mit einem Warmwasser-Bedarf von über 100 Liter/ Tag müssen Solarkollektor- Anlagen installieren. Innerhalb von 5 Jahren (also bis April 2017) müssen alle bestehenden Gebäuden mit einem Bedarf von 100 Liter Warmwasser/ Tag solare Warmwasseraufbereiter installiert haben. Bauherren, Architekten und Ingenieure, die in das Design und den NeuBau bzw. die Erweiterung von Gebäuden involviert sind, sollen Solarkollektoren in alle Bauprojekte aufnehmen. Stromversorger werden keinen Strom an Gebäude liefern, die die Richtlinien erfüllen. Solare Warmwasseraufbereiter müssen den kenianischen Standards KS 1860:2008 sowie den Gebäude-Standard erfüllen. Solare Warmwasseraufbereiter dürfen nur noch lizensierten Kontraktoren und Technikern installiert werden. Bis Juli 2014 waren 6 Kontraktoren von der Regulierungskommission lizensiert, darunter die etablierten Solar-Firmen Davis and Shirtliff Ltd. und Chloride Exide Ltd. darüber hinaus haben 11 Techniker die Erlaubnis, Solarkollektor-Systeme zu installieren 10. 7 http://www.erc.go.ke/index.php?option=com_docman&view=docman&itemid=646 8 Vgl. http://www.erc.go.ke/index.php?option=com_docman&view=docman&itemid=646 9 Vgl. http://www.erc.go.ke/index.php?option=com_docman&view=docman&itemid=646&limitstart=5 10 Vgl. http://www.erc.go.ke/index.php?option=com_docman&view=docman&itemid=695 25

3.3. Anreizprogramme (Kenia) Seit vielen Jahren werden in Kenia Anreize gesetzt, damit die lokale Industrie ihre Energieeffizienz steigert. Wesentliche Instrumente sind vor allem Zuschüsse für Energie Audits und die Auslobung einzelner Firmen, die sich im Bereich der Energieeffizienz besonders verdient gemacht haben. Energie-Audit-Zuschüsse In Kenia werden Energieaudits im Rahmen des Energie-Audit-Programms des Energieministeriums mit Unterstützung von DANIDA subventioniert. Lokaler Implementierungs-Partner ist die Kenya Association of Manufacturers (KAM), konkret deren Centre of Energy Efficiency and Conservation (CEEC). Das CEEC wurde bereits im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit GEF (2001-2006) beim Industrieverband eingerichtet und arbeitet seitdem recht erfolgreich. Im Zeitraum 2004 2014 wurden über 300 Audits durchgeführt. Die wesentlichen Eckdaten des Energie-Audit-Programms: Unternehmen, die auditiert werden wollen, zahlen an KAM eine Gebühr von 250.000 KSH für ein einfaches Audit und 350.000 KSH (+ MWSt.) für ein sog. Investment Grade Audit KAM zahlt an die Energie-Auditoren für ein einfaches Audit 600.000 KSH bzw. 1 Mio. KSH für ein Investment Grade Audit Die Energie-Auditoren wurden bzw. werden im wesentlich mit amerikanischer Unterstützung qualifiziert. Im Prinzip konzentrieren sich die Auditoren auf die Einsparpotenziale, die sich durch sog. Housekeeping -Maßnahmen und Querschnittstechnologien erzielen lassen, z.b. Kessel, Kompressoren, Pumpen, elektrische Antriebe etc. Prozessspezifische Maßnahmen werden weniger berücksichtigt, vor allem da Knowhow zu bestverfügbaren Technologien für einzelne sektorspezifische Produktionsprozesse nicht ausreichend vorhanden ist. Energy Management Award Die Verleihung des Energy Management Award ist im Rahmen des GEF-Projektes (2001-2006) eingeführt worden und ist inzwischen ein fest etabliertes Jahres-Event. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Auslobungen in 2013 und 2014. Tabelle 12: Energy Management Awards 2013 & 2014 Kategorie Gesamtsieger Green Bank Recognition SME Einsteiger Erstplatziert, 2013 Kenafric Cooperative Bank Kapsara Tea Zweitplatziert, 2013 Sarova White Sands Erstplatziert, 2014 Bidco Oil Refinieries Bester Neueinsteiger Frigoken Gold Crown Foods Wire Products Bestes Energiemanagement- Team Klein Bestes Energiemanagement- Team - Groß Brennstoffersparnis Sarova Hills Kenafric Bidco Refinieries Teita Oil Sarova Mara Game Gitugi Factory Frigoken Ltd. Sarova Whitesands Zweitplatziert, 2014 Sarova 26

Innovationspreis Anhaltend hohe Performanz Elektrizitätsersparnis Kenafric Bidco Refinieries Turtle Beach Club Oil Bay Kenya Petroleum Refineries Rukiriri Tea Factory Githambo Tea Factory Bidco Refinieries Gathuthi Factory Oil Tea Quelle: http://www.kenyaengineer.co.ke/index.php/n-e/ln/1947-kenyan-companies-save-ksh-10-billion-throughefficient-use-of-energy, 2014 Wie die Tabelle bereits zu erkennen gibt, ist KenAfric ein herausragend aktives Unternehmen in Bezug auf betriebliche Energieeffizienz: In 2010 hat die Firma in einen Biomasse-Kessel investiert, mit dem die spezifischen Prozess-Energiekosten von 4 KSH/ kg (Endprodukte) auf 0,7 KSH gesenkt wurden. Um Energieverbräuche überwachen und erfassen zu können, wurde ein Energie-Management-System eingeführt. 34% der Einsparungen (74.549 USD/Jahr), die durch die Umsetzung verschiedener Energieeffizienz-Maßnahmen erzielt wurden, wurden alleine durch die Wärmerückgewinning in der Kälteanlage realisiert: 27

4. Energieeinspar-Potenziale in Kenia und Tansania 4.1 Industriestruktur in Kenia und Tansania Kenia Der Industriesektor, d.h. produzierendes Gewerbe, Bausektor und Bergbau, trägt mit 14% zum Bruttoinlandsprodukt in Kenia bei (2012). Gegenüber 2008, d.h. in einer Zeitspanne von 5 Jahren, gibt es keine nennenswerten Änderungen. Das produzierende Gewerbe macht 65% und der Bausektor 30% der gesamten industriellen Produktion aus; der Rest entfällt auf den Bergbau. Im Vergleich zu Newly-Industrialized Countries (NIC) ist die kenianische Industrie immer noch relativ wenig diversifiziert: Die Lebensmittel- und Tabakindustrie hat einen Anteil von 30% am produzierenden Gewerbe (im Vergleich: 17% in NIC), während hochwertige Segmente wie die Chemieindustrie (4 %), der Maschinenbau (ca. 2%) und die Elektronikindustrie (1-2%) kaum eine Rolle spielen; in NIC tragen diese Sektoren rd. 30% zum produzierenden Gewerbe bei. Das produzierende Gewerbe ist grundsätzlich ein wichtiger Sektor für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes: Südafrika zum Beispiel weist einen Anteil des produzierenden Gewerbes von 15% am BIP auf; Singapur 19%. So war das Ziel im Rahmen des Mid-Term-Plan (MTP, 2008-2012), den Anteil des produzierenden Gewerbes am Bruttoinlandsprodukt um jährlich 10% zu steigern. Stattdessen ist dieser Anteil stagniert bzw. sogar gefallen, nämlich von 10,8% auf 9,2%. Tansania Im Vergleich zu Kenia verzeichnet das produzierende Gewerbe in Tansania mit 8,2% (2012) eine doppelt so hohe (reale) Wachstumsrate. Die beiden anderen industriellen Sektoren, der Bergbau und der Bausektor, sind im gleichen Jahr um jeweils 7,8 % gewachsen. Da die Wachstumsraten der industriellen Sektoren, vor allem des produzierenden Gewerbes und des Bausektors, das allgemeine Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in den Jahren 2007-2012 (durchschnittlich 6,8%) übertroffen haben, ist der Anteil der industriellen Produktion (einschl. Bergbau und Bausektor) am BIP stetig leicht gestiegen. Inzwischen trägt der Industriesektor mit 21,7% (2012) zum landesweiten BIP bei. Dies sind fast 8 Prozentpunkte mehr als im Nachbarland Kenia. Abbildung 8: Anteil (in %) am landesweiten BIP Abbildung 9: Struktur der industriellen Produktion 50 40 30 20 10 Landwirtschaft Services Industrie & Bau Bausektor; 37 % Bergbau; 12 % Produzierendes Gewerbe; 51% 0 2001-03 2004-06 2007-09 2010-12 28

4.2. Energieeinspar-Potenziale in ausgewählten Sub-Sektoren 4.2.1. Milchindustrie Sektorstruktur Kenia Tabelle 13: Viehbestand, 2012 Tierart Im Jahr 2012 haben 4,2 Mio. Kühe 3,1 Mrd. kg Milch produziert. Dies sind aktuelle Zahlen, die vom Ministerium für Livestock zur Verfügung gestellt wurden; allerdings wird auch eingeräumt, dass die Viehbestände ebenso wie die Produktion von Tierprodukten i.d. R. weit unterschätzt werden, vor allem da es schwer ist, die Bestände der Kleinbauern und Wanderhirten zu erfassen. Kamele 2.824.732 Neuesten Zahlen zufolge trägt die Viehzucht ca. 10% des Kaninchen 723.401 kenianischen BIP bei; der Anteil an der Bienenstöcke 1.725.452 landwirtschaftlichen Produktion wird mit 40-45% beziffert. Strauss 6.073 Der Anteil der Tierprodukte an den landwirtschaftlichen Quelle: Ministry of Agriculture and Livestock, statistics made available after interview, März 2014 Exporten beläuft sich auf 30%. Anzahl Milchkühe 4.158.378 Rinderkühe 12.297.571 Schafe 15.503.201 Ziegen 21.327.777 Schweine 380.481 Geflügel 34.420.693 Esel 1.343.605 Tabelle 14: Tierprodukte, 2012 Produkt Menge (in Tonnen) Kuhmilch und Rindfleisch sind mit Abstand die wichtigsten Produkte. Ein Großteil geht aber in den direkten Konsum, Kuhmilch 3.049.432 für den die Kleinbauern und Hirten Vieh züchten und Rindfleisch 4.038.755 halten. Es wird geschätzt, dass 80% der Rinder von den Hammelfleisch 846.954 kleinen Viehzüchtern gehalten wird. Zu berücksichtigen ist, Schweinefleisch 20.054 dass der Viehbestand der Kleinviehzüchter (einschl. Geflügelfleisch 242.586 Nomaden) sehr anfällig für Dürren und Überflutungen ist; Quelle: Ministry of Agriculture and Livestock, statistics made available after interview, März 2014 es kommt hier gelegentlich zum Verlust einigier Tiere, aber auch ganzer Herden. Insgesamt wird nur ein geringer Anteil der Milch von großen Farmen produziert: 2008 wurde dieser Anteil mit 20 % beziffert; 80% stammen von kleinen und mittleren Milchfarmen. Die milchverarbeitende Industrie beklagt Mängel in der Milchsammlung und dass etliche Farmer einen Teil ihrer Milch über den Zaun verkaufen, statt ihren Verpflichtungen aus den Verträgen, die oft mit den abnehmenden Industrien geschlossen werden, nachzukommen. Dieser informelle Sektor wird konservativ auf 60% der vermarkteten Milch geschätzt (andere Quellen wie die FAO bezifferte diese Quote in 2011 sogar auf 85%) und umfasst den Verkauf z.b. an Strassenhändler, Nachbarn und kleine kommerzielle Betriebe wie Hotels. Tabelle 14b: Entwicklung der Milchproduktion und Milchverarbeitung 2000 2004 2008 2012 2013 Kuhmilch, in `000 Tonnen 2.224 2.829 3.990 3.733 Gesamtmilch (einschl. von Ziegen, Schafen etc.), in `000 Tonnen 2.709 3.352 5.010 4.967 29

Verarbeitung von Muilch (formaler Sektor), in Mio. Liter 180 274 399 495 523 Anteil der verarbeiteten Milch 6,6% 8,2% 8% 10% (formaler sektor) zur Gesamt- Milchproduktion* *Rechnerische Annahme: 1Tonne Milch = 1000 Liter (dies ist ungenau, da die Fettanteile die Milch schwerer als Wasser machen) Quelle: http://www.kdb.co.ke/, marketing information, 2014 Selbst die Kooperativen, die eigentlich Bestandteil des eher formalen Marktes sind, verkaufen zum Teil die gesammelte Milch an lokale städtische Märkte statt an die verarbeitende Milchindustrie. In vielen Gebieten wird die Abendmilch nicht mehr gesammelt und je nach Wetterverhältnissen, besonders in der Regenzeit, wird ein Teil der Milch ebensowenig regelmäßig gesammelt. So wird versucht, die Infrastruktur zur Milchsammlung kontinuierlich zu verbessern, indem man mehr dezentrale Sammelpunkte und Kühllager einrichtet. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit HIVOs wird getestet, inwieweit sich auf den Farmen selbst kleine Kühllager installieren lassen, die mit Biogas betrieben werden können. Insgesamt ist der Anteil der im formalen Sektor verarbeiteten Milch an der Gesamt-Milchproduktion von 6,6% im Jahr 2000 auf inzwischen 10% gestiegen (2012); in absoluten Zahlen hat sich die Menge der verarbeiteten Milch in den letzten 10 Jahren verdoppelt (s. Tabelle 14b); allein in 2013 ist laut Kenya Dairy Board die Menge der verarbeiteten Milch im formalen Sektor um 6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Nichts desto trotz sind die bestehenden Verarbeitungskapazitäten von 2,2 Mio. Liter/ Tag bei weitem nicht ausgelastet. Ungeachtet des immer noch geringen Anteil des formalen Sektors (88-90% der Milchproduktion) gehen die Importe aus dem Ausland zurück und steigen die Exporte von Milchprodukten in die Nachbarländer Ostafrikas. Laut einer Studie aus dem Jahr 2009 waren 30 milchverarbeitende Unternehmen aktiv. Die großen Player vor allem: NewKCC, Brookside, Githunguri und Sameer. Dank eines Kooperationsprogramms mit USAID hat sich die Wettbewerbsfähigkeit der kenianischen Milchindustrie erheblich verbessert: New KCCs Lebensmittel-Sicherheitsmanagement ist izwischen nach ISO zertifiziert. NewKCC ist immer noch ein staatliches Unternehmen, das in Kenia das erste und bis zur Liberalisierung des Sektors (in 1992) auch einzige Milchverarbeitungs-Unternehmen war. In 2012 hat NewKCC an seinem Standort Dandora/ Nairobi 44 Mio. Liter Milch produziert. Neben Nairobi hat KCC 8 weitere Molkereien, u.a. in Eldoret, Kitale und Nakuru, die von den Kooperativen beliefert werden, die wiederum die Milch von den Farmern an zentralen Stellen sammeln. Produkte sind vor allem UHT-Milch, Milch-Pulver, Butter, Ghee und Käse. Seit der Liberalisierung des Marktes sind etliche Privat-Molkereien auf den Markt gekommen. Führender Milchverarbeiter ist inzwischen die Fa. Brookside, die der Familie des Präsidenten Kenyatta gehört. Aufgrund verschiedener Aufkäufe anderer Verarbeitungfirmen hat Brookside inzwischen einen Marktanteil von 44%: Nachdem das Unternehmen in den Vorjahren bereits Ilara (2007) und Delamere sowie Spinknit (Tuzo Milchmarke) aufgekauft hat, hat es Ende 2013 Buzeki (mit den Marken MOLO Milk und Kilifi Gold Milk) erworben. Damit blaufen sich die Verarbeitungskapaziten auf nun rd. 1 Mio. Liter/ Tag. Expansionsbestrebungen gibt es von Brookside auch Richtung Ausland: Der Erwerb von 20% an Äthiopiens Elemtu Dairy ist in Diskussion. Die anderen 2 wesentlichen Milch-Verarbeitungs-Unternehmen sind Githunguri (Fresha-Marke) mit einem Marktanteil von rd. 17% und schliesslich SAMEER (Daima Marke) mit 6%. 30

Sektorstruktur Tansania Die Milchproduktion in Tansania belief sich im Jahr 2013 auf 1,9 Mrd. Liter und ist im Vergleich zu Kenia sehr gering. Zwischen 1995 und 2010 ist die Produktion zwar um ca. 7% jährlich gestiegen. Nachwievor ist aber der pro-kopf- Milchverbrauch mit 45 Liter/ Jahr gegenüber der von der FAO empfohlenen Menge von 200 Liter / Jahr recht niedrig; in einigen Regionen (z.b. Rukwa) liegt der Milchkonsum bei sogar nur 8 Litern/ Jahr. Nur ein kleiner Bruchteil der produzierten Milch wird auf dem formalen Markt verkauft: Von den 70%, die vom sog. traditionellen Sektor (d.h. Zucht lokaler Rindsorten, den ZEBU ) produziert werden, werden 90% vor Ort verbraucht, so dass nur 10% verkauft werden; davon gelangen 2% auf den formalen Markt. Von den 30%, die im modernen Sektor, d.h. tendenziell größerern Farmen produziert werden, werden zwar 70% verkauft, aber auch hier lediglich 10% auf dem formalen Markt. So wird der Großteil der Milch entweder selbst verbraucht oder informell verteilt, d.h. entweder direkt an die Nachbarschaft oder über fliegende Händler verkauft wird. Dieser geringe Anteil von Milch, die auf dem formalen Weg verkauft wird, ist ein wesentlicher Grund für die Unterauslastung der lokalen Verarbeitungskapazitäten: Obwohl mit den bestehenden Kapazitäten knapp 400.000 Liter Milch/ Tag verarbeitet werden könnten, werden aktuell nur 105.000 Liter verarbeitet; das bedeutet eine Auslastung von lediglich 27%. Hierzu trägt auch der recht starke Wettbewerb durch Importprodukte bei: Zum Teil sind diese preislich günstiger als die lokal hergestellten Produkte. Importe sind in den vergangenen Jahren um jährlich 9% gestiegen (im Vergleich zu den 7% Wachstumsrate der lokalen Produktion) und entsprechen inzwischen der Menge der lokal verarbeiteten Milch. Importiert werden vor allem Milchpulver, H-Milch, Butter und Käse. Aus Kenia werden hauptsächlich H-Milch, Joghurt und Sahne eingeführt; Kenyan Brookside Dairy ist der wichtigste Lieferant von H-Milch für Tansania, während New KCC vor allem Butter und Sahne & Ghee nach Tanzania exportiert und bei diesen Produkten einen Marktanteil von 42% bzw. 87% hat. Nicht zuletzt aufgrund der gewachsenen Konkurrenz aus dem Ausland haben im Zeitraum 1990-1995 (nach der Privatisierung) 13 Milchfirmen geschlossen. Laut Tanzania Dairy Board gibt es derzeit 67 Verarbeitungsstätten in Tansania, mit einer Kapazität von 500 30.000 Liter/ Tag. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über führende Milchverarbeitungs-Unternehmen: Tabelle 15: Milchverarbeitungs-Firmen Tansania (Auswahl) Unternehmen Beschreibung/ Eigentümerstruktur Kapazität Tanga Fresh Musoma Dairy Ltd. ASAS Dairies Co-owned by Tanzania Dairy Cooperative Union (TDCU); milk purchase guarantee with over 4000 small-holders; Started in 1996; Production of fresh milk, cream, butter, ghee, cheese amd yoghurt Produktion von H-Milch in Planung Part of Asas Group of Companies, one of the oldest and biggest business groups in Tanzania; wide range of products such as fresh milk, flavoured and plain yoghurt, cheese, Ghee & Butter; dairy processing started 2000; 50.000 Liter/ Tag (30.000 Produktion) 120.000 Liter/ Tag (ab 10/2014: 30.000 Liter/ Tag) Kapazität 12.000 Liter/ Tag Produktion ca. 10.000 Liter/ Tag 31

TAN Dairies International Products Ltd. Dairy over 2000 acres of green land for own dairy farm Has recently built up a joint venture with an Israelian company Quelle: German Energy Desk, eigene Zusammenstellung, August 2014 6.500 Liter/ Tag Kapzität (Auslastung schwankt saisonbedingt zwischen 100% - 30%) Upgrade auf 16.000Liter/ Tag geplant 4.000 Liter/ Tag In Bezug auf die installierten Kapazitäten ist das Unternehmen Musoma Dairies mit Abstand das größte. Allerdings mußte es im Juni letzten Jahres (2013) wegen zu geringer Produktion schliessen. Für Oktober 2014 kündigte der Geschäftsführer Mazara an, die Produktion von 30.000 Liter/ Tag aufzunehmen 11. Marktführer ist Tanga Fresh, deren Marktanteil (gemessen an der tatsächlichen Produktion) auf 40% geschätzt wird. Tanga hat den Vorteil, dass sie über die Tanzania Dairy Cooperative Union (TDCU) relativ stabile Milchlieferungen hat. Tan Dairies plant seit Mitte des Jahres eine Ausweitung seiner Kapazitäten um 8000-10.000 Liter/ Tag, nachdem es ein Joint Venture mit einer israelischen Firma eingegangen ist. Deutsche Anlagenlieferanten wurden entsprechend bereits um Angebote gebeten. Mehrere Geber, u.a. die Niederländer mit SNV, unterstützen Tanzania bei der Stärkung der Wertschöpfungskette in der Milchindustrie. Ansätze sind zum Beispiel Trainings von Akteuren wie TDCU, die Konstituierung von Produzentengruppen und die Einrichtung von Milch-Sammelstellen sowie Kühlstationen, um letztlich den Zugang zu Märkten für die Farmer zu verbessern und damit den Anteil der Milch, der auf formalen Wegen verkauft wird, zu steigern. Energieeinspar-Potenzial Die spezifische Energieintensität liegt bei den Milchverarbeitungs-Betrieben, in denen Energie-Audits durchgeführt wurden, zwischen 0,67 und 1,43 MJ/ Liter, wobei sich der Stromverbrauch auf 0,064 0,124 kwh/ Liter und der thermische Energieverbrauch zwischen 0,011 und 0,024 Liter Schweröl/ Liter Milch liegt. Die energieintensivsten Prozesse sind vor allem: Kühlung, Pasteurisierung (thermische Energie), Homogenisierung (Strom), Sterilisierung (thermische Energie). Annährend 60% der thermischen Energie werden bei der Sterilisierung und Pasteurisierung eingesetzt. Abb. 10: Thermischer Energieverbrauch, Milchverarbeitung 21% 12% 30% 37% Sterilisierung CIP Pasteurisierung Sonstiges 6% 12% Abb. 11: Stromverbrauch, Milchverarbeitung 14% 29% 39% Produktionsanlagen Kälteanlage Kompressoren Licht Sonstiges Quelle: Kiremu Magambo, Präsentation November 2013, Nairobi 11 Vgl. http://www.ippmedia.com/frontend/?l=68580 32

Der Stromverbrauch fällt zu 39% durch die Produktionsanlagen selbst; gefolgt von Kälteanlagen, die 29% des Stroms beanspruchen. Bei New KCC, Dandora, werden jährlich 3,2 Mio. kwh für die Produktion von ca. 44 Mio. Liter Milch verbraucht. Das entspricht einer Energieintensität von 0,073 kwh/ Liter. Die maximale Last beläuft sich auf rd. 500 kw (542 kva). Wie ein Energie-Audit in einem Milchverarbeitungs-Betrieb in Ruiru ergeben hat, können 39% der Energiekosten eingespart werden. Investitionen in entsprechende Energieeffizienz-steigernde Maßnahmen weisen eine Amortisationszeit von durchschnittlich 0,7 Jahhren auf. 87% der gesamten Kosten-Einsparungen können durch Reduktion des thermischen Energieverbrauchs realisiert werden. Inn Bezug auf den thermischen Energieverbrauch lassen sich Einsparungen vor allem durch Brennstoff-Substituierung, Kondensat-Rückgewinnung und Effizienzverbesserung des Kessels erzielen: Tabelle 16: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Milchverarbeitungs-Betrieb A A SUMMARY OF OPPORTUNITIES FOR ENERGY EFFICIENCY Potential Opportunity energy savings (L p.a) Savings (Kshs p.a) Estimated investment cost (ksh) Payback period (Yrs) THERMAL ENERGY SAVINGS Return on investment (%) 1 Boiler Efficiency improvement- Boiler No. 2 31,358 1,843,787 660,000 0.4 279.4 2 Fuel substitution 51,391,697 30,000,000 0.6 171.3 3 Condensate recovery 5,818,215 2,500,000 0.4 232.7 4 Hot water recovery 108,634 200,000 1.8 54.3 Insulation of bare hot 5 surfaces 4,309 228,011 80,000 0.4 285.0 Sub-total 59,390,344 33,440,000 0.6 177.6 Quelle: Energie-Audit-Bericht, März 2012 (vertraulich) Das Ersetzen der HFO-Kessel durch einen Biomasse-Kessel würde demnache zu Einsparungen von 51 Mio. KSH führen (ca. 434.000 ), die jährlich für rd. 1,14 Mio. Liter Kesselöl ausgegeben werden. Das Investment mit geschätzten Kosten von 30 Mio. KSH (20 Mio. KSH für Kessel und 10 Mio. KSH für Beratung/Engineering und Arbeits- und Materialkosten) würde sich nach bereits 0,6 Jahren amortisieren. Einsparungen durch die Kondensat-Rückgewinnung alles sich erzielen, indem das Kondensat aus dem Bereich der High value and cream sections in einem Tank gesammelt wird und in ein feed water tank im Kesselraum gepumpt wird. Stromeinsparungen können im wesentlichen durch Einsatz hoch-effizienter Elektromotoren und durch variable Drehzahlantriebe realisiert werden: Besonders letztere scheinen mit einer Amortisationszeit von unter einem Jahr (0,8) attraktiv; Investitionen in Höhe von 900.000. KSH stehen Kosteneinsparungen von jährlich 1,1 Mio. KSH gegenüber. Der Einsatz hoch-effizienter Elektromotoren ist mit wesentlich höheren Investitionskosten (knapp 7 Mio. KSH) verbunden und amortisiert sich erst nach knapp 5 Jahren. Laut Energie-Audit lassen sich die größten Energieeinsparungen durch Ersetzen der Quecksilberdampflampen durch Metalldampflampen erzielen, bei einer Amortisationszeit von 0,7 Jahren. 33

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei anderen Milchindustrien: Ein Energie-Audit bei New KCC im Januar 2013 zeigt, dass 76% aller Einsparungen durch Umstellung auf einen Biomasse-Kessel realisiert werden können. Weitere 12% der Energiekosten können eingespart werden, indem der Betrieb des Kältekompressors automatisiert wird. Letztere Maßnahme zahlt sich bereits nach 2 Monaten aus. Über die in den Energie-Audits empfohlenen Maßnahmen hinaus, die die Querschnittstechnologien betreffen (z.b. Kessel, Motoren, Beleuchtung etc.), lassen sich durch prozess-spezifische Maßnahmen Energieeinsparungen erzielen, besonders wenn man berücksichtigt, dass mindestens 40% der Energie in der Produktion selbst verbraucht wird. Prozess-spezifische Maßnahmen umfassen zum Beispiel den Einsatz des indirekten UHT-Verfahrens zur Sterilisation. Dabei erfolgt die Wärmeübertragung mit Platten- oder Röhrenwärmeübertragern. Der Vorteil gegenüber direkten Verfahren, die eine direkte Vermischung der Milch mit Dampf erzeugen, besteht in einer hohen Wärmerückgewinnungsrate. Diese liegt zwischen 88 bis 90 %, während bei direkten Verfahren nur 40 bis 50 % erreicht werden können. Auch durch Einsatz der Membranfiltration und durch den Einsatz von mehreren Verdampfern hintereinander (multiple effect evaporators) kann Energie eingespart werden. 4.2.2. Zuckerindustrie Sektorstruktur Kenia Die Zuckerindustrie ist Einkommensquelle für einen großen Teil der kenianischen Bevölkerung. 70% der lokalen Nachfrage wird durch eigene Produktion gedeckt, Tendenz allerdings sinkend: Denn während der Zuckerkonsum kontinuierlich ansteigt (von ca. 650.000 MT in 2002 auf rund 800.000 MT in 2012), stagniert die Produktion. Im Jahr 2012 wurden 493.000 MT Zucker in Kenia produziert. Abbildung 12: Zuckerproduktion und verbrauch, Kenia Quelle: KETS, Baseline Study for Sugar Agribusiness in Kenya, Draft Report 2013, Seite 83. Eine wesentliche Ursache für diese entstehende Schere ist, dass Zuckerrohr immer mehr zum limitierenden Faktor wird: So ist der Saccharosa-Gehalt des kenianischen Zuckerrohrs relativ niedrig, so dass die Umsetzung in Zucker mit durchschnittlich 10 Tonnen Zuckerrohr pro Tonne Zucker relativ hoch ist. Schuld daran ist, dass die Zuckerrohr-Sorten minderer Qualität sind und mit 18-24 vergleichsweise längere Reifezeiten haben (im Vergleich: 14 Monate im Sudan). 34

In Konsequenz sinkt die Auslastung der bestehenden Zuckerproduktions-Kapazitäten: Mumias, Kenias größter Zuckerproduzent mit 181.000 Tonnen/ Jahr, verzeichnete in 2012 eine Auslastung von lediglich 64%; bei Chemilil fiel diese Rate sogar auf 29%. Zusammen mit einer relativ geringen Produktionseffizienz, die sich aus teils alten Maschinenparks ergibt, führen alle diese Faktoren zu hohen Produktionskosten, so dass der kenianische Zucker nicht mehr wettbewerbsfähig ist. In 2010 waren die Produktionskosten für Zucker in Kenia doppelt so hoch wie in Sudan, Ägypten, Swasiland und Zambia. In Folge wird der heimische Markt immer mehr von Billigimporten überschwemmt. Ein Teil des billigen Zuckers kommt illegal und unkoordiniert auf den Markt. Die aufgezeigten Strukturprobleme haben schliesslich auch zu einer wachsenden Verschuldung der Zuckerunternehmen geführt. Der Druck, die Produktionskosten zu senken, ist enorm. Laut Strategieplan der Zuckerindustrie soll die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie u.a. durch Erhöhung der Verarbeitungseffizienz, Modernisierung/ Rehabilitierung der Fabriken etc. gesteigert werden. Investitionen in Energieeffizienz fügen sich hier ein. Die Verschuldung des Sektors steht sicherlich Investitionen im Weg, aber zum Teil stehen aus dem sog. Sugar Development Fund (SDF) Mittel für die Realisierung von Modernisierungs-Investitionen zur Verfügung. Der SDF speist sich aus einer 7%-Abgabe auf alle Zuckerverkäufe, sowohl lokal hergestellten als auch importierten Zuckers, und wird vom Kenya Sugar Board (KSB) verwaltet. Fast die Hälfte des Fonds wird für die Modernisierung von Zuckerfabriken verwertet, primär für staatliche Zuckerindustrien, um diese mittel- und lanfristig für private Investoren attraktiv zu machen. Große Aufmerksamkeit wird hierbei auf die verstärkte Nutzung von Nebenprodukten gewidmet, die bei der Zuckerproduktion anfallen. Insgesamt gibt es 11 Zuckerunternehmen in Kenia; 2 zusätzliche Mühlen sind im Bau. Für die deutsche Wirtschaft sind die staatlichen wie auch die privaten Zuckerindustrien gleichermassen von Interesse: Die staatlichen stehen unter besonderem Druck, ihre Produktionskosten zu senken bzw. ihre Anlagen zu modernisieren; die staatlichen Unternehmen Mohoroni und Chemilil waren in 2012 nur zu 42% bzw. 29% ausgelastet. Tabelle 17: Staatliche und private Zuckerunternehmen, Kenia Zuckerunternehmen Eigentum Installierte Kapazität (Tonnen Zuckerrohr/ Tag) Miwani Sugar Company (currently closed) Staatlich 1.500 Chemilil Sugar Company Staatlich 3.500 Mumias Sugar Company Privat 8.400 Nzoia Sugar Company Staatlich 3.250 South Nyanza (Sony) Sugar Company Staatlich 2.400 West Kenya Sugar Company Privat 3.000 Muhoroni Sugar Company Staatlich 2.200 Kibos Sugar Privat 1.800 Butali Privat 1.500 Transmara Privat 1.500 Sukari Privat 1.500 Tana Integrated Sugar Project Privat Im Bau Kwale International Sugar Company Privat Im Bau TOTAL 30.550 Quelle: COWI, Evaluation of the EU Support to the National Sugar Adaptation Strategy in Kenya, January 2014, Draft und KETS, Baseline Study for Sugar Agribusiness in Kenya, 2013, Draft Report Die Bedeutung der privaten Zuckerindustrien steigt: Ihr Anteil an den installierten Produktionskapazitäten betrug in 2012 rund 42%, nachdem in 2011 Butali, Transmara und Sukari mit jeweils 1.500 Tonnen Zuckerrohr/ Tag ihren Betrieb aufgenommen haben. Die Zuckerindustrie ist relativ konzentriert. Das private Unternehmen MUMIAS ist mit einem Anteil von 45% an der landesweiten Produktion Marktführer, gefolgt von West Kenya (12,9%) und den staatlichen Unternehmen Nzoia (12,7%) und Sony Sugar (11,6%). 35

Abbildung 13: Struktur der kenianischen Zuckerindustrie Quelle: KSB-Kenya Sugar Borad (heute: Sugar Directorate)m, zur Verfügung gestellte Statistiken, Interview April 2014 Butali hat im Jahr 2012 mit lediglich 9,74 Tonnen Zuckerrohr eine Tonne Zucker produziert und erzielte damit den Bestwert in der gesamten Industrie in Bezug auf diesen Effizienz-Indikator im Vergleich zu dem staatlichen Unternehmen Chemilil, das über 18 Tonnen Zuckerrohr für die Produktion einer Tonne Zucker einsetzen musste. Sektorstruktur Tansania Im Zeitraum 2000/01 2013/14 hat sich die Zuckerproduktion in Tansania verdoppelt, nämlich von 135.535 Tonnen Zucker auf 294.419 Tonnen. Abbildung 14: Zuckerproduktion 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 Zuckerproduktion Quelle: Tansania Sugar Board, Statistiken, die im Rahmen des Interview gegeben wurden, Februar 2014 36

Die Zunahme in der Zuckerproduktion spiegelt fast 1:1 das Wachstum in der Gewinnung von Zuckerrohr wider. Das heisst, dass die gestiegene Produktion nicht das Ergebnis einer höheren Produktionseffizienz ist: In 2000/01 wurde mit 9,8 Tonnen Zuckerrohr 1 Tonne Zucker hergestellt; in 2012/13 wurden für 1 Tonne Zucker 9,9 Tonnen Zuckerrohr verarbeitet. Abbildung 15: Struktur der tansanischen Zuckerindustrie 100% 80% 60% 40% 20% 0% 19% 29% 13% 15% 17% 13% 22% 29% 52% 48% 43% 2002/03 2007/08 2012/13 Quelle: Interview mit Sugar Board Tanzania, Februar 2014 KSL MSE TPC Kilombero Im Vergleich zu Kenia ist die tansanische Zuckerindustrie konzentrierter: Es gibt lediglich 4 Zuckerunternehmen: Kilombero,TPC, Mtibwa Sugar Estates (MSE) und Kagera Sugar Ltd (KSL). Während MSE und KSL zu 100% in Privathänden ist, hat der tansanische Staat bei TPC und Kilombero noch einen Anteil von jeweils 25%. Die restlichen 75% gehören Illovo aus Südafrika (Kilombero) bzw. Sukari Investments aus Mauritius (TPC). Kilombero ist mit einem Produktionsanteil von 43% der größte Zuckerhersteller, wenngleich die Firma in den letzten 5 Jahren Anteile vor allem an TPC verloren hat. Zusammen haben Kilombero und TPC einen Anteil von 71%. Im Gegensatz zu Kenia wetteifern die Unternehmen nicht um ihre Zuckerrohr-Lieferanten, da sie tendenziell Monopolisten in ihrer jeweiligen Region sind und nicht im Revier der anderen wildern. Allerdings leidet die tansanische Zuckerindustrie, ähnlich wie Kenia, unter Billigimporten: Derzeit werden ca. 42% der Zuckernachfrage durch Zuckereinfuhren aus dem Ausland gedeckt (220.000 Tonnen/ Jahr). Der Zuckerpreis in Tansania (ab-fabrik) ist mit 950 USD/ Tonne im Vergleich zum Preis in Südafrika (683 USD) relativ hoch, wenngleich geringfügig niedriger als in Kenia (1162 USD/ Tonne). Der Weltzuckerpreis liegt leicht unter 600 USD/ Tonne. 12 Als Antwort auf das Defizit in der Zuckerversorgung wird zwar ständig die heimische Produktion, wie gezeigt wurde, erhöht, kann aber nicht mit dem steigenden Verbrauch Schritt halten: Die Bevölkerung wächst jährlich um 3 % und mit steigendem Wohlstand nimmt auch der Pro-Kopf-Zuckerkonsum zu, der noch bei weniger als 10 kg liegt (im Vergleich Südafrika: 32 kg pro Kopf). Um die heimische Produktion auszuweiten, gibt es 2 Möglichkeiten: Zum einen die Ausweitung der Produktionskapazitäten und zum anderen die Erhöhung der Produktionseffizienz. Die erste Option wird u.a. durch die Verfügbarkeit von Zuckerrohr limitiert. Eine Erweiterung der Anbaufläche wird durch Regularien derzeit eingeschränkt: So gibt es eine Obergrenze von 10.000 ha für den Zuckerrohranbau pro Investor, ganz davon abgesehen, dass es grds. nicht einfach ist, Landrechte zu erwerben, weil es kaum Grundstücksurkunden gibt und die Verteilung der Landtitel somit nicht transparent ist. Hinzu kommt, dass in Tansania der Zuckerrohrertrag weit geringer als im Rest der Region Ostafrika ist. Wesentliche Ursache ist, dass weniger als die Hälfte der Zuckerrohr-Felder bewässert werden. Besonders die sog. outgrowers verlassen sich bei ihren Zuckerrohr-Anbau auf den Regen und bewässern nicht ihre Felder. So ernten sie 710.000 Tonnen Zuckerrohr auf 27.000 ha, was einen Ertrag von nur 26 Tonnen/ ha ergibt landesweit wird der Ertrag pro ha mit durchschnittlich 68 Tonnen angegeben 13 ; das Unternehmen 12 Vgl. Brian Chisanga et al., Competition in the regional sugar sector; the case of Kenya, South Africa, Tanzania and Zambia, April 2014; p.18 13 Vgl. Rabobank Industry Note #386, June 2013 37

TPC, das sich komplett mit Zuckerrohr von eigenen Plantagen versorgt und diese auch bewässert, hat mit 102 MT/ ha einen rd. doppelt so hohen Ertrag wie etwa Kilombero (55 Mt/ha) und Mtibwa (54 Mt/ha). Die Einführung von sog. Block-Farming, bei dem die Ernten mehrerer outgrowers synchronisert werden und somit der Einsatz von Equipment wirtschaftlich wird, soll die Einführung u.a. von Bewässerungssystemen erleichtern. Davon abgesehen planen alle 4 Zuckerhersteller Investitionen und Erweiterungen. Die Nationale Zucker-Strategie der tansanischen Regierung identifiziert 9 greenfield Projekte, mit denen sich die jährliche Zuckerproduktion bis 2016 verdreifachen soll. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über einige der geplanten Projekte. Tabelle 18: Geplante Investitionen in der tansanischen Zuckerindustrie Zuckerunternehmen/ Investoren Investition Status Mahakaushal Sugar and Power Industuies (Indien), Kooperation mit tansanischen Partnern AgroEco Energy Tochtergesellschaft der schwedischen EcoEnergy Africa AB TPC Mtibwa Sugar Dubai Firma City Energy & Infrastructure LLC Zuckerfabrik in Rufiji/ Küste; Zuckerproduktions- Kapazität: 125.000 Tonnen/ Jahr; Erweiterung auf 250.000 in 3 Jahren nach Inbetriebnahme Das anstehende Projekt umfasst eine komplette Zuckermühle mit Distillerie at 5,000 TCD zur Weiterverarbeitung von Zuckerrohr. Die daraus entstehenden Abfallprodukte können genutzt werden, um Ethanol-Kraftstoff herzustellen. Rd. 8000 ha werden als farm-eigene zuckerrohr- Plantage genutzt; 3.000 4.000 ha werden für outgrowers in den nächsten 6 Jahren entwickelt Innerhalb der ersten 3 Betriebsjahre soll eine Produktion von 130.000 Tonnen/ Jahr erreicht werden. Ausserdem sollen 100,000 MWh in das Stromnetz eingespeist und mit den Abfällen aus der Zuckerproduktion 10 Mio. Liter Ethanol hergestellt werden. Erweiterung von 100.000 Tonnen Zucker/ Jahr auf 125.000 Tonnen geplant (lt. Interview mit dem Plant Manager in 02/2014) Erweiterung der Kapazität geplant: Von derzeit 700.000 Tonnen Zuckerrohr auf 1 Mio. Tonnen/ Jahr Errichtung einer Zuckerfabrik mit der Kapazität - 600.000 Tonnen Zucker/ Jahr - Verarbeitung von 20.000 Tonnen Zuckerrohr/ Tag Landerwerb 12.000 ha Seit Mai 2013 werden die Landflächen mit einer Pachtdauer von 99 Jahren verpachtet Antrag auf Landmiete 10.000 ha bei Regierung gestellt (03/2014) Projekt war in 2011 angekündigt worden Quelle: Interview mit Plant Manager in 02/2014; weiter Infos aus div. Internetquellen zusammengestellt: http://www.ecoenergy.co.tz/get-to-know-us/background/; http://www.abc.net.au/news/2014-03-13/msf-sugarexpansion/5318214, http://www.reuters.com/article/2011/10/24/ozabs-tanzania-investment-copperidafjoe79n0as20111024 Aus diesen geplanten Investitionen ergeben sich natürlich Chancen für Technologie-Lieferanten. TPC äußerte im Interview klares Interesse an neuen Technologien wie Fallstromverdampfern und kontinuierlichen Verdampfungskristallisatoren. 38

Abgesehen von den Neu- und Erweiterungs- Investitionen lässt sich die landesweite Produktion natürlich auch über eine bessere Produktionseffizienz erhöhen. Allerdings haben offenbar die meisten Rehabilitierungen der bestehenden Zuckerfabriken stattgefunden. TPC erwartet, dass durch die geplante Erweiterung der Kapazitäten dank erzielbarer Skaleneffekte der Dampfbedarf von derzeit 400 kg/ Tonne Zuckerrohr auf 300 kg gesenkt wird. Energieeinspar-Potenzial Die spezifische Energieintensität liegt bei den Zuckerfabriken, in denen Energie-Audits durchgeführt wurden, zwischen 30 und 43 kwh/ MT Zuckerrohr. Gegenüber internationalen Benchmarks (25-32 kwh/ t Zuckerrohr 14 ) sind kenianische Zuckermühlen somit wesentlich energieintensiver. Co- Generatio n; 20% Abb. 16: Stromverbrauch Zuckermühle Prozess; 31% Licht; 2% Mühle; 24% Zuckerrohr Vorbereitung; 23% Energie-Audits haben ergeben, dass alleine durch Einsatz von Antriebssystemen mit variabler Frequenz 7,5% der gesamten elektrischen Energie eingespart werden kann. Investitionen sind in einigen Fällen bereits nach 5 Monaten amortisiert, wie im Fall eines Antriebssystems mit variabler Frequenz für einen Boiler-Ventilator (Secondary Air Fan) (Tabelle 19). Herausragend sind die erzielbaren Einsparungen besonders durch Einsatz eines Dampf-Turbo-Generators im Zentrifugen-Bereich, mit dem sich der gesamte Stromverbrauch der Zuckerfabrik um 5,3% reduzieren lässt. Die Investition in Höhe von 10 Mio. KSH ist bereits nach einem halben Jahr amortisiert. Quelle: Investment Grade Energy Audit Report (vertraulich), 2012 In einen privaten Zuckerunternehmen wurden als sinnvolle Energieeffizienz-Maßnahmen das Ersetzen der Wassereinspritzpumpe und von Spritzdüsen im Kondensator-Wasserkühlsystem: Damit lassen sich jährlich 467.100 kwh Strom einsparen (3,3% des gesamten Stromverbrauchs), was Kosteneinsparungen von 4,2 Mio. KSH entspricht. Bei einer Investition von 5,5 Mio. KSH ergibt sich hieraus eine Amortisationszeit von 15 Monaten. Tabelle 19: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem staatlichen Zuckerunternehmen (Auswahl) 1 2 3 4 Maßnahme Antriebssystem mit variabler Frequenz, Boiler-Ventilator (Secondary Air Fan) Antriebssysteme mit variabler Frequenz für Einspritzpumpen Antriebssysteme mit variabler Frequenz für Kesselspeise- Wasserpumpen 200 kw Dampf- Turbo-Generator (zentrifugen- Potential annual energy savings (kwh) Savings (Kshs p.a) Estimated investment cost (ksh) Payback period 378.000 6,8 Mio. 2,5 Mio. 5 Monate 792% 344.088 6,2 Mio. 9,7 Mio. 20 Monate 119% 509.184 9,17 Mio. 6,5 Mio. 9 Monate 376% 1.281.600 23,1 Mio. 10 Mio. 6 Monate 629% 14 Vgl. Vortrag IPRO,Energy Efficient Sugar Production Schemes, 23.Juni 2014 in München Return on investment (%) 39

Sektion) Quelle: Investment Grade Energy Audit Report (vertraulich), 2012 Über die in den Energie-Audits empfohlenen Maßnahmen hinaus, die die Querschnittstechnologien betreffen (z.b. Kessel, Motoren, Beleuchtung etc.), lassen sich durch prozess-spezifische Maßnahmen Energieeinsparungen erzielen, besonders wenn man berücksichtigt, dass viele Zuckerunternehmen recht alte Anlagen haben. Abbildung 17: Flussdiagramm Zuckerproduktion Quelle: http://www.fastonline.org/cd3wd_40/hdlhtml/envmanl/gif/p31.gif, 2014 Prozess-spezifische Maßnahmen umfassen zum Beispiel den Einsatz von Fallstromverdampfern an Stelle von Steigfilmverdampfern oder Roberts Verdampfern. Durch den Einsatz von Diffusern kann zudem der Strombedarf im Bereich der Saft-Extraktion um 50% gesenkt werden. Und durch Automatisierung der Verdampfungskristallisatoren kann der Dampfbedarf und somit der Energiebedarf in diesem Bereich erheblich gesenkt werden nicht unwesentlich, berücksichtigt man, dass die Kristallisation der grösste Dampfverbraucher in einer Zuckerfabrik ist. In Bezug auf diese Prozesstechnologie steht die kenianische Zuckerindustrie noch am Anfang. 40

4.2.3. Weitere Lebensmittelindustrie: Speiseölindustrie Kenia Die Pflanzenölindustrie unterteilt sich grundsätzlich in 2 Prozesse, zum einen die Gewinnung des Pflanzenöls aus den Samen und zum anderen die Aufarbeitung und Raffinierung zu Speiseöl. In Kenia wird hauptsächlich Palmöl importiert und dieses dann zu Speiseöl verarbeitet. Lokale Pflanzenöle (z.b. Kokosöl) werden im wesentlichen für industrielle Zwecke genutzt, d.h. zur Herstellung von Seife, Reinigungs- und Waschmitteln sowie Farben. Im Jahr 2010 wurden ca, 225.000 Tonnen Speiseöl aus importiertem Palmöl in Kenia hergestellt. Dies waren 96% des lokalen Bedarfs. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über führende Speisölhersteller: Tabelle 20: Führende Speiseölhersteller, Kenia Unternehmen BIDCO Oil Kurzprofil Familien-Besitz Grösster Speiseölhersteller in Kenya mit einer Kapazität: 1000 Tonnen/ Tag Produktionsstätten auch in Uganda, Tanzania und Rwanda; 50% des Umsatzes im Ausland Geplante Investitionen von 200 Mio. USD im Zeitraum 2014-2017. Kapa Oil Familienbesitz; ca. 2500 Mitarbeiter Scope: kochfette, Speiseöle, Margarine, Backpulver; Seifen und Reinigungs-/ Waschpulver Erstes Unternehmen nach HACCP UK zertifiziert (für den Speiseölbereich) Produkte ohne Hydrierung Exportiert in COMES und SADC Menengai Oil Erweiterung von 300 Tonnen/ Tag auf 600 Tonnen/ Tag Diamond Industries Quelle: German Energy Desk, eigene Zusammenstellung auf Basis von Interviews mit den Firmen und aus einer Vielzahl von Webseiten, August 2014 Es gibt in Kenia rd. 10 Speiseölhersteller, darunter Bidco Oil, Diamond Industries, Kapa Oil und Menengai Oil Refineries. Die Produktionskapazität des Marktführers BIDCO beläuft sich auf 1000 Tonnen/ Tag, andere Firmen sind kleiner, aber expandieren, z.b. weitet Menengai Oil seine Kapazitäten von derzeit 300 Tonnen/ Tag auf 600 Tonnen/ Tag aus. Die meisten Unternehmen betrachten die Energieversorgung als ein Problem, so dass sie nach kosteneffektiven Alternativen zur Versorgung aus dem Stromnetz schauen. Menengai Oil ist z.b. Ausfällen von 6-8 Stunden/ Woche ausgesetzt; in dieser Zeit muss die Firma ihren Betrieb auf Basis von 2 Dieselgeneratoren fahren, 1850 kva und 1000 kva. Sektorstruktur Tansania Der Verbrauch von Speiseöl pro Jahr wird mit ca. 300.000 Tonnen beziffert, wobei der Konsum um 3% jährlich zunimmt. Dabei werden lediglich rd. 50% lokal produziert dies gibt ausreichend Raum für den Ausbau bestehender Kapazitäten, was von den führenden tansanischen Herstellern in der Tat genutzt wird: Alle betrachteten 3 führenden Unternehmen METL, Murzah Oil und Mount Meru Millers steigerten in jüngster Vergangenheit ihre Kapazitäten um mindestens 100%. 41

Der größte des Teil des Speiseöls basiert immer noch auf importiertem Palmöl; lokale Sonnenblumen tragen mit 40% zur nationalen Speiseölproduktion bei. Das liegt an der nachwievor recht schwachen Wertschöpfungskette bei Sonnenblumen (und Sesam): Erträge beim Sonnenblumenanbau sind relativ niedrig und die Kleinfarmer (ca. 250000 mit jeweils ca. 1-5 acres) haben keinen Zugang zu den Märkten. Geber wie die holländische SNV unterstützen seit mehreren Jahren die Stärkung der Wertschöpfungsketten. Dabei wurde zum Beispiel das Contract Farming eingeführt, bei dem die Ölproduzenten mit den Farmern feste Vertragsbeziehungen eingehen und die Farmer unterstützen, gute landwirtschaftliche Praktiken einzusetzen und qualitativ bessere Saat zu verwerten. Tabelle 21: Führende Speiseölhersteller, Tansania Unternehmen METL/ East Coast Edible Oil Kurzprofil Unternehmen der METL-Unternehmensgruppe mit 25 Fertigungsbetrieben (Herstellung von Textilien, Saft etc.); Speiseölherstellung einer der 3 größten Fertigungsbereiche Marktanteil von 55% Raffinerie von Palmöl, das importiert wird; Raffinerie, d.h. deodorization, bleaching und Filtration Kapazität: 500 Tonnen/ Tag (zum Zeitpunkt des Interviews im Februar 2014); geplanter Ausbau auf 1500 Tonnen/ Tag sollte im Juni in Betrieb gehen; EPC: DESMET/ BELLESTRE Spezifischer Stromverbrauch: 41-47 kwh/ Tonnen Öl Größter Energieverbrauch (Strom und Dampf): Deodorization mit ca. 60% EnergieeinsparMaßnahmen bislang: Niedrigdruckkessel mit Feuerholz, Absorptionskälteanlage statt strombetriebene Kälteanlage, Nutzung von Kondensat Mount Meru Millers Murzah Oil Mukwano Extraktion von Öl aus Sonnenblumen und Verarbeitung zu Speiseöl, d.h. Prozessschritte umfassen auch degumming, dewaxing und decolorization Fabriken auch in Sambia, Uganda und Rwanda In Tansania: Raffinerie von 1oo Tonnen/ Tag, weitere 200 Tonnen/ Tag in Singida zukünftig (hier bislang nur Extraktion) Raffinerie von Palmöl Marktanteil von 40% Ausbau der Kapazitäten von 400 Tonnen auf 800 Tonnen/ Tag Ugandische Unternehmensgruppe: Herstellung von Plastikprodukten, Trinkwasser, Seifen und Reinigungsmitteln, Speisölen, Tierfutter Herstellung von Speiseöl in Tanzania/ Dar es Salaam Quelle: German Energy Desk, eigene Zusammenstellung auf Basis von Interviews mit den Firmen und aus einer Vielzahl von Webseiten, August 2014 Energieeinspar-Potenzial Laut Audit in einem der größeren Unternehmen, das Speiseöl, Fette und Seifen herstellt, wird für die Herstellung einer Tonne folgende Energie benötigt: 86 kwh, 8,5 Liter Schweröl und 135 kg Biomasse. Nach Installation eines Biomasse- Kessels wurden 70% des Energiebedarfs im Unternehmen mit diesem Kessel abgedeckt. Insgesamt belaufen sich die Energiekosten der Firma auf knapp 290 Mio. KSH/ Jahr. 42

1 Tabelle 22: Energieeffizienz-Maßnahmen in einem Speiseölunternehmen (Auswahl) 2 3 4 5 6 Maßnahme Leckagen im Kompressorensystem (einschl. Leitungsnetzwerk) reparieren Isolierung von Dampfleitungen Einsatz drehzahlvariabler Antriebe Ersetzen von Standard- Effizienz Motoren durch Hoch-Effizienz-Motoren Einsatz von Absorptionskältemaschinen Verbesserung des Biomass- Kessels (Einsatz von Sauerstoff-Analysator, etc.) Potential annual energy savings (kwh) Savings (Kshs p.a) Estimated investment cost (ksh) Payback period 16.662 226.415 150.000 0,7 Jahre 151% Return on investment 319.841 kg oil 1.129.503 922.000 0,8 Jahre 122,5% 317.641 4.316.328 3.100.000 0,7 Jahre 483.692 6.572.746 25.629.504 3,9 Jahre 1.061 GJ 4.005.596 3.500.000 0,9 Jahre 2.049 Tonnen (Biomasse) 6.607.921 3.000.000 0,5 Jahre 7 Thermostate im Kühlturm 777.967 300.000 0,4 Jahre 8 Kondensat-Rückgewinnung 446.978 kg 1.635.267 700.000 0,4 Jahre Quelle: Investment Grade Energy Audit Report (vertraulich), 2013 Die größten Einsparungen lassen sich im betrachteten Unternehmen laut Energieaudit durch Optimierung des Biomasse-Kessels erzielen, nämlich hauptschlich durch Einsatz von Sauerstoff-Analysatoren. Auf diese Weise lassen sich bereits 2% der gesamten jährlichen Energiekosten einsparen. Mit dem Einsatz von Hoch-Effizienzmotoren, drehzahlvariablen Antrieben sowie von Absorptionskältemaschinen können die Energieausgaben um weitere 5% gesenkt werden. 43

4.2.4. Teeindustrie Sektorstruktur Kenia Die Teeindustrie zählt zu den ertragsreichsten Märkten in Kenia, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von ca. 4% über die letzten zehn Jahre. Die Industrie ist nach dem Hortikultursektor und dem Tourismus der größte Devisenbringer für das Land. Seit 2003 hat sich die Produktion von 293 Mio. Kg auf 432 Mio. Kg in 2013 fast verdoppelt (siehe Abb. 18). Zur Zeit ist Kenia der größte Teeproduzent Afrikas und ist mit einem Anteil von 10% an der weltweiten Teeproduktion nach China und Indien der führende Hersteller. Abbildung 18: Jährliche Teeproduktion in Kenia Quelle: Kenya Tea Board, 2014 Lediglich 5% der gesamten Produktion wird im Land konsumiert, die restlichen 95% werden exportiert. Im weltweiten Exportgeschäft nimmt Kenia zusammen mit Sri Lanka, China und Indien die führenden Positionen ein. Insbesondere Sri Lanka ist Kenias stärkster Konkurrent und die Spitzenposition wechselt regelmäßig zwischen den beiden Ländern. Abbildung 2 zeigt, das Kenia 2010 noch gut ¼ des weltweit konsumierten Tees exportiert hat, Sri Lanka und China gut 1/5. Abb. 19: Verteilung der weltweiten Tee Exporte, 2010 Abb. 20: Kenias Exportpartner für Tee (in %), 2005-2010 Quellen: United Nations Development Programme: Greening the Kenya Tea Industry and the Road to Durban - COP 17 und Monitoring African Food and Agricultural Policies (MAFAP); MAFAP POLICY BRIEF #5; June 2013 44

Über 84% des kenianischen Tees werden über die Mombasa Teebörse verkauft, das zweitgrößte Tee Auktions-Zentrum der Welt. 10% werden direkt über private Verhandlungen an Tee Importeure der ganzen Welt verkauft. Die Abnehmermärkte reduzieren sich auf einige wenige, vor allem Pakistan, Ägypten, das Vereinigte Königreich, Afghanistan, Jemen und den Sudan (Siehe Abb. 20). Zu dieser Abhängigkeit von wenigen Ländern kommt die Abhängigkeit von den wenigen Großabnehmern: Es gibt weltweit nur sieben Unternehmen, die 85% des gesamten konsumierten Tees kontrollieren. Die meisten dieser sieben Unternehmen sind vertikal integrierte Mulitnationals und haben einen großen Einfluss auf die gesamte nationale sowie internationale Wertschöpfungskette, vom Produktionsstandort über Verpackung bis hin zum Einzelhandel. Allein sechs dieser Unternehmen kontrollieren 2/3 des gesamten Tees, der über die Mombasa Teebörse erworben wird und haben somit auch einen äußerst starken Einfluss auf die Auktionspreise. Die größten Unternehmen im Teegeschäft sind Unilever (Lipton, Brook Bond, Elephant, PG Tips), Associated British Foods (Twinnings), India s Tata Tea (Tetley), Van Rees (Teehändler) und James Finlay (Tee- Verpackungsunternehmen). Hinzu kommt, dass diese großen Unternehmen, den Tee in großen Mengen unverarbeitet aufkaufen, um ihn für die Weiterverarbeitung, d.h. zum Mischen und Verpacken, in die Abnehmerländer exportieren. Diese stark wertschöpfenden Prozesse machen ca. 80% des Einzelhandelspreises aus, der durch die Verlagerung dem Abnehmerland zugutekommt und nicht dem Anbauland, wie z.b. Kenia. BOX 1 Die Ethical Tea Partnership (ETP) ist eine Vereinigung von 30 internationalen Teefirmen. Sie verfolgt das Ziel, die Teeindustrie entlang der Wertschöpfungskette in ihrer weiteren Entwicklung unter Nachhaltigkeitsaspekten zu unterstützen. Seit 5 Jahren arbeitet die ETP mit der Kenya Tea Development Agency (KTDA) zusammen, um die Kleinfarmer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Nachdem im Auftrag der ETP Energieaudits in ausgewählten Teefabriken durchgeführt worden sind, wurde nun im Juli 2014 eine Vereinbarung mit KTDA getroffen, um deren Fabriken zu helfen, Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz zu identifizieren und zu kommunizieren Eine nachhaltige Brennholzversorgung sicherzustellen (z.b. Errichtung von Speichern, damit das Holz nicht zu nass ist etc.) und Alternative Energieversorgungssysteme zu bewerten (Biogas, Solar PV und Einsatz von Briketts aus Sägespänen) Wesentliche Instrumente sind neben Audits und der entsprechenden Kosten-Nutzenanalyse von identifizierten Maßnahmen vor allem die Durchführung von Trainings sowie die Erarbeitung von Investitionsplänen. Die AHK prüft zur Zeit, inwieweit sich deutsche Unternehmen sich stellenweise einbringen können. Außerdem mischen diese Großkonzerne den hochqualitativen kenianischen Tee mit anderen Teesorten, so dass die Qualität des Endprodukt entsprechend vermindert ist. Das drückt insgesamt den internationalen Teepreis ebenso schliesslich auch des kenianischen Tees und beeinträchtigt die Gewinnmarge für den Verkauf des Pure Kenyan Tea. So ist für kenianische Teeproduzenten die Herausforderung, bei sinkenden Marktpreisen wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der kenianischen Teeindustrie ist eines der wichtigen strategischen Ziele des Kenya Tea Board. Da Kenia mit 2500 kg/ ha/ Jahr bereits mit Abstand die höchste Produktivität im Vergleich zu Sri Lanka (1600), Indien (1600 kg), Indonesien (ca 900 kg) und China (700 kg) aufweist, ist die Teeverarbeitung die entscheidende Eingriffsebene zur Senkung der Produktionskosten: Denn während der auf der Teeauktion Mombasa erzielbare Marktpreis zwischen November 2012 und Mai 2014 von 368,11 USCent/ kg auf 219,52 USCent/ kg gesunken ist, d.h. ein Fall von 40%!! 15, steigen die Produktionskosten für Tee in Kenia permanent. Im Zeitraum 2005 2010 sind die Kosten von 4857 KSH/ Tonne auf 7190 KSH/ Tonne in die Höhe geschnellt. Schuld daran sind Arbeitskosten, Preise für Dünger sowie Energiekosten: Zwischen 1998 und 2010 sind laut Tea Research Foundation of Kenya (TRFK) die Arbeitskosten um 148% gestiegen; die Energiekosten haben dies mit einer Steigerungsrate von 200% im gleichen Zeitraum noch übertroffen. Da die Energiekosten 30% der 15 Vgl. http://www.indexmundi.com/commodities/?commodity=tea&months=360 45

Gesamtproduktionskosten ausmachen, schlagen die hohen Energiepreise entsprechend zu Buche. Um diese zu reduzieren, haben viele Teefabriken ihre Kesseltechnik von Kesselöl auf Holz umgestellt. Aber dieser Prozess ist wegen der hierfür erforderlichen Abholzungen nicht unbedenklich, auch wenn inzwischen die Teefirmen eigene Baumplantagen (mit schnell wachsenden Hölzern) anbauen. Eine Vereinigung der internationalen Teekäufer, die sog. Ethical Tea Partnership unterstützt inzwischen die kenianische Teeindustrie in Bezug auf die Energieeffizienz (s. Textkasten 1). Insgesamt gibt es 107 registrierte Teeproduzenten in Kenia, zum einen große private Teefirmen wie Unilever und James Finlays und zum anderen 63 Teefabriken, die unter der Kenya Tea Development Agency (KTDA) zusammengefasst sind. Der Anteil der großen Plantagen, den sog. Tea Estates, am landesweiten Teeanbau beläuft sich auf 40%, während die restlichen 60% auf die 560.000 Kleinbauern (sog. Smallholders) entfallen, die ihren Tee an die KTDA-Fabriken liefern. Alle kenianischen Kleinfarmen unterliegen der gesetzlichen Verpflichtung, ihren Tee über die Kenya Tea Development Agency (KTDA) zu vermarkten. Die KTDA ist eine im Jahr 2000 gegründete Vereinigung der kenianischen Teebauern, deren Anteilseigner ausschließlich aus ca. 150 000 individuellen Teebauern besteht. Als privates Unternehmen übernimmt die KTDA die Anbaukontrolle, bietet Dienste zum Erwerb von Betriebsmitteln wie Dünger oder Erntemaschinen und organisiert das Einsammeln der Teeblätter sowie die Weiterverarbeitung und Vermarktung der Produkte. Die privaten großen Teeunternehmen in Kenia sind: Tabelle 23: Private große Teeunternehmen, Kenia Unternehmen Unilever Profil Unilever ist der größte Teeproduzent in Kenia und hat 7 Teefabriken landesweit. Es hat über 8.250 Ha and Land und beschäftigt ca. 12.500 Arbeitnehmer in der Region Kericho. In Ostafrika hat es außerdem weitere Plantagen in Tansania und ist zudem in Uganda, Tansania, Simbabwe,Sambia, Mosambique und Malawi tätig. http://www.unilever.com/sustainable-living-2014/our-approach-tosustainability/responding-to-stakeholder-concerns/kericho-tea-estates/ In Kericho, im Osten Kenias produziert James Finlay jährlich ca. 23 Mio. Kg Tee und beschäftigt 9.000 Arbeitnehmer. In 7 Fabriken wird der Tee verarbeitet. James Finlay Die Firma ist die einzige in Kenia, die Instant-Tee herstellt. In dieser Fabrik wird im Herbst 2014 eine 700 kw Biogas-Anlage in Betrieb genommen. http://www.finlays.net/tea-estates/kenya Eastern Produce Kenya Ltd. Williamson Tea Eastern Produce Kenya betreibt sieben Teefabriken in Kenia, von denen fünf zur eigenen Produktion gehören und zwei für externe Kunden laufen; Tee von 7.500 Kleinbauern und 7 eigenen Plantagen wird zu schwarzem Tee verarbeitet. Quelle: http://www.easternproduce.com/tea/kenya Williamson Tea Kenya Ltd. baute im Jahr 2013 auf über 2.100 Ha Farmland Tee an und produzierte fast 16,5 Mio. Kg Tee. Es operiert in Kenia an den Standorten Changoi, Kapchorua, Kaimosi und Tinderet. Weitere Die F irma hat jüngst in eine 1 MW Solar PV Anlage investiert. Sasini (Teil der SAMEER Group): hat 4 Teeplantagen und 2 Teefabriken Nayayo Tea Zones Development Corp : hat 2 Teefabriken (Kipchabo and Gatitu); Kipchabo factory is designed as a three line factory with an annual capacity of 18 Mio. kg of green leaf (4 Mio. kg of made tea) per year 46

Nnandi Tea Estates: ca 1000 ha eigene Plantagen, mit denen 4 Mio. kg Tee (CTC) jährlich verarbeitet werden, das sind 2/3 des gesamten verarbeiteten Tees der Nandi Fabrik. Der Rest wird von outgrowers geliefert. Ngorongo Tea Factory Igembe Tea Factory Quelle: Energy Desk AHK Kenia, eigene Zusammenstellung, August 2014 Sektorstruktur Tansania Mit 33.700 Tonnen Tee (2012/2013) ist Tansania nach Kenia, Malawi und Uganda Afrikas viertgrößter Teeproduzent; in den Jahren 2001/02 wurden lediglich 26.000 Tonnen produziert. Die Anbaufläche beläuft sich auf insgesamt 22.720 ha und verteilt sich im wesentlichen auf drei Regionen, nämlich Southern Highlands, North East Zone und North West Zone. Der Tee wird zu 67% (2012/13) von großen Teeplantagen produziert, die 50% der Anbaufläche halten und im Durchschnitt mehr als 1000 ha jeweils halten; die restlichen 33% werden von Kleinfarmern angebaut und produziert, die im Durchschnitt weniger als 1 ha bewirtschaften. Die größten Hersteller sind Unilever (31% Marktanteil, 3 Fabriken), Mufindi Tea (19% Marktanteil, 3 Fabriken), Kibena Ltd (9%) und Eutco (7%). Obwohl die Kleinfarmer ebenfalls 50% der gesamten Anbaufläche in Tansania nutzen, stellen sie nur gut 1/3 der gesamten Teeproduktion her. Ein Grund ist die unzureichende bzw. fehlende Bewässerung: Während der Ertrag pro Ha bei einer Tröpfchenbewässerung in Tansania 8500 kg/ ha und bei Sprinkleranlage 4000 kg/ ha erreichen kann, beläuft er sich bei fehlender künstlicher Bewässerung (also rain fed ) auf lediglich 500 kg/ ha! Schwierigkeiten für die Kleinbetriebe ergeben sich insbesondere auch aus rückständiger Infrastruktur, d.h.vor allem schlechtem Strassennetzwerk und unzuverlässigen Transportmitteln, so dass die frisch geernteten Blätter nicht rechtzeitig zu den Fabrikstandorten geliefert werden. Auch die schlechte Stromanbindung mit unzuverlässiger Versorgung und regelmäßigen Stromausfällen ist für Kleinbauern ohne Notstromaggregaten ein Hindernis. Tabelle 24: Tee Produktion in Tansania von Juli 2012 bis Juni 2013 S/no. Unternehmen Fabrik Estate KG Smallholder 1 G.D Estates Chivanjee 1,099,446 556,603 2 Watco Katumba 604,409 4,196,565 3 Dhow Merchantile Lupembe - - 4 Kibena Tea Ltd. Kibena 2,503,984 613,569 5 Mufindi Tea Co. Ltd. Luponde 1,080,863 112,102 6 Mufindi Tea Co. Ltd. Ikanga 17,331 1,215,822 7 Mufindi Tea Co. Ltd. Itona 2,983,799 1,058,156 8 Unilever Kibwele 2,795,387 14,938 9 Unilever Kilima 2,920,599 58,354 10 Unilever Lugoda 4,649,038 163,392 11 Kisigo Tea Co. Kiganga 193,717 662,498 12 Arc Mountain Estates Ambangulu 594,800 381,905 13 Balangai Tea Estates Dindira 349,060 370,251 14 Eutco Bulwa 742,280 17,295 15 Eutco Kwamkoro 1,443,090 274,809 16 Bbtc Marvera 202,903 46,532 47

17 Bbtc Herkulu 147,841 398,879 18 New Mponde Tea Co. Ltd. Mponde - 659,153 19 Kagera Tea Co. Ltd. Bukoba 397,080 173,616 TOTAL 22,725,627 10,974,439 Gesamt TOTAL 33,700,066 Quelle: Tea Board of Tanzania, 2014 Erwähnenswert ist, dass Unilever, die Nr. 1 in der tansanischen Teeproduktion, im Februar 2014 angekündigt hat, im sog. Southern Agricultural Grwoth Corridor (SAGCOT), einer für industrielle Landwirtschaft ausgewiesenen Fläche von 7,5 Mio. ha, investieren zu wollen. Damit soll die Teeproduktion der Fa. in Tansania um das Dreifache steigen. Energieeinspar-Potenzial Teeverarbeitung ist relativ energieintensiv: Trocknung, Grading und Verpackung erfordern 4-18 kwh/ kg fertigen Tees. 85% des Gesamtenergieverbrauchs entfällt auf thermische Energie und die restlichen 15% ist Strom. Die energieintensivste Stufe ist die Trocknung. Ein Energie-Audit in einer der KTDA-Teefabriken hat Folgendes ergeben: Tabelle 25: Energiebedarf Teefabrik Abbildung 21: Stromverbrauch KTDA-Teefabrik (kwh; Prozent) Parameter Spezifischer Energieverbrauch Energiemix Energiekosten Stromverbrauch 8,29 12,86 MJ/ kg fertigen Tees (2,3-3,6 kwh) 80% thermische Energie 20% Strom 54% Strom 37% Brennholz 8% Öl 2% Diesel 2,6 Mio. kwh/ Jahr Sortieren; verpacken 184800; 7% Trockner; 507840; 20% Fermentation; 113280; 4% Kessel; Pumpen; 200640; 17520; 1% 8% CTC; 503040; 20% Beleuchtung; 32244; 1% Welken; 1006080; 39% Quelle: zusammengestellt aus Tea Factory Energy Audit Report, March 2013 (vertraulich) Strom hat zwar einen Anteil von nur 20% am gesamten Energieverbrauch, aber in Bezug auf die Energiekosten hat er einen Anteil von über 50%. Der Großteil der Elektrizität (59%) wird in den Prozessstufen des Welkens (Withering) und im CTC-Verfahren 16 verbraucht. Ein Problem für die betrachtete Teefabrik ist, dass sie sich am Ende einer Verteilungsleitung befindet und der Betrieb daher stark durch Netzinstabilitäten und Spannungsschwankungen beeinträchtigt wird. Standby-Generatoren müssen viele Stunden laufen. 16 Beim CTC-Verfahren (crush-tear-curl bzw. zerbrechen-zerreissen-rollen) werden die Blätter nach dem Welken mit einer Dornenwalze aufgebrochen, bevor der Tee oxidiert wird. Durch das vorherige Aufbrechen der Zellwände muss der Tee nicht mehr so lange in der Oxidationskammer bleiben 48

Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Energieeffizienz-Maßnahmen, die im Rahmen des Audit-Berichts empfohlen wurden: Tabelle 26: Mögliche Energieeffizienz-Maßnahmen in einer Teefabrik, Kenia Energieeffizienz-Maßnahmen (Auswahl) Drehzahlvariable Antriebe (Ventilatoren/ Gebäse) in der Sektion des Welkens ( Whistering ) Ersetzen der alten und energieintensiven Ventilatoren Beschreibung Die Teeblätter haben unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalt und die Raumtemperatur schwankt nicht zuletzt wegen der Abwärme; dem sich hieraus ergebenden schwankendem Energiebedarf für das Welken der Blätter kann mit drehzahlvariablen Antriebe Rechnung getragen werden Zum Teil sind die Gebläse/ Ventilatoren 40 Jahre alt; rating: 7,5 kw. Isolierung des Kondensat-Tanks und aller Dampf- und Kondensatzsleitungen Im Welk-Prozess muss der Feuchtigkeitsgehalt von ca. 80% auf 66% gesenkt werden. Der hierfür nötige Strombedarf/ Einsatz von Solarheizungen Ventilatoren hängt stark von der Umgebungstemperatur ab; diese kann durch Solarheizungen erhöht werden. Ersetzen der konventionellen Keilriemenantriebe (für Gebläse/ Ventilatoren) durch Sychron- Riemenantriebe Quelle: Zusammengestellt aus Tea Factory Energy Audit Report, March 2013 (vertraulich) 49

4.2.5. Hortikultur-Sektor Sektorstruktur Kenia Der Hortikultur-Sektor umfasst den Anbau von Gemüse, Obst, Nüssen und Blumen. Er ist wichtiger Sub-Sektor der Landwirtschaft und trägt mit 21% zu den gesamten landwirtschaftlichen Exporten bei; die Landwirtschaft insgesamt erwirtschaftet 30% des landesweiten BIP und ist Arbeitgeber für 80% der Beschäftigten in Kenia. Neben Hortikultur sind die Milchwirtschaft und die Teeindustrie die Säulen der Landwirtschaft. Abbildung 22: Nüsse; 3% Hortikultur-Produktion 2012 (Anteile an der wertmäßigen Produktion) Blumen; 18% Obst; 28% Sonstiges; 2% Gemüse; 48% Quelle: HCDA and USAID, Horticulture validated Report 2012 Die Hortikultur-Wirtschaft entwickelt sich recht dynamisch: So ist die Produktion im Zeitraum 2010-2012 um 65% gestiegen, nämlich von 7,6 Mio. Tonnen auf 12,6 Mio. Tonnen. Da im gleichen Zeitraum die Anbaufläche nur um 15% gewachsen ist, resultiert der Produktionszuwachs offensichtlich aus einem höheren Ertrag pro ha. Die Exporte sind wertmäßig zwischen 2010-2012 um 55% gestiegen. Den größten wertmäßigen Anteil an der Produktion hat Gemüse (48%), gefolgt von Obst (28%) und Blumen (18%). In Bezug auf das Gewicht (in Tonnen) verschiebt sich das Bild: Während die Blumenproduktion nur einen Anteil von 7% hat, betragen die Anteile von Gemüse und Obst 48% bzw. 41%. Auch wenn sich der Hortikultur-Sektor gut entwickelt, muss er auf dem internationalen Markt mit wachsender internationaler Konkurrenz kämpfen. So ist Ecuador zu einem starken Wettbewerber bei Schnittblumen herangewachsen; Ägypten macht Kenia im Bereich grüner Bohnen und Süßkartoffeln vor allem auf dem EU-Markt Konkurrenz. Herausforderungen, mit denen sich kenianische Farmer auseinandersetzen müssen, sind vor allem relativ hohe Lohnkosten: Während die Arbeitskosten in Tansania ca. 1,4 USD/ Tag betrugen, mußten kenianische Farmer rd. 2,7 USD für eine Arbeitsstunde zahlen, also fast den doppelten Betrag. Berücksichtigt man, dass die Arbeitskosten 35-45% Anteil an den gesamten Betriebskosten haben, sind die hohen Lohnkosten auf jeden Fall ein großer Wettbewerbsnachteil. Der Übergang zu arbeitssparenden Produktionsweisen, z.b. durch Mechanisierung und Einsatz effizienter Landmaschinen, wird daher immer wichtiger. Dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt ist vor allem die Blumenindustrie, die fast ihre gesamte Produktion exportiert. In 2012 wurden Blumen im Wert von 42,9 Mrd. KSH exportiert, das waren annähernd 50% aller Hortikultur- Exporte. BLUMEN Die Blumenindustrie Kenias hat sich vor allem zwischen 1988 und 2009 stark entwickelt, wie auch Abbildung 23 zeigt. Seitdem ist das Wachstum abgeflacht, mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 1-2%. In 2013 wurden 124.858 Tonnen Blumen exportiert, ein Plus von 1,1% gegenüber dem Vorjahr. Ähnlich wird sich der Sektor auch in den nächsten 5 Jahren entwickeln: Für diesen Zeitraum wird ein Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Blumen von 5% prognostiziert. Der 50

Blumensektor hat große volkswirtschaftliche Bedeutung: Nach Angabe des Kenya Flower Council sind ca. inzwischen eine halbe Million Menschen in der Blumenindustrie tätig. Abbildung 23: Kenias Blumenexporte Quelle: German Energy Desk/ Badelt (2014), zusammengestellt auf Basis von Informationen auf der Website des Kenya Flower Council, http://www.kenyaflowercouncil.org/index.php/2013-03-24-08-12-08/floriculture-in-kenya Mehr als die Hälfte der Blumen sind Rosen. In Deutschland strammt mittlerweile jede dritte Valentinsrose aus Kenia. In 2012 wurden insgesamt 83.990 MT Rosen auf einer Fläche von 2.164 ha geerntet. Insgesamt gibt es in Kenia ca. 150 registrierte Blumenfarmen, davon sind 50% (d.h. genau 72) Mitglied beim Kenya Flower Council. Ca. 50% der Blumenfarmen befinden sich in internationaler Hand, die meisten Besitzer stammen aus den Niederlanden und Großbritannien, sowie nachrangig aus Israel und Südamerika. Daneben gibt es Tausende von kleinen outgrowers. Der Sektor zieht immer noch neue Investoren an, sowohl ausländische als auch inländische. Relativ solide Infrastruktur, günstiges Klima ebenso wie recht produktive lokale Arbeitskräfte sind die am meisten genannten Gründe. Ausserdem gibt es etliche bestehende Farmen, die die Anbaufläche für Blumen auszuweiten planen, wie Gespräche mit einigen Farmen ergeben haben. In Gebieten wie Naivasha und Nakuru sind die Farmen recht stark untereinander vernetzt, was von Technologieanbietern bei der Verbreitung ihrer Lösungen genutzt werden kann bzw. sollte. Angesichts der Bedeutung des Sektors für die kenianische Volkswirtschaft wird viel getan, um international wettbewerbsfähig zu sein. Viele Blumenfarmen müssen Anforderungen besonders von europäischen Käufern an eine saubere, grüne Lieferkette, einschließlich der Einhaltung von sozialen und umweltfreundlichen Standards, gerecht werden. Daher hat der Kenya Flower Council einen Code of Conduct mit einem entsprechenden Auditierungs- und Zertifizierungswesen eingeführt. Der vom Kenya Flower Council (KFC) eingeführte Code of Practice und die entsprechende Zertifizierung von Farmen ist inzwischen international anerkannt; laut diesem Verhaltenskodex werden regelmäßig u.a. das Human Ressource Management (Sozialstandards), die Hygieneverhältnisse, landwirtschaftliche Praktiken, Produkt-Qualitätsmanagement, Umweltfreundlichkeit etc. überprüft. In diesem Zusammenhang wird mittels einem Carbon calculator der Carbon Footprint von einzelnen Blumenfarmen erfasst. Hiermit wird das Bewußtsein für klimafreundliche Produktion geschärft und ein guter Nährboden für das Thema Energieeffizienz geschaffen. Die Blumenfarmen haben hohe Management-Standards erreicht und bewegen sich auf recht hohem technischem Niveau; viele nutzen computergesteuerte Tröpfchen-Bewässerung und Belüftungssysteme für ihre Treibhäuser, Dünger- Recycling-Systeme, Abwasserbehandlungsanlagen etc. Mehr und mehr Blumenfarmen erwägen auch, in erneuerbare Energien zu investieren. Auf 2 Rosenfarmen (Simbi Roses und P.J. Dave) wurden Biogasanlagen mit einer Kapazität von 60 bzw. 100 kw als Pilotprojekt und auch mit Bezuschussung durch die kenianische Regierung installiert; seit 2 Jahren 51

in Mio. zeigen Rosenfarmen zunehmendes Interesse an Solar PV: Uhru (72 kw), Tambuzi (60 kw), Timaflor und Olij (100 kw) haben in entsprechende Systeme investiert. GEMÜSE & OBST Gemüse und Obst machen 76% an der wertmäßigen Produktion und sogar 89% an der mengenmäßigen Produktion (Tonnen) im gesamten Hortikultur-Sektor aus. Allerdings werden nur ca. 2-3% exportiert. Führende Exportgemüse sind Brechbohnen und Zuckerschoten; Exportfrüchte sind vor allem Mangos, Avocados und Passionsfrüchte. Abb. 25: Export Gemüse und Obst (in kg) 8 6 4 2 0 Abb. 24: Gemüse- und Obstproduktion (in Mio. MT) 4,6 4,6 2,8 2,9 2010 2011 2012 Gemüse-Produktion Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture validated report, 2012 6,1 Die Gemüseproduktion ist zwischen 2010 und 2012 um 14% auf 6,1 Mio. MT angestiegen. Kartoffeln, Tomaten, Kohl, Süßkartoffeln und Grünkohl allein machen hiervon 89% aus. Von den 134.000 Tonnen Gemüseexporten sind 23% verarbeitetes Gemüse. Tabelle 27: Gemüse-Produktion in Kenia, nach Gemüsearten (in `000 MT) 2010 2012 Wachstum 2012/2011 Kartoffeln 2.725 2.915 + 23,3% Kohl 761 684 +14,6% Tomaten 375 397-1% Süßkartoffeln 311 365 +21,7% Grünkohl 354 367 +6,1% Erbsen (Garden peas) 108 234 +134% Grüner Mais 4 111 +2200% Karotten 69 95 +30,1% Brechbohnen 37 44 +10% Stangenbohnen 5 31 +675% Butternut 7 21 +200% Süßer Pfeffer 6 17 +183% TOTAL 4.660 5.313 + 14% Quelle: HCDA/ Ministry of Agriculture, Horticulture Validated Report 2012 5,3 Obst-Produktion 300 250 200 150 100 50 0 79 32,5 35,7 123,8 78,4 65,4 37,1 45,1 38,3 30,6 92,2 103,4 2010 2011 2012 Gemüse, frisch Gemüse, verarbeitet obst, frisch Obst, verarbeitet 52