Fair Trade Siegel. Was ist Fairtrade? Eine Strategie zur Armutsbekämpfung

Ähnliche Dokumente
Einführung in den Fairen Handel

03 / Fairer Handel. Die Wirkung des fairen Handels und die Funktion von Fairtrade

Warum Fairtrade an meiner Schule?

Mustervortrag für die Arbeit in Kolpingsfamilien erstellt durch Bundesfachausschuß IV Verantwortung für die Eine Welt

FAIRTRADE-bananen. Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)

Hamburger Fair Trade Hochschulwettbewerb. Hamburg! Handelt! Fair! Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam für den Fairen Handel

iconomix-fachtagung 16 Workshop C Fairer Handel Zürich, 3. September 2016, Prof. Dr. Andrew Lee / Prof. Dr. Rolf Weder

Der Faire Handel in Deutschland Grundsätze. Wirkungen. Akteure.

Fairer Handel- was ist das?

FAIRTRADE. Was uns bewegt. Micha Vernetzungstreffen April 2014 Vicky Pauschert, Fairtrade International

Warum Fairtrade an meiner Schule? Sänger und Moderator Ben ist Pate der Fairtrade-Schools Kampagne und gab im Juni 2014 bei der Auszeichnung

FSC UND FAIRTRADE ZUKUNFT FÜR WALD UND MENSCH

Was ist Fairtrade? Produzenten. Selbstbestimmt in eine bessere Zukunft

Fairtrade-Gold. Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)

Who ist Who. Akteure und Struktur im Fairen Handel. Monika Vogelpohl. 1Ernährung

Fairer Handel: Nachhaltiges Wachstum trotz Krise

GROSSES TUN MIT EINEM KLEINEN ZEICHEN. FAIRTRADE. Eine Präsentation von FAIRTRADE Österreich FAIRTRADE IST WIRKUNGSVOLLE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

Fairtrade Town Sonthofen Beweggründe, Wege zur Anerkennung, Ziele

EZA Fairer Handel Die Alternative leben!

WEGWEISER FÜR DIE UMSTELLUNG AUF FAIRTRADE-PRODUKTE IN BILDUNGSEINRICHTUNGEN UND SCHULEN

Genuss mit gutem Gewissen

Machen Sie den Unterschied. Fairtrade zeichnet Ihre Produkte aus mit höchstem Anspruch an soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit.

Fairer Handel Schüler AB 6.2. Fairtrade

Fair Trade Town Bonn Mit Fairem Handel für mehr Gerechtigkeit

Fairer Handel Was ist das? Was macht MISEREOR? Was macht die GEPA? Was kann ich tun?

D e f i n i t i o n d e r i n t e r n a t i o n a l e n Dachorganisationen des Fairen Handels:

Entschließung des Bundesrates zur Befreiung von fair gehandeltem Kaffee von der Kaffeesteuer

Max Havelaar mit Blumen für mehr Fairness

Kleine Siegelkunde ~ >- -;:;- c:: t? 'tl ~ -.~~ /,., c (..

AKTIONSLEITFADEN Fairtrade-Universities

FAIRER WEINANBAU IN CHILE VIÑA CHEQUEN

Kapitalmarktforum 2014 Fairtrade in der Praxis - Wer sind die Gewinner? Vortrag von Dr. Richard Böger am 6. November 2014

Fairtrade Lebensmittel: Besuch im Weltladen Bad Nauheim. Von Elisa Klehm, Jasmin Glöckner & Natascha Tonecker

FAIRTRADE-kakao. Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)

AKTIV FÜR FAIRTRADE ALS GASTRONOM/IN & UNTERNEHMER/IN ALS FREIWILLIGE/R MITARBEITER/IN WAS KANN ICH NOCH TUN? EINFACH UND ÜBERALL AM ARBEITSPLATZ

Verlauf Workshop fairer Handel. a) Wieso sollen wir den fairen Handel überhaupt unterstützen

Fair handeln. OÖ Umweltkongress Gerhard Riess

Fairer Handel in Deutschland auch 2006 wieder auf Wachstumskurs

FAIRTRADE-blumen. Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)

100 Produkte aus fairem Handel

Aufbau von Projekten in Südländern (seit 2011 verstärkt mit Fokus auf Nüsse)

Leitfaden fair einkaufen

Kaffee aus Fairem Handel

Nachhaltiger Konsum Politik machen mit dem Einkaufskorb. Fairer Handel. von Norbert Pfütze (F.A.I.R.E. Warenhandels eg)

Fairtrade. Ein Gewinn für alle. HUGO JOSTEN setzt auf Bio-FAIRTRADE-Baumwolle und recyceltes Polyester!

Wie fair ist unsere Sportbekleidung? Das Beispiel Fußbälle

Nachweise und Bieter das Bsp. Textilien und Bekleidung

Bei Produkten, bei denen physische Rückverfolgbarkeit nicht garantiert werden kann, wird dies auf der Verpackung transparent kommuniziert:

Fair Trade: Ein konkreter Beitrag an die Umsetzung der Menschenrechte

Soziallabel als Entscheidungshilfe für Beschaffer: Eine Übersicht Uta Umpfenbach, DEAB e.v.

Eine Welt, Unsere Welt. Judith Krauß Institut für Entwicklungspolitik (IDPM) Universität Manchester, Großbritannien

Die vielen Wege des Fairen Handels - Aktuelle Strömungen und Entwicklungen und die Realitäten der Handelspartner

Fairtrade-Standards Entwicklung, Inhalte & Kosten

:WAS IST EIGENTLICH FAIR AM FAIREN HANDEL?

Feststellungsprüfung Deutsch als Fremdsprache. Hörverstehen. Fairer Handel

Faire Bälle für Friedrichshain-Kreuzberg. AK-Mädchensport Friedrichshain-Kreuzberg Juliane Kühnrich

Fair gewinnt! Wir setzten uns für fair gehandelte Produkte in der Lagerküche ein. Ein Leitfaden für PfadileiterInnen.

Fair! Fairer Einkaufsführer Esslingen. esslingen.de/fairerhandel. Wir unterstützen den Fairen Handel in Esslingen. Sprechen Sie uns darauf an!

Fairer Handel am Beispiel Kaffee. TransFair e.v. 2012

Kriterien des Fairen Handels.

Wofür steht eigentlich...?

Sozialsiegel als Entscheidungshilfe für Beschaffer: Eine Übersicht Uta Umpfenbach, DEAB e.v.

FAIRTRADE Österreich und das Klimabündnis Niederösterreich freuen sich über eure Einreichungen und stehen gerne unterstützend zur Verfügung!

handeln, nachhaltig produzieren.

LOHAS und Branding bei Max Havelaar wie reagiert ein Label auf eine neue Zielgruppe?

Wegweiser für interessierte Unternehmen

Kennzeichnung Fairtrade-gesiegelter Produkte

Fairer Handel und Entwicklungszusammenarbeit ROSTOCK

Fact- Sheet Der Faire Handel in Deutschland

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Lebenssituation von Kleinbauern Arbeitsblatt

Genossenschaften gestalten Entwicklung. Oikocredit Austria

Texte III IV. 2/3 Metaphern im Alltag- was ist eine Metapher? I, II B 6. 4 Wie im Himmel- Metaphern machen unsere Hoffnung stark

Internationale Kaffee-Einkaufspolitik

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Fairtrade Baustein für ein ethisches Konsumverhalten. Angelika Grote, TransFair e.v., , Uni Paderborn

Ecuador und Peru. Neue Marktchancen für Kleinbauern im Kaffee- und Kakaosektor

Die neuen Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker und Baumwolle. Mehr Absatzchancen für Produzentinnen und Produzenten

Fairtrade und Bio. Statement Fairtrade und Bio Stand: Januar 2011

GER_C1.0507S. Fair Trade. Learning Unit: Money matters Reading & Writing Level C1 GER_C1.0507S.

Eine Präsentation von FAIRTRADE Österreich FAIRTRADE IST WIRKUNGSVOLLE ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

Unsere Kaffee- Einkaufspolitik

Fairtrade weltweit in Zahlen

Fairer Handel-Gruppe. Anleitung Station Weltladen

Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen regionaler Bedeutung und globaler Wirtschaft. 05a / Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

in Sachsen-Anhalt Iwona Wojdyla / Stefan Giese-Rehm EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt e.v.

verfügen. Unser Glaube an Gottes Schöpfung zeigt uns Wege auf, die Erde mit andern zu teilen und ihr Sorge zu tragen.

Ich bin Genussmensch. Deshalb Fairtrade. Ich genieße, ohne anderen zu schaden im Gegenteil: Der Genuss von fair gehandelten Produkten tut Gutes.

Fair Trade Town. Eine Kampagne für den Fairen Handel und für mehr Nachhaltigkeit in Gemeinden

Gerechte Arbeitsbedingungen. nachhaltige entwicklung. Fairer Handel. JeT

Fairtrade. Weitere Informationen zu Fairtrade finden Sie unter

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Fair Trade pro-contra.at

FAIRTRADE HANDEL NEU DENKEN. Fairtrade - HANDEL NEU DENKEN 1

WEGE AUS DER ARMUT. "Dein Hunger wird nie gestillt, dein Durst nie gelöscht, du kannst nie schlafen, bis du irgendwann nicht mehr müde bist"

Über die Autorin... I. Vorwort... III. Was sagt ein Label aus?... 7

Unternehmerische Verantwortung in der internationalen Lieferkette am Beispiel GREIFF Mode GmbH & Co KG

Fairtrade Deutschland - Fairer Handel als Beispiel für die Umsetzung von Sozialstandards

Fair Trade. Ein (un )eigennütziges Unternehmenskonzept? 20. September Volkmar Lübke, Vorstand TransFair e.v. IHK Berlin

Transkript:

Fair Trade Siegel 1992 startete der gemeinnützige Verein TransFair seine Arbeit mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch den Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Als unabhängige Initiative handelt TransFair nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. Neue Partner gewinnen TransFair setzt sich dafür ein, weitere Partner und Unterstützer für den Fairen Handel durch Marketing-, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen. Die Standards des Fairen Handels entsprechen den internationalen Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). Rund 30 Mitarbeiter arbeiten im Kölner TransFair-Büro an der Verwirklichung der Fairhandels-Ziele. Der von der Mitgliederversammlung gewählte Vorstand trägt die Verantwortung für die Umsetzung der politischen und strategischen Leitlinien. Was ist Fairtrade? Eine Strategie zur Armutsbekämpfung Bauern in Afrika, Lateinamerika und Asien erhalten durch Fairtrade-Standards, die unter anderem eine Fairtrade-Prämien vorschreiben, die Möglichkeit, ihre Dörfer und Familien aus eigener Kraft zu stärken und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Fairtrade-Kleinbauern und -Arbeiter und Arbeiterinnen erhalten eine Stimme, werden wahrgenommen und treffen selbstbestimmte Entscheidungen.

Marktzugang und direkte Handelsbeziehungen Fairtrade-zertifizierte Bauern-Kooperativen und Plantagen erhalten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen. Fairtrade ermöglicht Kleinbauern aus benachteiligten Regionen des Südens den Marktzugang in den Norden und fördert langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Angestellte auf Plantagen bekommen im Minimum den gesetzlichen Mindestlohn und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahlten Urlaub und sozialer Vorsorge. Fairtrade stärkt Familien im Süden Fairtrade beinhaltet als einziges Sozial-Siegel eine verbindlich festgelegte Fairtrade- Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Die Prämie fließt direkt von jedem Einkauf auf ein separates Prämienkonto der jeweiligen Produzentenorganisation oder der Plantage. Kleinbauern und Arbeiterinnen entscheiden selbständig und demokratisch darüber, welche Projekte sie mit der Prämie realisieren. Dies können zum Beispiel der Bau von Trinkwasserbrunnen und Schulen, Umstellung auf biologischen Anbau oder subventionierte Arztbesuche sein. Fairtrade stärkt die beteiligten Menschen im Süden, bietet bessere und mehr Möglichkeiten für Frauen und Männer. Rund 1,2 Millionen Menschen in Lateinamerika, Afrika und Asien sind in das Fairtrade-System eingebunden. Mit den Familienangehörigen profitieren über 6 Millionen Menschen direkt vom Fairen Handel mit Fairtrade-Siegel. Warum Fairer Handel? Bauernfamilien und Plantagenangestellte in den so genannten Entwicklungsländern leben unter dem Druck des Weltmarktes, der schwankenden Preise und des ausbeuterischen lokalen Zwischenhandels. Die Folgen reichen von Verschuldung über Arbeitslosigkeit bis zu Verelendung. Alternativen zur angestammten Produktion gibt es häufig nur wenige und diese beinhalten leider auch Drogenanbau, Prostitution, Kinderarbeit, Flucht in die Elendsviertel der Großstädte oder Emigration. Fairtrade bietet über einer Million Menschen einen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale.

Welcher Teil des Preises, den wir für Fairtrade-Produkte bezahlen, geht an die Produzenten? Fairtrade-Mindestpreis und Fairtrade-Prämie verstehen sich nicht als bestimmter Prozentsatz des End-Handelspreises, der zwischen Produkthersteller und Einzelhandel ausgehandelt wird und den die Verbraucherinnen und Verbraucher im Laden bezahlen. Das Fairtrade-Siegel garantiert, dass die Produzenten- Organisationen einen festgelegten Mindestpreis sowie eine Fairtrade-Prämie zur Finanzierung von Gemeinschafts-Projekten erhalten. Die festgelegten Fair-trade- Preise gelten für den Verkauf des Produktes von der Produzentenorganisation an das nächste Glied in der Handelskette (üblicherweise den Exporteur oder Importeur). Der Fairtrade-Mindestpreis deckt die Kosten einer Produktion unter nachhaltiger Anbauweise. Wie entsteht der Preis für ein Fairtrade-Produkt? Zusätzlich zu den Rohproduktpreisen fallen für den Händler weitere Kosten an. Diese sind zum Beispiel Ausgaben für Verpackung, Versand, Vertrieb oder Werbung. Jeder Hersteller erstellt dann seine individuelle Produktkalkulation, die sich nach der Kostenstruktur und der gewünschten Gewinnmarge richtet. Daraus errechnet sich dann der so genannte Einstandspreis für die Abgabe an den Handel. Der jeweilige Händler (oder die Handelskette) ermittelt unter Berücksichtigung der eigenen Kostenstruktur, einer Handelsspanne und der Mehrwertsteuer den Endverbraucherpreis. Die Unterschiede in den Endverbraucherpreisen werden durch die Beteiligung verschiedener Akteure an der Wertschöpfungskette sowie deren Marktverhalten beeinflusst. Dies gilt für alle Handelspartner, die sich im Wettbewerb befinden, und ist keineswegs ein Phänomen des Fairen Handels. TransFair hat keinen Einfluss noch Einblick auf die Preisgestaltung im Verkaufsregal. Kernanforderungen und Entwicklungskriterien Die Fairtrade-Standards bestehen aus Kernanforderungen ( core indicators ) und so genannten Entwicklungs-Indikatoren ( development indicators ). Die Kernanforderungen müssen von jeder Produzenten-Gruppe erfüllt werden, um die Fairtrade-Zertifizierung zu erhalten. Nach der ersten Zertifizierung müssen die Produzenten zudem die Entwicklungs-Anforderungen erfüllen. Diese sind weitergehender und haben unter anderem das Ziel, die Organisation und die Arbeitsbedingungen der Produzenten zu verbessern, aber auch langfristig wirkende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt umzusetzen.

Welcher Teil des Preises, den wir für Fairtrade-Produkte bezahlen, geht an die Produzenten? Fairtrade-Mindestpreis und Fairtrade-Prämie verstehen sich nicht als bestimmter Prozentsatz des End-Handelspreises, der zwischen Produkthersteller und Einzelhandel ausgehandelt wird und den die Verbraucherinnen und Verbraucher im Laden bezahlen. Das Fairtrade-Siegel garantiert, dass die Produzenten-Organisationen einen festgelegten Mindestpreis sowie eine Fairtrade-Prämie zur Finanzierung von Gemeinschafts-Projekten erhalten. Die festgelegten Fairtrade-Preise gelten für den Verkauf des Produktes von der Produzentenorganisation an das nächste Glied in der Handelskette (üblicherweise den Exporteur oder Importeur). Der Fairtrade- Mindestpreis deckt die Kosten einer Produktion unter nachhaltiger Anbauweise. Wie entsteht der Preis für ein Fairtrade-Produkt? Zusätzlich zu den Rohproduktpreisen fallen für den Händler weitere Kosten an. Diese sind zum Beispiel Ausgaben für Verpackung, Versand, Vertrieb oder Werbung. Jeder Hersteller erstellt dann seine individuelle Produktkalkulation, die sich nach der Kostenstruktur und der gewünschten Gewinnmarge richtet. Daraus errechnet sich dann der so genannte Einstandspreis für die Abgabe an den Handel. Der jeweilige Händler (oder die Handelskette) ermittelt unter Berücksichtigung der eigenen Kostenstruktur, einer Handelsspanne und der Mehrwertsteuer den Endverbraucherpreis. Die Unterschiede in den Endverbraucherpreisen werden durch die Beteiligung verschiedener Akteure an der Wertschöpfungskette sowie deren Marktverhalten beeinflusst. Dies gilt für alle Handelspartner, die sich im Wettbewerb befinden, und ist keineswegs ein Phänomen des Fairen Handels. TransFair hat keinen Einfluss noch Einblick auf die Preisgestaltung im Verkaufsregal. Eine Tabelle mit Mindestpreisen und Fairtrade-Prämien finden Sie auf der Website von FLO (Fairtrade Labelling Organizations International). Dort können Sie genau nachlesen, welchen Preis die Produzenten-Organisationen für Ihre Produkte erhalten

Warum enthalten einige Produkte den Hinweis, sie seien fair gehandelt, tragen jedoch nicht das Fairtrade-Siegel? Einige Organisationen engagieren sich seit vielen Jahren für den Fairen Handel. Viele dieser Organisationen gründeten sich lange bevor die Fairtrade-Zertifizierung überhaupt ins Leben gerufen wurde. Zum Teil bieten diese Unternehmen oder Organisationen auch Produkte an, für die es noch keine Fairtrade-Standards gibt wie zum Beispiel Kunsthandwerk. Fairer Handel oder fair gehandelt ist kein geschützter Begriff. Bei Produkten, die den Anspruch erheben, fair gehandelt zu sein, ist es wichtig genau nachzufragen, worauf sich dieser Anspruch gründet. Nur das Fairtrade-Siegel unterliegt unabhängigen Prüfungen und garantiert die Einhaltung festgelegter Standards. Wenn Sie sicher-gehen wollen, dass kleinbäuerliche Familien und abhängig Beschäftigte auf Plantagen ihre Produkte unter fairen Bedingungen verkaufen, halten Sie Ausschau nach Produkten mit dem Fairtrade-Siegel oder kaufen Sie im Weltladen ein! Warum gibt es keine kunsthandwerklichen Produkte mit Fairtrade-Siegel? Das System der Fairtrade-Zertifizierung wurde ursprünglich für Produkte des Rohstoffmarktes entwickelt. Es ist sehr schwierig, dieses Modell standardisierter Mindestpreise an kunsthand-werkliche und andere spezielle Produkte anzupassen. Denn die Situation kleingewerblicher Kunsthandwerker und Handwerker ist jeweils einzigartig. Kunsthandwerkliche Produkte bestehen oft aus verschiedenen Materialien und sind in ihren Produktionsprozessen und -kosten völlig verschieden. Die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) arbeitet jedoch zusammen mit der World Fair Trade Organization (WFTO) an möglichen Lösungen für ein Zertifizierungsprogramm im kunsthandwerklichen Bereich. In naher Zukunft wird es jedoch keine Fairtrade-Standards für kunstwerkhandliche Produkte geben, die die Grundlage für eine Fairtrade-Zertifizierung darstellen. Gleichwohl sind viele fair gehandelte kunsthandwerkliche Produkte ohne Fairtrade- Zertifizierung in den bundesweiten Weltläden erhältlich [www.weltladen.de]

Ökonomische Entwicklung Die Fairtrade-Standards schreiben für alle Produkte vor, dass ein Fairtrade- Mindestpreis und/oder eine Fairtrade-Prämie an die Produzenten ausgezahlt werden muss. Der Mindestpreis hilft den Produzenten-Organisationen dabei, dass durch die Einnahmen die Kosten einer nachhaltigen Produktion gedeckt werden. Die Prämie verbessert die Lebenssituation der Bauernfamilien, Plantagen-Arbeiter und - Arbeiterinnen und ihrer Dorfgemeinschaften, indem in Gesundheit, Bildung, Umwelt, Ökonomie usw. investiert wird. Dabei entscheiden die Bauern und Beschäftigten selber darüber, wofür die Prämie genau verwendet werden soll. Außerdem wird von den Händlern der Fairtrade-Produkte verlangt, dass sie den Bauern und Bäuerinnen eine Vorfinanzierung der Ernte ermöglichen, wenn diese darum bitten. So wird den Produzenten die Möglichkeit geboten sich weiterzuentwickeln und finanzielle Hürden zu überwinden. Gerade die ländliche Bevölkerung wird in ihrer ökonomischen Entwicklung gestärkt und dazu ermutigt, selber unternehmerisch zu handeln. Soziale Entwicklung Stärkung von Kleinbauern-Familien Kleinbauern, die am Fairtrade-System teilhaben wollen, müssen sich zu Organisationen zusammenschließen, um die Voraussetzung zu schaffen ihre Produkte am Weltmarkt zu verkaufen. Alle Mitglieder müssen demokratisch an den Entscheidungen der Organisation beteiligt werden und wenn möglich aktiv an ihr mitwirken. Transparenz ist eine wichtige Voraussetzung für die Organisationen und jede Art der Diskriminierung ist verboten. Bessere Bedingungen für Arbeiter und Arbeiterinnen Auf Plantagen geht es Fairtrade darum, durch die Standards soziale Rechte und Sicherheit am Arbeitsplatz der Beschäftigten zu fördern. Einige der wichtigsten Kriterien sind: Verbot von Diskriminierung, Möglichkeiten zur Weiterbildung, Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit, Tarifverhandlungen und Versammlungsfreiheit, die Arbeitsbedingungen müssen den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen, Sicherheit am Arbeitsplatz und Gesundheitsvorsorge müssen gewährleistet werden, die Verwaltung der Fairtrade-Prämie muss ermöglicht werden.

Die Ziele der Fairtrade-Standards Die Fairtrade-Standards werden dafür entwickelt, das Leben von Kleinbauern sowie Beschäftigten auf Plantagen, die in den ärmsten Ländern der Welt leben, nachhaltig zu verbessern. Bereits 1,6 Millionen Bauern, Bäuerinnen, Arbeiter und Arbeiterinnen in über 60 Ländern können heute vom Fairen Handel profitieren. Die wesentlichen Bestandteile und Aufgaben Der Fairtrade-Preis: Produzenten sollen einen Preis für ihre Rohstoffe bekommen, der ihnen hilft, die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu decken. Die Fairtrade-Prämie: Die Fairtrade-Prämie bietet den Produzentenorganisationen die Möglichkeit, in gemeinsame Projekte aus Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur zu investieren. Bei Bedarf soll den Produzentengruppen durch die Fairtrade- Standards eine Vorfinanzierung ermöglicht werden. Langfristige Handelsbeziehungen und bessere Einblicke der Produzenten in das Geschehen auf dem Weltmarkt. Durch klare Mindestanforderungen soll sichergestellt werden, dass die Produktionsweise und der Handel aller Fairtrade-zertifizierten Produkte verantwortungsvoll in Hinblick auf Soziales, Ökonomie und Umwelt erfolgen.