Sonder-Sitzung der Projektbegleitenden AG Revitalisierung der Schnellen Havel

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Transkript:

Büro für Ingenieurbiologie, Umweltplanung und Wasserbau Kovalev & Spundflasch Büro: 12623 Berlin, Hönower Straße 79 Büro: 99718 Oberbösa, Windmühle 1 Telefon: 030 / 270 190 99 Telefon: 036379 / 401 79 Telefax: 030 / 138 937 41 Telefax: 036379 / 467 09 Mail: info@umweltwasserbau.de www.umweltwasserbau.de Mail: biw-21@tonline.de 16.04.2012 Sonder-Sitzung der Projektbegleitenden AG Revitalisierung der Schnellen Havel Abstimmung einer Übergangslösung zur Wasserführung in der Schnelle Havel für 2012, ggf. 2013, Unterhaltungsmaßnahme Totholzumverlagerung Ort: Freiarche Zehdenick Datum: 16.04.2012, 9.30 13.00 Uhr Anwesende: Herr Bonny (WSA) Herr Dobes (LUGV) Frau Frensch (Planungsbüro) Herr Frodl (WBV) Frau Gerstädt (WSA) Herr Hoffmann (Naturschutzbeirat der UNB LK Oberhavel) Herr Keuchel (Naturpark Barnim Frau Dr. Kovalev (Planungsbüro) Herr Krummel (Landesforst) Herr Dr. Landgraf (LUGV) Herr Lehmann (Bürgermeister Liebenwalde) Herr Meinke (WBV) Herr Mücke (LK Oberhavel) Herr Moritz (Kreisanglerverband) Herr Raab (LK Oberhavel) Herr Rathenow (WSA) Herr Schönfelder (LUGV) Frau Seeger (LK Oberhavel) Frau Thierfelder (LK Oberhavel) Herr Ungar (WSA) Frau Konopatzki (WSA) Tagesordnung: - Einführungsvortrags durch Frau Dr. Kovalev Darstellung der aktuellen hydraulischen Leistungsfähigkeit der Schnellen Havel bezogen auf Sommer- und Winterzustände - Diskussion und Abstimmung einer Übergangslösung für die Wasserführung in der Schnellen Havel durch das Gremium - Demonstration der Totholzumverlagerung durch den WBV im Gelände 1

Herr Ungar und Herr Lehmann als Moderator begrüßen die Anwesenden, Herr Landgraf erläutert die Tagesordnung und nennt die Ziele der heutigen Veranstaltung: - Festlegung einer Übergangslösung der Wasserzuführung in die Schnelle Havel an der Freiarche in Zehdenick - Vor-Klärung des wasserrechtlichen Verfahrens für die endgültige Festlegung der Wasserführung Die Inhalte des Vortrages von Frau Kovalev werden im Folgenden kurz zusammengefasst. Die Folien des Vortrages mit den Abbildungen liegen dem Protokoll als PDF an und werden ins Internet (Googlesuche: LUGV, Schnelle Havel) eingestellt. Vortrag Frau Kovalev erläutert den aktuellen Stand der Gespräche mit dem WSA Eberswalde. Im Anschluss stellt sie die Wasserstände in der Schnellen Havel in Abhängigkeit von den Durchflüssen und der Jahreszeit (Winter ohne Kraut, Sommer mit Kraut) vor. In der Darstellung sind neben den Böschungsoberkanten auch die mittleren Geländehöhen (ca. 70% aller Flächen in der Aue über dieser Linie, d. h. nur die 30% Flächenanteile der feuchtesten Senken, Altarme etc. liegen darunter) sowie die Tiefstpunkte im Talraum dargestellt worden. Durch Herrn Dr. Pickert (MIL Brandenburg) wird ein Grundwasserflurabstand bei Grünland auf Moorboden von 0,4 m als Richtwert für die ordnungsgemäße Landnutzung nach guter fachlicher Praxis angegeben. Da die am niedrigsten gelegenen Flächen des Talraums überwiegend als Grünland genutzt werden, soll dies auch entsprechend mit den Wasserständen in der Schnellen Havel bei durchschnittlichen Witterungsverhältnissen gewährleistet werden. Da bisher keine Bodensondierungen im Talraum vorgenommen wurden, die Aufschluss über das Grundwassergefälle von den Flächen des Talraums zur SH hin geben könnten wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass im Zeitraum der Gründlandschnitte und Heuernten (Juni Oktober) mit Flusswasserständen im Bereich 0,4 m - 0,6 m unter der mittleren Geländehöhe der flussbegleitenden Feuchtgrünlandflächen hier optimale Bedingungen für die Landnutzung erreicht werden können. Dies wird in diesem Jahr durch entsprechende repräsentative Bodenuntersuchungen und durch die noch zu erstellende Wasserbilanz überprüft und die Empfehlung ggf. entsprechend angepasst. Aus dieser Darstellung hat das Planungsbüro folgende Empfehlung für die Übergangslösung in Bezug auf die regelmäßigen Durchflüsse in der Schnellen Havel abgeleitet: - Wintersituation: 1,5-2,0 m³/s November bis einschließlich Mai - Sommersituation: 1m³/s Juni bis einschließlich Oktober Die Wiesen ab Brücke Malz und unterhalb wurden in die Betrachtung nicht mit einbezogen, da diese hauptsächlich von den Abflüssen im Malzer Kanal und von der Stauhaltung Sachsenhausen abhängig sind. Diese Durchflüsse gewährleisten im überwiegenden Teil des Talraums ausreichende Vorflut für die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Mehr als 50% der Flächen des Talraums liegen deutlich über einen Meter über den angestrebten Flusswasserständen, so dass auf diesen Flächen eher wechselfeuchtes Grünland (als Pferde- oder Rinderkoppeln) oder Acker liegen. Die geringsten Abstände zwischen den errechneten Flusswasserspiegeln und den mittleren Geländehöhen liegen zwischen den Wehren Mayhof bis Neuholland und betragen zwischen 0,5 und 0,75 m. Die ermittelten Tiefstpunkte im Gelände (Altarme, Flutmulden) liegen hier teilweise noch unter den gerechneten Wasserspiegeln sowohl im Sommer als auch im Winter. Im hydraulischen Modell wurde mit geöffneten Wehrschützen gerechnet. Es zeigte sich, dass dabei im Winter an allen Wehren außer dem Wehr Mayhof und im Sommer an allen vier Wehren trotz vollständig geöffneter Schütze ein Rückstau auftritt. Die Aufhöhungen der Wasserstände oberhalb der Wehre betragen bei geöffneten Schützen und Abflüssen von 1 m³/s ca. 0,2 m und steigern sich bei Abflüssen bis 4 m³/s bis auf 0,5 m. 2

Aus den Gesprächen des Planungsbüros Kovalev mit den Nutzern hat sich ergeben, dass Winterhochwasser prinzipiell erwünscht sind. Die Einleitung von Winterhochwassern und deren Bedingungen soll in Abstimmung mit den Nutzern und Behörden festgelegt werden. Die sich an den Vortrag anschließende Diskussion wird im Folgenden wiedergegeben. Es soll verbindlich geklärt werden, welche Abflüsse in die Schnelle Havel in der Übergangsphase bei noch nicht erfolgter Gewässerunterhaltung und fehlendem Wasserrecht bei ausreichendem Wasserdargebot erfolgen sollten. Diskussion Herr Rathenow bittet darum, eine hydraulische Rechnung bei geöffnetem Wehr in Malz für die HW Situation im Sommer 2011 mit einem Abfluss von 30 m³/s durchzuführen, um zu sehen, wie weit der Rückstau dann in die Schnelle Havel reicht. Herr Frodl weist nachdrücklich darauf hin, dass unabhängig von der Diskussion neben den Abflüssen an die Schnelle Havel auch die Wasserrechte der Landwirte gewahrt werden müssen, d.h. die Einläufe in Höpen und bei Gut Seibt. Frau Gerstädt fragt nach, ob die 1,5 m³/s das gewünschte Minimum oder Maximum sind. Herr Landgraf antwortet, dass die Schnelle Havel lange Zeit nur Vorfluter war und jetzt eine dauerhafte Befüllung erreicht werden soll, 1,5m³/s sind dabei als Mindestwasserzustrom zu betrachten. Die Schnelle Havel soll von nun an wieder als bedeutendes Fließgewässer und nicht als landwirtschaftlicher Vorfluter behandelt werden. Die möglichen Zuflüsse sind vom Gesamtdargebot in Zehdenick abhängig. Dabei kann es realistischerweise für alle Wassernutzer wie auch für die Schnelle Havel in Wassernotzeiten zu Unterschreitungen der Zielmengen kommen. Regelmäßige Durchflussmessungen sollen zeigen, wie sich die Durchflüsse und Wasserstände in dieser Übergangsphase tatsächlich entwickeln. Dadurch kann auf veränderte Rahmenbedingungen besser reagiert werden. Herr Keuchel schlägt vor, die Naturwacht zu bitten, in den kommenden Monaten die Schnelle Havel regelmäßig bezüglich der Pegelstände und Abflüsse zu kontrollieren, um diese Rückkopplung an Hand verlässlicher und regelmäßiger Daten zu gewährleisten. Zusätzliche Eichmessungen durch das Planungsbüro sind geplant. 1 Herr Mücke betont, dass eine ausreichende Gewässerunterhaltung die Voraussetzung für höhere Durchflüsse ist. Frau Kovalev führt aus, dass die Vorschläge zu den für die Übergangsphase 2012 wünschenswerten Abflüssen sich an einer Situation ohne Gewässerunterhaltung orientieren. Der Zufluss sollte daher mit fortschreitender Umsetzung des Unterhaltungskonzeptes so angehoben werden, das die Zielwasserstände gehalten werden können (siehe oben). Das Modell wurde an Hand einer Abflusssituation mit Kraut geeicht und zeigt realistische Näherungswerte zur Wirklichkeit. Herr Landgraf sichert zu, dass bei nachweislichen Fehlern im Modell dieses korrigiert und die Durchflüsse entsprechend angepasst werden. Das Gremium der PAG wird regelmäßig über die aktuelle Situation informiert. Fr. Seeger fragt nach was passiert, wenn im Sommer zu wenig Wasser da ist und welche Rolle das WIN - Projekt Langer Trödel Finowkanal in diesem Zusammenhang spielt. Hr. Landgraf: laut Planfeststellungsverfahren verbraucht das Projekt Langer Trödel kein zusätzliches Wasser, ist also bezüglich der jetzigen Situation neutral. Für die Übergangslösung können außerdem nicht alle Extremsituationen festgelegt werden (Hochwasser, Niedrigstwasser). In diesen Fällen muss schnell reagiert und die Zuflusssteuerung entsprechend geändert werden. Allerdings treten diese nur in vergleichsweise kurzen Zeiträumen auf. Die restliche Zeit sollte eine möglichst kontinuierliche und schadlose Wasserführung erreicht werden. 1 Aktualisierungsvermerk: Notwendige Korrekturen bei der Zuflusssteuerung sollten durch eine direkte Informationskette (Naturwacht/Naturpark WBV WSA Zehdenick) schnell umsetzbar sein. 3

Hr. Ungar fragt, wann die Schnelle Havel vollständig abgekoppelt gewesen ist. Herr Rathenow erklärt dazu, dass zuletzt im Jahr 2003 ca. 4 Monate lang so gut wie kein Wasser mehr durch das Gewässer floss und zum großen Teil nur noch Pfützen zwischen Schlammbänken zu erkennen waren. Hr. Keuchel fragt, ob auch höhere Winterabflüsse eine Berücksichtigung finden können. Die Landwirte haben ja einer bestimmten Regelung zu größeren Teilen zugestimmt. Leider sind heute keine Vertreter anwesend. Diese werden durch Herrn Mücke vertreten. Herr Frodl antwortet, dass im kommenden Winter der überwiegende Teil der Unterhaltungsmaßnahmen (Totholzumverlagerung) durchgeführt werden soll. Durch hohe Durchflüsse werden diese Arbeiten sehr erschwert bzw. unmöglich. Daher empfiehlt er, dieses Thema für den Winter 2012/2013 noch auszusparen. Hr. Schönfelder fasst zusammen, dass dies als Versuch zur Verfahrensweise gewertet werden kann. Die heute für das Jahr 2012 vereinbarten Abflussziele (1,5 2 m³/s für den Winterabfluss bzw. 1 m³/s für den Sommerabfluss) sind Probierwerte, die nicht gesetzlich festgelegt sind, sondern deren Korrektur kurzfristig im Dialog möglich sein muss. Der Wasser- und Bodenverband (WBV) dient dabei als Kommunikationszentrum. Da zu erwarten ist, dass die Wasserstände schon nach den ersten Totholzumverlagerungen unter die heute vorgestellten modellierten Werte fallen werden, muss durch schnelle Kommunikationswege eine möglichst unverzügliche weitere Annäherung der Abflusswerte an die aus ökologischer Sicht notwendigen Abflusswerte von hergestellt werden. Hr. Keuchel dringt außerdem darauf, kein weiteres Vertrauen bei den Landwirten zu verschenken. Deshalb müssen die für 2012 angestrebten Werte unbedingt den Landwirten kommuniziert werden. Warum werden die Werte erst im Juni gesenkt? Frau Dr. Kovalev erklärt, dass im Mai noch kein Krautstau zu erkennen ist, bis dahin sind die Durchflüsse unkritisch. Erst ab Mitte/Ende Juni entwickelt sich ein voller Krautstau, wenn ab 1. Juni die Abflüsse gesenkt werden, müsste dies für die Landwirtschaft ausreichen. Andernfalls würden im Mai nur noch sehr niedrige Wasserstände in der Schnellen Havel zu erkennen sein, wie dies bereits mehrfach von verschiedenen Seiten kritisiert wurde. Herr Raab fragt nach dem wasserrechtlichen Verfahren für die endgültige Festlegung der Ableitungsmengen i. V. m. den Stauzielen an der Freiarche in Zehdenick (Einleitung in die Schnelle Havel). Herr Landgraf berichtet, dass das LUGV bei der Oberen Wasserbehörde eine Anfrage nach dem grundsätzlichen Verfahren stellen will, um diesen Punkt rechtssicher für alle Beteiligten zu klären. Hr. Moritz rückt die Frage nach richtigen Winterhochwassern in den Vordergrund. Diese finden aus Rücksicht auf Landwirte nicht statt, was im Hinblick auf die Gewässerökologie und u.a. auf die Fischfauna nicht akzeptabel ist. Auch Herr Krummel plädiert für höhere Abflüsse im Winter, um den Grundwasserabsenkungen im Talraum entgegenzuwirken, für die Forst als ebenfalls wichtigen Landnutzer im Talraum wäre dies wichtig. Hr. Schönfelder erklärt aus gewässerökologischer Sicht, dass mittlere Winterabflüsse von 6 m³/s und außerdem auch noch deutlich höhere ausufernde Hochwasser langfristig angestrebt werden müssen. An solche Werte muss man sich jedoch aus Sicht der Wasserwirtschaft herantasten und eine Lösung zwischen naturschutzfachlichen Belangen und landwirtschaftlichen Interessen finden. Herr Schönfelder nennt im Folgenden Abflüsse, die aus gewässerökologischer Sicht angestrebt werden sollten: 1,5 m³/s als ökologisch begründetem Mindestabfluss 3 m³/s a als mittlerem Sommerabfluss (Juni Oktober) 6 m³/s als mittlerem Winterabfluss (November bis Mai) 9 12 m³/s als regelmäßigen winterlichen Hochwasserspitzen (Dezember Februar). Maßgabe ist jedoch die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Nutzung, d.h. für die zukünftigen Durchflüsse in der Schnellen Havel gelten neben den ökologischen Anforderungen folgende Bedingungen: Wasserdargebot Unterhaltungszustand der Schnellen Havel Abflussleistung des Profils in Abhängigkeit vom Winter- und Sommerzustand. 4

Die von Herrn Pickert genannten Grundwasserflurabstände für Moorböden mit Grünlandbewirtschaftung (0,4m) sollen als Richtwerte für die Modellierung der Profile und die Abflüsse auch in Zukunft aufrechterhalten werden. Fr. Seegers stellt die Frage nach dem Grund für die 5 m breite Fließrinne und danach, ob die Schnelle Havel wieder stärker mäandrieren soll. Hr. Schönfelder führt aus, dass die 5 m an Hand der Hydraulik als Kompromiss zwischen der gegebenen Gewässertiefe, dem regelmäßigen sommerlichen Wasserdargebot und den für die Fließgewässerorganismen erforderlichen Fließgeschwindigkeiten ermittelt wurden. Das Ergebnis (1,5 m³/s) ist ein Richtwert der dauerhaft einzuhalten sein wird, um ausreichende Strömungsbedingungen für den Fließgewässertyp 15g (großer sandgeprägter Fluss des Tieflands) und dessen Organismen zu bieten dies ist eine ökologische Mindestanforderung. Ein mäandrierendes Längsprofil mit ca. doppelter Lauflänge gegenüber der Tallänge (Sinuosität = 2) ist ein Entwicklungsziel. Abschnittsweise entspricht der aktuelle Windungsgrad schon dem Entwicklungsziel. Altarmanbindungen sind aufgrund des ohnehin geringen Gefälles nur in einigen Fällen geplant. Es sollen deshalb nur ca. 5 6 Altarme (2 am Wehr Krewelin, 2 bei Höpen, 1 2 im Südteil) angeschlossen werden. Vorrangiges Ziel ist vielmehr, die Fließgeschwindigkeiten wieder herzustellen bei denen (bei Hochwasser) Mäanderbildungen eigendynamisch voranschreiten, bis das Laufgefälle so flach ist, dass sich die Seitenerosion abschwächt. Herr Lehmann betont, dass laut Entwurf der Schutzgebietsverordnung das Befahren des Gewässers ab Liebenwalde abwärts zulässig ist. Herr Dobes unterstreicht die Forderung der für die NSG-Ausweisung zuständigen Behörde, dass nämlich im Nordteil u.a. wegen des Verbotes gegenüber dem Kanusport nur die Bäume entnommen werden sollten, die wirklich ein Fließhindernis darstellen. Frau Thierfelder fragt nach, wer das Wasserrecht erhält und dieses umsetzt. Herr Landgraf: Eine denkbare Lösung wäre es, das Wasserrecht dem WBV zu übertragen. Dieser könnte sich dann mit dem WSA (Herr Ungar) abstimmen. Zusammenfassung der Abstimmung (Hr. Landgraf) - Abgestimmt wurden als Übergangslösung konkrete Zielwerte für die Zuflussteuerung an der Freiarche in Zehdenick. Diese Übergangslösung gilt bis zum Inkrafttreten eines Wasserrechtes. - Sommerzufluss (Juni bis September) > 1 m³/s - Winterzufluss (Oktober bis Ende Mai) 1,5-2 m³ - Die Werte stellen Mindestwerte dar. Diese müssen bei entsprechenden Witterungseinflüssen jederzeit änderbar sein - Zuflussänderungen in Abhängigkeit der tatsächlichen Wasserstände (Hochwasser) veranlasst der WBV beim WSA (Herr Ungar) bzw. erfolgen in Abstimmung mit den Teilnehmern der Projektbegleitenden AG. - Der Durchfluss in der Schnellen Havel wird an den Zielwasserständen der Pegel orientiert. Die Naturwacht prüft die Pegel und meldet ggf. Änderungsbedarf an den WBV. Eine Information darüber erfolgt an die Mitglieder der PAG. - Die Wehrstellungen an der Freiarche mit den daraus abgeleiteten Zuflüssen werden durch Stichtagsmessungen des Durchflusses in der Schnellen Havel ergänzt (Planungsbüro Kovalev) und ggf. die Wehrstellung angepasst.. - Alle betroffenen Landwirte werden im nächsten Schritt über dieses Abstimmungsergebnis informiert und um Hinweise gebeten. - Auf der nächsten PAG-Sitzung wird das Ergebnis der Hochwasserabstimmung im Winter vorgestellt. 5

Ergebnis der Vorführung Totholzumverlagerung durch WBV: - Die Totholzumverlagerung an Ort und Stelle ist mit dem vorgeführten Schreitbagger des WBV grundsätzlich möglich. - Es sollte möglichst in einem Arbeitsschritt das Holz angefasst und an den Ufern abgelegt werden. Die Ablage sollte möglichst unregelmäßig und auch im Wechsel auf beiden Uferseiten so erfolgen, dass ein mäandrierender Stromstrich von maximal 4-5 m Breite offen bleibt. - Zunächst sind im nahen Arbeitsumfeld alle Möglichkeiten innerhalb des Gewässers zur Ablage des Holzes zu nutzen. - Holz, das nicht an Ort und Stelle im Gewässer abgelegt werden kann, sollte als Holzreservoir für andere Gewässerabschnitte mit Verengungsbedarf vorgehalten werden. Eine Beseitigung sollte nicht erfolgen, da Holz zur Sohlsicherung an verschiedenen Abschnitten benötigt wird. - Stehendes Holz sollte nicht angetastet werden. - Der Unterhaltungskonzept-Entwurf wird im Ergebnis dieser Veranstaltung ergänzt. - Sturzbäume, die kein Fließhindernis darstellen, sind an Ort und Stelle zu belassen. Weiteres Vorgehen Das Planungsbüro Kovalev hat die Vorplanung für 20 Maßnahmen fertiggestellt. Dazu gehören 3 Altarmanschlüsse, Struktur verbessernde Maßnahmen südlich von Liebenwalde usw. Die Maßnahmenplanungen wird das Planungsbüro im Juni auf der PAG-Sitzung vorstellen. Anschließend wird interessierten Landwirten die Vorstellung der Maßnahmen angeboten. Die Sitzungstermine sind noch abzustimmen. Nachtrag zum Protokoll: Termin für die 3. PAG-Sitzung im Rathaus Liebenwalde: 12. Juni um 10 Uhr Termin für die Informationsveranstaltung für die Landwirte: 20. Juni um 10 Uhr im Rathaus Liebenwalde Die Einladungen mit Tagesordnung werden im Mai verschickt. Protokoll: Liane Frensch, Nicole Kovalev 6