Lichen sclerosus & unterer Urogenitaltrakt

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Transkript:

Lichen sclerosus & unterer Urogenitaltrakt Dr. med. Gröger Sabine Luzern 2. Mai 2015

Überblick Definition/Einführung Vorstellung Studie unklare Harnwegsinfektionen Urethralstriktur/-stenose

Definition Lichen sclerosus (LS) - chronisch verlaufende entzündliche (Autoimmun-) Erkrankung des äusseren Genitale (nie Vagina) - seltener auch ausserhalb Genitale (15%) - oft schubweiser Verlauf - Zerstörung elastisches Bindegewebe, Vaskulitis, gestörte lokale Immunabwehr - deutlich mehr Frauen (5-7fach) - objektiver Befund muss nicht mit subjektiven Beschwerden korrelieren

Einführung - oft diverse Begleitsymptome urogenital - Bei Frauen typisch: - Brennen - Jucken - Schmerzen beim Wasserlösen und/oder Geschlechtsverkehr - Gefühl Trocken/Wundsein - Häufiges Wasserlassen/Drang

Zusammenhänge? - Bei Frauen mit LS gehäuft? - Überaktive Blase (Dranginkontinenz) - Stressinkontinenz - Urethritis - Harnwegsinfektionen - Restharn/Blasenentleerungsstörungen - Painful Bladder Syndrom (PBS)/interstitielle Zystitis - Reizdarm - Chronische Darminfektionen - Genitalinfektionen - Schmerzen vulvär/beim GV (= Dyspareunie)

Vorstellung Studie NFKL Patients: - 1/2013 until 2/2014-81 patients Methods: Lichen Sclerosus: - standardised gynaecological examination - LS severity Score according to Günthert et al 2012

Lichen severity Score Nach Günthert et al. 2012

LUTS (Symptome des unteren Urogenitaltrakts): - validated German Pelvic Floor Questionnaire (Deutscher Beckenbodenfragebogen) - Bladder diary (Miktionsprotokoll) - standardised urodynamic examination in women with symptomatic LUTS (urodynamische Untersuchung)

Welche Inkontinenzformen gibt es? - Stressinkontinenz (stress urinary incontinence, SUI) - Dranginkontinenz (überaktive Blase, urge UUI, OAB wet/dry) - Überlaufblase (Inkontinenz bei chronischer Retention/ständig übervoller Blase z.b. infolge von Abflussstörungen) - Mischinkontinenz - andere Inkontinenzformen (neurogen, Fisteln,.)

Miktionsprotokoll

Urodynamische Untersuchung Ambulant, Dauer etwa 1.5-2 h, Ziel: Beurteilung der Harnblasenfunktion (Druck, Entleerung, Inkontinenz,...) 1. Anamnese, Akteneinsicht 2. Gynäkologische Untersuchung, ggfs. Vaginalabstriche 3. Urinstatus inkl. Urinkultur 4. Ggfs. Stresstest 5. Blasenfüllung und Messung mittels Katheter und Elektroden 6. Spontanmiktion auf speziellem Stuhl, Bestimmung Restharn 7. Ggfs. Blasenspiegelung (Zystoskopie) 8. Perinealultraschall, ggfs. Nierenultraschall 9. Auswertung und Besprechung Ergebnisse, ggfs. Therapievorschläge

Resultate Studie 41 von 81 Frauen (50,6 %) litten sowohl subjektiv als auch objektiv an Symptomen des unteren Urogenitaltraktes.

Resultate Studie 81 women with LS Mean Age 60.7 years LS only: LS & LUTS: Mean Age 53 years Mean Age 70 years Mean BMI 28 LS Score Mean 5/12

Lichen Sclerosus Patientinnen 30 7 23 SUI OAB RV Misch Andere 14% 4% 32% 50% Verteilung Inkontinenz Normalbevölkerung

Zusammenfassung Studie 1. Zusammenhang wahrscheinlich zwischen LS und Stressinkontinenz Dranginkontinenz Restharn 2. Kein nachgewiesener Zusammenhang Prolaps Painful bladder syndrome rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Es braucht weitere Studien mit einer grösseren Anzahl Patientinnen und einen Vergleich mit Normalbevölkerung um These zu verifizieren.

Fragen?

Harnwegsinfektionen Häufigkeit 5-20% bei Frauen (je nach Alter, Lebenssituation (SS, Diabetes, Menopause)) Typische Symptome - Algurie/Dysurie (Schmerzen/Brennen) - Pollakisurie (häufiges Wasserlösen) - ständiges Dranggefühl/imperativer Harndrang - Unterbauch/Flankenschmerzen - Hämaturie (blutiger Urin), trüber Urin

Typische Erreger

Harnwegsinfektionen Typische Therapie - Bei unkompliziertem HWI : Trinkmenge erhöhen, Analgetika (NRSA), selbstlimitierend - bei asymptomatischer Bakteriurie in Postmenopause ist Therapie umstritten. - Antibiotika : Fosfomycin (1d), Nitrofurantoin (5-7d), Aminopenicilline, Cotrimoxazol (3d) - viele Resistenzen auf Fluorchinolone/Cephalosporine

Harnwegsinfektionen - bei rezidivierenden HWI (> 2/Halbjahr bzw. >3/Jahr, CAVE Re-Infektionen!): - Erregerbestimmung - Resistenzgerechte Therapie - (uro)gynäkologische Untersuchung mit Vaginal/Urethralabstrichen - Zystoskopie

Harnwegsinfektionen Mögliche Prophylaxe - Verhalten : postkoitale Miktion, Trinkmenge, Hygiene - Cranberry (vermindert Anhaftung der Bakterien in Blase), Bärentraubenblätter, D-Mannose, Vitamin C - Hautpflege: Fettcreme, Östrogen - Aufrechterhaltung Vaginalflora - Prophylaktische oder postkoitale Antibiotikatherapie

- Orale Immuntherapie und Impfung - Urovaxom (Bakterienlysat E coli): CH - Solco-Urovac (E.coli, Proteus, Klebsiellen, Enterokokken) - StroVac (inaktivierte Keime von E. coli, Morganella, Proteus, Klebsiellen, Enterococcus), 3 Impfungen - Urvakol und Urostim - neuer Impfstoff (E.coli) noch in Entwicklung

Urethritis Typische Symptome - Algurie/Dysurie (Schmerzen/Brennen), v.a. NACH der Miktion - Pollakisurie (häufiges Wasserlösen) - Juckreiz, Rötung, selten Fluor urethralis Typische Erreger (häufig nicht nachweisbar) - Chlamydien - Ureaplasmen/Mycoplasmen - Gonokokken Auch durch Atrophie oder iatrogen (Blasenkatheter) möglich Therapie - Antibiotika (z.b. Doxycyclin 14 d) - ähnlich wie bei PBS : Tofranil, Lyrica, Cymbalta, Seroquel, Librax,...

Abakterieller HWI Bei Lichen sclerosus Patientinnen - Im Schub gelegentlich typische Symptome einer HWI ohne Bakteriurie eher im Sinne einer Inflammation Therapie : - Therapie LS - Viel trinken - NSAR (Ibuprofen o.ä.) - vorerst keine Antibiotika

Fragen?

Urethralstriktur/- stenose Meatusstenose/Striktur (=Verengung der Harnröhre) - nur bei starken Beschwerden behandeln - kann zu Restharn führen, ggfs. Zu rezidivierenden HWI - Therapieoptionen: - Cortisontherapie lokal - Bougierung (=Aufdehnung) - Operation Urethrotomie (=Harnröhrenschlitzung)

Fragen?

VIELEN DANK! Literatur auf Anfrage bei der Referentin