Predigt am n. Trinitatis 1. Mose 28, 10-19a - Gen 28, 10-19a

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Transkript:

Predigt am 30. 8. 2013 1 14. n. Trinitatis 1. Mose 28, 10-19a - Gen 28, 10-19a Abspielen der Rede von Martin Luther King: I have a dream ab ca. 11.30 (je nach Vorspann) I have a dream. Diese Worte aus einer weltbekannten Rede, die in dieser 50. Jahrestag gefeiert hat.»ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihrer Überzeugung ausleben wird: Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: Alle Menschen sind gleich erschaffen. Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und in der Hitze der Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt wird. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. Ich habe heute einen Traum!«Diese Gedanken des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King sind bis heute bewegende Gedanken, die immer wieder Menschen ansprechen. Es ist ein Traum, der in der Wahl des

2 schwarzen amerikanischen Präsidenten ein Stück Erfüllung gefunden hat, aber in der Wirklichkeit des Lebens immer noch ein Traum ist. Noch immer werden Schwarze von Weißen anders behandelt, wird den Weißen eher recht gegeben, auch wenn sie einen unschuldigen Schwarzen bei einer Nachbarschaftspatrouille erschießen. Noch immer gibt es auf der ganzen Welt Diskriminierungen, die dieser Traum im Blick hat, Menschen gehen gegen Menschen vor, weil aus der jeweiligen Sicht des anderen das Gegenüber nicht würdig ist zu leben. All die heutigen Kriege im Nahen Osten oder anderswo, alle Gewalt in der Welt, alle Unterdrückung von Menschen lebt davon, dass Menschen das nicht begreifen, was Martin Luther King für die schwarzen Mitbürger seines Landes gefordert hat: die Anerkennung der Gleichheit, die in Gott begründet liegt. Träume sind Schäume sagt der Volksmund. Aber war und ist dieser Traum etwas, was in sich zusammenfällt, wie Schaum in der Badewanne? Martin Luther King hatte diesen großen Traum von der Veränderung der Welt. Es war ein gesellschaftlicher Traum, einer, der angesichts der Realität fast utopisch klang. Eine jahrhundertealte Tradition der Abgrenzung von Schwarz und Weiß sollte überwunden werden. Und es war ein schwerer Weg, wie er selber sagte: es war ein Weg begleitet von persönlichen Angriffen, von Gewalt gegen die Person. Dieser Weg war begleitet von Gefängnisaufenthalten bei denen das Wachpersonal gewiss nicht zimperlich mit den Schwarzen umgegangen ist. King wusste um diesen schweren Weg und

3 die massiven Widerstände, diesen Traum lebendig werden zu lassen. Und doch hat er sich nicht beirren lassen. Er hat diesen Traum ausgesprochen, hat ihn laut gemacht und hat ihn sich selber als Ziel vor Augen gemalt. Und er ist für diesen Traum am Ende sogar gestorben. Aber der Traum blieb. Was hat Martin Luther King so stark gemacht, diesen Weg zu gehen? Ich denke, dass es vor allem sein Glaube war, der ihn stark gemacht hat. Der Baptistenprediger King wusste sich verbunden mit einer Wahrheit, die nicht aus ihm selber kam, sondern die er aus Gottes Hand empfangen hat. Er vertraute darauf, dass Gott die Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe annimmt und sie mit seiner Liebe bedenkt. Und er zog daraus die Schlussfolgerung, dass es deshalb auf dieser Welt keine Ungerechtigkeit geben darf. Es darf kein besser und schlechter geben, nur weil jemand eine andere Hautfarbe hat, eine andere Herkunft. Aus seinem Glauben nährte sich sein Traum von den miteinander spielenden schwarzen und weißen Kindern. Daraus nährte sich sein Traum von der Nähe von früheren Sklaven und früheren Sklavenhändlern. Daraus nährte sich sein Traum vom Tisch der Brüderlichkeit, vom Tisch der Geschwisterlichkeit. Der christliche Glaube stärkte ihn in dem Bewusstsein, hier bin ich auf dem richtigen Weg. Das ist der Weg, den Jesus gegangen ist, den ich jetzt auch gehe. Dafür lebe ich, dafür setze ich mich ein. Und der Glaube gab ihm die Stärke, diesen Weg zu gehen, auch wenn er dafür wenige Jahre später sein Leben lassen musste.

4 Es gibt ein Lied das heißt: Dreams are my reality. Träume sind meine Wirklichkeit. Man kann gewiss nicht nur aus Träumen leben, sonst verliert man den Bezug zur Realität. Aber ich behaupte, man kann auch nicht nur aus der Realität leben, man braucht auch Träume, die das Leben übersteigen, die uns anspornen, das eigene Leben lebendig zu halten, es letztlich zu unserem eigenen Leben zu machen. Martin Luther King war ein Realist. Er wusste, wie schwer dieser Weg sein wird, die Gerechtigkeit zwischen Schwarz und Weiß herzustellen. Er wusste welche Widerstände ihm entgegenstehen werden, mit welchen Widerständen er kämpfen musste. Doch er ließ sich nicht einschüchtern dadurch, sondern ging seinen Weg zielstrebig weiter. Er tat das in dem Bewusstsein, dass er einen Glauben in sich trägt, der genau dies zum Inhalt hat: vor Gott sind alle Menschen gleich. Das hat Jesus in seinem Leben vorgelebt, als er mit denen am Rande gegessen und getrunken hat. Der Glaube hat seinen Traum genährt, er hat ihm Kraft gegeben, er hat ihm die Hoffnung gegeben, dass sein Wirken nicht sinnlos ist, auch wenn er immer wieder Rückschläge erleiden musste. Und der Glaube hat seinem Traum die Stärke gegeben. Der Glaube hat ihn seinen gewaltlosen Weg gehen lassen. Der Glaube hat ihm die Kraft gegeben, sein Ziel unerschütterlich zu verfolgen. Und ich denke, der Glaube hat seinem großen Traum auch die Bodenhaftung gegeben.

5 Manchmal fragt man sich ja: warum soll ich eigentlich glauben? Was bringt mir der Glaube an Gott und an Jesus? Was bringt mir die Kirche? Ich behaupte, dass wir Menschen den Glauben brauchen, um unseren Lebensträumen den rechten Rahmen zu geben. Jeder von uns hat doch Lebensträume, jeder versucht sich sein Leben zu erträumen. Das können materielle Dinge sein, das können aber auch Ideen und Wünsche sein. Es kann mit uns selber zu tun haben, es kann mit anderen zu tun haben, es kann mit dem Leben in dieser Welt zu tun haben. Zunächst einmal sagt unser Glaube: du bist etwas ganz wichtiges und du darfst und du sollst dein eigenes Leben gestalten. Darum schau, was dir wichtig ist, was dich ausmacht. Zeig der Welt dein Antlitz, das anders ist als das der über 5 Milliarden Menschen neben dir auf dieser Welt. Gott spricht: Lebe dein ganz eigenes Leben, das ich dir geschenkt habe. Dazu ermutigt der Glaube, gerade in einer Welt, wo wir uniform sein sollen oder uns so sehr anpassen müssen, um in dieser Gesellschaft einen Platz zu finden. Gott ermutigt uns, das Eigene zu zeigen. Dann sagt der Glaube uns, du lebst nicht alleine, du lebst mit anderen. So mancher Traum ist sehr auf uns selber bezogen. Hauptsache ich, alles andere ist egal. Nur wer oben steht ist wer. Das gilt schon in der Schule, das wird sichtbar in der Wirtschaft und das setzt sich in vielen anderen Bereichen des Lebens fort. Ellenbogen sind gefragt, wenn es darum geht, seinen Platz zu erobern. Halt! sagt der Glaube. Du bist ein Gemeinschafts-Geschöpf, ein soziales Wesen, das, wenn es

6 allein bleibt, untergeht. Gemeinschaft erst gibt Kraft, insofern befragt der Glaube unsere Lebensträume danach, was macht das mit den anderen? Welche Auswirkungen hat das auf die Anderen? Schadet es oder fördert mein Traum mein eigenes und das Leben der Gemeinschaft? Und weiter sagt uns der Glaube: du bist nicht Gott, du bist Mensch, fehlerhaft und oft genug eigensüchtig. Wie Jakob, der seinen Bruder um sein Erstgeburtsrecht betrogen hat, der seinen Vater hintergangen hat. Und doch erlebt dieser Mensch, dass Gott mit ihm etwas zu tun haben will. Wir haben sie gehört diese alte Geschichte von dem Ort Bethel, dem Haus Gottes. Jakob übernachtet dort, als er vor der Rache seines Bruders flieht. Der ganze Lebenshalt ist ihm genommen, er musste seine Familie verlassen, war auf sich allein gestellt, in die Fremde geschickt. Er wusste aber eines: der Segen des Vaters liegt auf mir. Und dann war da dieser Traum: Engel, die die Himmelsleiter auf- und absteigen und Gottes Zuspruch: ich bin mit dir, sich will dich behüten, wo du hinziehst. Ich will dich nicht verlassen. Jakob hört diesen Zuspruch der Vergebung und damit den Auftrag seinen Weg im Sinne Gottes weiter zu gehen. Im Traum vernahm er diese Verheißung Gottes, er vertraute ihr, ließ sich auf sie ein. Und so wurde er zum Stammvater des Volkes Israel, zum Stammvater des Volkes Gottes, dem wir als Christen bis heute angehören. Jakobs Weg war damit nicht leichter. Auch auf seinem Weg lagen viele Steine, wie auch auf dem von Martin Luther King. Aber beide - und gewiss nicht nur diese beiden - haben dem

7 festen Vertrauen zu Gott Raum gegeben, haben sich nicht von dem Abbringen lassen, was diesen Glauben ausfüllte. Das Vertrauen zu Gott ist insofern eine Lebenshaltung, die sich nicht entmutigen lässt. Mögen auch so manche Träume in unserem Leben zerplatzen, mögen Lebensvorstellungen zunichte gemacht werden, der Glaube sagt: du bist damit nicht am Ende. Und sieht es noch so dunkel aus, es mögen Steine im Weg sein, die du alleine nicht beiseite bekommst, wie beim Grab Jesu. Aber da ist eine Kraft, die größer und stärker ist. Und aus dieser Kraft kannst du für dein Leben schöpfen, in dieser Kraft liegen neue Lebensträume für dich. Orientiere dich nicht an dem, was du siehst, sondern an dem was du erhoffst. Gerade wenn du am Ende bist, und merkst, du hast in dir selber und aus dir selber keine Kraft mehr, sagt der Glaube: da ist einer, der hat genügend Kraft für dich, er ermöglicht dir, dass du nach vorne schauen kannst. Der Traum des Jakob enthält den Zuspruch Gottes, der einem jeden von uns gilt. Der Traum des Martin Luther King enthält eine Konkretion, unser Vertrauen zu Gott nicht nur als persönliche Zusage zu verstehen, sondern gleichzeitig als Auftrag, diese Zusage menschlich werden zu lassen. Es ist kein unerfüllbarer Traum, es ist einer, der von Menschen immer wieder verdunkelt wird. Das Licht des Glaubens aber vermag ihn immer wieder ans Licht zu bringen. Amen

Orgelvorspiel 8 Lied: 455 Psalm 146-757 Eingangsliturgie Gebet: Gütiger Gott, du hilfst allen, die Beistand von dir erbitten. So bitten wir dich erfülle uns mit Glauben, Hoffnung und Liebe, auf das sie lebendig in uns sind als tiefes Vertrauen in dein Geleit, als Hinwendung zu den Menschen, als Lebensperspektive für den Weg in die Zukunft. Denn dadurch wollen wir dich loben und preisen. Das bitten wir durch Jesus Christus Lesung Röm 8, 14-17 Lied 365, 1-4 Lesung Gen 28, 10-19 Glaubensbekenntnis Lied 604,1-3 Predigt Lied 616 Abkündigungen Fürbittengebet Wir wollen in der Stille Gott danken für das, was er uns als Hilfe für unser Leben gesagt hat, und wollen ihn um Klarheit

9 bitten, wo wir noch nicht wissen, wie es weitergeht.wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich. Gott, wir danken dir für alle Menschen, denen du in Träumen begegnet bist und die diese Träume ins Leben gebracht haben. Lass uns träumen von einer besseren Welt und stärke uns darin, diese zu gestalten. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich Wir bitten dich für alle Menschen, die ihren Lebensträumen keinen Raum mehr geben können, weil so vieles sich in den Weg gestellt hat. Lass sie von dir her einen anderen Blick auf ihr Leben bekommen. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich Wir bitten für alle, die der Menschlichkeit Raum geben wollen und darin behindert werden, dass sie die Kraft haben daran festzuhalten, um für die Menschen ein besseres Leben zu erwirken. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich Wir bitten für alle, die sich für Frieden und Freiheit einsetzen, dass sie Erfolg haben. So bitten wir zur Zeit besonders für die Menschen im Nahen Osten, dass sie nicht in einen größeren Krieg hineingezogen werden, sondern die Region zum Frieden findet. Wir erbitten es von dir Gott, weil wir sehen, wie Menschen nur Gewalt vor Augen haben. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich Für uns alle bitten wir dich, lass dich sehen in unserem Leben, in unseren Träumen und unserem Alltag. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich Vaterunser

Segen 10 163 Abk: Godi Veranst.: