Tagung Artenreiches Grünland INA Vilm, 11. Oktober Qualitatives Grünlandmonitoring als Teil des HNV- und Ökosystem-Monitorings.

Ähnliche Dokumente
HNV Farmland Indikator

Aktueller Stand und weitere Entwicklung der bundesweiten Monitoring-Programme als Grundlage für ein umfassendes nationales Biodiversitätsmonitoring

Daniel Fuchs Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH, München

Aktuelle Grundgehaltssätze der Besoldungsordnung A im Bund und in den Ländern

Gewerbliche Unternehmensgründungen nach Bundesländern

Gewerbeanmeldungen nach Bundesländern

Naturschutzfachliches Monitoring in Deutschland eine Übersicht

Monitoring- und Biodiversitätserfassungsprogramme in Deutschland (auf Bundesebene)

[ P R E S S E - I N F O ]

Aktuelle Grundgehaltssätze der Besoldungsordnung A im Bund und in den Ländern

Themenschwerpunkt Pflanzenschutz & Biodiversität

Naturnahe Begrünungsmaßnahmen Nature oriented greening measures

Waldzustandsbericht 2008

Stand der Offenland-Biotopkartierung in Thüringen

DEUTSCHES SPORTABZEICHEN

Die Evangelische Kirche in Deutschland Die Gliedkirchen und ihre Lage in den Bundesländern

Übersicht der Grunddaten zu den Indikatoren C8-C11 (alle Daten mit dem Bezugsjahr 2004) C08 C09* C10 C11. Untersuchte. Proben pro 1.

Auswertung. Fachabteilung Entwicklung 1991 bis 2003 Kinderheilkunde -14,09% Kinderchirurgie -29,29% Kinder- und Jugendpsychiatrie 5,35% Gesamt -13,00%

1.493 Spielhallenkonzessionen Spielhallenstandorte Geldspielgeräte in Spielhallen

Gründungsstatistik des IfM Bonn im gewerblichen Bereich

Die Evangelische Kirche in Deutschland Die Gliedkirchen und ihre Lage in den Bundesländern

a) 8,56 b) 13,12 c) 25,84 d) 37,06 e) 67,01 f) 111,50 g) 99,04 h) 87,49

Kann erfolgsorientierte Honorierung zur Verbesserung des Grünlandschutzes beitragen?

Ergebnisauswertungen zu Die Slogans der Bundesländer

Erreichen von Bildungsstandards und Zusammensetzung der Schülerschaft:

Änderungstarifvertrag Nr. 5 zum Tarifvertrag über die Arbeitsbedingungen der Personenkraftwagenfahrer der Länder (Pkw-Fahrer-TV-L) vom 28.

STATISTISCHE BUNDESAMT (2017): STATISTIK DER KINDER- UND JUGENDHILFE

Schüler*innen in Förderschulen der Bundesländer

AUSBAU- UND GENEHMIGUNGS- SITUATION DROHT UNS DIE FLAUTE?

Wind- und Ertragsindex Report. für das. Jahr 2018

Spielhallenkonzessionen Spielhallenstandorte Geldspielgeräte in Spielhallen

Nutzung pro Jahr [1000 m³/a; Efm o.r.] nach Land und Bestandesschicht

Anzahl Krankenhäuser 2011 nach Ländern*

Die Evangelische Kirche in Deutschland Die Gliedkirchen und ihre Lage in den Bundesländern

Aktuelle Bürgel Statistik: Unternehmen mit Führungskräften über 65 Jahre in Deutschland

JÄHRLICHE STATISTISCHE GESAMTAUFSTELLUNG nach 30a Nr. 2 VOL/A

Erhaltung von Grünland in Rheinland-Pfalz

Wind- und Ertragsindex Report. für das. Jahr 2017

Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen 1990 bis 2025

Der Energiemix in Ostdeutschland Energiewende Quo Vadis oder eher Ubi est? Ein kritischer Beitrag zur gegenwärtigen Energie-Rohstoff-Diskussion

Änderungstarifvertrag Nr. 1 zum Tarifvertrag über die Arbeitsbedingungen der Personenkraftwagenfahrer der Länder (Pkw-Fahrer-TV-L) vom 1.

Bautätigkeitsstatistik

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) - Ziele, Konzepte und Maßnahmen

Der Arbeitsmarkt in Deutschland

Die WRRL-Umsetzung im bundesweiten Vergleich. NABU BGS Bonn, Dipl.-Geogr. Bettina Lange

25 bis 44 Jahre. 45 bis 64 Jahre. 65 Jahre und älter

Alter. 25 bis 44 Jahre. 45 bis 64 Jahre. 65 Jahre und älter

10 Schulzeit und Hausaufgaben

Papier und Pappe verarbeitende Industrie

Papier und Pappe verarbeitende Industrie

Änderungstarifvertrag Nr. 2 zum Tarifvertrag über die Arbeitsbedingungen der Personenkraftwagenfahrer der Länder (Pkw-Fahrer-TV-L)

IQB-BILDUNGSTREND 2015 HAMBURG IM LÄNDERVERGLEICH

Talent trifft Förderung.

Über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge 2013 in Deutschland angekommen!

Biodiversitätsindikatoren in der Evaluation der KULAP-Maßnahmen

Landwirtschaft und Biologische Vielfalt geht das zusammen?

Umstellungsförderung in der Landwirtschaft in den Bundesländern in den Förderperioden 2007 bis 2013 und 2014 bis 2020

WSI. Betreuungsquoten von Kindern. Kinder unter drei Jahren sind mit zunehmendem Alter häufiger in Tagesbetreuung GENDERDATENPORTAL.

Flächeninanspruchnahme für Energieinfrastruktur

!"#$%%& '%#'((%)%" *+, %!"#$%%

Berichterstattung über den Vollzug der GAK Tabelle 1.3 a: Förderung der Dorferneuerung und der Umnutzung - Ausgaben insgesamt

Fachtagung 10 Jahre HNV-Farmland-Monitoring am 13. September 2018 in Erfurt

Ungleiches ungleich behandeln!?! Modelle bedarfsorientierter Schulfinanzierung

Grafikanhang zur Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen

Papier verarbeitende Industrie

Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin 1999/2000: Anzahl registrierter Stellen und Maßnahmen im stationären Bereich - Stand:

Entwicklung und Umsetzung des nationalen Indikators Versorgung mit Grünflächen zur Bewertung der ÖSL Erholung in der Stadt

Regionale Prävalenzen des Diabetes mellitus in Deutschland

Armutsgefährdung in Ostdeutschland nach wie vor höher

Auswirkungen der Bildungsreform der neuen Landesregierung auf die duale Berufsausbildung

Druckindustrie. Tarifliche Grundvergütungen. Quelle: WSI-Tarifarchiv Stand: Januar 2015 WSI-Tarifarchiv. Kündigungstermin

Arbeitsmarkt in Niedersachsen im Jahr 2009

Statistische Berichte

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) August 2016 (Veränderung in % zum Vorjahr)

Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland

ANSÄTZE DER BIODIVERSITÄTSBEWERTUNG IM VERGLEICH.

Metall- und Elektroindustrie

Metall- und Elektroindustrie

Metall- und Elektroindustrie

Metall- und Elektroindustrie

Allgemeine. Grundgehalt monatlich. Stellenzulage/ Sonderzahlung Jahresbrutto inkl.

Windenergie im Wald: Verteilung nach Bundesländern

SERVICESTELLE UMF: QUALIFIZIERUNG UND NETZWERKARBEIT

SERVICESTELLE UMF: QUALIFIZIERUNG UND NETZWERKARBEIT

Entwicklung des deutschen PV-Marktes Auswertung und grafische Darstellung der Meldedaten der Bundesnetzagentur nach 16 (2) EEG 2009 Stand 31.1.

Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Kurzbericht zur Flächenentwicklung in NRW

FGE Schlei/Trave - Karte 1.1: Flussgebietseinheit - Überblick. Quelle: WasserBLIcK/BfG;

SERVICESTELLE UMF: QUALIFIZIERUNG UND NETZWERKARBEIT

KONJUNKTURBERICHT. Repräsentative Befragung von SHK-Innungsbetrieben zur konjunkturellen Lage. Zentralverband Sanitär Heizung Klima.

Besoldungsvergleich 2014 Stand: 2. April 2015

Bericht zur versichertenbezogenen Qualitätssicherung der BKK Pfalz

Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt in Sachsen-Anhalt im Jahr 2018 um 0,9 % gestiegen

Anzahl Krankenhäuser 2013 nach Ländern*

Bericht zur versichertenbezogenen Qualitätssicherung der BKK Pfalz

Verwilderndes Land? Perspektiven des ländlichen Raumes vor dem Hintergrund des agrarstrukturellen Wandels

3. Quartalsbericht 2001 für den stationären Bereich

Arbeitsmarkt in Sachsen. Pressegespräch 6. Januar 2012

Entwicklung des deutschen PV-Marktes Auswertung und grafische Darstellung der Meldedaten der Bundesnetzagentur nach 16 (2) EEG 2009 Stand 31.1.

2017 YouGov Deutschland GmbH

Transkript:

Tagung Artenreiches Grünland INA Vilm, 11. Oktober 2017 als Teil des HNV- und Ökosystem-Monitorings Daniel Fuchs

Ausgangslage 2008 In einzelnen Bundesländern findet z. T. schon seit Jahren Grünlandmonitoring statt. Auch im Rahmen der landesweiten Biotopkartierungen wird artenreiches Grünland (zum Teil) schon seit vielen Jahren erfasst. Einige Grünlandformen sind auch durch die FFH-Richtlinie geschützt, für die ein eigenes Monitoring vorbereitet wird. Ein bundesweites Monitoring des Grünlands oder überhaupt der Bedeutung von landwirtschaftlichen Flächen für den Naturschutz existiert nicht.

Begrifflichkeiten HNV Farmland High Nature Value Farmland Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert Flächen der Landwirtschaft, die aufgrund ihrer Nutzung eine hohe Biodiversität im allgemeinen oder bezogen auf bestimmte bedrohte Arten aufweisen.

Der Indikator in der EU-Agrarpolitik HNV Farmland gehört seit der Förderperiode 2007-2013 zum Indikatorensystem der EU-Landwirtschaftspolitik. Der Indikator soll dazu dienen, zusammen mit anderen Indikatoren die Wirkung des ELER zu überprüfen. Der HNV-Indikator ist definiert als der Anteil von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Flächen) an der gesamten Landwirtschaftsfläche.

Der Indikator in der EU-Agrarpolitik Quelle: Paracchini, M. L. et al. (2008): High Nature Value Farmland in Europe. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities

Der Indikator in Deutschland 2007: Prüfung vorhandener Datenquellen der Bundesländer und des Bundes auf Verwendbarkeit für HNV-Farmland- Indikator. 2008: Entscheidung des BfN und der Länder, ein eigenes Monitoringprogramm einzurichten; Entwicklung der Methodik. 2009: Erste Runde der Geländearbeiten, Ermittlung des Status quo (Anteil von HNV-Farmlandflächen an der Agrarlandschaftsfläche). Seit 2010: jährliche Wiederholungskartierungen auf einem Viertel der Flächen, alle zwei Jahre Meldung an die EU. 2017: Abschluss der dritten vollständigen Kartierungsrunde.

Methodik: Stichprobennetz Grundprogramm Von BfN und Stat. BA für Umweltbeobachtung festgelegt. Seit 2004 für Monitoring häufiger Brutvögel bundesweit verwendet. Grundprogramm: 1.000 Flächen à 100 ha. Erweitertes Programm: 2.496 Flächen (für vertiefte Aussagen auf Landesebene)

Methodik: Stichprobennetz erweitertes Programm Für HNV wurde Grundprogramm verwendet, einzelne Länder erweitern: Nordrhein-Westfalen, Saarland, Thüringen seit 2009, Schleswig-Holstein seit 2013, Alpen seit 2014, Sachsen-Anhalt seit 2016, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen seit 2017. Mit Stand Ende 2017 sind 1.326 Probeflächen im regelmäßigen Programm.

Methodik: Stichprobenfläche 1km² (Beispiel BW138) Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Methodik: im Gelände unterschiedene HNV-Typen

Methodik: Verwendung von Kenntaxa für Grünland

Methodik: Bewertung der Bestände nach Kennarten (Grünland, Äcker, Brachen, Streuobst-Unterwuchs) Stufe I: äußerst hoher Naturwert Stufe II: sehr hoher Naturwert Stufe III: mäßig hoher Naturwert I: 8 und mehr Kennarten II: 6 und 7 Kennarten III: 4 und 5 Kennarten

Methodik: Bewertung der Bestände nach Strukturkriterien (Landschaftselemente, Beispiel Hecken) Stufe I: äußerst hoher Naturwert Stufe II: sehr hoher Naturwert Stufe III: mäßig hoher Naturwert I: 8 und mehr Kennarten II: 6 und 7 Kennarten III: 4 und 5 Kennarten

Methodik: Erfassung im Gelände - Typen Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Methodik: Erfassung im Gelände - Wertstufen Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Beispiel: Fläche im Saarland (hoher HNV-Anteil) Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Beispiel: Fläche im Allgäu (niedriger HNV-Anteil) Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Entwicklung des HNV-Indikators 2009 bis 2016 Bei der vergleichenden Betrachtung der Hochrechnungsergebnisse muss beachtet werden: Hochrechnungen sind gleitende Mittelwerte. In den Indikatorwert für ein Jahr gehen immer auch Daten der drei Vorjahre ein.

Entwicklung des HNV-Indikators: Stichprobenfehler Ein HNV-Wert von 13 % mit einem Stichprobenfehler von 0,5 % ist in der statistischen Aussagekraft vergleichbar mit der bekannten Sonntagsfrage : ähnliche Zahl an Stichproben, ähnliche Größe des Fehlers.

Entwicklung des HNV-Indikators: Anteil von HNV-Farmland an der gesamten Agrarlandschaftsfläche HNV Fehler 2009 13,1 % 0,5 % 2011 12,4 % 0,5 % 2012 12,3 % 0,5 % 2013 11,7 % 0,4 % 2014 11,5 % 0,4 % 2015 11,4 % 0,4 % 2016 11,5 % 0,4 % 2009 zu 2016-11,9 %* (- 1,6 Prozentpunkte) 2015 zu 2016 1,0 % (0,1 Prozentpunkte) * fett gedruckte Werte sind statistisch signifikant (95-%-Vertrauensbereich)

HNV-Indikator: Verteilung auf HNV-Typen 2009

Entwicklung des HNV-Indikators: HNV-Anteil nach Typen Fl El Gr Ac Br 2009 9,1 % 4,0 % 5,6 % 1,6 % 0,8 % 2011 8,6 % 3,9 % 5,5 % 1,3 % 0,7 % 2013 7,8 % 3,9 % 5,3 % 0,9 % 0,6 % 2015 7,5 % 3,9 % 5,1 % 0,9 % 0,6 % 2016 7,6 % 3,9 % 5,2 % 0,9 % 0,6 % 09/16-15,9 % -2,6 % -7,7 % -44,1 % -27,3 % das entspricht einem Verlust von 85.200 ha HNV-Grünland

Entwicklung des HNV-Indikators: HNV-Anteil nach Wertstufen I II III 2009 2,3 % 4,5 % 6,3 % 2011 2,2 % 4,4 % 5,8 % 2013 2,2 % 4,4 % 5,1 % 2015 2,2 % 4,3 % 4,9 % 2016 2,2 % 4,3 % 4,9 % 09/16-2,0 % -3,7 % -21,4 %

Entwicklung des HNV-Grünlands nach Jahren und Wertstufen

Entwicklung des Grünlands zwischen den Wertstufen

Zwischenfazit: Grünlandmonitoring im Rahmen von HNV Mehrere Evaluierungen zeigen, dass die Kenntaxa für HNV- Grünland sehr gut mit anderen naturschutzfachlichen Kenngrößen korrelieren. Die Entwicklung von Anteil und Qualität des HNV-Grünlands können bundesweit im jährlichen Abstand eingeschätzt werden. Die Methode lässt sich problemlos auf andere räumliche Fragestellungen übertragen. Aus welchen Beständen HNV-Grünland entsteht und die Gründe für die Entwicklungen können nicht ausreichend gut bestimmt werden. Faunistische Gesichtspunkte werden derzeit nicht auf den Flächen untersucht.

Seit Oktober 2016: F+E Ökosystem-Monitoring Grundgedanke: auf den HNV-Probeflächen alle Biotope und Nutzungstypen kartieren. Neuentwicklung: bundesweit gültiger Biotoptypenschlüssel auf Grundlage der aktuellen Roten Liste mit vollständigen Bezügen zu allen Länderschlüsseln (Winter 2016/17). Neuentwicklung: browserbasiertes Eingabeprogramm (Sommer 2017) Erprobungsphase 2017: Kartierung von einigen Dutzend Stichprobenflächen in (fast) allen Bundesländern. Umsetzungsphase 2018: Kartierung von mehreren Hundert Probeflächen in allen Bundesländern.

Ökosystem-Monitoring: Erfassung aller Biotoptypen Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Ökosystem-Monitoring: Erfassung differenzierter Grünland-Typen Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Ökosystem-Monitoring: Erfassung vollständiges Arteninventar Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017

Ökosystem-Monitoring: Erfassung Strukturmerkmale Luftbild: GeoBasis-DE / BKG 2017