Die Gartendenkmäler der Stadt Zürich. Freibad Allenmoos

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Transkript:

Die Gartendenkmäler der Stadt Zürich Freibad Allenmoos

Das Freibad Allenmoos ist das erste Quartierbad in Zürich und wurde 1939 nach den Plänen der Architekten Max Ernst Häfeli und Werner Max Moser sowie des Gartenarchitekten Gustav Ammann erbaut. Sie lösten die Aufgabe so überzeugend, dass die Anlage weit über die Landesgrenzen hinaus grosse Beachtung fand und Vorbild für viele weitere Anlagen wurde. Die filigrane Pavillon architektur, die parkartige Gestaltung und der aus sergewöhn liche Baumbestand tragen massgeblich zur grossen Beliebtheit des Familienbades bei. Entstehung Zürichs erste offizielle Badeanstalten entstehen im 19. Jahrhundert am See, im Schanzengraben und an der Limmat. Durch die Ein gemeindungen und die damit verbundene enorme Zunahme der Stadtbevölkerung müssen jedoch neue Lösungen gefunden werden, die das Baden auch in see- und flussfernen Quartieren ermöglichen. Die Forderung nach sogenannten Quartierbädern wird laut. Die neuen Bäder sollen aber nicht nur der Erholung und Gesundheit dienen, sondern auch die zunehmend verdichteten Wohngebiete auflockern und durchgrünen. 1 Bunte Staudenbänder umfassen die Wasserbecken und vermitteln den Eindruck eines Gartens 1935 gewinnen die Architekten Max Ernst Häfeli und Werner Max Moser den Wettbewerb für den Bau des ersten Zürcher Freibades. Die Jury lobt das «Bestreben nach Ungezwungenheit» und die «originelle» Form der Badebecken. Für die Gestaltung der Aussenanlagen wird Gustav Ammann beauftragt. Anlässlich der Landesausstellung 1939 öffnet das neue Bad seine Tore und wird zu einem grossen Publikumserfolg. Anlage Die mehrheitlich einstöckigen Garderobenbauten stehen winkelförmig entlang des nördlichen und westlichen Grundstücksrands. Die grosszügige, zusammenhängende Grünfläche öffnet sich nach Süden und ist vom Quartier gut abgeschirmt. Die zwei grossen Bassins, eines für Schwimmer und eines für Nichtschwimmer, sind frei geformt. Sie liegen in sanften Mulden und sind gesäumt von breiten Bändern aus Blütenpflanzen und Sträuchern, was die Zugänglichkeit der Becken nur auf bestimmte Stellen beschränkt. Fein modellierte Liege- und Spielwiesen werden durch geschwungene Wege und locker eingestreute Baumgruppen gegliedert. Als grosser Pflanzenkenner pflanzt Ammann im Bad weit über hundert verschiedene Gehölzarten und schafft damit eine Art «Arboretum Zürich Nord». Er spielt bewusst mit Blattformen und -farben, Licht und Schatteneffekten. Sein erklärtes Ziel ist, dass das Allenmoos nicht nur dem Sport, sondern auch der Erholung für die ganze Familie dienen soll, was durch den parkartigen Charakter der Badeanlage zum Ausdruck gebracht wird. 2 Ammann hat durch die Verwendung spezieller und seltener Baumarten ein «Arboretum» geschaffen und damit den parkartigen Charakter des Bades begründet. Entwicklung 1955 Die Architekten Häfeli, Moser und Steiger erweitern die Anlage im Osten um ein Schul- und Sportbecken. Gleichzeitig wird das Bad um eine Liege wiese vergrössert, die aber in ihrer Gestaltung nicht an die Qualität der Anlage anknüpfen kann.

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1986/89 Das Bad wird 1986 in das Inventar der städtischen Denkmalpflege und 1989 in das Inventar der Gartendenkmalpflege aufgenommen. 1997 1999 Der Stadtrat bewilligt einen Baukredit von 14 Millionen Franken für die Gesamtsanierung und Modernisierung des Bades, die im gleichen Jahr beginnt. Das Bad wird denkmalpflegerisch saniert. Das nicht mehr genutzte Sportbad von 1955 hingegen wird abgebrochen und die ge wonnene Fläche zusammen mit der südlichen Parkerweiterung neu gestaltet. Im Mai 1999 wird das Bad wieder eröffnet. Besonderes Bei den Pavillonbauten sind «Freizeit» und «Wasser» thematisiert. Die weich fliessenden Formen der Hallendächer gleichen Wellen, die Pilzstützen des Eingangsbereiches wirken wie offene Sonnenschirme und das Restaurant erinnert an Schiffsarchitektur mit Reling und Oberdeck. In allen Gebäuden ist der Freiraum spürbar, kein Raum bleibt ganz geschlossen. Die umfassende Sanierung des Bades brachte auch der Parkanlage Vorteile. Zwar hat sie ihren ursprünglichen Charakter weitgehend erhalten, doch es kamen im Laufe der Jahrzehnte diverse Vereinfachungen dazu. So waren unter anderem die bepflanzten Schmuckbänder um die Bassins pflegeleichten Grünrabatten gewichen. Bei der Sanierung konnte nicht auf einen originalen Pflanzplan zurück gegriffen werden, jedoch hat Gustav Ammann die von ihm bevorzugt gepflanzten Blütenstauden in seinem Buch «Blühende Gärten» auf gelistet. Daraus wurden robuste Sorten ausgewählt, die nun während der Badesaison in voller Blüte stehen. Die 1955 angegliederte südliche Erweiterung wurde 1999 vom Landschafts architekten Dieter Kienast umgestaltet. An Stelle der vernässten Liegewiese setzen heute drei mächtige, zwei Meter hohe Bodenwellen neue Akzente. Sie bieten Spiel- und Ruheflächen auf sonniger oder schattiger Seite an. Wo früher das Sportbad stand, wird heute Beach-Volleyball gespielt. Diese Umgestaltung ist das letzte in Zürich realisierte Werk von Dieter Kienast. Er starb noch während der Bauausführung. Literatur Johannes Stoffler, Gustav Ammann, Landschaften der Moderne in der Schweiz, gta Verlag 2008 Annette Freytag, Dieter Kienast, Stadt und Landschaft lesbar machen, gta Verlag, 2016 Grün Stadt Zürich, 12 Gärten, Historische Anlagen in Zürich, Kontrast Verlag, 2004 Gartendenkmalpflegerisches Gutachten 1999: Werner Rüeger, Landschaftsarchitekt, Winterthur 3 Die Pavillonbauten thematisieren in ihrer Formensprache «Freizeit» und «Wasser». Die fliessenden Hallendächer gleichen Wellen, die Pilzstützen wirken wie offene Sonnenschirme und das Restaurant erinnert an Schiffsarchitektur mit Reling und Oberdeck. 4 Die Bodenwellen, von Dieter Kienast gestaltet, laden zum Spielen oder Ruhen auf schattiger und sonniger Seite ein.

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Haltestelle Freibad Allenmoos Plangrundlage: Geodaten, GIS-ZH Gestaltung: Thomas Bruggisser, Zürich April 2016 100 m Architekten: Das Büro Haefeli Moser Steiger ist eines der bedeutendsten Schweizer Architekturbüros des 20. Jahrhunderts. Wichtige Werke in Zürich sind unter anderem das Hochhaus zur Palme, das Universitätsspital, das Kongresshaus sowie die Werkbundsiedlung Neubühl. Landschaftsarchitekten: Gustav Ammann (1885 1955) zählt zu den bedeutendsten Schweizer Gartenarchitekten des 20. Jahrhunderts. Seine Offenheit für Neues macht ihn zum gesuchten Partner führender Architekten der Moderne. Das Spektrum seiner Arbeiten reicht vom streng gestalteten Architekturgarten bis zu den organischen Formen des Städtebaus der 1950er Jahre. Zu seinen wichtigsten Werken in Zürich zählen die Werkbundsiedlung Neubühl (1932) in Wollishofen, der Gustav Ammann-Park (1942) in Oerlikon, der Friedhof Hönggerberg (1948) sowie die beiden Freibäder Allenmoos (1939) und Letzigraben (1949). Freibad Allenmoos Ringstrasse 79 8057 Zürich Öffentlicher Verkehr Tram 11 bis Bad Allenmoos Stadt Zürich Grün Stadt Zürich Gartendenkmalpflege Beatenplatz 2 8001 Zürich Telefon 044 412 27 68 stadt-zuerich.ch/gsz Dieter Kienast (1945 1998) gehört zu den bedeutendsten Landschaftsarchitekten Europas in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Das Zusammenspiel von architektonischen, landschaftlichen, ästhetischen und ökologischen Aspekten prägt Kienasts Arbeiten. Seine Projekte für die Expo 2000 in Hannover, die Masoalahalle im Zoo Zürich und die Aussenanlagen der Tate Modern Gallery in London zählen zu seinen international bekanntesten Werken.