Informationen zum Gelbsteißsittich (Textsammlung bis 2014 aus www.ag-wildformen.de ) Zur Situation des Gelbsteißsittichs (Northiella bzw. Psephotus haematogaster haematogaster) Stand April 2010 (Autor: Hans-Joachim Rüblinger HJR) Bei meiner seit mehreren Jahren andauernden Suche nach verschiedenen Blutlinien artenreiner Gelbsteißsittiche habe ich festgestellt, dass es offensichtlich nur noch relativ wenige aktive Züchter für diese Art gibt. Die Gründe mögen zum Einen darin liegen, dass es doch wohl immer wieder zu (hoffentlich) unbewussten Kreuzungen mit den anderen Blutbauchsittichen gekommen ist. Zum Anderen wurde diese Sittichart offensichtlich als zu wenig attraktiv eingestuft, um sich einer intensiveren Nachzucht zu widmen. Zum Glück ist die Nominatform dann wieder etwas ins Gerede gekommen (was sich auch sofort in den Marktpreisen widerspiegelte!), als vor einigen Jahren intensiver nach den restlichen noch vorhandenen Naretha-Sittichen gesucht wurde. Da diese Unterart in der Zwischenzeit wohl endgültig - bis auf wenige z.t. sehr alte und auch unfruchtbare Exemplare - aus unseren europäischen Volieren verschwunden sein
dürfte, will ich nun die Aufmerksamkeit wieder auf den Gelbsteißsittich lenken. Ich hoffe, dass ihm dadurch das Schicksal seiner "Schwester-Art" erspart bleibt. Ich halte diese Vogelart für sehr erhaltenswert: es ist ein lebhafter, wunderschön gefärbter und relativ leicht zu pflegender (leider nicht so einfach zu züchtender) Sittich mit einem äußerst interessantem Verhalten. Aus diesem Grund möchte ich gerne mit der Erstellung eines Zuchtbuches beginnen, um die wenigen noch verbliebenen Zuchtpaare zu erfassen. So soll die Möglichkeit geschaffen werden, in Zukunft über viele Jahre hinweg gezielte blutsfremde Verpaarungen von Gelbsteißsittichen planen, und dann auch empfehlen zu können. Dadurch soll eine möglichst große Population mit größerer genetischer Vielfalt in unseren Volieren erhalten werden. Aus verschiedenen Nachzucht-Statistiken und aus Angeboten und Gesuchen bzgl. dieser Sittich-Art im Internet bin ich auf die Namen aktueller und ehemaliger Züchter gestoßen. Es kamen mehr als 30 Ansprechpartner zustande, die ich bereits angeschrieben habe. Ich möchte mit diesem Aufruf alle anderen Gelbsteiß-Züchter ebenfalls bitten, an unserem Zuchtbuch-Programm teilzunehmen. Wenn Sie also noch artenreine Vögel in Ihrem Bestand haben, würden wir uns freuen, wenn Sie im Sinne der Arterhaltung mitmachen und ihre Tiere zur Registrierung im Zuchtbuch an uns melden. Wenn Sie diese Art ehemals gezüchtet haben, interessieren uns auch alte Angaben aus Ihren Nachweisbüchern. Wir wollen versuchen daraus ein Gesamtbild für diese Vogelart zu erstellen. Wichtig wären dabei die Herkunft der Zuchtvögel (Züchter-Historie, Blutlinien), zurückliegende Zuchterfolge und natürlich die aktuellen Nachzuchten und deren Weitergabe. Wenn Ihnen weitere Züchter oder Halter dieser Sittichart bekannt sind, wären wir an deren Namen und Adressen interessiert. Die Teilnahme an einem solchen Programm ist mit keinerlei einschneidenden Verpflichtungen verbunden, - auch nicht finanzieller Art. Es wäre lediglich erforderlich uns die Daten über Ihre Vögel für die Zuchtbuch-Führung einmal jährlich regelmäßig zu übermitteln und eine weitere Verpaarung unter dem Gesichtspunkt der genetischen Vielfalt vorzunehmen. Dabei werden wir anhand des Zuchtbuchs nur Empfehlungen aussprechen, - es soll nichts erzwungen werden. Die Vögel bleiben natürlich auch Ihr uneingeschränktes Eigentum und können durch Sie völlig frei veräußert werden. Sie sollten allerdings zunächst innerhalb der Zuchtbuch-Gruppe angeboten werden. Stand der Bemühungen um den Gelbsteißsittich (Okt. 2010): Es haben sich bisher neun Halter, bzw. Züchter des Gelbsteißsittichs bei mir gemeldet, u.a. ein sehr erfolgreicher Züchter mit über 40jähriger Zucht-Erfahrung bei dieser Vogelart. Z.Zt. sieht es so aus, als ob alle Gelbsteiße in Deutschland von höchstens 4-5 Blutlinien abstammen. Dies wäre eine recht schmale Basis, um eine genetisch stabile Population aufzubauen. Aber es fehlen ja noch einige Rückmeldungen, so dass sich das Bild noch positiv verändern könnte. Es scheint evtl. noch weitere
Zuchtstämme in den neuen Bundesländern zu geben. Ich selbst konnte vor kurzem ein Paar aus einer völlig neue Linie aus dem benachbarten Ausland erwerben (Holland/Dänemark) und hoffe auf einen Zuchterfolg im nächsten Frühjahr. (HJR) Stand 2011: Jetzt, in den Monaten Februar bis April schreiten die Gelbsteißsittiche zur Brut. Zum Glück ist es dieses Jahr nicht ganz so frostig, wie in den beiden letzten Jahren, so dass die Temperaturen diesmal nicht so ein großes Problem darstellen sollten. Es gibt aber erste Anzeichen, dass doch einige der Paare, die uns bekannt sind, noch nicht gelegt haben, oder unbefruchtete Gelege haben. Das ist bei der ohnehin ungünstigen Ausgangslage für diese Vogelart natürlich besorgniserregend. Man kann nur hoffen, dass andere Züchter mehr Erfolg haben und genügend Jungvögel groß bekommen. Wir werden davon berichten. (HJR) Stand 2012: Die Zuchtsaison für Gelbsteißsittiche ist längst vorüber - wie sieht es mit den Zuchtergebnissen aus? Bei meinen eigenen drei Paaren gab es dieses Jahr zum erstem Mal überhaupt keinen Nachwuchs. Selbst das Paar, welches bereits seit Jahren jährlich 2-5 Jungvögel hervorbringt, hatte keinen Erfolg, sondern nur unbefruchtete Eier. Die beiden anderen Paare legten erst gar nicht. Dort werde ich es im nächsten Jahr mit einer Umverpaarung versuchen. Rückmeldungen von anderen Züchtern habe ich auch sehr wenige. Es sind wohl vereinzelt Jungvögel nachgezogen worden, aber mehr als 10 Ex. sind mir nicht bekannt. Ich werde aber im Laufe des Jahres noch einmal gezielt bei den mir bekannten Züchtern anfragen. Auf der anderen Seite fällt auf, dass z.zt. recht viele Gelbsteißsittiche zum Verkauf stehen. Sie werden oft als "Zuchtpaare" angeboten, z.t. auch mit Jungvögeln aus vergangenen Jahren. Es sieht so aus, als ob sich einige Züchter deswegen von dieser Art trennen möchten, weil sie keine neuen Zuchterfolge haben. Das ist zum einen sehr schade, da man bei dieser nicht leicht zu züchtenden Art schon etwas Geduld haben muss, - manchmal auch vielleicht etwas Glück. Oft bewirkt ein Besitzerwechsel mit den damit verbunden Haltungsbedingungen ein Wunder, - habe ich schon mehrfach erlebt. Zum anderen böte sich aber eine gute Chance artenreine Vögel zu erwerben, um die Bestände dieser seltenen Art in den Volieren zu stabilisieren. Ich weiß, dass aufgrund des z.zt. guten Angebots auch die Preise nicht mehr so hoch liegen werden. (HJR)
Stand April 2014: Nach mehreren Jahren Pause habe ich dieses Jahr das Glück, dass eines meiner Gelbsteißsittich-Paare nun 3 Jungvögel aufzieht. Beim zweiten Paar kam es wieder zur Ablage von unbefruchteten Eiern. Wenn ich nach Gründen für diesen Zuchterfolg suche, könnte der ungewöhnlich milde Winter dafür verantwortlich sein, oder die Umsetzung der Gelbsteißsittiche in meinen Volieren. Nachdem mir im letzten Jahr das Weibchen des dritten "holländischen" Paares gestorben war, setzte ich diesen Hahn nun in eine Nachbarvoliere zum anderen Paar. Nicht unmittelbar daneben, aber in Sicht- und Rufweite. Die nun einsetzende Aufgeregtheit bei beiden Männchen war nicht mehr zu übersehen, und das "deutsche" Paar setzte unmittelbar zur Eiablage an, - mit Erfolg! Aus den letzten Jahren sind mir aus Deutschland nur sporadische Nachzuchten bekannt geworden, aber mehr als 3-4 erfolgreiche Brutpaare dürften es nicht sein. Durch meinen eigenen Zuchterfolg bin ich nun natürlich erneut angespornt, mich vermehrt um die Erhaltung dieser Sittichart in den Volieren zu kümmern, bevor sie ganz verschwindet. (HJR)
Dies soll nun aktuell in der Fokusgruppe Sing- & Blutbauchsittiche der neu gegründeten Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht (GAV) geschehen. Das heißt, hier werden in Zukunft weitere Informationen über diese Vogelart zu finden sein. Stand Juli 2014: Ich habe vor kurzem eines meiner jahrelang erfolglosen Paare an einen anderen Züchter ausgeliehen, in der Hoffnung, das dieses Paar durch die Umstellung der Haltungsbedingungen (Voliere, Futter, Wetter...) wieder erfolgreiche Nachzuchten erzeugt. (HJR)