Es geht auch ohne Beziehungsstress. In der Tierwelt haben einige Arten gelernt, den Nachwuchs
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- Herbert Waldfogel
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1 Es geht auch ohne Beziehungsstress. In der Tierwelt haben einige Arten gelernt, den Nachwuchs ohne Partner zu zeugen. Die Weibchen machen sich ihre Jungen selber. Ganz ohne Sex. Text: Mahn Es gehttilo auch ohne Beziehungsstress. In der Tierwelt haben einige Arten gelernt, den Nachwuchs ohne Partner zu zeugen. Die Weibchen machen sich ihre Jungen selber. Ganz ohne Sex. Text: Tilo Mahn 22 k l a rt e xt
2 Komodowaran fo to : co rb is Für die Riesenechsen ist die unge schlechtliche Fortpflanzung eine Möglichkeit, ihren Bestand zu sichern. Der Komodowaran lebt hauptsächlich auf den indonesi schen Inseln Komodo, Flores und Rinca. Ihre Beute erlegt die größte lebende Echse der Welt mit einem giftigen Biss. Erst vor einigen Jahren sind einzelne Fälle bekannt geworden, bei denen sich der Ko modowaran ohne Männchen durch Parthenogensese vermehrt hat. kla rt ex t 23
3 Kleiner Schwarzspitzenhai Normalerweise paaren sich Haie. Forscher vermuten, dass der kleine Schwarzspitzenhai sich schon sehr lange auch durch Partheno genese vermehren kann. Dabei teilt sich die weibliche Eizelle, ohne vom Männchen befruchtet zu werden. Ihre Jungen gebären die kleinen Schwarz spitzenhaie lebend. 24 k l a rt e xt
4 fo t os : Co rb is ( 2 ) Indische Stabschrecke Indische Stabschrecken können sich wie viele Gespensterschrecken hervorragend tarnen, indem sie Form und Farbe ihrer Umgebung annehmen. Einige Gespenster schrecken, die parthenogenetisch entstanden sind, haben jedoch auffallend grelle Farben. Die weib lichen Stabschrecken legen für die Fortpflanzung Eier auf den Boden ab. Nur aus wenigen der un befruchteten Eier schlüpfen Junge. kla rt ex t 25
5 Bärtierchen f ot o : Co rb i s Bärtierchen-Männchen können sexuell aktive Weibchen von solchen, die sich durch Parthenogenese vermehren, unterscheiden. Die jenigen, die sich ohne Befruchtung fortpflanzen, haben weniger viel fältige Gene. Dafür sind sie enorm widerstandsfähig. Die nur 0,1 bis 0,9 Millimeter großen MikroTierchen können auch bei extremer Kälte und Trockenheit, sowohl im Wasser als auch an Land, über leben. In der Arktis genauso wie in Regenwäldern Forscher haben Bärtierchen fast überall auf der Welt entdeckt. 26 k l a rt e xt
6 MIT Blick für die kleinen Dinge der Natur: Professor Burmeister in seinem Büro der Zoologischen Staatssammlung München professor Ernst- Gerhard Burmeister (62) ist stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatssammlung in München. An der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München unterrichtet er spezielle Zoologie. Jungferngeburten bei Insekten beobachtet er regelmäßig auf Forschungsreisen. Herr Professor Burmeister, bei immer mehr weiblichen Tieren hat man inzwischen nachgewiesen, dass sie sich ohne Paarung fortpflanzen können. Laufen die Männchen Gefahr, überflüssig zu werden? Nein, ganz sicher nicht. Parthenogenese gibt es schon lange. Bei vielen Tierarten kannte man deren Biologie noch nicht ausreichend. Deswegen hat man erst jetzt festgestellt, dass sie sich auch ohne Männchen vermehren können. Sind diese Tiere selbständiger als wir? Natürlich hat die Parthenogenese für die Tiere den großen Vorteil, dass sie in kürzester Zeit sehr viele Nachkommen produzieren können, unabhängig von der Paarung. Es wäre aber schlimm, wenn das männliche Geschlecht auf einmal nicht mehr gebraucht würde. Parthenogenese hat auch den großen Nachteil, dass diese Arten im Laufe der Entwicklung eine Immunschwäche bekommen. Wie äußert sich diese Immunschwäche? Die Tiere werden schneller von Parasiten und Viren befallen oder können sich nicht schnell genug an ihre Umwelt anpassen. Das können nur Lebewesen, die ihre Gene ständig neu durchmischen. Wieso ist die Parthenogenese dann nicht längst durch die Evolution verschwunden? Meistens ist Parthenogenese nicht obligatorisch. Sie tritt immer dann ein, wenn die Lebensbedingungen besonders günstig sind. Wasserflöhe zum Beispiel produzieren im Sommer nur Weibchen, die wir Männer lieber Ammen nennen, damit wir nicht so ganz überflüssig dastehen. Erst im Winter pflanzen sich die Wasserflöhe dann wieder sexuell fort. was die weniger zeiteffiziente Art ist? Sicher. Das ist natürlich energieaufwendiger. Es dauert ja wie bei uns immer ein bisschen, bis sich die Partner gefunden haben. Und auch die Eientwicklung braucht deutlich länger. Wäre es dann nicht besser, wenn sich alle Lebewesen von Zeit zu Zeit selbständig vermehren würden? Dieses Wechselspiel gibt es ja bei vielen Arten, auch bei Parasiten, sehr häufig. Um sich in ungeheurer Menge fortzupflanzen. Die sexuelle Fortpflanzung schaltet sich immer wieder ein, um die Rekombination der Gene zu gewährleisten. Das ist für weniger entwickelte Tierarten schon ein gut funktionierendes Modell. und nicht nur eine Notlösung, weil keine Männchen da sind? Nein. Es gibt durchaus Fälle, in denen Männchen, zwar in geringer Menge, auftreten, aber die Weibchen sich trotzdem asexuell fortpflanzen. Bei den Bienen zum Beispiel ist es sogar so, dass die Königin unbefruchtete Eier legt, aus denen Männchen entstehen. Wo bleibt denn da noch der sexuelle Trieb? Der ist sicherlich trotzdem vorhanden, allerdings in diesem Fall unterdrückt. Die Bienenkönigin will sich natürlich paaren. Allerdings sucht sie nach Männchen, die nicht aus ihrem eigenen Stock stammen. Das würde bedeuten, dass sie sich mit ihren eigenen Söhnen paart. Wie kann man denn Jungferngeburten von durch Paarung entstandenen Tieren unterscheiden? Das muss man genetisch nachweisen. Man kann den Chromosomensatz untersuchen. Bei den Bienen zum Beispiel haben die Weibchen wie wir Menschen einen diploiden, das heißt einen doppelten, Chromosomensatz. Bei den Männchen ist er halbiert. Ist es also ein Nachteil, dass wir Menschen unsere Gene durch Paarung ständig neu miteinander kombinieren müssen? Uns ist bestimmt jedes Insekt in bestimmten Dingen weit überlegen. Von der Reproduktionsmenge und der Anpassungsfähigkeit her sind wir sicher erst an der Basis der Säugetiere. Nur unser Hirn gibt uns Fähigkeiten, die andere Lebewesen nicht haben. Es wäre schlimm, wenn das männliche Geschlecht nicht mehr gebraucht WÜrde Wie könnte ungeschlechtliche Vermehrung beim Menschen funktionieren? Man kann Parthenogenese auch künstlich erzeugen. Durch Bestrahlungen und radioaktive Markierung kann man das stimulieren. Meiner Meinung nach sollte es da aber auch gewisse ethische Grenzen geben. Das sollte man lieber der Natur überlassen. Was können wir bei der Fortpflanzung von der Natur noch lernen? Bestimmt nicht, die Parthenogenese zu übernehmen. Dann würden sich die Männer tatsächlich überflüssig machen. Was wir lernen können, ist, dass man sich um seine Nachkommen auch kümmern muss. Das ist ja beim Menschen nicht unbedingt immer der Fall. Mikroforschung: Das Weltsymposium der Bärtierchenforscher auf klartext 27
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