Mobilität von Kindern Dipl.-Geogr. Ronald Winkler ADAC Expertenreihe 2013 Sichere Schulwege www.adac.de
Mobilität von Kindern Gliederung Unfallstatistik Kenngrößen der Mobilität Psychomotorische Entwicklung Mobilitäts- und Verkehrserziehung Rechtliche Aspekte Fazit 2
Unfallstatistik Amtliche Unfallstatistik (DESTATIS 2011) 25.000 Verunglückte von 6 bis 14 Jahren Kinderunfälle zu 84% mit leichten Unfallfolgen Radfahrer 42%, Pkw-Mitfahrer 28%, Fußgänger 25% Jungen 58%, Mädchen 42% 6 bis 9-Jährige 33%, 10 bis 14-Jährige 67% 3
Kenngrößen der Mobilität Mobilitätsziffern (MID 2008) Verkehrsbeteiligungsquote: 93% Wege pro Tag: 3,0 Tagesdistanz: 25 km Unterwegszeit pro Tag: 63 min 4
Kenngrößen der Mobilität Verkehrsbeteiligungsarten (MID 2008) Pkw-Mitnahme als dominante Verkehrsbeteiligungsart Fußverkehrsanteil nimmt ab Sekundarstufe deutlich ab 11-13 Jährige als Altersgruppe mit höchstem RV-Anteil ÖPNV-Anteil verdreifacht sich bei älteren Kindern Modal Split mit starken Schwankungen in den Städten 5
Kenngrößen der Mobilität Wegezwecke (MID 2008) Freizeitwege sind mit Abstand der wichtigste Wegezweck Schulwege machen ca. 30% der Wege von Kindern aus Begleitung als Wegezweck ist vor allem bei jungen Kindern relevant 2/3 der Begleitwege werden mit dem Auto zurückgelegt 6
Kenngrößen der Mobilität Selbständige Mobilität (MID 2008) 60 50 40 30 20 10 0 Selbständig zurückgelegte Wege (in %) 0-6 7-10 11-13 14-17 18-29 MID 2002 MID 2008 Selbstständige Mobilität beginnt mit dem Schuleintritt 7 bis 10-Jährige unternehmen nur jeden 5. Weg zu Fuß Selbstständige Mobilität von Kindern ist weiter rückläufig Ursachen sind Sicherheitsbedenken, Gewohnheit, schlechte Erreichbarkeit Pkw-Mitnahme mit hohem Unfallrisiko 7
Psychomotorische Entwicklung Gefährliche Denkhaltungen von Kindern* Je rascher ich die Straße überquere, desto eher bin ich wieder in Sicherheit Das Auto kann sofort anhalten, wenn es will Ich sehe das Auto, also sieht es mich auch Auf dem Zebrastreifen/bei grüner Ampel bin ich sicher Die Großen müssen/werden schon aufpassen * Dr. Susann Richter, Verkehrspsychologie, TU Dresden 8
Psychomotorische Entwicklung Kinder als Verkehrsteilnehmer Kinder sind keine kleinen Erwachsenen Verkehrsbefähigung von vielen Faktoren abhängig Entwicklung der Gefahrenwahrnehmung: - akut (relativ sicher als Fußgänger, 8 J.) - vorausschauend (ÖPNV-Nutzung, 10 J.) - präventiv (relativ sicher als Radfahrer, 12 J.) 9
Mobilitäts- und Verkehrserziehung Schulische Verkehrssicherheitsarbeit Fähigkeit der Verkehrsteilnahme beeinflussbar KMK 2012: Mobilitäts- und Verkehrserziehung Verkehrserziehung in Grundschulen fest verankert Mobilitätsbildung in Sekundarstufe kaum präsent Verkehrs- und Mobilitätserziehung als gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe 10
Rechtliche Aspekte Das Kind im zivilen Haftungsrecht ( 828 BGB) Bis zum 7. Lebensjahr: Grundsätzlich keine Haftung 8 bis 10 J. im fließenden Verkehr: Keine Haftung 8 bis 10 J. im ruhenden Verkehr: Volle Haftung bei regelkonform abgestelltem Fahrzeug Ab dem 11. Lebensjahr: Grundsätzlich volle Haftung 11
Rechtliche Aspekte Aufsichtspflicht der Eltern ( 832 BGB) Intensität der Aufsicht richtet sich nach den persönlichen Eigenschaften des Kindes Grundregel: Je älter das Kind, desto geringer die Anforderungen an die Aufsicht 5 Jahre: Spielen im Schonraum ohne Aufsicht zulässig 6 Jahre: Gang zur Schule zulässig wenn Weg einstudiert 9 Jahre: Fahrt mit Fahrrad zur Schule zulässig bei Regelkenntnis und Fahrradbeherrschung 12
Rechtliche Aspekte Radfahren auf dem Gehweg ( 2 Abs. 5 StVO) Kinder bis zum 8. Lebensjahr müssen den Gehweg benutzen (Fahrbahn nur erlaubt, wenn Gehweg fehlt) Kinder im 9. und 10. Lebensjahr dürfen zwischen Gehweg- und Fahrbahnutzung wählen Radfahren auf dem Gehweg ist für Eltern verboten (birgt Gefahr der Aufsichtspflichtverletzung) 13
Mobilität von Kindern Fazit Schulwegsicherheit als Gemeinschaftsaufgabe verstehen Schulwegsicherung als Gesamtpaket knüpfen Selbständige Mobilität der Kinder fördern Freizeitwege nicht vernachlässigen 14