There are no translations available. - Weshalb überhaupt ein Nationalpark Lieberose? - Nationalpark, Biosphärenreservat, Naturpark? - Wie sieht es mit "Europäischen Schutzgebieten" aus? - Welche Flächengröße müsste ein Nationalpark Lieberose aufweisen? - Welche Flächen könnte ein Nationalpark Lieberose eigentlich umfassen? - Würden Siedlungen in die Nationalparkfläche einbezogen? - Wären Flächen privater Eigentümer betroffen? - Was ist mit der Munition und anderen Altlasten? - Darf ich im Wald Pilze und Beeren sammeln oder Holz aus dem Wald holen? - Bedroht ein Nationalpark die Existenz der lokalen Forstwirtschaft? - Wird die Jagd in einem Nationalpark Lieberose weiterhin stattfinden? - Sollen in einem Nationalpark Lieberose Wisente oder Elche ausgesetzt werden? Weshalb überhaupt ein Nationalpark Lieberose? Welche Bedeutung hat das Gebiet? Ein Gebiet von außergewöhnlicher Naturausstattung - das ist der ehemalige Truppenübungsplatz Lieberose. Die Vielfalt besonderer Lebensräume und großflächige Unzerschnittenheit sind seine wertgebenden, national bedeutsamen Eigenschaften. Seen, Moore, Bäche und Quellen von überregionaler Bedeutung finden sich neben naturnahen Wäldern und großflächigen, entwicklungsfähigen Kiefernforsten. Darüber hinaus prägen großflächige Heiden, Sandtrockenrasen und Dünen mit Sukzessionsstadien in unterschiedlichen Phasen das aktuelle Landschaftsbild. Die Tier- und Pflanzenwelt spiegelt die Vielfalt der Landschaftstypen wider. Im Gebiet leben 1 / 7
etwa 240 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste, wie zum Beispiel See- und Fischadler, Wiedehopf, Brachpieper, Ziegenmelker, Ortolan, Wolf und Elch (beide gelegentlich zuwandernd), Fischotter, Großes Mausohr, Eremit, Hirschkäfer, Laubfrosch, Smaragdeidechse, Bärentraube oder verschiedene Sonnentau- und Orchideenarten. Seinem naturschutzfachlichen Wert entsprechend weist die Fläche derzeit mehrere große Schutzgebiete verschiedener Kategorien auf. Nationalpark, Biosphärenreservat, Naturpark? Alle Schutzgebietskategorien haben in Deutschland ihre Berechtigung. Ihre spezifische Anwendung bedingt sich durch die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort. In Deutschland gibt es derzeit 14 Nationalparks, 14 Biosphärenreservate und 100 Naturparks. Naturparks bewahren und entwickeln Kulturlandschaften für die Erholung von Mensch und Natur und für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Das betrifft vor allem durch Nutzung geprägte Landschaften. Die wirtschaftliche Nutzung und die Ökologisierung derselben ist hier ein wesentlicher Zielfaktor. Im Unterschied zu Nationalparks sind Naturparks und Biosphärenreservate oft großräumiger - Städte und Gemeinden sowie landwirtschaftliche Nutzflächen sind ein selbstverständlicher Bestandteil von Naturparks oder Biosphärenreservaten. Nationalparks stellen die höchste Schutzkategorie im Schutzgebietssystem dar. Der Schutz im Gebiet ist strenger, doch dies betrifft nur ausgewählte Bereiche, während Naturerleben, Umweltbildung und Wissenschaft auch bei einem Nationalpark sehr hohen Stellenwert genießen. Die Wertschöpfung erfolgt hier vor allem in den Ortschaften am Rande des Schutzgebietes. 2 / 7
Die Entwicklung eines Nationalparks hätte für die Region unter anderem folgende Vorteile: - Mit der höchsten Schutzgebietskategorie im deutschen Naturschutzrecht wird der Wert der Fläche adäquat berücksichtigt. Die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung werden auch in einem Nationalpark angemessen integriert. - Spürbare Impulse für die regionalwirtschaftliche Entwicklung brauchen einen "Leuchtturm" als strategische Dachmarke. Diese Erfordernis ist vor Ort vorrangig ein Nationalpark in der Lage zu erfüllen. Wie sieht es mit "Europäischen Schutzgebieten" aus? Rund drei Viertel des Betrachtungsraumes sind als Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA) ausgewiesen. Innerhalb der Fläche befinden sich drei so genannte "FFH-(Fauna-Flora-Habitat)-Gebiete", die den Schutz von Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten (außer den Vögeln) zum Inhalt haben. Neben Moor- und Waldlebensräumen sind auch solche des Offenlandes sowie ausgewählte Tier- und Pflanzenarten zu schützen. In einem Nationalpark könnten solche Lebensräume durch Pflegemaßnahmen erhalten werden. Da die betreffenden Stiftungsflächen als "Totalreservat" ausgewiesen sind, könnte dies auf Flächen östlich des Eigentums der Stiftung Naturlandschaften geschehen. Welche Flächengröße müsste ein Nationalpark Lieberose aufweisen? Nach internationalen Regeln sollen neu ausgewiesene Wald-Nationalparks die Größe von 10.000 Hektar nicht unterschreiten. Ein möglicher Nationalpark Lieberose würde anders herum aber selbstverständlich auch nicht die gesamte Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes umfassen. Sinnvoll erscheint eine Größenordnung zwischen 10.000 und 15.000 Hektar, also zwischen etwa 39-59 % des Gesamtgebietes. Eine endgültige Festlegung wäre eine Sache des Entwicklungsprozesses. Welche Flächen könnte ein Nationalpark Lieberose eigentlich umfassen? 3 / 7
Diese Frage kann im Detail natürlich noch nicht beantwortet werden. Das ist eine Sache des Entwicklungsprozesses zum Nationalpark. Wichtige Gebiete wären aber ganz bestimmt die Flächen der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg im Westen und die Reicherskreuzer Heide im Nordosten. Dazu käme ein die beiden Teile verbindendes Gebiet unter Einbeziehung z. B. wertvoller Moorflächen. Würden Siedlungen in die Nationalparkfläche einbezogen? Siedlungsflächen sollen nicht in die Nationalparkfläche mit einbezogen werden. Wären Flächen privater Eigentümer betroffen? Die Verhältnisse in einem Nationalpark sollen von öffentlichem Eigentum geprägt sein. Wenn private Flächeneigentümer ihr Gebiet in einen möglichen Nationalpark einbringen möchten, ist dies unter Anerkennung der Nationalparkkriterien selbstverständlich möglich. Das betrifft im Fall Lieberose zum Beispiel die Flächen der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Besitzer von Klein- und Kleinstflächen können in einem Nationalparkgebiet zum Beispiel über einen Flächentausch entschädigt werden. Was ist mit der Munition und anderen Altlasten? Militärisch intensiv genutzte Bereiche von Truppenübungsplätzen weisen eine hohe Belastung an Munition und Munitionsresten sowie weiteren Kampfmitteln auch chemischer Art - auf. Dazu kommen noch weitere Belastungen durch Altlasten anderer Art wie Altöl, Versiegelung durch Betonstraßen oder militärische Zweckbauten. Gerade die ehemaligen WGT-Übungsplätze im Osten Deutschlands weisen noch umfangreiche Belastungen aus der Zeit der sowjetischen Nutzung auf. Hinzu kommen oft weitere Kampfmittelbelastungen durch 4 / 7
Rückstände aus dem Zweiten Weltkrieg, wie das auch auf Teile der Lieberoser Fläche zutrifft. Teilweise ist bis heute nicht genau geklärt, um welche Stoffe es sich im Einzelnen handelt oder in welchem Umfang und an welchen Orten sie genau im ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose lagern. Eine Beräumung der militärischen Altlasten und Kampfmittelüberreste ist ein anzustrebendes Ziel. Diese Entsorgung kann jedoch für diese enorme Flächengröße nur schrittweise erfolgen. Erstes Ziel müsste die Beräumung entlang der Wander-, Rad- und Reitwege im Rahmen des Wegeplanes ( s. Frage dazu) sein. Dabei könnte die Entmunitionierung durch einen möglichen Nationalpark für das Lieberoser Gebiet eine höhere Priorität von Landesseite erfahren. Darf ich im Nationalpark Pilze und Beeren sammeln oder Holz aus dem Wald holen? "Natur Natur sein lassen" heißt das Motto im Nationalpark. Was daher definitiv nicht geschehen soll, ist das unkontrollierte und massenweise Sammeln von Pilzen oder Beeren. Sammler, die aus kommerziellen Gründen die Früchte des Waldes in großen Mengen entnehmen, sind im Gebiet nicht erwünscht. Das gilt im Übrigen genauso für den Wirtschaftswald. Für die Einheimischen jedoch sind Lösungen denkbar, die zum Beispiel das Sammeln für den Eigenbedarf auf festgelegten Flächen ermöglichen (eine Kampfmittelräumung vorausgesetzt). Das Holz soll in den Kernzonen im Wald verbleiben. Der gesamte natürliche Kreislauf des Lebens darf sich im Nationalpark in den Kernzonen abspielen. Insbesondere das dabei entstehende Totholz ist ein besonderer Wertfaktor für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Bis aber alle vorgesehenen Kernzonen vollständig aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen werden, vergehen nach Ausweisung eines Nationalparks etwa 30 Jahre. In der Übergangszeit werden die betreffenden Flächen auf die "Prozessschutzzeit" vorbereitet. Dabei werden auch Bäume entnommen und das Holz vermarktet. 5 / 7
In der dauerhaften Pflegezone müssen - zum Beispiel zum Offenhalten der Landschaft -regelmäßig Bäume und Sträucher entfernt werden. Immerhin ist das "Lieberoser Land" aber auch außerhalb eines möglichen künftigen Nationalparks noch so reich an Waldflächen, dass lokale Holzverarbeiter nicht um die Lieferung des Holzes bangen müssen. Bedroht ein Nationalpark die Existenz der lokalen Forstwirtschaft? Nein. Große Flächen im Gebiet sind bereits als so genanntes Totalreservat ausgewiesen oder befinden sich im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg als künftiges "Prozessschutzgebiet". Die Kernzonenflächen würden in einem Nationalpark erst im Laufe der nächsten (bis zu 30) Jahre entwickelt. Auf einem Großteil dieser Entwicklungsflächen werden vielfach noch langjährig forstwirtschaftliche Maßnahmen notwendig sein. Darüber hinaus würden forstliche Fachkräfte mit ihrem ausgezeichneten Fachverstand und ihrer exzellenten Gebietskenntnis in einer möglichen Nationalparkverwaltung benötigt. Hier besteht für die Vertreter der Forstwirtschaft die Chance, ein hervorragendes, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Projekt auf ihrer "Habenseite" zu verbuchen. Wird die Jagd in einem Nationalpark Lieberose weiterhin stattfinden? Die Natur sich selbst überlassen und Jagd als Nutzung das passt auf den ersten Blick nicht ganz zusammen. Daher sollte es für einen Nationalpark im zentralen Gebiet auch Flächen geben, in denen kein Schuss fällt. Aber der Nationalpark wäre ein Areal inmitten einer Kulturlandschaft. Darüber hinaus wäre das Gebiet nicht annähernd so groß wie zum Beispiel ein Nationalpark in den USA. Deshalb gäbe es zahlreiche Berührungspunkte zwischen Nationalpark und Umland. 6 / 7
Zur Minimierung von Schäden, die vom Nationalparkgebiet zum Beispiel auf benachbarte landwirtschaftliche Flächen ausgehen könnten, bedarf es auch in einem Nationalpark in der Regel einer Bestandregulierung des so genannten Schalenwildes, also der Huftiere. In der Lieberoser Fläche ist das Schalenwild derzeit mit den Arten Rothirsch (Rotwild), Reh (Rehwild), Wildschwein (Schwarzwild) und Mufflon (Muffelwild) vertreten. Eine Regulation des Bestandes dieser Arten fände sinnvollerweise in den äußeren Flächen eines Nationalparks statt. Sie würde zu festgelegten Zeiten durchgeführt und von einer Nationalparkverwaltung koordiniert. Dass dabei vorrangig Jäger aus der Region mit ihrer Erfahrung beteiligt werden, ist selbstverständlich. Unsere Jäger sind bei der Einrichtung eines Nationalparks wichtige und fachkundige Partner. Sollen in einem Nationalpark Lieberose Wisente oder Elche ausgesetzt werden? Große Pflanzenfresser ("Megaherbivoren") werden zunehmend bei landschaftspflegerischen Maßnahmen eingesetzt. Durch die Tiere sollen bestimmte Flächen offen gehalten werden. Bei entsprechenden Besatzdichten ergeben sich dabei schöne Erfolge. Inwieweit allerdings solche Großtiere zu früheren Zeiten in der Lage waren, in unseren Breiten die Landschaft großflächig zu prägen, ist umstritten. Daher muss auch ihre aktive Einbringung in Schutzgebieten wie Nationalparks, die die natürliche Dynamik der Natur als Ziel vor Augen haben, hinterfragt werden. Das gilt auch für die Lieberoser Fläche. So nehmen etwa die Sichtungen natürlich eingewanderter Elche im Gebiet zu. Der Förderverein Nationalpark Lieberoser Heide plant ein Schaugehege mit Wisenten, wo die Tiere auf begrenztem Raum leben und von Besucherinnen und Besuchern bestaunt werden können. Ein solches Gehege sollte außerhalb des eigentlichen Schutzgebietes liegen. Im Rahmen einer möglichen Nationalparkeinrichtung könnte ein Schaugehege nach und nach eine Erweiterung mit anderen Tierarten erfahren. 7 / 7