Auslandssemester an der Universidad del Norte Wintersemester 2012/13



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Transkript:

Auslandssemester an der Universidad del Norte Wintersemester 2012/13 Barranquilla Barranquilla liegt an der karibischen Küste Kolumbiens und bildet die Hauptstadt der Provinz Atlántico. Die Stadt entstand am Ufer des Rio Magdalena, der eine bedeutende Rolle für den Transport von Gütern spielt. Im Laufe der Zeit ist die Stadt immer mehr gewachsen, vor allem in Richtung Norden, wo sich das Meer befindet. Die Stadt lässt sich in drei Zonen gliedern, der Norden, das Zentrum und der Süden, wobei letzteres den größten Teil der Stadt einnimmt. Hierbei sei erwähnt, dass -wie bei mehreren kolumbianischen Städten - die wohlhabenden Kolumbianer im Norden, die weniger wohlhabenden im Süden leben. Barranquillas Straßen sind in carreras und calles aufgeteilt, was die Orientierung in dieser Stadt etwas erleichtert. Aufgrund der Flusseinmündung verfügt Barranquilla über keine schönen Strände mit klarem Wasser. Die Stadt hat verglichen mit dem malerischen kolonialen Cartagena und Santa Marta mit seinen traumhaften Stränden zwar kaum Sehenswürdigkeiten, doch ist die Stadt mit 1,3 Mio Einwohnern weiter entwickelt als ihre Nachbarn. Außerdem gibt es - ausgenommen zur Karnevalszeit - wenige Touristen, weswegen die Barranquilleros sich stets sehr über ausländischen Besuch freuen und diesen herzlich und hilfsbreit empfangen. Der Norden der Stadt hat für Shoppinglustige einige Shopping Malls im amerikanischen Stil zu bieten. Alles was man hier nicht findet, lässt sich im centro auftreiben, denn hier - so heißt es - gibt es alles. Und durchaus, ein Besuch ins Zentrum ist stets unterhaltsam, interessant aber auch manchmal auch schockierend. Liebhaber von tropischen Früchten entdecken hier das Obstparadies, überall werden Früchte wie Lulo, Mango, Maracuja etc. verkauft. Zu meiner großen Verwunderung wird hier allerdings nicht um den Preis gehandelt, denn dieser steht fest. Universidad del Norte Die Universidad del Norte ist eine von mehreren Universitäten in Barranquilla, doch soll sie eine der besten an der kolumbianischen Küste sein. Sie hat vor allem durch ihre Beziehungen ins Ausland einen sehr guten Ruf. Die Universität liegt im äußersten Norden von Barranquilla und hat einen großen Campus. Es gibt eine neue Bibliothek und sieben Gebäude mit Klassenzimmern, die jeweils mit Beamer etc. ausgestattet sind. Die Universidad del Norte hat übrigens auf dem Campus auch eine Bank, Friseur/Beauty-Salon, Bücherladen, Copy and Print Shop und einen kleinen Drogerieladen, sie ist eine kleine Stadt in der Stadt. Für uns ausländische Studenten war die Oficina de Cooperacion Internacional zuständig. Mein Buddy hat mich bereits vor meiner Ankunft per Email kontaktiert, mir eine Unterkunft besorgt und mich vom Flughafen abgeholt. Die ersten Tage hatten wir Einführungsveranstaltungen, um die Universität und andere ausländische Studenten kennen zu lernen. Insgesamt waren wir ca. 60 Internationals von Frankreich, Mexico, Argentinien, Südkorea, Spanien und Deutschland. In der ersten Woche haben wir eine Stadtführung durch Barranquilla gemacht und uns el Cabo de Cenizas, la Aldea (Bibliothek), das Zentrum mit der Kirche San Nicolas und das Hotel del Prado angesehen. Ein Bachelor Studium an der Universidad del Norte dauert in der Regel 10 Semester. Die Studenten beginnen bereits im Alter von ca. 16 Jahren ihr Studium.

Bei der Wahl unserer Fächer hatten wir von Seiten der Universität relativ viel Freiraum. Ab den höheren Semestern war es ebenfalls möglich Kurse im Bereich International Business auf Englisch zu belegen. Hierbei ist es interessant zu erwähnen, dass in der Regel die meisten Kolumbianer über nur minimale Englischkenntnisse verfügen, wenn sie nicht Internationale Beziehungen oder International Business studieren. Das Bildungssystem an der Universität kann man als verschult bezeichnen. Tests, Präsentationen, Hausaufgaben, Anwesenheit und drei Klausuren bilden die Endnote. Ich belegte drei Kurse auf Spanisch und einen auf Englisch. Generell war der Anspruch der Kurse deutlich unter deutschem Hochschulniveau, doch war man mit Projekten und Hausaufgaben etc. meist gut beschäftigt. Kulturelle Unterschiede merkte man klar vor allem bei Gruppenarbeiten, da sich die Vorgehensweise vom deutschen strukturierten Arbeitsstil sehr unterschied, dennoch in den meisten Fällen trotzdem zu einem erfolgreichen Ergebnis führte. Schnell merkten wir ebenfalls, wie wichtig die zwischenmenschliche Beziehungen für eine positive Zusammenarbeit war. Ebenfalls erwähnenswert ist das große kostenlose Angebot an Freizeitaktivitäten, die die Universität anbiete. Sämtliche Sportarten wie Tennis, Fußball, Volleyball usw. werden angeboten. Ebenso gab es verschiedenste Tanzkurse von brasilianischem Tanz, über Salsa und Merengue bis hin zu Cumbia. Für uns internationale Studenten gab es einmal die Woche einen Tanzkurs, der nicht nur wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, sondern ebenfalls einen Einblick in kolumbianische Tänze gegeben hat, welche einen wichtigen Teil der Kultur formen. Außerdem gab es auch Kurse wie Fotographie, Gitarre, Chor etc. die man kostenlos belegen konnte. Unterwegs vor Ort Barranquilla verfügt über ein Bussystem, das gut funktioniert jedoch schwer zu durchschauen ist, wenn man anfangs in dieser Stadt ankommt. Doch aufgrund der großen Hilfsbereitschaft der Kolumbianer kommt man irgendwie doch dorthin wo man hin möchte. Alle größeren Busse sind bereits mit einem Drehkreuz ausgestattet um die Anzahl der täglichen Passagiere zu zählen. Gezahlt wird beim Einstieg beim Busfahrer und der Knopf gedrückt wo immer man aussteigen möchte. Winkt man dem Busfahrer nicht zu, hält dieser nicht, auch wenn man an einer der vielen Haltestellen steht. Dafür hält dieser ebenfalls, wenn man ihm winkt auch wenn man an keiner Haltestelle steht. Eine Busfahrt kostet 1600 pesos colombianos (ca.70 cent). Generell ist das Busfahren in Barranquilla sicher, doch sollte man wie immer keine Wertsachen mit sich tragen und nach Einbruch der Dunkelheit aufs Taxifahren umsteigen. Die gelben kleinen Taxis gibt es wie Sand am Meer und kosten pro Fahrt im Norden $5000 (ca. 2,30 ). Viele Taxiunternehmen bieten einen Service an, bei dem man das Taxi per Telefon kostenlos anrufen kann. Bei diesem sogenannte Taxi de confianza wird registriert um welche Uhrzeit das Taxi einen von welcher Adresse wohin gefahren hat. Dieser Service wird gerne genutzt, da dies die Sicherheit erhöht. In Bogota wird einem sogar das Nummernschild des Taxis durchgegeben, um sicher zu stellen, dass es sich um das bestellte Taxi handelt. Revolutionär für den öffentlichen Transport und nach dem Vorbild des Transmilenio, welcher in Bogota fährt, gibt es in Barranquilla den Transmetro. Ein neuer Bus, bei dem beim Einstieg mit einer Karte, die man zuvor aufladen muss, bezahlt. Die Busse sind akklimatisiert und halten nur an bestimmten Haltestellen, die für den Transmetro bestimmt sind.

Sicherheit und Kriminalität Generell ist die Sicherheitslage in Kolumbien besser als man denkt. Jedoch sind einige Spielregeln zu beachten, um Überfälle zu vermeiden. So kann man allgemein sagen, dass man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen herum laufen oder öffentliche Busse nehmen sollte. Außerdem lässt man wertvolle Gegenstände möglichst Daheim, dies gilt vor allem, wenn man ins Zentrum der Städte fährt. Generell gilt No hay que dar papaya was so viel heißt wie, dass man Kriminalität nicht herausfordern sollte und Wertsachen, die man eventuell doch bei sich trägt nicht in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Während man vielleicht in Bogota oder Medellin als Europäer nicht so sehr auffällt, ist es an der Küste Kolumbiens allerdings anders. Insbesondere, da Barranquilla kein Touristenanziehungspunkt darstellt, kommen wenige Touristen hierher und die wenigen, die La Arenosa (wie die Barranquilleros ihre Stadt liebevoll nennen) doch besuchen, fallen dafür umso mehr auf. Allgemein lässt sich sagen, dass die Gegenden um Busbahnhöfe und das Zentrum der Stadt Diebe etc. verlockt aktiv zu werden. Das Reisen als Backpacker ist außerdem ebenfalls ohne größere Bedenken möglich. Auch wenn die Buspreise verglichen mit anderen Lateinamerikanischen Ländern manchmal etwas hoch erscheinen möchten, reist es sich sehr gut mit dem Bus in Kolumbien. Ganz im Gegensatz zu den 70er und 80er Jahren ist das Überlandreisen sicher geworden und bringt mit sich, dass nun auch Kolumbianer endlich beginnen ihr eigenes Land näher erkunden und bereisen. Dies war in den oben genannten Jahren aus sicherheitlichen Gründen nicht möglich, da viele Straßen unter der Kontrolle der Guerilla standen. Karneval Der Karneval ist das größte Ereignis des Jahres in Barranquilla. Bereits nach Weihnachten fangen die precarnavales an. Denn die Barranquilleros sind allgemein Profis darin, jeglichen Vorwand zum Feiern zu finden. Vor den großen Umzügen gibt es in den Wochen davor kleinere Umzüge, Konzerte etc. die auf den Karneval einstimmen, wie zum Beispiel la noche del Rio, einem kostenlosen Konzert unter freiem Himmel bei dem typische Musik gespielt wird und regionale Sänger auftreten. Der Karneval von Barranquilla ist übrigens von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Offizielle beginnt der Karneval am Karnevalssamstag mit dem Umzug Batalla de Flores. Unzählige Tanzgruppen ziehen in ihren Kostümen tanzend und mit geschmückten Umzugswägen durch Barranquilla. Der Karneval Barranquillas ist von seinen Karnevalscharakteren geprägt wie der negrita Puloi, Marimondas, Monocucos, las cumbiambas oder la danza del Garabato. All diese Figuren haben ein bestimmtes Outfit und wie in Deutschland der Cowboy und Indianer typische Verkleidungen sind, formen die oben genannten Charaktere die typischen Kostüme des kolumbischen Karnevals. Selbstverständlich gibt es auch hier die Karnevalskönigin, la reyna del carnaval welche die Hauptfigur der Batalla de Flores darstellt. Die verschiedenen Karnevalsgruppen ziehen natürlich begleitet von folklorischer Musik, die mit Flöten, maracas (eine Art von Rasseln) und verschiedenen Trommeln durch La Arenosa, wie Barranquilleros ihre Stadt liebevoll nennen, und tanzen dabei eine der vielen traditionellen Tänze. Unter anderem Mapalé (einem afrokolumbianischen Tanz), Vallenato (typischer kolombianischer Tanz aus Valledupar, welcher vor allem durch das Akkordeon charakterisiert ist) oder Cumbia, welcher der traditionellste Karnevalstanz ist. Bei letzterem Tanz der in Paaren getanzt wird, tragen die Frauen in großen, langen Kleidern gekleidet, einen Bund brennender Kerzen, welche dem Mann, der die Frau mit seinem Hut in der Hand umtanzt, im Laufe des Tanzes übergeben wird.

Am Karnevalsmontag findet neben weiteren Umzügen das Festival de Orquestas statt, einem Musikfestival, auf dem sämtliche kolumbianische Künstler in Form eines Contests gegeneinander antreten und in Gruppen oder einzeln ihr Können vor dem Publikum demonstrieren. Der Karneval endet nun am Dienstag mit einem weiteren Umzug bei dem Joselito (eine weitere Karnevalsfigur) begraben wird, welcher das Ende der Karnevalsfestivitäten symbolisiert. Der arme Joselito erschöpft vom Karneval und dessen Feiermarathon stirbt, um im nächsten Jahr wieder pünktlich zum Karneval wiederaufzuerstehen. Essen und Trinken Wohl auch durch die verschiedenen Klimazonen bedingt, sind regionale Spezialitäten in verschiedenen Regionen auch unterschiedlich. An der karibischen Küste zählt vor allem Arroz con Coco, süßer Reis mit Kokosnuss zu einem typischen Gericht, das mit Fisch gegessen wird. Sehr typisch sind dadurch, dass in Kolumbien so viel verschiedenes Obst wächst, auch die frisch gepressten Säfte, die es überall zu kaufen gibt, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass in Kolumbien - verglichen mit anderen lateinamerikanischen Ländern - wenig Softdrinks getrunken wird. Stolz sind Kolumbianer auch auf ihr Nationalgetränkt dem Agua ardiente, ein Zuckerrohrschnaps mit Anis, der auf keiner Feier fehlen darf. Generell wird aber auch wie in den meisten Ländern Lateinamerikas viel Reis und Hühnchen gegessen. Generell ist die Varietät der Speisen in Kolumbien leider nicht so vielfältig wie in beispielsweise Peru, Brasilien oder Mexico. Außerdem gibt es viele fritos, verschiedene frittierte Teigtaschen, die mit Hühnchen, Gemüse etc. gefüllt sind. Das Fast-Food Kolumbiens sind eindeutig Perros Calientes, Hot Dogs, die an jeder Ecke an kleinen Straßenständen oder Imbissbuden verkauft werden. Bogota, Medellin und die Karibikküste Kolumbien ist ein äußerst vielfältiges Land in jeglicher Hinsicht. Während es in Bogota welches auf über 2600 Metern über dem Meeresspiegel in den Anden liegt, mit einer Durchschnittstemperatur von 14 Grad ziemlich kühl und regnerisch sein kann, liegt in Medellin ein stets frühlinghaftes Klima vor. An der karibischen Küste allerdings muss man das ganze Jahr über mit einem tropischen Klima und hohen Temperaturen rechnen. So unterschiedlich wie ihre Klimazonen, sind auch die Regionen um Bogota, Medellin und Barranquilla. Die Hauptstadt Kolumbiens mit ihrem schönen historischen Zentrum, dem Berg und seiner Kirche Monserrate und der nahe gelegenen Catedral de Sal ist durchaus sehenswert. Die Straßen dieser Stadt mit 8 Millionen Einwohnern, sogenannten cachacos sind nicht nur während der Rush hour vom Verkehr verstopft. Medellin, Gewinner des internationalen Preises als most innovative city und Kolumbiens zweitgrößte Stadt überrascht mit einigen architektonisch sehenswerten Gebäuden und einem für Kolumbien modernen U-Bahn System und Cable Car. In der Tat ist Medellin die einzige Stadt in Kolumbien die über dieses öffentliche Transportmittel verfügt und durch welches auch Bewohner armer Kommunen einfachen Anschluss zum Stadtzentrum haben. Ebenso wurde Medellins Bibliothek welche in einem schwarzen an Diamanten erinnernden Gebäudekomplex untergebracht ist, inmitten der armen Kommunen gebaut, um der unteren Gesellschaftsschicht den Zugang zur Bildung zu

erleichtern. Die Erhaltung dieses Preises lässt Medellin, welches vor allem durch seinen Ruf als Drogenkartell Kolumbiens zu Zeiten Pablo Escobars bekannt wurde in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ebenfalls sehenswert ist die sogenannte eje cafetero, südlich von Medellin. Hier kann man sich fincas de cafe (Kaffeefarmen) und verschiedene Nationalparks besuchen und die Natur bewundern. Auf einer Besichtigung einer Kaffeefarm klärte sich auch das Rätsel weshalb es in Kolumbien, dem drittgrößten Kaffeeanbauer so viel schlechten Kaffee gibt. Bei einem der vielen Schritte der Kaffeeherstellung werden nämlich die hochqualitativen Bohnen von den minderwertigeren Bohnen getrennt. Der Kaffee der aus den guten Bohnen hergestellt wird, wird exportiert, die anderen für den nationalen Verbrauch verarbeitet. Im Valle de Cocora nahe Salento kann man bei einer Wanderung die einzigartigen langstieligen Wachspalmen bewundern. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass das Temperament und der Akzent der sogenannten paisas (Bewohner dieser Region Kolumbiens) sich stark von der Küste unterscheiden. Die karibische Küste Kolumbiens ist für Reisende ohne Frage ebenfalls absolut sehenswert, denn nicht nur spürt man klar durch das Temperament der Menschen und der tropischen Temperaturen, dass man in der Karibik gelandet ist. Spätestens wenn man nach einer Stunde Wanderung durch den Wald an den wunderschönen Strände des Nationalparks Tayrona angekommen ist, gibt es daran keinen Zweifel mehr. Ebenso einen Besuch wert ist Santa Marta, was ein paar Kilometer von Tayrona entfernt ist und das kleine Fischerdörfchen Taganga, in dem fast keine Autos unterwegs sind. Hier hat man das Gefühl, dass Zeit keine Rolle spielt, Hektik ist hier ein Fremdwort. Ebenfalls sehr schön ist Cartagena de Indias, eine wunderschöne Kolonialstadt welche zweifellos zu den Must-sees Kolumbiens gehört. Sie zählt zu Lateinamerikas schönsten Kolonialstädten und wurde ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Sehr beliebt sind die Bootsfahren von Cartagena zu den Baru-Inseln und den Rosario-Inseln. In Form eines Tagestrips kann man hier ebenfalls ein bisschen Karibik-Feeling tanken. Stünde ich heute wieder vor der Entscheidung, wo ich mein Auslandssemester verbringen möchte, würde ich mich eindeutig wieder für Kolumbien entscheiden. Die Erfahrung in diesem Land voller kultureller und geographischer Vielfalt, mit seinen warmherzigen und fröhlichen Menschen zu leben, war für mich eine große Bereicherung, die ich nicht missen wollen würde. In diesem Sinne bedanke ich mich recht herzlichen bei BayLat für die finanzielle Unterstützung und hoffe, dass auch in Zukunft mehr Studenten die Möglichkeit bekommen und auch nutzen, ihr Auslandssemester in Kolumbien zu absolvieren. Muchas Gracias!