Patientenorientierung Compliance und Disease Management Programme.



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Transkript:

Patientenorientierung Compliance und Disease Management Programme. Praxisbeispiel Diabetes mellitus Typ 2. Inhalt: Der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen, die demographische Entwicklung sowie die steigende Zahl der chronisch Erkrankten fordert ein Umdenken. Derzeit sind bereits ca. 6-8 % der Bevölkerung an Diabetes mellitus erkrankt. Die Dunkelziffer wird bei ca. 40-50 % vermutet. Disease Management Pro-gramme Krankheitsmanagement- sollen zukünftig die Versorgung der Chroniker verbessern. Die Steigerung der Patienten-Compliance und somit die Verringerung von Folgekomplikationen wird durch verstärkte Einbeziehung und aktive Mitwirkung der Patienten bei der Therapie gefördert und soll somit langfristig zur Kostensenkung des Gesundheitswesens beitragen. Das Buch zeigt unter spezieller Betrachtung der Patienten-Compliance die Möglichkeiten und Hindernisse von Disease Management Programmen auf. Aufgrund praxisorientierter Beispiele richtet sich das vorliegende Werk an Mediziner, Führungskräfte in Krankenkassen, Krankenhäusern und Management Care Institutionen sowie an Dozenten und Studenten im Gesundheitswesen. Über die Autorin: Viviane Scherenberg ist Dipl.-Betriebswirtin (FH), gepr. Psychologische Beraterin (ALH) und Autorin zahlreicher Publikationen im Bereich Beziehungs- und Dialogmarketing. Als langjährige Mitarbeiterin der ABS Computer GmbH Fachagentur für edv-gestütztes Marketing - ist sie verantwortlich für den Aufbau und die Umsetzung von Betreuungsprogrammen. ISBN 3-936749-43-4. Preis 23,85 EUR. Erscheinungsdatum: September 2003 Auflage, 125 Seiten, Gb 210x148 mm Wiku-Verlag / Verlag für Wissenschaft und Kultur Dr. Stefan Stein http://www.wiku-verlagsprogramm.de oder direkt bei www.amazon.de

Inhalt 1 Einleitung 1.1 Themenbegründung 1.2 Vorgehensweise und Zielsetzung 2 Theoretische Bezugsgrundlagen 2.1 Patienten-Compliance 2.1.1 Begriffsdefinition 2.1.2 Formen und Einflussfaktoren der Non-Compliance 2.1.3 Ursachen der Non-Compliance 2.1.4 Möglichkeiten der Compliance-Förderung 2.2 Disease Management Programm (DMP) 2.2.1 Aktuelle Situation 2.2.2 Begriffsdefinition 2.2.3 Ziele von Disease Management Programmen 2.2.4 Bestandteile von Disease Management Programmen.. 3 Möglichkeiten der Compliance-Förderung bei DMP 3.1 Unterstützung des Selbstmanagements 3.1.1 Selbstmanagement 3.1.2 Verhaltens- und Einstellungsänderung 3.1.3 Patientenverantwortung und Empowerment 3.1.4 Patientenvertrag 3.1.5 Psychosoziale Unterstützung 3.2 Entscheidungsunterstützung 3.2.1 Patientenschulung 3.2.2 Leitlinien 3.3 Information und Transparenz 3.3.1 Patienteninformationssysteme 3.3.2 Erinnerungssysteme und Case Management 3.3.3 Individueller Therapieplan 3.3.4 Compliance Monitoring 4 Hindernisse bei der Förderung von Compliance bei DMP 4.1 Akzeptanzprobleme 4.2 Datenschutz 4.3 Einfluss auf die Arzt-Patienten-Beziehung 4.4 Dauerhafte Motivation und Akzeptanz 5 Erfolgsfaktoren zur Optimierung der DMP 6 Schlussbetrachtung 6.1 Diskussion über Patientenmotivation bei DMP 6.2 Zukunftsaussichten von Patienten-Compliance bei DMP 7 Zusammenfassung

Lesen Sie hier das Kapitel 6 und 7: 6 Schlussbetrachtung 6.1 Diskussion über Patientenmotivation bei DMP Zur Zeit lässt sich nur erahnen, welche Auswirkungen die einzelnen Komponenten der Disease Management Programme der gesetzlichen Krankenkassen auf die Compliance der Patienten haben werden. Dennoch lassen sich Potenziale aber auch Gefahren erahnen, die solche Betreuungsprogramme in sich bergen können. Die derzeitigen vorgelagerten Vorurteile und vergleichbare Erfahrungsberichte anderer Länder erschweren das Vorhaben und stellen das DMP vor Startschwierigkeiten. Die öffentlichen Auseinandersetzungen um die Einführung der DMP haben zu einer in ihren Auswirkungen nicht einschätzbaren Verunsicherung der Bevölkerung geführt. Darüber hinaus kann die resultierende, in der Ärzteschaft weit verbreitete Skepsis und Abwehrhaltung die auf die Kooperation der beteiligten Akteure angewiesene erfolgreiche Einführung der DMP beeinträchtigen. Wenn auch berechtigte Argumente gegen die Verknüpfung von DMP und RSA sprechen, ist eine Dynamik in Gang gesetzt worden, die viele Potenziale in sich birgt, um eine flächendeckende Verbesserung der Versorgung von Diabetikern zu erzielen. Wären nicht die ökonomischen Anreize der Gesetzgeber gewesen, hätte es keine derartige Entwicklung gegeben. Es bleibt zu hoffen, dass ein Lernprozess in Gang gesetzt wird, der zur Verbesserung der Versorgungsstruktur des deutschen Gesundheitswesen beiträgt. Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass DMP die Versorgung von chronisch Kranken effektiver und erfolgreicher gestalten könnten, da die Diabetiker über mehr Wissen über die eigene Krankheit verfügen, Komplikationen und Verschlechterungen vermeiden beziehungsweise hinauszögern. Weiterhin tragen sie mit umfassender Gesundheitspflege zur besseren Gesundheit und zur Selbsthilfe und damit auch zur Kostendämpfung bei. Der Blick darf jedoch nicht nur auf die Kosten gerichtet sein. Der Erfolg tritt langfristig dann auf, wenn in erster Linie der medizinische Nutzen deutlich wird. Nur die dauerhafte Motivation und damit Bindung des Patienten im DMP wird zum Ziel der besseren Versorgung der Diabetiker und damit zur Kosteneinsparung führen können. Die Pflege eines loyalen beziehungsweise eines Patienten mit einer hohen Compliance erfordert einen geringeren Aufwand als die Überzeugung, sich in das Betreuungsprogramm einzuschreiben. Hier besteht das größte Hemmnis. Die Patienten erwarten die Betreuung für ihre spezifischen Probleme, kompetente und individuelle Beratung und einen qualitativ hochwertigen Service. Die Bemühungen sollten vor allem dahingehend ausgerichtet werden, die Diabetiker zu erreichen und somit an das Programm zu binden, die eine höhere Wahrscheinlichkeit haben Folgeschäden zu erleiden. Aufgrund der genannten Entwicklungstendenzen wird in dem nachfolgenden Kapitel versucht, einen kleinen Ausblick auf die Zukunftsaussichten der Disease Management Programme zu geben.

6.2 Zukunftsaussichten von Patienten-Compliance bei DMP Werden die Möglichkeiten betrachtet, die sich durch den Einsatz der Disease Management Programme bieten, lässt sich erahnen, welche Dimensionen sie zukünftig einnehmen werden. Auch die steigende Anzahl der Diabetes Erkrankten und der Kostendruck, der auf dem Gesundheitssystem lastet, verdeutlicht, dass eine dringende Notwendigkeit besteht, die Versorgung zu optimieren. Es müssen jedoch vorab die verkrusteten Strukturen aufgebrochen und eine zunehmende Kooperation unter den Beteiligten des Gesundheitssystems geschaffen werden. Werden die Erfahrungen aus den USA hinzugezogen, scheinen die Disease Management Programme lt. Studien der Pharmaunternehmen und DMP-Firmen ihre Ziele zu erreichen, sowohl aus Sicht der Kostenkontrolle als auch auf den Krankheitszustand der Patienten bezogen. Diese Aussagen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da genaue wissenschaftliche Studien noch nicht vorliegen. Die DMP der USA wurden nicht von Versicherungsunternehmen, sondern auch Unternehmen der pharmazeutischen Industrie entwickelt. Hauptsächlich den Patienten, die ohnehin schon motiviert waren, wurde das DMP angeboten und demzufolge deren Krankheitsverlauf erforscht. Kommerzielle DMP weisen somit folgende Probleme auf: Hauptsächlich sind die chronisch Kranken hier vorzufinden, die bereits hoch motiviert, diszipliniert und finanziell besser gestellt sind. 1 Der Trend in den USA, schwierige Fälle nicht aufzunehmen, die an Maßnahmen aus gesundheitlichen, ökonomischen oder anderen Gründen nicht teilnehmen und somit nicht aktiv an der Therapie mitarbeiten, verursachen außerhalb des DMP weiterhin erhebliche Kosten. Gerade die problematischen Diabetiker sollten das eigentliche Ziel der DMP sein, da sie das größte Potenzial bieten. Sie gilt es zu erkennen und zu motivieren. Aus den Tendenzen der kommerziellen DMP der USA aber auch aus den Erfahrungen der ersten DMP der privaten Versicherungen auch hier meldeten sich verstärkt motivierte Patienten ein sollte die GKV lernen. Zweifellos, die Verbesserung der Versorgung, die Zusammenarbeit untereinander kann und muss verbessert werden, moderne Informationstechnologien sollten auch im Gesundheitswesen verstärkt genutzt werden, aber der primäre Fokus darf sich nicht auf kurzfristige Einsparungspotentiale richten. Das DMP wird bei richtiger Umsetzung nur langfristig Einsparungen bringen können. Die zusätzliche Verwaltungsebene und die damit zusätzlichen Verwaltungsaufgaben entziehen der Grundversorgung der Patienten gerade bei der Einführung neuer Systeme Finanzmittel. Patienten dürfen sich nicht wie erfahrungsgemäß bei Managed Care in den USA entmündigt und überfordert fühlen und in einem bürokratischen Alptraum enden. Managed Care befindet sich auf dem Rückzug. Dies auch aus dem Grund, dass sich viele Beteiligte (Ärzte, Arbeitgeber und Versicherer) zunehmend frustriert und verärgert fühlen. DMP Programme existieren seit den 90er Jahren 1 Vgl.: bvvp magazin, DMP Sonderheft, Ausgabe 3+4/2002, S. 13.

in den USA. 2 Trotzdem stellt sich die Frage, ob dem deutschen DMP das gleiche Schicksal droht wie dem Managed Care in den USA. Die große Chance liegt darin, diese Erfahrung positiv zu nutzen und ähnlich gelagerte Problemsituationen erst gar nicht entstehen zu lassen oder frühestmöglich Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Tatsache ist, dass DMP viele gute Ansätze zur Verbesserung der Versorgung bietet, es liegt nun an allen Beteiligten das Beste daraus zu machen. Den Krankenkassen kommt hierbei die größte Verantwortung zu, um sensibel und partnerschaftlich mit allen Beteiligten ein solches Programm erfolgreich aufzubauen. 7 Zusammenfassung Schätzungen gehen davon aus, dass mangelnde Patienten-Compliance der Diabetiker ca. 50% der Behandlungserfolge aller Therapien gefährden. Gerade bei Diabetikern ist die Compliance-Rate gering, da bei diesem Krankheitsbild oft keine spürbaren Beschwerden vorliegen. Die gefährlichen langfristigen diabetesbedingten Folgeschäden (beispielsweise an Herz, Nieren, Augen und Nerven) stellen für die Patienten häufig keine direkte akute Gefahr dar. Eine systematische Wissensvermittlung mit Hilfe von Informationsmaterialien und individuellen Schulungen der Diabetiker unter Berücksichtigung persönlicher Gegebenheiten, ist daher zwingend erforderlich. Das Disease Management Programm soll durch verstärkte Einbeziehung und aktive Mitwirkung der Patienten bei der Therapie die Compliance fördern und somit langfristig zur Kostensenkung des Gesundheitswesens beitragen. Das Ziel der Arbeit war es daher, die Möglichkeiten und Grenzen der Patienten-Compliance im Rahmen der Disease Management Programme genauer zu untersuchen. Die Arbeit setzt sich mit den theoretischen Grundbegriffen der Compliance, den Formen und Einflussfaktoren, Ursachen sowie Maßnahmen auseinander, um eine Basis für den Hauptteil dieser Arbeit zu legen. Anschließend werden die Möglichkeiten der Compliance im Rahmen der Disease Management Programmen analysiert. Auf die Hindernisse, die in Verbindung mit Disease Management Programmen einhergehen, wird gleichzeitig hingewiesen. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse werden Faktoren erarbeitet, die zur Optimierung der Disease Management Programme beitragen. Unbestritten ist, dass DMP durch gezielte Maßnahmen zur Compliance-Förderung der Diabetiker beitragen können. Die Stärkungen des Selbstmanagements, Maßnahmen der Entscheidungsunterstützung sowie eine erhöhte Transparenz und Information der Patienten können systematisch zur Compliance-Steigerung führen. Die verstärkte Zusammenarbeit und der Informationsaustausch der Beteiligten untereinander bildet die Grundlage, damit DMP ihre volle Wirkung zeigen können. Das gemeinsame Ziel der verbesserten Versorgung der Diabetiker sollte Focus sein und nicht die Eigeninteressen der einzelnen Akteure. Nur 2 Vgl.: bvvp magazin, DMP Sonderheft, Ausgabe 3+4/2002, S. 14.

wenn Einigkeit und Übereinstimmung der Akteure vorliegt, entsteht keine Verunsicherung und Angst beim Patienten, die sich negativ auf die Compliance auswirken kann. Viele Hindernisse, die sich derzeit auftun, werden hauptsächlich dadurch hervorgerufen, dass das DMP noch unausgereift ist, da es sich im Entwicklungsstadium befindet. Es ist jedoch bereits jetzt schon abzusehen, dass der Erfolg der DMP davon abhängt, wie diese von den Patienten angenommen werden. Wiederum hängt dies von der erfolgreichen Zusammenarbeit der Krankenkassen mit den Ärzten ab. Der Arzt als maßgeblicher Träger der Botschaft muss in den Prozess so eingebunden werden, dass der bürokratische Aufwand möglichst gering für ihn ist. Die Krankenkassen wiederum sind gefordert, hier die notwendigen Mittel und Wege zu finden, dies zu realisieren. Disease Management Programme müssen für alle Beteiligten nutzenorientiert ausgerichtet sein, um ihre Ziele langfristig zu erreichen. Fest steht, dass trotz der Hindernisse, die derzeit noch existieren, es sinnvoll ist, Anreize zu schaffen, sich mit einer Verbesserung der Versorgung der Diabetiker durch zusätzliche nicht-therapeutische Maßnahmen zu beschäftigen. Dreh- und Angelpunkt wird es sein, die Diabetiker zu erreichen, die derzeit keine hohe Compliance aufweisen, somit weder ihr gesundheitliches Problem erkennen, geschweige denn durch ein gesundheitsfördernden Lebensstil versuchen, gefährliche diabetesbedingte Folgeerkrankungen und Komplikationen zu vermeiden. Der große Herausforderung und gleichzeitig Schwierigkeit der Disease Management Programme wird es sein, diese Risiko- Zielgruppe zu ermitteln, zu sensibilisieren und entsprechend von der Therapiemitarbeit gemeinsam - Hand in Hand mit Ärzten und Krankenkassen zu überzeugen und zu motivieren. Nicht die bereits motivierten Diabetiker, die für die Einschreibung und Mitarbeit leicht zu überzeugen sind, sondern die unmotivierten Patienten bieten das eigentliche Potenzial der Disease Management Programme. Krankenkassen, die diese Herausforderung unterschätzen und auf kurzfristige Einschreibungen fixiert sind, werden langfristig keine Erfolge erzielen. Der behandelnde Arzt wird bei schlechter Umsetzung der Programme nur bedingt Einflussmöglichkeiten auf den Patienten haben. Die Kunst wird es sein, die DMP sowohl bei Patienten als auch bei den niedergelassenen Ärzten positiv zu positionieren. Unter dem Motto: Start small think big empfiehlt es sich, erst einmal kleinere Maßnahmen für die Patienten zu initiieren und sich dem Ziel behutsam und langsam zu nähern. Denn eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und Compliance ist ein dynamischer Prozess, an dem beide Seiten gemeinsam wachsen und dabei Vertrauen aufbauen. Ausschlaggebend und Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Disease Management Programm bzw. für eine neue Patientenorientierung ist und bleibt: Miteinander nicht gegeneinander!