Informationen und Fragen für die SIG-Teilnehmer



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Transkript:

Informationen und Fragen für die SIG-Teilnehmer Unsere Ausgangssituation Wir sind Studierende der TU Berlin und möchten dort oder in einer anderen universitären Einrichtung Berlins die Schreibberatung etablieren. Ella absolviert derzeit die Schreibberaterausbildung an der PH-Freiburg, Jana hat diese Ausbildung gerade abgeschlossen. Im Rahmen der Ausbildung führte Jana am Fachbereich Deutsch als Fremdsprache an der TU Berlin Schreibberatungen für deutsche und ausländische Studierende durch. Der Fachbereich zeigte sich sehr interessiert an Maßnahmen zur Förderung der Schreibkompetenz der Studierenden. Begleitet wurde das Praktikum von Assoc. Prof. Dr. Gerd Bräuer und vor Ort von Prof. Dr. Grit Mehlhorn. Ein Schwerpunkt von Frau Mehlhorn ist die Lernberatung. Leider wurde ein Antrag zur Einrichtung eines Schreibzentrums abgelehnt. Unser Interesse Nun möchten wir zu zweit eine studentische Schreibberatung anbieten und unseren Wirkungskreis erweitern. Mit der psychologischen Beratung/Studienberatung ist bereits ein Treffen verabredet, bei dem Möglichkeiten des Austausches und der Vernetzung besprochen werden. Eine Mitarbeiterin hatte auf einen Flyer hin Jana kontaktiert und gefragt, ob sie Ratsuchende vermitteln dürfe. Für solche Zwecke der Kontaktaufnahme und Verhandlung mit Kooperationspartnern und Förderern haben wir einen Flyer und ein Positionspapier angefertigt. Der Flyer soll auch Studierenden zur Information und Kontaktaufnahme dienen. Das Positionspapier soll grundlegende Informationen zur Schreibberatung und Argumente liefern, warum die Einrichtung und Förderung von Schreibberatung sinnvoll ist. Genauere Informationen darüber, was wir dafür benötigen und welchen Nutzen der jeweilige Förderer daraus ziehen kann, würden wir individuell formulieren. Unsere Fragen an die Teilnehmer der Arbeitsgruppe 1. Sind diese beiden Papiere zielgruppengerecht? 2. Sind sie ansprechend, verständlich und überzeugend? 3. Sind sie kurz genug, wenn nein, wo sehen Sie Kürzungspotential? 4. Können Sie uns weitere Argumente nennen, was die Förderer mit der Unterstützung unseres Projektes gewinnen? Unsere bisherigen Ideen wären: - Imageaufwertung und Einbindung in unser Netzwerk - Beitrag zur fächerübergreifenden Qualitätsverbesserung der Lehre - Unterstützung der Entwicklung der Schlüsselkompetenzen - Verkürzung der Studienzeiten und Verringerung der Studienabbruchzahl

Positionspapier Argumente für die Etablierung von Schreibberatung an Hochschulen Schreibschwierigkeiten können aus der Komplexität des Schreibprozesses heraus entstehen. Schreiben ist ein hochkomplexer Prozess, der an jeden Schreibenden große kognitive Anforderungen stellt: Damit ein Text entsteht, muss der Schreibende Mitteilungsbedürfnisse entdecken, Ziele setzen, Material sammeln und ordnen, Ideen gliedern, Einfälle in Wörter und Sätze übersetzen, planen, formulieren, überarbeiten, sich dabei nach Leserschaft und nach formalen Vorgaben richten. Die vielen, teils in einander verzahnten Teilschritte überfordern nicht wenige Studierende beim Schreiben längerer wissenschaftlicher Arbeiten. Gleichzeitig wird der individuelle Schreibprozess geprägt von persönlichen Vorerfahrungen sowie situativen Bedingungen. Mit der Schreibkompetenz entwickeln sich auch weitere Schlüsselkompetenzen. Die Ziele der Schreibberatung gehen noch über die Optimierung des wissenschaftlichen Schreibprozesses hinaus: In den Beratungsgesprächen werden Strategien und Fertigkeiten entwickelt, die auch außerhalb des Kontextes Schreiben sinnvoll eingesetzt werden können: Schreibberatung sieht sich als wichtigen Beitrag zur Umsetzung der neuen Anforderungen durch die Bologna-Reform, indem sie neben der Schreib- und Lesekompetenz weitere Schlüsselkompetenzen wie Eigenständigkeit und methodisches Arbeiten fördert. Mit wachsender Schreibkompetenz nimmt gleichzeitig auch die Fähigkeit zur Abstraktion und zur Perspektivenübernahme zu. Gleichzeitig wird den Studierenden bewusst gemacht, dass Schreiben nicht nur die Erfüllung einer universitären Pflicht bedeutet, sondern entsprechend des Ansatzes des Writing to learn - als Instrument des Lernens und Denkens dient. Der Bedarf an Schreibberatung bei Studierenden ist nachgewiesen. Bereits im Sommersemester 2006 und im Wintersemester 2006/07 konnten am Fachbereich DaF der TU Berlin Schreibberatungen angeboten werden. In einem Zeitraum vom 14.07.2006 bis 15.02.2007 führte eine Beraterin 32 Beratungen mit insgesamt 12 Ratsuchenden durch. Die Nachfrage stieg im Verlaufe des Wintersemesters kontinuierlich an, wobei genauso viele L1-Schreibende wie Nichtmuttersprachler das Angebot mehrmals in Anspruch nahmen. Entwicklung der Beratungsnachfrage Muttersprachen 7 6 Türkisch; 1 Chinesisch; 1 5 4 Anzahl Beratungen Französisch (Kamerun); 1 3 Anzahl Ratsuchender Deutsch; 6 2 Zugänge Ratsuchende Polnisch; 1 1 0 < 14.Jul 06 Aug 06 Sep 06 Okt 06 Nov 06 Dez 06 Jan 07 > 15.Feb 07 Arabisch (Ägypten); 1 Spanisch; 1

Die Beratungsschwerpunkte, also die besprochenen Fragen und Schreibschwierigkeiten, lagen besonders in der Anfangsphase und in der Überarbeitungsphase des Schreibprozesses. Zu nennen wären hier die Schwerpunkte: Schreibprozess analysieren und reflektieren, Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Wissenschaftlichkeit, die Themenfindung und Themeneingrenzung, das methodische Vorgehen, die sinnvolle Strukturierung sowie die Überarbeitung hinsichtlich eines wissenschaftlichen Stils und Adressatenorientierung. Weitere Probleme bestanden hinsichtlich der Arbeits- und Zeitplanung und im Umgang mit psychischem Druck, resultierend aus unklaren Ziel- und Arbeitsformulierungen sowie aus Unsicherheit hinsichtlich Dozentenerwartungen und Dozentenfeedback. Schreiben der Rohfassung Orientierungsphase Überarbeitung Beratungsschwerpunkte der Beratungen Schreibprozess Arbeits-, Zeitplanung Wissenschaftlichkeit Themenfindung, - eingrenzung Einleitung und Gliederung Ablenkung psych. Druck Dozenten-Feedback Textkohärenz Sätze, Formulierungen 0 1 2 3 4 5 6 7 Anzahl der Beratungen L1 L2 Diese Befunde bestätigen und ergänzen die Darstellungen der bisherigen Forschung. So haben z. B. Abraham und Bräuer 1 nach Untersuchungen von Leki (1992) und Silva (1993) typische Probleme von L2-Schreibenden zusammengefasst. Weiterhin haben Dittmann u.a. 2 im Rahmen einer empirischen Studie zu Schreibproblemen 283 Studierende der Universität Freiburg befragt und im Ergebnis ein Ranking der 15 Schreibprobleme aufgestellt sowie Zusammenhänge zwischen einzelnen Problemen aufgezeigt. Alarmierend ist, dass insgesamt ca. 70 92 % der Studierenden verschiedener Fachbereiche beim Schreiben einer Hausarbeit o.ä. Probleme hatten und gut 1/5 angab, bereits mindestens einmal eine Hausarbeit abgebrochen zu haben. Bereits bestehende Einrichtungen zur Entwicklung von Schreibkompetenz zeigen, dass solche Angebote notwendig sind, und gewährleisten Austausch und Evaluation. Einrichtungen, die Schreibkompetenz fördern, sind zum einen Schreibzentren und Schreibwerkstätten, in denen Schreibberatung sowie verschiedene Workshops und Lehrveranstaltungen zum Thema wissenschaftliches Schreiben angeboten werden. Solche schreibdidaktischen Einrichtungen in Deutschland sind z. B. die Schreibzentren der PH Freiburg, der Europa-Universität Viadrina, der TU Chemnitz, der Universität Bochum, der Universität Köln, das Schreiblabor der Universität Bielefeld, die Schreibwerkstatt der Universität Essen, am Hochschuldidaktischen Zentrum der Universität Dortmund sowie die Studierwerkstatt an der Universität Bremen. 1 Abraham, Ulf/ Bräuer, Gerd (2005): Lernende Schreiben und publizieren online, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Eine Perspektive für Lehre und Forschung. In: Didaktik Deutsch 18/2005, S. 91-105 2 Dittmann, Jürgen/ Geneuss, Katrin A./ Nennstiehl, Christoph/ Quast, Nora A. (2003): Schreibprobleme im Studium. Eine empirische Untersuchung. In: Konrad Ehlich, Angelika Steets (Hrsg.): Wissenschaftlich schreiben lehren und lernen. de Gruyter: Berlin/New York, S. 155-185

Weitere Schreibzentren in Europa sind z.b. zu finden in Klagenfurt, Zürich, Kopenhagen und Groningen. In den USA verfügen etwa 90 % aller Universitäten über ein writing centre 3. In deutschen, europäischen und internationalen Vereinigungen findet durch Tagungen und Publikationen ein Austausch auf vielen Ebenen wie Schreibforschung, Schreibdidaktik, Ausbildung, Konzeptionierung von Schreibzentren, Qualitätssicherung usw. statt. Solche Vereinigungen sind z. B. die Arbeitsgemeinschaft Schreibdidaktik, European Association for the Teaching of Academic Writing (EATAW), European Writing Center Association (EWCA) und PROWITEC, Forum wissenschaftliches Schreiben in Deutschland und Europa sowie die International Writing Centers Association (IWCA). Förderung von Schreibkompetenz und Auseinandersetzung mit Schreibproblemen steuern dem Verfassen von Plagiaten entgegen. Plagiate werden teilweise unabsichtlich produziert, weil die Studierenden u. a. nicht in der Lage sind, Literatur aktiv zu rezipieren, sich mit ihr kritisch auseinander zu setzen, sich zu positionieren und entsprechend eigene Gedanken zu formulieren. Hierauf kann in der Schreibberatung individuell eingegangen werden. Was leistet die Schreibberatung? Schreibberatung setzt sich dem Paradox entgegen, dass wissenschaftliches Schreiben im Studium zwar verlangt, aber kaum thematisiert wird. Aufgrund der Bedeutung, die wissenschaftliches Schreiben im Studium hat, entscheidet die Fähigkeit eines Studierenden, akademische Texte zu verfassen, zum großen Teil über Studienerfolg und Studiendauer. Haben Studenten vom Beginn ihres Studiums an die Möglichkeit, sich durch Schreibberatung begleiten zu lassen, wird Anfangsproblemen im Schreiben entgegengewirkt, die sich sonst häufig zu Schreibstörungen verfestigen. Schreibberatung wirkt Schreibproblemen präventiv entgegen, unterstützt Studierende aber auch, wenn sie sich in konkreten Krisensituationen befinden. In den Beratungsgesprächen wird durch die besondere Eins-zu-Eins-Kommunikation konkret auf die individuellen Erfahrungen und die Probleme sowie den Entwicklungsstand jedes Einzelnen eingegangen. Es werden Fragen zur wissenschaftlichen Textproduktion und zum Schreibhandeln aufgrund eines konkreten akademischen Schreibprojektes besprochen. Ausgehend vom prozessorientierten Ansatz, der diesen Arbeitsvorgang als Prozess des Schreibens und Lernens versteht, konzentrieren wir uns dabei auf einen Aspekt bzw. eine Phase des Schreibprozesses, untersuchen die Schreibschwierigkeiten, entwickeln Lösungsstrategien und formulieren realistische Arbeitsschritte und Handlungskonzepte. Die Schreibberaterinnen agieren aufgrund ihres Studentenstatus' als Peer-Tutorinnen, wodurch ein symmetrisches Beratungsverhältnis möglich ist und den Ratsuchenden der Zugang erleichtert wird. Grundlegend ist der Ansatz der Lernerautonomie als Ziel der Beratung sowie in der Beratungssituation. 3 Grimm, Nancy (1996): Rearticulating the Work of the Writing Center. College Composition and Communication. 47: 4: 485-523.

Wir orientieren uns an den Prinzipien und Techniken der nicht-direktiven Beratung, um so den Studierenden zu selbständigem und eigenverantwortlichem Entscheiden und Planen der Arbeitswege, Ausführen des Schreibvorhabens sowie Evaluation des Produkts und Prozesses zu motivieren. Der Studierende soll darin unterstützt werden, leserwirksame Texte zu produzieren, das Schreiben als Medium des Denkens und Lernens zu nutzen, persönlich effektive Schreibtechniken zu generieren, anzuwenden und zu reflektieren sowie eigene Schreib- und Lernprozesse, externe Anforderungen und persönliche Einstellungen zu evaluieren. Die Schreibberatung versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe. Die Unterstützung durch die Schreibberater besteht darin, Schreibende zu begleiten, Schreibprozesse zu entzerren und zu analysieren, Schreibprobleme zu erkennen, ein Bewusstsein für Schreibschwierigkeiten schaffen, zu Arbeits- und Schreibstrategien zu beraten, produktive und motivierende Rückmeldungen zu geben, die reflexive Praxis anzuregen sowie Feedback-Partner zu vermitteln, über weitere Kurs- und Beratungsangebote zu informieren und Materialien bereit zu stellen. Was ist Schreibberatung NICHT? Obwohl die Funktionen, die Schreibberatung übernimmt, weit gestreut sind, hat sie dennoch klar festgelegte Grenzen. Die Aufgaben der Schreibberatung werden im Angebot und in einer Einführungsveranstaltung genau geklärt, damit Studierende nicht mit falschen Vorstellungen in die Beratung kommen. Stößt die Beraterin in ihrem Beratungsgespräch an ihre Grenzen, vermittelt sie Informations- und Beratungsangebote, die ihr aufgrund des umfangreichen Netzwerkes und der kontinuierlichen Weiterbildung bekannt sind. Schreibberatung sieht ihre Aufgabe nicht darin, Fragen zu Formalia des wissenschaftlichen Schreibens zu beantworten. Sie wird solche Informationen nicht liefern, sondern an die entsprechenden Informationsstellen wie die Fachbereiche, Literatur, Kurse oder Selbstlernmaterialien verweisen. Bei inhaltlichen Fragen bereitet die Schreibberaterin die Kontaktaufnahme und Gespräche mit Peer- Feedbackpartnern (Kommilitonen) und dem jeweiligen Fachbetreuer vor. Denkbar ist auch die Ausbildung von Peer-Tutoren aus verschiedenen Fachbereichen. Weiterhin entsprechen Korrekturen durch die Beraterinnen nicht dem Sinn und Ziel der Schreibberatung und können auch zeitlich nicht geleistet werden. Die Schreibenden sollen befähigt werden, ihre Texte eigenständig oder mithilfe von Feedbackpartnern zu korrigieren, und so zu autonomen Verfassern werden. Bei verfestigten Problemen, die über den Schreibprozess hinausgehen und den Ratsuchenden handlungsunfähig machen, sehen sich die Beraterinnen verpflichtet, den Ratsuchenden an die entsprechenden psychologischen oder psychosozialen Beratungsstellen der Hochschule zu vermitteln. Verlauf der Beratungen

Die individuellen Beratungen dauern durchschnittlich 45 bis 60 Minuten und folgen einem bestimmten Ablauf von der Kontaktaufnahme und Erstreflexion über die Beratung bis hin zur anschließenden Reflexion und Umsetzung der Arbeitsvereinbarung. Hier sind entsprechend des institutionellen und situativen Kontextes verschiedene Verfahrensweisen und der Einsatz unterschiedlicher Dokumente bzw. Beratungsinstrumente wie Beratungsprotokoll, Beratungstagebuch, Lern-/Schreibtagebuch, Informationsund Arbeitspapiere denkbar. Nachhaltigkeit, Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung Die Kompetenz der Beraterinnen ist durch ihre entsprechende zertifizierte Ausbildung Schreibberaterin. Berufsfeldorientiertes Zertifikat des Schreibzentrums der Pädagogischen Hochschule Freiburg gesichert. Zusätzlich wird die Qualität im Laufe der Beratung durch mehrere Instrumente gewährleistet: Zum einen soll eine begleitende Evaluation der Schreibberatung durchgeführt werden: Selbstaussagen der Studierenden z. B. in Form von Fragebögen, ihren E-Mails und während der Beratung fixierten Reflexionen werden zu verschiedenen Zeitpunkten des Beratungsprozesses ausgewertet. Zudem führen die beiden Beraterinnen in regelmäßigen Abständen gegenseitige Supervision durch und stehen gleichzeitig mit anderen Schreibdidaktikern in Kontakt: Im Gebiet Berlin-Brandenburg entsteht zur Zeit ein Netzwerk von Schreibdidaktikern mit regelmäßigen Treffen zum Erfahrungs- und Wissensaustausch. Zudem werden die Beraterinnen z.b. durch Teilnahme an Konferenzen und Publikation von Erfahrungen am Fachdiskurs teilnehmen sowie neue Erkenntnisse in das Konzept ihrer Schreibberatung einbringen. Längerfristig ist auch die Ausbildung von Schreibberatern und Aufnahme von Praktikanten geplant. Netzwerk, Publikationen, Öffentlichkeitsarbeit Wir sind eingebunden in ein Netzwerk zum fachlichen Austausch, zur Evaluation und Qualitätssicherung unserer Leistungen, zur Vermittlung von Peerpartnern und zur Orientierung im Hinblick auf Förder- und Beratungsangebote. Unsere wichtigsten Kooperationspartner sind im einzelnen: o TU Berlin: Fachbereich Deutsch als Fremdsprache für Raumnutzung, PR-Maßnahmen, sonstige Unterstützung; o TU Berlin: die Studienberatung/psych. Beratung zum fachlichen Austausch und zur Vermittlung von Ratsuchenden; o TU Berlin: Sprach- und Kulturbörse (SKB), Zentraleinrichtung Moderne Sprachen (ZEMS) für die Vermittlung von Ratsuchenden sowie Schreib- und Sprachkursen, PR-Maßnahmen? o Katrin Girgensohn (Viadrina Universität Frankfurt/O), für konzeptionellen und fachlichen Austausch sowie Evaluation unserer Beratungstechniken; o Gerd Bräuer (PH-Freiburg), o weitere bundesdeutsche Schreibzentren, o das Berlin-Brandenburger Netzwerk der Schreibdidaktiker, o der bundesdeutsche Arbeitskreis Schreibdidaktik, o European Association for the Teaching of Academic Writing (EATAW) o European Writing Centre Association (EWC) o PROWITEC o Katrin Girgensohn (Viadrina Universität zur Vermittlung von PraktikantInnen; Frankfurt/O) o Forum Schreiben zur Publikation und Diskussion von Ergebnissen.

Quellen Unsere Argumente beruhen auf eigenen Beratungserfahrungen, der Schreibberater-Ausbildung und folgender Literatur: Abraham, Ulf/ Bräuer, Gerd (2005): Lernende Schreiben und publizieren online, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Eine Perspektive für Lehre und Forschung. In: Didaktik Deutsch 18/2005, S. 91-105 Becker-Mrotzek, Michael/Böttcher, Ingrid (2006): Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Cornelsen Scriptor: Berlin Bräuer, Gerd (2005): Schreiben verändern und durch Schreiben verändern Potenziale moderner Schreibdidaktik für die Schul- und Hochschulentwicklung. In: Abraham, Ulf u.a.(hrsg.): Schreibförderung und Schreiberziehung. Eine Einführung für Schule und Hochschule. Auer Verlag: Donauwörth, S. 213-222 Dittmann, Jürgen/ Geneuss, Katrin A./ Nennstiehl, Christoph/ Quast, Nora A. (2003): Schreibprobleme im Studium. Eine empirische Untersuchung. In: Konrad Ehlich, Angelika Steets (Hrsg.): Wissenschaftlich schreiben lehren und lernen. de Gruyter: Berlin/New York, S. 155-185 Haist, Karin (2004): Nachwort: Schreibend und lesend lernen eine amerikanische Idee? In: Bräuer, Gerd (Hrsg.): Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule. Edition Körber-Stiftung: Hamburg, S. 259-265 Kruse, Otto (2005; 11): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Campus Verlag: Frankfurt/Main Kruse, Otto (2006): Prozessorientierte Schreibdidaktik an der Hochschule. Was Hochschulen tun können, um wissenschaftliches Schreiben besser anzuleiten. In: Kruse, Otto/ Berger, Katja/ Ulmi, Marianne (Hrsg): Prozessorientierte Schreibdidaktik. Schreibtraining für Schule, Studium und Beruf. Haupt Verlag: Bern/Stuttgart/Wien, S. 151-173 Kruse, Otto/ Jakobs, Eva-Maria (1999): Schreiben lehren an der Hochschule: Ein Überblick. In: Kruse, Otto/ Jakobs, Eva-Maria/ Ruhmann, Gabriela (Hrsg): Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Luchterhand: Neuwied/Kriftel/Berlin, S. 19-34 Popp, Kristina (2005): Schreibberatung an der Hochschule. In: Abraham, Ulf u.a.(hrsg.): Schreibförderung und Schreiberziehung. Eine Einführung für Schule und Hochschule. Auer Verlag: Donauwörth, S. 213-222 Teil V: Schreibprojekte an europäischen Hochschulen. In: Kruse, Otto/ Jakobs, Eva-Maria/ Ruhmann, Gabriela (Hrsg): Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Luchterhand: Neuwied/Kriftel/Berlin, S. 287-327