Niedersächsisches Kultusministerium. Curriculare Vorgaben für das Gymnasium Schuljahrgang 6. Latein. Niedersachsen



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Transkript:

Niedersächsisches Kultusministerium Curriculare Vorgaben für das Gymnasium Schuljahrgang 6 Latein Niedersachsen

An der Erarbeitung der Curricularen Vorgaben für das Unterrichtsfach Latein in dem Schuljahrgang 6 waren die nachstehend genannten Damen und Herren beteiligt: Wulf Brendel, Scharnebeck Martina Laue, Osnabrück Sylvia Thiele, Braunschweig Heike Vollstedt-Willer, Hannover Herausgegeben vom Niedersächsischen Kultusministerium (2004) 30159 Hannover, Schiffgraben 12 Druck: Niedersächsisches Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung (NiLS) Keßlerstraße 52 31134 Hildesheim Die Curricularen Vorgaben können als PDF-Datei vom Niedersächsischen Bildungsserver (NIBIS) (http://nibis.ni.schule.de/nibis.phtml?menid=335) heruntergeladen werden

Inhalt Seite 1 Aufgaben und Ziele 4 2 Kompetenzbereiche 6 2.1 Sprache 7 2.2 Textarbeit 8 2.3 Antike Kultur und ihr Fortleben 8 2.4 Methodisches und selbstständiges Arbeiten 8 3 Kompetenzen und Inhalte 8 3.1 Sprache (Wortschatz, Formenlehre, Satzlehre) 9 3.2 Textarbeit 11 3.3 Antike Kultur und ihr Fortleben 11 3.4 Methodisches und selbstständiges Arbeiten 12 4 Unterrichtsverfahren 13 4.1 Verfahren zur Einführung, Übung und Anwendung im Bereich 13 Sprache 4.2 Verfahren im Bereich Textarbeit 14 4.3 Verfahren im Bereich Antike Kultur und ihr Fortleben 15

Vorbemerkung Die vorliegenden Curricularen Vorgaben für den Lateinunterricht im Schuljahrgang 6 des Gymnasiums sind in die Vorgaben des 11 des Niedersächsischen Schulgesetzes 1 eingebunden. Dieses legt fest, dass im Gymnasium Schülerinnen und Schüler des 5. bis 12. Schuljahrgangs (ggf. des 5. bis 10. Schuljahrgangs) unterrichtet werden, und beschreibt den Auftrag des Gymnasiums, den Schülerinnen und Schülern eine breite und vertiefte Allgemeinbildung zu vermitteln und den Erwerb der allgemeinen Studierfähigkeit zu ermöglichen. Weiterhin wird der neue Grundsatzerlass Die Arbeit in den Schuljahrgängen 5 bis 10 des Gymnasiums 2 berücksichtigt. Die Curricularen Vorgaben ergänzen die Rahmenrichtlinien für das Gymnasium Klasse 7-10, Latein 3 und legen mit diesen zusammen den Rahmen für den Unterricht in dem Schuljahrgang 6 verbindlich fest. 4 Die vorliegenden Curricularen Vorgaben bewirken inhaltliche Veränderungen in den Rahmenrichtlinien für die Schuljahrgänge 7-10. Die Fachkonferenz hat die Aufgabe, einen sinnvollen Übergang zum Schuljahrgang 7 und den folgenden Schuljahrgängen herzustellen und dabei die Schwerpunkte so zu setzen, dass am Ende des Schuljahrgangs 10 die Voraussetzungen für die erfolgreiche Mitarbeit in der Qualifikationsphase der Oberstufe gegeben sind. 1 Aufgaben und Ziele In einer sich rasch verändernden Welt gewinnen Fremdsprachenkenntnisse eine immer größere Bedeutung. Altsprachlicher Unterricht leistet seinen Beitrag in einer ausgeprägt eigenen Weise: Als Sprach- und Literaturunterricht fördert er durch intensive Beschäftigung mit der lateinischen und griechischen Sprache und den in diesen Sprachen abgefassten antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Texten, die unser Denken im Sinne des Christentums, des europäischen Humanismus und der Demokratie geprägt haben, das Bewusstsein europäischer Identität. Durch die Begegnung mit Originaltexten und Monumenten der Kunst und Zeugnissen des Alltags vermitteln die alten Sprachen die Einsicht, dass die griechisch-römische Antike eine prägende Kraft für das Europa von heute ist. Schon in der Spracherwerbsphase begegnen die Schülerinnen und Schüler in den Lehrbuchtexten Grundfragen menschlicher Existenz. Die Texte ermöglichen einerseits Identifikation, andererseits die Erfahrung von Distanz. Durch die Begegnung mit der fremden Erfahrungswelt der Griechen und Römer lernen die Heranwachsenden Toleranz gegenüber Fremdem, erkennen die Bedingtheit des eigenen Standpunktes und beziehen begründet Stellung. Ein solches multikulturelles Lernen in der historischen Vertikalen trägt dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler sich zu kritischen, mündigen 1 Niedersächsisches Schulgesetz, 2. Juli 2003, Nds. GVBl. S.244. 2 Die Arbeit in den Schuljahrgängen 5 bis 10 des Gymnasiums, Erl. d. MK vom 03.02.2004, SVBL 3/2004, S. 107. 3 Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Rahmenrichtlinien für das Gymnasium Klasse 7-10, Latein, Hannover 1980. 4 An den Standorten, an denen Latein als vierstündige Wahlfremdsprache nach Nr. 4.7.4.1 des Erlasses vom 03.02.2004 erteilt wird, entscheidet die Fachkonferenz über die curriculare Gestaltung dieses Unterrichts sowie den sinnvollen Übergang zum Schuljahrgang 6. 4

und autonomen Persönlichkeiten entwickeln. So können sie weltoffen und vorurteilsfrei fremden Kulturkreisen begegnen und sozial verantwortlich handeln. Nach dem bereits in der Grundschule einsetzenden Unterricht in der ersten Fremdsprache erfüllt der Lateinunterricht für die sprachliche Bildung der Schülerinnen und Schüler eine zentrale Aufgabe. Durch Latein lernen sie eine grundsätzlich neue Methode der Sprachbetrachtung kennen. Aufgrund des klaren Bezuges von Form und Funktion im Lateinischen gelingt es in besonderem Maße, Sprache als System darzustellen und als Modell begreifbar zu machen, so dass der Zusammenhang von Sprache und Denken den Schülerinnen und Schülern bewusst wird. Lateinunterricht eröffnet dem Sprachunterricht somit eine zusätzliche Dimension. Durch die Verschiedenheit von Zielsetzung, Inhalt und Methode des Lateinunterrichts und des in der Grundschule begonnenen Fremdsprachenunterrichts ergänzen und bereichern sich beide Sprachen: Englisch als Kommunikationssprache und Latein als Reflexionssprache. Latein als Basissprache bietet den Schülerinnen und Schülern eine gute Möglichkeit, ihre Kenntnisse des lateinischen Wortschatzes und der Grammatik nutzbringend für den Erwerb weiterer Fremdsprachen anzuwenden. Latein öffnet daneben auch den Zugang zu Fachsprachen und Fremdwörtern der alltäglichen Erfahrungswelt. Im Zentrum des Lateinunterrichts steht die Übersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche. Dabei bedeutet Übersetzen, einen in einer fremden Sprache verfassten Text sinngemäß richtig sowie zielsprachlich angemessen und allgemein verständlich wiederzugeben. Beim Ringen um eine adäquate Übersetzung erfahren die Schülerinnen und Schüler auch deren Grenzen, und an der Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten erkennen sie, dass jede Übersetzung bereits eine individuelle Deutung darstellt. Da schon im Anfangsunterricht sprachliches Arbeiten im Zusammenspiel von inhaltlicher Erschließung und Übersetzung vollzogen wird, fördert die intensive Sprach- und Textarbeit in spezifischer Weise die Lesefähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Durch das den Lateinunterricht prägende Prinzip der Zweisprachigkeit werden die Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierenden Umgang mit ihrer eigenen Sprache als einem Mittel der Kommunikation angeleitet. Das Lateinische erweist sich folglich als wertvolles Sprachtraining für die Muttersprache. Sprachvergleich und Sprachreflexion sind von Anfang an Unterrichtsprinzip und Lernziel. Beginnend mit der ersten Lateinstunde werden Lern- und Arbeitstechniken vermittelt, die den Lernenden einen systematischen Wissenserwerb erleichtern. Die für altsprachlichen Unterricht typischen Arbeitsformen des Übersetzens, der komparatistischen Interpretation, der Herstellung von Transferbezügen und der Problematisierung trainieren wichtige mentale Operationen. Das beim Übersetzen erforderliche Analysieren und Synthetisieren, die Formulierung von Hypothesen und deren Prüfung schulen Techniken des Problemlösens. Neben dem textinternen ist das textexterne Interpretieren, also das selbstständige Weiterdenken antiker Äußerungen, von Beginn an notwendiger Bestandteil des Lateinunterrichts und übt die Fähigkeit zu Transferleistungen. 5

Die kritisch-reflektierende Beschäftigung mit Texten, die sich Schülerinnen und Schülern nicht unmittelbar erschließen, verlangt Kritikfähigkeit und das Abwägen von Alternativen. Darüber hinaus fordert und fördert sie Konzentrationsfähigkeit, Gründlichkeit, Abstraktionsvermögen, methodisch-konsequentes Vorgehen, konvergentes und divergentes Denken. Wenn die Schülerinnen und Schüler die Antike z. B. durch die Inszenierung eines lateinischen Theaterstückes oder durch die Gestaltung eines Römertages lebendig werden lassen, lernen sie, innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens ergebnisorientiert zu arbeiten, Verantwortung für die gemeinsame Aufgabe zu übernehmen, sich auszutauschen und zusammen zu arbeiten, dabei auch Kompromisse einzugehen und schließlich ihre Ergebnisse zu präsentieren. Durch die Beschäftigung mit antiken Themen und Texten und deren Rezeption erwerben die Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Welt der Antike und deren Fortwirken. Der Altsprachliche Unterricht mit seinen vier Kompetenzbereichen Sprache, Textarbeit, Antike Kultur und ihr Fortleben sowie Methodisches und selbstständiges Arbeiten bietet gute Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit anderen Fächern. So ermöglichen die gewonnenen kommunikativen und sprachreflektorischen Kenntnisse Synergieeffekte für das Lernen in Deutsch und den neuen Fremdsprachen. Viele Themen aus den Gegenstandsbereichen Sprache / Literatur, Gesellschaft / Kultur, Politik / Geschichte und Philosophie / Religion eignen sich für eine fächerverbindende bzw. fächerübergreifende Erarbeitung. Die fruchtbare Nutzung der erworbenen Kompetenzen führt über Erfolgserlebnisse zu einem Bewusstsein des eigenen Könnens und dadurch zu Freude am Lernen. 2 Kompetenzbereiche Während im Sekundarbereich I der Erwerb von Kompetenzen im Bereich Sprache und Sprachreflexion im Vordergrund des Lateinunterrichts steht, liegt in der Qualifikationsphase das Schwergewicht auf der von der Sprach und Textreflexion ausgehenden Erschließung von literarischen Texten und ihrer Interpretation. Latein als Fremdsprache begegnet den Schülerinnen und Schülern zunächst als Folge von Wörtern. Um das Mitgeteilte zu verstehen, setzen sie die Wörter in Bezug zu einander. Da Verstehen ein aktiver Prozess ist, entwickeln die Übersetzenden während des Übersetzens anhand inhaltlicher Elemente eine Aussage. Diese Entwicklung ist auf fundierte Kenntnisse der Lexik, Syntax und Morphologie angewiesen. Um aber ein hinreichendes Verständnis zu erreichen, muss den Schülerinnen und Schülern auch das Hintergrundwissen als Voraussetzung für eine Übersetzung zugänglich gemacht werden. Bereits in der Lehrbuchphase erschließt sich der Bildungsgehalt der Texte nur durch interpretierendes Arbeiten am Text und mit dem Text. Daher sollten grundlegende Prinzipien, die selbstständiges Arbeiten und Lernen in den Bereichen der Sprache, der Texte und des Sachwissens fördern, in einer sorgfältig abgestimmten Progression von Anfang an eingeübt und trainiert werden. 6

Aus diesen Vorbemerkungen lassen sich für das Fach Latein vier ineinander greifende fachspezifische Kompetenzbereiche ableiten: Sprache: - Wortschatz - Formenlehre - Satzlehre Textarbeit Methodisches und selbstständiges Arbeiten Antike Kultur und ihr Fortleben 2.1 Sprache Die Welt der Römer erschließt sich den Schülerinnen und Schülern von Anfang an über die lateinischen Wörter. Wortschatzkompetenz beinhaltet die drei Bereiche a) Wortbildungslehre (Bau des Wortes als kleinster Ordnungsrahmen), b) Bedeutungsdifferenzierung sowie c) die in den lateinischen Wörtern greifbare Realienkunde und Weltdeutung. Daher hat die Wortschatzarbeit in der Spracherwerbsphase wie in der Lektürephase ihren festen Platz mit spezifischen Zielsetzungen. Die Übersetzung eines lateinischen Textes setzt fundierte morphologische Kenntnisse der flexierbaren Wortarten voraus. Ausgehend von der Beherrschung der Einzelformen, die in sinnvolle Ordnungsrahmen (Paradigmen) eingefügt sind, erkennen die Schülerinnen und Schüler das Gesamtsystem der Formen als regelhaftes Ordnungsgefüge. Die Schülerinnen und Schüler lernen darauf aufbauend Sprache als ein wohlgeordnetes System kennen, in welchem Wörter nicht isoliert, sondern in einer formalen und semantischen Beziehung zueinander stehen. Ziel der Satzlehre ist es, die lateinische Syntax als ein geschlossenes und überschaubares System (Baukastenprinzip) darzustellen. Das Satzmodell als weiterer Ordnungsrahmen systematisiert die Satzglieder und deren Füllungsarten. Die zahlreichen sprachlichen Erscheinungen lassen sich auf wenige Prinzipien zurückführen, so dass der Baukastencharakter der lateinischen Sprache deutlich gemacht wird. Die Schülerinnen und Schüler erkennen auch, dass jede Sprache ihre eigene Struktur besitzt und über ihr eigene Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Übersetzen bedeutet daher nicht, fremdsprachliche Strukturen identisch abzubilden, sondern der Zielsprache inhaltlich und formal gerecht zu werden. Der Kompetenzbereich Sprache bietet vielfältige Möglichkeiten für fächerübergreifende Arbeit im Bereich des Wortschatzes, der Formenlehre und der Satzlehre. Das Satzmodell und die dazugehörige Terminologie erfordern Absprachen zwischen den Lehrerinnen und Lehrern der Fächer Latein, Deutsch und der anderen Fremdsprachen. Der Sprachvergleich bietet sich sowohl bei der Lexik, der Morphologie (Leistung der Flexionsendungen) und der Wortbildungslehre (z. B. Komposita) als auch besonders im Bereich der Syntax (z. B. indirekte Rede, satzwertige Konstruktionen) an. 7

2.2 Textarbeit Im Mittelpunkt des Lateinunterrichts steht die Arbeit an und mit zentralen lateinischen Originaltexten. Dabei umfasst die Textarbeit das Verstehen, Übersetzen und Interpretieren dieser Texte. Im Lateinunterricht vermittelte Textkompetenz befähigt die Schülerinnen und Schüler, literarisch anspruchsvolle Texte methodisch und sachgerecht zu entschlüsseln, weil ein unmittelbarer Zugang aufgrund der historischen Dimension verstellt ist. Dafür ist die Ausleuchtung der sprachlichen, sachlichen, historischen, literarischen sowie kulturellen Gegebenheiten und Bedingungen des Textes erforderlich. 2.3 Antike Kultur und ihr Fortleben Das Verstehen eines Textes verlangt mehr als Morphologie, Syntax und Semantik. Denn ohne das Sachwissen um die Situation, den Hintergrund und die Welt, auf die sich der Text bezieht, ist ein Verstehen unmöglich. Dabei erschöpft sich Sachwissen nicht in einer Realienkunde, sondern bildet als komplexes Wissen über Voraussetzungen und Bedingungen der Textherstellung und des Textverständnisses (Pragmatik) ein konstitutives Element des Sprachunterrichts. Da altsprachlicher Unterricht den Schülerinnen und Schülern aber auch aufzeigt, dass die Grundlagen der europäischen Kultur und Zivilisation in der Welt der Antike liegen, 5 und er so das kulturelle Gedächtnis bewahrt, ist Sachwissen integrativer Bestandteil des Lateinunterrichts (Multivalenzkonzept). 2.4 Methodisches und selbstständiges Arbeiten Lernen lernen im Fach Latein erfolgt in enger Verbindung mit den Inhalten der Kompetenzbereiche 1-3. In einer ersten Stufe lernen die Schülerinnen und Schüler bestimmte Methoden kennen und wenden sie an. Im Laufe der Zeit erwerben sie immer größere Kompetenz und werden schließlich fähig, verschiedene Lernstrategien situations- und lernstoffadäquat auszuwählen und anzuwenden. 3 Kompetenzen und Inhalte Der Lateinunterricht im Schuljahrgang 6 stellt den Beginn der Spracherwerbsphase dar, die am Ende des Schuljahrgangs 8 abgeschlossen sein soll. Der Lektürebeginn soll demnach spätestens im 2. Halbjahr des Schuljahrgangs 9 (bei Latein ab Schuljahrgang 5 im 1. Halbjahr) erfolgen. Nach ihrer Erfahrung mit der ersten Fremdsprache erleben die Schülerinnen und Schüler Lateinunter- 5 z. B. Philosophie, Rechtsauffassung, Architektur und Städtebau, Theater und Literatur, Politik und Gesellschaft, Wissenschaft und Technik, Kunst und Ästhetik, Griechentum und Christentum. 8

richt als ganz anderen Sprachunterricht. Sie begegnen der Sprache Latein sowie der faszinierend fremden Welt der Griechen und Römer mit Neugier und Unvoreingenommenheit. Dabei bringen sie häufig (fragmentarisches) Vorwissen zu antiken Mythen oder Helden aus dem Fernsehen, aus Comics oder PC-Spielen mit. Die Schülerinnen und Schüler denken und argumentieren überwiegend noch konkret-anschaulich, manche der Schülerinnen und Schüler haben Schwierigkeiten, den Spannungsbogen eines längeren Textes zu verfolgen, und sind das analysierende, ausführliche Arbeiten an und mit Texten kaum gewohnt. Infolge dieser Voraussetzungen muss der Unterricht anschaulich, mehrkanalig und altersadäquat angelegt sein. Kurze lateinische Texte und das für das Verständnis dieser Texte notwendige Hintergrundwissen lassen die Welt der Römer und Griechen und die Vorstellungswelt der Antike lebendig werden. So machen die Schülerinnen und Schüler die erstaunliche Entdeckung, dass Sprache und Kultur der Römer und Griechen bis in die heutige Zeit in vielen Bereichen ihres Lebens fortwirken. Im Bereich Sprache wird von Anfang an kontrastiv gearbeitet, so dass die Schülerinnen und Schüler einerseits das typisch Römische erkennen, andererseits durch Sprachvergleich Bezüge zum Deutschen und zu modernen Fremdsprachen herstellen können. Im Laufe des Schuljahres erwerben die Schülerinnen und Schüler in allen Kompetenzbereichen die für das Verstehen und Übersetzen einfacher Texte notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten. Durch die Reflexion der Übersetzung und des Übersetzungsvorganges lernen sie, ihre eigene Sprache zunehmend bewusster zu formen. Insofern trägt der Lateinunterricht zur Ausbildung der Ausdrucksmöglichkeiten im Deutschen und der Lesekompetenz bei. Anhand der lateinischen Texte erlangen die Schülerinnen und Schüler Sachkenntnisse über die Antike als einen Teil unserer Kulturtradition und machen erste Erfahrungen mit einfachen literarischen Formen. 3.1 Sprache (Wortschatz, Formenlehre, Satzlehre) Die Schüler erwerben systematisch einen textbezogenen Grundwortschatz. Sie erfassen, dass lateinische Wörter und Begriffe mit Vorstellungen und Denkweisen verbunden sind, die sich vielfach von den Vorstellungen ihrer Lebenswelt unterscheiden. Die Verbindung der Wörter und Wendungen zu einfachen Sätzen und kurzen zusammenhängenden Texten verdeutlicht das Prinzip der lateinischen Grammatik. Die Schülerinnen und Schüler können die semantische und syntaktische Funktion einzelner Worte erfassen und erweitern ihre bisher erworbene Fähigkeit der Beschreibung grammatischer Strukturen unter Verwendung von Fachbegriffen. Sie erhalten Einsicht in Elemente, Bau und Funktion von Sprache sowie in Kategorien ihrer Beschreibung und erkennen den Modellcharakter der lateinischen Sprache hinsichtlich des grammatischen Systems. Durch den Sprach- und Strukturvergleich erfahren sie Latein als Basissprache. 9

Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler beherrschen: Wortschatz - ein Grundvokabular - grundlegende Ausspracheregeln - das Erkennen von Wortverwandtschaften zwischen Latein, der Muttersprache und der ersten Fremdsprache - grundlegende Prinzipien und Begriffe der Wortbildungslehre - die Bedeutungsdifferenzierung von Wörtern - die Bestimmung von Wortarten unter Verwendung der Fachtermini Formenlehre - grammatische Grundbegriffe im Bereich der Formenlehre - grundlegende Prinzipien und Termini der Formenbildung - die Flexion von Wörtern in ihren Deklinationsund Konjugationsklassen (Analyse und fachgerechte Bestimmung) Satzlehre - grammatische Grundbegriffe im Bereich der Satzlehre - syntaktische und semantische Grundfunktionen der Kasus - syntaktische und semantische Grundfunktionen von Verbformen - die Analyse einfacher lateinischer Sätze und die Bestimmung ihrer Elemente - verschiedene Satzarten und einfache Satzgefüge Inhalte 6 Die Schülerinnen und Schüler kennen: Wortschatz - ca. 450 (bei Beginn im Schuljahrgang 5: ca. 750) Wörter und Wendungen, dazu Kulturwortschatz - Aussprache von c wie k, ti wie t-i; Quantität der Silben; Betonungsregeln - Lehnwörter; Fremdwörter; fremdsprachliche Parallelen im auftretenden Wortschatz - Zusammensetzungen und Ableitungen: Kompositum, Simplex (ggf. Präfix, Suffix); Lautveränderungen (ggf. Assimilation, Vokalschwächung, Rhotazismus) - kontext- und situationsbezogene Bedeutungen; Wortfamilien, Wort- und Sachfelder, Synonyme, Antonyme - flektierbare Wortarten (Verb; Nomen: Substantiv, Adjektiv, Partizip, Pronomen: Interrogativ-, Personal-, Possessiv-; evtl. Numeralia); nicht flektierbare Wortarten (Adverb, Präposition, Konjunktion, ggf. Subjunktion) Formenlehre - Deklination (Nomen): Kasus, Numerus, Genus; Konjugation (Verb): Tempus, Genus verbi, Modus, Infinitiv - die Wortbildung aus Wurzel, Stamm, Endung; die Zerlegung von Wörtern in Lexeme und Morpheme - a- / o- / 3. Deklination 7, ggf. e-deklination; die o.a. Pronomina; a- / e- / 3. / i-konjugation 8, esse; Signale für Kasus, Stämme, Tempora (Präsens / Perfekt / Imperfekt), Personen Satzlehre - Satzglied: Subjekt, Prädikat (Prädikatsnomen, Kopula), Objekt, Attribut (Apposition), Adverbiale Bestimmung / Adverbiale; Kongruenz - die Zuordnung der Kasus zu ihren grundlegenden Satzfunktionen (Satzglieder) und ggf. deren semantische Differenzierung (z. B. Ablativfunktionen) - die Aktionsarten von Imperfekt und Perfekt; die Infinitive der Gleich- und Vorzeitigkeit; ggf. das Partizip der Vorzeitigkeit; die Genera verbi (Aktiv, Medium, Passiv) - Satzglieder, Beziehungen (inhaltlich und formal) und Abhängigkeiten (z. B. Kongruenz, Attribut, Prädikativum, Präpositionalausdruck) - Aussagesätze, Fragesätze; Hauptsatz, Gliedsatz; den AcI als satzwertige Konstruktion 6 Die den Kompetenzen zugeordneten Inhalte sind von der Progression der Lehrbücher abhängig. Die kursiv gedruckten Fachtermini müssen von Schülerinnen und Schülern sofern im Lehrbuch bereits behandelt beherrscht werden. 7 Die 3. Deklination umfasst die konsonantische, gemischte und i-deklination. 8 Die 3. Konjugation beinhaltet die konsonantische und die kurzvokalische i-konjugation (gemischte Konjugation). 10

3.2 Textarbeit Die Schülerinnen und Schüler wenden ihre morphologischen, syntaktischen und semantischen Kenntnisse bei der formalen und inhaltlichen Erschließung ansprechender lateinischer Texte an. Sie werden fähig, durch präzises Beobachten und Analysieren lateinischen Texten die darin enthaltenen Einzelinformationen zu entnehmen und Sinnzusammenhänge zu erschließen, diese wiederzugeben, gedanklich zu strukturieren, folgerichtig zu kombinieren, zu übersetzen, zu interpretieren und die Ergebnisse ihrer Arbeit zu präsentieren. Bei der Übersetzung achten sie stets auf den gedanklichen Zusammenhang und gewinnen so zunehmend Sicherheit bei der Wahl des treffenden Ausdrucks. Auf diese Weise werden Lesekompetenz, sprachliche Gewandtheit und Stilempfinden im Deutschen weiterentwickelt. Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler beherrschen: - erste Techniken der Texterschließung (Strukturierung und Erschließung von Zusammenhängen zur Herstellung des Textverständnisses) - Grundlagen der Textinterpretation (Einblicke in den Zusammenhang von Form und Inhalt) - die adäquate Wiedergabe einfacher lateinischer Texte im Deutschen Inhalte Die Schülerinnen und Schüler beachten: - Wort-, Satz- und Textgrammatik; Überschriften; Textarten (dialogische und erzählende Texte; Fabeln); Leit- / Schlüsselwörter; gedankliche Verknüpfungen; Kontext, Textaufbau; intratextuelle Bezüge (Beziehungen durch Pronomina, Konnektoren, Tempora etc.) - außertextuelle Bezüge; Autor / Sprecher; Wortwahl, Wortfolge; sprachliche und stilistische Mittel (z. B. Alliteration, Ellipse, Asyndeton, Trikolon) - evtl. Divergenzen zwischen deutscher und lat. Sprachstruktur (Kasusgebrauch, Rektion, Wortstellung, Konstruktionen, Tempusgebrauch etc.) und die notwendigen Konsequenzen für die Übersetzung 3.3 Antike Kultur und ihr Fortleben Die Schülerinnen und Schüler lernen im Anfangsunterricht Aspekte antiker Kultur und Zivilisation kennen und erhalten so einen ersten Einblick in deren Bedeutung für Europa. Die Beschäftigung mit Mythen und Sagen der Antike fördert das Interesse an übergreifenden thematischen Zusammenhängen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen das Fortwirken antiker Motive und Themen bis in die Gegenwart. Die Auseinandersetzung mit fremden Denk- und Verhaltensweisen fordert zum Vergleich mit der persönlichen Erfahrungswelt heraus und fördert gleichermaßen einen kritischen und offenen Umgang mit Traditionen, fremden Kulturen und anderen Lebensentwürfen. 11

Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler beherrschen: - Sach- und Hintergrundinformationen für die Deutung der Texte nutzbar machen - Aspekte antiker Kultur verstehen und mit der modernen Welt vergleichen - Aspekte antiker Kultur bewerten sowie begründet Stellung dazu nehmen - einige Leistungen und Errungenschaften der Griechen und Römer benennen Inhalte Die Schülerinnen und Schüler kennen: Aspekte antiker Kultur und ihrer Rezeption 9 : - privates und öffentliches Leben (Familie, Namensgebung, Lebenswelt des röm. Kindes, Massenunterhaltung, Stadt- und Landleben) - Topographie (Imperium Romanum, Rom) - Wissenschaft und Technik - Architektur und Städtebau (Thermen, Circus Maximus, Amphitheater, Hausbau, Tempel) - Kunst und Literatur - Geschichte (Anfänge Roms) - Mythologie (Romulus und Remus, Götterwelt) 3.4 Methodisches und selbstständiges Arbeiten Beim Erlernen der zweiten Fremdsprache wiederholen und vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre bisher erworbenen Lernstrategien und -techniken und erweitern sie um fachspezifische Methoden. Indem sie diese zunehmend selbstständig anwenden, erlangen sie die Fähigkeit, Aufgaben auch ohne Hilfe zu lösen. Sie lernen, ihre Arbeitsergebnisse übersichtlich und anschaulich zu präsentieren. Soziale Lern- und Arbeitsformen fördern die Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Neben dem Lehrbuch beziehen sie weitere geeignete Medien in die unterrichtliche und häusliche Arbeit ein. Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler beherrschen: - Techniken des Erschließens, Archivierens, Lernens, Wiederholens und Anwendens von Wörtern, Formen und Strukturen - Techniken des Problemlösens (Erkennen und Analysieren von Problemen, Aufstellen von Hypothesen, Verifizieren und Falsifizieren) - Techniken des Veranschaulichens - einfache Methoden der Satz- und Texterschließung - das Arbeiten in unterschiedlichen Sozialformen - Methoden der Informationsbeschaffung und Informationsbeurteilung - Präsentationstechniken Inhalte / Anwendungen Methodische Vorschläge - kontrastiver und komparativer Sprachvergleich; Prinzipien der Wortbildung; Ordnungssysteme (Grammatikordner, Vokabelkartei, -heft, -trainer, Übersichten, Schaubilder, Graphiken); Eselsbrücken, Merkverse - Entscheidungskriterien (z. B. Formen, Quantitäten, Kongruenzen, Kontext) und Begründungszusammenhänge - Symbole, Farben und andere Markierungen; Übersichten, Schaubilder, Graphiken etc. - z. B. Pendelmethode, Einrückmethode - Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit - Lehrwerk, Sachbücher, Comics, Computerprogramme, Internet, Bibliothek - z. B. Protokolle, Kurzreferate; Gestaltung von Übersichtsplakaten und thematisch ausgerichteten Schaukästen, szenische Darstellung, PC-gestützte Präsentation 9 Auswahl und Umfang der Aspekte sind lehrbuchabhängig; nur die kursiv gedruckten Inhalte sind verbindlich. 12

4 Unterrichtsverfahren Es gibt unterschiedliche Verfahren zur Vermittlung der fachspezifischen Kompetenzen und Inhalte. Die Entscheidung für eine oder mehrere Methoden fällt dem Lehrer in der konkreten Unterrichtssituation zu, die von den Zielen und Inhalten des Unterrichts sowie von den Voraussetzungen der Lerngruppe bestimmt ist. Für den Anfangsunterricht empfiehlt sich der verstärkte Einsatz von altersadäquaten, d.h. sprachhandelnden, spielerischen, handlungsorientierten und kreativen Verfahren. 4.1 Verfahren zur Einführung, Übung und Anwendung im Bereich Sprache Einführungs-, Übungs- und Anwendungsphasen sollten variabel gestaltet werden. Spiele oder Rätsel sind hierbei besonders motivierend. In allen Phasen sollten unterschiedliche kognitive Fähigkeiten angesprochen, Möglichkeiten der Binnendifferenzierung eröffnet und die individuelle Lernentwicklung berücksichtigt werden. Wortschatz Die Wortschatzarbeit hat fundamentale Bedeutung für den Spracherwerb. Um allen Lerntypen gerecht zu werden, ist die Nutzung möglichst viele Möglichkeiten zur Erlangung und Verknüpfung lexikalischen Wissens hilfreich: Einführung z. B. mit Hilfe von Bildern, Gegenständen, Mimik, Gestik, Tonfall (visuell / akustisch); Einführung z. B. durch Heranziehen von Fremd- und Lehnwörtern; Vergleich mit anderen Fremdsprachen; Nutzung von Gesetzmäßigkeiten der Wortbildung; Zuordnung zu Wortarten, Wortfamilien, Wort- und Sachfeldern (kognitiv); Übungen unter Nutzung von Wortfamilien, Wort- und Sachfeldern, Oppositionen, Phrasen. Formen- und Satzlehre Neue sprachliche Erscheinungen können an ein- oder mehrsprachigen Texten und Einzelsätzen oder ohne Textbezug jeweils induktiv oder deduktiv eingeführt werden. Die zeitintensivere Induktion fordert und fördert problemlösendes Denken. Deduktion setzt eine gewisse Abstraktionsfähigkeit, Kenntnis bestimmter Sprachgesetze und Fähigkeit im Umgang mit Analogieschlüssen voraus. Zur Förderung der genannten Fähigkeiten sollten beide Verfahrensweisen im Anfangsunterricht eingesetzt werden. Die Entscheidung für induktive oder deduktive Verfahrensweisen in der Praxis greifen beide oft ineinander wird mit Rücksicht auf den Unterrichtsgegenstand, die Lerngruppe und die Zeitökonomie getroffen. a) Induktive Verfahrensweisen sind z. B. Erkennen und Beschreiben der Lexeme, Morpheme und Strukturen, Funktionsanalyse, Systematisierung, 13

Vergleich (mit anderen Sprachen; mit schon bekannten sprachlichen Erscheinungen des Lateinischen), Diskriminierung durch Veranschaulichung (Farben, Symbole, Satzbaupläne etc.). b) Deduktive Verfahrensweisen sind z. B. Information durch Vorführung des Systems (z. B. anhand einer Schulgrammatik), Sortieren von neuen sprachlichen Erscheinungen nach einem vorgegebenen Schema, Wiederfinden von neuen Formen und Strukturen in einem Text, Ableitung neuer Phänomene mit Hilfe bekannter Gesetzmäßigkeiten. Übung und Anwendung: Übungen zur Formenlehre und Syntax, Übersetzungsübungen (an Kurztexten, Sätzen, Wortgruppen, Wörtern), Auswendiglernen (Vokabeln, Formen, Regeln, Phrasen / Sentenzen, Textabschnitte), aktives Verwenden der lateinischen Sprache, kreative und handlungsorientierte Verfahrensweisen im sprachlichen Bereich. 4.2 Verfahren im Bereich Textarbeit Erarbeiten eines ersten inhaltlichen Verständnisses z. B. durch Formulierung von Fragen und Erwartungen auf Grund der Überschrift, des Einführungstextes, des bereits Gelesenen, Beobachtung besonderer Textmerkmale und/oder von Sach- und Wortfeldern, Lesen des Textes zum ersten Erfassen inhaltlicher Zusammenhänge (ggf. erste Antworten und Überprüfung der Erwartungen). Übersetzung: Arbeitsübersetzung (sprachliche und sachliche Klärung), zielsprachlich angemessene Übersetzung (möglichst nach Abschluss der gesamten Textarbeit. Textanalyse: Soweit dies an den Kunsttexten der Übungsbücher möglich ist, können in einfacher Form folgende Elemente behandelt werden: a) formal: Textarten, Aufbau des Textes (Gliederung und intratextuelle Bezüge, z. B. Pronomina und Konnektoren), Funktion von Wortwahl, Grammatik (z. B. Tempusrelief / Genus verbi) und Stilistik; b) inhaltlich: Thematik des Textes (angesprochene Fragestellungen), Leit- und Schlüsselwörter, kontextbezogene Bedeutungsdifferenzierung, z. B. von altus, quaerere, petere. 14

Sicherung des Textverständnisses: adäquates Lesen, Lesen in verteilten Rollen, Inhaltsangabe / Paraphrase, Umsetzung in eine andere Darstellungsform. Textvertiefung / Interpretation: Darstellen des Zusammenhangs mit bereits erarbeiteten Texten bzw. Textteilen (Synthese); Einordnen von Begriffen und Inhalten in allgemein- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge; Erarbeiten der Problemstellungen, ggf. Formulieren kontroverser Positionen, z. B. zur Sklavenhaltung (Problematisierung); Vergleichen von antiker und heutiger Welt (Aktualisierung); Formulieren einer eigenen Position zum angesprochenen Thema (Stellungnahme / Bewertung). 4.3 Verfahren im Bereich Antike Kultur und ihr Fortleben Die Schülerinnen und Schüler sollten zunehmend an die selbständige Suche nach Informationen in Büchern, Software und Internet herangeführt werden. Sie sollten aus Gründen der Motivation die Gelegenheit erhalten, ihr Vorwissen einzubringen. Auch der motivierende und emotional ansprechende Lehrervortrag spielt bei der Informationsvermittlung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Verfahren zur Vermittlung: Schülervortrag, Information / Vortrag durch audiovisuelle Medien, Entnahme von Information aus Bildern und Texten, Aufgaben mit Rätselcharakter, Lehrervortrag (anschaulich und zum Mit- und Weiterdenken anregend). Kreative und handlungsorientierte Verfahrensweisen: Arbeit mit Bastelbögen, Herstellen von Gegenständen des täglichen Lebens, Gestalten eines Römertages, Umsetzen in Bilde,r Ausarbeiten von Quizfragen. Verfahrensweisen zur inhaltlichen Auseinandersetzung: altersadäquate Interpretation von Zeugnissen der antiken Kultur und Geschichte, Vergleich von Werken der Rezeption mit ihren Vorbildern, Vergleich von Aspekten der antiken und heutigen Gesellschaft, Kreative Auseinandersetzung mit dem Weiterwirken der Antike, Auffinden, Dokumentieren und Übersetzen einfacher lateinischer Inschriften verschiedener Epochen (auch aus dem regionalen Umfeld), Besuch von Ausstellungen, historischen Stätten und Film- / Theateraufführungen. 15