Gebärmutterhalskrebs, Zervixkarzinom Bösartige Tumoren der Gebärmutter sind die häufigste Krebserkrankung der weiblichen Genitalorgane. Unterschieden wird zwischen der Krebserkrankung des Gebärmutterhalses und der Krebserkrankung des Gebärmutterkörpers. Die beiden Tumorarten gehen jeweils von einem anderen Gewebe aus und unterscheiden sich hinsichtlich Früherkennung, Krankheitszeichen, Vorsorge, Diagnose und Behandlung. Bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses, auch Zervixkarzinome genannt, entwickeln sich zumeist aus der Plattenepithelhaut im Bereich des äußeren Muttermunds. Bevorzugt entstehen sie im Übergangsbereich (Transformationszone) von Gebärmutterschleimhaut und Plattenepithelhaut der Scheide. In seltenen Fällen entsteht Gebärmutterhalskrebs aber auch aus Schleimhautzellen des Muttermunds. Man spricht dann von einem Adenokarzinom. Die Entartung des Gewebes ist ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht und häufig durch bestimmte Arten von Viren ausgelöst wird. Da der Muttermund für eine Untersuchung gut zugänglich ist, können Zellveränderungen und Krebsvorstufen bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Häufigkeit Gebärmutterhalskrebs ist in den letzten Jahrzehnten dank der verbesserten Früherkennung zu einer eher selteneren Tumorart geworden. Die einst häufigste Krebserkrankung der Frau hat inzwischen, gemessen an allen bösartigen Frauenleiden, nur noch einen Anteil von 2,8 Prozent und steht damit an elfter Stelle. Den jüngsten Daten des Robert-Koch-Instituts von 2010 zufolge treten derzeit in Deutschland jährlich etwa 5.500 Neuerkrankungen auf. Jedes Jahr versterben rund 1.490 Patientinnen an der Erkrankung. Die Krankheitshäufigkeit variiert mit dem Lebensalter. Besonders oft betroffen sind Frauen zwischen 40 und 59 Jahren. Ein zweiter Anstieg der Häufigkeit zeigt sich nach dem 60. Lebensjahr. Vorstufen und Frühformen von Gebärmutterhalskrebs werden vor allem bei Frauen im Alter von 20-40 Jahren festgestellt. Die Diagnose fortgeschrittener Tumorstadien sowie die Zahl der Todesfälle sind in den letzen 30 Jahren stark zurückgegangen. Das ist unter anderem den wirksamen Früherkennungsmaßnahmen zuzuschreiben, durch die die Vor- und Frühstadien der Krebserkrankung rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden können.
Anatomie und Funktion Die Gebärmutter (Uterus) gehört wie auch Eierstöcke (Ovarien), Eileiter (Tuben) und Scheide (Vagina) zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen (Genital). Sie liegt zwischen Harnblase (vorn) und Enddarm (hinten) im kleinen Becken der Frau. Die Gebärmutter ist ein dickwandiges, muskulöses Hohlorgan. Sie hat etwa die Form einer 7-9 cm großen Birne und ist bei erwachsenen Frauen etwa 50-60 g schwer. Während der Schwangerschaft erhöht sich ihr Gewicht auf rund 1000 g. Die Gebärmutter erfüllt während dieser Zeit ihre Aufgabe als Fruchthalter. Bei der Geburt dient sie durch die Tätigkeit der Muskulatur als Austreibungsorgan des Kindes. Die Gebärmutter besteht aus zwei Abschnitten: dem Gebärmutterkörper (Corpus uteri) mit der Gebärmutterhöhle (Cavum uteri) und dem Gebärmutterhals (Cervix uteri) mit dem Gebärmuttermund (Portio vaginalis). Anatomie der inneren weiblichen Geschlechtsorgane Bild-Copyright: Prof. Beckmann, Gynäkologisches Krebszentrum Franken, Universität-Frauenklinik Erlangen Der Gebärmutterkörper Als Gebärmutterkörper wird der obere, breitere Anteil der Gebärmutter bezeichnet. In der von ihm umschlossenen Gebärmutterhöhle kann sich während der Schwangerschaft ein Kind entwickeln. Der Gebärmutterkörper besteht hauptsächlich aus Muskulatur. Die dicke Muskelschicht (Myometrium) ist außen von einer bindegewebigen Hülle (Perimetrium) umgeben und innen, zur Gebärmutterhöhle hin, mit einer drüsenreichen Schleimhaut, der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), ausgekleidet. Die Gebärmutterschleimhaut verdickt sich zyklisch unter dem Einfluss weiblicher Geschlechtshormone und bereitet sich auf die Einnistung einer Frucht vor. Bleibt die Befruchtung und Einnistung des Eies aus, so werden die äußeren Schichten der Gebärmutterschleimhaut regelmäßig durch die Monatsblutung (Menstruation) abgestoßen.
In die rechte bzw. linke obere Ecke des Gebärmutterkörpers münden die Eileiter. Sie stellen die Verbindung zwischen der Gebärmutterhöhle und den Eierstöcken den weiblichen Keimdrüsen her. Die Eierstöcke sind für die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone, der Östrogene und Gestagene, zuständig und bringen einmal im Monat ein befruchtungsfähiges Ei hervor, das über die Eileiter in die Gebärmutterhöhle gelangt. Anatomie der Gebärmutter Bild-Copyright: Prof. Beckmann, Gynäkologisches Krebszentrum Franken, Universität-Frauenklinik Erlangen Der Gebärmutterhals Der Gebärmutterhals nimmt etwa das untere Drittel der Gebärmutter ein und ragt als Gebärmuttermund (Portio vaginalis) in den oberen Teil der Scheide hinein. Der Gebärmutterhals besteht aus Bindegewebe und Muskulatur und weist in Längsrichtung einen Hohlgang auf, den Gebärmutterhalskanal (Zervikalkanal). Dieser ist von einer Schleimhaut ausgekleidet, deren Drüsen einen zähen Schleim bilden. Der Schleim hat die Aufgabe, die Gebärmutterhöhle nach außen zu verschließen und somit vor Keimen aus der Scheide zu schützen. Nur während der fruchtbaren Tage und bei der Menstruation verdünnt sich der Schleim, und der Kanal öffnet sich um wenige Millimeter. Während einer Schwangerschaft schließt der geschlossene Gebärmutterhals die Fruchthöhle nach unten ab und trägt das Gewicht des wachsenden Kindes. Unter der Geburt ist der Gebärmutterhals Teil des Geburtskanals. Die Schleimhaut, die den Gebärmutterhals im Bereich des Muttermundes auskleidet, ist flacher als die Schleimhaut im Innern der Gebärmutter. Sie ähnelt dort normaler Schleimhaut, wie sie z.b. in der Mundhöhle vorkommt (Plattenepithel).
Anatomie des Gebärmutterhalses Bild-Copyright: Prof. Beckmann, Universität-Frauenklinik Erlangen