MeteoSchweiz - Unwetter vom 20./21. Juni 2007



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Transkript:

Seite 1 von 9 Aktuelles zum Wettergeschehen 22. Juni 2007 / Andreas Hostettler, Stephan Bader Unwetter vom 20./21. Juni 2007 Im Zeitraum vom Mittwoch, 20. Juni bis Donnerstag, 21. Juni 2007 wurden weite Teile der Schweiz von heftigen Gewittern heimgesucht. Wie immer bei entfesselten Naturgewalten liegen Faszination und Leid nahe beieinander. Nur mit viel Glück kam es bei den zahlreichen Unwettern zu keinen Opfern. Die Sachschäden sind allerdings, wie aus den Medien zu entnehmen ist, immens. Folgender Bericht versucht die komplexe Wetterlage dieser rund 48 Stunden etwas näher zu erläutern. Gewitterreicher und nasser Juni Der Juni 2007 zeichnete sich bisher durch eine extreme Gewitterh äufigkeit und regional deutlich überdurchschnittliche Regenmengen aus. In den klassischen Gewitterregionen entlang der Voralpen, aber auch in Teilen des Juras und des Mittellandes waren deshalb die Böden schon gesättigt. Dies mag mit ein Grund sein, dass B äche und Flüsse sehr rasch auf die j üngsten Gewitterregen reagierten und verschiedentlich, und teils zum wiederholten Male in diesem Juni, über die Ufer getreten sind. Bild 1a: Wetterübersicht vom Mittwoch, 20.06.07, 14 Uhr gross.gif, 132 KB Bild 1b: Wetterübersicht vom Donnerstag, 21.06.07, 14 Uhr gross.gif, 133 KB Die Wetterlage vom Mittwoch, 20. Juni 2007

Seite 2 von 9 Die Wetterlage zu Beginn der 2. Junidekade war geprägt durch ein kräftiges atlantisches Tief mit Kern bei Irland und einem flachen Hoch mit Kern über dem Baltikum. Die Schweiz lag zwischen diesen Druckzentren im Bereich einer mässigen S üdwestströmung mit der sehr warme und, in den tieferen Luftschichten, feuchte Luft herangeführt wurde. In der Höhe sorgte ein sogenannter R ücken (siehe Bild 1, Karte 500 hpa 12 UTC) noch für eine relativ stabile Schichtung der Atmosphäre. Auf der R ückenvorderseite, kam es entlang des Juras in der Nacht sowie am Mittwochmorgen allerdings schon zu ersten Schauern oder Gewittern. Diese Gewitterreste l östen sich jedoch rasch auf, sodass bis in den späten Nachmittag die Sonne ungehindert scheinen konnte. Die Tageshöchstwerte erreichten im Flachland an einigen Orten die Hitzemarke von 30 C. Am heissesten wurde es allerdings in den Alpentälern. In Scuol im Unterengadin, auf einer Höhe von 1200 M.ü.M, wurde ein Tagesmaximum von 31.2 C gemessen. Kein Wunder bildeten sich über dem Unterengadin am Nachmittag die ersten kräftigen Gewitterzellen. Im übrigen Schweizer Alpenraum sowie im Jura konnten bis Mitte Nachmittag kaum grössere Quellwolken beobachtet werden. Am Mittwoch Abend gelangten die westlichen Landesteile allerdings zunehmend in den Einflussbereich des Höhentrogs über Frankreich, der stabilisierende Deckel in der H öhe wurde nun gehoben und es kam zu kräftigen vertikalen Umlagerungen der feuchten Schicht in Bodennähe. Innert Minuten schossen die Quellwolken im Berner Oberland sowie im westlichen Jura in die Höhe. Etwa gegen 17 Uhr bildeten sich in der Region Simmental/Saanenland heftige Gewitter welche trotz s üdwestlichen Höhenwinden rechts ausscherten und ostwärts gegen Adelboden und Kandersteg zogen. (Bild 2). Dieses Verlagerungsmuster deutet auf eine Superzelle hin. Bild 2: Radarbild CH, 20.06.07, 17.30 Uhr gross.jpg, 176 KB Bild 3: Radarbild CH, 20.06.07, 20.30 Uhr gross.jpg, 204 KB Bild 4: Radarbild CH, 20.06.07, 21.30 Uhr gross.jpg, 195 KB Der westliche Teil des grossen Gewitterkomplexes im Berner Oberland zog in den Abendstunden gegen das Berner Mittelland, besonders im Grossraum Burgdorf kam es nochmals zu heftigen Platzregen und Hagelschlag. Auf seinem weiteren Weg gegen Nordosten schw ächte sich dieses Multizellen Gewitter allm ählich ab. Dramatisch war die Entwicklung in der Region Schwyz. Nicht zuletzt durch den Impuls der inzwischen gegen Osten vorrückenden Berner Oberländer Gewitter entwickelte sich gegen 19.30 Uhr entlang der Schwyzer und Glarner Voralpen ein grosser Gewittercluster. Der westliche Teil des Unwetters zog in der darauffolgenden Stunde langsam nordwärts gegen den Sihl- und oberen Zürichsee (Bild 3). Die Regenmessstation von MeteoSchweiz in Alpthal registrierte dabei eine einstündige Niederschlagssumme von 73 mm. Die traurigen Folgen sind bekannt: Im schwersten Unwetter der vergangenen Jahrzehnte fürchteten im Schwyzerland viele Menschen um ihr Leben und verloren Hab und Gut. Aber das Unwetter hatte sich noch nicht ausgetobt. Gegen 21.00 Uhr erreichte das Gewittersystem den oberen Zürichsee und zog in der Folge gegen das Zürcher Oberland. (Bild 4). In der Region Rapperswil kam es zu heftigen Sturmwinden welche zahlreiche Bäume entwurzelten. Aus dem Z ürcher Oberland wurden heftigste Platzregen gemeldet und es kam zu zahlreichen Überschwemmungen.

Seite 3 von 9 Bild 5: Ein Stimmungsbild des Unwetters wurde von Markus Heinzer am Abend des 20.06.07 vom Bachtel im Zürcher Oberland Richtung Lachen geschossen. Die Wolkenstrukturen deuten auch bei diesem Gewitter auf eine Superzelle hin. gross.jpg, 159 KB Die Wetterlage vom Donnerstag, 21. Juni 2007 Im Laufe der Nacht auf Donnerstag beruhigte sich die Lage. In der zweiten Nachthälfte klangen die Schauer und Gewitter zunehmend ab. Allerdings blieb die schwülwarme Luftmasse über der Schweiz liegen. Gleichzeitig stabilisierte sich vor der heranrückenden Kaltfront die Luftschichtung in mittleren H öhenlagen. Dieser Effekt behinderte die Neubildung von Schauern und Gewittern w ährend der Nacht. Am frühen Morgen gelangte die Schweiz zunehmend in eine ideale Position der starken Höhenwinde (Jetstream). Die Jetposition sowie ein kurzwelliger Höhentrog führten zu einer Verstärkung der Front über der Schweiz. So bildete sich am Morgen früh am Genfersee eine markante Gewitterlinie. Folgendes Bild der Webcam Mont Pellerin oberhalb Lausanne wiederspiegelt die Atmosphärenschichtung unmittelbar vor dem Gewitter. Auf der rechten Bildseite ist die hochreichende Gewitterzelle, auf der linken Bildseite ist die aus S üdosten einfliessende tiefe, hochnebelartige Bewölkung sichtbar: Bild 6: Webcam-Bild Mont Pellerin, Donnerstag, 21. 06.07, 06.40 Uhr gross.jpg, 230 KB Innert kurzer Zeit entwickelte sich in der Westschweiz ein gut organisierter Gewitterkomplex, im Grenzbereich der Luftmassen bildete sich bei Lausanne zudem ein kleines Teiltief:

Seite 4 von 9 Bild 7: Radarbild überlagert mit Isobaren und Bodenwinden vom 21.06.07, 07 Uhr, der blaue Pfeil markiert die Kaltluft hinter der Front, der rote Pfeil der Zustrom von feuchtwarmer Luft vor der Front. gross.jpg, 265 KB Gegen 08 Uhr erreicht die Gewitterfront die Region Bern. Auf dem untenstehenden Radarbild ist die wellenartige Struktur der Radarechos gut zu sehen. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes line echo wave pattern (LEWP), eine Radarsignatur welche auf eine weitere Verstärkung der Gewitterfront hindeutet: Bild 8: Radarbild überlagert mit Isobaren und Bodenwinden vom 21.06.07, 08 Uhr gross.jpg, 255 KB Das Webcam-Bild von Sigriswil zeigt die Situation kurz vor dem Frontdurchgang. Eindrücklich zeigt sich auch hier die Dynamik der heranrückenden Front: Bild 9: Webcam-Bild Sigriswil, Donnerstag, 21.06.07, 08.20 Uhr gross.jpg, 225 KB Neben heftigen Platzregen, welche zu Überschwemmungen f ührten, wüteten in der Region Bern und Freiburg Sturmwinde, die zahlreiche

Seite 5 von 9 Bäume entwurzelten. Auf dem Bantiger Turm wurde eine Spitzenböe von 136 km/h, und in Plaffeien wurden 112 km/h gemessen. Die Gewitterfront verlagerte sich nun immer schneller nordostwärts. Im n ächsten Radarbild ist eine weitere interessante Radarsignatur zu sehen, n ämlich ein sogenanntes Bogenecho, welches typisch f ür grossräumige und rasch ziehende Böenfronten (squall lines) ist: Bild 10: Radarbild überlagert mit Isobaren und Bodenwinden vom 21.06.07, 09 Uhr gross.jpg, 257 KB Verbreitet wurden nun auch im Flachland Windspitzen von 90 bis über 100 km/h gemessen. Da die Front immer schneller wurde, gingen auch die Niederschlagsgesamtsummen im Vergleich zu den westlichen Regionen, zurück. Trotz der rasanten Verlagerungsgeschwindigkeit der Front wurden allerdings immer noch sehr hohe zehnminütige Niederschlagssummen gemessen. (Siehe auch die klimatologische Bewertung der Niederschlagsintensitäten weiter unten im Artikel). Um 09.30 Uhr erreicht die Front die Stadt Z ürich: Bild 11: Webcam-Bild Zürich, Donnerstag, 21.06.07, 09.20 Uhr gross.jpg, 197 KB Nur eine halbe Stunde später erreichte die Front bereits den Bodensee. In Steckborn am Untersee wurde mit 116 km/h die höchste Windspitze im Flachland registriert:

Seite 6 von 9 Bild 12: Radarbild überlagert mit Isobaren und Bodenwinden vom 21.06.07, 10 Uhr gross.jpg, 249 KB Heftiges Hagelgewitter im Tessin Nachdem sich die Lage n ördlich der Alpen hinter dem Frontdurchgang beruhigt hatte, entwickelte sich um 13 Uhr eine Gewitterzelle im Raum Verbania. Diese zog unter Verstärkung rasch gegen das Tessin weiter und überquerte in voller Stärke etwa 1 Stunde später das mittlere Tessin. Aufgrund der Verlagerung und der vertikalen Struktur der Radarechos, sowie der gemeldeten Hagelgrössen, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei diesem Gewitter ebenfalls um eine Superzelle gehandelt hatte.

Seite 7 von 9 Bild 13: Radarbild TI, Donnerstag, 21.06.07, ca. 14.15 Uhr gross.jpg, 101 KB Bild 14: Webcam-Bild Montagnola, Donnerstag, 21.06.07, 14 Uhr gross.jpg, 251 KB Wie aus den Medien bekannt, wurden Fahrer und Tross der Tour de Suisse vom Hagelgewitter kurz nach dem Start in Giubiasco erfasst. Mehrere Augenzeugen berichteten von Hagelschossen in Aprikosengrösse. Von A. Guscetti, wurden uns dazu folgende Aufnahmen aus Tesserete zur Verfügung gestellt: gross.jpg, 75 KB

Seite 8 von 9 gross.jpg, 87 KB gross.jpg, 56 KB Extreme Niederschlagsintensitäten Was die Schadensbilder in den betroffenen Regionen bereits vermuten lassen, wird durch die Datenanalyse bestätigt: Die an den beiden Gewittertagen innert weniger Minuten gefallenen Niederschlagsmengen stellen örtlich ganz seltene Ereignisse dar. In Chur wurde am Abend des 20. Juni 2007 innerhalb von 10 Minuten eine Niederschlagsmenge von 21.1 mm registriert. Seit Beginn der hochauflösenden Messungen im Jahre 1981 ist dies für die Messreihe Chur bei weitem das intensivste kurzfristige Niederschlagsereignis. Die höchste bisherige 10-Minuten Menge von 12.5 mm fiel am 21. August 1989. Gemäss Extremwertanalyse ist ein 10-Minuten Niederschlag von 21.1 mm Niederschlag in Chur im Durchschnitt nur alle 100 Jahre zu erwarten, was als sehr seltenes Ereignis zu werten ist. Gewaltige Niederschlagsmengen fielen am Abend des 20. Juni 2007 vor allem auch in der Innerschweiz. An der Messstation Alpthal in der Region Einsiedeln waren es innerhalb von einer Stunde 72.5 mm. Unter Beizug der nächstliegenden hochauflösenden Messstation Glarus ist ein solches Ereignis für die Region Alpthal im Durchschnitt nur etwa alle 100 bis 200 Jahre zu erwarten. Am nächstfolgenden Tag, dem 21. Juni 2007, hat die über das gesamte Mittelland hinweggezogene Gewitterfront an den Messstationen Zürich und Tänikon innerhalb von 10 Minuten Niederschlagsmengen von 18.1 mm bzw. 18.9 mm gebracht. In Zürich ist ein derartiges Ereignis alle 5 bis 10 Jahre zu erwarten, wobei der bisherige Maximalwert bei 24.3 mm lag (15. August 1988). In Tänikon handelte es sich um ein Ereignis, welches im Durchschnitt alle 10 bis 20 Jahre einmal auftritt. Bisher wurde hier nur ein intensiverer Niederschlag gemessen, n ämlich am 21. Juni 1996 mit 19.6 mm innerhalb von 10 Minuten. Wetterwarnungen Aufgrund der kritischen Wetterlage wurde von den MeteorologInnen von MeteoSchweiz am Mittwochvormittag, 20.6.2007 eine Unwetterwarnung für weite Teile der Schweiz ausgegeben. Die kantonalen Einsatzbehörden erhielten umgehend eine erste Meteo-Warnung. Die Medien und die Bevölkerung informierte MeteoSchweiz mit Umwetterinformationen via Internet, SMS, E-Mail und Fax. Neben der laufenden Aufdatierung der überregionalen Unwetterwarnungen wurden von den MeteorologInnen von MeteoSchweiz w ährend der Unwetter insgesamt 35 lokale Gewitterwarnungen, welche über die aktuelle Lage und die Entwicklung der Gewitter informierten, ausgesendet. Gleichzeitig liefen die Telefone in den Wetterdiensten in Zürich, Locarno und Genf heiss. Zahlreiche Einsatzbehörden, Privatpersonen und Journalisten informierten sich direkt bei den MeteorologInnen über die aktuelle Unwetterlage. Die Rückmeldungen der kantonalen Einsatzbeh örden zeigen: Die Warnungen der MeteoSchweiz waren schnell und präzis! Laut Einsatzbehörden kamen die Warnungen rechtzeitig, waren räumlich zutreffend und haben die zu erwartenden Niederschläge, Sturmböen und Hagel gut beschrieben. Fazit: Die kantonalen Einsatzbeh örden beurteilten die Leistung der MeteoSchweiz als gut bis sehr gut. Weitere Berichte zu den Gewittern vom 20./21. Juni 2007 Orages violents du 20 au 21 juin 2007 (MeteoSchweiz - Genève)

Seite 9 von 9 Violenta grandinata (MeteoSchweiz - Locarno) 2005-2007 MeteoSchweiz Letzte Änderung: 22.06.2007