Überlegungen und Daten zum Herzkreislaufstillstand/der Reanimation in der Geriatrie Martin Frossard Universitätsklinik für Notfallmedizin Einleitung Der plötzliche Herz-Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses tritt in Österreich bei etwa 10000 Menschen pro Jahr auf (europaweit 1/1000 Einwohner/Jahr). Nur 5-10% der Patienten überleben dieses Ereignis ohne neurologische Spätschäden. Dies ist durch die meist geringe Rate an Laienreanimation, dem Fehlen von funktionierenden Public Access Defibrillation Programmen und den oft langen Anfahrtszeiten des Rettungsdienstes insbesondere in ruralen Gebieten zu erklären. Unter optimalen Gegebenheiten (als Beispiel seien die Überlebens-Daten der Stadt Seattle, oder die der Casinos in Las Vegas genannt) können Überlebensraten von 70-80% erzielt werden. Diese Ergebnisse lassen sich nicht nur in systematisch angelegten und groß organisierten Bereichen erzielen. In diesem Jahr wurde von Stratil und Coautoren die Ergebnisse einer Studie zum Thema Kreislaufstillstand am Tennisplatz publiziert, in der 82% der Patienten überlebten und davon 74% mit gutem neurologischem Outcome. 1 Viele verschiedene Risikofaktoren und Prädiktoren für das Outcome nach Reanimation wurden beschrieben. So ist hinlänglich bekannt, dass Patienten mit Kammerflimmern eine bessere Chance haben den Kreislaufstillstand zu überleben als Patienten mit Asystolie als Erstrhythmus. Auch die Dauer der Reanimation und wie schon oben erwähnt, die Tatsache ob das Ereignis beobachtet war und ob Basisreanimations-Maßnahmen erfolgt sind, spiegeln das Outcome wider.
Unter anderen ist Alter ein unabhängiger Prädiktor für schlechtes Outcome nach einem Kreislaufstillstand. Arrich und Coautoren beschreiben in einer 2006 publizierten retrospektiven Kohorten Studie, dass pro Lebensjahr die Odds Ratio für schlechtes Outcome um 1.05 steigt. 2 Dies bedeutet, dass unabhängig von allen anderen Einflussfaktoren der 70 jährige Patient verglichen mit dem 40 jährigen nach Reanimation ein 4.3 fach höheres Risiko für schlechtes Outcome hat. Daten der Universitätsklinik für Notfallmedizin: Wir haben eine retrospektive Analyse prospektiv erhobener Daten von Patienten älter als 18 Jahre mit präklinischem Herzkreislaufstillstand und erfolgreicher Reanimation im Zeitraum von 1991 2011 an der Universitätsklinik für Notfallmedizin durchgeführt. Ausgeschlossen wurden Patienten mit traumatischem Herzkreislaufstillstand, terminaler Erkrankung, oder DNR/AND Entscheidung. Von 3801 PatientInnen wurden nach Anwenden der Ein- Ausschlusskriterien 1795 in die Analyse aufgenommen. Epidemiologische Daten: N = 1795 Mean ± SD / % Female/Male 29.5/70.5 No Flow (min) 3.8 ± 4.7 Low Flow (min) 20.3 ± 24.8 CPC 1+2 before 98.7
CA Cardiac origin 70 VF/VT 58.7 BLS 35.7 NYHA 1+2 87.6 KHK 25.2 CMP 12 Diabetes 15 Hypertonie 30 COPD 10 Altersverteilung:
Überleben nach Altersgruppen: Cerebral Performance Category:
Rippen- Sternumfrakturen: Eine häufige Nebenwirkung der Herzdruckmassage sind Rippen- und Sternumfrakturen, wobei in einer 2004 durchgeführten Metaanalyse (chsmberlsin) die Inzidenz für Rippenfrakturen mit 13-97% (!) und für Sternalfrakturen für 1-43% beschrieben wurde. In diese Metaanalyse gingen sehr unterschiedliche Studiendesigns ein (die meisten retrospektiv) mit unterschiedlichen Diagnosemethoden (Thoraxröntgen, CT, Autopsie). Zusammengefasst schließen die Autoren, dass bei Erwachsenen etwa zu einem Drittel mit Rippen- und zu einem Fünftel mit Brustbeinfrakturen zu rechnen ist. Auch soll das Outcome durch Herzdruckmassage assoziierte Frakturen nicht verschlechtert sein. Ebenfalls in 2004 wurde in Resuscitation eine schottische Autopsie Studie veröffentlicht, die in 29% der 1823 PatientInnen Rippenfrakturen fanden, mit signifikant steigender Inzidenz mit zunehmendem Alter. Mehrfachreanimation / Alter / chronische Erkrankung: Eine ganz rezente amerikanische Publikation (01/2014) analysierte die Versicherungsdaten von mehr als 421 394 Patientinnen nach innerklinischer Reanimation bezüglich Outcome von PatientInnen 65 Jahre und älter, die mehr als einmal während ihres stationären Aufenthaltes reanimiert werden mussten. 7991 PatientInnen wurden während eines stationären Aufenthaltes mehr als einmal reanimiert mit einer Reduktion des Überlebens von 17.7% auf 8.8% und einer Verringerung der mittleren Überlebensdauer nach Entlassung von 20.6
auf 10.5 Monate. Insbesondere waren höheres Alter und höhere Anzahl an chronischen Erkrankungen mit schlechtem Outcome assoziiert. ERC Guidelines: In den Guidelines des European Resuscitation Councils finden sich ähnliche Studienergebnisse im Abschnitt the ethics of resuscitation and end-of-life-decisions wie folgt erwähnt: The age of the patient may influence the decision but age itself is only a relatively weak independent predictor of outcome. However, high age is frequently associated with comorbidity, which does have an influence on prognosis. 3 Take home Höheres Alter ist assoziiert mit schlechterem Überleben und Outcome Höheres Alter ist assoziiert mit einer höheren Inzidenz an Rippen- und Sternumfrakturen Kein Patient ist nach einer Reanimation besser als vorher auch der geriatrische Patient nicht Trotz dieser 3 Kernaussagen ist Alter kein Grund einen Patienten nicht mehr zu reanimieren. Literatur beim Verfasser