Erasmus-Erfahrungsbericht

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1 Erasmus-Erfahrungsbericht Aufenthalt an der Universidad Complutense de Madrid, Spanien im WS 2010/11 Erfahrungen zum Leben im Ausland Vorbereitung Kurz nach meiner Bewerbung bekam ich Post von der Uni Madrid mit Informationsbroschüren und Material über die Universität. Bevor man nach Madrid reist, muss man von Deutschland aus sein Learning Agreement wählen. Das Vorlesungsverzeichnis von dem vorherigen Jahr findet man im Internet. Meistens ändern sich die Kurse nicht. Das Learning Agreement kann in den ersten drei Vorlesungswochen noch verändert werden und ist von daher nicht ausschlaggebend für die endgültige Wahl der Fächer. Noch von Deutschland aus, kann man sich einen Tutor, der einem bei Uni- Angelegenheiten zu Seite stehen soll, und einen Tandempartner, zum Sprachaustausch, wählen. Ich bekam dazu Ende Juni eine Mail von der Uni. Erste Begegnung mit Land und Leuten Madrid verfügt über eine bildschöne Innenstadt mit prunkvollen Bauten. Sobald man ein bisschen weiter außerhalb des Stadtzentrums ist, erkennt man, dass Spanien kein reiches Land ist. Schockiert war ich über die zahlreichen Obdachlosen und die Armut, auf die man an jeder Straßenecke stößt. Ich habe mir von Deutschland aus ein Hostel für 6 Nächte gebucht. Dort habe ich gleich viele ERASMUS-Studenten getroffen, die ebenfalls auf der Suche nach einem Zimmer und neuen Kontakten waren. Die Madrilenen sind sehr kontaktfreudig und interessiert. Von ihrer Hilfsbereitschaft war ich sofort beeindruckt. Mit einem Stadtplan in der Hand wird man sehr schnell gefragt, ob man Hilfe benötigt. Direkt am ersten Abend ist mir auch die Lautstärke Madrids aufgefallen. Das Leben findet auf der Straße statt. An jeder Ecke gibt es Straßenmusiker, deren Musik jedoch oft durch das laute Reden der Spanier übertönt wird. Wohnen (Wohnungssuche/ Wohnungssituation/ Kosten) In Madrid eine schöne und kostengünstige Wohnung zu finden, war nicht einfach. Gerade zu Beginn des neuen Semesters suchen sehr viele Studenten ein Zimmer. Eine frühe Anreise ist empfehlenswert. Je eher desto besser. Besonders schwer hatten es die Erasmusstudenten, die erst Ende September in Madrid ankamen. Ich selbst bin Ende August nach Madrid geflogen und habe mir mithilfe von Wohnungsanzeigen im Internet Wohnungen angeschaut. Empfehlenswerte

2 Seiten sind: und Die Fakultäten von Psychologie, Politik und Soziologie befinden sich in Somosaguas, im Westen von Madrid. Ich würde aber nicht raten, nach Somosaguas zu ziehen, da man, wenn man nachts noch unterwegs ist, Probleme hat, zurückzukommen.. Ratsamer ist es, zentral zu wohnen. Der Bus nach Somosaguas benötigt von der Metrostation Moncloa 12 Minuten. Die Gegend um Moncloa ist das spanische Studentenviertel von Madrid. In der Nähe befinden sich auch die Residenzen und Wohnheime, in denen viele Spanier wohnen. Einen Erasmusstudenten, der in einem solchen Wohnheim wohnte, habe ich allerdings nicht kennen gelernt. Bei der Wohnungssuche sollte man auf eine gute Verbindung nach Moncloa achten, da von dort die Busse zum Campus Somosaguas abfahren. Ich habe im Zentrum gewohnt, an der Metro-Station Sol. Von dort aus habe ich bis zum Campus in Somosaguas mit Metro und Bus etwa 35 Minuten gebraucht. Bei der Bewerbung zur Uni kann man auch gleich ein Zimmer mit buchen. Der Preis für ein Einzelzimmer in einer WG beträgt ca. 360 einschließlich der Nebenkosten. Die Bewerbung hierzu bekommt man mit den weiteren Dokumenten für die Universität zugeschickt. Die Wohngemeinschaften für die Erasmusstudenten liegen zwar nicht direkt im Zentrum, trotzdem sind sie aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnisses empfehlenswert. Ich selbst hatte mich bewusst dagegen entschieden, da ich anfangs geplant hatte, in eine Wohngemeinschaft mit Spaniern zu ziehen. Dies hat leider nicht geklappt. Ich rate jedem, darauf zu achten, dass die Mitbewohner zumindest spanisch sprechen wollen. Kulturelle Erfahrungen mit dem Gastland Erasmus-Kultur (spezielle Angebote, Begegnungen, etc.) An Kultur hat Madrid sehr viel zu bieten. Es gibt viele Museen, insbesondere bekannte Museen für Kunst, wie zum Beispiel das Museo del Prado, das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía und das Museo Thyssen-Bornemisza. Es gibt Musicals und Theater zu erschwinglichen Preisen. Regelmäßig finden auch Stierkämpfe statt, die mit vergünstigten Studentenkarten besucht werden können. Diese haben mich aber nicht interessiert. Madrid hat zwei berühmte Fußballvereine, -Real Madrid und Atletico Madrid-, die für die Madrilenen von Bedeutung sind. Jeden Sonntag gibt es im Stadtviertel La Latina den bekannten Trödelmarkt Rastro. Reisen mit Reisebussen ist sehr günstig. Mir war es wichtig, viel von Spanien zu sehen und daher habe ich zahlreiche Städte in verschiedenen Regionen Spaniens besucht und besichtigt. Das Erasmus-Student-Network (ESN) ist eine Organisation, die ehrenamtlich von Studenten geleitet wird und Veranstaltungen in Madrid sowie Ausflüge und Reisen durch ganz Spanien zu günstigen Preisen organisiert. Beispielsweise wurden zu Beginn Picknicks, Theaterbesuche und Stadt- Rallyes veranstaltet. Jeden Donnerstagabend gab es in einer Bar ein gemeinsames Treffen von ERASMUS-Studenten und Spaniern, das vom ESN

3 organisiert wurde. Erfahrungen zum Studium im Ausland Organisation Zu Anfang des Semesters bietet die Uni Complutense einen zweiwöchigen kostenlosen Sprachkurs an, der sich auch gut eignet, um Kontakte zu anderen Erasmus-Studenten zu knüpfen. Hierfür muss man sich schon von Deutschland aus bewerben. Ich war an der Fakultät der Politikwissenschaften und Soziologie. Allein in dieser Fakultät, die als die beste in ihrem Fachgebiet von ganz Spanien gilt, studierten ca. 160 Erasmusstudenten. Als Erasmusstudent hatte man drei Wochen Zeit, um in alle Kurse hinein zu schnuppern, bevor man sich endgültig entscheiden musste. Es ist ratsam, in diesen Wochen möglichst viele Kurse zu besuchen. Man sollte darauf achten, wie deutlich der Professor oder Dozent zu verstehen ist und sollte beispielsweise auch fragen, ob man ein Wörterbuch bei der Klausur verwenden darf. Wenn man sich entschieden hat, muss man in jeder Veranstaltung eine Bescheinigung mit Passbild abgeben. Die Fakultät hat ein Erasmusbüro mit drei Mitarbeitern, das täglich von 10:30-13:00 geöffnet ist. Im Erasmusbüro wird kein Englisch gesprochen. Es ist erlaubt, zwei Veranstaltungen außerhalb des Fachbereichs zu besuchen. Ich persönlich habe zwei Veranstaltungen im Fachbereich Psychologie besucht. Das Gebäude der Psychologie liegt auf dem gleichen Campus, zu Fuß benötigt man etwa 10 Minuten, um dorthin zu gelangen. Da die Klausurtermine für Politikwissenschaften und Soziologie erst Ende November, Anfang Dezember veröffentlicht werden, muss man damit rechnen, dass diese Klausuren eventuell zeitgleich mit denen der Psychologie liegen können. An den einzelnen Fakultäten gibt es verschiedene Sportmannschaften. Um in ein Team zu gelangen, muss man meistens vorspielen. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, da häufig alle Bewerber genommen werden. Ich war die ersten vier Wochen im Volleyballteam. Da jedoch die Trainings- und Spielzeiten häufig zur gleichen Zeit stattfanden wie meine Psychologiekurse, musste ich leider nach einigen Wochen wieder damit aufhören. Besuchte Veranstaltungen Psicologia de la Ansiedad (Psychologie der Angst): Ein interessanter Kurs. Es gibt ein von den Professoren verfasstes kursbegleitendes Skript, mit dem man sich gut auf die Prüfung vorbereiten kann. Die Klausur besteht aus Wahr-Falsch Aussagen sowie aus Multiple-Choice-Aufgaben. Intervencion en problemas sexuales y de pareja (Intervention in Paar- und Sexualprobleme): Der Professor spricht deutlich, ein sehr praxisnaher Kurs!

4 Beispielsweise mussten wir ein Gutachten anfertigen. Es gibt Powerpoint- Folien. Die Klausur besteht aus 30 Fragen, die man als wahr oder falsch bewerten muss. Sie ist für mich und die anderen Erasmusstudenten sehr schwierig gewesen, da die Sätze oft sehr lang waren. Sistema comunitario europeo (das System der Gemeinschaft Europas): Behandelt werden die Geschichte der EU, sowie die Struktur und die Probleme der Europäischen Union. Der Professor hat die Erasmusstudenten sehr gut integriert. Häufig ist man zu seinem eigenen Land befragt worden. Es gab keine Powerpoint-Folien. Trotzdem war es für mich der interessanteste Kurs. Ich hatte zwei Referate zu halten, jeweils zu deutschen Problemen. Die Klausur bestand aus drei offenen Fragen. Historia de los movimientos sociales (Geschichte der sozialen Bewegungen): Neben der Klausur muss man eine 10seitige Hausarbeit schreiben. Es gibt Powerpoint-Folien. Der Kurs ist aufgrund der Hausarbeit mit viel Arbeit verbunden. Bei der Klausur muss man eine Analyse schreiben und hat die Möglichkeit, eine von zwei Fragestellungen auszuwählen. Unterschiede in der Lehre /Erfahrungen mit den einheimischen Lehrenden und Studierende Die Kurse bestehen meistens aus ca. 35 Studenten. Häufig muss man praktische Arbeiten abgeben. In Psychologie beispielsweise Gutachten und in Politik Analysen bzw. Hausarbeiten. Die Kurse, meistens drei Stunden in der Woche, werden in der Regel auf zwei Tage aufgeteilt. In Psychologie gibt es sogenannte Asignaturas obligatores (Pflichtveranstaltungen) und Asignaturas optativas (Wahlveranstaltungen). Ich habe zwei Wahlveranstaltungen besucht. Powerpoint-Folien gab es nur selten. Anwesenheitspflicht gab es in keinem meiner Kurse. Jedoch ist man als Erasmus-Student bei den Professoren bekannt und daher wird registriert, ob man da ist oder fehlt. Aktive Beteiligung gibt es, im Vergleich zu den Seminaren bei uns, eher wenig. Kontakte mit einheimischen Studierenden ergeben sich durch die Gruppenarbeiten in den Practicas. Des Weiteren hatte ich in einigen meiner Kurse spanische Mitstudenten, die selbst einmal ERASMUS- Studenten waren und mir teilweise sehr geholfen haben. Die meisten Kontakte zu Einheimischen habe ich jedoch über das Volleyballteam geknüpft. Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen in Deutschland Praktikum Fazit Ich hoffe, ich kann mir meine beiden Kurse in Psychologie als klinische Vertiefung anrechnen lassen. Ich hätte während meines Aufenthaltes gern ein Forschungspraktikum gemacht. Dies war leider nicht möglich. Madrid ist eine lebhafte und laute Stadt, in der immer etwas los ist. Das Leben in dieser Metropole ist durch hohe Mietpreise und die erforderlichen Monatskarten jedoch erheblich teurer als in Münster.

5 Weiteres Tipps und Tricks für nachfolgende Generationen (Anreise, etc.) - Ein Konto bei der Deutschen Bank oder der Postbank ist ratsam, da man kostenlos Geld abheben kann. - Kopien des Personalausweises und Passfotos sollte man mitnehmen - Der Flughafen ist ein wenig außerhalb von Madrid. Die Fahrt mit dem Taxi in die Innenstadt kostet ca. 25 Euro. - Es ist zu empfehlen, sich ein Prepaid-Handy zu kaufen. Ich hatte, wie die meisten Erasmus-Studenten YOIGO als Anbieter. Hier zahlt man bei nationalen Anrufen und SMS 8 Cent - Die Monatskarte ( abono mensual ) für Metro und Bus kostet 47Euro, wenn man älter als 21 Jahre ist. Um nach Somosaguas zu gelangen, reicht Zone A aus. - Unbedingt auf die Wertsachen achten! - Immer um Hilfe fragen, wenn man nicht weiter weiß. Die Madrilenen sind hilfsbereit, interessiert und freundlich. Datum: