Jahresbilanz 2014 Der WEISSE RING Schleswig-Holstein hilft Menschen in Not Mehr als Stunden aktiver Opferarbeit!
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- Stanislaus Bachmeier
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1 MEDIEN-INFO Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e.v. Landesverband Schleswig-Holstein Bundesweit 420 Außenstellen Rendsburg, Jahresbilanz 2014 Der WEISSE RING Schleswig-Holstein hilft Menschen in Not Mehr als Stunden aktiver Opferarbeit! Rendsburg Der WEISSE RING Schleswig-Holstein (WR SH) betreute Menschen in Not, nachdem diese Opfer vorsätzlicher Straftaten wurden. Unsere rund 150 landesweit tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investierten mehr als Stunden ehrenamtlicher Opferarbeit, so Uwe Döring, Justizminister a. D. des Landes Schleswig-Holstein und Landesvorsitzender des WR SH. "Zuspruch macht Mut" Menschlicher Beistand und persönliche Betreuung Oftmals sind es die vermeintlichen Kleinigkeiten, die Gesten der Aufmerksamkeit, das aktive Zuhören, der menschliche Beistand und die persönliche Betreuung, die Kriminalitätsopfer besonders bedürfen. Wir nehmen uns die Zeit, den Opfern aktiv zuzuhören, führt Uwe Döring weiter aus und stellt damit die persönliche und soziale Kompetenz der ehrenamtlichen Opferhelfer heraus. Nach einer Straftat gilt das öffentliche Interesse meist nur dem Tatgeschehen, der Persönlichkeit des Täters, seiner Verfolgung und Verurteilung. An das betroffene Opfer und seine Situation nach der Tat wird noch immer viel zu wenig gedacht. / 2
2 Opfer von Kriminalität und Gewalt finden in den ehrenamtlichen Opferhelfern des WEISSEN RINGS eine Vertrauensperson, die sie auch bei Problemen und Gesprächsbedarf im Umgang mit Behörden und Institutionen unterstützt. Durch die emotionale Belastung hilft es häufig, wenn ein -Dritter- mit Erfahrung in diesem Bereich die Sachlage betrachtet, offene Fragen beantwortet und als aktiver Vermittler zu Seite steht, so Uwe Döring weiter. Wie emotional belastend sich Situationen von Opfern darstellen, verdeutlichen folgende Beispiele: Fall 1: In einem Schließfach des Hamburger Hauptbahnhofes wurde eine Tasche mit 2 Kindesleichen entdeckt. Nach intensiven polizeilichen Ermittlungen konnte die Kindsmutter ermittelt werden. Diese gab an, dass die Kinder tot zu Welt gekommen seien. Der Ehemann und die beiden Kinder im schulpflichtigen Alter, sowie die Verwandten der Familie, hatten angeblich eine Schwangerschaft der Frau nicht bemerkt. In Kooperation mit der ermittlungsführenden Staatsanwaltschaft und der Polizei, wurde die Familie mittelbare Opfer durch den WEISSEN RING, Außenstellen Lübeck und Ostholstein betreut. Die im öffentlichen Fokus stehende Familie befand sich in einem emotionalen Ausnahme-zustand. Die beiden Kinder konnten die Schule nicht besuchen. Der Vater und Ehemann wurde mit seinen beiden Kindern zeitweilig in Kooperation mit dem Erholungswerk der Polizei SH, in einem Ferienobjekt an der Ostsee untergebracht und auch dort durch den WR SH betreut. Die Kosten der Unterbringung und finanzielle Hilfen für einen mehrtägigen Aufenthalt wurden durch den WR SH übernommen. Fall 2: Eine 30-jährige Frau flüchtete nach massiven Gewalttaten ihres Ehemanns gemeinsam mit ihren Kindern in ein Frauenhaus. Aufgrund der schnellen Flucht hatte die Frau kaum Bekleidung mitnehmen können. Auch die Ausweispapiere mussten zurückgelassen werden. Mit Unterstützung des WR SH wurden die Spuren der körperlichen Gewalt ärztlich dokumentiert. Ergänzend erhielt die 30-Jährige einen Hilfescheck für eine anwaltliche Erstberatung, einen Hilfescheck für eine psychotraumatologische Erstberatung sowie 250,00 Soforthilfe. / 3
3 Der WR SH betreute im Jahr 2014 mit seinen rund 150 ehrenamtlichen OpferhelferInnen in 16 Außenstellen Menschen in Not. Das entspricht einem leichten Rückgang um 75 Fälle (-1,47 %) im Vorjahresvergleich. Die Anzahl der Betreuungsfälle im Mehrjahresvergleich Gesamt Der WR SH betreute in Fällen (75,19 %) weibliche Opfer und in 418 Fällen (24,81 %) männliche Opfer von Straftaten. Die Anzahl der Betreuungsfälle gegliedert nach Geschlecht im Mehrjahresvergleich Jahr männlich weiblich Gesamt (28,48 %) (71,52 %) (25,68 %) (74,32 %) (24,81 %) (75,19 %) Der WR SH betreute 2014 landesweit in 96 Fällen (5,70 %) Kinder, in 115 Fällen (6,82 %) Jugendliche und in Fällen (87,48 %) Erwachsene (über 18 Jahre) als unmittelbare und mittelbare Opfer von vorsätzlichen Straftaten. Der delikte Schwerpunkt liegt dabei, wie in den Vorjahren, bei der Betreuung von Opfern eines Sexualdeliktes, gefolgt von Körperverletzungsdelikten. Zahlreiche Opfer waren nach der Tat traumatisiert und benötigten psychologische Hilfe, die wir regelmäßig vermittelt haben, so Uwe Döring. / 4
4 Verteilung der Opferfälle 2014 gegliedert nach Delikt Betrug Diebstahl Körperverletzung Bedrohung Raub Stalking Sexualdelikte Tötungsdelikte Sonstige Gesamt Verteilung der Opferfälle 2014 gegliedert nach Delikt in %-Werten Sonstige 14% Bedrohung 6% Diebstahl 11% Stalking 9% Körperverletzung 21% Sexualdelikte 25% Tötungsdelikte 3% Betrug 4% Raub 7% Finanzielle Hilfen des WR SH In vielen Opferbetreuungsfällen waren dringende finanzielle Hilfen erforderlich. Der WR SH stellte dafür im Jahr 2014 insgesamt ,11 bereit und konnte damit Opfern und deren Angehörigen unmittelbar helfen und den Notsituation auch finanziell abmildern. / 5
5 Unsere finanziellen Hilfen gliedern sich wie folgt: Hilfescheck für eine anwaltliche Erstberatung Hilfescheck für eine psychotraumatologische Erstberatung Soforthilfe Opferhilfe Ferien- / Urlaubshilfe , , , , ,44 ü Hilfescheck für eine anwaltliche Erstberatung Dieser Rechtsberatungsscheck ist in erster Linie dafür gedacht, dass Opfer ohne eigenes Kostenrisiko eine umfassende anwaltliche Erstberatung erhalten können. ü Hilfescheck für eine psychotraumatologische Erstberatung Anliegen des Hilfeschecks für eine psychotraumatologische Erstberatung des WEISSEN RINGS ist, Kriminalitätsopfern möglichst zeitnah nach psychisch verletzenden Erlebnissen eine angemessene, kompetente medizinisch psychologische Fachberatung zukommen zu lassen. Chronifizierung von psychischem und seelischem Leiden soll durch notfallpsychologische Intervention und psychotherapeutische Soforthilfe verhindert werden. Die Selbstheilungskräfte sollen gezielt mit Hilfe spezialisierter Berater gestärkt und ggf. ergänzt werden. Persönliche Betreuung Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben viel Zeit und Kraft investiert, mehr als Stunden im Dienste der ehrenamtlichen Opferhilfe, betont Uwe Döring. Damit einhergehend wurden persönlichen Betreuungszeiten insgesamt um rund Stunden gesteigert. Das verdeutlicht ebenso den akuten Hilfebedarf von Opfern, wie auch die finanzielle Unterstützung in Notlagen, verdeutlich Uwe Döring. Alle Opferhelferinnen und Opferhelfer werden durch ein umfangreiches Seminarangebot des WEISSEN RINGS auf diese schwere Arbeit vorbereitet. / 6
6 Verteilung des Zeitaufwandes aktiver Opferarbeit in Stunden , , ,90 Bessere Leistungen aus dem Opferentschädigungsgesetz Eine wichtige Hilfe, um erlittene gesundheitliche und finanzielle Einbußen auszugleichen, leistet das Opferentschädigungsgesetz. Damit dieses auch in Zukunft so bleibt, setzt sich der WEISSE RING in diesen Wochen bundesweit für den Schutz und die Weiterentwicklung des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) ein. Geplante Reformen in Berlin dürfen die Leistungen für Opfer von Kriminalität nicht schmälern sondern müssen sie verbessern! Anspruch auf OEG-Leistungen hat, wer infolge eines vorsätzlichen, rechtswidrigen Angriffs einen gesundheitlichen Schaden erleidet. Grundsätzlich haben Gewaltopfer auch Ansprüche aus der gesetzlichen Kranken-, Unfall und Pflegeversicherung. Diese Ansprüche sind aber nicht gleichwertig mit den Leistungen aus dem OEG, denn sie sind nur auf die Absicherung des Existenzminimums beschränkt. Dies ist gleichbedeutend mit Sozialhilfe. Dagegen sichert das OEG durch Straftaten gesundheitlich Geschädigte deutlich weitergehend ab, erläutert Uwe Döring Wir treten dafür ein, dass der Anwendungsbereich des OEG auf Fälle psychischer Gewaltwie z.b. Stalking erweitert wird, denn sie führt in einer erheblichen Anzahl von Fällen zu schweren seelischen Belastungen und Erkrankungen. Aber auch der Wohnungseinbruch müsse als Tatbestand in das OEG aufgenommen werden: Döring: Untersuchungen zeigen, dass Opfer von Wohnungseinbrüchen oft behandlungsbedürftige seelische Belastungen mit Krankheitswert erleiden. Ein Wohnungseinbruch ist kein vorsätzlicher tätlicher Angriff gegen eine Person, aber ein Delikt, bei dem der Täter in die verfassungsrechtlich geschützte Privatsphäre des Opfers eindringt und damit das für die Lebensqualität wichtige Sicherheitsgefühl verletzt. Deutschland könne sich diese Ausgaben auch leisten. / 7
7 Denn: Die OEG-Leistungen kommen aus dem Bundesversorgungsgesetz. Dieses wurde nach dem zweiten Weltkrieg zur Entschädigung von Soldaten geschaffen. Dadurch, dass die Anzahl der Kriegsopfer altersbedingt sinkt, vermindern sich auch die Ausgaben für diese Berechtigten, Döring bemängelt, dass das OEG in der Bevölkerung, aber auch bei Behörden und Rechtsanwälten, zu unbekannt sei: Bundesweit stellen nur knapp elf Prozent der durch Gewaltkriminalität Geschädigten einen Antrag auf Entschädigung durch das OEG. Es würde den Bekanntheitsgrad des OEG steigern und mehr Opfern Entschädigungsleistungen ermöglichen, wenn alle staatlichen Stellen und Ärzte verpflichtet wären, Opfer von Gewalttaten auf ihre Rechte nach dem OEG hinzuweisen und einen Antrag an die Versorgungsverwaltung weiterzuleiten. Der WEISSE RING fordere daher eine Informationspflicht aller staatlichen Stellen. Bei nur etwas mehr als einem Drittel der jährlich gestellten OEG-Anträge kommt es zu einer Anerkennung und damit zu einer Übernahme von Heilbehandlungskosten sowie zu Rentenleistungen aufgrund andauernder Gesundheitsschäden. Dies ist ein Skandal und ein Hohn für Gewaltopfer, deren OEG-Antrag abgelehnt wird, so Döring. Erforderlich sei auch eine schnelle Leistungsgewährung. Durch die noch viel zu häufig anzutreffende jahrelange Dauer der Verfahren würden Opfer von Gewalttaten zusätzlich belastet. Der WEISSE RING hat seit 1976 mit derzeit 420 Anlaufstellen ein bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufbauen können. Mehr als ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite, leisten menschlichen Beistand und persönliche Betreuung, geben Hilfestellung im Umgang mit den Behörden und helfen den Geschädigten auf vielfältige Weise bei der Bewältigung der Tatfolgen. Weitere Informationen finden Sie unter
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