HPL auf Zellulosebagassen-Basis

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1 Materialgruppen: Papier > Maschinengefertigtes Papier > Papier-Verbundwerkstoffe Materialbeschrieb Der Verbundwerkstoff aus laminiertem Papier und Zuckerrohrbagasse gehört zur Gruppe der Hochdruck-Schichtpressstoffplatten, kurz HPL (engl. high pressure laminate). Im Gegensatz zu den herkömmlichen HPL-Produkten basiert dieser Verbundwerkstoff nicht auf fossilen, d. h. nicht erneuerbaren Rohstoffen, sondern auf biobasierten Kunstharzen, die aus Abfällen der Zuckerproduktion gewonnen werden. Die HPL-PLatte besteht zu 100% aus nachwachsenden und rezyklierten Rohstoffen. Die verwendeten Papierlagen werden aus Recycling-Kraftpapier, das duroplastische Bioharz aus Zuckerrohrabfällen hergestellt. Somit ist das Produkt emissionsfrei und enthält kein Harnstoff-Formaldehyd. Die Platte ist dimensionsstabil, mit einer harten, mechanisch hoch belastbaren Oberfläche. Das Material kann homogen durchgefärbt in Schwarz und dunklem Braun sowie glatt oder in verschiedenen Prägedekors ausgeführt sein. Die Platten lassen sich mit hartmetallbestückten oder diamantbestückten Holzbearbeitungswerkzeugen und -maschinen bearbeiten. Sie können gesägt, gefräst, geschraubt und gebohrt werden. In Dicken unter 3 mm kann der Lagenwerkstoff auf Trägermaterialien geklebt werden. HPL auf der Basis von Zuckerrohrbagasse eignen sich für den Innenausbau und für Möbel- oder Ausstellungsdesign. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Biokomposit-Schichtstoffplatte Handelsnamen: RE-Y-STONE Hintergrund Ökologie: Der Verbundwerkstoff besteht zu 60% aus Recyclingmaterial und zu 30-40% aus Bioharz. Das Produkt ist TÜV-schadstoffgeprüft und hat von DIN CERTCO das Zertifikat biobasierte Produkte. MATERIAL ARCHIV / 5

2 Recycling: Das Material eignet sich nach Zerkleinerung für die Wiederverwendung als Füllstoff in Holz-Kunststoff-Verbundstoffen (WPC). Es bietet auch einen hohen Heizwert für die CO 2 -neutrale thermische Verwertung. Herstellung Gewinnung: Das Bioharz wird in einem chemischen Aufschluss aus der sogenannten Bagasse, den Abfällen der schnellwachsenden, einjährigen Zuckerrohrpflanze, gewonnen, welche bislang vorwiegend als Brennstoff oder Futtermittel dienten. Das Kraftpapier wird zu 100% aus sogenannten Post-Consumer-Recyclingfasern hergestellt. Das heisst, es handelt sich um gesammeltes Altpapier (Kartonagen etc.), welches mechanisch zerfasert, gewässert und von Verschmutzungen, Rückständen und Fremdstoffen gereinigt wird. Fertigung: Der Verbundwerkstoff wird aus verschiedenen Schichten aufgebaut. Die mit dem Bioharz getränkten Papierbahnen werden auf Hochdruck-Taktpressen gleichzeitig von verschiedenen Haspeln abgerollt und unter hohem Druck von 800 bis 1000 N/cm 2 bei relativ niedrigen Temperaturen um 150 C miteinander verpresst. Für Dekoroberflächen können die äusseren Deckschichten mit einer Prägematrize geprägt werden. Das Bioharz ist duroplastisch, d. h. bei der Erwärmung findet eine irreversible Vernetzung statt, das Material kann also thermisch nicht wieder verformt werden. Eigenschaften Kennwerte beziehen sich auf: In Platten Zusammensetzung/Analyse: 60% rezykliertes Papier und 30-40% biobasiertes Harz Erscheinung Farbe: Geruch: Haptik: Brauntöne, Schwarztöne neutral glatt, samtig strukturiert durch Prägung Beständigkeit HPL auf Basis von Zuckerrohrbagasse sind gegenüber Zigarettenglut nach DIN C Beanspruchungsgruppe 6C beständig. Lösungsmittelbeständigkeit: bedingt beständig MATERIAL ARCHIV / 5

3 Unlöslich in Wasser, Öl, Methanol, Diethylether und n-oktanol. Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: Druckfestigkeit: kg/m bis N/mm 2 Hygrische Eigenschaften Wasseraufnahme Gew.: 8.00 bis Gew. % Thermische Eigenschaften Zersetzungstemperatur: C Brandverhalten Brennbarkeitsgrad nach VKF: 2 äusserst rasch abbrennend Quellen der Kennwerte Resopal GmbH ( ). RE-Y-STONE Technisches Datenblatt. Gross-Umstadt: Resopal GmbH. Bearbeitung Lieferformen: HPL auf Zurckerrohbagassenbasis werden in verschiedenen Dicken zwischen 0,8 und 25 mm hergestellt. Die Dekoroberflächen sind abhängig von der Ausführung des Produkts. Fügen und Verbinden: Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: Trennen und Subtrahieren: kleben, schrauben sandstrahlen, schleifen ölen, wachsen bohren, drehen, feilen, fräsen, raspeln, sägen, wasserstrahlschneiden Arbeitsschutz: Zum Schutz gegen scharfe Kanten wird das Tragen von Schutzhandschuhen und zur Vorbeugung gegen Augenverletzungen werden Schutzbrillen empfohlen. Besondere Schutzausrüstungen sind nicht erforderlich, mit Ausnahme von Vorkehrungen zur Staubvermeidung beim Bearbeiten. Konservierung Schutz und Pflege: Leicht verschmutzte Platten können mit einem angefeuchteten Tuch gereinigt MATERIAL ARCHIV / 5

4 werden. Stärkere Verschmutzungen können mit warmer Seifen- bzw. Waschmittellauge oder mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel (alkalischer Allzweckreiniger), gegebenenfalls nach einer kurzen Einwirkdauer entfernt werden. Keine schleifenden und scheuernden Reinigungsmittel verwenden. Anwendung Anwendungsgebiete: Innenausbau, Messe- und Ausstellungsbau, Möbelbau Anwendungsbeispiele: Wandverkleidungen, Raumtrenner, Möbelfronten Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: PS-VW-VP Kunstoffe > Schichtpressstoffe Gewerbemuseum Winterthur: Papier > Schublade 50 Spezialmuster ETH Zürich Baubibliothek: 20x30 Bezugsquelle Bezugsquelle Sammlungsmuster: Studer Handels AG, Dübendorf Quellennachweis Verwendete Quellen: Lohman, U. (Hrsg.). (2010). Holzlexikon. 4. Auflage. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft. Woebcken, W. (1998). Kunststoff-Lexikon. 9. Auflage. München, Wien: Carl Hanser Verlag. Weitere Quellen: Resopal GmbH ( ). RE-Y-STONE Produktdatenblatt. Gross-Umstadt: Resopal GmbH. Studer Handels AG, Dübendorf. Universität Rostock, (Stand ) Material-Archiv-Signatur: PAP_MAS_VRB_2 MATERIAL ARCHIV / 5

5 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1392 MATERIAL ARCHIV / 5