Gips-Wandbauplatte. Materialbeschrieb. Hintergrund. Mineralische Werkstoffe > Gipswerkstoffe
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1 Materialgruppen: Mineralische Werkstoffe > Gipswerkstoffe Materialbeschrieb Gips-Wandbauplatten sind Vollgipsplatten aus massivem Stuckgips. Mit dem Bewusstsein für nachhaltiges Bauen ist die Forderung nach getrennten Systemen an Bauwerken entstanden. Die Skelettbauweise ist eine mögliche Reaktion auf diese Forderung. Innenwände werden dabei nichttragend und oft in Trockenbauweise ausgeführt. Die Gipsindustrie bietet dazu verschiedene, ökonomisch und bautechnisch interessante Systemlösungen an. Gips-Wandbauplatten haben bezüglich Wärmedämmung, Feuchtigkeitsausgleich sowie Schall- und Brandschutz sehr gute bauphysikalische Eigenschafen. Die Kanten sind mit Nut und Kamm ausgebildet, was ein sehr einfaches Aufmauern ermöglicht. Gips-Wandbauplatten sind auch im Verbund mit Dämmmaterialien erhältlich, Stärken von 80 und 100 mm mit integrierten Hohlräumen sind besonders leicht. Gips-Wandbauplatten werden im Gegensatz zu den dünneren Gipsplatten oder Gipsfaserplatten ohne Unterkonstruktion aufgemauert. Das umlaufende Nutund Kammsystem der Platten ermöglicht einfache Handhabung und schnelle Montage. Damit die Platten nicht statisch belastet werden, sind bei allen Anschlüssen an Boden, Decken und Massivwänden Trennbänder einzubauen. Gips-Wandbauplatten lassen sich sägen, fräsen, raspeln und bohren. So können auch nachträglich Öffnungen eingebaut und Installationen leicht verlegt werden. Gips-Wandbauplatten werden für nichttragende Wände eingesetzt, sie sind leichter als Backsteinwände und effizienter zu erstellen. Zudem finden sie für Stützenummantelungen und Vorsatzschalen Verwendung. Für Feuchträume werden hydrophobierte Platten empfohlen. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Handelsnamen: Chemische Formel: Gipsdielen, Vollgipsplatten, Gips-Bauplatten Alba-Platten CasO 4 x 2H 2 O Hintergrund MATERIAL ARCHIV / 6
2 Geschichte: Vollgipsplatten sind seit ca als Gipsdielen bekannt und wurden in verschiedenen Ausführungen hergestellt. Ab 1904 gab es z. B. Gipsbausteine mit Sägemehl, die jedoch bald wieder vom Markt verschwanden. Das gängige Mass der Dielen war 25 x 200 cm. Gipsdielen wiesen schon in den 1950er-Jahren Nut und Kamm auf. Anfang der 1960er-Jahre setzte die Produktion der heute bekannten Gips-Wandbauplatten im Format 50 x 66,6 cm ein. Seither haben sich Qualität und Produktionsverfahren laufend verbessert und das Sortiment wurde ausgebaut wurde die Produktion der legendären Gipsdielen eingestellt. Ökonomie: Gips-Trockenbausysteme erfüllen in Produktion und Verwendung viele Anforderungen des nachhaltigen Bauens. Gips-Wandbauplatten können schnell und einfach zu dünnen Wänden aufgemauert werden. Mit den schlanken Mauern kann zusätzlicher Raum gewonnen werden und die glatte Oberfläche ermöglicht direktes Tapezieren oder Auftragen von Deckputz. Ökologie: Gips-Wandbauplatten werden aus dem Naturprodukt Gips hergestellt. Sie enthalten keinerlei Leime oder andere gesundheitsgefährdenden Stoffe und sind ökologisch und baubiologisch unbedenklich. Wie organische Werkstoffe dürfen Gipsabfälle aber nicht auf Inertstoffdeponien entsorgt, sondern müssen in geschlossenen Deponien abgelagert werden, denn Wasser kann aus dem Gips Sulfate herauslösen, die bei fehlender Abdichtung das Grundwasser belasten. Recycling: Grundsätzlich kann reiner Gips beliebig oft rezykliert werden, und zwar ohne Beeinträchtigung der Materialeigenschaften und der Qualität. Die Schwierigkeit besteht im Auftrennen der Gipsprodukte in Gips und Zuschlagstoffe. Gips-Wandbauplatten bestehen fast ausschliesslich aus reinem Stuckgips, müssen aber von Verunreinigungen wie Tapeten, Putzen usw. getrennt werden wurde in Dänemark ein Verfahren zur Aufbereitung von Gipsabfällen entwickelt, das bereits in mehreren Ländern eingesetzt wird, seit 2007 auch in der Schweiz. Die Qualität der gewonnenen Recyclingprodukte ist so hoch, dass sie wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. Herstellung Fertigung: Gips-Wandbauplatten bestehen hauptsächlich aus reinem Stuckgips. Zur Erhöhung der Bruchfestigkeit und des Feuerwiderstandes werden Glasfasern beigemischt. Der dünnflüssige Gipsbrei wird in Formkästen gegossen. Schon nach kurzer Zeit sind die Platten genügend verfestigt, um sich aus der Form stossen zu lassen. Sie durchfahren einen Trocknungsofen, wo das Anmachwasser ausgetrieben wird. Die Platten werden natürlich belassen oder durch eine Imprägnierung hydrophobiert. Schweizer Werke für Gips-Wandbauplatten befinden sich zum Beispiel in Heimberg BE und Granges VS. MATERIAL ARCHIV / 6
3 Eigenschaften Beimischungen, Art: Gipsplatten enthalten Glasfasern. Als Zusätze werden den Platten bei der Produktion Abbinderegler und Luftporenbildner zugegeben. Besonderheiten: Gips wird gerne in Wohnräumen verwendet. Er ist ph-neutral, verbreitet keine unangenehmen Gerüche, kann Wasserdampf aufnehmen und schnell wieder abgeben. Nachweis: Gips-Wandbauplatten sind mit dem Fingernagel ritzbar. Gips schäumt im Gegensatz zu Kalk unter Salzsäure nicht auf. Europäische Normen (EN): EN Gips-Wandbauplatten Erscheinung Aussehen: Die rechteckigen Platten sind umlaufend mit Nut und Kamm versehen. Farbe: Gelbtöne Hydrophobierte Platten sind blau oder grün eingefärbt. Geruch: Haptik: neutral glatt, hart, trocken Beständigkeit Gips ist in trockenen Innenräumen beständig, jedoch nicht für Nassräume oder im Aussenbereich mit hoher Feuchtigkeitsbelastung geeignet. Für Feuchträume sind hydrophobierte Platten zu verwenden. Biologische Schadensfaktoren: Gips ist bei Dauerfeuchte schimmelpilzanfällig und verliert an Festigkeit. Temperaturbeständigkeit: bedingt beständig Gips-Wandbauplatten sollen nicht langfristig Temperaturen von über 45 C ausgesetzt werden. Bei dieser Temperatur beginnt das Dihydrat des abgebundenen Gipses langsam zu Halbhydrat zu dehydrieren. Die Platten verlieren dadurch an Festigkeit. MATERIAL ARCHIV / 6
4 Mechanische Eigenschaften Biegezugfestigkeit: 3.00 bis 4.00 N/mm 2 Brinellhärte [HB]: bis N/mm 2 Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Druckfestigkeit: 5.00 bis N/mm 2 Elastizitätsmodul: 2.50 N/mm 2 Härte nach Mohs: 2.00 Mohs Kristallwassergehalt: bis % Strichfarbe: weiss Hygrische Eigenschaften Wasseraufnahme Vol.: bis Vol. % 5.00 bis Wasserdampfdiffusionswiderstandszah l [µ]: Thermische Eigenschaften Brandverhalten: Gips-Wandbauplatten bieten einen ausgezeichneten Brandschutz. Das gebundene Kristallwasser macht im abgebundenen Gips einen Anteil von ca % aus. Bei einer 80 mm dicken Vollgips-Zimmertrennwand sind dies rund 12 Liter Wasser pro m 2, die im Brandfall als Löschwasser wirken. So kann schon mit einer 60 mm dicken Gips-Wandbauplatte die Brandschutzanforderung EI90 erreicht werden. Gips-Wandbauplatten werden als A1-s1, d0 klassifiziert. A1= nicht brennbar s1= kein Rauch d0= kein brennendes Abfallen Längenausdehnungskoeffizient: 1.50 x 10-5 bis 2.00 x /K Wärmeleitfähigkeit/-zahl [λ]: W/mK Zersetzungstemperatur: bis C Chemische Eigenschaften ph-wert: 6.00 bis 8.00 Optische Eigenschaften Lichtdurchlässigkeit: opak - intransparent - lichtundurchlässig Quellen der Kennwerte MATERIAL ARCHIV / 6
5 Bundesverband der Gipsindustrie e. V. (Hrsg.) (2006). GIPS-Datenbuch. Darmstadt. Produkte- und Sicherheitsdatenblätter von Gips-Wandbauplattenherstellern. Bearbeitung Lieferformen: Gips-Wandbauplatten sind in folgenden Stärken erhältlich: 2,5 cm (Format 50/100 cm, nur als Beplankung zu verwenden) 4,0 cm (Format 50/100 cm, nur als Beplankung zu verwenden) 6,0 cm (Format 50/66,6 cm) 8,0 cm (Format 50/66,6 cm) 10,0 cm (Format 50/66,6 cm) 14,0 cm (Format 40/50 cm) Lieferbare Materialqualitäten: Platten mittlerer Dichte: ca kg/m 3, naturweiss Wasserabweisende/hydrophobierte Platten sind blau oder grün eingefärbt. Gips-Wandbauplatten sind zum Teil auch mit Hohlräumen (light) sowie im Verbund mit Dämmstoffen erhältlich. mit Gipskleber aufmauern Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: Trennen und Subtrahieren: raspeln, schleifen bemalen, folieren, folienbeschichten, imprägnieren, kaschieren, lackieren, lasieren, ölen, tapezieren, verputzen, wachsen bohren, feilen, fräsen, raspeln, sägen, schneiden Arbeitsschutz: Bei Staubentwicklung (fräsen, schleifen) empfiehlt sich das Tragen einer Staubmaske. Konservierung Schutz und Pflege: Trockenlagerung, Dauerfeuchte meiden Anwendung Anwendungsgebiete: Universell als Bau-, Brandschutz-, Wärmedämm- und Schallschutzplatte Anwendungsbeispiele: Nichttragende Trennwände, Stützenummmantelungen, Vorsatzschalen, MATERIAL ARCHIV / 6
6 Deckenbekleidungen, abgehängte Decken Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: HB XX Gewerbemuseum Winterthur: Mineralische Werkstoffe > Schublade 13 Quellennachweis Verwendete Quellen: Bundesverband der Gipsindustrie e. V. (Hrsg.) (2006). GIPS-Datenbuch. Darmstadt. Leixner, S., & Raddatz, A. (1985). Der Stukkateur. Stuttgart: Julius Hoffmann. Binder, P., Schaumann, F., Haas, M., & Läppe, K. (Hrsg.) (1985). Stukkateur-Handbuch - Die Gipserfibel. Reprint nach der 3. Auflage von ca Hannover: Th. Schäfer. Weitere Quellen: Merkblätter des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbandes SMGV. Merkblätter sowie Produkte- und Sicherheitsdatenblätter von Gips-Wandbauplattenherstellern. Material-Archiv-Signatur: MIN_WER_GIP_3 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1251 MATERIAL ARCHIV / 6
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