Andeer. Materialbeschrieb. Hintergrund. Gesteine > Umwandlungsgesteine > Gneis

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1 Materialgruppen: Gesteine > Umwandlungsgesteine > Gneis Materialbeschrieb Andeer ist ein grüner, mässig bis stark geschieferter Gneis von mittlerer Körnung mit kleinen weissen Einsprenglingen. Andeer wird in den drei Steinbrüchen Bärenburg (Crap da Sal), Cuolmet und Parsagna bei der Ortschaft Andeer in Graubünden in leicht unterschiedlichen Varietäten aus der Surettadecke abgebaut und weltweit exportiert. Die charakteristische Färbung des Hartgesteins bestimmen vor allem die enthaltenen Glimmer Chlorit (dunkelgrün) und Phengit (hellgrün). Typisch sind zudem die weissen Einschlüsse aus Feldspat. Grosse Bekanntheit erlangte der Andeer durch Hans Holleins Centrum Bank in Vaduz, deren Dach und Fassade aus dem Material bestehen. Andeer ist sehr widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und zeichnet sich durch eine hohe Abriebfestigkeit aus. Die härteste Varietät wird im Steinbruch Parsagna abgebaut. Die Grünfärbungen der drei Varietäten sind leicht verschieden. Der Stein ist schwerer zu bearbeiten als die Tessiner Gneise und nur mässig spaltbar. Ein Grossteil der Produktion wird zu Platten gesägt. Andeer wird für Bodenplatten, Trittplatten, Fassadenverkleidungen und Portaleinfassungen verwendet sowie für Küchenabdeckungen und Kamine. Im Garten- und Landschaftsbau nutzt man ihn als Mauerstein, Pflasterstein und für Blockmauerwerk. Er wird auch als Grabstein eingesetzt und dient Bildhauern als Ausgangsmaterial. Teile des abgebauten Gesteins werden auch zu Strassenschotter verarbeitet oder in der Betonindustrie genutzt. Andeer dient zudem zur Färbung von Kunststein. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Andeer-Granit, Andeergranit, Andeerer Granit, Rofnaporphyr, Rofnagneis, Andeerergneis, Verde Andeer Hintergrund Etymologie: Andeer ist nach dem Ort seines Vorkommens benannt. MATERIAL ARCHIV / 5

2 Geschichte: In der Schweiz findet Andeer seit langer Zeit Anwendung. In grossem Stil abgebaut wird er seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die 1915 erschienene Publikation Die natürlichen Bausteine und Dachschiefer der Schweiz hebt Andeer als einzigen Graubündner Gneis hervor, der sich bereits «ein grösseres Absatzgebiet in der übrigen Schweiz zu erwerben gewusst und Anlass zu einer vielversprechenden Industrie gegeben» habe (Grubenmann/Moser, 365). In der Umgebung von Andeer finden sich viele historisch bedeutsame, aber mittlerweile stillgelegte ehemalige Steinbrüche. Ökonomie: In den 1990er-Jahren wurden jährlich ca m 3 Andeer abgebaut (Schweizerische Geotechnische Kommission, 248), im Jahr 2010 waren es m 3 (Zerbi, A.1-5). Herstellung Herkunft, geografische Region: Schamsertal (Val Schons), südlich von Andeer, Graubünden, CH Entstehung: Der Orthogneis Andeer ist im Paläozoikum aus der Umwandlung von magmatischen Gesteinen hervorgegangen. Gewinnung: Andeer wird heutzutage in drei Steinbrüchen über Tage gewonnen. Eigenschaften Zusammensetzung/Analyse: Feldspat, Glimmer (Phengit und Chlorit), Quarz, etwas Epidot und andere Silikate Erscheinung Aussehen: Die Farbigkeit des im Steinbruch Parsagna abgebauten Andeer tendiert ins Graugrüne. Die im Steinbruch Bärenburg abgebaute Varietät ist von milchig grüner Färbung, während der in Cuolmet abgebaute Stein eine Längsbänderung aufweist. Farbe: Grüntöne Beständigkeit Andeer ist gegen Frost, Laugen und Säuren weitestgehend beständig. MATERIAL ARCHIV / 5

3 Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: Druckfestigkeit: bis kg/m bis N/mm 2 Quellen der Kennwerte Schweizerische Geotechnische Kommission (Hrsg.) (1997). Die mineralischen Rohstoffe der Schweiz. Zürich: Schweizerische Geotechnische Kommission, S Zerbi, S. (2011). Construction en pierre massive en Suisse. Diss. EPFL, Lausanne, A.1-5. Bearbeitung Lieferformen: Blöcke bis zu einer Dimension von maximal x 160 x 180 cm sowie Platten ab 1 cm. Oberflächenbearbeitung: Trennen und Subtrahieren: bürsten, flammen, kugelstrahlen, polieren, sandstrahlen, schleifen, spitzen, stocken bohren, diamantblattsägen, diamantseilsägen, gattersägen, spalten Anwendung Anwendungsgebiete: Bauwesen, Gartenbau, Hochbau, Innenausbau, Kunstgewerbe, Tiefbau Anwendungsbeispiele: - Bahnhof Luzern, CH, Bodenbelag - Bahnhofstrasse, Chur, CH, Bodenbelag - Centrum-Bank, Vaduz, LI, Fassadenverkleidung und Dach (Hans Hollein, 2002) - DEZA-Gebäude, Bern, CH, Fassadenverkleidung - Kunstmuseum Bonn, DE, Bodenbelag (Axel Schultes, 1992) - Landtagsgebäude von Niederösterreich, St. Pölten, AT, Fassadenverkleidung, Bodenbelag (Ernst Hoffmann, 1997) - Millennium Tower, Wien, AT, Fassadenverkleidung - Österreichische Botschaft, Berlin, DE, Bodenbelag innen und aussen (Hans Hollein, 2001) - Pùnt da Suransuns, Viamala, CH (Jürg Conzett, 1999) - U-Bahnstation Brandenburger Tor, Berlin, DE, Bodenbelag Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HKB Bern Fellerstrasse, HSLU T+A Campus Horw, MATERIAL ARCHIV / 5

4 Sitterwerk St. Gallen, ZHAW Winterthur Halle 180 Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: ST-UM-GN Gewerbemuseum Winterthur: Gesteine > Schublade 12 HKB Bern Fellerstrasse: KuR HSLU T+A Campus Horw: Materialbibliothek ZHAW Winterthur Halle 180: BauStoffArchiv Bezugsquelle Bezugsquelle Sammlungsmuster: Andeer Granit Conrad AG, Andeer Emilio Stecher AG, Root Abbauende Betriebe: Battaglia Andeer Granit AG, Andeer Toscano AG, Andeer Quellennachweis Verwendete Quellen: Grubenmann, U. & Moser, R. (Hrsg.) (1915). Die natürlichen Bausteine und Dachschiefer der Schweiz. Zürich: Selbstverlag der Materialprüfungsanstalt in Kommission bei Speidel & Wurzel. Knoepfli, A. (2008). Ein Ausflug zur Steinwirtschaft: Gneis und Granit. In: Hochparterre, Bd. 21, Nr. 4, S : retro.seals.ch/cntmng?pid=hoc-001:2008:21::1413 (Stand ). Mojon, Alex (2006). Steinkunde Kompakt. Gwatt/Thun: Weber AG Verlag, S. 89. Quervain, F. de (3. Auflage 1969). Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. Bern: Kümmerly & Frey, Geographischer Verlag, S Schweizerische Geotechnische Kommission (Hrsg.) (1997). Die mineralischen Rohstoffe der Schweiz. Zürich: Schweizerische Geotechnische Kommission, S Schilliger, P. (2010). Die Schweiz ist steinreich. In: regios, Nr. 3: el-steine-d (Stand ). Stadler, R. (1997). Schweizer Grüne sind beliebt: Andeer-Granit und Vert de Salvan an bedeutenden ausländischen Bauten. In: Schweizer Baublatt, Bd. 108, Nr. 41, S (Stand ). (Stand ). Zerbi, S. (2011). Construction en pierre massive en Suisse. Diss. EPFL, Lausanne. Material-Archiv-Signatur: GES_UMW_GNE_1 Text verfasst von: KB, ETHZ, 2015 MATERIAL ARCHIV / 5

5 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/578 MATERIAL ARCHIV / 5