LGBT-Update. Transgender-Frau misshandelt. Rückschritt in Nigeria. Berufung erfolgreich. Viele Küsse, Liebesgrüße

Transkript

1 LGBT-Update 1/2009 Das Netzwerk Lesbian Gay Bisexual Transgender-Rechte informiert Transgender-Frau misshandelt Die Polizei in Honduras geht gewaltsam gegen Transgender-Sexarbeiterinnen vor. Am 20. Dezember 2008 näherten sich im Bezirk Palmira, in der Hauptstadt Tegucigalpa, um etwa 0:40 Uhr vier Polizeibeamte in einem Streifenwagen einer Transgender-Frau, die AI gebeten hat ihren Namen geheim zu halten. Die als Sexarbeiterin Tätige engagiert sich im Bereich HIV/AIDS. Die Polizeibeamten versuchten, die Frau auszurauben. Als sie sich wehrte, ergriffen sie die Frau bei den Haaren und schlugen ihren Kopf wiederholt gegen ein Fenster, dessen Glas dabei zu Bruch ging. Morddrohung durch Polizei Die Beamten meinten anschließend, dass sie die Frau festnehmen würden, da sie eine Fensterscheibe zerbrochen habe, um sich Zugang zu einem Privatgebäude zu verschaffen. Die Polizisten brachten sie auf die örtliche Polizeiwache und dann in ein lokales Gesundheitszentrum, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen. Da sie blutete, informierte sie die Beamten darüber, dass sie HIV-positiv sei, worauf diese erwiderten: AIDS-Hure, Leute wie dich sollte man isolieren. Auf dem Weg zurück zur Polizeiwache drohten ihr die Beamten, sie würde tot in den Bergen enden, falls sie von dem Vorfall erzählen würde. Die Frau wurde gegen 11:30 Uhr ohne Anklage aus der Polizeiwache entlassen. Angesichts dreier Morde an Transgender- Frauen in den vergangenen drei Monaten befindet auch sie sich in Lebensgefahr. Fortsetzung auf Seite 2 Photographer Fotolia.com Von Polizeigewalt bedroht: Transgender-Personen in Honduras Rückschritt in Nigeria Die Generalversammlung Nigerias stimmt demnächst über ein Gesetz ab, das Strafen für gleichgeschlechtliche Hochzeiten vorsieht. Bedroht wären Personen, die solche Zeremonien durchführen, und alle, die diesen Feiern beiwohnen oder bei ihrer Durchführung mithelfen. Berufung erfolgreich Die türkische LGBT-Organisation Lambda Istanbul ist gegen die Schließung ihrer Vereinigung erfolgreich in Berufung gegangen. Ein lokales Gericht hatte diese im Mai 2008 beschlossen, da angeblich moralische Werte missachtet wurden. Viele Küsse, Liebesgrüße Ein Kiss-In für die Gleichberechtigung homosexueller Liebe sorgte am Valentinstag für großes mediales Echo. Mehr auf Seite 3 IMPRESSUM Herausgeberin und für den Inhalt verantwortlich: Amnesty International Österreich, Netzwerk LGBT-Rechte Redaktion: Sonja Dries Kontakt: AI Österreich, Moeringgasse 10, 1150 Wien, 01/78008, info@lgbt.at,

2 2 LGBT-Update 1/2009 Leider kein Einzelfall Fortsetzung von Seite 1 Inzwischen hat die Frau bei der Menschenrechtsabteilung der Staatsanwaltschaft wegen dieses Vorfalls Anzeige erstattet. Drei Opfer in drei Monaten Transgender-Frauen, die als Sexarbeiterinnen tätig sind, werden häufig von Freiern oder Angehörigen der Polizei angegriffen. Drei Transgender-Frauen wurden in den letzten drei Monaten von Unbekannten getötet, als sie in Comayagüela in der Nähe von Palmira ihrer Arbeit nachgingen. Jazmín Zelaya brachte man am 30. Oktober 2008 um. Sie wurde am Straßenrand tot aufgefunden. Eine weitere Transgender-Frau wurde am 17. Dezember 2008 getötet. Cintia Nicole Moreno, die ebenfalls engagiert für die Menschenrechte von Transgendern eintrat, wurde am 9. Januar 2009 gegen 1 Uhr umgebracht. Bisher wurde niemand wegen dieser Tötungen zur Verantwortung gezogen. Mexiko Honduras Brasilien FACTBOX Du kannst dazu beitragen, die Verfolgung von Transgenders in Honduras zu bekämpfen. Infos zu unserem aktuellen Appellfall findest du auf Seite 4. Blutspende: Gleiches Recht für alle?! Wie ein Mensch zweiter Klasse Was es bedeutet, als homosexuelle Person in Österreich Blut zu spenden, zeigt die Diskriminierung einer lesbischen Frau wollte sie Blut spenden. Die in der Spenderkarte aufscheinende Frage, ob sie gleichgeschlechtlichen Verkehr gehabt hätte bejahte sie. Monate später wollte die junge Frau erneut Blut spenden. Als sie ihren Namen nannte, teilte ihr der Arzt vor Ort mit, dass sie nicht Blut spenden dürfe, er ihr aber wegen der Schweigepflicht keinen Grund nennen könne. Ein Anruf bei der Leitung der Blutspendezentrale ergab die Sperre aufgund oben genannter Aussage. Die Frau erklärte, dass sie in einer festen Partnerschaft lebe und bekam darauf die Antwort, dass Treue nicht garantiert sei und dass eine Studie über Lesben in den USA auf erhöhte Risikofaktoren hinweise. Auf die Frage, wie man wieder Blut spenden dürfe, wurde vorgeschlagen ein Bestätigungsschreiben zu verfassen, aus dem hervorginge, dass man nicht mehr homosexuell sei. Die Frau wandte sich an eine Hilfsstelle in Wien, die sie jedoch immer wieder vertröstete. Entmutigt, verfolgte sie das Thema vorerst nicht weiter beschloss sie, auch weil sie im Zuge der Ausübung ihres Berufes als Ärztin mitbekam wie dringend man Spenden benötigte, einen weiteren Versuch zu starten. Ein Anruf beim Roten Kreuz ergab, dass sie weiterhin gesperrt war. Hilfsgesuch ans Ministerium Sie schrieb eine an das Gesundheitsministerium und bekam zur Antwort sich an einen gewissen Medizinalrat zu wenden. Dieser setzte sich mit der Leitung der Blutspendezentrale in Verbindung. Gegenüber der Frau beteuerte er, dass er von dieser Art der Diskriminierung nicht gewusst hatte. Sie wurde bei der nächsten Kontaktaufnahme mit freundlichen Worten empfangen. Fast zehn Jahre nach Beginn ihrer Bemühungen bekam sie anonym einen Blutspendeausweis zugeschickt. Mittlerweile hat das Rote Kreuz die Diskriminierung lesbischer Frauen zurückgenommen, nach Geschlechtsverkehr zwischen Männern wird aber weiterhin gefragt. Vlad Fotolia.com LGBTs IN ÖSTERREICH

3 1/2009 Küsse am Valentinstag Am Valentinstag veranstaltete das Netzwerk LGBT- Rechte ein Kiss-In in der Wiener Innenstadt, um auf die Diskriminierung von LGBTs hinzuweisen. Sonja Hager Equality matters Jeremy Montorio Samstag, 14. Februar, 14 Uhr, Stockim-Eisen-Platz: Eisigen Temperaturen zum Trotz hat sich eine Reihe PassantInnen rund um den Infostand des Netzwerkes LGBT-Rechte eingefunden. Neugierig werden die Vorbereitungen zum Kiss-In beobachtet. Anlässlich des Tages der Liebenden lud das Netzwerk Pärchen jeglicher sexueller Orientierung zum Küssen ein. Ziel der Aktion war es am Valentinstag mitten in der Wiener Innenstadt auf Menschenrechtsverletzungen an Liebenden unterschiedlichster sexueller Orientierung aufmerksam zu machen. Das mediale Interesse war aufgrund aktueller politischer Diskussionen groß. Insgesamt war die Aktion nicht nur außergewöhnlich, überaus amüsant für alle Beteiligten und Aufsehen erregend sondern auch informativ und zielführend. Großer Andrang beim Kiss-In am Wiener Stock-im-Eisen-Platz vor dem Stephansdom Im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen veranstalteten wir gemeinsam mit dem Netzwerk Frauenrechte und der Frauensolidarität eine Lesung ausgewählter lesbischer Texte. Für das Gelingen des Abends sorgten neben Ulrike Lunacek (Moderation, Bild links), Regina Fritsch (Lesende, Bild rechts) und Milagros Pinera (Musik). Mitmachen Du bist engagiert und bereit, einen Teil deiner Freizeit in die Arbeit für Menschenrechte zu investieren? Dann schreibe uns an und wir laden dich zu unserem nächsten Treffen ein. Spenden AI ist Trägerin des Österreichischen Spendengütesiegels. Deine Spende ist bei uns gut aufgehoben. Unser Spendenkonto: PSK , Bankleitzahl , KW: LGBT Schreiben Appellbriefe zu aktuellen Menschenrechtsverletzungen findest du unter und auf der letzten Seite dieses Newsletters.

4 4 LGBT-Update 1/2009 Appellbriefe act now! Tag für Tag werden Menschen gefoltert, aufgrund ihrer Herkunft, Meinung, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung inhaftiert, ermordet, zum Tode verurteilt oder verschleppt. Amnesty International veröffentlicht diese Schicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Du kannst mit deinem persönlichen Appell dazu beitragen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden. Jeder Brief zählt! Bitte schicke die Appellbriefe direkt an die genannte Adresse. Weitere Appellfälle und urgent actions findest du unter und Misshandlungen von Transgender- Personen in Honduras! Unser aktueller Appellbrief richtet sich an den Präsidenten und andere E hochrangige Vertreter der Republik Honduras mit der Aufforderung, Menschenrechtsverletzungen an Transgender-Personen aufzudecken und gerichtlich zu verfolgen. Außerdem fordern wir die Verantwortlichen auf, den Schutz der Betroffenen zu garantieren. Versand Auf den folgenden Seiten findest du einen Appellbrief, der die Verantwortlichen in Honduras dazu aufruft, die Verfolgung von Transgender-Personen zu beenden. Staatspräsident Sr. José Manuel Zelaya Rosales Presidente de la República Casa Presidencial, Boulevard Juan Pablo II, Fax: (00 504) Sehr geehrter Staatspräsident Sr. José Manuel Zelaya Rosales, Deine Adresse Die deutsche Übersetzung des Briefes kannst du dir rechts durchlesen. Sende den Brief bitte bis 4. März an die angegebenen Adressen (eigene Adresse + Unterschrift nicht vergessen), Kopien an folgende Adressen: Am 20. Dezember 2008 wurde eine Transgender-Frau im Bezirk Palmira in Teguicalpa von vier Polizeibeamten verprügelt und mit dem Tode bedroht. In Bezug darauf fordere ich Sie auf, ihre Sorge um die Sicherheit der oben genannten Transgender-Menschenrechtsaktivistin zum Ausdruck zu bringen. Weiters müssen Sie die Behörden dazu auffordern, umgehend ausreichende und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um in verbindlicher Absprache mit der Betroffenen, ihre Sicherheit zu garantieren. Dies ist nur einer von vielen Fällen von Diskriminierung und Bedrohung von Transgender- Personen in Honduras. Ich ersuche Sie die Staatsanwaltschaft dazu aufzufordern, sofort eine umfassende und unabhängige Untersuchung zu diesem und früheren Fällen von Schikane, tätlichen Angriffen und Tötungen von Transgender-Personen einzuleiten. Die Ergebnisse sind der Öffentlichkeit zugänglich zu machen um die TäterInnen zu ermitteln und vor Gericht zu stellen. Sie sollten deutlich machen, dass Sie Gewalt gegen Transgender-Personen nicht tolerieren und, dass die Verantwortlichen für diese Verbrechen vor Gericht gestellt werden. Örtliche LGBT-Organisation: Colonia Miramontes, 5ª calle, casa No Calle Andalucía contiguo a Mercadito Miramontes Hochachtungsvoll, Deine Unterschrift Kopien an: Colonia Miramontes, 5ª calle, casa No. Calle An Botschaft der Republik Honduras: S.E. Roberto Augusto Martinez Castañeda, Cuxhavener Str. 14, Berlin informacion@ embahonduras.de

5 Sr. José Manuel Zelaya Rosales Presidente de la República Casa Presidencial, Boulevard Juan Pablo II, Fax: (00 504) Dear President Sr. José Manuel Zelaya Rosales, On December 20th in 2008 a transgender woman was beaten up and threatened with death by four police officers in Teguicalpa, district of Palmira. I urge you to express your concerns about the safety of this woman, an active campaigner for transgender s rights. Further on you have to call on authorities to immediately take adequate and effective measures to guarantee security. This is only one in a row of cases of discrimination of transgender persons in Honduras. You need to urge the Department of Public Prosecution to immediately initiate a comprehensive and independent investigation on this and earlier cases of harassment, physical assaults and killing of transgender people. The results have to be published officially in order to identify and adjudge the offenders. There is need for a clear statement that Honduras head of state will not tolerate violence against transgender people and that those responsible will be put on trial. Respectfully yours, Copies to: Colonia Miramontes, 5ª calle, casa No Calle Andalucía contiguo a Mercadito Miramontes Embassy of the Republic of Honduras S.E. Herr Roberto Augusto Martinez Castañeda, Cuxhavener Straße 14, Berlin informacion@embahonduras.de

6 Coronel Jorge Alberto Rodas Gamero Ministro Ministerio de Seguridad Pública, Cuartel Casa Mata, Fax: (00 504) Dear Ministro Coronel Jorge Alberto Rodas Gamero, On December 20th in 2008 a transgender woman was beaten up and threatened with death by four police officers in Teguicalpa, district of Palmira. I urge you to express your concerns about the safety of this woman, an active campaigner for transgender s rights. Further on you have to call on authorities to immediately take adequate and effective measures to guarantee security. This is only one in a row of cases of discrimination of transgender persons in Honduras. You need to urge the Department of Public Prosecution to immediately initiate a comprehensive and independent investigation on this and earlier cases of harassment, physical assaults and killing of transgender people. The results have to be published officially in order to identify and adjudge the offenders. There is need for a clear statement that Honduras head of state will not tolerate violence against transgender people and that those responsible will be put on trial. Respectfully yours, Copies to: Colonia Miramontes, 5ª calle, casa No Calle Andalucía contiguo a Mercadito Miramontes Embassy of the Republic of Honduras S.E. Herr Roberto Augusto Martinez Castañeda, Cuxhavener Straße 14, Berlin informacion@embahonduras.de

7 Licdo. Leonidas Rosa Bautista Fiscal General des Estado Ministerio Público, Lomas del Guijarro, Fax: (00 504) Dear Fiscal General des Estado Licdo. Leonidas Rosa Bautista, On December 20th in 2008 a transgender woman was beaten up and threatened with death by four police officers in Teguicalpa, district of Palmira. I urge you to express your concerns about the safety of this woman, an active campaigner for transgender s rights. Further on you have to call on authorities to immediately take adequate and effective measures to guarantee security. This is only one in a row of cases of discrimination of transgender persons in Honduras. You need to urge the Department of Public Prosecution to immediately initiate a comprehensive and independent investigation on this and earlier cases of harassment, physical assaults and killing of transgender people. The results have to be published officially in order to identify and adjudge the offenders. There is need for a clear statement that Honduras head of state will not tolerate violence against transgender people and that those responsible will be put on trial. Respectfully yours, Copies to: Colonia Miramontes, 5ª calle, casa No Calle Andalucía contiguo a Mercadito Miramontes Embassy of the Republic of Honduras S.E. Herr Roberto Augusto Martinez Castañeda, Cuxhavener Straße 14, Berlin informacion@embahonduras.de