connects danube Anders reisen! Nachhaltiger Tourismus entlang der Donau das magazin für die donauländer Sonderausgabe zum nachhaltigen

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1 Sonderausgabe zum nachhaltigen Tourismus im Donauraum das magazin für die donauländer connects danube Anders reisen! Nachhaltiger Tourismus entlang der Donau danube connects 01 I 14 1

2 10 LÄNDER 10 TAGE 10 BÜHNEN 1 FEST 10 LÄNDER 10 TAGE 10 BÜHNEN 1 FEST Liebe Leserinnen und Leser, Editorial 9. INTERNATIONALES 9. INTERNATIONALES DONAUFEST DONAUFEST ULM/NEU-ULM ULM/NEU-ULM JULI JULI 2014 Spielt das Thema sanfter Tourismus entlang der Donau überhaupt eine Rolle? Wir haben herausgefunden: Ja! Zwar ist es weit davon entfernt, eine Hauptrolle zu spielen, aber wir haben zahlreiche interessante Beispiele für unsere neue Ausgabe zusammengetragen, die zeigen, was sich diesbezüglich in den Donauländern tut. Vom Farmhopping in Bulgarien (S.22), über das Transdanube-Projekt des Donaubüros Ulm/Neu-Ulm (S.10), die Danubeparks (S. 18) bis hin zu den Flusskreuzfahrten auf der Donau (S. 8): Alle Beteiligten setzen sich dafür ein, dass der Tourismus in den Donauländern möglichst nachhaltig und umweltschonend ist. Das hat sich auch der Reiseveranstalter Lustwandeln auf die Fahne geschrieben: Die passionierten Wanderer Angelica und Günther Krämer bieten schon seit langem geführte Wanderungen in Rumänien und entlang der deutschen Donau an. Und wenn es mal nicht per pedes weitergeht, setzen sie auf Bus, Bahn (S. 20). danube connects gibts auch auf Facebook! Wir bieten Informationen und Bilder aus der internationalen Presse über Politik, Tourismus und Kultur im Donauraum. Zudem halten wir Sie auf dem Laufenden über die Donauraumstrategie und die unterschiedlichen Veranstaltungen entlang der Donau. Am besten schauen Sie gleich mal vorbei. Ulm/Neu-Ulm Ulm/Neu-Ulm Regensburg Regensburg Passau Passau Linz Linz Wien Wien Bratislava Bratislava Györ Györ Budapest Budapest Baja Bis sich dieser Bereich aus seiner Nische herausgewagt haben wird, wird noch viel Zeit vergehen. Denn Zeit braucht es, bis sich das Bewusstsein der Reisenden verändert und nachhaltiger Tourismus zum Angebot auch von großen Reiseveranstaltern gehört. Dafür muss noch an vielen Stellen Überzeugungsarbeit geleistet werden und viel Verständnis füreinander wird nötig sein. Das Wichtigste aber ist: Ein Anfang ist gemacht. Viel Lesevergnügen wünschen Ihnen Sie haben interessante Infos über den Donauraum? Schicken Sie den Link einfach an info@danube-connects.eu. 150 Veranstaltungen, Tanz, Musik und Literatur, 150 authentische Veranstaltungen, Küche, Tanz, Handwerk Musik und und Begegnungen... Literatur, 2 authentische Küche, Handwerk und Begegnungen... danube connects 01 I 14...an beiden Flussufern. Vukovar Baja Vukovar Novi Sad Novi Sad Belgrad Belgrad Orsova Drobeta-Turnu Severin Orsova Drobeta-Turnu Severin Vidin Vidin Giurgiu Ruse Giurgiu Ruse Silistra Silistra Izmail Izmail Tulcea Tulcea Andrea Toll & Sabine Geller Chefredaktion und Initiatorinnen danube connects das magazin für die donauländer Tel. +49 (0) Fax +49 (0) info@danube-connects.eu

3 DEUTSCHLAND Regensburg TSCHECHIEN Inhalt Ulm Neu-Ulm Linz Wien Bratislava SLOWAKEI UKRAINE MOLDAWIEN Inhalt ÖSTERREICH Budapest UNGARN Kischinau ITALIEN SLOWENIEN Lublijana Zagreb KROATIEN Osijek BOSNIEN- HERZEGOWINA Sarajewo Novi Sad Belgrad SERBIEN RUMÄNIEN Donau Bukarest Tulcea RADTOURISMUS IN BRATISLAVA Der Bratislava Bike Point vermietet Räder an Touristen Rom Fluss der Chancen NACHHALTIGKEIT BEI FLUSSKREUZFAHRTEN Sofia BULGARIEN 12 DONAUWANDEL 16 WWF Donau-Karpaten-Programm MIT DER WELTWEIT LETZTEN WALDBAHN DURCH DIE KARPATEN In der Maramuresch-Region ist die Wassertalbahn eine besondere Attraktion...23 Mehr Natur 6 DANUBEPARKS Netzwerk des Naturschutz 6 FLUSS DER CHANCEN FÜR WIRT- SCHAFT UND UMWELT Wie es um Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit der Flusskreuzschiffe bestellt ist TRANSDANUBE NACHHALTIG MOBIL IM DONAURAUM Das EU-Projekt hat das Ziel, den Bahn-, Bus-, Rad- und Schiffsverkehr zu fördern WANDEL GESTALTEN ist das Ziel des Donauwandels zwischen Schwarzwald und Schwarzem Meer DIE DONAU, MEINE HEIMAT Das Danubiana-Netzwerk will das Verständnis für die Donauraumstrategie fördern...14 DIE GEWOLLTE DONAU Von Donaueschingen bis Sulina wird ein 2857 Kilometer langes Band gehäkelt...15 Transdanube DIE SCHÄTZE DER DONAU Der WWF setzt sich für den Schutz der Donauauen und eine nachhaltigere Schifffahrt ein WIE VIEL MENSCH VERTRÄGT DIE NATUR? fragt Magdalena Wagner vom Naturpark Donauauen WANDERER SIND IN RUMÄNIEN EXOTEN Für Angelica und Günther Krämer ist es ein Wanderparadies LEBEN UND ARBEITEN BEI BULGARISCHEN BAUERN Eine Internetplattform bringt Städter und Bauern zusammen...22 Wassertalbahn in Maramuresch IHR WISST NOCH NICHT, WAS ICH ALLES HINTERLASSE FÜR EUCH! Einblicke in das Werk des rumänischen Bildhauers Constantin Brâncus i TERMINE...9 IMPRESSUM danube connects 01 I 14 danube connects 01 I Lustwandeln

4 Interview Fluss der Chancen für Wirtschaft und Umwelt Als Reiseziel für eine Flusskreuzfahrt erfreut sich die Donau steigender Beliebtheit auch jenseits des Atlantiks. Aber bringen mehr Touristen und mehr Schiffe auch mehr Einnahmen für die Städte entlang der Donau und mehr Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung? Wie steht es um Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Kreuzfahrten auf der Donau? Ein Blick auf die Donau als europäischen Fluss der Chancen für Wirtschaft und Umwelt. 1,2 Millionen Passagiere waren 2012 zwischen Passau und Wien auf dem am meisten befahrenen Abschnitt der Donau unterwegs. Zusammen mit dem Rhein ist die Donau der beliebteste europäische Fluss für Kreuzfahrten. Dabei wird es auf absehbare Zeit bleiben: Vor allem Touristen aus den USA buchen immer häufiger eine Reise auf der Donau, die Buchungszahlen steigen und neue Schiffe werden gebaut. Die Amerikaner füllen diese Schiffe, ein Abflauen der Nachfrage ist nicht in Sicht, sagt Helge Grammerstorf, Geschäftsführer der IG River Cruise; die Interessengemeinschaft der führenden europäischen Flusskreuzfahrtreedereien deckt 85 Prozent des europäischen Markts ab. In der Sommersaison 2014 baut TUI als führender deutscher Reiseveranstalter sein Angebot auf der Donau weiter aus mit nunmehr 75 Kreuzfahrten. Ähnlich wie bei Kreuzfahrten auf hoher See will das Unternehmen das Image der Donauschiffsreisen modernisieren und ein jüngeres Publikum ansprechen: Bei den 41- bis 55-Jährigen zieht die Nachfrage bereits an. Der beliebteste Fluss bei unseren Kunden ist immer noch die Donau, sagt Anna Lüftner von Lüftner Cruises in Österreich, eine der wichtigsten Reedereien auf den Flüssen Europas. Für das Jahr 2015 plant Lüftner nach 2013 einen weiteren Neubau für seine hochwertige AMADEUS-Flotte, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Bereits zu Jahresbeginn wurde die Buchungssituation für 2014 als sehr zufriedenstellend eingestuft bei einer Auslastung zwischen 70 und 90 Prozent, wobei die traditionell starken Buchungsmonate Januar und Februar noch nicht berücksichtigt waren. Auch TUI spricht bei Flusskreuzfahrten auf der Donau von einer konstant hohen Nachfrage. Von dem Reiseboom auf der Donau profitieren die Anrainerländer direkt und indirekt, auch wenn keine exakten Zahlen vorliegen. Dienstleistungen wie Ausflüge und Besichtigungen werden nach der Erfahrung der IG River Cruise überwiegend von örtlichen Reiseveranstaltern oder Busunternehmen bezogen. Dass Reedereien firmeneigene Busse für Landausflüge einsetzen, scheint eher die Ausnahme zu sein. Vollpension an Bord, oft mit mehr als drei Mahlzeiten am Tag, sind auf den meisten Schiffen Standard. Aber woher bezieht die Küche Zutaten und Getränke für die Menüs? Es kommt darauf an, denn spezielle Schiffsausrüster, teils mit Sitz in Hamburg, bestücken die Flusskreuzfahrtschiffe mit lange haltbaren Waren. Frische und lokale Produkte versuchen viele Reeder vor Ort einzukaufen, berichtet Helge Grammerstorf von der IG River Der beliebteste Fluss bei unseren Kunden ist immer noch die Donau. Cruise und meint damit nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Wein. Schließlich finden sich von der österreichischen Wachau bis zur rumänischen Walachei entlang der Donau Anbaugebiete für Weine, die es zu entdecken gilt. Vor allem in den Balkanländern wie Serbien freuen sich Weinliebhaber über eine vielversprechende Qualitätsoffensive ambitionierter junger Winzer. Immer mehr von ihnen erhalten die Gelegenheit, bei einer Verkostung an Bord ihre Weine persönlich und damit werbewirksam vorzustellen. Übrigens: Auch der Treibstoff für das Schiff wird entlang der Donau getankt. Mehr Passagiere und mehr Schiffe bedeuten vor allem mehr Personal. Während das Hotel-Management an Bord eher in der Hand von Deutschen, Österreichern und Schweizern ist, kommen Kabinenstewards, Reinigungs- und Hilfskräfte hauptsächlich aus Osteuropa. TUI nennt als Herkunftsländer der Hotelcrew und des nautischen Personals vor allem Ungarn, Slowakei, Rumänien und Serbien. Speziell bei Kapitänen, Steuerleuten, Matrosen und dem Personal im Maschinenraum zeichnet sich bereits ein Engpass ab. Wo soll der Nachwuchs herkommen, fragt man sich bei der IG River Cruise, um sogleich die Antwort zu liefern: Wir werden europaweit suchen und Ausbildungsplätze anbieten, auch im Süden Europas und vor allem in osteuropäischen Ländern wie Ungarn und Bulgarien. Gemeinsam mit anderen Interessenverbänden hat die IG River Cruise eine Initiative auf EU-Ebene gestartet, um die Ausbildung für nautisches Personal zu fördern. Fazit: Entlang der Donau gibt es richtig gute Berufschancen, sagt Grammerstorf. Und wie steht es um Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit einer Donauschiffsreise? Bei der IG River Cruise denkt man ganz pragmatisch:: Die Flusskreuzfahrt lebt davon, dass ein schönes Urlaubserlebnis in einer intakten Umwelt vermittelt wird. Schon deshalb engagieren sich die Reedereien aktiv im Umweltschutz. Im Bewusstsein jener Veranstalter, die wie TUI oder Lüftner eine eigene Flotte besitzen, scheint diese Erkenntnis gut verankert zu sein. Beide bezeichnen sich als Vorreiter und begründen dies auch: TUI hat schon 1990 einen Umweltbeauftragten eingesetzt, kompensiert den CO 2 -Ausstoß von Flugreisen, zertifiziert Hotels und seit kurzem auch Flusskreuzfahrtschiffe. Wie TUI Die Flusskreuzfahrt lebt davon, dass ein schönes Urlaubserlebnis in einer intakten Umwelt vermittelt wird. mitteilt, sind die neuesten Schiffe TUI Allegra und TUI Melodia nach dem Green Globe Standard zertifiziert worden. Green Globe ist eine der weltweit führenden Zertifizierungsstellen für nachhaltigen Tourismus und eine Tochterorganisation der UNO Welttourismusorganisation. Auch die Schiffe der AMADEUS-Flotte von Lüftner Cruises tragen das Zertifizierungssiegel von Green Globe. Voraussetzungen dafür sind nicht nur nachweislich energie- und wassersparende Maßnahmen an Bord, sondern auch ein ökologisches Verantwortungsbewusstsein im Unternehmensalltag. Jedes Schiff wird von unabhängigen Drittprüfern alle zwei Jahre unter die Lupe genommen, ob es die Zertifizierungskriterien auch tatsächlich umsetzt. Durchschnittlich 250 Personen pro Schiff einschließlich Besatzung hinterlassen täglich Müll und Abwasser. Neueste Schiffe verfügen über eine bordeigene Kläranlage und Kühlräume für den Müll. In den Häfen entlang der Donau gibt es allerdings noch zu wenige Abfallsammelstellen; dies betrifft öl- und fetthaltige Abfälle aus dem Schiffsbetrieb, aber auch herkömmlichen Hausmüll, Verpackungen und Speisereste. Ebenso fehlt laut IG River Cruise ein europaweit einheitliches Schlauchkupplungssystem an den Entsorgungsstationen wie es länderübergreifend am Rhein verwirklicht ist. Das länderübergreifende Projekt WAN- DA (waste management for inland navigation on the danube) und das derzeit laufende, von der EU mitfinanzierte Folgeprojekt CO-WANDA (convention for waste mangement for inland navigation on the danube) entwickeln konkrete Lösungen für eine geordnete und umweltfreundliche Abfallentsorgung entlang der Donau: Leadpartner Gute Berufschancen an Bord für Personal aus den Donauländern ist die österreichische Wasserstraßengesellschaft viadonau. Von Juni bis September 2013 nahmen 160 Schiffe an einem Pilotversuch für ein elektronisches Vignettensystem teil. Nach der Online-Registrierung erhielten die Schiffe eine Vignette und konnten dafür ihre öl- und fetthaltigen Betriebsabfälle kostenlos an ausgewählten Sammelstellen in Österreich, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei abgeben. Die technischen Lösungen reichten von Saugwagen in Österreich über feste Sammelstellen in der Slowakei bis zu mobilen Sammelbooten in Rumänien und Bulgarien. In den rumänischen Häfen Galati und 6 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 7

5 Tulcea wurde im Oktober und November 2013 getestet, wie über ein Webinterface der Abfallsammelservice unbürokratisch gebucht werden kann. Bei den Pilotversuchen in Ungarn stand die Informationsübermittlung (River Information Services) zwischen Schiff und Sammelstation im Mittelpunkt. Und in Serbien soll eine Anwendung entwickelt werden, mit der Behörden die Müllentsorgung der Schiffe besser kontrollieren und die illegale Abfallbeseitigung vermeiden können.derzeit werden die Ergebnisse aus den Pilotversuchen als Arbeitsgrundlage für CO-WANDA ausgewertet. Großes Ziel ist ein internationales Abkommen zum Management von Schiffsabfällen auf der Donau. Was können Passagiere selbst zu nachhaltigem und umweltschonendem Reisen auf der Donau beitragen? Das Beispiel von Lüftner Cruises könnte Schule machen: In Zusammenarbeit mit der Klimaschutzorganisation atmosfair können die Gäste der AMADEUS-Schiffe mit einer Spende von zwei Euro pro Tag und Kabine den eigenen CO 2 -Verbrauch während der Flussreise ausgleichen. Das Unternehmen unterstützt dabei das Projekt mit einer zusätzlichen Spende von 25 Prozent des jeweils gezahlten Betrags. Ein kleiner persönlicher Beitrag für ein großes Ziel. Thomas Zehender, Journalist, Ulm Leinen los! Eine groteske Irrfahrt nach Osteuropa Krimi, Donau-Reiseführer, Satire auf die Auswüchse des Tourismus auf einem Donaukreuzfahrtschiff und Liebesgeschichte: Das alles vereint der in Bratislava geborene Autor Michal Hvorecky in seinem Roman Tod auf der Donau, den Michael Stavaric ins Deutsche übersetzt hat. Martin Roy hat achtzig Senioren auf einem Kreuzfahrtschiff zu bändigen. Keine leichte Aufgabe! Vor allem dann nicht, wenn man nebenbei zwei Leichen entsorgen und seine Ex-Freundin verstecken muss. Michal Hvoreckys Roman ist ein wilder Ritt über die Donau, von Regensburg bis ans Schwarze Meer. Der Autor verknüpft die Geschichte Mitteleuropas mit persönlichen Schicksalen (und seinen eigenen Erlebnissen als Reisebegleiter). Dabei zeichnet er das Bild einer Generation, die wie Nomaden durch die Länder zieht, auf der Suche nach dem besten Job, der Erfüllung im Leben und so etwas wie Heimat. Stark gefragt: Kapitäne auf der Donau Stadtführer Wien Der etwas andere Stadtführer für Wien setzt auf die eigenen zwei Beine als Fortbewegungsmittel für Entdecker. Insider wie Neulinge lernen die Wohlfühlstadt an der Donau abseits des touristischen Mainstreams bei 25 Stadtwanderungen kennen, die so lebendig beschrieben sind, dass man liebsten sofort aufbrechen und zum WildUrb werden möchte so wie die Autorinnen Doris Rittberger und Jine Knapp. Es geht sich aus, bestimmt! Verlag: Rittberger & Knapp, 176 Seiten. ISBN: ,80 Roman von Michal Hvorecky 3. Aufl. 2013, 272 Seiten, gebunden ISBN: ,95 Impressum danube connects das magazin für die donauländer Tel. +49 / (0)731 / Fax +49 / (0)731 / info@danube-connects.eu Herausgeber: European Journalists Association, Sektion Ulm Verlag: Süddeutsche Verlagsgesellschaft Nicolaus-Otto-Str. 14, Ulm Konzept und Gestaltung: Sabine Geller info@danube-connects.eu Redaktion: Andrea Toll a.toll@danube-connects.eu Anzeigenleitung: Sabine Geller info@danube-connects.eu Bildnachweis: Titelbild: Lustwandeln, Bike Point Bratislava, Craiova Art Museum, Donauwandel Agapapedia, Danubiana Network, Sabine Geller, Michel Gunter, Werner Henn, ILEU, Lüftner Cruises, Lustwandeln, Ruben Smit, Transdanube, TUI, Anton Vorauer Thomas Zehender, WWF, Wikipedia Commons Übersetzung: Meike Westerhaus Autoren: Miklos Barabas, Andreas Beckmann, Barbara Hinzpeter, Carolin Krahl, Raluca Nelepcu, Andrea Toll, Kata Toth, Monica Vlad, Magdalena Wagner, Thomas Zehender KKM Werbeagentur Heimstraße 7 D Ulm welcome@kkm-werbeagentur.de Termine Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB) Donausalon der Landesvertretung BW Slowakische Botschaft, Berlin Ungarnfestival am Wiener Burgtheater Intern. Musikfestival Ruse, Bulgarien Donau Kultur-Konferenz, Novi Sad / Donaufestival Krems Vienna Independent Shorts 11. Wiener Kurzfilmfestival The Danube Strategy Civil Society and Participation Day, Eisenstadt Jährliches Forum der EU-Strategie für den Donauraum in Wien Danubiana Network meeting, Wien/Bratislava Danube Day Donauinselfest Wien EXIT-Festival, Novi Sad, Petrovaradin-Festung Belgrade Boat Carnival Internationales Donaufest Ulm/Neu-Ulm Schwörmontag Ulm Jazzfestival Temeswar, Romania Sziget-Festival, Budapest Theaterfestival in der Festung Smederevo (Serbien) direkt an der Donau Stammersdorfer Weintage in Wien-Stammersdorf Chorfestival The days of Mokranjac in Negotin Reines Wasser die kostbarste Ressource der Welt Ausstellung im LENTOS, Linz Int. MitOst-Festival in Novi Sad Events danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 9

6 Transdanube TRANSDANUBE nachhaltig mobil im Donauraum Was in Deutschland und Österreich langsam, aber kontinuierlich zum Trend wird, steckt in den anderen Donauländern noch in den Kinderschuhen: nachhaltige Mobilität im Tourismus. Das EU-Projekt Transdanube hat sich zum Ziel gesetzt, den Bahn-, Bus-, Rad- und Schiffsverkehr im Donauraum und damit die sanfte Mobilität im Tourismus entlang der Donau zu fördern. Über den Stand der Dinge sprachen die Projektleiterinnen Petra Katzorke und Petra Dippold vom Donaubüro Ulm/ Neu-Ulm mit danube connects. Die Basis für die Tourismus- und Mobilitätspunkte bilden Daten von Open Street Map. Darüber hinaus pflegen die Partner Informationen über die Sehenswürdigkeiten und die Verkehrsanbindungen ein. Aktuell fehlen uns noch einige Daten, aber die Funktionalität der Karte ist einwandfrei, sodass wir Anfang März online gehen können, klärt Katzorke über den Stand der Dinge auf. Um kontrollieren zu können, welche Punkte auf der Karte unzureichend beschrieben oder mit veralteten Daten versehen sind, wird ein Ratingsystem eingeführt. Werden Punkte häufig schlecht beurteilt, wissen wir, dass da etwas nicht stimmt und unsere Partner haben die Möglichkeit, entsprechend zu korrigieren, sagt Petra Dippold. Mit dem Tourbook auf Reisen Ein Folgeprojekt wird bereits vorbereitet. Denn bis die Vision, nachhaltige Mobilität zu einem festen Bestandteil im Tourismus im Donauraum zu machen, Realität wird, wird es Jahre brauchen. Für den gesamten Donauraum wünschen sich Katzorke und Dippold, dass sich viele Kooperationspartner zusammenschließen, um diese Region als interessantes Reiseziel mit innovativen Mobilitätsangeboten für alle erreichbar und erlebbar zu machen. Andrea Toll, danube connects Transdanube-Partnertreffen in Vidin 15 Partner aus neun Donauländern haben sich zusammengetan, um über Ländergrenzen hinweg die Donau durch nachhaltige Mobilität im Tourismus besser zu erschließen und als attraktives Reiseziel für Touristen zu etablieren. Welche konkreten Ziele verfolgt Transdanube? Aufbauend auf einer umfangreichen Situationsanalyse entwickeln unsere Partner touristische Pauschalangebote für ihre Region. Dabei setzen sie auf Schiff, Bahn, Bus und Rad als Verkehrsmittel, erklärt Dippold. Im Mai soll es die ersten buchbaren Angebote geben, die verschiedene touristische Bausteine mit der Nutzung von nachhaltigen Verkehrsmitteln verbinden. Viele interessante Ausflugsziele im Donauraum können Besucher nach wie vor nur mit dem Auto erreichen, zum Beispiel die Naturparks. Deswegen wäre es erstrebenswert, dass man auch dorthin mit nachhaltigen Verkehrsmitteln gelangen könnte, so Katzorke. Was bei einem so umfangreichen Projekt wie Transdanube früher oder später auch auftaucht, sind Aha-Erlebnisse. Uns ist klar geworden, dass in vielen Donauländern das Verständnis für Mobilität noch ein ganz anderes als beispielsweise in Deutschland oder Österreich ist, berichtet Petra Katzorke, die gemeinsam mit Petra Dippold das Projekt leitet, Wenn jemand in Rumänien mit dem Rad unterwegs ist, heißt das eher, dass er sich kein Auto leisten kann als dass er es nutzt, um sportlich aktiv zu sein. Zusammenarbeit mit Lustwandeln Anders als bei den Projektpartnern liegt der Fokus des Donaubüros nicht auf der Ausarbeitung touristischer Angebote, dennoch ist im Laufe des Projekts eine Kooperation mit dem Veranstalter Lustwandeln entstanden. Während des Internationalen Donaufestes in Ulm bietet Transdanube gemeinsam mit Lustwandeln eine geführte Wanderung im Lonetal in Kombination mit Bus und Bahn an (weitere Informationen über Lustwandeln auf Seite 20). Interaktive Karte im Donauraum Wo liegen die Aufgaben des Donaubüros? Zum einen präsentiert es Transdanube auf internationalen Veranstaltungen, zum anderen ist es für die Erstellung einer interaktiven Karte für den Donauraum verantwortlich. Das Neue an der Karte ist, dass sie sowohl Informationen über touristische Highlights bietet, beispielsweise über Museen und historische Sehenswürdigkeiten, sowie Informationen zu An- und Abreise und Mobilität vor Ort inklusive Routing und Links zu den Webseiten der entsprechenden Verkehrsanbieter. So erfahren die Besucher der Seite schnell und übersichtlich, wie sie ihre Ziele mit Schiff, Bahn, Bus, Rad oder zu Fuß erreichen können, erläutert Petra Dippold, Donautouristen können so ihre Tour entlang der Donau optimal planen. Zusätzlich erhalten Besucher auf der Karte die Möglichkeit, ein Tourbook zu erstellen. Jeder kennt das: Da hat man stundenlang im Internet gestöbert und nachher weiß man gar nicht mehr, was man sich alles angeschaut hat. Mit dem Tourbook haben die Nutzer konkrete Ergebnisse ihrer Recherche in der Hand, mit denen sie auf Reisen gehen können, erklärt Petra Katzorke das Prinzip des Tourbooks, das ab Mai verfügbar sein wird. Den Projektleiterinnen ist klar, dass die Karte noch ausbaufähig ist und viel Potenzial bietet. Aber es liegt auf der Hand, dass wir in der kurzen Projektzeit von Oktober 2012 bis September 2014 nicht alle Ideen realisieren können, betont Dippold und Katzorke ergänzt: Uns ist es wichtig, dass die Karte stets aktuell bleibt und auch nach Projektende kontinuierlich weiterentwickelt wird. Zentrale Ziele und Ergebnisse auf einen Blick n Analyse zum aktuellen Stand nachhaltiger Verkehrsangebote im Donauraum n Regionale Aktionspläne n Konkrete nachhaltige Mobilitätsangebote und -pakete n Digitale Karte als länderübergreifendes Informationssystem n Marketingstrategie für nachhaltige Mobilität im Tourismus für den Donauraum Zahlen und Fakten Förderprogramm: Interreg IVB South East Europe Lead Partner: Umweltbundesamt (AT) Projektpartner: 15 aus 9 Ländern Projektdauer: Oktober 2012 bis September 2014 Projektbudget: 2,37 Mio. Euro 10 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 11

7 Donauwandel Donauwandel Das Projekt Donauwandel durchstreift die Region zwischen Schwarzwald und Schwarzem Meer, auf der Suche nach zivilgesellschaftlichen Initiativen, die die Veränderung der Region positiv antreiben und nachhaltig begleiten. Die BW Stiftung unterstützt das Projekt im Rahmen ihres Programms zu Donauraumstrategie Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft. Donauwandel: Forum in Ruse, Bulgarien Wandel gestalten Spricht man von der Donau als europäischem Fluss, so ist damit häufig mehr als seine geografische Lage gemeint. Friedrich Hölderlin verwies in Am Quell der Donau auf das verbindende Element, das Flüsse zwischen Sprach- und Kulturräumen darstellen. Knapp drei Jahrhunderte später nennt der Autor Claudio Magris die Donau den einzig wahrhaft europäischen Fluss: in ihm spiegeln sich Kuppeln, Kathedralen wie Synagogen, barocke wie auch osmanische Pracht. Auch Magris Begriff des Europäischen zielt auf Vielfältigkeit ab. Als Verbindung zwischen den Kulturkreisen ist die Donau jedoch lediglich ein Symbol. Der Austausch zwischen den Kulturen innerhalb dieses Raumes muss von Menschen aktiv gesucht und betrieben werden. Eben das ist das Anliegen des Projekts Donauwandel. Wo vollziehen sich entlang der Donau Prozesse des Wandels und wo stellen sie eine Chance dar? Diese Fragen standen 2012 am Anfang des Projektes, das von den Stiftungen Agapedia, Liebenau und der Baden-Württemberg-Stiftung finanziert wird. Kernziel ist die Anregung und Unterstützung einer Zusammenarbeit und Vernetzung lokaler Initiativen, vor allem im sozialen Bereich sowie auf dem Gebiet des Jugendaustausches. Unser Impuls war es, Menschen entlang der Donau in Bewegung zu bringen, sodass sie miteinander kommunizieren und das natürliche und kulturelle Umfeld kennenlernen, fasst Projektkoordinator Tobias Faltermeier zusammen. Um das Donaugebiet als Raum partizipatorischer Prozesse zu entdecken, trafen sich die Teilnehmer in Städten entlang des Flusses auf mehreren Foren. Im Sommer 2013 fand das erste dieser Foren in Ulm statt; es folgten die Stationen Osijek in Kroatien, Novi Sad im Norden Serbiens und das bulgarische Ruse. Die Kernthemen der Treffen kreisten um Sozialunternehmertum, Bildung und Jugendarbeit, wobei jeweils die Praxis und der Einblick in Projekte vor Ort im Zentrum standen. Unterschiedliche Lösungen für ähnliche Probleme Inwiefern ein solcher länderübergreifender Austausch den Erhalt ziviler Organisationen sichern kann, erklärt Raimar Wagner vom Diakonischen Werk Rumänien. Als Vertreter des Netzwerkes der sozialen rumänischen NGOs kennt er auch die Probleme, denen sich Lokalinitiativen gegenübersehen. Der Zugang zu Förderprogrammen der EU stellt gerade in jungen und neuen Beitrittsländern eine Herausforderung dar. Der von Serbien bis 2020 angestrebte EU-Beitritt etwa macht für viele Projekte finanzielle Umstrukturierungen erforderlich, da Direktförderungen aus dem Land häufig entfallen. In allen vier Forumsstädten traf Wagner auf Vertreter sozialer Projekte aus der jeweiligen Umgebung. Gerade bei dem Thema, wie es möglich ist, an EU-Gelder zu kommen, braucht es viel Kreativität und Ideen. Die Probleme sind ähnlich, doch es gibt unterschiedliche Lösungsansätze. Der Austausch in diesem Bereich war buchstäblich Gold wert. Donauwandel habe in diesem Zusammenhang starke Signale an die EU gesetzt, innerhalb der Donauraumstrategie vermehrt soziale Belange einzubeziehen und Förderungen für lokale Projekte zugänglich zu machen. Ziviles Engagement beruht auf einer Identifikation mit dem eigenen Lebensraum. Dabei spielt Ökologie, Schutz und Wiederbelebung von Naturräumen stets eine Rolle. Auch im Programm von Donauwandel spiegelte sich das Thema wider. In Ruse stellte Srdjan Stankovic das serbische Projekt Supernatural vor, das sich für den Wiederaufbau des Ökosystems auf Ada Huja einsetzt. Die ehemalige Insel wurde durch Aufschüttung von Abfallmaterial an das Festland angeschlossen; bis heute wird sie fast ausschließlich als Industriestandort genutzt. From waste dump to park lautet dagegen die Vision, welche die von Stankovic geleitete NGO in dem Areal vertritt. Mit der Wiederbegrünung von Teilflächen des Geländes hat sie bereits begonnen. Zudem umfasst das Projekt ein Festival im Sommer, das Bewusstsein für den Raum schaffen soll. Brückenschläge Dass zivilgesellschaftliche Initiativen wie Supernatural im gesamteuropäischen Zusammenhang eine Rolle spielen, ist für den Donauwandler Faltermeier keine Neuerung. Das Wort Zivilgesellschaft ist zwar erst kürzlich auf der politischen Agenda erschienen; aktive Bürger existieren aber schon seit Langem. In Osteuropa waren es ja auch in der Geschichte zivilgesellschaftliche Prozesse, die den Systemwandel vorangetrieben haben. Unterschiede in der Ausprägung und der politischen Unterstützung zivilen Engagements gäbe es entlang der Donau dennoch. So habe es noch 1989 in Bulgarien, wo Faltermeier seit fünf Jahren lebt und arbeitet, nur eine einzige soziale Stiftung gegeben. Vor einigen Jahren haben viele Menschen hier resigniert gewirkt. In letzter Zeit ist die Bevölkerung aber zunehmend aktiv geworden, was die aktuellen politischen Entwicklungen in Bulgarien belegen. Seit Juni 2013 halten Proteste in der Hauptstadt Sofia gegen die verbreitete Korruption im Land an. Die Pilotphase des Donauwandels endet im Sommer Bis dahin sollen zwei weitere Foren stattfinden. Im Mai trifft man sich in Rumänien und erreicht damit die Mündung der Donau. Anschließend werden in Furtwangen noch einmal alle Akteure zu einem großen Reflexions- und Planungsforum zusammenkommen und über die Weiterführung des Projekts beraten. Langfristiges Ziel ist unter anderem der Aufbau eines Donaujugendforums. Die Grundsteine dafür sind schon gelegt: Im serbischen Kač besuchten die Teilnehmer ein Projekt, bei dem eine alte Mühle in ein Jugendzentrum umgestaltet wird. Der Austausch mit den Initiatoren inspirierte die am Donauwandel teilnehmende Breza, die mit sozial benachteiligten Kinder in Kroatien arbeitet, zu einem ähnlichen Projekt. Denn die vielzitierte Diversität Europas bedeutet gegenwärtig auch einen unterschiedlich ausgeprägten Wohlstand, aus dem sich gerade für die nachwachsende Generation Probleme ergeben. Über die Vernetzung der jungen Generation und die Stärkung des Ein Projekt der Agapedia-Stiftung mit Unterstützung der zivilen Potenzials in den Ländern gibt Donauwandel einen Anstoß, Vielfalt hervorzuheben und dabei ungleiche Chancen zu überbrücken. Carolin Krahl, Journalistin 12 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 13

8 Civil Society Die Donau, meine Heimat Civil Society Mitmach-Aktion verbindet Menschen der Donauländer t Innerhalb der Europäischen Union steigt die Tendenz, Regionalisierung zu unterstützen. Das zeigt die wachsende Anzahl makroregionaler Strategien. So gibt es bereits eine fürs Zentrum der Union (Donauraum) und eine für den Norden (Ostsee) sowie eine für den Süden (Adriatisches und Ionisches Meer), die gerade vorbereitet wird. Egal, ob Jung oder Alt, ob Wissenschaftlerin, Schüler, Hausfrau oder Handwerker: Immer mehr Menschen zwischen Donaueschingen im Schwarzwald und Sulina am Schwarzen Meer häkeln seit Januar an einem Band. In allen zehn Donauländern, so die Idee, werden Wollreste zu Luftmaschenketten verarbeitet, die zusammengesetzt so lang wären wie die Donau: 2857 Kilometer. Die stärkere regionale Ausrichtung der Europäischen Union wird als Möglichkeit gesehen, das Gefühl der Teilhabe der Bürger an ihrem näheren Lebensraum und die Europäische Gemeinschaft insgesamt zu steigern. Das Hauptziel dieser Strategien ist, den Bürger die Europäische Union durch konkrete politische Strategien und internationale Zusammenarbeit näherzubringen. Start des Projekts Building Bridges of Democracy in Budapest, Oktober 2013 Zurzeit setzen hauptsächlich die Regierungen der teilnehmenden Mitgliedsstaaten diese Strategien um. Das Ziel des Danubiana-Netzwerks, eines von der EU-Kommission geförderten zivilgesellschaftlichen Projekts, ist die Ergänzung dieses von oben gesteuerten Prozesses durch einen bürgernahen Bottom-up-Ansatz, durch den verschiedene Aktionen mit Bürgerbeteiligung organisiert werden. Das Danubiana- Netzwerk wird vom European House koordiniert, einer ungarischen Organisation. Es soll Verbindungen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren der Ostseeund Adriatisch-Ionischen Strategien aufnehmen und die Erfahrung mit den Strategien vergleichen sowie die Praxis der Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft analysieren. Aktuell hat das Danubiana-Netzwerk zivilgesellschaftliche Mitglieder aus den EU-Mitgliedsstaaten Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien und Ungarn. Ziel ist, das Netzwerk auch nach Bosnien und Herzegowina, Moldawien, Montenegro, Slowenien und in die Ukraine zu erweitern, sodass alle 14 Länder der EU-Donauraumstrategie vertreten sind. Das Projekt läuft von 2014 bis zum Jahresbeginn 2015 und soll die Sichtbarkeit und das öffentliche Verständnis der Donauraumstrategie steigern. Die verschiedenen Aktivitäten umfassen ein zweiwöchiges Austauschprogramm für Freiwillige, die Beobachtung der Umsetzung der Donauraumstrategie auf nationaler Ebene, Donaukurse in Schulen und ein interaktives Geocaching- Spiel. Die Aktivitäten werden mit Kommunikationsmaßnahmen unterstützt, unter anderem mit einem Führer über Angelorte und Jazzclubs entlang der Donau, einer Veröffentlichung zum Thema Donauidentität gemeinsam mit dem Magazin danube connects und Broschüren und Postern. Mit wachsender Bedeutung der Regionalisierung wird auch die Frage der Identität immer relevanter. Daher erforscht Danubiana die verschiedenen Identitäten von EU-Bürgern. Die Verbindung zwischen nationaler und europäischer Identität scheint für die meisten Menschen zwar nicht offensichtlich, aber eine regionale Identität könnte zu friedlichem Zusammenleben und gegenseitiger Bereicherung beitragen. In diesem Zusammenhang will das Projekt die Frage einer Donau- Identität erkunden, damit Bürgern klar wird, dass sie auch die Donau als ihre Heimat empfinden. Miklos Barabas, Leiter Danubiana-Netzwerk, Direktor European House, Budapest Mitmachaktion des Danubiana-Netzwerks: Wie sieht der ideale EU-Parlamentarier aus? Die gewollte Donau Mitte Februar war ein erstes Stück geschafft: Die gehäkelten Schnüre, die bis dahin an den Sammelstellen in und um Ulm abgegeben wurden, waren zusammen mehr als 100 Kilometer lang. Und immer mehr Menschen lassen sich von der Begeisterung für die Aktion anstecken, berichtet Initiatorin Carmen Stadelhofer. So wird das Band in vieler Hinsicht bunt. Es drückt die Verbundenheit der Länder, Menschen und Kulturen an der Donau aus. Es ist auch ein Zeichen der Völkerverständigung und für die Bereitschaft, in Europa zusammenzuarbeiten und an einem Strang zu ziehen. Beim Projekt Die gewollte Donau können auch Menschen mitmachen und zusammenkommen, die keine gemeinsame Sprache sprechen. Es regt an, die Menschen und Kulturen, die Geschichte und Politik entlang Europas zweitlängstem Fluss kennenzulernen. Mit der Aktion haben überdies erstmals viele Menschen unterschiedlicher Herkunft Gelegenheit, einen Beitrag zu leisten zu einem Highlight des Internationalen Donaufestes 2014: Denn aus diesem Anlass werden die aus dem Häkelband gestrickten Quadrate am 13. Juli auf dem Münsterplatz in Ulm zu einem riesigen Teppich gelegt, der den Flusslauf der Donau nachbildet. Die einzelnen Stücke des Gemeinschafts-Kunstwerks werden versteigert und verkauft. Mit dem Erlös sollen Gäste aus zivilgesellschaftlichen Organisationen in Südosteuropa zum Donaufest eingeladen und soziale, ökologische sowie kulturelle Initiativen und in den Städten und Dörfern der Donauländer unterstützt werden. Denn das Mitmachprojekt zielt auf Nachhaltigkeit: Es geht darum, die zivilgesellschaftlichen Initiativen entlang der Donau zu fördern und miteinander bekannt zu machen vor, nach und beim Donaufest An vielen Orten werden die Häkelaktionen begleitet von Veranstaltungen zu Literatur, Musik und Politik. Klassen aller Schularten beteiligen sich ebenso wie Alten- und Generationen- Die gehäkelte Donau auf dem Münsterplatz in Ulm treffs, Omas häkeln zusammen mit ihren Enkeln. Denn jeder Meter zählt! Das Projekt wird koordiniert vom Verein Institut für virtuelles und reales Lernen in der Erwachsenenbildung an der Universität Ulm (ILEU) e.v. und finanziell unterstützt von der Ulmer Bürgerstiftung und der Baden-Württemberg Stiftung. Weitere Informationen unter Barbara Hinzpeter Journalistin, Ulm 14 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 15

9 Naturschutz Die Schätze der Donau Mit der blauen Donau verbindet man üblicherweise Kultur, Kochkunst und die bedeutenden Städte an ihren Ufern, von Wien über Budapest nach Belgrad. Die größten Schätze des Flusses finden sich allerdings abseits dieser Städte. Denn an der Donau liegen viele der größten Naturreichtümer Europas, ja sogar der Welt. Die tausend Kilometer der oberen Donau in Deutschland und Österreich haben viele ihrer natürlichen Besonderheiten verloren, nachdem sie mit Deichen und Dämmen verändert wurden. Doch es gibt noch einige bemerkenswerte Abschnitte, etwa zwischen Straubing und Vilshofen in Deutschland oder in der Wachau und im Nationalpark Donauauen in Österreich. Die größten Juwelen des Flusses befinden sich weiter stromabwärts, auf den etwa zweitausend Kilometern vor seiner Mündung ins Schwarze Meer. Der Amazonas Europas liegt dort, wo die Drava in die Donau fließt. Jedes Jahr wird dieses Gebiet, das sich Kroatien, Ungarn und Serbien teilen, von den Frühjahrsfluten in ein paradiesisches Feuchtbiotop verwandelt. Ein Anziehungspunkt für seltene Vögel wie den Seeadler. Ab dem Eisernen Tor, der atemberaubenden Schlucht, in der sich der Fluss durch die südlichen Ausläufer der Karpaten zwischen Rumänien und Serbien drängt, fließt die Donau die letzten tausend Kilometer ungehindert ins Schwarze Meer. Die Inseln, die der Strom hier bildet und flussabwärts schiebt, sind ein wichtiger Lebensraum und Rastplatz für Vögel und andere Tiere sowie ein Laichgebiet für Fische, beispielsweise für den sieben Meter langen Belugastör. Sein Kronjuwel spart der Fluss für das Ende auf, das spektakuläre Delta, das er auf seinem Weg ins Schwarze Meer über Jahrtausende hinweg gebildet hat. Das Donaudelta ist eine riesige Wildnis aus Feuchtgebieten, das weltweit größte Röhrichtgebiet und ein Rast- und Futterplatz von globaler Bedeutung für Fische und Vögel wie den Krauskopfpelikan und die Rothalsgans. Abseits des Flusses ist das gesamte Einzugsgebiet der Donau, inklu WWF-Donaubeobachter sive großer Teile der Karpaten, Heimat von zwei Dritteln der Braunbären und anderer großer Fleischfresser des Kontinents. Auch umfasst es die größten verbliebenen Urwälder und Wildnisgebiete außerhalb Russlands und des nördlichen Skandinaviens. Die Arbeit des WWF an der Donau In den letzten 150 Jahren ist die Donau sehr misshandelt worden. Deiche, Dämme und Ausbaggerungen haben große Abschnitte des blauen Flusses begradigt. Über achtzig Prozent der Feuchtgebiete an der Donau sind so verlorengegangen und mit ihnen eine Vielfalt an Fischen und anderen Spezies. Zum Glück hat sich in den letzten zwanzig Jahren einiges zum Guten gewendet. Die Wasserqualität hat sich durch strengere Umweltnormen verbessert, von denen viele dank der EU durchgesetzt werden konnten. Die Internationale Kommission zum Schutz der Donau und die EU-Wasserrahmenrichtlinie haben dem internationalsten Fluss der Welt einen vorbildlichen Rahmen für Regierungsführung und eine integrierte Bewirtschaftung des Flussbeckens gegeben. Gleichzeitig planen die EU und nationale Regierungen hunderte kleine Wasserkraftwerke, neue Deiche und Ausbaggerungen all das könnte große Auswirkungen auf die Gesundheit des Flusses und die ihm zu verdankenden Nutzen und Dienstleistungen haben. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich die Arbeit des WWF auf den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und Flussauen, besonders an der unteren Donau, im Donaudelta und in Gegenden entlang den Nebenflüssen Theiß, Drau und Morava. Auch fördert der WWF nachhaltigere Arten der Schifffahrt und Stromgewinnung aus Wasser, damit die Donau als lebendiger Fluss erhalten werden kann. Im gesamten Einzugsgebiet der Donau setzt er sich für den Erhalt und nachhaltiges Management von Wäldern und Schutzgebieten ein. donau ulm neu-ulm Zur Erreichung dieser Ziele baut der WWF auf eine Mischung aus Modellprojekten, Infokampagnen, Kapazitätsaufbau (Hilfe zur fest Selbsthilfe) und Arbeit an politischen Strategien. Er Von ver- mir, der Donau, kannst du die Lektionen des ewigen Lebens lernen. György stellen, wobei ein Teil der Einnahmen gar aufwertet sein Natur- und Kultur- Konrád handelt aktiv mit Regierungen und Verwaltungen, besonders im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau und der Karpatenkonvention, aber auch mit dem Privatsektor. Tourismus und Naturschutz Tourismus birgt viel Potenzial, im Guten wie im Schlechten. Bei guter Umsetzung kann er ein Schlüssel zum Erhalt natürlicher und kultureller Schätze sein, indem er Gemeinden vor Ort die Mittel, Anerkennung und Motivation zum Schutz ihrer natürlichen Reichtümer gibt. Aber falsch gemacht, kann Tourismus leicht mehr schaden als nutzen und so die sprichwörtliche Gans, die goldene Eier legt, töten. Ökotourismus, der vom Umweltschutz profitiert und ihn gleichzeitig fördert, wird in den letzten Jahren an der Donau immer beliebter. Nachdem die rumänische Regierung jahrelang nur Massentourismus gefördert hat, hat sie vor kurzem ein Ökotourismus-Programm ins Leben gerufen. Es fördert Reisen zu bestimmten Naturschätzen wie dem Nationalpark Retezat. Die sieben Karpatenländer verabschieden gerade eine gemeinsame Strategie für die Entwicklung des Ökotourismus als Teil des Tourismusprotokolls der Rahmenkonvention zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Karpaten. Das Donau-Kompetenzzentrum in Belgrad koordiniert eine Reihe von Tourismusinitiativen zum Naturerbe der Donau so etwa Radtourismus. Auch der WWF erkundet mit verschiedenen Partnern Möglichkeiten, Tourismus mit Umweltschutz zu verbinden. So arbeitet der Umweltverband mit Reiseanbietern wie Hofer Reisen und Explore Travel zusammen, um Touren in Gebiete wie den Nationalpark Rusenski Lom (Bulgarien) oder die Maramures-Region in Nordrumänien zu entwickeln. In beiden Gegenden hat WWF Akteure vor Ort unterstützt, Finanzierungspläne zu er- durch den Tourismus der Verwaltung der Schutzgebiete zugutekommt. Diese Strategie soll sicherstellen, dass der Tourismus den Anwohnern nutzt, sich aber auch um die Gans, die goldene Eier legt, kümmert. MAMA DUNA Kontakt und Information: Andreas Beckmann, Leiter des WWF Donau-Karpaten-Programms 7. Internationales Donaufest in Ulm und Neu-Ulm 27. August - 5. September 2010 Tourismus für die Umwelt im Naturpark Rusenski Lom Der Naturpark Rusenski Lom in Nordbulgarien ist ein Vorreiter darin, Tourismus für Naturschutz nutzbar zu machen. Der Park liegt entlang der Schluchten des Flusses Rusenski Lom, dem letzten rechten Nebenfluss der Donau. In seinen atemberaubenden Schluchten und Fels- Nebenfluss der Donau: Rusenski Lom gipfeln liegen wunderschöne Kapellen und Höhlen, die Einsiedler im Mittelalter ins Gestein gegraben haben. Auch Naturschätze gibt es hier im Überfluss. In der Gegend sind siebzig der neunzig Säugetierarten des Landes heimisch, wie auch Schmutzgeier, Schwarzstörche und andere bedrohte Vogelarten. Seit einigen Jahren bereits arbeitet WWF mit der Parkverwaltung und Akteuren vor Ort zusammen. Gemeinsam suchen sie nach Wegen, den Einwohnern der Region auf eine Weise ein Einkommen zu verschaffen, die auch das größte Verkaufsargument des Gebiets erhält oder erbe. Zusätzlich zur Förderung umweltfreundlicher Landwirtschaft, nachhaltiger Forstwirtschaft und lokaler Produkte hat WWF Anwohner und Unternehmen beim Aufbau eines Naturschutzfonds unterstützt. Ein Teil der Einnahmen aus dem Tourismus kommt in diesen Fonds, durch den die Parkverwaltung zusätzliche Mittel für die Besucherbetreuung und Schutzmaßnahmen erhält, etwa für den Schmutzgeier. donau.büro.ulm Tel (0) 731 / info@donaubuero.de 16 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 17

10 Danubeparks Danubeparks Wie viel Mensch verträgt die Natur? Nachdem der Mensch der Natur bereits so viel Raum genommen hat, soll sich die Natur in den letzten Refugien Nationalparks, Naturparks und anderen Schutzgebieten an der Donau ungestört entfalten können. Gleichzeitig sind die Schutzgebiete wertvolle Erholungsräume für den Menschen und bieten die Möglichkeit, Natur hautnah zu erleben und besser zu verstehen. Diese konträren Interessen lassen sich vereinbaren mit Lenkungsmaßnahmen und Bildungsangeboten. Ein Kanu gleitet langsam durch ein stilles Seitengewässer der Donau. Die Ufer sind beinahe dschungelartig verwachsen, nichts stört die Ruhe, alles was man hört, sind Vogelrufe und das leise Plätschern der Paddel. Dort! Ein Graureiher auf einem ins Wasser hängenden Ast! Die Kamera wird gezückt, da fliegt er auch schon auf. Abgedrückt ein tolles Foto! Sicher? Hinter den Kulissen sieht es anders aus: Der Graureiher zieht gerade seine Jungen auf. Ein Stück den Wald hinein, hängt sein Nest hoch in den Baumwipfeln. Den ganzen Tag ist er unterwegs zwischen Nest und Gewässer und ständig damit beschäftigt, Nahrung für die Jungvögel heranzuschaffen. Nun wird er von den Booten mit Touristen gestört. Jedes Mal, wenn er auffliegt und flüchtet und sich hundert Meter weiter niederlässt, um dort in Ruhe zu jagen, kommt wenige Minuten später das Boot wieder auf ihn zu. Der Stresspegel steigt, der Jagderfolg sinkt, die Jungen sind hungrig. Raum für Mensch und Natur Diese Momentaufnahme ist nur ein plakatives Beispiel von vielen, wie sich die Anwesenheit von Menschen auf Fauna und Flora an der Donau störend auswirkt. Der Seeadler verlässt seinen fertigen Horst zu Beginn der Brutsaison, wenn nur einzelne Menschen zu nahe vorbeikommen sind, und brütet in dieser Saison dann vielleicht gar nicht mehr. Attraktive Blumen etwa Orchideenarten auf Trockenrasen werden gepflückt und fehlen dann zur Vermehrung oder als Futterpflanze für Insekten. Um neue touristische Wege zu erschließen, müssen stehende tote Bäume gefällt werden, da sie jederzeit umfallen können sie fehlen als Lebensraum für unzählige Insekten, Vögel, oder Fledermäuse. Schutzgebiete als Refugien und Erholungsräume In Nationalparks, Landschaftsschutzgebieten und Biosphärenparks werden die letzten natürlichen Lebensräume von einheimischen Tier- und Pflanzenarten geschützt und so Refugien der Biodiversität geschaffen. Gleichzeitig ist es ein Anliegen, Menschen für die natürliche Vielfalt und Dynamik zu begeistern, sowie die Natur- auch als Erholungsräume zu erhalten. Um beide Ziele in Einklang zu bringen, gibt es in Schutzgebieten Verhaltensregeln: Nur einige ausgewiesene Gewässer dürfen mit nicht motorisier- ten Booten befahren werden, nicht an allen Flussstränden ist das Baden erlaubt, zum Campen und Feuer machen gibt es ausgewiesene Stellen und beim Wandern sollte man stets auf den markierten Wegen bleiben. Geführte Touren Am Spannendsten ist sowieso eine geführte Exkursion: Die Ranger nehmen Besucher mit zu Beobachtungsplätzen, wo sie Seeadler, Reiher, Kormorane und viele andere Tiere in Ruhe beobachten können, ohne sie zu stören. Es stechen nicht mehr nur blühende Orchideen ins Auge, sondern auch die vielen unscheinbaren Pflänzchen, von denen die Ranger aufschlussreiche Geschichten über deren Aufgabe im Ökosystem oder traditionelle Nutzung erzählen. Und weil auf so einer Tour so viel Neues auf kleinem Raum erfahren wird, ist es irgendwann nebensächlich, dass in große Teile des Schutzgebietes kein einziger Weg führt. Ein bisschen unzugängliches Mysterium muss doch erhalten bleiben in unserer weithin erschlossenen Welt. Magdalena Wagner, Naturpark Donauauen Das DANUBEPARKS-Netzwerk Die Schutzgebiete entlang der Donau arbeiten seit 2009 im Netzwerk DANUBE- PARKS zusammen. Mittlerweile kooperieren 17 Schutzgebiete im Netzwerk; in den nächsten Jahren könnten noch einige mehr dazukommen. Neben Flussmorphologie, Artenschutz und Lebensraummanagement sind Naturtourismus und Umweltbildung wichtige Themen. Eine Studie zu Tragfähigkeitsgrenzen und Lösungsansätzen für den Konflikt Naturschutz Freizeitnutzung läuft derzeit und wird federführend vom Donau-Auwald Neuburg-Ingolstadt sowie dem Donaudelta Biosphärenreservat Rumänien durchgeführt. Eine Datenbank von besonders sensiblen Arten soll Donau-Schutzgebieten in Zukunft helfen, adäquate Lösungen zu finden, um die unterschiedlichen Interessen zu vereinbaren: Neben einer Klärung der hauptsächlichen Störungen und Reaktionen der jeweiligen Art darauf, werden gute Praxisbeispiele aus anderen Schutzgebieten oder der Literatur aufgelistet, sodass Erfahrungen weitergegeben und adaptiert angewandt werden können. Weitere Tourismus/Bildungsaktivitäten: Trainings für Ranger Entwicklung neuer Boots- und Radtouren Erarbeitung eines gemeinsamen Aktionsplans zu Naturtourismus Erhebung von Umweltbildungseinrichtungen Entwicklung von Qualitätsrichtlinien in der Umweltbildung Entwicklung von Angeboten für Menschen mit Behinderungen (Donau-Auwald Neuburg-Ingolstadt/Deutschland; läuft derzeit) DANUBEPARKS erleben! Schon einige Male fand das Internationale Donaufest der Donau-Schutzgebiete an verschiedenen Orten statt: Nach Ungarn, Österreich und Rumänien macht es nun Station in Serbien. In Kooperation mit dem Bodrog Festival in Baki Monostor findet es am 9. und im Schutzgebiet Gornje Podunavlje statt. Besucher haben dort Gelegenheit, Vertreter aller DANUBEPARKS-Partner zu treffen, Infos zu Urlaub und Naturschutz in deren Regionen einzuholen oder gleich vor Ort anhand von Spielen, Quiz und Infomaterial mehr über die vielfältige Natur der Donau zu erfahren. Das Bodrog Festival bietet moderne genauso wie traditionelle serbische Musik und leckeres Essen inklusive Fischsuppen-Wettkochen zum Auftakt am Freitagabend. 18 danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 19

11 Lustwandeln Bei der Heuernte in der Bukavina Volkstanzfestival Hora de la Prislop Wanderer sind in Rumänien Exoten Seit jeher erkundet Günther Krämer die Welt am liebsten zu Fuß und seit jeher organisiert er privat Wanderreisen für kleine Gruppen machte er seine Passion zur Profession und bietet seitdem gemeinsam mit seiner Frau Angelica Wanderungen für jedermann an in den Karpaten und entlang der deutschen Donau. Ich war schon immer unterwegs, antwortet Günther Krämer auf die Frage, wann er seine Lust am Wandern entdeckte, und lacht. Anfangs in den Alpen, dann als Student im Orient. Darauf folgte eine Urwaldphase, wie sie der 64-Jährige nennt, in Afrika und Lateinamerika. Nach 1990 erkundete er den Osten bis zur Ukraine per pedes. Heute wandern er und seine Frau Angelica am liebsten in Rumänien und entlang der deutschen Donau. Seit 2010 bieten die Wanderexperten geführte Touren für kleine Gruppen mit maximal zehn Teilnehmern an, die hauptsächlich Wanderfreunde ab 50 Jahren ansprechen. Viele von unseren Teilnehmern sind Stammgäste, um es genau zu sagen: 43 Prozent, freut sich Günther Krämer. Krämers sehen sich als Lustwandler und entsprechend fiel der Name für ihr Unternehmen aus: Lustwandeln. In diesem Jahr geht es im Juni ins Wanderparadies Bukowina (Karpaten) und im August auf unbekannten Wegen durch die geheimnisvolle Maramuresch und durch die Südkarpaten bei Kronstadt. Die Karpaten sind ein Geheimtipp für Wanderer. Wir sind immer wieder begeistert von der Natur, der Gastfreundschaft und den rumänischen Spezialitäten, erzählt Krämer. Und wie sieht es mit der Verständigung aus? Kein Problem, sagt Angelica Krämer, denn sie kommt gebürtig aus Rumänien und ist auf den Wanderungen fürs Dolmetschen zuständig. Darüber hinaus organisieren Krämers die komplette Reise: Anfahrt, Unterkunft, Verpflegung, Programm und Wanderroute. So müssen sich die Teilnehmer um nichts kümmern und können die Wanderung genießen, erklärt Angelica Krämer. War einiges am Anfang der Selbstständigkeit noch neu und ungewohnt, hat sich mittlerweile eine gewisse Routine bei der Organisation eingestellt. Vieles wird via abgewickelt und falls das aufgrund fehlendem Internetanschluss nicht möglich ist, wie zum Beispiel bei Buchungen von Unterkünften in abgelegenen Dörfern, greift Angelica Krämer zum Telefonhörer. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass es in Rumänien wichtig ist, verbindlich zu buchen. Sonst kann man auch schon mal ohne Quartier dastehen, weiß sie. Wandertouristen sind in Rumänien Exoten, dennoch werden sie immer gastfreundlich, offen und herzlich aufgenommen. Die Rumänen können es nicht nachvollziehen, dass man freiwillig weit läuft, erklärt Krämer denn Rumänien ist ein automobiles Land. Jeder fährt mit dem Auto und das Schienennetz schrumpft Jahr für Jahr. Trotzdem versuchen Krämers bei Bedarf öffentliche Verkehrsmittel auf ihren Wanderungen zu nutzen, wozu auch mal ein Pferdefuhrwerk gehört. Seit Jahren versuchen wir den Lokalpolitikern und Tourismusverantwortlichen in der Region klarzumachen, wie viel Potenzial die Wanderwege in den Karpaten haben, um hier den sanften Tourismus zu fördern, betont Krämer. Bislang ohne Erfolg, was seiner Ansicht daran liegt, dass viele Rumänen nicht geschäftstüchtig denken und zu konzeptionslos arbeiten würden. Problemlos würden die Wege zu Premiumwegen zertifiziert werden, was mehr Wanderbegeisterte aus der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, Österreich, Tschechien und Polen anziehen würde. Diese Art des nachhaltigen Tourismus braucht die Region, um nicht auszusterben. Die Bauern pflegen diese wunderschöne Kulturlandschaft und sie benötigen eine Lebensgrundlage durch die Touristen, die sie bewirten und denen sie Unterkunft geben, so Krämer, der Mitglied des Deutschen Wanderinstituts ist und neben seiner Tätigkeit als Wanderführer auch Qualitätswanderwege für Gemeinden und Tourismusorganisationen entwickelt. Womit wir bei der Donau sind. In wochenlanger Arbeit haben die Krämers 2008 im Auftrag der ARGE Deutsche Donau einen Weg entlang Donau geplant und erkundet. Eine durchgehende Markierung gibt es nicht, aber der Weg kann in Form von Karten, Beschreibungen und GPX-Daten heruntergeladen werden. Heute gehören Wandertouren an der deutschen Donau mit zum Angebot von Lustwandeln. Das Paar organisiert Urlaubswanderungen vom Schwarzwald bis nach Passau und Wanderungen im Donau-Canyon. Wer nicht in einer Gruppe unterwegs sein möchte und lieber allein geht, findet zahlreiche Tipps rund ums Wandern auf der Internetseite von Lustwandeln oder kann sich individuell von den Wanderexperten beraten lassen. Andrea Toll, danube connects danube connects 01 I 14 danube connects 01 I 14 21