Erleuchtung...!? Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

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Astrid Breiner
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Erleuchtung...!? Predigt über Mt 17,1-9 gehalten von Pfarrer Rolf Kruse am letzten Sonntag nach Epiphanias (25.1.2015) in der Christuskirche Bad Krozingen Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.

1 Erleuchtung...!? Predigt über Mt 17,1-9 gehalten von Pfarrer Rolf Kruse am letzten Sonntag nach Epiphanias ( ) in der Christuskirche Bad Krozingen Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen. Liebe Gemeinde, Erleuchtung garantiert - so lautet der Titel eines Spielfilms von Doris Dörrie. Da machen sich zwei Männer auf den Weg. Ihr Ziel heißt: Erleuchtung! Sie reisen nach Japan, in ein buddhistisches Kloster. Sie erwarten, dort alles vorgesetzt zu bekommen, ohne größere Anstrengung. Doch sie machen die Erfahrung: Wer nach Erleuchtung sucht, nach neuen, gangbaren Wegen, nach Lebenssinn, der trägt wer nach Erleuchtung sucht, hat keinen Spaziergang vor sich. Die Jünger Jesu hatten das vielleicht auch unterschätzt... Der Evangelist Matthäus erzählt: Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg ein anstrengender, mühsamer Aufstieg, ohne dass die Jünger wüssten, was kommt... Oben auf dem Berg geschieht gleich Wunderbares: Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 2 Eine überwältigende Verwandlung - wie aus einer anderen Welt! Die Jünger spüren: So eine Verwandlung geschieht nur, wenn Gott selbst erscheint; 1 Mt 17,1 2 V. 2 1

2 solche Verklärung geschieht nur, wenn Gott selbst mit seiner Herrlichkeit, mit seinem Glanz und seiner Schönheit Jesus erfüllt. Mose und Elia; die redeten mit ihm. 3 schweren und wie sich am Ende da eine Lichtspur durchzog, die Lichtspur Gottes, ausgehend von dem, was Gott bei der Taufe jedem von euch, jeder von uns versprochen hat: Ich bin bei euch alle Tage... 4 Das zweite Wunder... Mose und Elia: die beiden alten gottesfürchtigen Männer, die zu ihren Lebzeiten so gern wissen und erfahren wollten, wie Gott aussieht. Bei Mose war s ja so: Er redete mit Gott wie mit einem Freund, aber durfte am Ende nur hinter Gott herschauen, nur im Rückblick Gott sehen... So ist es noch immer. Immer wieder erkenne und verstehe ich erst beim Blick zurück, im Nachhinein, wie sich alles gefügt hat, wie Gott mich geführt und geleitet hat und was der Sinn ist von dem, was ich zunächst ganz und gar nicht verstehen konnte... Liebe Konfis im Besonderen: Denkt an die Spirale, um die wir vorletzte Woche saßen: mit den Abschnitten eures bisherigen Lebens, wichtigen Erfahrungen schönen und 3 V. 3 Mose und Elia... Elia also auch: der Gottesstreiter gegen Götzendienst und Unglaube. Von ihm heißt es, er erkannte und verstand: Nicht in Naturgewalten, Feuer, Erdbeben und Sturm zeigt sich Gott, sondern am ehesten im sanften Säuseln des Windes. Will sagen: Gott wirkt in deinem Leben nicht vordergründig, sondern unscheinbar, leicht, belebend. Achte also auf das Kleine, Unscheinbare. Dort ist Gott. Mose und Elia... Die Jünger erkennen die beiden. Denn mit ihren Zeitgenossen glauben sie: Kurz bevor der Messias kommt, werden Mose und Elia ihn ankündigen. 4 Mt

3 Deshalb wissen die Jünger sofort, mit wem sie s hier zu tun haben. Und Petrus zupackend, wie er ist weiß, was zu tun ist... Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Ja, so ließe sich diese Gottesoffenbarung, ließe sich dieses Wunder festhalten... Während Petrus noch redete, geschieht das dritte Wunder.... siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Unglaublich: Gott selbst spricht zu den sechs Männern da oben auf dem Berg: zu Jesus, Mose und Elia, zu Petrus, Jakobus und Johannes - und durch diese Geschichte zu uns. Die Verklärung Jesu wird zur Gottes- Erklärung: Wer Gott kennenlernen und erfahren will, schaue auf diesen einen, auf Christus; in seinem Angesicht ist Gott erkennbar, in seinen Worten hörbar, in seinen Taten spürbar; wo immer Menschen Gott suchen und spüren wollen - im Angesicht Jesu Christi ist er da. Schön und gut. Aber jetzt stell ich mir vor, ich hätte da oben gestanden und auf einmal die Stimme Gottes höchst selbst gehört. Ich glaub ich wär - gelinde gesagt - ziemlich verstört gewesen. Wie die Jünger... Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 So liegen die Jünger also jetzt vor Jesus wie tot, völlig erstarrt vor Angst und Furcht. Doch dann das vierte Wunder... Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 5 Mt 17,4 6 V. 5 7 V. 6 8 V. 7 3

4 Auf die Gottes-Erklärung folgt die Berührung durch Gott: Jesus rührt die Erstarrten an, spricht zu denen, die wie tot sind: Steht auf und fürchtet euch nicht. Großartig, was ihnen da zugesagt wird, wie Gott zärtlich berührt, wie er sich durch Jesus den Jüngern zuwendet und für sie sorgt...! Was für ein Trost steckt darin fürs Leben und fürs Sterben! Generationen von Bibelleserinnen und -Lesern haben sich in diese Gottesbegegnung der Jünger hineinerzählt, haben diese Zusage Gottes für sich gehört und geglaubt, sich in ihrem Leben dieser Berührung Gottes ausgesetzt und selbst die Erfahrung großer Nähe zu Gott machen können. Ja, das glaube und denke ich: Gott behandelt mich nicht wie eine Sache, sondern wie eine Person. Gott berührt mich und sagt zu mir: Fürchte dich nicht, weder im Leben noch im Sterben - ich halte dich und trage dich, nicht nur einen Moment lang, sondern bis in Ewigkeit. 4 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. 9 Das überwältigende Erlebnis, diese Gottes-Erklärung und Gottes- Berührung kann erst nach Ostern tiefer verstanden werden. Das Erlebnis der Jünger auf dem Berg ist nur ein Vorschein. So steigen die Jünger mit ihrem Herrn den Berg wieder runter und kehren zurück. Was sie erfahren haben und künftig mit sich tragen das bewahrt sie nicht vor dem Schweren und Schlimmen im Leben. Auf Jesus wartet ein Leidensweg, der ihn schließlich nach Gethsemane und ans Kreuz führen wird. Seine Jüngerinnen und Jünger sind mit ihm der Angst ausgesetzt und dem Tod. Und auch in meinem Leben bleiben Angst und Tod gegenwärtig, vielleicht 9 VV. 8f

5 mächtig. Aber gegenwärtig ist auch Gott. Am Ende siegt das Leben durch ihn. Die Erfahrung von Ostern, der Sieg des Lebens über den Tod, ist die alles entscheidende Grundlage christlichen Glaubens. Niemand von uns war auf dem Berg der Verklärung dabei. Niemandem von uns ist der auferstandene Christus erschienen. Trotzdem ist die Erfahrung von Ostern gegenwärtig und ist es möglich, Gott zu begegnen. Im Rückblick, wie gesagt, erkenne ich Gottes Führung - wie Mose. Im Unscheinbaren spüre ich Gottes Lebenskraft - wie Elia. Und Gott begegnet uns immer wieder und in besonderer Weise in seinem Wort, das uns als Liebeserklärung erreicht: Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn - hör auf Jesus Christus, vertrau dem Sieg des Lebens. Wenn mich diese Liebeserklärung berührt, werde ich schon jetzt verwandelt und es geschehen Wunder auch bei mir: Ich starre dann nicht mehr nur 5 ängstlich auf die bedrohlichen Mächte, sondern vertraue dem Gott des Lebens; ich warte nicht auf spektakuläre Erleuchtungen, sondern vertraue dem Wort, das auch für mich geschrieben steht: So wie Christus ist Gott; so wie Christus liebt mich Gott; ich suche nicht den momentanen Kick, sondern vertraue Gottes Liebeserklärung mitten im Alltag. Es ist wie im richtigen Leben: Liebeserklärungen und verklärte Gesichter haben ihre Zeit; aber dann kommt s auf die Bewährung im Alltag an, die gelebte, lebendige Partnerschaft... Wir Christinnen und Christen vertrauen Gottes Liebeserklärung, die schon auf dem Berg der Verklärung laut wurde und erst recht zu Ostern. Und wir leben, reden, handeln und gestalten in diesem Vertrauen die Gemeinschaft mit Gott, den anderen Menschen, der Gesellschaft - und mit uns selbst. Erleuchtung garantiert? Nein! Aber Gottes Gegenwart im Gekreuzigten und Auferstandenen, mitten im Leben und darüber hinaus! Amen.

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