Nah- oder Makrofotografie Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Einstein)

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1 Nah- oder Makrofotografie Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Einstein) Naturfreunde OG Eningen Januar 2011 Normale Objektive erreichen maximale Abbildungsmaßstäbe im Bereich von 1:7 bis 1:10. Als Nah- oder Makrofotografie wird der Motivbereich bezeichnet, bei dem Objekte bis zu einem Abbildungsmaßstab von ca. 1 : 1 fotografisch abgebildet werden. Die DIN zählt etwas großzügiger alles zwischen 1:10 und 10:1 als Nah- bzw. Makroaufnahme. Die Fotografie mit größeren

2 Abbildungsmaßstäben, bei denen das Objekt auf dem Sensor also vergrößert abgebildet wird, bezeichnet man als Mikrofotografie. Abbildungsmaßstab 1 : 1 - das Motiv wird so groß auf dem Sensor abgebildet als in natura Abbildungsmaßstab 2 : 1 - das Motiv wird zweimal so groß abgebildet Abbildungsmaßstab 1 : 2 - das Motiv wir halb so groß als in natura abgebildet 1. Was benötigen wir für die Makrofotografie? Unser Motiv, das normalerweise mindestens einen oder einige Meter entfernt ist, rückt plötzlich ganz nah an das Objektiv heran. Aus diesem Grund benötigen wir auch besondere Objektive bzw. Zubehör, da unsere normale Ausrüstung für diesen Sonderfall nicht gebaut wurde. Schauen wir uns die Möglichkeiten der Reihe nach an: Umkehrring Ein Umkehrring ermöglicht es ein Objektiv umgekehrt, also mit der Frontlinse zum Bajonett/Sensor an der Kamera zu befestigen. Der Umkehrring hat auf einer Seite das Kamerabajonett und auf der anderen Seite das Gegengewinde zum Filtergewinde. Vorteil: Das Objektiv arbeitet jetzt in einer optisch optimalen Position. Der Aufnahmeabstand ist jetzt kleiner als der Abstand Linse - Sensor. Dieses Zubehör sehr kostengünstig. Mit einem 50mm Objektiv erreichen wir einen Abbildungsmaßstab von ca. 1:1! Nachteil: In umgekehrter Stellung funktioniert keinerlei automatische oder mechanische Übertragung und die Rückseite des Objektivs ist dem Motiv zugewandt und es könnten leicht Beschädigungen auftreten. Mit der Zeitautomatik ist aber wenigstens die Belichtung kein Problem. Zwischenring(e) Zwischenringe verlängern den Abstand zwischen Objektiv und Sensor. Damit wird eine vergrößernde Abbildung erreicht. Zwischenringe werden oft als Dreiersatz mit unterschiedlichen Breiten verkauft. In der Kombination können dann verschiedene Vergrößerungen erreicht werden. Vorteil: noch relativ kostengünstig Nachteil: Je nach Ringbreite stark abgedunkeltes Sucherbild. Es ist immer wieder ein Abnehmen und Ansetzen des Objektivs oder der Zwischenringe erforderlich. Teuer wenn alle Funktionen nach wie vor automatisch funktionieren sollen (sog. Automatikringe). Aufgrund der Abstandsverlängerung haben, entgegen weiterverbreiteter Meinung, auch Zwischenringen negativen Einfluss auf die Abbildungsqualität. Zwischenringe verschlechtern bei Zoom und Weitwinkelobjektiven die optische Leistung deutlich. Gut für Makroobjektive und die meisten Festbrennweiten. Nahlinsen Nahlinsen werden vorne in das Filtergewinde geschraubt. Es sollten immer sog. achromatische Nahlinsen, also für alle Farben korrigierte Nahlinsen, verwendet werden. Es gibt sie in unterschiedlichen Dioptrien (Brechzahl - Vergrößerungen). Je höher die Zahl desto stärker die Vergrößerung. Nahlinsen können auch kombiniert werden. max. Distanz = 1 Meter / Anzahl Dioptrien. Am besten können Zoomobjektive und Weitwinkel mit Nahlinsen makrofähig gemacht werden. Dafür geht die Unendlich-Einstellung nicht mehr.

3 Vorteil: Einfache Montage über Filtergewinde, kaum Lichtverlust im Sucher Nachteil: Teurer; nur in der Mitte eine gute Abbildung - zum Rand hin relativ miserabel. Ist aber bei vielen Nahaufnahmen egal. Deshalb auch mindestens Blende 8 besser 11 benützen. Balgengeräte Die Edelform der Zwischenringe. Besonders geeignet am Balgen sind übrigens Vergrößerungsobjektive aus der Dunkelkammer. Vorteil: Kontinuierliche Veränderung der Vergrößerung über den eingestellten Balgenabstand. Es können Vergrößerungen über 1:1 bis zu 10:1 erreicht werden Nachteil: Sehr teuer; muss ebenfalls zwischen Objektiv und Kamera angebracht werden; Je nach Vergrößerung sehr großer Lichtverlust; Schwierig alle Kamerafunktion aufrecht zu erhalten aber Zeitautomatik geht ja immer. Makroobjektive Die vornehmste Möglichkeit für Nahaufnahmen sind Makroobjektive. Diese können übrigens mit allen vorgenannten Hilfen ebenfalls in ihrer Vergrößerungsmöglichkeit verbessert werden. Da im Nahbereich oft auch Dokumente oder andere präzise Vorlagen, wie Zeichnungen, ohne optische Verzerrungen abgebildet werden müssen, darf es keine Verzeichnungen und insbesondere keine Unschärfen zum Rand hin geben. D.h. sie sind sehr gut auf plane, ebenentreue Abbildung optimiert. Makroobjektive gibt es typisch in 3 Brennweitenbereichen: 50/60 mm, 90/105 mm und 180/200 mm. Alle Objektive sind heute meist bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 einstellbar. Makros sind übrigens gleichzeitig Festbrennweiten mit einer klasse Abbildungsleistung. Beste Abbildungsleistung von Makroobjektiven typischerweise bei Blende 8, 11 und Makroobjektiv 60 mm Vorteil: Relativ kleines und leichtes Objektiv, noch bezahlbar, die Aufnahmeabstände sind sehr klein, so dass für Reproduktionen noch bequeme Arbeitsabstände erreicht werden. Die Entfernungseinstellung sollte auch manuell gut funktionieren. Nachteil: wir müssen z.b. Insekten sehr dicht auf den Pelz rücken. Lichtstärke schwächer wie vergleichbare Festbrennweiten wegen Zugeständnis an Abbildungsqualität 2. Makroobjektiv mm Vorteil: Optimale Abbildungsqualität - diese Brennweite kann am einfachsten sehr gut konstruiert werden. Abstand zum Motiv verdoppelt sich gegenüber dem kleinen Makro und es gelingen einfacher Aufnahmen von Insekten Nachteil: Deutlich teurer als das kleine Makro, Stativobjektiv - mit Bildstabilisierung geht auch noch einiges aus der Hand - wir müssen aber meist wegen der geringen Schärfentiefe stark abblenden was zu längeren Belichtungszeiten führt. 3. Makroobjektiv mm Vorteil: nochmals deutlich vergrößerter Aufnahmeabstand bei gleicher Abbildungsgröße. Nachteil: sehr teuer, nur noch bedingt Freihandaufnahmen möglich Telekonverter Hört sich zunächst nicht wie ein Nahaufnahmezubehör an. Mit einem 2-fach-Konverter wird ja die Brennweite um Faktor 2 verlängert. Es sinkt zwar die Lichtstärke um 2 Blenden aber die Naheinstellgrenze bleibt erhalten (!) und somit wird diese Kombination für die Nahaufnahme richtig interessant. Ein 2,8/105mm wird an der APS-SLR sowieso zu einem 2,8/158mm-Objektiv. Mit dem 2-fach- Telekonverter mutiert es dann zu einem 5,6/316mm mit einer Naheinstellung von 31cm! Das entsprechende 300-Tele erreicht 1,45m! Das 1:4/200mm mit 50cm Naheinstellgrenze = Abbildungsmaßstab 1:1 bedeutet ja schon 300mm Brennweite an der APS-SLR und mit zweifach-konverter 600mm und immer noch mit 50cm Naheinstellgrenze - Das ist doch ein Wort. Das 600-Tele erreicht schlappe 5 m Naheinstellgrenze, das ist ein Abbildungsmaßstab von ca. 1:7. Die Makro - Telekonverterkombination erreicht 3:1!

4 Lupenobjektiv Ein spezielles Lupenobjektiv für größere Abbildungsmaßstäbe als 1:1 ohne jedes Zubehör bietet z.b. Canon mit dem Marco-Photo MP-E 65mm 1:2,5, dass sich vom Abbildungsmaßstab 1:1 bis zum Maßstab 5:1, also 5-fach vergrößernd einstellen lässt. Stativ Die Makrofotografie ist meist auch Stativfotografie, da wir mit sehr geringen Schärfenbereichen arbeiten müssen. Bei Stativen mit Mittelsäule muss diese unbedingt herausnehmbar sein, da wir sonst die geringen Arbeitsabstände über dem Boden nicht erreichen können. Wir benötigen einen vernünftigen Stativkopf. Wichtig ist, dass diese Kopf deutlich mehr Gewicht halten kann als unsere Ausrüstung wiegt. Verstellen wir den Kopf mit Ausrüstung aus dem Schwerpunkt heraus, wirken sehr hohe Kräfte, die meist ein mehrmaliges, lästiges Nachstellen des Bildausschnitts notwendig machen. Die Frage ob ein Kugelkopf oder ein Drei-Wege-Neiger besser ist, mag jeder selber für sich beantworten. Einstellschlitten Wenn wir im Nahbereich arbeiten wird meist der letzte Einstellschritt nicht durch Verstellung der Scharfeinstellung gemacht sondern durch Verschieben der gesamten Einheit Kamera-Objektiv. Dieser letzte Fein-Einstellschritt (Ausschnitt, Schärfe) wird durch einen sog. Einstellschlitten, auf dem die gesamte Aufnahmeeinheit bewegt werden kann, erheblich erleichtert. Reflektoren, Aufheller Um die zum Teil sehr hohen Motivkontraste abzumildern empfehlen sich sog. Aufheller. Aluminiumfolie lässt sich leicht transportieren. Zerknüllte und wieder glatt gestrichene Alu-Folie streut das Licht sehr gut und diffus! Weißer Karton etc. sind weitere Helfer. Goldfolie bringt einen warmen Bildton in die Aufnahme. Hier muss einfach viel ausprobiert werden. Blitzgerät Das eingebaute Blitzgerät hilft nur bedingt, da wir einen Mindestabstand Motiv - Blitzgerät brauchen und außerdem eine Abschattung durch die Streulichtblende oder das Objektiv selber eintreten kann. Dank moderner i-ttl-blitzsteuerung sind wir heute allerdings unabhängiger von der Regelgeschwindigkeit der Steuerelektronik. Ein unabhängiges Blitzgerät, dass ferngesteuert oder über Kabel ausgelöst werden kann ist sehr praktisch. Die Lichtführung wird damit unabhängig von der Kameraposition und die Aufhellung kann genau an die richtige Stelle gebracht werden. Auch alte TTL- oder auch manuelle Blitze sind gut geeignet wenn wir sie zumindest in der Leistung manuell reduzieren können. Hier müssen wir ein paar Versuche machen bis die Belichtung stimmt. Das ist aber heute kein Problem mit rd Digitalen. Ein Sonderfall sind Makroblitzgeräte und/oder Ringblitze, die am Objektiv oder im Filtergewinde befestigt werden und eine schattenfreie Ausleuchtung der Vorlage erlauben. Diese Blitze sind sehr teuer und nur sinnvoll wenn das unser Hauptgebiet der Fotografie ist.

5 Die Aufnahme Zunächst müssen wir uns klar machen, dass bei Nahaufnahmen viele bekannten Regeln nicht mehr wie gewohnt wirken: Scharfeinstellung Aufgrund der Kontrastarmut in vielen Motiven, farblich sehr homogene Motivpartien, sieht der AF oft keinen Kontrast, um scharf zu stellen. Schon bei Normalabständen ist das unscharf eingestellte Bild verschwommen, dies nimmt im Nahbereich dramatisch zu. Mit diesem Effekt schwindet auch der Ansatzpunkt für unseren AF. Im Zweifelsfall auf die manuelle Scharfeinstellung umschalten oder zumindest das Objektiv in die Nähe der richtigen Scharfeinstellung bringen, dann packt es meist auch der AF wieder. Die Scharfeinstellung muss aufgrund der geringen Schärfentiefe sehr präzise erfolgen. Evtl.. Hilfen wie Sucherlupe etc. Verwenden. Im nah und Makrobereich empfiehlt es sich zudem den Mehrfeld-AF auf Einzelfeld umzustellen. Jetzt können wir präzise zielen. Bitte dran denken, der mittlere AF-Sensor ist fast immer ein Kreuzsensor und von allen Sensoren auch der Lichtstärkste. Er funktioniert auch dann noch wenn die restlichen Liniensensoren aussteigen. Schärfentiefe Die Schärfentiefe hängt einmal von der Blende ab aber als zweiter, wesentlicher Faktor wirkt der Aufnahmeabstand bzw. der Abbildungsmaßstab. Bei einem 60mm Makro bedeutet dies dann z.b.: Abstand Maßstab 2,8 4 5, ,185 1 : 1 < 1mm < 1mm < 1mm <1 mm < 1mm 1mm 2 mm 4 mm 0,23 1 : 1,9 < 1mm 1mm 2 mm 2 mm 2 mm 4 mm 4 mm 7 mm 0,3 1 : 3 2 mm 2 mm 4 mm 4 mm 6 mm 9 mm 11 mm 19 mm 0,5 m 1 : 6,4 8 mm 12 mm 17 mm 25 mm 33 mm 59 mm 68 mm 99 mm 1 m 1 : 14,8 53 mm 73 mm 95 mm 133 mm 184 mm 277 mm 394 mm 597 mm Eine Abblendtaste ist hilfreich zur Kontrolle des Schärfenbereichs. Belichtung Im Nahbereich ist oft die gute alte mittenbetonte oder selektive Messung besser geeignet. In vielen Fällen hilft auch nur die Spotmessung weiter. Bitte dran denken, das die Spotmessung mit dem aktiven AF-Feld mit wandert! Die mittenbetonte Messung bleibt dagegen, wie gesagt in der Mitte des Sucherbildes. Belichtungskorrekturen machen wir sinnvollerweise über die Plus-/Minuskorrektur, sonst müssten wir ja die Speichertaste bei der Auslösung festhalten. Mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung, im sog. Bracketing (BKT) Mode aufnehmen. Die Kamera wird in der Betriebsart Zeitautomatik A oder Av verwendet.

6 Die nebenstehende Tabelle soll einen Anhaltspunkt geben, um die Belichtungsbeeinflussung der angemessenen Flächen im Nahbereich einschätzen können. Als Referenz dient die Norm- Reflektion mit 18%. Wir sehen, dass insbesondere Gelb und Orange immer zu unterbelichteten Bildern führen, da sie mehr Licht reflektieren als die Graukarte. Alle anderen Farben sind weniger kritisch führen aber im Zweifelsfall auch zu geringfügig abweichenden Belichtungsergebnissen. Graukarte 18 % Purpur 6 bis 12% Blau 15 bis 21% Grün 18 bis 26% Gelb 65 bis 75 % Orange 35 bis 45 % Rot 15 bis 21 % Verwacklungen vermeiden - Selbstauslöser Um Erschütterungen zu vermeiden sollte die Kamera zum Auslösen nicht direkt berührt werden. Das geht am einfachsten über den Selbstauslöser, der auf eine kurze Vorlaufzeit eingestellt ist. Jetzt liegt eine kleine Zeitspanne zum Abklingen der Erschütterungen zwischen Eindrücken des Auslösers und tatsächlicher Verschlußauslösung. - Draht-, Fernauslöser Eine elegantere Möglichkeit sind Draht- oder Fernauslöser, da wir jetzt die Kamera tatsächlich nicht berühren müssen. Der Selbstauslöser hat ja auch den Nachteil, das Motive, die sich bewegen schon weg sein könnten bis die Vorlaufzeit des Selbstauslösers abgelaufen ist. - Spiegelvorauslösung Wer noch mehr für seine Bildqualität tun möchte kann an einigen Kameras den Spiegelschlag und den Verschlußablauf trennen. Der Spiegel wird zunächst hochgeklappt und nach kurzer Wartezeit wird ein zweites Mal ausgelöst und jetzt läuft nur noch der Verschluß ab. Das garantiert bestmögliche Erschütterungsarmut bei der Aufnahme. Aufgabenstellung - Große Abbildungsmaßstäbe: Balgengerät, Objektiv in Retrostellung, Makroobjektive evtl. kombiniert mit Nahlinse, alle Zwischenringe - Mittlere bis kleine Abbildungsmaßstäbe: Einzelne Zwischenringe, Makroobjektiv alleine, Nahlinsen auch am Zoom - Grosser Arbeitsabstand: Teleobjektive, Makro mit langer Brennweite, Nahlinsen, Zwischenringe und/oder Telekonverter - Kurzer Arbeitsabstand: Weitwinkel in Retrostellung (über Umkehrring mit der Frontlinse zum Bajonett/Sensor adaptiert), kurze Brennweiten beim Makroobjektiv - Flexibler Arbeitsabstand: Zoom-Objektiv mit Nahlinse oder Telekonverter Naturfreunde und Fotografie Wir wissen etwas über unsere Aufnahmeobjekte und wissen was wir fotografieren wollen. Wir nutzen das Know-How anderer Naturfreundemitglieder, um besondere Pflanzen und Tiere zu finden, zu erkennen und kennen zu lernen. Wir fotografieren seltene Pflanzen ohne die Pflanzen daneben zu Übersehen und zu zertreten Wir fotografieren Tiere und respektieren ihren Lebensraum und erschrecken sie nicht um das besondere Foto machen zu können Wir achten Zutrittsrechte und Verbote (Privat, Brutzeiten etc.) Nicht Jeder, der aus dem Rahmen fällt war vorher im Bilde. (Verfasser unbekannt)