Abschlussbericht zum
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- Bernt Ritter
- vor 8 Jahren
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1 JKG Friedrich-List-Gymnasium Kanzleistraße Reutlingen Alteburgstr. 26 FON ( ) FAX ( ) Johannes-Kepler-Gymnasium FON ( ) FAX ( ) Reutlingen Internet Internet Abschlussbericht zum China-Austauschprogramm des Friedrich-List-Gymnasiums und des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Reutlingen
2 Die Reise nach China vom 26. Oktober bis zum 10./11. November 2014 Der China-Austausch des Friedrich-List und des Johannes-Kepler-Gymnasiums fand im Herbst 2014 das vierte Mal statt. 27 Schülerinnen und Schüler wurde von vier Lehrern begleitet, um gemeinsam für zwei Wochen das Reich der Mitte zu erkunden. Rückblickend ist der Austausch als äußerst erfolgreich und für die Schülerinnen und Schüler als gewinnbringend zu beschreiben. Der direkte Kontakt mit ihren Austausch-Partnern hat den Schülern Einblicke in das chinesische Familienleben gewährt, die sie sonst nur schwer hätten bekommen können. Dieser sehr persönliche und unmittelbare Kontakt zu den chinesischen Familien war geprägt von großer Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Gemeinsam mit ihren Familien haben die meisten deutschen Schüler Ausflüge unternommen und so einen individuellen Einblick in die Gesellschaft und Kultur dieses Landes erhalten. Es war somit immer spannend, von den Schülern am nächsten Morgen ihre Erlebnisse geschildert zu bekommen. Wir haben aber auch gemeinsame Ausflüge unternommen, wie z.b. der Besuch einer Textilfabrik in Jiaxing. Hier konnten wir die Betriebsstätten sehen, Einblick in die Arbeitsbedingungen erhalten und die verschiedenen Arbeitsschritte von Weben der Stoffe über das Besticken und Färben bis hin zum Nähen und Verpacken der fertigen Kleidungsstücke beobachten. Das Eindrücklichste an dieser Woche in Jiaxing, der Stadt unserer Partnerschule, war aber sicherlich das Erleben der herzlichen Gastfreundschaft der Gastfamilien aber auch der Schule als gastgebende Institution. Ganz offensichtlich hat Gastfreundschaft in der chinesischen Kultur einen äußerst hohen Stellenwert und gern legten sich hier die Gastgeber ins Zeug, um uns einen angenehmen und ereignisreichen Aufenthalt zu bereiten. Unsere Schüler formulierten die Erlebnisse der ersten Woche wie folgt: Unsere Reise begann am an der Kreuzeiche in Reutlingen. Von dort aus fuhren wir mit dem Bus nach Frankfurt und flogen dann über Doha nach Shanghai. Nach der Ankunft um 17:00 Ortszeit wurden wir mit einem Bus abgeholt, der uns durch Shanghai in die Stadt Jiaxing brachte, wo wir die folgende Woche verbringen sollten. Schon auf dieser zweistündigen Fahrt bekamen wir einen Eindruck von der unfassbaren Größe der chinesischen Städte. Nachdem wir gegen 20 Uhr in der Schule waren, gingen wir direkt zu den Gastfamilien nach Hause. Dort erwartete uns ein herzlicher Empfang und traditionelles chinesisches Abendessen. Wir, aber auch die Chinesen, gingen früh schlafen. Der nächste Tag begann mit frühem Aufstehen, danach versammelten wir uns im Aufenthaltsraum unserer Partnerschule der Jiaxing Highschool No.5, wo wir vom Rektor und Das Yuehe-Viertel in Jiaxing 1
3 Der Südsee in Jiaxing den anderen Lehrern herzlichst begrüßt wurden. Wir trafen unerwartet zwei Deutsche, von denen wir einen aus Reutlingen kannten, welche uns das riesige Schulgelände zeigten. Danach hielt der Rektor noch eine Willkommensansprache, in der er die deutsch-chinesische Freundschaft betonte. Am darauffolgenden Tag (am Mittwoch) hatten wir zunächst Musik- und dann Kalligrafieunterricht, wobei dies kein normaler Unterricht, sondern ein speziell für uns vorbereiteter Unterricht. Vormittags unternahmen wir einen Ausflug zum Südsee, wo 1921 die chinesische kommunistische Partei gegründet wurde und später noch ins traditionelle Yuehe-Viertel, welches sehr schön anzusehen ist. In diesem sind alte, traditionelle Häuser zu sehen, welche von einer Wasserstraße umgeben sind. Außerdem gibt es dort auch eine Art Markt, vor allem für Geflügel. Am nächsten Tag besuchten wir eine lokale Seidenfabrik. In dieser herrschten für uns ungewohnte Arbeitsbedingungen, die zum Teil erschreckende Ausmaße hatten. Trotz hoher Lärmbelastung trug keiner der Arbeiter einen Gehörschutz, des Weiteren trugen die Arbeiter auch sonst keine angemessene Schutzkleidung. Auch roch es auf dem Gelände der Seitenfabrik stark nach Chemikalien. Nachmittags fand der erste Teil des alljährlichen Sportfests an der Schule statt an welchem wir auch teilnahmen. Der Freitag war ganz dem Sportfest gewidmet, welches den ganzen Tag stattfand, wobei es jedoch eine kleine Unterbrechung aufgrund des schlechten Wetters gab. Die Fortführung des Sportfests wurde vor allem von den Chinesen mit großem Jubel aufgenommen. Sportfest an der High School No.5 Den Samstag verbrachten wir den Tag mit den Familien, die Meisten unternahmen Ausflüge, einige gingen zum Grillen, oder in Freizeitparks. Am Sonntagabend fand das Abschlussfest statt, an welchem Schüler von beiden Schulen unterschiedlichste Darbietungen erbrachten, außerdem wurden Gastgeschenke ausgetauscht. Nach dem Fest wurde noch gemeinsam gegessen. Die zweite Woche unseres Aufenthalts erlebten wir erwartungsgemäß ganz anders. Als eine von vielen Touristengruppen reisten wir mit Bus und Zug durch China und legten dabei mehrere Tausend Kilometer zurück. Dabei wurden wir von einem Reiseleiter durchgängig begleitet, der an den einzelnen Stationen meist von einem lokalen Reiseleiter unterstützt wurde. 2
4 Auch wenn die Rahmenbedingungen der zweiten Woche ganz andere waren, so war diese Woche nicht weniger eindrücklich. Wir erlebten die Städte Shanghai, Xi an und Peking mit vielen Sehenswürdigkeiten und Eindrücken. Wir waren in komfortablen Hotels untergebracht und wurden von unseren Reiseleitern immer umfassend mit Informationen zu den Städten und Sehenswürdigkeiten versorgt. Der Kontakt zu Einheimischen beschränkte sich nun fast nur noch auf unsere Reiseleiter, so dass diese Woche deutlich distanzierter war, als der Aufenthalt in den Gastfamilien. China hat sich uns in der zweiten Woche von zwei vermutlich ganz wesentlichen Seiten gezeigt: einerseits wird viel Wert auf chinesische Kultur und Geschichte mit all ihren Errungenschaften und Hinterlassenschaften gelegt. Dies konnten wir in der Altstadt Shanghais, beim Besuch der Terrakotta-Armee bei Xi an, auf der chinesischen Mauer, auf dem Platz des Himmlischen Friedens oder in der Verbotenen Stadt in Peking erleben. Andererseits ist China aber auch eine sehr moderne Gesellschaft, in der schulischer und beruflicher Erfolg, die Nutzung von modernen Medien und das Leben in der Großstadt eine sehr wichtige Rolle spielen. Dies konnten wir z.b. in Pudong erleben, dem hyper-modernen Stadtteil Shanghais, welcher erst in den 1990er Jahren erbaut wurde und wo heute ein Wolkenkratzer den anderen zu überragen versucht. Außerdem ist nicht zu übersehen, dass insbesondere die junge Generation mit Smartphones ausgestattet ein Leben führt, welches dem Leben in der westlichen Welt in weiten Teilen sehr ähnelt. Diese gut ausgebildeten Chinesen können es sich kaum vorstellen, jemals wieder auf dem Land zu leben, weit weg von den hochentwickelten Großstädten, die sich v.a. an der Ostküste des Landes befinden. Doch es gibt auch eine andere Facette Chinas, die wir nur am Rande erlebt haben und sich erst im Laufe der Reise nach und nach vorsichtig erkennen ließ. Ausschlaggebend hierfür war die Besichtigung des Platzes des Himmlischen Friedens in Peking. Auf Nachfrage konnte unsere Reiseführerin hier keine Auskunft zu den blutigen Studentenprotesten des Jahres 1989 geben. Sie erläutere anschließend, dass an den Schulen des Landes dieses Thema nicht unterrichtet wird und dass sie als Reiseführerin auch nicht darüber sprechen darf. Es war für uns sehr befremdlich einen solchen Umgang mit dunklen Abschnitten der Geschichte eines Landes zu erleben. Bis dahin präsentierte sich uns China als modernes, aufgeschlossenes Land hier zeigte sich jedoch, dass wir offensichtlich nur eine Seite erlebt haben. Dieses Ausbleiben der Aufarbeitung offenbart doch einen deutlich anderen Umgang mit der Geschichte als wir es in Deutschland kennen. Im Nachhinein mussten wir daraufhin auch unseren Eindruck vom Alltag der Schüler an unserer Partnerschule in Jiaxing überdenken. Die Schüler die Meisten Internatsschüler haben täglich Unterricht von 7.30h bis 17h. Nach dem Abendessen müssen die Schüler nochmals zur Hausaufgabenbetreuung bis 21.30h. Zeit für ein Privatleben, Zeit für Tätigkeiten neben der Schule, Zeit für eigenes Handeln und Denken bleibt so kaum. Das muss insbesondere nach dem Besuch auf dem Tian anmen-platz kritisch hinterfragt werden. Unser Reiseführer Bobby, der uns die ganze zweite Woche in China begleitete, hielt bei seiner Verabschiedung in Peking auch eine engagierte Ansprache, in der er uns für die Freiheit beneidet, die wir in Deutschland haben und die er offensichtlich vermisst. 3
5 Die zweite Woche mit den Worten unserer Schüler: Die zweite Woche begann mit einem grandiosen Auftakt in der chinesischen Metropole Shanghai, welche auch für viele den Höhepunkt der Reise darstellte. Wir begaben uns direkt ins Zentrum, wo wir die spektakuläre Skyline Shanghais bewunderten und auch auf einen Wolkenkratzer hinauffuhren (88. Stock!), um den genialen Ausblick über Shanghai zu genießen. Ein paar Krieger der Terrakotta-Armee Die Skyline von Shanghai Ein Großteil der Gruppe machte noch eine Nachtrundfahrt auf dem Huangpu, hierbei konnten wir die spektakulär erleuchtete Skyline erneut betrachten. Nach zwei Tagen Shanghai fuhren wir per Nachtzug in die ehemalige Hauptstadt Xi an, wo wir die weltberühmte Terrakottaarmee besichtigten, außerdem sahen wir uns die sogenannte Wildgangspagode an und als weiteres Highlight der Reise die 14 Kilometer lange und komplett erhaltene Stadtmauer, auf welcher wir auch Fahrrad fuhren. Anschließend fuhren wir mit dem Nachtzug nach Peking. Dort besichtigten wir den Sommerpalast und nachmittags die monumentale Chinesische Mauer, auch das war mit einer der besten Momente der Reise. Am nächsten Tag ging es zum Platz des himmlischen Friedens und der Verbotenen Stadt, zwei weitere absolute Highlights, und anschließend zum Himmelstempel, einem großen buddhistischen Tempel in Peking, welcher alleine für den Kaiser errichtet wurde. Abends durften wir noch in eine Shopping Mall, in welcher wir unsere letzten Yuan ausgeben konnten. Am letzten Tag im Reich der Mitte besichtigten wir noch auf einen Nightmarket, auf dem es exotisches Essen von Larven über Spinnen und Tausendfüßler bis hin zu Schlangen alles gab. Obwohl Schwierigkeiten beim Rückflug die Heimkehr verzögerten, verbrachten wir dadurch noch einen schönen Tag in Doha bei angenehmen 28 C. Alles in allem war die Reise ein unvergessliches Erlebnis, bei dem wir viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, eine vollkommen fremde Kultur kennenlernten und neue Freunde am anderen Ende der Welt fanden. Wir sehen den Austausch als unglaubliche Chance und können ihn nur weiterempfehlen! Die chinesische Mauer bei Peking 4
6 Aufgrund eines technischen Defekts am Flugzeug konnte unsere Rückreise nicht wie geplant durchgeführt werden und wir kamen nach zwei zusätzlichen Hotel-Aufenthalten in Peking und Doha (Katar) erst einen Tag später als geplant in Frankfurt an. Dies trübte zwar die Reise-Eindrücke bei der Rückkehr aber natürlich überwogen schnell wieder die positiven Eindrücke und Erlebnisse. Schließlich durften wir in Katar ja auch in eine völlig andere, ebenfalls fremde Welt im Orient mit Gewürz- und Tuchverkäufern, Falken und Kamelen eintauchen. Mit dieser Reise ist das China-Austauschprogramm allerdings noch nicht abgeschlossen. Im Juli 2015 werden unsere chinesischen Partner für eine Woche nach Reutlingen kommen und anschließend wie auch wir in China eine weitere Woche touristische Ziele in Europa erkunden. Wir freuen uns also darauf, die chinesischen Gäste im Juli bei uns begrüßen zu dürfen, auch um uns für die erfahrene Gastfreundschaft erkenntlich zeigen zu können. Mehrere Stiftungen und Institutionen haben uns bei der Durchführung der Reise geholfen und unterstützen unser Projekt. Beispielhaft soll hier die IHK Reutlingen genannt werden, die schon einige Jahre mit großem Interesse dieses Austauschprogramm begleitet. Dominik Bier, Michael Römer Die Teilnehmer des China-Austauschs
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