Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2015 gemäß Artikel 32 Absatz 1 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG)

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1 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt a. d. Saale Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2015 gemäß Artikel 32 Absatz 1 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG) Hochwildhegegemeinschaft/Hegegemeinschaft Forstbezirk Neuwirtshaus Nummer Allgemeine Angaben 1. Gesamtfläche in Hektar Waldfläche in Hektar Bewaldungsprozent Weiderechtsbelastung der Waldfläche in Prozent Waldverteilung überwiegend größere und geschlossene Waldkomplexe (mindestens 500 Hektar)... X überwiegend Gemengelage Regionale natürliche Waldzusammensetzung Buchenwälder und Buchenmischwälder... X Eichenmischwälder... Bergmischwälder... Wälder in Flussauen und z. T. vermoorten Niederungen... Hochgebirgswälder Tatsächliche Waldzusammensetzung Bestandsbildende Baumarten... Fi Ta Kie SNdh Bu Ei Elbh SLbh X X X X Weitere Mischbaumarten... X X X 8. Bemerkungen/Besonderheiten: Die Hegegemeinschaft 593 Neuwirtshauser Forst ihat mit einem Waldanteil von 91% den mit Abstand höchsten Waldanteil im Landkreis Bad Kissingen. Es handelt sich dabei weit überwiegend um Staatswald. Die HG besteht aus einer einzigen großen Waldfläche, die im Osten und Westen an weiteren Wald angrenzt. Im Norden und Süden schließen unmittelbar oder zumindest auf kurze Entfernung landwirtschaftlich genutzte Flächen an. Die im O in N-S-Richtung verlaufende Autobahn (BAB A71) trennt die Hegegemeinschaft in 2 Teile, wobei die östliche Teilfläche etwa ein Viertel der Gesamtfläche einnimmt. Die vor 5 Jahren gebaute Wildbrücke stellt eine Verbindung zwischen den ansonsten hermetisch getrennten Teilbereichen her. Die als Deckung eingebrachten Pflanzen sind so gut wie alle ausgefallen, sodass im Bereich der Wildbrücke keinerlei Seite 1 von 6

2 Sichtschutz für das Wild vorhanden ist. Beobachtungen (Fährten) sowie die angebrachten Wildkameras zeigen, dass kaum Wild über die Wildbrücke wechselt. 9. Vorkommende Schalenwildarten Rehwild... X Rotwild... X Gamswild... Schwarzwild... X Sonstige... Beschreibung der Verjüngungssituation Die Auswertung der Verjüngungsinventur befindet sich in der Anlage 1 Verjüngungspflanzen kleiner als 20 Zentimeter Im Bereich der Pflanzen < 20 cm dominiert wie bereits bei den vorangegangenen Aufnahmen das Laubholz. Der Anteil schwankt mit gewissen Abweichungen um das Verhältnis 60:40 (Lbh:Ndh). Wichtigste Baumart beim Laubholz ist die Buche (45%). Das sonstige Laubholz (im Wesentlichen Birke und Aspe) konnte seinen Anteil seit 2009 nahezu verdreifachen. Die Baumarten Eiche und Edellaubholz spielen außerhalb von Zäunen keine Rolle; die Nachzucht der Eiche kann aufgrund des hohen Verbissdruckes nur hinter Zaun erfolgen. Häufigste Baumart beim Nadelholz (41,7%) ist nach wie vor die Fichte. Ihr Anteil ist seit 2009 zwar rückläufig, sie dominiert aber nach wie vor diese Baumartengruppe (29%). Kiefer und sonstiges Nadelholz sind beide mit jeweils rd. 6% beteiligt, wobei es sich beim sonstigen Nadelholz fast ausschließlich um Lärche und Douglasie handelt. Baumartenanteile [%] Fichte Tanne Kiefer sndh Buche Eiche Elh slbh Ndh Lbh ,3 0,0 2,1 0,5 35,9 57,3 0,5 0,0 6,3 64, ,0 0,2 5,7 6,7 41,7 45,5 2,6 0,5 9,8 58,3 Der Verbiss ist in dieser Höhenstufe im Vergleich zur letzten Erhebung deutlich angestiegen. Alle Baumarten sind zu hohen Anteilen verbissen, die meisten Mischbaumarten weisen nicht akzeptabel hohe Verbissprozente auf. Verbissprozente 2009 Änderung zu 2012 Änderung zu 2015 Fichte 1,4 +8,0 9,4 +16,8 26,2 Kiefer 16,7 +33,3 50,0 +8,3 58,3 Buche 4,4-0,8 3,6 +16,3 19,9 Eiche 0,0-0,0 +36,4 36,4 Elh 0,0-0,0 +100,0 100,0 slbh 25,0 +66,7 91,7-28,3 63,4 Alle Baumarten 4,5 +7,5 12,0 +17,3 29,3 Damit ist im Bereich der Verjüngung <20cm bei der vierten Aufnahme in Folge eine Verschlechterung der Werte festzustellen. Seite 2 von 6

3 2. Verjüngungspflanzen ab 20 Zentimeter bis zur maximalen Verbisshöhe Die Baumartenverteilung an den Aufnahmepunkten wird in dieser Höhenstufe zu etwa zwei Drittel vom Laubholz dominiert, ein Drittel der aufgenommenen Bäume sind Nadelhölzer. Baumartenverteilung [%] Fichte Tanne Kiefer sndh Buche Eiche Elh slbh Ndh Lbh ,3 0,1 0,2-27,7 68,9 0,1 0,0 3,1 72, ,6 0,0 0,8 0,8 31,3 66,4 0,1 0,0 2,2 68, ,7 0,1 3,1 5,0 35,8 55,8 0,3 0,0 8,0 64,2 Der Anteil des Laubholzes hat in der Verjüngung seit 2009 von 72,2% auf 64,2 % abgenommen. Bei dieser Aufnahme sind allerdings nur die Pflanzen außerhalb der Zäune berücksichtigt. Die seit Jahren auf den Eichenzwangsstandorten eingebrachte Eiche hinter Zaun fällt so komplett unter den Tisch. Unter Berücksichtigung dieser Fläche hält der Anteil des Laubholzes ein in etwa konstantes Niveau. Beim aufgenommen Laubholz überwiegt die Buche, das Sonstige Laubholz ist weitgehend Birke, Aspe und Hainbuche. Die Nachzucht der Eiche gelingt fast nur hinter Zaun, außerhalb des Zaunes spielt sie mit 0,3 % keine Rolle. Die Fichte hat ihren Anteil (rd. 28%) über die Jahre hinweg im Wesentlichen gehalten. Das sonstige Nadelholz verteilt sich v.a. auf die künstlich eingebrachte Douglasie sowie auf die Lärche. Passt die Lichtsituation, samt sich die Lärche sofort in kleineren Bestandeslücken an. Verbiss: Sowohl Leittriebverbiss als auch Verbiss im oberen Drittel sind im Vergleich zu der letzten Erhebung deutlich angestiegen. Der Anstieg ist sowohl bei der Fichte als auch der Buche ein Vielfaches der letzten Aufnahme. Leittriebverbiss 2009 Änderung zu 2012 Änderung zu 2015 Fichte 2,9-1,2 1,7 +13,7 15,4 Buche 7,9-4,6 3,3 +14,6 17,9 Eiche 0,0-0,0 +33,3 33,3 Elh 100,0-100,0 0,0 - - slbh 40,0-8,9 31,1 +3,5 34,6 Alle Baumarten 7,6-4,2 3,4 +14,9 18,3 Unabhängig vom Vegetationsgutachten erhebt die BaySF den Verbiss im jährlichen Turnus. Vergleicht man die Ergebnisse der entsprechenden Jahre 2009, 2012 und 2015 so zeigt sich eine gute Übereinstimmung in den Jahren 2009 und Die Zahlen des Jahres 2012 hingegen weichen deutlich voneinander ab. Seite 3 von 6

4 LT-Vebiss% Tracktverfahren BaySF 7,1 12,2 17,1 Erhebungen VGA 7,6 3,4 18,3 Bei der Zuordnung des Verbisses fällt auf, dass an vielen Aufnahmepunkten der Verbiss zu wesentlichen Teilen durch das Rotwild verursacht ist. Der Verbiss durch Rehwild wird hiervon überlagert und scheint im Vergleich zum Rotwild weniger schadensträchtig zu sein. Offensichtlich scheint die Rotwildpopulation in den letzten Jahren zugenommen und einen entsprechend höheren Schadensumfang verursacht zu haben. Hierauf deuten auch die ebenfalls jährlichen erhobenen Schälschadensprozente (frische Schäden) hin, die seit 2007 im Trend angestiegen sind. Regional konzentriert sich der Verbiss bei der Buche im NO der HG. Der Anteil der verbissenen Leittriebe liegt hier im Extremfall bei bis zu 40%. Der Schwerpunkt des Nadelholzverbisses mit Anteilen von mindestens 25% konzentriert sich sowohl bei der Fichte als auch bei der Kiefer in der Ost-Hälfte der HG im Bereich der B 27. Auch beim Verbiss im oberen Drittel haben die Verbissbelastung im Vergleich zur letzten Aufnahme deutlich zugenomment. Betroffen sind hiervon v.a. die Fichte und die Buche. (Die statistische Aussagekraft bei der Eiche bei 6 aufgenommenen Pflanzen ist äußerst gering). Verbiss im oberen Drittel 2009 Änderung zu 2012 Änderung zu 2015 Fichte 19,3-6,6 12,7 +33,6 46,3 Buche 32,1-6,5 25,6 +36,3 61,9 Eiche 100,0 +/-0 100,0-33,3 66,7 Elh 100, slbh 64,3 +11,3 75,6 +8,4 84,0 Alle Baumarten 29,8-7,1 22,7 +34,8 57,5 3. Verjüngungspflanzen über maximaler Verbisshöhe Die Laubholz-Nadelholz Verteilung ist vergleichbar mit der letzten Aufnahme, allerdings haben sich die Anteile der einzelnen Baumarten innerhalb dieser Gruppen z.t. deutlich verschoben. Baumartenverteilung Fichte Kiefer sndh Ndh Buche Eiche Elh slbh Lbh ,3 2,7 0,8 28,8 69,3 0,0 0,0 1,9 71, ,7 1,3 18,7 26,7 61,3 0,0 0,0 12,0 73,3 Die Fichte hat beim Nadelholz gegenüber 2012 erheblich an Anteil verloren, wohingegen das sonstige Nadelholz (Lärche und Douglasie) von knapp 1 % auf 18% Seite 4 von 6

5 angewachsen ist. Beim Laubholz ist nach wie vor die Buche die häufigste Baumart. Bemerkenswert ist hier der Anstieg des sonstigen Laubholzes. Verfegt sind Douglasien und Lärchen. Der statistische Wert dieser Zahl ist bei 14 aufgenommenen Pflanzen (davon 3 geschält) jedoch eher gering. 4. Schutzmaßnahmen gegen Schalenwildeinfluss Gesamtanzahl der Verjüngungsflächen, die in der Verjüngungsinventur erfasst wurden: Anzahl der teilweise gegen Schalenwildeinfluss geschützten Verjüngungsflächen:... 1 Anzahl der vollständig gegen Schalenwildeinfluss geschützten Verjüngungsflächen:... 7 Bewertung des Schalenwildeinflusses auf die Waldverjüngung (unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede) Rechtliche Rahmenbedingungen: Art.1 Abs. 2 Nr. 2 des Waldgesetzes für Bayern: Bewahrung oder Herstellung eines standortgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes unter Berücksichtigung des Grundsatzes Wald vor Wild. Waldverjüngungsziel des Art. 1 Abs. 2 Nr. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes: Die Bejagung soll insbesondere die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen. Sowohl Leittriebverbiss als auch der Verbiss im oberen Drittel haben im Vergleich in den letzten 3 Jahre erheblich zugenommen. Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen der Wirtschaftenden. Leittriebverbiss sowie insbesondere der Verbiss im oberen Drittel sind eindeutig zu hoch. Der Verbiss ist daher insgesamt zu hoch. Empfehlung für die Abschussplanung (unter Berücksichtigung des bisherigen Ist-Abschusses) Da der Verbiss zum großen Teil durch das Rotwild verursacht wurde, muss es das Ziel sein, den Bestand dieser Tierart durch verstärkten Abschuss zu reduzieren. Damit die hierbei entstehenden positiven Effekte auf die Waldverjüngung nicht durch das Rehwild zunichte gemacht werden, sollte die vorhandene Rehwildpopulation mindestens auf dem bisherigen Niveau gehalten, besser jedoch ebenfalls zurückgefahren werden. Die Abschussempfehlung des AELF Bad Neustadt lautet daher erhöhen. Die Eingriffe sollten sich dabei verstärkt auf die Bereiche mit starker Verbissbelastung konzentrieren. Ziel muss es sein, die aus Gründen des sich abzeichnenden Klimawandels immer wichtiger werdenden Mischbaumarten, insbesondere die Eiche, mittelfristig ohne Zaunschutz nachziehen zu können. Seite 5 von 6

6 Zusammenfassung Bewertung der Verbissbelastung: günstig... tragbar... Abschussempfehlung: deutlich senken... senken... zu hoch... X beibehalten... deutlich zu hoch... erhöhen... X deutlich erhöhen... Ort, Datum Bad Kissingen, den Unterschrift FOR Bernhard Zürner Verfasser Anlagen Auswertung der Verjüngungsinventur für die Hegegemeinschaft Formblatt JF 32b Übersicht zu den ergänzenden Revierweisen Aussagen Seite 6 von 6