Evangelische Kirchengemeinde Allmersbach im Tal Gottesdienst am Trinitatis Jesaja 6,1-13 (Pfarrerin Elke Gebhardt)

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1 Evangelische Kirchengemeinde Allmersbach im Tal Gottesdienst am Trinitatis Jesaja 6,1-13 (Pfarrerin Elke Gebhardt) Thema: Begegnungen mit dem Heiligen Predigt Liebe Gemeinde, mit dem heutigen Sonntag Trinitatis schließt der erste Teil des Kirchenjahres ab, in dem es um die Offenbarung Gottes in Jesus Christus geht: Gott zeigt sich in dem Kind Jesus in der Krippe das ist der Weihnachtsfestkreis-, im Leiden und Sterben und Auferstehen Jesu Christi das ist der Osterfestkreis -, und im Heiligen Geist, der an Jesus erinnert. Gott zeigt sich von verschiedenen Seiten, und ist doch einer. Und auch wenn man verschiedene Seiten sieht, ist doch klar, dass Gott trotzdem immer noch der ganz andere ist und unverfügbar bleibt. Mit dem heutigen Sonntag beginnt aber auch der zweite Teil des Kirchenjahres, den man zusammenfassen kann mit: die Zeit der Kirche, - die Sonntage entfalten jeweils Themen des Glaubens. Heute nun also Trinitatis Dreieinigkeit: Vater Sohn und Heiliger Geist, wie wir es im Glaubensbekenntnis sprechen. Und diese Dreiheit erinnert an eine Geschichte im Alten Testament, die das dreimal- heilig beinhaltet und diese ist uns für heute aufgegeben. Es ist eine Vision, eine Art Traum, wo Jesaja, der Prophet, im Jahr 736 vor unserer Zeitrechnung Dinge sieht und hört, die eigentlich unaussprechlich sind. Ich lese Jes. 6, zunächst V In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. 2 Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. 3 Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! 4 Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch. 5 Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. 6 Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7 und rührte

2 meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. 8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Eine geheimnisvolle und intensive Vision, die Jesaja unter die Haut geht er ist direkt beteiligt. Er kann genau angeben wann es war, in dem Jahr, wo König Usija starb, 736 v.u.z., ganz konkret in der Geschichte begegnet der Sterbliche dem Heiligen. Die Zeit des Usija war eine wirtschaftlich gute Zeit. Aber nun ist der Thron vakant. Usija war 52 Jahre an der Regierung, allerdings war er seit Jahren aussätzig, und die Rechtsgeschäfte wurden von seinem Sohn Jotam, später war es Ahas, geführt. In dem Jahr, wo die Menschen wahrscheinlich das Gefühl der Unsicherheit stärker spürten, sieht Jesaja die Herrlichkeit Gottes. Ungemein feierlich schreibt er davon, wie er 1) dem Heiligen begegnet. Das erste, was er beschreibt: Gott ist größer. Er sieht den Herrn auf einem Thron und sein Saum füllt den Tempel das drückt bildhaft aus, wer wirklich der ist, der im Regimente sitzt. Der, der sich in dem Menschenkind Jesus gezeigt hat, ist gleichzeitig so groß, dass nur der Saum seines Gewandes den Tempel füllt und der Tempel ist das mit Abstand größte Gebäude in Jerusalem. Und damit hängt zusammen: Dieser Gott wird gelobt von den himmlischen Wesen, die hier Seraphim genannt werden. Ob es Engel gibt und welchen Einfluss sie auf die Menschen haben, darüber hat es zu allen Zeiten die verschiedensten Vorstellungen gegeben. Aber eines wird durch diese Vision klar: Sie unterstehen dem Herrn, denn ihre Aufgabe ist es, Gott zu loben: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, alle Lande sind voll von seiner Ehre! Man kann auch übersetzen: Voll von seiner Macht, voll von seiner Herrlichkeit. Singen sie dreimal heilig, weil Gott sich den Menschen in drei Formen zeigt? In jedem Fall soll Gott umfassend gelobt werden, das zeigt die Dreiheit des heilig. Und deshalb beben die Schwellen des Tempels und sind voll von Rauch, von Weihrauch. Nun wird die Vision, der Traum richtig intensiv: 2) Jesaja wird vom Heiligen berührt. Er merkt: ich bin ja so ein kleines Licht gegenüber diesem heiligen Gott. Weh mir, ich vergehe! Oder: Weh mir, ich verstumme. Ich kann nicht mithalten. Ich kann Gott nicht loben wie die Engel, denn meine Gedanken und meine Lippen sind unrein, nicht heilig, ich trage Schuld mit mir, ich kann hier gar nicht dazugehören. Zu dieser

3 erschütternden Selbsterkenntnis kommt nun das Besondere: Gott will Kontakt mit den Menschen und schafft die Voraussetzungen dafür. V.6: Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7 und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. Nichts kann mehr trennend wirken. Einer der Seraphen wird geschickt, nicht um ihn zu zerstören, sondern um das Trennende wegzubrennen ein für allemal. Wir können uns nicht reinwaschen, aber Gott tut es von seiner Seite aus geschenkweise und freiwillig. Wenn wir uns fehl vor Gott fehl am Platze fühlen das gilt nicht mehr. Meine Lippen dürfen und sollen den Ruhm Gottes verkündigen. 3) Durch das Heilige berufen. 8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Der mächtige Gott, dem doch eigentlich alles zu Füßen liegt, er braucht uns, die Menschen, um zu den Menschen zu sprechen. Welch eine Würde liegt darin! Gott braucht uns. D. h. umgekehrt: er macht sich abhängig von uns! Auch hier haben die Christen in der Formulierung unser Bote einen Hinweis gesehen auf den dreieinigen Gott, der eben zu Jesajas Zeiten noch nicht offen gezeigt war. - - Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Es gibt so Fragen in unserem menschlichen Zusammenleben, da ist als Antwort häufig nur Schweigen zu hören: wer schreibt Protokoll? Wer geht in diesen Ausschuss? Oder in der Familie: Wer räumt die Küche auf? Wer spült?... - Hier ist es anders: Jesaja beantwortet diese Frage positiv: Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Es scheint, als ob Jesaja von diesen Bildern so beeindruckt ist, dass er gar nicht anders kann. Wer mag? Ich, ich, ich! Doch was soll er sagen? Er soll etwas sagen im Auftrag Gottes, etwas Wichtiges, etwas Hartes, wo eigentlich schon klar ist, das will keiner hören. Jesaja soll trotzdem reden, auch wenn es ihm dabei vorkommen wird, als sei das Reden nur dazu da, um die Menschen starrig werden zu lassen, widerborstig, verstockt. Das lese ich nun weiter, aus Jes. 6, V Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet's nicht; sehet und merket's nicht! 10 Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. 11 Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser

4 ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. 12 Denn der HERR wird die Menschen weit wegtun, sodass das Land sehr verlassen sein wird. 13 Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein. Das ist ein sehr eigenartiger Auftrag. Jesaja soll reden, und er weiß eigentlich schon, dass es umsonst sein wird. Aber es gibt ein Danach, es gibt einen Ausblick, es gibt eine Hoffnung: ein Same, einen Stumpf. - Ungeheuerliches verkündigt Jesaja: Großmächte sind, ob sie es ahnen oder nicht, Diener des Gottes Israels. Das auserwählte Volk ist nicht deshalb von Gott auserwählt, damit es ihm besonders gut ginge, sondern damit Gott in der Welt sichtbar wird als der, der immer noch ganz anders ist. Aus der Geschichte wissen wir: Ein Teil des Reiches Israel, das Nordreich geht völlig unter, wird der Großmacht Assyrien einverleibt, der andere Teil, das Südreich existiert weiter, ist aber abhängig von der Großmacht Assyrien. Dieses Südreich wird zwar einen Wechsel der Großmacht erleben, - es ist dann schließlich Babylonien -, dennoch ist es von ihr abhängig, und in dem Moment, wo es meint, sich aus dieser Abhängigkeit befreien zu können, kommt das große Desaster: Nebukadnezar zerstört mit seinen Soldaten die Hauptstadt Jerusalem und entführt die Einwohner in seinen Hauptstadt Babylon. Alles dahin. Aber wie hat Jesaja gesagt? Ein heiliger Rest, eine Same wird da sein, ein Stumpf, aus dem ein Reis neu ausschlagen wird. Und das erinnert in seinen Grundzügen sehr deutlich an Jesus: Auch er hat gepredigt, hat Gott sichtbar gemacht, drei Jünger haben ihn sogar einmal bei Licht gesehen (Mt. 17) - die Menschen waren nicht nur begeistert von ihm. Teilweise, ja. Aber in einem wichtigen Moment haben sie mit gerufen: Kreuzige ihn! So hoffnungslos das alles aussah, es gab dann doch ein Hoffnungszeichen: Jesus ist auferstanden, ein Same, ein Stumpf ist da und es gibt Neues Leben, es gibt die weitere Möglichkeit, dass Gott uns im Heiligen Geist ganz nahe kommt. Wir sind keine Propheten und wir haben in der Regel auch keine solchen Visionen. Aber wir dürfen glauben, dass dieser Gott, der so viel größer ist, der in der unsichtbaren Welt ehrfurchtsvoll angebetet wird, dass dieser Gott zu uns kommt und uns braucht. Und wozu könnte er uns brauchen? Vielleicht ist es gar nichts Großmächtiges. Vielleicht ist es nur, dass wir uns selber so einschätzen, dass wir unter dem Gott stehen, dessen Saum den Tempel füllt. Vielleicht ist es nur, dass wir Gottes Eingrei-

5 fen in unserer persönlichen Geschichte immer wieder lobend erwähnen. Vielleicht ist es nur, dass wir das für uns ernst nehmen: Gott will Kontakt mit uns, will uns begegnen im Gottesdienst, im Singen, in der Bibellese, im Gebet. Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Hier bin ich. Sende mich. Amen.