Psychisch auffällige Menschen als Klienten der Straffälligenhilfe 31. Oktober 2013 ANDREAS EGRY NEUROLOGE & PSYCHIATER JVA WEITERSTADT
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- Daniel Bruhn
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Transkript
1 Psychisch auffällige Menschen als Klienten der Straffälligenhilfe 31. Oktober 2013 ANDREAS EGRY NEUROLOGE & PSYCHIATER JVA WEITERSTADT
2 ? Auffällig? Synonyme auffällig anders, außergewöhnlich, befremdend, bizarr, eigenartig, exentrisch, fremd, fremdartig, komisch, merkwürdig, mysteriös, nicht geheuer, obskur, ominoes, schleierhaft,
3 Reaktion Damit will ich nichts zu tun haben Da halte ich mich lieber fern Das macht mir Angst Da stimmt doch was nicht Dem traue ich nicht
4 Negative Folgen Unangepasst Macht Mühe benötigt Aufmerksamkeit Fällt aus dem Rahmen Zu viel Zu laut Zu grell Stört
5 Warum nicht? Interessant Besonders Außerordentlich Extravagant Ungewöhnlich Nicht langweilig
6 Krank Muss behandelt werden Gefährlich? Ansteckend? Nicht leistungsfähig Sorgenkind Braucht Fürsorge
7 Genie & Wahnsinn Ludwig van Beethoven / Alkoholismus Richard Wagner / histrionisch-neurotisch Vincent van Gogh / schizoaffektiv-bipolar Edvard Munch / paranoide Schizophrenie Henri de Toulouse-Lautrec / Alkoholismus Charles Dickens / manisch-depressiv Guy de Maupassant / Drogenpsychose William Shakespeare / zeitweise depressiv Friedrich Nietzsche / paranoide Schizophrenie Nero / psychotisch Josef Stalin / paranoide Persönlichkeitsstörung Charles Darwin / depressiv Jeanne d'arc / paranoid-hallzuninatorische Psychose
8
9 Suizid im Hessischen Justizvollzug fanden 191 Suizide statt. Davon im ersten Monat 39% und im ersten Halbjahr 67% Sucht und psychische Erkrankung lag bei ca. 45% der Betroffenen vor Ca. 60% der Suizide ohne erkennbare Vorzeichen
10 Was heißt auffällig im Strafvollzug? Hält sich nicht an Regeln Verhält sich sonderbar Eckt an Provoziert Macht Stress Läuft nicht rund in der Alltagsroutine Ist offensichtlich verrückt
11 Daraus folgt Man muss sich vermehrt kümmern Wenn er/sie lernt, sich an die Regeln zu halten, endet der Interventionsbedarf meist an dieser Stelle und dann? Genau hinschauen. Nicht jede psychische Krankheit geht nach außen
12 Krank Einschalten des Fachdienstes, wenn offensichtliche Krankheitssymptome vorliegen Konsiliardienst Fachabteilung Externe Verlegung
13 Was wird behandelt? (eine Auswahl) Anpassungsstörungen Depressionen Angststörungen Schizophrene Psychosen Haftreaktionen Folgen eine fortgesetzten Suchtmittelmißbrauches
14 Was wird nicht behandelt? Schwere dissoziale Persönlichkeitsstörungen Dementielle Erkrankungen Komplizierter Suchtmittelentzug Posttraumatische Belastungsstörung i.s einer spezifischen Traumatherapie
15 Die Diagnose I Die Diagnose einer psychischen Erkrankung wird im Querschnitt (Aktuelle Symptome) und im Längsschnitt (Verlauf) gestellt Die psychiatrische Diagnose basiert auf eine Konstellation verschiedener Symptome (siehe ICD 10) Die Grenzen zu einer klinischen relevanten Diagnose können fließend sein Die Diagnose stellt der Psychiater
16 Die Diagnose II Damit der Psychiater eine Diagnose stellen kann, muss das multidisziplinäre Team möglichst viele Informationen zusammentragen Dennoch fließen stets subjektive Bewertungen in die Diagnose ein Wie viel Andersartigkeit kann ich tolerieren? Neben objektivierbaren Befunden muss der Arzt über ein hohes Maß an Empathie, Beziehungs-fähigkeit und klinischer Erfahrung verfügen.
17 Die Diagnose III Um eine Diagnose stellen zu können, muss in den meisten Fällen die Möglichkeit bestehen, den Gefan-genen über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einer über-schaubaren und ruhigen Umgebung behandeln zu können.
18 Was kann die Behandlung im Strafvollzug leisten? Intensive Überwachung gefährdeter Gefangener. Überschaubare, kleine Abteilung Ruhige Atmosphäre Gutes Milieu Im besten Falle speziell geschulte Vollzugsbeamte Fachärztliche Versorgung Medikamentöse Behandlung
19 Was noch? Psychologische Betreuung Im besten Falle speziell geschultes Pflegepersonal Sozialdienst Ergotherapie Arbeitstherapie Sportmöglichkeit
20 Was kann sie nicht leisten? Psychotherapeutische Behandlung Stabile Gruppenzusammensetzung Soziotraining Angehörigenarbeit Belastungserprobung Nahtlose Übergänge
21 Und nach der Entlassung? Im Vorfeld Klärung der Entlassungssituation Papiere, Versicherung, Finanzen Familie Arbeitgeber soziales Umfeld Wohnsituation ärztliche Nachsorge Anbindung an Drogenberatungsstelle Selbsthilfegruppen
22 Die therapeutische Kette Patienten, die nicht in der Lage sind, sich selber zu organisieren, brauchen konkrete Unterstützung Gute Kommunikation mit den Nachsorgeeinrichtungen Patientenorganisationen Konkreten Arzt informieren und verbindlichen Termin vereinbaren
23 Was fehlt für diese Aufgaben? Qualifiziertes Pflegepersonal in ausreichender Anzahl Um ein Stationsmilieu herzustellen muss es auch genügend Vollzugsbeamte geben Der psychologischer Dienst und die Ergotherapie müssen mit einer angemessenen Stundenzahl ausgestattet sein. Genügend ATH Plätze
24 Für eine erfolgreiche psychiatrische Behandlung ist Kontinuität eine wesentliche Voraussetzung. Die Schnittstelle zwischen Strafvollzug und dem Leben in Freiheit ist für eine langfristig gute Prognose entscheidend!
25
26 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Inhouse-Schulung For tbildung.mal-alt-werden.de
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