Erfahrungsbericht. von. Anja Kollmann. Bereich HR-Services. 01. Juni Februar 2013
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- Lennart Mann
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1 Erfahrungsbericht von Anja Kollmann Bereich HR-Services 01. Juni Februar 2013 (6. Happy Hour der AHK Tunesien am 28. Juni 2012 in der Villa Didon) 1. Vorbemerkung 2. Gründe für ein Praktikum bei der AHK Tunesien 3. Aufgabenbereich 4. Fazit
2 1. Vorbemerkung Einleitend möchte ich anmerken, dass ich zu Beginn ein viermonatiges Praktikum in der AHK Tunesien antrat. Nach zwei Monaten wurde mir kurzweg die Möglichkeit angeboten meinen Aufenthalt zu verlängern, was ich auch wahrnahm. Ab diesem Zeitpunkt wirkte ich als Projektassistentin im Human Resources-Bereich mit. Insgesamt war ich neun Monate bei der AHK Tunesien, weshalb sich mein Aufgaben- und Verantwortungsbereich möglicherweise anders gestaltet hat als bei einem normalen, kürzeren Praktikum. Dieser Bericht soll sich auf die gesamte Zeit beziehen, von der Wahl der AHK Tunesien als Praktikumsinstitution, über meine Aufgaben bis hin zu einem rückblickenden Fazit. 2. Gründe für ein Praktikum bei der AHK Tunesien Tunesien ist mehr als nur eine Urlaubsreise wert wenn Sie handfeste Praxiserfahrungen sammeln wollen in einem Umfeld, das Sie wirklich in die Abläufe einbindet. Praktikanten haben bei uns Tradition und einen hohen Stellenwert in der täglichen Arbeit. Mit diesem Satz wirbt die AHK Tunesien auf ihrer Internetseite. Rückblickend kann ich diesem in allen Punkten nur zustimmen. In meinem Studiengang Deutsch-Französische Studien an der Universität Regensburg in Kooperation mit der Université Blaise Pascal Clermont-Ferrand II ist ein Praktikum in einem frankophonen Ausland zwischen dem zweiten und dritten Studienjahr vorgesehen. Meine Suche nach einem passenden Praktikumsunternehmen ging ich sehr überlegt an, denn ich wollte einen Einblick in eine Branche erhalten, die ich mir auch für meinen weiteren beruflichen Werdegang vorstellen könnte. Schon im Studium setzte ich den Schwerpunkt auf Wirtschaft und internationale Beziehungen, aber mein Interesse galt speziell der Personalwirtschaft. Nun wollte ich während meines Praktikums erste Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. An eine Tätigkeit in Tunesien hatte ich zu diesem Zeitpunkt erst einmal nicht gedacht. Bei meiner Recherche stieß ich dann auf das Auslandshandelskammernetzwerk: eine Mischung aus offiziellem Vertreter der Deutschen Wirtschaft, bilateraler Mitgliedsorganisation und Dienstleister für deutsche Unternehmen im jeweiligen Land. Dieses vielseitige Profil und Serviceangebot gefiel mir sehr. Vor Allem die Tatsache im Ausland in einem multikulturellen Team zu arbeiten, begünstigte meine Entscheidung, mich intensiv mit den frankophonen AHKs auseinanderzusetzen. Der Internetauftritt der AHK Tunesien sprach mich bei weitem am meisten an: beim Lesen der Praktikumsberichte bekam ich das Gefühl als Praktikant dort verantwortungsvolle und interessante Aufgaben übernehmen zu dürfen und dadurch 2
3 die Möglichkeit zu bekommen, sich fachlich und persönlich weiterentwickeln zu können. Zudem fand ich den Gedanken, in einem Land zu arbeiten, das Vorreiter des Arabischen Frühlings war und nun seinen Weg in die Demokratie ebnet, als sehr spannend. Diese besondere Situation stellt für lokale Unternehmen und ausländische Investoren vor allem im Bereich Human Resources eine große Herausforderung dar: Arbeitnehmer wollen ihre Rechte stäken, es entstehen immer mehr Gewerkschaften und der Verantwortungsbereich eines Personalers wächst zunehmend. Daher fand ich es umso spannender, mehr über den HR Bereich und über Tunesien selbst zu lernen. 3. Aufgabenbereich Im HR-Bereich wurde ich zur Unterstützung eines Projekts eingesetzt. Die AHK Tunesien betreute zu diesem Zeitraum drei Projekte im Bereich Weiterbildung, darunter das Projekt Über Fortbildung zum Arbeitsplatz und zu einer verbesserten Personalentwicklung, bei dem ich mitwirken durfte. Dieses ist Teil des Offenen Regionalfonds zur Qualifizierung und Beschäftigungsförderung Jugendlicher in der Region MENA, das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der giz geleitet wird. Zu Beginn des Projekts wurde Ende 2011 eine Bedarfsumfrage unter 200 in Tunesien ansässigen Unternehmen erhoben, die benötigte Qualifikationen für zu besetzenden Stellen identifizieren sollte. Hintergrund ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die damit verbundene Perspektivlosigkeit unter tunesischen Absolventen. Dennoch gibt es tausende unbesetzter Stellen in den Unternehmen. Mithilfe der Informationen aus der Bedarfsanalyse wurden Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt und durchgeführt, die diese Lücke überbrücken können und eine höhere Beschäftigungsfähigkeit ermöglichen. Damit wird auf den kurzfristigen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften eingegangen. Langfristig werden die gelehrten Kursinhalte an das tunesische Ministerium für Bildung weitergegeben, um schließlich die Lehrpläne an Berufsschulen zu reformieren. Die Weiterbildungsmaßnahmen richten sich an frisch diplomierte Berufsschul- und Hochschulabsolventen oder solche, die seit kurzem arbeitssuchend sind. Durch theoretische Kurse erhalten die Kandidaten Zusatzqualifikationen, die von den befragten Unternehmen gewünscht wurden, die daraufhin innerhalb eines Praktikums vertieft werden können. Somit sind diese jungen Leute in kurzer Zeit einsatzbereit. Für Personalverantwortliche eines Unternehmens besteht ebenfalls die Möglichkeit, eine Zusatzqualifikation zur Optimierung der Personalprozesse zu erwerben. Ziel des Projekts ist es, insgesamt 500 Jugendliche weiterzubilden und mindestens 250 in einem Unternehmen platzieren zu können. 3
4 Meine Aufgaben bestanden darin, anhand der Resultate der am Projektanfang durchgeführten Bedarfsanalyse die Unternehmen mit Rekrutierungs- und Weiterbildungsbedarf zu identifizieren und diesen in einem zweiten Schritt Profile von passenden Kandidaten anzubieten, die daraufhin in das Programm aufgenommen wurden. Dabei unterstütze ich sie bei der Organisation von Bewerbungsgesprächen mit den potenziellen Kandidaten. Nachdem die Unternehmen ihre Wahl getätigt hatten, kontaktierte ich die Teilnehmer und lud sie zu den Kursen ein. Gleichzeitig wurde mit dem Trainer die Kursinhalte besprochen und alles Logistische organisiert (Seminarraum, Verpflegung und ähnliches). Nach Ende des Theoriekurses begannen die Kandidaten ihr Praktikum im Unternehmen. Bei diesem Schritt stand ich den Praktikanten und Unternehmen bei etwaigen Problemen beratend zur Seite und erfragte regelmäßiges Feedback von beiden Seiten. Zudem versuchte ich laufend, neue Unternehmen für das Projekt anzuwerben. Dafür besuchte ich verschiedene relevante Veranstaltungen (Messen, Regionalmeetings, Konferenzen), verschickte Rundmails an Kontakte aus der Datenbank oder verfasste Artikel, die daraufhin im Internet oder in der AHK-Zeitung P&D publiziert wurden. In einem zweiten Schritt traf ich HR-Verantwortliche zu einem persönlichen Gespräch, um weitere Details zum Projekt zu liefern und diese als etwaigen neue Partner im Projekt gewinnen zu können. Ferner war ich mitverantwortlich für die Budgetverwaltung des Projekts. Eingehende Rechnungen durfte ich in der projektinternen Buchhaltung erfassen und ausgehende Rechnungen erstellen und verschicken. Abgesehen von der Projektarbeit konnte ich durch die Vertretung am Front-Office- Bereich in den ersten zwei Monaten einen Einblick in die Integrität der Kammer erhalten. Bei Abwesenheit der Kollegin ist es Aufgabe der Praktikanten, Kunden zu empfangen, Erstinformationen zu geben, Anrufe anzunehmen und diese an die Kollegen weiterzuleiten. Zudem gehörte der Post Ein-und Ausgang zu den zu absolvierenden Tagesaufgaben. Des Weiteren nahm ich sowohl an den zweiwöchig stattfindenden Kammermeetings teil, als auch an den verschiedenen Veranstaltungen der AHK Tunesien (Happy Hour für alle Mitgliedsunternehmen, Regionaltreffen, Teamseminare, etc.). 4
5 4. Fazit Meine Zeit bei der AHK Tunesien sehe ich sowohl als sehr wertvoll für meinen persönlichen Horizont als auch für meinen beruflichen Werdegang an, zumal ich die Gelegenheit bekam, meinen Aufenthalt zu verlängern, was mir ein intensiveres Auseinandersetzen mit meinen Aufgaben und mit dem Tätigkeitsfeld einer AHK ermöglichte. Die Betreuung fand ich sehr gut, da ich zum einen bereits vor Ankunft weitreichende Informationen anhand des Praktikanteninfos -Manuals erhielt, das von ehemaligen Praktikanten geschrieben wurde und somit sehr nützliche Tipps zu Wohnungssuche, Freizeitaktivitäten, und Kultur bereithielt. Zum anderen, was ich sehr schätzte, wurde ich nach Ankunft, wie alle anderen Praktikanten auch, direkt als neuer Mitarbeiter auf Zeit ins Team integriert und in die verschiedenen Bereiche der AHK eingeführt, um von Anfang an einen umfassenden Einblick in die Tätigkeitsfelder der AHK zu bekommen. Positiv überrascht war ich von dem sehr familiären Arbeitsklima, das unter den Kollegen herrscht. Generell ist hier festzuhalten, dass die AHK Tunesien sehr viel Wert auf Teamwork legt und regelmäßige Events zum Teambuilding organisiert. Vom ersten Tag an wurde ich mit verantwortungsvollen Aufgaben beauftragt und durfte aktiv im Projekt mitwirken. Die Mitarbeit in einem entwicklungspolitischen Projekt fand ich sehr interessant und bereichernd. Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation verhinderte oft einen reibungslosen Projektablauf. Streiks, kurzfristige Absagen von Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen oder das Nicht- Erscheinen der Kandidaten zu Bewerbungsgesprächen stellten mich anfangs vor eine große Herausforderung. Ich lernte aber mit der Zeit, spontan und professionell auf neu entstandene Situationen zu reagieren und schnell Probleme zu lösen. Die Rolle als Vermittler zwischen Unternehmen, arbeitssuchenden Tunesiern und dem Auftraggeber giz ermöglichte es mir, gleichzeitig einen Einblick in die entwicklungspolitische Arbeit einer international agierenden Organisationen zu erhalten, als auch die frappierenden Konsequenzen einer Revolution und eines politischen Umbruchs auf die Privatwirtschaft und die Investitionen ausländischer Unternehmen zu spüren. Durch das umfangreiche und vielfältige Aufgabenspektrum konnte ich in vielerlei Hinsicht dazulernen und mich in vielen Bereichen weiterentwickeln. Auf professioneller Ebene konnte ich zum einen durch den regelmäßigen Kontakt mit frankophonen Kunden und Kollegen mein Wirtschaftsfranzösisch festigen, zum anderen durch die spezielle Arbeit in einem Projekt wichtige Schlüsselkompetenzen in Projekt-, Knowledge- und Zeitmanagement erwerben. Die Arbeit in einem deutschtunesischen Umfeld war sehr bereichernd und ich war erstaunt, wie gut ich Erlerntes aus zahlreichen interkulturellen Seminaren anwenden konnte. Mir wurde bewusst, wie wichtig Vorkenntnisse im Themengebiet kulturelle Unterschiede sind, dass aber 5
6 die Theorie nicht ausreicht und man Erfahrungen auch im Land selbst sammeln muss. Dank meines Aufenthalts konnte ich hautnah erfahren, dass Tunesien viel mehr zu bieten hat als nur Sandstrände und Couscous. Zahlreiche Ruinenstätten aus der Antike, eine ausgewogene und abwechslungsreiche Küche, ein reiches Kulturleben und sehr unterschiedliche Naturlandschaften machen Tunesien zu einem sehr sehenswerten Land. Trotzdem sollte man nicht unterschätzen, dass es sich in einem Transformationsprozess befindet, die politische Situation nicht stabil ist und die Wirtschaft noch immer auf den langersehnten Aufschwung nach der Revolution wartet. Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen und ermutige jeden, sich selbst ein Bild von der aktuellen Situation zu verschaffen. Die aber wohl wichtigste Erkenntnis, die ich aus meiner Zeit in der AHK zog, ist die Erkenntnis, eine berufliche Zukunft im Bereich Human Resources anstreben zu wollen. Ich hatte die Möglichkeit, einen Einblick in die verschiedenen Aspekte dieses Bereichs zu bekommen, mit Experten auf diesem Feld zusammenarbeiten und HR- Verantwortliche aus verschiedenen Unternehmen kennenzulernen. An dieser Stelle möchte ich mich bei Dagmar Ossenbrink und Natascha Boussiga bedanken, die mir die Möglichkeit gegeben haben, eine erste praktische Erfahrung in der AHK Tunesien zu machen, sowie bei allen Kollegen aus dem HR-Büro, die mich herzlich aufgenommen und mir ein sehr angenehmes Arbeitsklima bereitet haben. Einen besonderen Dank möchte ich meiner Betreuerin Lilia Nafti aussprechen, die mir von Beginn an viel Verantwortung übertragen hat, womit ich anfangs manchmal überfordert war, ich aber nur so über mich hinauswachsen konnte. Merci pour ton soutien et ta confiance! Abschließend kann ich jedem, der sich ein abwechslungsreiches Praktikum in einem familiären, aber dennoch professionellem Ambiente wünscht und sich den Herausforderungen einer aufkommenden Demokratie stellen möchte, ein Praktikum in der AHK Tunesien empfehlen. 6
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