Studie zur Wirksamkeit ambulanter Beratung bei Alkoholproblemen
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- Alexander Roth
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1 Newsletter Juni 2015 Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme Studie zur Wirksamkeit ambulanter Beratung bei Alkoholproblemen Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme ZFA Josefstrasse 91, 8005 Zürich ,
2 Ambulante Beratung bei Alkoholproblemen wirkt nachhaltig In der Schweiz nehmen jährlich knapp zehntausend Personen eine ambulante Beratung aufgrund ihrer Alkoholprobleme in Anspruch. Erstmals weisen nun Forschende des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) der Universität Zürich nach, dass 60 Prozent der Klientinnen und Klienten ein Jahr nach einer Alkoholberatung weiterhin keinen oder weniger Alkohol konsumieren. Die Studie 1, an der sich auch die Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme beteiligte, zeigt zudem, dass die Beratung positive Veränderungen im Gesundheitszustand und bei der Lebenszufriedenheit bewirkt. Hintergrund Bislang gab es keine vergleichbaren, aussagekräftigen Erkenntnisse über die Wirksamkeit ambulanter Beratungen bei Personen mit Alkoholproblemen in der Schweiz. Die vorliegende Studie liefert erstmals Ergebnisse zur mittel- und längerfristigen Wirksamkeit ambulanter Beratung bei Personen mit Alkoholproblemen und erlaubt Aussagen über deren differenzielle Wirksamkeit in Abhängigkeit von Klienten- und Beratungscharakteristika. Methodik An der multizentrischen, überkantonalen Studie beteiligten sich fünf Fachstellen 2 aus den Kantonen Aargau, Bern und Zürich. Es konnten 858 Klientinnen und Klienten befragt werden, die aufgrund des eigenen Alkoholgebrauchs in ambulanter Behandlung waren. Erhoben wurden der Alkoholkonsum, der Gesundheitszustand, die Lebenszufriedenheit, der Konsum weiterer Substanzen sowie die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten im zeitlichen Verlauf zwischen Beratungseintritt, Beratungsaustritt sowie sechs und zwölf Monate nach Beratungsaustritt. Das Hauptergebniskriterium bildete, nebst einer Reduktion des Alkoholkonsums, ein nicht-problematischer Alkoholkonsum. Dieser wurde anhand der Kurzversion des Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT-C) ermittelt. Mittels logistischen Regressionsanalysen wurde weiter überprüft, welche Klienten- und Beratungscharakteristika einen erfolgreichen Beratungsverlauf vorhersagen. Darunter wird ein nicht-problematischer Alkoholkonsum sechs und zwölf Monate nach Beratungsaustritt verstanden. 1 Studie 'Wirksamkeit ambulanter Beratung bei Alkoholproblemen' des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF). Zürich: ISGF-Bericht Nr. 356, Juni Aargauische Stiftung Suchthilfe ags, Berner Gesundheit, Beratungszentrum Bezirk Baden, Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme sowie der assoziierte Partner Blaues Kreuz, Kantonalverband Bern 2
3 Wichtigste Ergebnisse Die Klientel der Beratungsfachstellen ist sowohl hinsichtlich des Alkoholkonsums bei Eintritt als auch des Alkoholkonsumziels sehr heterogen: 44 Prozent verfolgten das Ziel 'Trinkmengenreduktion', 41 Prozent verfolgten das Ziel 'Abstinenz'. Von den 564 Klienten und Klientinnen mit problematischem Alkoholkonsum bei Beratungseintritt waren bei Behandlungsabschluss 45 Prozent abstinent oder ihr Konsum war nicht problematisch. Sechs Monate nach Austritt waren dies noch 41 Prozent, zwölf Monate nach Austritt 43 Prozent. Von 260 Personen, die nach einem stationären Aufenthalt oder einem Entzug ohne problematisches Konsummuster waren und eine ambulante Alkoholberatung in Anspruch nahmen um einen Rückfall zu verhindern, waren 87 Prozent bei Behandlungsabschluss abstinent oder ohne Problemkonsum. Jeweils 80 Prozent wiesen diesen Status auch sechs und zwölf Monate später auf. Von den insgesamt 858 Studienteilnehmenden konnte bei 64 Prozent der Behandelten beim Austritt eine Reduktion des Alkoholkonsums erzielt werden. Sechs und zwölf Monate später waren dies noch 59 Prozent bzw. 62 Prozent (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1: Veränderung des Alkoholkonsums im Vergleich zum Eintritt 64% 59% 62% Geringerer Konsum Gleicher Konsum Höherer Konsum 24% 26% 25% 12% 15% 13% Austritt 6 Monate nach Austritt 12 Monate nach Austritt «Berücksichtigt man die geringe mittlere Anzahl der Beratungssitzungen, ist das eine recht hohe Erfolgsquote», erklärt Dr. Severin Haug, Forschungsleiter am Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung. Die mittlere Anzahl der Beratungssitzungen lag bei zehn Einzelsitzungen und einer Gruppensitzung. Der Studie zufolge bewirkten die Beratungen überwiegend positive Veränderungen im Gesundheitszustand und der Zufriedenheit mit unterschiedlichen Lebensbereichen. So berichteten sechs und zwölf Monate nach dem Austritt in etwa doppelt so viele Klientinnen und Klienten hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes von positiven als von negativen Veränderungen. 3
4 Die Besserungen gingen nicht mit einem höheren Konsum anderer Substanzen einher. Ausserdem zeigte sich nach Beratungsabschluss eine geringere Inanspruchnahme von weiteren Behandlungsangeboten (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Inanspruchnahme alkoholspezifischer Behandlung innerhalb der letzten 6 und 12 Monate vor den jeweiligen Befragungen 67% 43% 35% 44% Beratungseintritt 6 Monate nach Beratungsaustritt 12 Monate nach Beratungsaustritt 16% 10% 22% 9% 5% 24% 21% 17% 6% 7% 9% 8% 7% 4% 4% 4% 2% 1% 4% 1% 1% 2% 1% Mind. 1 Angebot Ambulante Suchtbehandlung Stationäre Suchtbehandlung Psychologische Behandlung Selbsthilfegruppe Antabus Campral Substitution Medizinische Notfallhilfe Einen erfolgreichen Beratungsverlauf zeigten häufiger ältere Personen, Personen mit höherer Lebenszufriedenheit, Klientinnen und Klienten ohne problematischen Alkoholkonsum bei Beratungseintritt und diejenigen mit dem Ziel 'Abstinenz'. Die Studie zeigt zudem auf, dass bei Klientinnen und Klienten mit planmässigem Behandlungsabschluss die Behandlungsergebnisse deutlich besser ausfallen. Die Autoren leiten daraus die Empfehlung ab, dass Kontaktverluste und -abbrüche möglichst vermieden werden sollten. Schlussfolgerungen Insgesamt sprechen die vorliegenden Ergebnisse für die mittel- und längerfristige Wirksamkeit ambulanter Alkoholbehandlung, indem sie zur Förderung eines nicht-problematischen Alkoholkonsums sowie zur Verbesserung der Gesundheit und Lebenszufriedenheit beiträgt. 4
5 Kontakt Zürcher Fachstelle für Alkoholprobleme, Zürich Barbara Willimann, Geschäftsführerin, , Peter Eggli, Leiter Fachbereich Beratung und Therapie, , Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF, Zürich PD Dr. Severin Haug, Forschungsleiter, , Universität Zürich, Zürich Die Medienmitteilung und Gesamtstudie sind unter abrufbar Zürich, 17. Juni
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