Das Geheimnis eines alltagstauglichen. Papier ist geduldig: Präsentation 01/14

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1 Präsentation 01/14 Papier ist geduldig: Fine-Art-Medien Handgebundene, auf Fine-Art-Medien gedruckte Bücher sind noch immer eine Rarität. Erst in jüngster Zeit werden Papiere mit definierter Laufrichtung vermarktet, was eine Grundvoraussetzung für eine sinnvolle, buchbinderische Verarbeitung ist. Markus Paul Müller analysiert in einem weltweit ersten Test für FineArtPrinter die Qualitäten aller relevanten Fine-Art-Medien, die für den Doppelseitendruck angeboten werden Hochwertige, handgebundene Portfolio- Bücher sind noch immer eine Rarität. Ein derart umfangreiches Prunkstück wie auf diesem Firmenfoto von Hahnemühle erfordert nicht nur einen zeitaufwendigen Druckvorgang, sondern auch fachmännische, buchbinderische Verarbeitung Das Geheimnis eines alltagstauglichen Fine-Art-Buches ist noch immer ein möglichst geringer Farbauftrag.»Was soll das?«, werden Sie sich zurecht fragen. Durch einen maximalen Farbauftrag erreicht man auf den Papieren einen großen Gammut und somit eine für Fine-Art-Papiere typische Farbbrillanz. Doch wenn ein solchermaßen optimal gedrucktes Portfolio-Buch intensiv genutzt wird, reiben sich, speziell an Stellen hohen Farbauftrags, die Farbpigmente durch die Blattbewegungen ab. Profis produzieren aus diesem Grund Inkjet- Bücher mit verringertem Farbauftrag. Liegt das an den Papieren, an der Beschichtung oder an den Pigmenten? Zunächst erläutere ich, wie wir die Papiere getestet haben und welche Kriterien wie bewertet wurden. Laufrichtung einer Papierrolle SB Schmalbahn BB Breitbahn 48 fine art printer

2 vom einzelschuss zur ausstellung fine art printer Doppelseitig bedruckbare im Praxistest Die bewerteten Medien sind auf Seite 55 in einer Tabelle aufgelistet, auch die Laufrichtung der für den Test eigens gelieferten Papiere können Sie dort ersehen. Bei dieser Gelegenheit eine positive Feststellung: Entgegen der allgemein verbreiteten Behauptung, dass innerhalb einer Verpackung Papiere unterschiedlicher Laufrichtung verpackt sind, fand ich immer nur Papiere einer Laufrichtung. Das erleichtert schon mal die Arbeit, wenn man Papiere bedruckt, die gefalzt oder gebunden werden sollen. Ich möchte jedoch deutlich darauf hinweisen, dass meine Feststellung keine allgemeine Garantie bedeutet. Ob die Hersteller Schmal- oder Breitbahn verpacken, muss man notfalls selbst prüfen. Lediglich bei Hahnemühle Book & Album und Harman Matt Fibre Duo ist auf den Verpackungen die Laufrichtung des Inhalts definiert. Übrigens sind derartige Informationen im Papiermarkt selbstverständlich. Wenn der Reiß- und Biegetest nicht genau die Laufrichtung anzeigt, hilft immer die Feuchtigkeitsprobe. Man befeuchtet einseitig das Blatt Papier und legt es mit der feuchten Seite auf den Tisch. Die Laufrichtung verläuft parallel zu der Seite, die sich nach oben wölbt. Dieses Beispiel zeigt uns, dass es sich um eine Schmalbahn handelt Farbmanagement: Weniger Tinte für CellulosePapiere Die Oberfläche der Papiere wurde im bedruckten Zustand getestet. Doch zunächst habe ich zu jedem Papier eine passende Linearisierung angefertigt und mit identischem Farbauftrag für Das Kernproblem der doppelseitig bedruckbaren Papiere ist die Laufrichtung der Papierfasern. Als Verarbeiter muss man die Laufrichtung des Papiers kennen. Nur so kann man entscheiden, ob das Papier überhaupt für eine querformatige Buchproduktion geeignet ist, da sich Papier nur parallel zur Faser sinnvoll rillen und falzen lässt In einem Buch wirkt es meist sehr störend, wenn die Motive der Rückseite durchscheinen jedes Papier ein passendes Profil geschrieben. Damit ist sichergestellt, dass ich dem Papier nicht etwas abverlange, was es nicht leisten kann. Für die Linearisierung und Profilierung nutzte ich die Rip-Software Studio Print von Ergosoft auf dem Epson Beim Farbauftrag habe ich allerdings zwischen Baumwollund Cellulosepapieren unterschieden, da Letzteres weniger Tinte verträgt. Die Empfindlichkeit der Oberfläche wurde danach beurteilt, wie empfindlich die Oberfläche gegenüber Kratzern und Fingerabdrücken ist. Dabei habe ich möglichst gleichmäßig mit den Fingernägeln über die Papieroberfläche gekratzt. Als Letztes stand für mich dann noch die Festigkeit der Pigmente im Vordergrund. Dabei fine art printer 49

3 Präsentation 01/14 Links abgebildet ist das Hahnemühle Photo Rag Duo, dessen Oberfläche beim Falten aufgrund der langfasrigen Baumwolle sofort reißt. Daneben steht im Vergleich das Hahnemühle Book & Album, das deutlich geringere Oberflächenrisse aufweist. Rechts davon sieht man das Harman Fibre Matt Duo, welches stellvertretend für alle Cellulose Papiere sein kann. Die kurzfasrigen Cellulosepapiere haben nicht die Tendenz, dass die Oberfläche nach mehrmaligem Gebrauch Risse zeigt habe ich mit den Fingern über die schwarze Fläche mit der maximalen Dichte gerieben. Anhand eines Testbildes wurde auch die Opazität geprüft. Ich habe ein ausgewogenes Testbild auf alle Papiermuster gedruckt und diese mit dem Motiv nach unten auf ein weißes Blatt gelegt. Bei leichtem Anheben des Testblattes sollte man daher das nun rückseitige Testbild nicht sehen können. Auf diese Weise lässt sich simulieren, wie sich das Blatt später in einem Buch oder Portfolio verhält. Vorder- und Rückseiten- Beschichtung sind identisch Die gleichmäßige Beschichtung der Vorder- und Rückseite wurde dadurch getestet, dass ich den Colorcheck-online-Farbkeil auf Vorder- und Rückseite gedruckt habe und die Druckergebnisse dann mithilfe des Editions-Tools verglichen habe (siehe FineArtPrinter 4/2012). Die Toleranzen bei der Auswertung der Farben von Vorder- und Rückseite im Editions-Tool sind so eng, dass man von einem identischen Farbeindruck sprechen kann. Die ausführlichen Testergebnisse können unter mit dem Benutzernamen FAP_Papiertest und dem Passwort FAP_Papiertest eingesehen werden. Sämtliche Papiere haben die engen Kriterien eingehalten, somit ist der Farbeindruck auf den beiden Seiten eines Blattes identisch. Abschließend habe ich die Papiere auf deren Eigenschaften bei der Weiterverarbeitung getes tet. Das Rillen der Papiere ist bei der Portfolio- und Albenproduktion sehr wichtig. Dazu habe ich die bedruckten Papiere mit und gegen die Laufrichtung gerillt und dann jeweils zweimal hin und her gefaltet. Dadurch erkennt man schnell, ob die Oberfläche des Papieres bricht. Das so geschwächte Papier sollte auch nicht reißen. Würde das Papier bei einer derartigen Belastung gleich reißen, ist auch zu befürchten, dass bei einer Fadenheftung der Bindefaden das Papier wie Butter durchschneidet. Diese Tests sind keinesfalls wissenschaftlich fundiert und können von jedem nachgemacht werden. Außerdem sind diese Tests sehr praxisnah und sollen die Stärken und Schwächen der Papiere aufzeigen. Der Preis der Papiere und ihre Eigenschaften wie Haltbarkeit bleiben dabei unbeachtet, weil meiner Meinung nach beides keine Begründung für eine schlechte Eigenschaft in der Verarbeitung sein darf. Nachfolgend erläutere ich lediglich die negativen Eigenschaften, die meiner Erfahrung nach nicht akzeptabel sind. Die Auflistung erfolgt nach Herstellern, da es sich bei vielen Produkten lediglich um unterschiedliche Grammaturen handelt. Photo Rag Duo, weich, empfindlich und nur als Schmalbahn Das Traditionshaus Hahnemühle begann schon vor einigen Jahren, seinen Klassiker Photo Rag auch beidseitig zu beschichten. Das Papier mit der Bezeichnung»Photo Rag Duo«gehört zu den Baumwollpapieren, und die weiche Ober- 50 fine art printer

4 vom einzelschuss zur ausstellung fine art printer wird. Bei der Fertigung von Portfolios ist dies künftig einer meiner Favoriten. Innova IFA 25 und IFA 05 Schwächeln bei der Opazität Das IFA 25 und IFA 05 von Innova haben perfekte Eigenschaften beim Rillen, und auch bei der Fadenheftung lassen sich diese Papiere gut verarbeiten. Zudem gibt es keinen Abrieb der Pigmente trotz hohem Farbauftrag. Der Fingerabdrucktest ergibt außerdem, dass die beiden Papiere unempfindlich sind. Die Kratzer äußern sich wie bei jedem der getesteten Papiere als dumpfe Stellen, doch beim IFA 25 sind diese zu deutlich erkennbar, beim IFA 05 stören sie hingegen kaum. Die Laufrichtung beim IFA 05 ist Breitbahn, beim IFA 25 eine Schmalbahn, was ich an dieser Stelle sehr bedaure. Eine große Schwachstelle ist jedoch die Opazität. Im direkten Vergleich mit dem Hahnemühle Book & Album scheint bei beiden Innova-Papieren deutlich das Testbild durch. Dies könnte man jedoch mit einem geringeren Farbauftrag lösen. Allen Vermutungen zum Trotz habe ich in den beiden Verpackungen keinen für Innova in der Vergangenheit beinahe typischen Schnittstaub gefunden. Meine anfängliche Behauptung, dass es leider nicht möglich sei, ein Fine-Art-Buch mit faszifläche wird von den Anwendern geliebt, die mit dem Photo Rag Duo allerdings auch ein Papier mit großer Empfindlichkeit ins Herz geschlossen haben. Die Oberfläche lässt sich leicht zerkratzen, und Fingerabdrücke und Druckspuren durch das Blättern werden im Gebrauch schnell sichtbar. Der Abrieb der Pigmente ist, wie bei jedem Baumwollpapier, in geringem Umfang gegeben. Photo Rag Duo lässt sich gut für die Fadenheftung verarbeiten, jedoch ist das Papier mit seiner Grammatur von 276 g/m 2 grundsätzlich viel zu steif. Die mir gelieferte Verpackung enthielt außerdem Papierbogen in Schmalbahn als Laufrichtung, wodurch sich dieses Papier nicht für querformatige Portfolios verwenden lässt. Book & Album in Breitbahn, allerdings sehr kratzempfindlich Das neue Book & Album hingegen ist als Breitbahn aus der Rolle geschnitten und lässt sich hervorragend rillen. Mit diesen Eigenschaften würde es sich sehr gut für querformatige Portfolios verwenden lassen, wenn die Oberfläche sich im Vergleich zum Vorgänger Photo Rag Duo nicht so deutlich verschlechtert hätte. Die Oberfläche lässt sich sehr schnell aufkratzen, und das Papier ist sehr knickempfindlich. Beide Kritikpunkte führen dazu, dass dieses Papier meiner Einschätzung nach nicht für Portfolios geeignet ist, sondern nur in Büchern verwendet werden sollte. Bei einer Fadenheftung sollte man den Faden behutsam spannen. Harman Matt Fibre Duo Überzeugt rundum Das Harman Matt Fibre Duo dagegen ist in allen Punkten perfekt. Der Grund dafür ist, dass das Papier als Grundstoff aus Cellulose gefertigt Schmalbahn: Der Zuschnitt schränkt die Nutzung drastisch ein Canson Rag Photographique Duo ist mit dem Hahnemühle Book & Album in seinen Eigenschaften identisch. Doch auch dieses Papier wurde als Schmalbahn geliefert. Grundsätzlich ist es mir unverständlich, weshalb beidseitig bedruckbares Papier als Schmalbahn aus der Papierrolle geschnitten wird. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren kein einziges hochformatiges Portfolio-Buch produziert und aus diesem Grund auch kein Papier in Schmalbahn benötigt. Selbst Faltkarten lassen sich aus einem A3+-Bogen nur zu einer maximalen Breite von 16,5 cm verarbeiten. Würden wir die getesteten Papiere lediglich nach dieser Grundvoraussetzung bewerten, wäre für einen Großteil der Papiere der Test hier schon beendet. fine art printer 51

5 Präsentation 01/14 Das doppelseitig bedruckbare Papier Moab Lasal Dual Semigloss bricht nach zweimaligem Falten so sehr, dass die obere Papierschicht sich abhebt. Dadurch ist das Papier sehr geschwächt und kann leicht reißen nierender Dichte zu drucken, kann ich nach diesen ersten Ergebnissen folgendermaßen begründen: Die beiden Probleme des Abriebs der Pigmente und das Durchscheinen des rückseitigen Drucks können nur dadurch verhindert werden, dass der Farbauftrag deutlich minimiert wird. Jedoch erreichen wir dadurch nicht die beeindruckende Brillanz, wofür diese Papiere eigentlich stehen. Doch sollte man unbedingt den Farbauftrag so weit reduzieren, dass die Pigmente nicht abgerieben werden können. Gerade bei Büchern und Portfolios ist immer wieder zu erkennen, dass sich die Motive auf dem gegenüberliegenden Blatt abdrücken. Moab macht den Zuschnitt bestens: Breitbahn Aus dem Hause Moab habe ich gleich vier Papiere im Test. Alle vier weisen die von mir bevorzugte Laufrichtung Breitbahn auf. Das Entrada Rag Bright und Natural sind kaum empfindlich. Der Abrieb der Pigmente ist kaum erwähnenswert und Fingerabdrücke sind nicht erkennbar. Die Variante Natural ist ein wenig empfindlicher gegenüber Kratzern als das Bright, jedoch sind beide so, dass sie kaum als störend empfunden werden können. Bei der Heftung mit Faden erweist sich das Papier als ausreichend fest. Bei der Rillung bricht die Oberfläche auf die übliche Weise. Im Vergleich zum Hahnemühle Book & Album scheint die Rückseite leicht mehr durch, bleibt allerdings noch im erträglichen Rahmen. Da dieses Papier mit seinen 190 g/m 2 sehr leicht ist, aber dennoch ein hohes Papiervolumen hat, lässt es sich erstaunlich gut blättern, ohne dass es wie das Hahnemühle Book & Album für Knicke anfällig ist. Das Lasal Photo Matt DS ist in allen Punkten perfekt. Die Opazität des Papieres ist erstaunlich gut. Hingegen bin ich von dem Lasal Dual Semigloss nur wenig begeistert. Die Oberfläche bricht sofort nach dem Falten und dabei löst sich die obere Papierschicht an der Bruchstelle ab. Beim Versuch, es zu rillen, scheitert man daran, dass diese Rille kaum einen Nutzen hat. Da die hohe Bruchneigung der Oberfläche beim Falten besteht, ist es auch kaum verwunderlich, dass sich ein Faden wie ein Messer durch das Papier schneidet. Grundsätzlich rate ich davon ab, aus glänzendem Papier ein Buch zu fertigen, da die Papiere zu starr sind. Dass glänzende Materialien unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken und Abrieb der Pigmente sind, liegt an der Beschichtung der Papiere und gilt als allgemein bekannt. Brilliant Supreme leider nur in Schmalbahn geliefert Am Brilliant Supreme Matt Paper Duo lässt sich nur kritisieren, dass die Laufrichtung Schmalbahn ist und dass das Papier beim Fadenheften leicht reißt. Ein Grund, warum Papiere aus Cellulose beim Rillen und Falten ein perfektes Bild abgeben, sind die kurzen Papierfasern von Cellulosepapieren. Die langen Papierfasern der Baumwollpapiere sind dafür verantwortlich, dass die Oberfläche beim Falten und Rillen bricht. Mediajet überzeugend, aber nur als Schmalbahn lieferbar Mediajets Photo Art White Matt bietet in allen Punkten ein überzeugendes Ergebnis, leider habe ich von diesem Papier nur eine Schmalbahn erhalten. Laut Aussage der R. Rauch GmbH können sie keinen Einfluss darauf nehmen, welche Laufrichtung in einer Verpackung 52 fine art printer

6 vom einzelschuss zur ausstellung fine art printer ist. Nur bei einer größeren Abnahmemenge könnte eine andere Laufrichtung herausgeschnitten werden. Die Papiere Rauch DSR 120 und DSR 170 sind in Bezug auf Farbauftrag mit Vorsicht zu verwenden. Man muss den Farbauftrag unbedingt so anpassen, dass das Papier sich nach dem Bedrucken nicht wellt. Diese Wellen bleiben dauerhaft erhalten und die Opazität leidet ebenfalls darunter. Wegen der geringen Grammatur muss bei der Fadenheftung mit Gefühl gearbeitet werden, doch bei derartigen Grammaturen ist das ein normaler Umstand. Tecco will künftig auch Breitbahn liefern Von Tecco gibt es drei Papiersorten zu kaufen. Das hochwertige und haltbare PFR 200, das halbglänzende DS 275 und die PD-Reihe mit den Grammaturen 190, 250 und 305 g/m 2. Das PFR 200 hat eine sehr unempfindliche Oberfläche und eignet sich gut für die Fadenheftung. Lediglich die leichte Bruchneigung der Oberfläche ist hier zu bemängeln. Das PD 190 benötigt wie das Papier von Rauch einen sehr geringen Farbauftrag, um den Abrieb der Pigmente und die Neigung, sich zu wellen, zu verhindern. Die Grammaturen 250 g/m 2 und 305 g/m 2 hingegen vertragen einen höheren Farbauftrag, und die Pigmente lassen sich nicht so leicht abtragen. Grundsätzlich lassen sich die Papiere der PD-Serie gut fadenheften und haben eine gute Opazität. Laut Aussage von Tecco ist es möglich, die Papiere als Breitbahn zu erhalten. Entweder wendet man sich dazu direkt an Tecco oder der Fachhändler kann auf Anfrage Breitbahn liefern. Unsere Kritik, dass Schmalbahn bei beidseitig bedruckbaren Papieren wenig Sinn macht, wurde von Tecco bestätigt und eine Änderung wird angestrebt. Das halbglänzende Papier DS 275 muss sich in einem Punkt deutliche Kritik gefallen lassen. Beim Kratztest mit dem Fingernagel wird die komplette Schicht abgeschabt. Die Oberfläche ist im direkten Vergleich mit dem Moab Lasal Dual Semigloss sehr kratzempfindlich. Im direkten Vergleich hat das DS 275 auch bei der Opazität große Defizite. Auf Awagami Inbe und Bamboo nur geringer Farbauftrag sinnvoll Als Letztes teste ich zwei Awagami-Papiere: das Awagami Inbe Extra Thick White und das Bamboo. Die Pigmente lassen sich sowohl beim Inbe als auch beim Bamboo sehr leicht abtragen, obwohl der Farbauftrag gering ist. Ich vermute, dass es kaum möglich ist, dieses Problem zufriedenstellend zu lösen. Grundsätzlich kann man das Problem des Abtragens der Pigmente mit sogenannten Schutzsprays wie dem Hahnemühle Protective Spray verbessern, doch bieten diese Sprays keinen absoluten Schutz. Das Problem bei derartigen Sprays ist, dass sie lediglich die Tintenempfangsschicht von innen härten und somit die Tintenempfangsschicht stabiler machen. Doch ist ein tatsächlicher Schutz vor dem Abtragen der Pigmente nur durch eine Lackierung der Oberfläche möglich. Das Tecco DS 275 hat eine erstaunlich empfindliche Oberfläche. Diese lässt sich sehr schnell und leicht so sehr zerkratzen, dass die Schicht und die Pigmente abgetragen werden Hochwertige Papiere in teils instabilen Verpackungen Dass Produkte aus hochwertigen Grundstoffen wie Baumwolle eine schützende Verpackung benötigen, versteht sich von selbst, doch die Realität sieht leider häufig anders aus. Deshalb habe ich abschließend mein Augenmerk der Verpackung gewidmet. Alle von mir im Format A3+ getesteten Papiere jene von Moab ausgenommen werden in Pappschachteln verpackt, die der Formatgröße fine art printer 53

7 Präsentation 01/14 jedoch zu wenig Festigkeit geben. So gibt es Seitenwände, die leicht umknicken: Je größer das zu verpackende Format ist, desto stabiler müsste auch die Schachtel sein, da der Wert des Inhalts sehr hoch ist, doch eine angepasste Steifigkeit ist bislang noch Wunschdenken. Die hochwertigen Papiere aus Baumwolle werden üblicherweise in einer Schutzfolie verpackt, die mit einem Klebestreifen verschlossen ist. Allerdings läuft man nach dem Öffnen permanent Gefahr, dass dieser Klebestreifen auf Papieren festklebt, die man der Folie entnehmen möchte. Es würde manchem Produktmanager gut tun, auch mit seinen Produkten zu arbeiten, statt diese nur einmal zu konzipieren. Die Medien aus dem Hause Hahnemühle haben im Vergleich zu allen anderen Papieren die beste Plastikhülle. Diese ist sehr formstabil und besitzt keinen Klebestreifen. Lediglich das Harman Matt Fibre Duo hat eine übermäßig große Plastikhülle, die meiner Meinung nach bei der Handhabung mehr stört als nutzt. Unter reinen Schutzaspekten sind die Papiere von Moab am besten verpackt. Die Pappschachteln sind sehr stabil und deren Seitenwände können gut mehrere Kilos auffangen. Auch werden die Klebestreifen der Schutzhülle in der neuen Charge nicht mehr verwendet. Die Bei gestapelten Verpackungen müssen die unteren Schachteln das Gewicht der anderen tragen. Da die Seitenwände der meisten Verpackungen sehr instabil sind, lastet der Druck nicht auf ihnen, sondern auf den innen liegenden Papieren Hülle wird lediglich mit einem Sticker zugeklebt. Das neue Moab Lasal Dual Semigloss ist traumhaft verpackt. Zwischen jedem Blatt liegt ein Seidenpapier, sodass sich die Papieroberflächen nicht gegenseitig stumpf reiben. Ein Negativbeispiel liefert die Verpackung der Papiere von Rauch (DSR 120 und DSR 170). Die einheitliche Pappschachtel für sämtliche Produkte von Rauch weist einen schwerwiegenden Fehler auf. Für die Papiere DSR 120 und DSR 170 ist die maximale Füllhöhe der Pappschachtel geringer als die Stapelhöhe der Blätter. Die Papiere ragen über die Schachtel hinaus und es ist unvermeidbar, dass die oberen Blätter beschädigt werden. Grundsätzlich ist die Verpackung für das hohe Inhaltsgewicht zu instabil konstruiert, auch reißt die Ecke der Seitenwände schnell ein. Autor Markus Paul Müller ist staatl. gepr. Designer. Er leitet die Sparte Artbox der Recom Art. Sie produziert neben limitierten Künstlerbüchern, Portfolios und Kassetten auch außergewöhnliche Umsetzungsideen aus hochwertigen Materialien. Die Verpackung des Rauch DSR 170 hat den Makel, dass der Stapel Papier höher ist als die Verpackung selbst. Dadurch lässt sich kaum verhindern, dass die oberen Blätter schadenfrei transportiert werden können 54 fine art printer

8 vom einzelschuss zur ausstellung fine art printer Papiere für den Doppelseitendruck Marke Produktname Grammatur Laufrichtung* Hahnemühle Book & Album 220 g/m 2 BB Hahnemühle Photo Rag Duo 276 g/m 2 SB Harman Matt Fibre Duo 210 g/m 2 BB Canson Rag Photographique Duo 220 g/m 2 SB Innova IFA 05 / Smooth Cotton High White 225 g/m 2 BB Innova IFA g/m 2 SB Moab Entrada Rag Bright 190 g/m 2 BB Moab Entrada Rag Natural 190 g/m 2 BB Moab Lasal Photo Matte DS 235 g/m 2 BB Moab Lasal Dual Semigloss 330 g/m 2 BB Brilliant Supreme Matte Paper Duo 230 g/m 2 SB Mediajet Photo Art White Matt Duo 230 g/m 2 SB Rauch DSR g/m 2 SB Rauch DSR g/m 2 SB Tecco PFR g/m 2 BB Tecco PD g/m 2 SB Tecco PD g/m 2 SB Tecco PD g/m 2 SB Tecco DS 275 Duo Satin 275 g/m 2 SB Awagami Bamboo 170 g/m 2 BB Awagami Inbe Extra Thick White 160 g/m 2 BB * Die Laufrichtung wurde anhand der Testpackungen im Format A3+ überprüft. Diese kann jedoch abweichen, außer der Hersteller bezeichnet sie ausdrücklich, z. B. Hahnemühle Book & Album Media-settings in der Verpackung leider nur im Ausnahmefall Zum Thema Verpackung zählt auch eine Informationsbeilage, die die notwendigen Daten zu dem jeweiligen Papier liefert. Lediglich Tecco legt seinen Papieren ein Datenblatt bei, welches die passenden Media-Settings für das Papier zeigt. Die anderen Hersteller legen nur Werbezettel oder Handling-Beschreibungen bei. Bei den Papieren Harman Matt Fibre Duo und Hahnemühle Book & Album werden der Sinn und die Notwendigkeit der Laufrichtung nicht nur auf der Verpackung deutlich vermerkt, sondern auch im Datenblatt verständlich erläutert. Fazit: Überdeutlich wird, dass die Papierhersteller Nachholbedarf beim Papierzuschnitt haben. Die Laufrichtung Schmalbahn mag für den Hersteller wirtschaftlicher sein, für den Nutzer ist es Breitbahn. Bei der Verpackung genügt die Steifheit der Umverpackung leider bei Formaten größer A3 nur bedingt den Alltagsanforderungen. Und beim Abrieb der Pigmente von der Beschichtung lassen sich Beschichtungsrezepturen entwickeln, die die Probleme lösen. Dieses Problem mit einer Spraydose beheben zu müssen, kann im 21. Jahrhundert nicht die Lösung sein! Markus Paul Müller fine art printer 55