Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Predigt über Matthäus 27,46 für den Karfreitag, 25. März Das Predigtwort

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1 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Predigt über Matthäus 27,46 für den Karfreitag, 25. März 2016 Das Predigtwort Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Diese Schmerzworte hat eine Freundin auf Facebook gepostet Diese Schmerzworte für den Dunkeltag KARFREITAG Was hier geschieht, der Tod des Jesus am Kreuz geschieht in das ganze Leben dieser Erde hinein in unser aller Leben für ÜBERALL zum Trost Für jede Verlassenheit, die ist, die jetzt ist und die immer war nah, näher oder fern sie ist aber in der Welt wird in Träumen befürchtet und wird dann wahr bei Tag und bei Nacht 1

2 oder sie bricht herein mit der Kraft der Ungeheuerlichkeit in Brüssel oder im wütenden Krieg der Erde oder im Flüchtlingsheim Idomeni oder in den Meeren des Todes In die Trauer so vieler Menschen Oder eine grenzenlose Verlassenheit ist in Wien, zuhause im Haus des bekannten Künstlers, der mein Freund gewesen ist. Und ich habe niemals ahnen können, dass er seiner Frau Jahrzehnte lang ein Martyrum bereitet hat, ein Martyrium, das dem des Jesus gleicht und sie sagt mir im Gespräch: Der Teufel muss Jahrhunderte lang nachdenken über das Schreckliche, das er mir angetan hat Als ich ein Kind war, liebe Gemeinde, da dachte ich wie ein Kind und habe geglaubt: Es wird besser, das Böse hört auf eines Tages. Ich habe geglaubt, die Welt wird gut. Ganz tief. Aber sie wurde nicht gut Die Kränkung und die Geschichte der Kränkungen dieser Erde geht weiter Und das ist, seit es Leben gab und solange es Leben geben wird auf dieser Erde. Solange es mich gibt hier in der Welt, geht diese dunkle Geschichte weiter. Der Psychiater Reinhard Haller hat angesichts der Aufladung von Verhalten aufgrund von Kränkungen gesagt, dass er sich mit einer neuen Form des Bösen konfrontiert sieht. Und er spricht uns da ja aus dem Herzen. Wir spüren das jetzt sehr nah bis ins Alltäglichste hinein Weil jeder Tag Karfreitag ist, brauchen wir diesen einen Tag Weil die zernichtende Menschheitstragödie sich fortwährend neue Spielorte sucht: Kinder missbraucht, Frauen schön operiert und ihnen Kinderbeine macht Männer und Frauen in Kriege geschickt und Selbstmordattentate Weil Menschen die Natur und nicht nur vergewaltigt. Weil die Mutter Erde leidet wie die Mutter Jesu unter dem Kreuz Weil junge Menschen vor den Begriff Mensch das Wort minus setzen und sie sagen nicht nur zum Scherz: Minusmensch 2

3 Und sind dem Jesus, Minusmensch am Kreuz, dem Allerverachtetsten ohne jede Würde so nah Karfreitag ist für Dich und für mich Für das Leiden der Erde Für die Wunde dieser Welt.. Diese Religion haben, in der ich den Weg dieses einen Todes des Jesus nachvollziehe. Das Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Die Frage ganz in mich hinein lassen. Warum? Warum stirbt Jesus mit dem Warum auf seinen Lippen? Jesus stirbt mit diesem Warum, weil er das ganze Warum das ewige Warum der Welt in sich hinein nimmt in Gott hinein nimmt, der uns da stirbt. So weit geht die Allmacht, dass sie in den Tod gehen kann, dass sie Ohnmacht wird unendlich in der Sekunde des Aushauchens seines Lebens. Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist. Aber der Vater ist ja in ihm Wer mich sieht, sieht den Vater, hat er gesagt. Er ist der Trost der ganzen Welt. In ihren Schmerz stirbt er hinein J. S. Bach, dem dunkellichten Geheimnis so nah wie ein Jünger Jesu, dichtet: So gibst du nun mein Jesu gute Nacht, so stirbst du denn, mein allerliebstes Leben, ja du bist hin, dein Leiden ist vollbracht. Mein Gott ist tot, sein Geist ist aufgegeben. Mein Freund ist hin, den meine Seele liebt, der neigt sein Haupt, dem sich der Himmel bücket. Der mir und aller Welt das Leben gibt, wird von dem Tod ins finstre Grab gedrücket. Dieser Tod für alle Tode der Erde. Der Minusmensch Jesus streicht mit seinem Kreuz die Schuld und das Verirrte und das Verwirrte der Erde aus. Und er nimmt die Angst ganz in sich hinein. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost Ich habe die Welt überwunden. 3

4 Und ich habe Dich überwunden. Meine Wunde überwindet die Welt. Und er breitet die Arme aus und umfängt den Schmerz Und nimmt alles, was Dich oder einen Menschen je vernichten könnte was selbst der Teufel Jahrhunderte lang nicht verkraften könnte Und Jesus umfängt, was Dich zerstört woran Du verzweifelst. Ich muss es wiederholen: Zärtlichkeit: je vollkommener sie ist, desto verletzbarer ist sie auch. Sie nimmt den Schmerz in sich auf. Der Schmerz Gottes ist darum der vollkommenste Ausdruck seiner Liebe. Die Zärtlichkeit Jesu nimmt alles in sich hinein Um es am Kreuz zu verschlingen Dein: Mein Gott, Warum? Den Weg des Todes nachvollziehen, die Schritte golgathawärts in das Einmaligste des Einmaligen. Und die Räume des Lebens abklopfen wie losen Kalk von toten Wänden, restlos. Die Fäden zur Wirklichkeit durchschneide für deinen Erlösungsfall ins eigene Schöpfung-Sein. Es geht nur durch diesen NACHTTAG KARFREITAG Du kannst ihn nicht umschiffen, überfliegen. Wer wollte nicht ein Überflieger sein, glückliche Überfliegerin über die Probleme der Zeit Nichts wissen von der Not, der namenlosen Not Und den Schmerz nicht fühlen Aber Jesus fühlt diesen Schmerz, wie Du ihn fühlst Wie alle Schmerz empfinden, an die wir hier denken. Und Jesus weint die Tränen, alle Tränen der lieben Erde auch die versteckten, die niemand sehen darf und die keiner versteht. Aber Du glaube seinem: Ich bin für Dich da Glaube seiner Liebe, so tief unendlich für Dich geht er in den Tod 4

5 Die Fäden zur Wirklichkeit durchschneide für deinen Erlösungsfall ins eigene Schöpfung-Sein. Nur so wirst du hineingesogen ins Darüber- Absolute, nur so. Auf der Via Dolorosa SCHMERZWEGTAG - KARFREITAG vollziehst du das nach, du vollziehst es nach, in deiner Stunde, schweissnass. Und nun noch den Rest von Weltträumen und Sehnsüchten radikal verringern auf den Nullpunkt Allein. Bis zum Kreuz hin preisgegeben das alles, endgültig. Zielgültig für deinen Durchbruch in die Gott- Unmittelbarkeit. Gudula Budke Das Kreuz ist Dein Ziel. Im Kreuz ist Gott ganz bei Dir. Im Kreuz wird es wieder gut. Dieser Tod tötet jeden Tod. Das sei und ist Dein Trost. Vertraue nur Also hat Gott die Welt geliebt Und alles Leben und Dich Darum um dieser einen Liebe willen Komm mit Deinem ganzen Leben zum Kreuz! + Amen. 5