Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann

Transkript

1 FWU Schule und Unterricht VHS min, Farbe Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann FWU das Medieninstitut der Länder

2 Lernziele Die historische Figur des Nikolaus, den Bischof von Myra, kennen lernen; Nikolaus und Weihnachtsmann unterscheiden können; Einblick in die Entwicklung von Bräuchen rund um den Gedenktag des Nikolaus gewinnen; Begleiter des Nikolaus kennen; über den Unterschied zwischen dem Nikolaustag als Anlass zum Kommerz und dem Nikolaustag als Fest der Nächstenliebe nachdenken; aufgrund der neuen Informationen Bilder von Nikolaus unterscheiden können; sich bewusst für ein eigenes Nikolausbild entscheiden Zum Inhalt Der Film beginnt mit einer Darstellung von Nikolausfiguren aus der Lebenswelt von Schülern: aus Büchern, Schaufenstern, Geschäften, Adventskalendern, Zeitungen und auf Weihnachtsmärkten. Dabei wird ein Nikolaus mit den Bischofsattributen den kommerzialisierten Formen des Santa Claus gegenüber gestellt. Ausgehend von der Frage, wer denn Nikolaus war, wird vom Leben des Bischofs von Myra während der Christenverfolgung berichtet. Anschließend wird die Legende von der Ausstattung der drei armen Mädchen erzählt, die das überlieferte Verständnis des Heiligen Nikolaus als Nothelfer verständlich macht. Durch die Überführung der Gebeine des Heiligen ins italienische Bari wurde der Nikolauskult auch in der Westkirche sehr populär. Über die Jahrhunderte haben sich die Gebräuche, die sich um die Figur ranken, verändert. Zum Abschluss des Filmes wird über den volkstümlichen Herrn Winter berichtet, der in den USA zu Santa Claus mutierte und durch die Werbung von Coca Cola kommerzialisiert wurde. Damit schließt sich der Bogen zum Beginn des Filmes. Die Kenntnis der Geschichte und der Entwicklung der Gebräuche macht es zum Abschluss leichter, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Weihnachtsmännern und Nikolausfiguren zu erkennen. Hintergrundinformationen Wer war der Heilige Nikolaus? Am wird der Gedenktag des Heiligen Nikolaus gefeiert. In der Hagiographie werden zwei Personen mit diesem Namen verbunden: Bischof Nikolaus von Myra, der im 4. Jh. gelebt haben soll und Abt Nikolaus im Kloster Sion bei Myra, der später Bischof Nikolaus von Pinara wurde und im 6. Jh. lebte. Im Gegensatz zu Nikolaus von Myra sind von Nikolaus von Pinara historisch gesicherte Daten vorhanden. Der Todestag des Nikolaus von Myra wurde auf den festgelegt. In der Ostkirche ist der Nikolauskult seit dem 6.Jh. nachweisbar, in der Westkirche seit dem 10.Jh. Unterschiedlichste Quellen wurden in einer langen Überlieferungstradition zu einer Lebensgeschichte verbunden, die zahlreiche Legenden enthält. Nach der Translation der Gebeine von Myra nach Bari im Jahr 1087 wurde der Nikolauskult in der Westkirche verstärkt, seine Verbreitung als volkstümlicher Heiliger erfuhr er jedoch erst durch die Kreuzzugsbewegung, die Nikolaus-Wallfahrten und das Nothelferpatronat. Im 15. Jh. nehmen die Darstellungen in der Kunst zu und zeigen ihn immer häufiger mit der Mitra und drei goldenen Kugeln. Um 1500 waren ihm in der Westkirche mehr als 2000 Kirchen und Kapellen geweiht und die Vermischung von Legenden, Patronat und Brauchtum weit fortgeschritten. Attribute des Heiligen Nikolaus Die Attribute des Heiligen Nikolaus sind die (reduzierte) Bischofstracht mit dem Mantel, der Mitra, dem Krummstab, häufig mit dem Buch mit drei Goldklumpen (seltener mit 2

3 Broten) oder einem Anker. Mantel: Der Mantel war ein symbolisches Herrschaftszeichen, der Schutz und Sicherheit gewährte. Mitra: Kopfbedeckung der Bischöfe bei liturgischen Amtshandlungen. In den westlichen Kirchen besteht die Mitra heute aus zwei über Stirn und Hinterkopf des Trägers aufragenden schildförmigen Teilen mit zwei rückwärts herabfallenden Zierbändern. Krummstab: Ein Stab war ein Symbol für jede Auftrags- und Vollmachtserteilung. Der Krummstab der Bischöfe leitet sich vom Hirtenstab ab und wird auch als Pilgerstab verstanden. Buch: Das Buch war Symbol der Weisheit und des Wissens; Jahrhunderte lang wurde es nur als geistliches Buch verstanden. In der Bibel ist das Buch u. a. ein Symbol für die Allwissenheit Gottes, der die Menschen nach ihren Taten individuell richtet (Offenbarung 20,12; vgl. Daniel 7,10). Der Nikolaus als Patron Dem Nikolaus werden eine Vielzahl von Patronaten zugeschrieben. So ist er aufgrund der Legenden der Patron von Kindern, Schülern und heiratsfähigen Mädchen, daneben aber auch von Schiffern, Gefangenen, Bäckern, Metzgern, Küfern, Weinhändlern, Getreidekaufleuten, von Reisenden, Kaufleuten, Apothekern, Juristen u. a.; in den USA gilt er auch als Patron der Banker. Bei der Ausbreitung des Nothelfer-Kultes in Deutschland wurde er unter die 14 Heiligen aufgenommen, die bei allen Nöten angerufen werden, da sie selbst die Zusage Gottes erhalten haben, dass alle, für die sie Fürbitte halten, die Hilfe Gottes empfangen. Begleiter des Nikolaus Mit der Verbreitung von Inszenierungen zum Nikolaustag traten Knecht Ruprecht u. a. Gestalten als Begleiter auf. Beelzebub, Pelzmärtel, Krampus, schwarzer Mann u. a. sind mittelalterliche Bezeichnungen für den Teufel. Seit wann beschenkt das Christkind die Kinder? Mit der Reformation ging die Nikolausverehrung in den protestantischen Gegenden zurück. Die Geschenke wurden an Weihnachten heimlich vom Christkind gebracht. Seit 1900 wurde die Vorstellung vom Christkind als Gabenbringer auch in katholischen Gegenden übernommen. Das Bild des Christkindes soll durch eine Transformation der Vorstellung von Jesus als Kind entstanden sein, der in der Kunst seit dem 14. Jh. unter dem Einfluss der Mystik eigenständig, d. h. ohne Maria, dargestellt wurde. Stehende Kinderfiguren wurden zu Weihnachten in den Kirchen aufgestellt und zeitgenössische Abbildungen zeigen ein Kind mit Engelsflügeln im Alter von zehn bis 15 Jahren. Um 1930 löste schließlich die Vorstellung vom Weihnachtsmann das Bild vom Christkind als Gabenbringer in vielen Gegenden Deutschlands ab. Wie ist der Weihnachtsmann entstanden? Der Weihnachtsmann ist erstmals belegt auf Bildern des 19. Jhs. und in dem Lied Morgen kommt der Weihnachtsmann, das 1835 von Hoffmann von Fallersleben verfasst wurde. Über die Niederlande wurde er in die USA importiert und mutierte dort zum weltlichen Santa Claus, der nicht mehr die Attribute eines Bischofs, sondern die Kennzeichen eines Herrn Winter trägt. Thomas Nast, der 1846 aus der Pfalz in die USA auswanderte, kreierte aus einem Konglomerat verschiedener Quellen den amerikanischen Weihnachtsmann, der 1931/1932 mit den Hausfarben von Coca Cola in der Werbung avancierte. 3

4 Zur Verwendung Vor dem Film Einstieg a. Bei jüngeren Kindern könnte mit einem Wortgestalter begonnen werden, in dem die Kinder zu jedem Buchstaben des Wortes Nikolaus ein neues Wort bilden, das mit dem Nikolaustag und der Figur zu tun hat. Anschließend erklären die Schüler schriftlich oder mündlich, was das neue Wort mit dem Leitbegriff zu tun hat. b. Alternativ oder ergänzend können die Schüler zusammengesetzte Begriffe suchen, in denen das Wort Nikolaus vorkommt. Der Lehrer kann sie an die Tafel schreiben und gleichzeitig gruppieren, z. B. Nikolausstiefel (Brauchtum), Nikolausgeschichte (Legenden), Nikolauskirche/-see (Gebäude, Orte). c. Als Hausaufgabe könnten sie vom Nikolaus, vom Weihnachtsmann und vom Christkind Bilder sammeln (oder zeichnen) und sich die Unterschiede zwischen den drei Figuren überlegen. 1. Motivation über offene Fragen Wie sieht der Nikolaus aus? Wie wird der Nikolaustag gefeiert? Eventuell Kinder aus verschiedenen Ländern berichten lassen oder als Hausaufgabe geben, Kinder aus anderen Regionen Deutschlands und aus anderen Ländern zu fragen. Welche Bezeichnungen kennt ihr noch im Zusammenhang mit dem Nikolaus? Wie wird der Weihnachtsmann in den USA genannt? (Santa Claus) Wie wurde der Nikolaus in der UdSSR genannt? (Herr Winter, Väterchen Frost) Warum gibt es den Nikolaustag vor dem Weihnachtsfest? Warum nicht nur das Weihnachtsfest? Warum gibt es den Nikolausstiefel bzw. den Nikolausstrumpf? Warum wird der Nikolaustag am 6. Dezember gefeiert? Die Antworten auf die Fragen können im Tafelbild oder auf vorbereiteten Arbeitsblättern strukturiert werden. Unklarheiten und offene Fragen können schriftlich festgehalten werden und die Schüler werden aufgefordert, im Film auf Antworten zu achten. 2. Klärung der wichtigsten Begriffe und Fremdwörter, die im Film genannt werden: Bischof/Priester Christenverfolgung Heiliger Wallfahrtsort Reliquien Patron Legenden Lokalisierung von Patara, Myra bzw. Kale/Demre (bei Antalya) und Bari Nach dem Film 1. Eindrücke: Zunächst können die Schüler ihre Eindrücke frei äußern. Wahrscheinlich werden sie ihre eigenen Erlebnisse mit der Darstellung im Film vergleichen. Falls Wertungen über unterschiedliche Nikolausbräuche einfließen, können sie aufgefordert werden, diese zu begründen und andere Formen des Feierns zu akzeptieren. 2. Fragen: Falls sie noch weitere Fragen haben, können sie zu dem vorhandenen Tafelbild oder Arbeitsblatt hinzugefügt werden. In einem zweiten Schritt könnten die offenen Fragen beantwortet werden. 3. Differenzierungen: Nun können die Unterschiede zwischen dem Nikolaustag bzw. dem Weihnachtsfest als reinem Kommerz und als Fest der Nächstenliebe herausgearbeitet werden. An dieser Stelle könnte auch eine passende Legende gelesen und interpretiert werden. Im Zusammenhang mit der Interpretation könnte der Sinn der Überlieferung von Legenden geklärt werden. 4

5 4. Reflexion: Schüler treffen eine Aussage über den Nikolaus bzw. Weihnachten und begründen sie, z.b. Der Nikolaus hat den drei Mädchen geholfen, weil... ; Der Nikolaus beschenkt die Kinder, weil... ; Ich freue mich auf das Christkind, weil.... Meinungen und Begründungen können gesammelt und diskutiert werden. 5. Neues Verständnis der Nikolausfigur? a. Abschließend kann im Unterrichtsgespräch geklärt werden, ob sich für die Schüler im Verständnis des Nikolaustages durch den Film etwas geändert hat. In einem kleinen Projekt (vgl. b-d) kann dies vertieft werden. Vielleicht haben die Schüler Ideen, wie sie den kommenden Nikolaustag (anders als früher?) gestalten könnten. b. Die Schüler können eine Nikolauskarte zeichnen oder als Collage gestalten, die sie verschicken. c. Wandzeitung: Die Schüler gestalten eine Wandzeitung, in der sie die verschiedenen Nikolausfiguren darstellen und kommentieren. d. Vielleicht wollen die Schüler am 6. Dezember selbst Nikolaus spielen? Dies könnte durch Rollenspiele mit einer jeweils anderen Nikolausfigur vorbereitet werden. Herausgabe FWU Institut für Film und Bild, 2003 Produktion IKARUS-Filmproduktion im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild Buch und Regie Max Kronawitter Ton Heike Kunze Begleitkarte Heike Hermann Bildnachweis IKARUS-Filmproduktion Pädagogischer Referent im FWU Dr. Anton Deutschmann Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen, Medienzentren und konfessionelle Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öv zulässig Internetadresse Eine Zusammenfassung der Legenden, ein Nikolauslexikon und weitere Informationen finden Sie im Internet unter Literatur Roman Mensing, Nikolaus von Myra, Patmos, Düsseldorf Nacherzählte Nikolauslegenden in heutiger Sprache zum Vorlesen. Clement Clarke Moore, Als der Nikolaus kam, Nord-Süd-Verlag, Hamburg Ein weihnachtliches Gedicht von 1822, von Erich Kästner fantasievoll übersetzt FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de Internet /06.03 ARS

6 FWU Schule und Unterricht VHS min, Farbe FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D Grünwald Telefon (0 89) Telefax (0 89) info@fwu.de Internet zentrale Sammelnummern für unseren Vertrieb: Telefon (0 89) Telefax (0 89) vertrieb@fwu.de MATTHIAS-FILM Gemeinnützige GmbH Gänsheidestraße 67 D Stuttgart Telefon (0711) Telefax (0711) schuchardt@matthias-film.de Internet Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann Wer in der Adventszeit in den Einkaufsstraßen unserer Städte unterwegs ist, begegnet ihm häufig: dem Weihnachtsmann. Mit roter Pudelmütze und weißem Bart steht er vor den großen Geschäften und soll dort Eltern und Großeltern zum Konsum einladen. Kaum mehr einer ahnt, dass für diese Gestalt auch einmal der Heilige Nikolaus von Myra Pate gestanden hat. Im Gegensatz zum Weihnachtsmann ist Sankt Nikolaus aber immer seltener zu finden. Der Film begibt sich auf eine Spurensuche nach diesem großen Heiligen und skizziert den Weg vom Nikolaus zum Weihnachtsmann. Schlagwörter Nikolaus, Weihnachten, Weihnachtsmann, Brauchtum, Heiliger Grundschule Religion Kirchenjahr, Vorbilder, Heilige Allgemeinbildende Schule (3-8) Sonderschule Außerschulische Jugendbildung (8-14) Weitere Medien Wenn das Leben geht. VHS, 10 min, f GEMA Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Keine unerlaubte Vervielfältigung, Vermietung, Aufführung, Sendung! Freigegeben o. A. gemäß 7 JÖSchG FSK 00