Wäsche waschen mit Regenwasser darf jeder!

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1 Wäsche waschen mit Regenwasser darf jeder! Regenwassernutzung ist (auch) Hochwasserschutz Jahrzehntelang wurde in Deutschland sorglos mit dem Hochwasserschutz umgegangen. Flächen wurden versiegelt, Flüsse wurden begradigt natürliche Hochwasserschutzzonen besiedelt und zubetoniert. Die Folgen werden jetzt in Deutschland sichtbar: Schäden in Milliardenhöhe müssen von Bewohnern sowie den Kommunen und Ländern getragen werden. Zahlreiche Firmen oder Wohneigentümer werden sich nie wieder von dem finanziellen Fiasko erholen können. Aktiver Hochwasserschutz könnte schon längst durch eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung erfolgen, so Dietmar Sperfeld, Fachreferent der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.v. in einem Interview. Aber in den meisten deutschen Kommunen und Bundesländern werden engagierten Bürgern Steine in den Weg gelegt oder nachhaltige Maßnahmen blockiert. Autor: Armin Grebe, Sachverständiger für Gebäudetechnik, Hannover Neue Verordnungen neuer Unsinn Jüngstes Beispiel einer verfehlten Hochwasserpolitik wurde mit der Novellierung der Trinkwasserverordnung geschaffen: anstatt die Nutzung von Regenwasser politisch, wenn schon nicht finanziell, zu fördern, wird bei einer Nutzung die Abnahme der Anlage durch das Gesundheitsamt vorgeschrieben und das Wäsche waschen mit Regenwasser eingeschränkt. Hier überlegen sich Bauherren nun zweimal, ob sie die Mehrkosten einer von ca Euro auf sich nehmen. Dabei dient die Regenwassernutzung neben der Einsparung von Trinkwasser auch aktiv dem Hochwasserschutz: durch die Zwischenspeicherung wird das Wasser erst zwei bis vier Wochen nach dem Regenereignis durch die Nutzung verzögert an die Kanalisation abgegeben. Dies hätte das Hochwasser an Donau und Elbe zwar nicht verhindert, allerdings wären die Scheitelpunkte und die damit verbundenen Kosten deutlich niedriger ausgefallen. Doch ihrer Verpflichtung dem Bürger gegenüber kommen leider nur wenige Kommunen nach. Ein positives Beispiel ist Zweibrücken: In den Neubaugebieten wird die Regenwassernutzung zwingend vorgeschrieben, wobei die Speicher über ein sogenanntes Retentionsvolumen verfügen müssen. Das Wasser aus diesen Speichern wird gedrosselt abgegeben oder vor Ort versickert. Zweibrücken konnte bei diesen Neubaugebieten auf einen Regenwasserkanal verzichten, so dass bei Regen letztendlich die Flüsse entlastet werden. Die neue Trinkwasserverordnung Am 1. Januar 2003 tritt die neue Trinkwasserverordnung in Kraft. Leider sorgt sie schon jetzt für Verunsicherung unter den Bauherren, da Falschinformationen über die Auswirkungen der Verordnung auf die Nutzung von Regenwasser für den privaten Haushalt kursieren. Die Verwendung von Dachablaufwasser... zum Waschen von Wäsche ist neben rein ästhetischen Gründen auch aus hygienischer Sicht abzulehnen, so der DVGW (Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.v.) in einer Informationsschrift. Doch Texte dieses Vereins sind nicht Gesetz. Keine Einschränkung der Regenwassernutzung Deshalb hier das Wichtigste: Entsprechend Ziffer 1 der Verordnung ergibt sich keinerlei Einschränkung für die Regenwasserwassernutzung in eigengenutzten Wohnhäusern für die Toilettenspülung, die Gartenbewässerung, das Wäschewaschen und Reinigungszwecke. Im vermieteten Wohnungsbau muss allerdings dem Mieter die Wahlmöglichkeit zwischen Trinkwasser und Regenwasser für die Waschmaschine zugestanden werden. Somit besteht auch eine ausreichende Sicherheit für Planer, da der Endnutzer selber dafür verantwortlich ist, welches Wasser er letztendlich verwendet. Insbesondere ist es nicht möglich, eine solche Nutzung zu verbieten, wie z.b. durch ein VGH-Urteil in Bayern bestätigt. Wasserversorgern, die dies trotzdem versuchen, drohen unmittelbare Unterlassungsklagen. Großer Wasserverbrauch Sieht man sich den durchschnittlichen Wasserverbrauch an, so ergeben sich nicht unerhebliche Einsparungen durch den reduzierten Trinkwasserverbrauch: Eine Person benötigt durchschnittlich 128 Liter Wasser am Tag. Durch wassersparende Maßnahmen lässt sich dieser Verbrauch auf etwa 100 Liter reduzieren. Durch den Einsatz von Regenwasser im Haus können nochmals bis zu 30 Liter eingespart werden. Bestandteile einer Regenwasseranlage In den letzten Jahren sind zahlreiche Hersteller mit schlüsselfertigen Systemen in Modulbauweise auf den Markt gekommen. Eine Anlage umfasst als wesentliche Komponenten: Speicher in der geeigneten Dimensionierung mit einer Vorrichtung zur Trinkwassernachspeisung in Trockenzeiten, 50

2 Filter zur Entfernung von Schmutzstoffen, Pumpe oder Druckerhöhungsanlage, Zweites Leitungsnetz, das vom Trinkwassernetz streng getrennt zu halten ist. Abbildung 1 verdeutlicht das Funktionsprinzip einer : Das vom Dach (1) abfließende Niederschlagswasser wird über einen Filter (2) in den Speicher (3) geleitet. Haustechnik Das Herz der Anlage der Speicher Dieser ist das Kernstück einer. Neben der Speicherung des Regenwassers dient er bei richtiger Wasserführung als zweite und dritte Reinigungsstufe. Durch Sedimentation (zweite Reinigungsstufe) sinken feinste Partikel zu Boden und bilden hier eine dünne Sedimentschicht, an die auch gelöste Stoffe angelagert werden. Ein hochwertiger Speicher verfügt über einen beruhigten Einlauf, der das Regenwasser behutsam in den Speicher leitet und somit die Aufwirbelung des Bodensedimentes verhindert. Durch einen Überlauf wird bei vollem Speicher überschüssiges Regenwasser abgeleitet und feine Schwimmstoffe auf der Oberfläche werden ausge- Abb. 1: Funktionsprinzip einer Grafik: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.v. 51

3 Abb. 2: Regenwasserspeicher aus Beton Grafik: Fa. Intewa Abb. 3: Wirbelfilter für den Tankeinbau, Grafik: Fa. Intewa Dimensionierung einer Regenwasseranlage Der Speicher sollte je nach Standort oder Liter pro Quadratmeter Dachfläche aufnehmen, d.h. bei 100 m 2 Dachfläche besitzt der Speicher ca Liter Fassungsvermögen. Eine genaue Dimensionierung bieten fast alle Hersteller auf ihren Internetseiten an. schwemmt (dritte Reinigungsstufe). Wird der Überlauf an den Kanal angeschlossen, so ist darauf zu achten, dass dieser über der Rückstauebene (Straßenebene) liegt, um den Speicher gegen ein eventuelles Eindringen von Schmutzwasser aus der Kanalisation zu sichern. Besser ist natürlich der Anschluss an einem Versickerungssystem (Mulde oder Rigole). Das im Speicher gesammelte Wasser wird oberhalb der Sedimentationszone mittels Saugpumpe zu den einzelnen Verbrauchsstellen wie Toiletten (10), Waschmaschine (11) oder Außenzapfhahn gefördert. Durch eine automatische Füllstandserfassung und Nachspeisung wird die Versorgung bei leerem Speicher durch die Einspeisung von Trinkwasser sichergestellt. Dabei erfolgt die Trinkwassernachspeisung bedarfsgerecht, das heißt, es wird nur soviel Trinkwasser zugeführt, wie auch benötigt wird. Schutzmaßnahmen Zum Schutz vor Verkeimung des Trinkwassers sind Verbindungen zwischen beiden Leitungssystemen unzulässig. Daher sind Wasserzähler und Zapfstellen zu kennzeichnen. Auch sollte unbedingt ein anderes Rohrmaterial (ggf. mit einer anderen Farbe) als das für Trinkwasser verwendet werden, damit Verwechslungen beim Bau, aber auch später bei Reparaturen oder Umbauten vermieden werden. Wartung Bei folgenden Komponenten einer Regenwasser- Nutzungsanlage ist eine Kontrolle und Wartung besonders wichtig: Funktion, insbesondere Gefälle und Zustand der Dachrinnen, der Fallleitungen und deren korrekter Anschluss an Rinne und Filter (jährlich) Geruch und optische Beschaffenheit des Regenwassers im Speicher (jährlich) Dichtheit des Speichers, seiner Anschlüsse und der Abdeckung (jährlich) Funktion der Druckerhöhungsanlage sowie Zustand der Elektroinstallation (jährlich) Reinigung des Speichers (alle 5 bis 10 Jahre) Überprüfung von Zustand und Funktion des Filters, ggf. Reinigung (Intervall nach Herstellerangaben) Vorschriften/ Genehmigung Beim Bau von n sind einige Normen und Vorschriften zu beachten. Eine baurechtliche Genehmigung ist in der Regel nicht erforderlich. Im April 2002 wurde der erste Teil der neuen DIN 1989 n veröffentlicht. Dieser Teil 1 zur Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung wird zukünftig die wesentliche Grundlage für die Realisierung von n sein. Der Teil 2 (Filter) wurde im Frühjahr 2002 als Gelbdruck fertig gestellt. Teil 3 (Regenwasserspeicher) liegt in der Fassung Oktober 2001 als Gelbdruck vor. Teil 4 (Bauteile zur Steuerung und Überwachung) wird zur Zeit in dem zuständigen Arbeitskreis bearbeitet. Die Veröffentlichung des Gelbdrucks ist für Ende 2002 vorgesehen. Weiterhin ist die DIN- Norm 1988 (Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen TRWI) zu berücksichtigen. (z.b. Sicherheitsventile, Hinweisschilder, Verwendung unterschiedlicher Materialien für Leitungssysteme). Anmeldung Die Errichtung neuer Anlagen zur Regenwassergewinnung und bauliche Veränderungen an bestehenden Anlagen sowie Inoder Außerbetriebnahmen müssen nach dem AVB- WasserV 3 dem Wasserversorgungsunternehmen in jedem Fall gemeldet werden. Auch bei einem Eigentumswechsel sind der Erwerber und der ehemalige Inhaber zur Anzeige verpflichtet. Es ist sicherzustellen, dass keine Rückwirkungen auf das öffentliche Wasserversorgungsnetz entstehen. In besonders sensiblen Bereichen, zum Beispiel in 52

4 Gaststätten, Kindergärten, Krankenhäusern, Altersheimen etc., unterliegen Anlagen zur Regenwassernutzung der Aufsicht der Gesundheitsämter. Wirtschaftlichkeit Verschiedene Berechnungen zeigen, dass sich bei fachlich korrekter Installation und Beachtung aller notwendigen Sicherheitsvorkehrungen die Kosten für eine im Einfamilienhaus auf rund m belaufen. Bei Berücksichtigung der Anlagekosten sowie des Wartungsaufwands, dessen Kosten auf ca. 100 m pro Jahr geschätzt werden, ist abzüglich der jährlichen Einsparung von Trinkwasser mit einer Amortisationszeit von bis zu 18 Jahren zu rechnen. Wie weit sich eine Anlage rentiert, hängt vom Wasserpreis, der Gestaltung der Abwassergebühren sowie von der eventuellen Vergabe von Fördermitteln durch die Gemeinde bzw. durch das Bundesland ab. So gewährt das Land NRW im Rahmen der Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft in NRW derzeit Zuschüsse von bis zu m. Zudem werden Versickerungssysteme und Entsiegelungsmaßnahmen mit 15 m/m 2 neugestalteter Versickerungsfläche bzw. entsiegelter Fläche gefördert. Bestandteil der Förderung sind neben den Kosten für die Komponenten auch die Montageleistungen. Gefördert werden nur Regenwassernutzungssysteme, die die allgemein anerkannten Regeln der Technik berücksichtigen. Zudem darf das Wasser nicht nur für den Garten verwendet werden, sondern muss im Haus auch für Waschmaschine oder WC genutzt werden. Regenwassernutzung und Versickerung Die Nutzung und Versickerung von Regenwasser stellen keine Konkurrenz dar, sondern ergänzen sich in idealer Weise. Die wesentlichen Vorteile einer Versickerungsanlage liegen in der vollständigen Abkopplung vom öffentlichen Kanalnetz. Bei der Planung muss die Höhenlage der Kanalisation nicht mehr berücksichtigt werden. Zudem entfällt die notwendige Sicherung der Anlage gegen Rückstau aus dem Kanal. Durch die gemeinsame Ausführung von Nutzung und Versickerung können Baukosten eingespart und die Abwassergebühren und -beiträge gesenkt werden. Qualität des zu versickernden Wassers Feinstpartikel und Schadstoffe sollten möglichst nicht in eine Versickerungsanlage gelangen. Sie würden langfristig zu einer Verschlammung der Sickeranlage führen, Schadstoffe gefährden das Grundwasser. Durch eine vorgeschaltete werden im Filter sowie durch Sedimentation im Speicher Feinstpartikel abgeschieden und gelöste Schadstoffe durch Fällung und Sorption im Speichersediment gebunden. Aufgrund der qualitativen Verbesserung des Wassers in der kann der Überlauf bei ausreichenden Grundwasserabständen auch unterirdisch versickert werden. So wird in wasserwirtschaftlich sensiblen Gebieten erst durch eine vorgeschaltete eine Versickerung vertretbar sein. Entlastung von Kanal und Kläranlage Durch die vollständige Abkopplung des Regen-

5 Abb. 4: Platzsparende Kompaktanlage mit Saugpumpe für Regenwasser und automatischer Trinkwassernachspeisung Foto: Fa. Intewa Abb. 5: Versickerungsspeicher im Garten eines Einfamilienhauses Foto: Fa. Intewa wassers kann in Neubaugebieten auf einen Regenwasserkanal verzichtet werden. Im Bestand wird die Kanalisation entlastet. Werden viele solcher Anlagen realisiert, kann eine Sanierung von Kanälen und Rückhaltebecken unter Umständen entfallen. Zudem wird die Belastung der Kläranlage verringert und somit deren Reinigungsergebnis verbessert. Regenwassernutzung und Versickerung Folgende Ausführungsvarianten sind denkbar: Versickerungsmulde Das nicht nutzbare Überlaufwasser der Zisterne wird einer flachen Versickerungsmulde zugeführt. Die Versickerung erfolgt über eine belebte Bodenschicht (funktioniert auch bei hohen Grundwasserständen). Die Ausführung einer solchen Anlage ist denkbar einfach, die Voraussetzungen allerdings sind ein ausreichendes Platzangebot und geeignete Gefälleverhältnisse. Rohrrigole Rigolen sind mit Kies gefüllte Zwischenspeicher, denen das Überlaufwasser des Speichers über ein gelochtes Rohr (Drainagerohr) zugeführt wird. Sie werden eingesetzt, wenn die Flächen zum Bau einer Mulde nicht ausreichen oder der Speicherüberlauf zu tief unter dem Gelände liegt. Damit die Rigole von außen her nicht verschlammt, wird sie mit einem Filtervlies umhüllt. Vorraussetzung für die Genehmigung ist allerdings ein Abstand von mehr als einem Meter zwischen der Unterseite der Rigole und dem höchsten Grundwasserstand. Ohne einen vorgeschalteten Speicher werden Rigolen üblicherweise nicht genehmigt. Versickerungsspeicher Das Überlaufwasser der Zisterne wird einer Versickerungsrigole zugeführt, die in der Grube, die beim Aushub für den Regenwasserspeicher entstanden ist, angelegt wird. Diese Variante ist platzsparend, erfordert aber ebenfalls einem ausreichend großen Grundwasserabstand. Solche Systeme werden von Zisternenherstellern komplett angeboten. Bemessung und Genehmigung Die Bemessung einer Versickerungsanlage richtet sich derzeit nach einem ATV-Merkblatt und erfolgt in der Regel durch den Lieferanten der Anlage. Bemessungshinweise für eine Kombination von Zisterne und Rigole sind seitens der fbr in Vorbereitung und werden in Kürze in einem Hinweisblatt veröffentlicht. In diesem Arbeitsblatt wird eine Reduzierung des Rückhaltevolumens der Versickerungsanlage durch die berücksichtigt. Eine Versickerung ist im privaten, im öffentlichen und im gewerblichen Bereich in Deutschland fast überall genehmigungspflichtig. Quellen: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.v. (fbr), Bayrisches Landesministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen Herstellerunterlagen Einen Artikel über einen Filtervergeichstest für Regenwasserspeicher finden Sie auf unserer Internetseite Weiterführende Informationen vom fbr: Der Wasserspiegel, Herausgeber: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.v. (fbr) Havelstraße 7A, Darmstadt, Telefon / , Telefax / , 54